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Archiv "Forschung im Dienste der Gesundheit" (08.09.1988)

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ÄRZTEBLATT

Der plötzliche Kindstod

er Aufruf im Deutschen Ärzteblatt 83 (Heft 50 vom 26. Dezember 1986) durch Herrn Professor Althoff, Aachen, an die Ärzteschaft, alles Wissens- werte zusammenzutragen, was auf dem Gebiet des „SIDS" zur weite- ren Klärung verhelfen könnte, ist der Anlaß zu diesem Bericht aus meiner Praxistätigkeit von 1968 bis 1983 im Raum Duisburg.

Vor einigen Wochen wurde eine Zahl von 455 an SIDS verstorbenen Kindern allein in Nordrhein-Westfa- len aus Düsseldorf veröffentlicht, und zwar für 1986. In meiner nähe- ren Umgebung sind von September 1986 bis März 1987 fünf Kinder un- ter dem bezeichneten Syndrom ge- storben. Alle starben, bevor ärzt- liche Hilfe möglich gewesen wäre, ohne Vorzeichen bis auf eines: von einem Zwillingspaar starb der Jun- ge, bei dem die Mutter einen starren Blick des Kindes während des Trin- kens beobachtet hatte, der bei dem Mädchen nicht vorhanden war.

Das erste mir bekannt geworde- ne Kind, das gerettet wurde, war der Sohn eines HNO-Arztes, der die Blausucht bei dem Säugling erkannte und ihn sofort in die Kinderklinik brachte, wo er überlebte. Das war 1964.

Nach meiner Niederlassung in Duisburg stellten sich zum ersten Mal in meiner Tätigkeit häufiger Mütter beziehungsweise Eltern mit Säuglingen vor, bei denen sie folgen- de Beobachtungen gemacht hatten:

Unruhe des Kindes, oft mit klägli- chem Weinen, zarten Zuckungen im Gesicht, an den Extremitäten meist einseitig. Fast immer wurde wieder- holte Blausucht angegeben. Beson- ders auffallend war eine Atemnot unter einem sehr hochtonigen, inspi- ratorischen Stridor, den ich bis dahin nicht kannte, der aber bei der Unter- suchung oft beobachtet wurde.

Die Untersuchung der Kinder ergab folgendes: Alle Kinder waren in gutem Allgemein- und Ernäh- rungszustand. An den inneren Orga- nen, an den sehr vorsichtig kontrol- lierten Rachen war kein pathologi-

scher Befund zu erheben. Rachiti- sche Zeichen waren nicht vorhan- den. Manches Kind machte einen et- was matten Eindruck. Nur ein Zei- chen war fast immer vorhanden: leb- hafte Reflexe am Facialis, Radialis, Peroneus und/oder Patellarsehne.

Dieser Befund veranlaßte mich zur Diagnose: Gefährdung durch plötzlichen Kindstod und zur Ver- meidung von Injektionen und zur Verabfolgung von Luminaletten 0,015 mg täglich dreimal eine Ta- blette, in warmen Tee zerdrückt und dem Kind eingelöffelt — wie es auch bei den Vitamin-D-Tabletten der Fall sein sollte. Als zweites Medika- ment erhielten die Kinder Calcium lacticum als Pulver 200 g, davon dreimal täglich einen knappen hal- ben Teelöffel, gemischt mit der Fla- schenmahlzeit. Als drittes wurde die Vitamin-D-Verabreichung bezüglich Menge und Art der Verabreichung erfragt und besprochen. Eine Kon- trolle des Kindes in ein- bis zweitägi- gen Abständen erwies dann, daß sich die gefürchteten Symptome nicht wiederholten.

Diese Erfahrungen haben sich in 17 Praxisjahren in jedem Frühjahr an fünf bis acht Kindern wiederholt, ergänzt durch zwei bis drei im Sep- tember, von denen meines Wissens keines gestorben ist.

Ein Säugling sei noch gesondert erwähnt, der mir im Notdienst im Juni 1986 vorgestellt wurde. Dieses Kind hatte nach Aussage der Mutter vor vier Wochen eine Blausucht ge- habt. Nach sofortiger Einweisung in die Kinderklinik überlebte es. Nun vier Monate alt, zeigte es die gleiche Erscheinung. In der Klinik sei da- mals eine besondere Ursache nicht gefunden worden. Das Kind wirkte etwas matt, hatte außer Bläue keine pathologischen Zeichen. Allerdings bestand auch hier eine Hyperrefle- xie. Das Kind erhielt die oben be- sprochene Therapie und ist nicht mehr in Gefahr gekommen.

Mein Anliegen ist, die Eltern zu unterrichten über die beobachtbaren Vorzeichen des plötzlichen Kinds- todes und die Notwendigkeit der so-

fortigen Verbringung in eine Kin- derklinik — wenn notwendig — auch ohne spezielle Einweisung. Es kann gar nicht schnell genug gehandelt werden! Daß neuerdings für diese jungen Kinder Todesanzeigen er- scheinen, eine mit der Bitte, statt Blumen eine Spende an die Gesell- schaft zur Erforschung des plötz- lichen Säuglingstodes zu senden, ist ungewöhnlich. Es ist wohl ein Zei- chen der angstvollen Unruhe der Bevölkerung, die Hilfe erwartet.

Anschrift der Verfasserin:

Dr. med. Elsbeth Schmidt Ärztin für Kinderheilkunde In den Peschen 16

4100 Duisburg 14

Forschung im

Dienste der Gesundheit

Nach der erfolgreichen Abwick- lung des ersten Forschungspro- grämms hat die Bundesregierung ein zweites aufgelegt, das praktisch alle aktuellen Fragen der Medizin ent- hält, verständlicherweise besonders auch die AIDS-Forschung. Das klei- ne Buch enthält auch die For- schungsschwerpunkte landesabhän- giger und unabhängiger Einrichtun- gen wie der Deutschen Forschungs- gemeinschaft, der Max-Planck-Ge- sellschaft und anderer. Erfreulicher- weise sind gerade beim Bundesmini- sterium für Forschung und Techno- logie die aufgewendeten Mittel von 77 Millionen DM 1983 auf 125 Mil- lionen DM 1987 gestiegen und sollen bis 1991 170 Millionen erreichen, während die Förderungen beim Bundesminister für Arbeit und So- zialordnung etwa gleichgeblieben sind (6 bis 7 Millionen DM pro Jahr) und beim Bundesminister für Ju- gend, Frauen, Familie und Gesund- heit langsam ansteigen. Wer sich für die informativen Zahlen interessiert, kann das kleine im März 1988 er- schienene Buch beim BMFT abru- fen. Rudolf Gross A-2444 (64) Dt. Ärztebl. 85, Heft 36, 8. September 1988

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