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Archiv "Fribrinogenreduktion durch Apharese: Wie die Mikrozirkulation verbessert werden kann" (26.05.2000)

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Academic year: 2022

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ei rund 40 000 bis 50 000 Pa- tienten entwickelt sich jähr- lich als Spätkomplikation des Diabetes mellitus ein diabetischer Fuß. Bei den oft frustranen Bemühun- gen um diese schweren Mikrozirku- lationsstörungen mit wiederkehren- der Antibiotikatherapie und extensi- ver Wundbehandlung steht stets als Schreckgespenst die Amputation im Raum. Jährlich ist sie in der Bundes- republik bei 20 000 bis 25 000 Diabeti- kern Ultima Ratio.

Kürzlich wurde ein Apharesever- fahren (RheoSorb®) zugelassen, wel- ches die Hämorheologie und die Mi- krozirkulation zu verbessern vermag.

Dabei wird nach Antikoagulation und Plasmaseparation fibrinogenreiches Plasma durch Pentapeptid beladene Sepharose CL-4 B geleitet, selektiv gebunden und das fibrinogenredu- zierte Plasma anschließend zum Pa- tienten zurückgeleitet. Auf einem Symposium in Berlin wurde das inno- vative Verfahren näher dargestellt und über derzeit laufende klinische Studien berichtet.

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Bei den Untersuchungen kon- zentriert man sich insbesondere auf das Syndrom des diabetischen Fußes.

Prof. Gordon Lowe (Universität Glas- gow) erklärte, dass ein Anstieg des Plasmafibrinogenspiegels ein vorzüg- licher Indikator für ein später zu er- wartendes ischämisches Ereignis im Bereich des Herzens, Gehirns oder der Extremitäten sei. Dies ließe sich bei Rauchern besonders gut dar- stellen, deren Plasmafibrinogenspie- gel stets erhöht sei und auf normale Werte absinke, sobald sie dem Rau-

chen dauerhaft entsagen. Fibrinogen bestimmt in hohem Maße die Visko- sität von Plasma und Vollblut und wirkt sich insbesondere auf die Mi- krozirkulation aus. Verbessert man gezielt die rheologischen Eigenschaf- ten des Blutes durch Verringerung des Fibrinogens, so lassen sich nach An- sicht Lowes ischämische Prozesse auf- halten beziehungsweise in ihrer Ent- stehung bereits unterdrücken.

Zurzeit wird der therapeutische Erfolg des Aphareseverfahrens Rheo- Sorb in Boston, München und Lund bei Patienten mit diabetischem Fuß, nach gefäßchirurgischem Eingriff, nach Extremitäten-Amputation un- tersucht. Die Behandlung dauert vier Wochen, anschließend erfolgen Kon- trolluntersuchungen. Die Gesamtbe- obachtungzeit umfasst zwölf Monate.

Dr. Werner Richter (München) be- richtete von den sieben ersten Patien- ten mit diabetischem Fuß, bei denen Rheosorb im Rahmen einer Studie klinisch angewandt wurde. Alle in die Studie aufgenommenen Patienten hatten konservative Standardtherapi- en über zwölf Monate erfolglos durch- laufen. Unter Anwendung des Fibri- nogen-Adsorptionsverfahrens zeigten sie einen deutlichen Rückgang der Ul- cerationes und zugleich die Entwick- lung von Granulationsgewebe. Rich- ter äußerte daher die Hoffnung, dass durch gezielte Fibrinogen-Reduzie- rung die hohe Amputationsrate beim diabetischen Fuß wesentlich vermin- dert werden kann.

Bei Fibrinogenwerten über 200 mg/dl ist die Gefäßsituation als ungünstig und über 300 mg/dl als ge- fährdend im Hinblick auf eine Ge- fäßokklusion einzustufen. In der Re- gel zeigen Patienten mit Mikroangio- pathien Plasmafibrinogenwerte zwi-

schen 400 und 600 mg/dl. Insofern plä- dierte der Referent für eine länger währende Fibrinogenreduktion auf Werte weit unter 100 mg/dl, da es dann zu keiner Erythrozyten-Aggre- gation mehr kommt. Unter diesem Wert verbessert sich die Mikrozirku- lation innerhalb von circa vier bis sechs Wochen.

Als weitere Indikationsbereiche für RheoSorb sieht Richter Erkran- kungen und Zustände mit häufig ho- her Fibrinogeneinlagerung, zum Bei- spiel dilatative Kardiomyopathie, in- stabile Angina pectoris, Zustand nach Transplantation oder nach Bypass- Operation, Patienten mit zerebralen Durchblutungsstörungen, vaskuläre Erkrankungen der Retina, Sepsis, Hörsturz et cetera.

Dr. Robert Koll (PlasmaSelect AG, Teterow) nannte als optimales Therapieziel die Absenkung des Plas- mafibrinogenspiegels auf Werte von 60 bis 90 mg/dl. Da zu Beginn der Be- handlung stets ein rascher Wieder- anstieg der Fibrinogenkonzentration und der Plasmaviskosität auftritt, ist anfangs eine Therapie alle 24 bis 48 Stunden erforderlich, später sind nur noch weiträumigere Behandlungsab- stände nötig, da der Wiederanstieg sich zunehmend abschwächt.

Anders als bei der Dialyse wird der Patient durch die Behandlung – sie dauert in der ersten Sitzung durch- schnittlich mehr als drei Stunden, in den Erhaltungstherapien circa eine Stunde – kaum belastet. Zwar ist die Therapie derzeit noch Kliniken vorbe- halten, jedoch ist davon auszugehen, dass das Verfahren auch ambulant in entsprechenden Schwerpunkt- und Facharztpraxen durchführbar ist.

Koll bezeichnete das Verfahren als sicher, effektiv und gut verträglich.

In Versuchen am Tier und an gesun- den Probanden zeigte sich, dass weder die Blutgerinnung ungünstig beein- flusst wird noch histologische Organ- veränderungen oder Co-Elimination von anderen Proteinen, Hormonen, Elektrolyten auftraten. Die Referenten betonten, dass sie das Adsorptions- verfahren nicht als lebenslange The- rapie erachten, sondern als effizien- te Maßnahme in schwerwiegenden Akut-Situationen, wie der Entwick- lung von Ulcus oder Gangrän beim Diabetiker. Dr. Barbara Nickolaus A-1441

P O L I T I K MEDIZINREPORT

Deutsches Ärzteblatt 97,Heft 21, 26. Mai 2000

Fribrinogenreduktion durch Apharese

Wie die Mikrozirkulation verbessert werden kann

Diabetiker mit Spätkomplikationen wie Ulcus oder Gangrän profitieren nach ersten Studien von der innovativen Technik.

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