Stickoxidminderung durch oszillatorische Verbrennung bei der Rostfeuerung
Hans-Joachim Gehrmann, Daniela Baris, Dieter Stapf, Helmut Seifert und Ingo Zorbach
1. Primärmaßnahmen zur Stickoxidminderung in Rostsystemen ...244
2. Oszillierende Verbrennungsluftzugabe zur Verminderung der Stickoxidbildung ...245
3. Experimente zur Oszillation ...246
3.1. Versuchsanlage KLEAA ...246
3.2. Versuchsprogramm und -durchführung ...247
3.3. Ergebnisse ...248
3.4. Umsetzung in den industriellen Maßstab ...252
4. Zusammenfassung und Ausblick ...252
5. Quellen ...253 Durch die Novellierung der 17. BImSchV, die für Abfallverbrennungsanlagen seit 2013 gilt, existiert ab 2019 ein neuer Grenzwert für Stickoxide von 150 mg/m3N als Tagesmittelwert. Bestandsanlagen müssen daher unter Berücksichtigung der je- weils vorherrschenden Strömungsbedingungen bzw. Verweilzeiten entweder ihren Betriebsmittelverbrauch an Ammoniakwasser zur Reduktion von Stickoxiden erhö- hen (SNCR-Verfahren) oder SCR-Katalysatoren nachrüsten, was mit entsprechenden Kosten verbunden ist.
In diesem Beitrag wird erstmals ein Verfahren für zweistufige Prozesse vorgestellt, welches durch eine oszillierende Zufuhr von Verbrennungsluft eine Reduktion der Stickoxide um etwa fünfzig Prozent bei gutem Ausbrand ermöglicht, wodurch mög- licherweise auf sekundäre Maßnahmen verzichtet werden kann (Patentanmeldung DE 10 2015 117 718.8). Im Folgenden wird kurz auf Primärmaßnahmen nach dem Stand der Technik eingegangen, anschließend das Prinzip der Oszillation erläutert, bevor die Versuchsanlage mit der entsprechenden Messtechnik im Technikumsmaßstab und die Ergebnisse vorgestellt werden.
Derzeit werden zusammen mit dem Kooperationspartner Steinmüller Babcock En- vironment GmbH Verfahrensparameter im Technikum optimiert bevor in einem nächsten Schritt eine Validierung an einer Abfallverbrennungsanlage geplant ist.
Optimierung und Betrieb
Optimierung und Betrieb
1. Primärmaßnahmen zur Stickoxidminderung in Rostsystemen
Für die Umsetzung fester Brennstoffe in die Gasphase werden in der Regel zweistu- fig aufgebaute Feuerungssysteme eingesetzt. Dabei wird der feste Brennstoff in der ersten Stufe unter Zufuhr von Luft oder mit Sauerstoff angereicherter Luft in ein Gas überführt und das Gas in einer zweiten Stufe mit Luft und/oder rückgeführtem Abgas nachverbrannt. Diese zweistufigen Prozesse sind im Bereich der Rostfeuerungen (z.B.
Abfallverbrennungsanlagen und Biomassefeuerungen), Sonderabfallverbrennungsan- lagen mit Drehrohrtechnologie und Wirbelschichttechnologien umgesetzt und Stand der Technik (Bild 1, Aufbau einer Abfallverbrennungsanlage mit Rosttechnologie).
Brennstoffbunker
Beschicktisch
mit Stößel Brennstoffbett auf dem Rost in der ersten Stufe
Asche- austrag Nachbrennkammer
(2. Stufe)
Primärluftvorwärmung für die erste Stufe Unterwind-
verteilung auf mehrere Verbrennungs- zonen
Sekundärlufteindüsung in die zweite Stufe
Bild 1: Beispiel für einen zweistufigen Prozess
Quelle: Steinmüller Babcock Environment GmbH, Gummersbach
Die zweite Stufe dient demnach im Wesentlichen der Vermischung der Gase aus der ersten Stufe mit dem Reaktionsgas und damit der Gewährleistung eines vollständigen Ausbrands von Gasspezies wie z.B. Kohlenmonoxid und organischen Kohlenwasser- stoffen mit Luft oder zurückgeführtem Abgas. Je nachdem, mit welcher Gesamtstöchio- metrie die erste Stufe betrieben wird, kann insbesondere Stickoxid durch eine geeignete Wahl der Gaszusammensetzung und zugeführten Mengen (Stöchiometrie) gegenüber einstufiger Fahrweise reduziert werden (Luftstufung). Dazu gibt es beispielsweise Verfahren von Firma Martin (Very-Low-NOx-Verfahren) [1] oder ein Verfahren, das am KIT entwickelt wurde (CUTNOX [2]).
2. Oszillierende Verbrennungsluftzugabe zur Verminderung der Stickoxidbildung
Neben den bekannten Maßnahmen zur Minderung von Stickoxiden in Feuerungen durch Brennstoff- und Luftstufungen sowie Abgasrückführung und Wassereinspritzung kann die oszillierende Zufuhr von Primär- und Sekundärluft oder rückgeführtem Abgas in den Brennraum eine weitere Reduktion der Stickoxide herbeiführen. Der Effekt der Oszillation entspricht einer weiteren (zeitlichen) Luftstufung, die dem Primär- bzw.
Sekundärluftstrom oder dem rückgeführten Abgas aufgeprägt wird. Das Ziel der Oszil- lation ist nicht eine Verbesserung der Durchmischung von sauerstoffhaltigem Gas mit dem Abgas – das in dem hier vorgestellten Verfahren der in ein Brenngas umgewandelte Brennstoff aus der ersten Stufe ist –, sondern die zeitliche Veränderung der lokalen Stöchiometrie (In-Situ-Exxon-Verfahren) durch eine zeitlich veränderte Zugabe von sauerstoffhaltigen Gasen (z.B. Luft).
Was im klassischen Fall (Bild 1) über Feuerraumhöhe bzw. Verweilzeit realisiert wird, geschieht hier über eine zeitliche Stufung wie Bild 2 schematisch zeigt.
Bild 2:
Schematische Darstellung der oszillierenden Luftzugabe durch einen zeitlichen Durchgang unterschiedlicher Stöchiometrie Wird keine Luft dem Abgas aus einer Primärfeuerung, die unterstöchiometrisch betrieben wird (λ < 1), im Zeitabschnitt Δt1 zugeführt, verbleiben CO, NH3 und NOx im Abgas. Wird im Zeitabschnitt Δt2 ausreichend Luft dem Primärabgas zugeführt, so dass die Luftzahl λ > 1 wird, dann oxidieren CO zu CO2 und NOx wird mit dem NH3 und O2 zu N2 und H2O umgewandelt. Die Zeitabschnitte Δt1 und Δt2 können dabei unterschiedlich lang sein.
Der positive Einfluss der Oszillation auf die Stickoxidminderung ist im Schrifttum dokumentiert.
In den Untersuchungen vom Gas-Wärme-Institut [4] wird ausgeführt, dass die oszillieren- de Verbrennung einer zeitaufgelösten Variante der gestuften Verbrennung ist. Durch die Oszillation entsteht eine verzögerte Mischung von Oxidationsmittel und Brennstoff. Dies führt zu einer Ausdehnung des Flammenkörpers und verbessert über die Schichtdicke der Flamme die Wärmeabgabe. Die Untersuchungen vom Gaswärme-Institut [4] werden z.B. von der National University of Singapore [5] bestätigt: NOx wird vermindert, die Ver- brennungsintensität und Verbrennungseffizienz gesteigert. Allerdings werden hier auch Nachteile, wie z.B. der Geräuschpegel durch die erzeugten Druckschwankungen ausgeführt.
Optimierung und Betrieb
Optimierung und Betrieb
3. Experimente zur Oszillation 3.1. Versuchsanlage KLEAA
Die experimentellen Untersuchungen zur Charakterisierung des Abbrandverhaltens und zum Einfluss der Oszillation auf die Stickoxidminderung wurden am Festbettreaktor KLEAA des Instituts für Technische Chemie (ITC) am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit Spanplattenwürfeln durchgeführt. Die Spanplattenwürfel haben einen hohen Stickstoffgehalt von etwa 2,4 Ma.-% im Anlieferungszustand und eignen sich demnach gut für erste sondierende Experimente. Diese Versuchsanlage besteht im Wesentlichen aus der Brennkammer mit Gutbett und dem beheiztem Feuerraum, der Nachbrennkammer sowie der Abgasreinigung (Wärmetauscher, Filterkammer und Kohleadsorber, Bild 3).
Das Volumen der zu untersuchenden Brennstoffschüttung beträgt etwa zehn Liter.
Der Feuerraum sowie die Nachbrennkammer wurden elektrisch auf 900 °C aufgeheizt.
Die Primärluft wird von unten durch eine Sintermetallplatte zugeführt.
PL: Primärluft; SL: Sekundärluft
Brennkammer Nachbrennkammer Abgasreinigung Wärmetauscher Wägesystem
Gebläse Kohleadsorber Venturidüse
Filterkammer
Gutbett (Volumen 10 I)
Messstelle 1
Messstelle 2 Quetschventil
Kamera
T 102 T 101
T 100
T3 bis T13
T2 bis T12 elektrisch beheizt
(Tmax = 1.100 °C)
CO2, CO, H2, CORG; O2
CO2 CO O2 NO SO2 H2O CORG
Bild 3: Schema des Festbettreaktors KLEAA am ITC
Zur Durchführung der Abbrandexperimente wird das bewegliche Brennkammerunter- teil, in dem sich die bei Umgebungstemperatur eingefüllte Brennstoffschüttung befindet, luftdicht mit dem Feuerraum verbunden und die Primärluftzuführung gestartet. Die Brennstoffprobe wird durch die Strahlungswärme aus dem Feuerraum gezündet und brennt in entgegen gesetzter Richtung zum Primärluftstrom ab.
Dieser instationäre Verbrennungsvorgang kann auf den Abbrand von Brennstoff im bewegten Gutbett auf dem Rost übertragen werden. Experimentelle Ergebnisse an
KLEAA, die durch Kennzahlen beschrieben werden können, lassen sich damit grund- sätzlich auf eine technische Abfallverbrennungsanlage anwenden [3].
Für den vollständigen Ausbrand unverbrannter Bestandteile im Abgas aus der Brenn- kammer wird Sekundärluft am Kopf der Nachbrennkammer über zwei sich gegen- überliegenden Sekundärluftdüsen senkrecht zur Abgasströmung radial eingedüst. Die Konzentration der Abgasspezies wird an zwei Messstellen ermittelt und zwar direkt über dem Gutbett sowie am Austritt der Nachbrennkammer. Die Temperaturen wer- den sowohl im Gutbett über der gesamten Betthöhe als auch entlang des Abgasweges gemessen.
Die Gaskonzentrationen H2, Corg, CO2, CO, und O2 werden oberhalb des Gutbettes über eine wassergekühlte Sonde abgesaugt. H2O, NO, CO, NOx, N2O und SO2 werden zusätzlich nach der Nachbrennkammer und der Abgaskühlung bei der Messstelle 2 ermittelt.
Zur optischen Bewertung des Feststoffabbrandes ist etwa 2 m oberhalb der Brennstoff- schüttung eine Kamera angebracht.
3.2. Versuchsprogramm und -durchführung
Alle Experimente wurden bei konstanten Primär- und Sekundärluftvolumenströmen und vergleichbaren Einfüllmengen an Brennstoff (etwa 4,3 kg je Versuch) durchgeführt.
Der Referenzversuch mit nicht oszillierter Primär- und Sekundärluft P0 wurde aus Gründen der Reproduzierbarkeit zweimal durchgeführt (Tabelle 1).
Tabelle 1: Versuchsübersicht
Frequenz Frequenz
Nr. Brennstoff Primärluft
Primärluft Sekundärluft
Sekundärluft
Nm3/h Hz Nm3/h Hz
P0 (Referenz 2x) 0 0
P1 Spanplatten- 10 0 25 1
P2 würfel (SPW) 0 2
P3 2 0
Die Spanplattenwürfel (SPW) werden in der Brennkammer vergast, d.h. das Abgas enthält noch unverbrannte Bestandteile wie z.B. CO und Corg, die mit Hilfe der Sekun- därluft nachverbrannt werden müssen.
Im Gutbett der Brennkammer konnte bei allen Einstellung ein vergleichbares Abbrand- verhalten erzielt werden, was einerseits durch die Reaktionsfrontgeschwindigkeiten ausgedrückt werden kann, andererseits durch die an Messstelle 1 in Bild 2 ermittelten Gaskonzentrationen. Die Reaktionsfront wird aus dem Temperaturverlauf im Brenn- bett ermittelt und beschreibt die Zündgeschwindigkeit im Brennstoff entgegen der Primärluftströmung. In Tabelle 2 sind neben der Reaktionsfrontgeschwindigkeit auch die CO und Corg-Konzentration als Mittelwerte angegeben.
Optimierung und Betrieb
Optimierung und Betrieb
Die Abweichungen vom Mittelwert (MW) liegen im Rahmen üblicher Bandbreiten für feste Brennstoffe. Damit ist sichergestellt, dass die Nachverbrennung mit vergleichbaren Gaszusammensetzungen aus dem Gutbett betrieben wurde.
3.3. Ergebnisse
Die Oszillation wird der Sekundärluft nach etwa 14 Minuten aufgeprägt, sobald die Hauptverbrennungszone im quasi-stationären Zustand ist. Die Mittelwertbildung für die CO- und NOx-Konzentrationen bezieht sich auf die Zeit von etwa der 14. Minute bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Zündfront – beschrieben durch die Reaktionsfront- geschwindigkeit uRFG – den Rostbodens der Brennkammer erreicht. Dies entspricht in der Regel dem Maximum der NOx-Konzentrationen. Während des sich anschließenden Koksausbrandes im Gutbett wird die Oszillation etwa 15 Minuten später ausgestellt, da nur noch geringfügig NOx gebildet wird. Die Bildungsrate von Brennstoffstickstoff zu NOx im Abgas kann über einen Stickstoffkonversionsgrad, der das Verhältnis von gebildetem NOx zum Stickstoffgehalt im Brennstoff definiert, beschrieben werden. In Bild 4 bis 6 sind die Konzentrationsprofile des Grundversuches P0, der Oszillation der Sekundärluft mit 1 Hz (P1) und der Oszillation mit 2 Hz (P2) dargestellt. Der Verlauf der CO-, NO-, NOx- und N2O-Konzentrationen ist auf der rechten Achse, sowie O2-, CO2-, Primär- und Sekundärluftvolumenströmen auf der linken Achse als Funktion der Versuchszeit aufgetragen. Der Stickstoffkonversionsgrad ist als Mittelwert für den betrachteten Zeitraum angegeben.
Der Verbrennungsprozess im Gutbett ist etwa nach der 13. Minute in der quasi-stati- onären Phase. Dies zeigt sich auch mit einem geringen Zeitversatz von etwa 1 Minute in den Konzentrationen nach der Zugabe der Sekundärluft bis etwa zur 38. Minute.
In dieser Zeit erreichen NO und NOx ihre Maximalwerte während die Reaktions- front im Gutbett den Brennstoff nach und nach zündet und damit auch immer mehr Brennstoffstickstoff in die Gasphase gelangt, der mit konstanter Sekundärluft zu den entsprechenden hohen NOx-Konzentrationen bei gleichzeitig gutem Ausbrand führt.
Mit oszillierter Sekundärluft bei 1 Hz sinken die NOx-Konzentrationen signifikant, CO steigt jedoch erwartungsgemäß deutlich an.
Tabelle 2: Reaktionsfrontgeschwindigkeiten uRFG für die Versuche mit konstanter Primärluft und nicht oszillierter (P0) bzw. oszillierender Sekundärluft (P1, P2) sowie an Messstelle 1 ermittelte ausgewählte Gaskonzentrationen
Versuchs- uRFG Abweichung CO Gutbett Abweichung Corg Gutbett Abweichung
bezeichnung vom MW vom MW vom MW
mm/min % Vol.-% % Vol.-% % P0 8,9 + 8,3 11,0 + 1,3 3,0 - 5,2 P0-Kontrolle 7,2 + 12,5 10,8 + 3,5 2,8 - 13,8 P1 9,2 + 11,3 12,7 + 13,2 3,9 + 20,6 P2 7,7 + 7,1 10,2 + 8,5 3,2 - 1,7 Mittelwert 8,3 11,2 3,2
Durch das Schließen und Öffnen der Sekundärluftleitung gelangt insgesamt jedoch weniger Luft zur Nachverbrennung in die Nachbrennkammer, so dass der mittle- re Sauerstoffgehalt von ursprünglich 9,4 Vol.-% auf 5,7 Vol.-% sinkt. Zur besseren Vergleichbarkeit sollte hier der Volumenstrom in weiterführenden Experimenten entsprechend erhöht werden. Der Einfluss der Amplitude der Sekundärluft auf die NOx-Konzentration wurde nicht ermittelt.
Durch die Oszillation des Sekundärluftvolumenstromes ab der 14. Minute wird auch eine leichte Oszillation des Primärluftvolumenstroms ermittelt.
Verdoppelt man nun die Frequenz auf 2 Hz, so kann der Ausbrand bei leicht gestie- genem NOx-Gehalt auf den Wert beim Versuch ohne Oszillation gesenkt werden. Der N2O-Gehalt ist bei dieser Einstellung ebenfalls sehr klein. Allerdings verkleinert sich hier durch die höhere Frequenz die Amplitude der Oszillation. Wie zuvor erwähnt, kann dieser Einfluss auf die Gaskonzentration nicht ermittelt werden. In beiden Fällen wird beim Schließen des Quetschventils der Sekundärluftvolumenstrom nicht Null.
Primär- und Sekundärluftmenge Nm3/h
O2 – CO2 Vol.-% CO – N2O – NO – NOx
mg/Nm3tr.
30
25
20
15
10
5
0
1.400
1.200
1.000
800
600
400
200
0 Zeit min
0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90
Sek. Luft NOx NO O2 CO2 N2O Prim. Luft CO
Zeit: 16,5 min bis 33 min normiert auf 11 % O2
NOxm 726 624
COm 9 8
O2m 9,37
N2Om 96,99 46
N-Konversionsgrad (%) 13,7 Brennstoff: Spanplatte
Primärluft: 10 Nm3/h Sekundärluft: 25 Nm3/h Primärlufttemperatur: 25 °C Feuerraumtemperatur: 900 °C
Bild 4: Verbrennungsparameter und Gaskonzentrationen beim Versuch P0 mit 0 Hz
Optimierung und Betrieb
Optimierung und Betrieb
Es ist derzeit nicht zu unterscheiden, ob dies am Quetschventil liegt oder an der Träg- heit der Anzeigeinstrumente.
Der Stickstoffkonversionsgrad liegt bei etwa sieben Prozent und damit etwa halb so groß wie bei nicht oszillierender Sekundärluft.
Der Vergleich der CO- und NOx-Konzentrationen als Funktion der Oszillations- frequenz der Sekundärluft ist in Bild 7 dargestellt. Alle Werte sind zum Vergleich auf einen einheitlichen O2-Gehalt von 11 Vol.-% normiert worden.
Der positive Einfluss der Oszillation auf die Reduktion der NOx-Konzentrationen ist bei beiden Oszillationsfrequenzen von 1 Hz und 2 Hz zu erkennen. Allerdings kann erst bei 2 Hz eine vergleichbar niedrige CO-Konzentration wie bei nicht oszillierter Sekundärluft erreicht werden.
Demgegenüber konnte nur ein geringer Effekt bei oszillierender Primärluft bei kon- stanter Sekundärluft auf die NOx-Konzentrationen ermittelt werden (Bild 8).
Bild 5: Verbrennungsparameter und Gaskonzentrationen beim Versuch P1 mit 1 Hz
Primär- und Sekundärluftmenge Nm3/h
O2 – CO2 Vol.-% CO – N2O – NO – NOx
mg/Nm3tr.
30
25
20
15
10
5
0
1.400
1.200
1.000
800
600
400
200
0 Zeit min
0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85
Sek. Luft NOx NO O2 CO2 N2O Prim. Luft CO
Zeit: 16 min bis 32 min normiert auf 11 % O2
NOxm 421 276
COm 625 408
O2m 5,71
N2Om 92,43 44
N-Konversionsgrad (%) 5,67 Brennstoff: Spanplatte
Primärluft: 10 Nm3/h Sekundärluft: 25 Nm3/h oszilliert mit 1 Hz ab 16 min Primärlufttemperatur: 25 °C Feuerraumtemperatur: 900 °C
Primär- und Sekundärluftmenge Nm3/h O2 – CO2 Vol.-%
CO – NO – NOx – N2O-Konzentrationen mg/Nm3tr.
30
25
20
15
10
5
0
1.400
1.200
1.000
800
600
400
200
0 Zeit min
0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85
Sek. Luft NOx NO O2 CO2 N2O Prim. Luft CO
Zeit: 14 min bis 33 min normiert auf 11 % O2
NOxm 416 292
COm 8 6
O2m 6,77
N2Om 32,02 15
N-Konversionsgrad (%) 6,22 Brennstoff: Spanplatte
Primärluft: 10 Nm3/h Sekundärluft: 25 Nm3/h oszilliert mit 2 Hz ab 14 min Primärlufttemperatur: 25 °C Feuerraumtemperatur: 900 °C
90 95
Bild 6: Verbrennungsparameter und Gaskonzentrationen beim Versuch P2 mit 2 Hz
Bild 7:
Zusammenfassende Darstellung der CO- und NOx-Konzentratio- nen in Abhängigkeit der Oszilla- tionsfrequenz der Sekundärluft bei konstanter nicht oszillierter Primärluft
650 600 550 500 450 400 350 300 250 200 150 100 50 0
CO-, NOx-Konzentration mg/Nm3 bezogen auf 11 Vol.-% O2
Oszillationsfrequenz der Sekundärluft Hz
0 1 2
CO-Konzentration NOx-Konzentration 624
Optimierung und Betrieb
Optimierung und Betrieb
Bild 8:
CO- und NOx-Konzentrationen für den Referenzfall und oszillie- render Primärluft
650 600 550 500 450 400 350 300 250 200 150 100 50 0
CO-, NOx-Konzentration mg/Nm3 bezogen auf 11 Vol.-% O2
Oszillationsfrequenz der Primärluft bei konstanter Sekundärluftz Hz
0 2
CO-Konzentration NOx-Konzentration 624
Die NOx-Konzentration lässt sich nur um etwa 10 Prozent reduzieren bei gleichzeitig niedrigem CO-Niveau.
3.4. Umsetzung in den industriellen Maßstab
Der Kooperationspartner untersucht zurzeit die Umsetzbarkeit des Konzeptes in den industriellen Maßstab. Aufgrund der deutlich größeren Volumina der Strömungskanäle und der zu schaltenden Volumenströme, ist die Aufprägung einer gezielten Oszillation technisch anspruchsvoll. Geht man von einer mittelgroßen Verbrennungsanlage aus, liegen die Volumenströme beispielsweise bei etwa 5 bis 8 Nm³/s. Durch die Aufprägung der Oszillation darf es in der Anlage nicht zu unerwünschten Effekten wie eine Zunahme der Geräuschentwicklung oder Schwingungen an Bauteilen kommen.
Die eigentliche Einrichtung zur Erzeugung der Oszillation muss außerdem eine hohe Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit haben. Aufgrund der Oszillationsfrequenz, der großen Volumenströme und der zu erwartenden Betriebszeit des Oszillators kommen z.B. Ventile oder Klappen nicht in Frage. Nach Abschluss der Konzeptentwicklung ist es beabsichtigt, eine Testinstallation in einer Anlage aufzubauen und dort die Funktionsweise in der Praxis zu demonstrieren.
4. Zusammenfassung und Ausblick
In den Novellierungen der 13. BImSchV sowie der 17. BImSchV und derzeit in der TA Luft wurden bzw. werden u.a. die Grenzwerte für NOx dem Stand der technischen Entwicklung in der Feuerungstechnik und Abgasreinigung angepasst und entsprechend abgesenkt.
Zur Minderung von Stickoxiden können primäre und sekundäre Maßnahmen einge- setzt werden. Kann mit Hilfe von Primärmaßnahmen das NOx bereits im Rohgas nach der Sekundärluftzugabe in zweistufigen Prozessen unter den Grenzwert abgesenkt werden, erspart dies Aufwendungen in den Sekundärmaßnahmen wie z.B. SNCR oder SCR-Technologien.
Am KIT wurde ein Verfahren entwickelt und zum Patent angemeldet, bei dem in einem zweistufigen Prozess mit Hilfe einer oszillierenden Sekundärluftzufuhr die Stickoxidkon- zentrationen bei gleichzeitig niedrigem CO-Gehalt im Abgas gegenüber konventioneller Luftstufung um etwa fünfzig Prozent gesenkt werden konnten.
Dieses Verfahren kann prinzipiell in allen mehrstufigen Verbrennungsprozessen mit stückigen, flüssigen und gasförmigen Brennstoffen eingesetzt werden.
5. Quellen
[1] Gohlke, O.; Koralewska, R.: Feuerungstechnische Maßnahmen zur NOx-Reduzierung in Abfall- verbrennungsanlagen – Very Low NOx-Verfahren. In: Thomé-Kozmiensky, K.J. (Hrsg.): Energie aus Abfall, Band 9. Neuruppin: TK Verlag Karl Thomé-Kozmiensky, 2012, S. 559-572
[2] Hunsinger, H.; Seifert, H.: Primärmaßnahmen zur NOx-Minderung in Abfallverbrennungsan- lagen. In: Thomé-Kozmiensky, K.J. (Hrsg.): Energie aus Abfall, Band 9. Neuruppin: TK Verlag Karl Thomé-Kozmiensky, 2012, S. 573-590
[3] Mätzing, H.; Gehrmann, H.-J.; Baris, D.; Castagno, F.; Seifert, H.: Impacts of Fuel Properties on the Performance of Grate Firings. INFUB 2015, Porto
[4] Scherello, A.; Konold, U.; Flamme, M.; Kremer, H.: Experimentelle Untersuchung zum Einfluss der oszillierenden Verbrennung auf die Wärmeübertragung und die Stickoxidemissionen vom Gasflammen. In: Gaswärme-Institut Essen (Hrsg.) Abschlussbericht eines AiF-Vorhabens 2002 [5] WU Zhonghua: Basics of Pulse Combustion Technology. National University of Singapore, 2006
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Energie aus Abfall, Band 15
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Redaktion und Lektorat: Dr.-Ing. Stephanie Thiel, Elisabeth Thomé-Kozmiensky, M.Sc., Dr.-Ing. Olaf Holm
Erfassung und Layout: Ginette Teske, Sandra Peters, Janin Burbott-Seidel,
Claudia Naumann-Deppe, Cordula Müller, Anne Kuhlo, Gabi Spiegel Druck: Universal Medien GmbH, München
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