Wörtchen „man", bei dem es sich um ein substantivisch ge- brauchtes Pronomen, also ein neutrales und demgemäß ge- schlechtsunspezifisches Für- wort handelt. Es grenzt doch an Schwachsinn, mit allen.
möglichen Kapriolen zu ver- suchen, dieses Wort zu ver- meiden und durch „Mann/
Frau" oder gar „mensch" zu ersetzen, nur weil „man" so ähnlich klingt wie „Mann".
Was müssen die armen Frauen leiden, die in Mann- heim leben? Vielleicht wäre es besser, Mannheim umzu- benennen in „Mann/Frau- heim" oder gar „Mensch- heim". Und die bedauerns- werten Männer in Frauenau- rach bei Erlangen, sie müßten eigentlich auf die Barrikaden gehen und für eine Umbenen- nung in „Männer/Frauenau- rach" oder „Menschenau- rach" eintreten. Hierbei wäre allerdings zu bedenken, daß die Ausdrücke „Mann/Frau- heim" und „Männer/Frau- enaurach" eine Diskriminie- rung der Frauen bedeuten könnten, da ja die Männer vor den Frauen genannt werden.
Vielleicht ist es besser, „Frau/
Mannheim" oder „Frauen- Männeraurach" zu sagen.
Dr. med. E. Deuerling, Himmelreichstraße 25, W-8629 Ebensfeld
STRESS
Zu unserer Fragebogenaktion
„Streß: Hilfe zur Selbsterkenntnis"
in Heft 12/1992:
Cui bono?
Mit „Ossi-Naivität" sage ich zu Ihrem Selbsterkennt- nishilfsangebot „cui bono?"
und füge mein Lieblingszitat von Erich Kästner (1899 in Dresden geboren) hinzu, das ich zu DDR-Lebzeiten schon häufig verwendete:
Nie dürft ihr so tief sinken, von dem Kakao, durch den man euch zieht, auch noch zu trinken!"
Dr. med. Kunze, Amtslei- ter für Krankenhäuser, Stadt- verwaltung Dresden, Dr.- Külz-Ring 19, 0-8012 Dres- den
EX-DDR
Zu dem Leserbrief „Öffentlich äußern" von Dr. R. Kronenberg in Heft 14/1992:
Nicht an Leib und Leben bedroht
In der Weise humanistisch zu wirken in der ehemaligen DDR-Diktatur, wie Herr Dr.
Kronenberg es beschreibt, war gewiß für viele und be- sonders psychiatrisch und psychotherapeutisch tätige Kollegen, die dem Regime kritisch gegenüberstanden, eine durchaus mögliche und so wichtige Form des passiven Widerstandes, daß es ein Verbleiben in diesem Lande zur Berufung werden ließ; es war aber auch so selbstver- ständlich, daß man sich des- sen jetzt kaum öffentlich rüh- men möchte.
Das Betätigungsfeld reich- te von Invalidisierungen zum Zwecke der Ausreise bei den Mauerdepressionen der 60er Jahre über schützende psych- iatrische Interventionen bei von der Staatssicherheit ver- folgten Protestaktionen (zum Beispiel nach dem Einmarsch in die CSR 1968 oder der Selbstverbrennung des Pfar- rers Brüsewitz), die fachliche Betreuung halböffentlicher staatskritischer Gruppenver- anstaltungen unter dem Dach der Kirche und die fachliche Umgehung geheimer Unter- bringungsanweisungen für psychiatrische Patienten vor Staatsakten in den 70er Jah- ren bis zu der Ausreisewelle, die in den 80er Jahren so viel seelische Not mit sich brach- te, daß ich zum Beispiel als einziger ambulant tätiger Psy- chotherapeut im Stadtbezirk Pankow von Berlin durch (ei- ne auch bedrohliche) Mund- zu-Mund-Empfehlung zur weit über den Bezirk hinaus- gehenden Anlauf- und Kon- taktstelle für die Betreuung immer wieder abgelehnter, psychisch völlig dekompen- sierter Antragsteller oder von verzweifelten Familienange- hörigen wurde, die unvorbe- reitet allein zurückblieben.
Daß es da auch an Inter- ventionen der Staatssicher-
heit — von enttäuschten Mit- arbeitsversuchen bis zu gene- rellem Reiseverbot — nicht fehlte, ist selbstverständlich.
Aber man ist auch in einer Diktatur nicht an Leib und Leben bedroht, wenn man sich ihr versagt. Und das ge- nügt andererseits durchaus, sie zu verhindern — wenn je- der auf ein bißchen Karriere verzichten könnte.
San.-Rat Dr. med. Man- fred Klose, Kavalierstraße 4, 0-1110 Berlin
HONECKER
Zu dem Leserbrief „Wir als Os- sis verlangen gerechte Sühne" von Dr. Gittner in Heft 16/1992, der sich auf den „Seite eins"-Beitrag
„Kinkels Ceterum censeo" in Heft 9/1992 bezog:
Der Opfer gedenken
Selbst wenn Sie hoffen, daß der Artikel von einem
„Wessi" geschrieben wurde, darf ich Ihnen zur Steigerung Ihrer Empörung noch mittei- len, was die ehemalige „Ossi"
Frau Staatssekretärin Berg- mann-Pohl mir gegenüber einmal in einem größeren Kreis äußerte:
Noch bevor die skandalö- sen Vorkommnisse unter an- derem um Herrn Innenmini- ster Eggert um die Psychiatrie bekannt wurden, stellte ich ihr die Frage, ob man denn auch vorhabe, die Mediziner ähnlich den Juristen zu über- prüfen, die sich in der Poli- tik und beim Ärnterergattern (einige der Chefärzte, Kreis- ärzte, Magistratsmitarbeiter, Professoren etc.) mitschuldig gemacht haben. Ihre Antwort lautete, daß man sich daran gewöhnen müsse, nicht nur 16 Millionen Unschuldiger über- nommen zu haben.
Ich kann es nicht beurtei- len, ob es ihre eigene Mei- nung war — aber immerhin sitzt sie ja heute am Kabinetts- tisch. Wo soll da dann die mit völligem Recht geforderte
"gerechte Sühne" herkom- men? Wer gedenkt heute noch bei aller Diskussion um die Täter — im Großen wie im Kleinen — an die Opfer, die sich sogar teilweise gar
nicht mehr zu Wort melden können!?
Dr. med. Roland Bret- schneider, Sutelstraße 54 A, W-3000 Hannover 51
KOSTENDÄMPFUNG
Zu dem Beitrag „ ,Gesundheits- Reform': Wirkung verpufft" in Heft 14/1992:
Den Feind klar ausgemacht
Gelegentlich bin ich ja im- mer noch Leser Ihres Blattes.
Unverzagt lese ich Verlautba- rungen zur Gesundheitsre- form, Kostendämpfung etc.
In Ihren Zitaten entpupp- te sich diesmal der Hart- mannbund als Retter des „be- sten Gesundheitswesens die- ser Welt". Und wieder wurde die ewige Drangsal und Not der niedergelassenen Kolle- gen strapaziert. Aber gottlob in diesem Artikel ohne prot- zende Zitate von Herrn Oesingman oder andern Lob- byisten zum materiellen Ruin der deutschen Kassenärzte.
Das deutsche Gesund- heitswesen ist krank, die be- ständig steigenden Beiträge zur Krankenversicherung sind nur ein Symptom. Als Assistenzarzt wird einem schon in der Klinik die fatale Dynamik der Krankheit deut- lich. Der Kassentopf der Ver- sicherten wird zum Selbstbe- dienungsladen für die „Lei- stungserbringer". Droht er sich zu leeren, wird nachge- füllt durch erhöhte Beiträge der Versicherten. Die Ge- sundheit kann dem Bundes- bürger eben nicht teuer ge- nug sein. Der Zwang des Bundesgesetzgebers kann hier nur stören.
Für die deutsche Ärzte- schaft ist, wie Ihrem Blatt zu entnehmen ist, der Feind des Gesundheitswesens klar aus- zumachen. Politiker, dreiste Gesundheitsreformer und Krankenkassen ruinieren die deutsche Gesundheit. Es kann und darf nicht anders sein.
Hans Heinrich Stiege- mann, Göbenstraße 11, W-3000 Hannover
A1 -2000 (12) Dt. Ärztebl. 89, Heft 22, 29. Mai 1992