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Archiv "Auf Familienanamnese achten" (30.05.2014)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 111

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Heft 22

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30. Mai 2014 403

M E D I Z I N

DISKUSSION

App für die Nachsorge

Der Artikel belegt die ernüchternde Realität des sekun- dären Brustkrebses nach der kurativen Behandlung des Hodgkin-Lymphoms (1). Diese späte Komplikation zählt neben den kardiovaskulären Erkrankungen zu den bedrohlichsten Spätfolgen der Therapie des Hodgkin-Lymphoms (2).

Mit der steten Zunahme der Prävalenz von Patienten als Überlebende einer Krebserkrankung ergibt sich die Frage nach der effektiven Nachsorge und der Präventi- on von sekundären malignen Erkrankungen. In den USA ist dieses Thema bereits hochrangig organisiert und institutionalisiert mit dem „Office of Cancer Survivorship (OCS)“ am National Cancer Institute der „National Coalition of Cancer Survivorship – (NCCS)“, und von der „Children’s Oncology group“.

Wie von den Autoren geschildert, bedürfen derartige lebenslange Risiken nach der Therapie maligner Er- krankungen klar definierter und strukturell organisier- ter Verantwortlichkeiten für die Nach- und ebenso der Vorsorge der Überlebenden (3). Um eine einfache Na- vigation durch die zum Zeitpunkt noch vielen an der Nachsorge beteiligten Institutionen zu ermöglichen, haben Boer, H. et al. aus Groningen dem Zeitgeist ent- sprechend ein so genanntes „Survivor Care app“ für Smartphones entwickelt, dessen vielen Möglichkeiten und Vorteile vor allem gegenüber schriftlichen Frage- bögen und Nachsorgeberichten klar auf der Hand lie- gen (4) – https://itunes.apple.com/us/app/survivor-care.

Da beim Hodgkin-Lymphom der nodulär-sklerosieren- de Typ mit 70 % der häufigste ist, stellt sich die Frage, inwieweit gemeinsame genetische Suszeptibilitäten für die Ersterkrankung und für den sekundären Brust- krebs vorhanden sind: Gibt es eine Korrelation zu den intrinsischen Subtypen des Brustkrebses? Zu guter Letzt möchte ich bemerken, dass es zur Prävention sekundärer Neoplasien es entscheidend ist, bekannte Noxen wie Zigaretten-Rauchen und Alkohol zu ver- meiden. DOI: 10.3238/arztebl.2014.0403a

LITERATUR

1. Schellong G, Riepenhausen M, Ehlert K, et al.: Breast cancer in young women after treatment for Hodgkin´s lymphoma during child- hood or adolescence—an observational study with up to 33-year follow up. Dtsch Arztebl Int 2014; 111(1–2): 3–9.

Auf Familienanamnese achten

Die Autoren weisen darauf hin, dass das Erkrankungsri- siko von jungen Frauen nach Therapie eines Hodgkin- Lymphoms im Kindes- und Jungendalter bis zum Alter von 50 Jahren dem hohen Risiko bei einer erblichen Prä- disposition aufgrund von Mutationen in den Hochrisiko- genen BRCA1/2 entspricht. Wir haben eine 36-jährige Patientin genetisch beraten, die nach einem Hodgkin- Lymphom und Strahlentherapie im Alter von 17 Jahren bilateralen Brustkrebs mit 26 und 35 Jahren entwickelte.

In ihrer Familienanamnese fielen gehäufte Krebserkran- kungen, unter anderem Brustkrebs und Prostatakrebs, auf. Die Patientin wünschte eine genetische Untersu- chung. Es wurde die pathogene Mutation c.767_768del- CA;p.Thr256LysfsTer19 im Tumorsuppressor-Gen BRCA1/2 nachgewiesen. In der bis heute zur Verfügung stehenden Fachliteratur gibt es keinen Hinweis darauf, dass bei Frauen mit Brustkrebserkrankung nach Hodgkin-Lymphom gehäuft Mutationen in den Genen BRCA1/2 oder in anderen Risikogenen vorliegen. Es sind einzelne Fallbeispiele bekannt (2), ohne dass Ergeb- nisse prospektiver klinischer Studien zur Verfügung ste- hen. Somit ist unklar, inwieweit diese oder andere gene- tische Faktoren das Risiko für Strahlen-induzierten Brustkrebs nach Hodgkin-Lymphom beeinflussen. Für unsere Patientin impliziert das Wissen, dass sie eine BRCA1/2-Mutation trägt, ein erhöhtes Risiko auch für andere BRCA1/2-Gen-assoziierte Krebserkrankungen, insbesondere für Eierstockkrebs. Nach der S3-Leitlinie sollte ihr eine prophylaktische Entfernung der Eierstöcke und Eileiter (Salpingo-Oophorektomie) mit circa 40 Jah- ren nach erfülltem Kinderwunsch empfohlen werden.

Dieser Eingriff reduziert das Erkrankungsrisiko für ein Ovarialkarzinom und ist mit einem verlängerten Ge- samtüberleben assoziiert. Deshalb möchten wir ergän- zend darauf hinweisen, wie wichtig es ist, auch bei Frau- en mit Brustkrebs nach einer Strahlentherapie bei Hodgkin-Lymphom, auf die Familienanamnese zu ach- ten. DOI: 10.3238/arztebl.2014.0403b

LITERATUR

1. Schellong G, Riepenhausen M, Ehlert K, et al.: Breast cancer in young women after treatment for Hodgkin´s lymphoma during child- hood or adolescence—an observational study with up to 33-year follow up. Dtsch Arztebl Int 2014; 111(1–2): 3–9.

zu dem Beitrag

Brustkrebs bei jungen Frauen nach

Therapie eines Hodgkin-Lymphoms im Kindes- und Jugendalter: Eine Beobachtungsstudie mit bis zu 33 Jahren Follow-up

von Prof. Dr. med. Günther Schellong, Dr. rer. nat. Marianne Riepenhausen, Dr. med. Karoline Ehlert, Prof. Dr. med. Jürgen Brämswig, Dr. med. Wolfgang Dörffel, Prof. Dr. med. Rita K. Schmutzler, PD Dr. med. Kerstin Rhiem, Prof. Dr. med. Ulrich Bick in Heft 1-2/2014

2. Travis LB, et al.: Second malignant neoplasms and cardiovascular disease following radiotherapy. Journal of the National Cancer Institute 2012; 104: 357–70.

3. Robison LL, Hudson MM: Survivors of childhood and adolescent cancer: life-long risks and responsibilities. Nat Rev Cancer 2014; 14:

61–70.

4. Boer H, et al.: Easy navigating through the forest of survivorship care.

Journal of Clinical Oncology 2014; 32: 61–2.

Dr. med. Antonis Tsamaloukas Hilden, tsamaloukas@oxphos.de

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404 Deutsches Ärzteblatt

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Heft 22

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30. Mai 2014

M E D I Z I N

Schlusswort

Wir Autoren des Artikels sind ebenfalls der Meinung, dass bei den Patientinnen mit hohem Erkrankungsrisi- ko für Brustkrebs (BK) infolge einer Hodgkin-Lym- phom-Therapie, die in das Screening-Projekt einbezo- gen werden, eine gründliche Familienanamnese erho- ben wird. Dies ist auch ausdrücklich in den Richtlinien für die Zentren des Konsortiums für die Eingangsunter- suchungen der jungen erwachsenen Frauen mit hohem BK-Risiko vorgesehen. Wir bitten jedoch unsere Ko- operationspartner in den Zentren des Konsortiums für familiären Brustkrebs, keine Verzögerungen im Zeit- plan der Untersuchungen in Kauf zu nehmen, wenn aufgrund der Anamnese zusätzliche genetische Unter- suchungen und Beratungen indiziert sind. Die erfor - derlichen Gespräche und Informationen lassen sich oh- ne Nachteile für die Patientinnen und Familien parallel zu den begonnenen Früherkennungsuntersuchungen durchführen.

Den Einsender des zweiten Leserbriefes, Herrn Dr. Tsamaloukas, möchten wir ebenfalls in seiner Befürwortung einer effektiven Nachsorge von Lang- zeitüberlebenden maligner Erkrankungen unterstüt- zen. In unserem Artikel wird eines der schon seit vie-

len Jahren laufenden prospektiven Spätfolgenprojek- te vorgestellt (1). Weitere Publikationen dieser Arbeitsgruppe zeigen, dass die fundierte Nachsorge nicht nur in den USA, sondern auch in der Bundesre- publik Deutschland bei den pädiatrischen Patienten organisiert ist (2–4). Wir weisen in diesem Zusam- menhang auch auf die AWMF-Leitlinie (Arbeitsge- meinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften) von S. Schuster et al. „Nachsor- ge von krebskranken Kindern, Jugendlichen und jun- gen Erwachsenen – Erkennen, Vermeiden und Be- handeln von Spätfolgen“. In dieser Leitlinie werden Konzepte zur unmittelbaren Nachsorge und zur Langzeitbetreuung von Kindern und Jugendlichen mit malignen Erkrankungen vorgestellt.

DOI: 10.3238/arztebl.2014.0404 LITERATUR

1. Schellong G, Riepenhausen M, Ehlert K, et al.: Breast cancer in young women after treatment for Hodgkin´s lymphoma during child- hood or adolescence—an observational study with up to 33-year follow up. Dtsch Arztebl Int 2014; 111(1–2): 3–9.

2. Schellong G, et al.: Late valvular and other cardiac diseases after different doses of mediastinal radiotherapy for Hodgkin disease in children and adolescents: report from the longitudinal GPOH follow- up project of the German-Austrian DAL-HD studies. Pediatric blood

& cancer 2010; 55: 1145–52.

3. Schuck A, et al.: Ovarian function following pelvic irradiation in prepubertal and pubertal girls and young adult women. Strahlenther Onkol 2005; 181: 534–9.

4. Calaminus G, et al.: Quality of life in long-term survivors following treatment for Hodgkin’s disease during childhood and adolescence in the German multicentre studies between 1978 and 2002. Support Care Cancer 2014 (Epub ahead of print).

Prof. Dr. med. Günther Schellong Prof. Dr. med. Jürgen Brämswig

Pädiatrische Hämatologie und Onkologie, Universitätskinderklinik Münster guenther.schellong@ukmuenster.de

Interessenkonflikt

Die Autoren aller Diskussionsbeiträge erklären, dass kein Interessenkonflikt besteht.

2. Nichols KE, Heath JA, Friedman D, et al.: TP53, BRCA 1, and BRCA2 tumor suppressor genes are not commonly mutated in survivors of Hodgkin´s disease with second primary neoplasms. J Clin Oncol 2003; 21: 4505-9.

Dr. med. Susanne Morlot Dr. med. Bernd Auber Dr. med. Ursula Hille-Betz Dr. med. Stefanie Pertschy PD Dr. rer. nat. Doris Steinemann Prof. Dr. med. Brigitte Schlegelberger Medizinische Hochschule Hannover Zentrum Hannover

Deutsches Konsortium Erblicher Brust- und Eierstockkrebs morlot.susanne@mh-hannover.de

Hinweise für Autoren von Diskussionsbeiträgen im Deutschen Ärzteblatt

● Reichen Sie uns bitte Ihren Diskussionsbeitrag bis spätestens vier Wochen nach Erscheinen des Primärartikels ein.

● Argumentieren Sie wissenschaftlich, sachlich und konstruktiv. Briefe mit persönlichen Angriffen können wir nicht abdrucken.

● Schreiben Sie klar und deutlich, fokussieren Sie sich inhaltlich. Vermeiden Sie es, Nebenaspekte zu berühren.

● Sichern Sie die wichtigsten Behauptungen durch Referenzen ab. Bitte geben Sie aber – abgesehen von dem Artikel, auf den Sie sich beziehen – insgesamt nicht mehr als drei Referenzen an.

● Beschränken Sie Ihren Diskussionsbeitrag auf eine Textlänge von 250 Wörtern (ohne Referenzen und Autorenadresse).

● Verzichten Sie auf Tabellen, Grafiken und Abbildungen. Aus Platzgründen können wir solche grafischen Elemente in Diskussionsbeiträgen nicht abdrucken.

● Füllen Sie eine Erklärung zu einem möglichen Interessenkonflikt aus.

● Bearbeiten Sie die deutschen und englischen Satzfahnen nach Erhalt ohne Verzögerung.

● Geben Sie eine Adresse an. Anonyme Diskussionsbeiträge können wir nicht publizieren.

● Senden Sie Ihren Diskussionsbeitrag zu Artikeln der Medizinisch-Wissenschaftlichen Redaktion an:

medwiss@aerzteblatt.de oder Deutsches Ärzteblatt, Ottostraße 12, 50859 Köln.

Referenzen

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