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Veränderung der Messerschärfe beim Feldhäcksler und deren Auswirkung auf das Messerschleifen

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Academic year: 2022

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3.2011 | landtechnik

pflanze und technik 173

Veit Walther, Daniel Stein und Karl Wild

Veränderung der Messerschärfe beim Feldhäcksler und deren Aus- wirkung auf das Messerschleifen

Das Schleifen der Feldhäckslermesser schafft eine entsprechende Schärfe, die einen niedrigen Kraftstoffverbrauch und eine gute Häckselqualität zur Folge hat. Da innerhalb der letzten Jahre eine kontinuierliche Weiterentwicklung der Messerbeschichtung stattfand, sind die gegenwär- tig üblichen und seit Jahren angewandten Schleifstrategien kritisch zu hinterfragen. Deshalb wurden Untersuchungen während der Anwelkgut- und Silomaisernte durchgeführt. Wie die Ergebnisse zeigen, bestehen deutliche Unterschiede im Verschleißverhalten von Häckselmes- sern, die ein Umdenken beim Schleifen erforderlich machen.

Schlüsselwörter

Feldhäcksler, Messerverschleiß, Messerradius

Keywords

forage chopper, knife wear, knife edge Abstract

Walther, Veit; Stein, daniel and Wild, karl

Change in knife sharpness on forage chopper and its consequences for knife sharpening

landtechnik 66 (2011), no. 3, pp. 173–175, 5 figures, 5 references

Grinding of forage chopper knives creates a sharpness which entails low fuel consumption and a good quality of the chopped material. Because of the continued development of the knife coating, the current grinding strategies which exist for many years have to be critically questioned. for this purpose, measurements were conducted during the harvest of grass and maize silage. the results show that significant differences in wear characteristics of knives exist, which require a change in grinding routine.

n Der selbstfahrende Feldhäcksler nimmt bei der Silage- und Biomassegewinnung eine zentrale Rolle ein. Neben Grä- sern und Silomais werden mehr und mehr schnell wachsende Gehölze zerkleinert. Da durch den leistungsintensiven Häcksel-

prozess die Messer einen Verschleiß erfahren und an Schärfe verlieren, ist ein regelmäßiges Schärfen erforderlich. Häufiges und intensives Schleifen gewährleistet zwar scharfe Messer und eine gute Häckselqualität, es verkürzt jedoch die Messer- standzeit und kostet Arbeitszeit, was in ungünstigen Fällen auch die nachfolgende Häckselkette betreffen kann. Deshalb ist es wichtig, zum richtigen Zeitpunkt mit der richtigen In- tensität zu schleifen. In den zurückliegenden Jahren wurden bereits Untersuchungen zu Messerstandzeiten und Schleifstra- tegien durchgeführt [1]. Dabei ergab sich, dass in der Praxis zu wenig und mit einer zu geringen Intensität geschliffen wird.

Neuere Umfragenergebnisse zeigen jedoch, dass hier ein Um- denken stattgefunden hat [2]. Die Feldhäckslerfahrer schleifen häufiger und intensiver und liegen damit aktuell auf einem Niveau, wie es in diesen früheren Untersuchungen gefordert worden war. Aber in der Zwischenzeit hat es bei den Messern erhebliche Weiterentwicklungen gegeben. Durch verbesserte Panzerungen wurde die Verschleißfestigkeit deutlich verbes- sert. Deshalb stellt sich die Frage, ob die gegenwärtig üblichen Schleifstrategien für die heutzutage eingesetzten hochwerti- gen Messer noch angemessen sind. Das Ziel der im Folgenden dargestellten Untersuchungen an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden (HTW Dresden) war, die Veränderung der Schärfe von aktuellen Häckslermessern zu erfassen und Schlussfolgerungen für das Schleifen zu ziehen.

Material und Methoden

Die Untersuchungen wurden mit qualitativ hochwertigen Stan- dardmessern des Herstellers Busatis GmbH durchgeführt: bei Anwelkgut (Gras und Luzerne) Schalenmesser, bei Mais Flach- messer. Im Anwelkgut wurde mit halbierter und im Silomais mit voller Messerzahl gearbeitet. Die Messer waren in einem

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selbstfahrendem Feldhäcksler (Claas „Jaguar 950“, 372 kW Motorleistung) installiert. Zur Schärfebestimmung der Messer diente der Radius der Messerschneide. Auf zwei Abschnitten mit jeweils ca. 40 mm eines Messers wurden jeweils an 20 bis 30 Stellen die Radien erfasst [3]. Dies geschah im Gras an drei und im Mais an vier vorher markierten Messern. Am Häcksler wurden die eingestellte Häcksellänge und sämtliche Wartungs- arbeiten (z. B. Schleifzeitpunkt und Anzahl der Schleifzyklen) festgehalten. Ebenso wurden Trockensubstanz- und Rohasche- gehalte des Häckselgutes erfasst. Die Versuche fanden bei der Silagegewinnung in den Jahren 2009 und 2010 in der Umge- bung von Dresden statt.

Ergebnisse

In den beiden Versuchsjahren wurden etwa 900 ha an Anwelk- gut und Mais gehäckselt. Die dazu erforderliche effektive Ar- beitszeit (Trommelstunden) belief sich auf knapp 200 Stunden.

Bei den Radienmessungen beim Anwelkguthäckseln zeigte sich zunächst, dass die Streuung sehr groß sein kann (Abbildung 1).

So ergaben 150 Einzelmessungen an sechs Messerabschnit- ten (je zwei Abschnitte auf drei Messern) an einem Messtermin (14.07.2009) Radienwerte von 0,54 bis 1,73 mm (Mittelwert 0,94 mm; Standardabweichung 0,174 mm). Selbst die Mittel- werte für die sechs Abschnitte reichten von 0,78 bis 1,18 mm.

Erwartungsgemäß stieg der durchschnittliche Radius mit zunehmender Einsatzzeit an (Abbildung 2).

Dieser Anstieg verlief allerdings nicht gleichmäßig. Ähn- lich wie beim Verschleißverlauf in anderen Bereichen, z. B.

Werkzeugverschleiß beim Zerspanen, sind verschiedene Pha- sen zu erkennen. In der Phase I nahm der Radius rapide zu.

Später, in der Phase II, flachte die Zunahme ab, der Radius änderte sich nur noch wenig. Damit entsprechen diese Resul- tate Ergebnissen aus anderen Untersuchungen [4]. Die Daten aus dem Jahr 2010 liegen relativ gut auf der Ausgleichskurve.

Sie stammen von einem zusammenhängenden Einsatz über drei Tage unter vergleichsweise konstanten Bedingungen (Rohaschegehalt, Trockensubstanzgehalt etc.). Für 2009 wur- den die Werte von unterschiedlichen Einsätzen, die z. T. meh- rere Wochen auseinanderlagen, zusammengestellt. Die unter- schiedlichen Einsatzbedingungen führten zu unterschiedlich starken Veränderungen im Schneidenradius. So lagen z. B. am 13.05.09 und am 20.05.09 nach jeweils etwa 3,3 h effektiver Arbeitszeit die Radien bei 0,45 und 0,72 mm und damit fast 0,30 mm auseinander.

Bei den Ergebnissen zum Silomais 2009 ergaben sich so- wohl deutlich kleinere Radien als auch geringere Spannweiten.

An einem Messtermin (11.09.2009) wurden insgesamt acht Abschnitte auf vier Messern erfasst. Die 176 Einzelmessungen waren durch Radien von 0,06–0,27 mm gekennzeichnet (Mittel- wert: 0,12 mm; Standardabweichung: 0,032 mm).

Abbildung 3 zeigt den mittleren Schneidenradius von je- weils vier Messern nach unterschiedlich langer Häckselzeit.

Diese Ergebnisse zeigen ein völlig anderes Bild als beim Häckseln von Gras. Es ist kein Anstieg der Schneidenradien mit zunehmender Einsatzzeit erkennbar. Die Radien liegen etwa in Abb. 1

Verteilung der gemessenen Schneidenradien nach dem Häckseln von Wiesengras (14.07.2009, 4,5 h effektive Arbeitszeit) Fig. 1: Distribution of the measured cutting-edge radii (14.07.2009, grass, 4.5 h effective operation time)

0 10 20 30 40 50

< 0,51 0,51-0,60

0,61-0,70 0,71-0,80

0,81-0,90 0,91-1,00

1,01-1,10 1,11-1,20

1,21-1,30 1,31-1,40

> 1,40 Radiengrößenklasse [mm] /

Radius size range [mm]

Anzahl / Number

Durchschnittlicher Schneidenradius in Abhängigkeit von der effektiven Arbeitszeit bei der Anwelkguternte 2009 und 2010 Fig. 2: Mean cutting-edge radius as a function of effective operation time during grass silage production in 2009 and 2010

Abb. 2

02.06.09 15.05.09 13.05.09 20.05.09 14.07.09 2010 0,0

0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

Radius [mm]

Phase I Phase II

Effektive Arbeitszeit [h] / Effective operation time [h]

Abb. 3

24.09.09 18.09.09

30.09.09 11.09.09

y = -0,000x + 0,104 R2 = 0,001

0,00 0,02 0,04 0,06 0,08 0,10 0,12 0,14 0,16 0,18 0,20

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12

Effektive Arbeitszeit [h] / Effective operation time [h]

Radius [mm]

Durchschnittlicher Schneidenradius in Abhängigkeit von der effek- tiven Arbeitszeit bei der Silomaisernte 2009

Fig. 3: Mean cutting-edge radius as a function of effective operation time during maize silage production in 2009

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dem Bereich, der auch unmittelbar nach dem Schleifen vorlag.

Damit kam es durch das Häckseln zu keiner wesentlichen Ver- änderung der Messerschärfe.

Schlussfolgerungen

Obwohl Messergrundmaterial und Beschichtung bei beiden Messertypen identisch sind, gab es zwischen den untersuchten

„Anwelkgut-“ und „Maismessern“ erhebliche Unterschiede im Verschleiß. Das ungleiche Verschleißverhalten wird durch das Häckselgut, genauer gesagt durch den unterschiedlichen Gehalt an Sand und Steinen, hervorgerufen. Der im Mais vorliegende geringere Fremdkörperanteil und der Aufbau des Messers füh- ren einen Selbstschärfeeffekt herbei: Die hoch verschleißfeste Beschichtung nutzt weniger stark ab als das Messergrundmate- rial, sodass diese über das Grundmaterial hinausragt und allei- ne die Schneidkante bildet.

Heutzutage leiten Häckslerfahrer die Messerschärfe und damit den Schleifzeitpunkt meistens auf Basis indirekter Pa- rameter wie Treibstoffverbrauch, Motorgeräusch und Häcksel- qualität her. Die Auslegung dieser Größen erfordert aber viel Erfahrung. Außerdem unterliegen sie einer starken subjektiven Wahrnehmung. Die Fahrer wissen deshalb nur sehr ungenau, auf welchem Punkt der Verschleißkurve sich die Messer gerade befinden; vor allem auch deshalb, weil die Einsatzbedingungen (z. B. Sandgehalt) sich sehr schnell gravierend ändern können.

Zur Feststellung der Schärfe bräuchte der Fahrer praxistaug- liche technische Hilfsmittel, die gegenwärtig aber nicht zur Ver- fügung stehen. Abhilfe kann hier – bis zu einem gewissen Grad – nur eine regelmäßige Kontrolle (mindestens einmal pro Tag) des Schneidaggregates durch den Fahrer schaffen. Visuelle Begutachtung und Fingerprobe auf der Schneide erlauben eine grobe Bestimmung der Messerschärfe. Welche Auswirkungen diese Methode haben kann, zeigt Abbildung 4.

Zu Beginn der Maisernte schliff der Fahrer des Versuchs- häckslers „erfahrungsbasiert“ mit etwa 30 Zyklen pro Tag (ein Tag entspricht ca. 5 h effektiver Arbeitszeit). Damit lag seine

Intensität auf dem Niveau, welches sich als durchschnittlicher Wert bei einer Befragung von mehr als 100 Fahrern ergab [5].

Auf Basis seiner Beobachtungen an den Messern (Abbildung 5) reduzierte er mit fortschreitender Erntekampagne die Schleif- intensität erheblich.

Dies führte – wie parallel dazu laufende messtechnische Erfassungen ergaben – zu keiner Verschlechterung des Treib- stoffverbrauchs oder der Häckselqualität. Voraussetzung für die Anwendung dieses Verfahrens ist ein einfacher Zugang zu den Messern. Dies ist aber bei vielen Häckslern nicht gegeben.

Bei den untersuchten Maismessern konnte trotz der gleich- bleibenden Schärfe auf das Schleifen nicht verzichtet werden.

Die am Rand und im mittleren Bereich der Trommel ungleiche verschleißbedingte Verkürzung der Messer musste durch eini- ge Schleifzyklen ausgeglichen werden. Erst dann konnte die Gegenschneide über die gesamte Trommelbreite wieder ent- sprechend nah an die Messer herangeschoben werden. Gene- rell wird heutzutage zu viel geschliffen. Eine Reduzierung auf den tatsächlichen Bedarf würde zu beachtlichen Einsparungen führen.

Literatur

Neuhauser, H.; Wild, K.; Mitterleitner, J. (1999): Standfestigkeit von [1]

Häckseltrommelmessern. Landtechnik 54(5), S. 294–295

Wild, K.; Walther, V.; Schueller, J. K. (2009): Reducing fuel consumption for [2]

chopping maize with a self-propelling forage harvester. In: VDI-Berichte Nr. 2060, Tagung Landtechnik 2009, Hg. VDI, Düsseldorf, S. 405–410 Wild, K.; Walther, V.; Schueller, J. K. (2009): Optimizing Fuel Consump- [3]

tion and Knife Wear in a Self-Propelled Forage Chopper by Improving the Grinding Strategy. ASABE Annual Meeting, Paper Nr. 097077, ASABE, St. Joseph, MN, USA

Herlitzius, T.; Becherer, U.; Teichmann, J. (2009): Messer von Feldhäcks- [4]

lern zum richtigen Zeitpunkt schleifen – Grundlagenuntersuchungen.

Landtechnik 64(2), S.131-133

Walther, V.; Wild, K. (2009): Schleifverhalten von Feldhäckslerfahrern.

[5]

Unveröffentlichte Ergebnisse einer Umfrage. AG Landtechnik der HTW Dresden

Autoren

Dipl.-Ing. (FH) Veit Walther ist Doktorand, B. Sc. Daniel Stein ist Mitarbeiter in der Arbeitsgruppe Landtechnik (Leiter: Prof. Dr. Karl Wild) der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden HTW, Pillnitzer Platz 2, 01326 Dresden; E-Mail: waltherv@pillnitz.htw-dresden.de

Veränderung der Anzahl der Schleifzyklen während der Silomais- ernte 2009

Fig. 4: Change in number of grinding cycles during maize silage production in 2009

Abb. 4

0 20 40 60 80 100

0-15 16-30

31-45 46-60

61-75 76-90

91-105 106-120

121-135 136-150 Effektive Arbeitszeit [h] / Effective operation time [h]

Schleifzyklen / Grinding cycles

Abb. 5

Kontrolle des Feldhäcksler-Messers durch den Fahrer (Foto: HTW Dresden)

Fig. 5: Drivers control of forage chopper knife

Referenzen

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