• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Auf dem „Berg der Wahrheit“" (21.05.1982)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Auf dem „Berg der Wahrheit“" (21.05.1982)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen TAGUNGSBERICHT

Am Ende der Bronzezeit, also etwa 800 Jahre vor Christus, wurde die- ser wunderschöne Flecken Erde schon besiedelt. Eine wechselhaf- te Geschichte durch die Jahrhun- derte führte erst im Jahre 1512 zur Eingliederung in das Land der Eid- genossen.

Seit dieser Zeit gehört Ascona, einst ein Fischerdorf, zum Tessin.

Oberhalb Ascona erhebt sich der Monte Monescio, der zu Beginn dieses Jahrhunderts von Men- schen besiedelt wurde, die ein neues glücklicheres Menschen- tum suchten und diesem sonnen- beschienenen Berg den Namen

„Monte Veritä" gaben. Oedenko- ven, Sohn eines reichen Antwer- pener Industriellen, gründete 1904 dort ein Kurhaus für Menschen, die in vegetarischer Diät Gesund- heit suchten.

Besinnung und Gespräche Viele kamen! Eine bunte Schar von Mystikern, Okkultisten, Anar- chisten, Abenteurern, auch be- rühmte Leute wie Lenin, Trotzki, Stefan George, Hermann Hesse, expressionistische Maler wie Jaw- lensky und Segal und viele andere.

Jetzt steht dort oben auf dem 350 Meter hohen Hügel in der friedli- chen Umgebung eines großen Na- turparkes ein Hotel, das weit über den Lago Maggiore schaut und zu Besinnung und Gesprächen ein- lädt.

Professor Boris Luban-Plozza, der die wissenschaftliche Leitung der Tagungen hat, führte zu diesem

10. Internationalen Balint-Treffen auf dem Monte Veritä ein. Das Pa- tronat übernahmen die Gesell- schaften für Psychosomatische Medizin von Frankreich, Öster- reich, Japan, Italien und der Schweiz, das Deutsche Kollegium für Psychosomatische Medizin und die Internationale Balint-Ver- einigung.

„Patient — Arzt — Familie" hieß das Thema. Es kamen etwa 400 prakti- zierende Ärzte und 200 Studenten, die sich drei Tage lang aktiv an großen Demonstrationsgruppen und 26 Kleingruppen mit 56 Mode- ratoren beteiligten.

Einleitende Referate hielten unter anderem Dr. Paul Bernachon (Pa- ris), Professor Dr. Jörg Willi (Zü rich), Privatdozent Dr. Ernst Pet- zold und Professor Dr. Wolfgang Jacob (Heidelberg). Den Festvor- trag hielt Professor Dr. Dr. Hein- rich Schipperges (Heidelberg) zum Thema „Arzt — Patient — Fami- lie heute und morgen".

Daß zur Eröffnung neben der Eh- renpräsidentin, Frau Enid Balint, und dem Direktor des Bundesam- tes für Gesundheitswesen der Schweiz, Dr. U. Frey, Spitzenver- treter aus Politik und Wissen- schaft vertreten waren, erschien schon wie selbstverständlich.

Grußadressen von Sir John C.

Eccles, einem Nobelpreisträger für Medizin, von Adolf Laufs, dem Rektor der Universität Heidelberg, und vielen anderen Persönlichkei- ten des öffentlichen Lebens unter- strichen Interesse und Bedeutung, das diesem Treffen zukam.

Wenn Erich Huber (Berlin) im Auf- trag der WHO in einem Grußwort dieses Balint-Seminar als die „Ein- leitung einer stillen Revolution in der Medizin" bezeichnete, so mag das zutreffen, zumal es Michael Balint seit der Einführung des Pa- tienten als Subjekt durch V. von Weizsäcker verstanden hat, die vielfältigen psychodynamischen und psychosozialen Probleme durch seine Methode dem prakti- zierenden Arzt erkennbar und ver- ständlich zu machen.

Die sogenannte „Beziehungsdia- gnostik", die Balint in London mit Gruppen von niedergelassenen Allgemeinärzten erarbeitete, eröff- nete dem behandelnden Arzt die emotional unbewußten Aspekte von Problempatienten und Pro- blemsituationen. Damit trat aber auch der Arzt selbst mit seinem Verhalten und emotionalen Reak- tionen in den Bereich des Inter- esses.

„Hören mit dem dritten Ohr"

Die Tätigkeit des Arztes, vor allem des Allgemeinarztes, hat mit der Balint-Methode eine neue diagno- stische und therapeutische Di- mension erhalten. Eine Dimen- sion, die dem nur naturwissen- schaftlich ausgebildeten Arzt ver- borgen blieb. Das „Hören mit dem dritten Ohr" sollte ein permanen- ter Bestandteil von Aus-, Weiter- und Fortbildung sein. Deswegen die Sensibilisierungsgruppen von Dozenten, Assistenzärzten, Ärzten der Praxis und Studenten (soge- nanntes „Asconeser Modell").

Also keine neue Weltanschauung, sondern eine praktikable Metho- de, die die tägliche Sprechstunde in aller Stille zu revolutionieren vermag.

Anschrift des Verfassers:

Professor Dr. med.

Hansjakob Mattern Lehrbeauftragter für Allgemeinmedizin an der Universität Heidelberg Dantestraße 10 c 6900 Heidelberg

Auf dem „Berg der Wahrheit"

Zum 10. Internationalen Balint-Treffen in Ascona auf dem Monte Veritä im März 1982

Hansjakob Mattern

Ausgabe A/B DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 79. Jahrgang Heft 20 vom 21. Mai 1982 83

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Verfasste Ärzteschaft im engeren Sinne meint aber wohl die – ebenfalls zwar nicht direkt im Grundgesetz verankerten – Körperschaften des öffentlichen Rech- tes, wie

Beide Arbeiten sind Beiträge zur Ausstellung „Zeitwenden – Ausblick“ im Kunstmuseum Bonn.. 91 der interessantesten zeitgenössischen Künstler aus fünf Kontinenten haben

Oben: Opel Ascona, länger als der Vorläufer — unten: Opel Manta, durch die hochgelegte Stoßstange mit forscherem Gesicht Werkfotos Leserdienst Hinweise • Anregungen AUTO..

Das Lenkrad und der zwischen den Vordersitzen montierte Hebel für die Handbremse, aber auch der kurze Schaltknüppel für das Vier- ganggetriebe — bzw.. der Wählhe- bel für

7 Für die Zukunft ist zudem in Zusammenarbeit mit dem Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften eine Retro-Ditigalisierung der ersten fünf WBÖ-Bände sowie eine

77 Brigitte Schwarz / Edith Funk / Manuel Raaf / Ursula Welsch.. Dialektologisches Informationssystem von Bayerisch-Schwaben

Jahrhunderts in eine Verteidigungskirche umgebaut, wie der mächtige, gleich einem Turm emporragende Chor, mit Schiessscharten und hölzernem Umlauf versehen, deutlich

Drei Karosserie- und drei Ausstattungsvarianten des Opel Ascona mit vier verschiedenen Vierzylin- der-Triebwerken in zwei Hubraumklassen werden angeboten.. Die