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World of Pinot Noir – die etwas andere Art «Pinot» zu zelebrieren

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Academic year: 2022

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Rebberge an der Kalifornischen Central Coast – Sonne, Eichen, Rolling Hills.

Mit dem Pinot noir wurde anfänglich ähnlich verfahren, auch er wurde oft zum Nachbarn der Bordeaux-Sorte.

Aber wo Cabernet Sauvignon gut gedeiht, gelingt ein Pi- not noir wohl kaum. Mit der Zeit haben sich jedoch ein paar neue AVAs (American Viticultural Area: amerikani- sche Bezeichnung für kontrolliertes Ursprungsgebiet) etabliert, die besser für Pinot noir geeignet sind. Regionen wie Carneros, Santa Rita Hills, Sonoma Coast, Russian River Valley oder das Anderson Valley in Mendocino County sind heute die bevorzugten Anbaugebiete für die Burgundersorte. Sie liegen näher am relativ kalten Pazifik und profitieren daher vom kühleren und feuchteren Klima. Heute ist die Zahl reiner Pinot-Noir-Kellereien deutlich angestiegen; noch vor wenigen Jahren wäre dies praktisch undenkbar gewesen.

Matthias und Sina Gubler-Möhr, Maienfeld info@moehr-niggli.ch

In das einleitend geschilderte Umfeld passt gut die Ge- schichte einer Handvoll Winzer von der kalifornischen Central Coast: Sie hatten vor zehn Jahren die Idee, einen Anlass zum Thema Pinot Noir zu lancieren. Der Name

«World of Pinot Noir» war schnell gefunden, heute ver- wendet man allerdings fast nur noch das Kürzel WOPN!

(«WO-PEN»)

Eine Idee setzt sich durch!

Wer schon in Kalifornien war, weiss, dass Chardonnay und Cabernet Sauvignon häufig unmittelbar nebenein- ander angebaut werden. Dies ist zum Teil heute noch so.

World of Pinot Noir – die etwas andere Art

«Pinot» zu zelebrieren

Es ist noch nicht allzu lange her, da wurden Pinot-Noir-Produzenten in Kalifornien fast belächelt;

schliesslich waren Chardonnay und Cabernet Sauvignon im Land der unbegrenzten Möglichkeiten Trumpf. Dieses Bild hat sich in den letzten zehn Jahren grundlegend verändert. Heute ist es sogar chic, aus einem grossen Burgunderglas Pinot noir zu geniessen. Der Kinofilm «Sideways» hat dann vor fünf Jahren vollends eine Pinot-Noir-Euphorie ausgelöst und der Sorte zu einer «Hype» – einem regelrechten Medienrummel – verholfen. Heute hat Pinot noir neben Cabernet Sauvignon Kultstatus!

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Öffentliche Veranstaltungen – Abendessen, Degustationen, Seminare

Das eigentliche Herzstück des WOPN sind die zahlrei- chen öffentlichen Veranstaltungen, die sich über zwei Tage hinziehen. In mehreren lokalen Kelterbetrieben werden Seminare durchgeführt. Die Themenpalette ist sehr vielfältig, wobei man auch vor technischen The- men wie «Filtration Ja oder Nein» und heiklen Fragen:

«Wie wichtig ist dem Produzenten die Farbe» nicht zu- rückschreckt. Es versteht sich von selbst, dass während diesen Tage viel Wein fliesst.

Verkostungen mit Ambiente

Sehr wichtig sind die zwei grossen Degustationen, an denen über 200 Betriebe ihre Weine vorstellen. Sie fin- den – wie es sich für Kalifornien gehört – direkt am Meer statt, sodass das Umfeld den Eindruck der Weine noch verstärkt. Etwas Show und Glamour dürfen einfach nicht fehlen. Damit wissen die Amerikaner sehr gut um- zugehen. Immer wieder werden internationale Gäste eingeladen. Natürlich werden englisch sprechende Län- der wie das aufstrebende Neuseeland bevorzugt. Doch sind in den letzten Jahren auch junge Winzer aus Öster- reich dabei gewesen.

Zu den Anlässen gehören aber auch die zahlreichen Sommeliers, die für einen reibungslosen Ablauf sorgen.

Sehr grosser Wert wird auf die richtige Präsentation des Weins gelegt; dabei spielt nicht nur das Äussere derWein- flasche eine Rolle. Die richtige Ausschanktemperatur der Weine und das Prüfen der Qualität – eventueller Korkge- schmack – sind ebenfalls sehr wichtige Kriterien. Für die Weingläser konnte von Anfang an Riedel als Sponsor ver- pflichtet werden. Es muss also beim Degustieren nie- mand auf das traditionelle Burgunderglas verzichten.

Die «Paulée»

Einer dieser Anlässe hat sich in den letzten Jahren zum eigentlichen Geheimtipp gemausert und verdient be- sondere Erwähnung: die «Paulée». Der Brauch stammt Man trifft sich anfangs März beim WOPN

Um den Bekanntheitsgrad der Sorte zu steigern, haben wie erwähnt seinerzeit eine Hand voll Pinot-Noir- Produzenten in Kalifornien das WOPN-Stelldichein ini- tiiert. Heute ist es einer der bedeutendsten Pinot-Noir- Anlässe überhaupt. Jeweils am ersten Wochenende im März kommen die Vertreterinnen und Vertreter von rund 300 Weingütern aus der ganzen Welt zusammen, präsentieren an öffentlichen Degustationen der Welt ihre Weine, diskutieren an ebenfalls öffentlichen Semi- naren verschiedenste Themen um die Rebsorte Pinot noir und kreieren zusammen mit Spitzenköchen ausge- fallene Menüs zu ihren Weinen. Ebenfalls dem World of Pinot Noir angehängt ist eine zweitägige Jungweindegus- tation, diesmal nur für Produzenten, ein Pendant zu

«Steamboat Pinot Noir» in Oregon.

Stetig ist nur der Wandel

Um der Dynamik des Anlasses und den damit verbunde- nen nötigen Veränderungen Rechnung tragen zu kön- nen, setzt sich das Organisationskomitee immer wieder neu zusammen. Jedes Jahr scheiden eine oder zwei Per- sonen aus, die allerdings gegebenenfalls nach einigen Jahren wieder in das OK zurückkehren können. So wird der Bildung von starren Strukturen oder dem allzu be- harrlichen Festhalten an Bewährtem entgegengewirkt.

Jungweindegustation – technische Degustation Dieser Teil des WOPN – die technische Degustation – ist ausschliesslich für Winzer gedacht. Während zwei Tagen wird aufs intensivste degustiert, diskutiert, notiert und natürlich werden Eindrücke ausgetauscht sowie neue, wichtige Kontakte geknüpft. Es handelt sich hier nicht um einen Anlass für schwache Nerven; die Weine wer- den regelrecht seziert. Definitiv nichts für Weinnasen mit einem geringen Selbstwertgefühl! Auf einem drei- seitigen Fragebogen müssen vorgängig Angaben zum mitgebrachten Muster geliefert werden. Darauf ist alles festgehalten: von der Ernte über die Gärung und den Ausbau bis zum fertigen Wein. Wer schummelt, betrügt nur sich selbst, und wer die Angaben gar nicht liefert, wird im Folgejahr nicht mehr eingeladen. Natürlich haben sich die Themen des Anlasses über die Jahre stark verändert. Wurden anfänglich hauptsächlich Diskussio- nen über die verwendeten Hefen, Enzyme und allenfalls Tannine geführt, waren es später Gärversuche mit gan- zen Trauben – wie heute noch teilweise im Burgund praktiziert – oder einem Anteil entrappter Stiele. In der Zwischenzeit hat sich das Bild nochmals gewandelt, auch insofern, als man sich untereinander nun viel besser kennt und damit das Verständnis für die ver- schiedenen Weinstile aufbringen kann. Auch das Wis- sen über die Sorte Pinot noir hat sich deutlich weiter- entwickelt; wer heute mit dem dunkelsten Wein auf- kreuzt, bekommt nicht mehr automatisch die aner- kennendsten «Aaahs» und «Ooohs». Man ist den Kin- derschuhen entwachsen!

Persönlich waren wir immer wieder sehr angetan vom sehr offenen Umgang und der lockeren Atmosphäre des Anlasses, nicht zuletzt, wenn wir einen Pinot-Noir- Exoten aus der Schweiz präsentieren durften. Diese Ein- drücke möchten wir nicht missen.

«Tasting by the Sea» – ein Publikumsmagnet.

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ursprünglich – wie der Name erahnen lässt – aus Frank- reich. Früher war es im Burgund Tradition das Ende der Weinlese zu feiern, indem jeder Teilnehmende eine spe- zielle Flasche Wein aus seinem Keller mitbrachte, die für die übrigen Gäste geöffnet wurde. In Kalifornien hat man sich dieser Tradition angenommen, sie aber natür- lich etwas umfunktioniert. Im Keller von Jim Clende- nens «Au Bon Climat», der eher einer grossen Lagerhalle mit Hunderten von aufgestapelten Barriques gleicht als einer modern funktionierenden Kelterei – präsentieren etwa zehn Starköche aus ganz Amerika in allen Winkeln des Betriebs auserlesene Köstlichkeiten. Bänke und Tische gibt es zwar, doch werden sie kaum benutzt. Die Idee ist vielmehr, dass man im ganzen Betrieb umher- wandert, sich etwas zu Essen schnappt, einen der un- zähligen Weine probiert und sich immer wieder aufs Neue trifft und unterhält. Wein lässt sich eben auf sehr viele Arten zelebrieren.

Internationales Interesse …

Wer davon ausgeht, dass es sich beim World of Pinot Noir vor allem um ein kalifornisches Heimspiel handelt, täuscht sich. Viele Kellereien aus dem nördlichen Nach- barstaat Oregon haben ihre Wurzeln in Kalifornien. Sei es wegen der Investoren, sei es wegen der Weinmacher, die ins «Burgund des Westens» ausgewandert sind, um ihr Glück mit Pinot noir zu versuchen. Entsprechend viele Betriebe aus Oregon geben sich am WOPN ihr Stell- dichein. Auch internationale Gäste trifft man immer wieder an: Pinot-Noir-Produzenten gibt es schliesslich auch in Neuseeland, Tasmanien, Deutschland, Öster- reich und natürlich Frankreich.

… und die kleine Schweiz

Noch ein Wort zu den Schweizer Pinot Noirs: Erst einmal ist man am WOPN offensichtlich sehr erstaunt darüber, dass in der Schweiz der Blauburgunder die wichtigste Rotweinsorte ist. Bedingt durch den momentanen Trend in Kalifornien, die Weine immer üppiger zu vinifi- zieren, finden aber Weine, die sich stilistisch abheben, fast immer eine Nische. Dennoch wird sich Schweizer Wein in den USA voraussichtlich nicht gewissermassen über Nacht – wie zahlreiche österreichische Weingüter –

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zum Verkaufsschlager entwickeln. Dafür sind bei uns die betrieblichen Strukturen wohl zu klein und die nötigen Mengen könnten in den verlangten Qualitäten gar nicht geliefert werden.

Der Pinot hat viele Gesichter

Über die Vielfalt der Weine und ihre sehr unterschiedli- chen Ausrichtungen gäbe es noch viel zu berichten Es ist allen klar, der Pinot Noir hat – wie andere Sorten – sehr viele Gesichter. Was in Kalifornien im Moment als Pinot Noir über den Tisch geht, schmeckt sehr oft eher nach einem überreifen Zinfandel oder einem protzigen Syrah.

Das hat nicht zuletzt mit dem Medienrummel um diese Sorte zu tun. Doch wer sich umschaut, findet sehr span- nende und ausdruckstarke Weine, die in diesem Klima produziert werden können.

WOPN hat sich zum Ziel gesetzt, den Wein und insbe- sondere die Sorte Pinot noir besser bekannt zu machen.

Dies ist den Organisatoren sicher gelungen: Die Veran- staltung feierte dieses Jahr bereits ihr zehnjähriges Be- stehen und der Enthusiasmus ist immer noch ungebro-

chen.

R É S U M É

Il y a 15 ans, le Pinot Noir était encore un cépage anecdotique en Californie. L’initiative d’une poignée de vignerons novateurs et le film « Sideways » d’Ale- xander Payne l’ont propulsé sous le feu des pro- jecteurs entre-temps. Depuis une dizaine d’années, plusieurs centaines de producteurs du monde entier convergent chaque année vers la côte centrale califor- nienne pour célébrer le Pinot Noir. Appelé « World of

Pinot Noir » ou simplementWOPN, cet événement fait de séminaires, de dégustations et de dîners s’étend sur deux jours. Au préalable, environ 60 vignerons se retrouvent déjà dans le cadre des dénommés «Techni- cal Tastings», un échange d’expériences et de vins jeunes entre professionnels dont l’objectif consiste à mieux faire connaître le Pinot Noir et à s’initier mutu- ellement à ses subtilités.

World of Pinot Noir – un hommage vibrant au « Pinot »

Die Autoren

Der Erstautor und Önologe Matthias Gubler – ein Alumnus der Hochschule Wädenswil – war in den letzten zehn Jahren auf dem Weingut Vina Robles an der kalifornischen Central Coast als leitender «Winemarker» tätig. Jetzt führt er zusam- men mit seiner Frau Sina Gubler-Möhr und den Schwiegerel- tern das Weingut Möhr-Niggli in Maienfeld, Graubünden. Si- na Gubler ist ihrerseits eine Getränketechnologin neuer Wä- denswiler Prägung, die ihre Ausbildung vor drei Jahren mit einem Diplom in Getränketechnologie «unter besonderer Be- rücksichtigung der Weinherstellung» an der Zürcher Hoch- schule für angewandte Wissenschaften (zhaw) abgeschlossen hat.

Kontakt: m.gubler@vinarobles.com sina@moehr-niggli.ch Links: www.worldofpinotnoir.com

www.steamboatpinot.com www.vinarobles.com www.moehr-niggli.ch

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