Wissenschaftsrat
Stellungnahmen zu den
außeruniversitären Forschungseinrichtungen der ehemaligen Bauakademie der DDR
1992
Herausgegeben vom Wissenschaftsrat Marienburger Straße 8, D-5000 Köln 51
ISBN 3-923203-41-1
Stellungnahmen
zu den außeruniversitären Forschungseinrichtungen der ehemaligen Bauakademie der
DDR
Inhalt
Vorbemerkung
I.
Allgemeine Gesichtspunkteund
Übergreifende Emp- fehlungen1. Leitende Gesichtspunkte bei der Evaluation
2. Zrtr Entwicklung und Lage der Bauforschung und des Bauwesens in der ehemaligen DDR
3. Übergreifende Empfehlungen
IL
Stellungnahmen zu außeruniversitären Forschungsein- richtungen1. Institut ftiLr Konstruktiven Ingenieurbau (IKI), Berlin 2. Institut
für
Heizung, Lüftung und Grundlagen derBautechnik (IHLGB), Berlin
3. Institut für Bauwerkserhaltung und Sanierung Woh- nungsbau (IBSW), Berlin
4. Institut
ftir
Städtebau und Architektur (ISA), Berlin 5. Landesbauforschungsinstitut Brandenburg (LBB),Berlin
6. Institut
ftir
Ingenieur- und Tiefbau (IIT), Leipzig 7. Landesbauforschungsinstitut Sachsen (LBFI),Leipzig
8. Sächsisches Bauinstitut (SBI), Dresden
9.
Institut für
Industrie-und
Gewerbeplanung (IIG), Halle10. Institut für Baustoffe (IfB), Weimar 11. Bauinformation, Berlin
12. Weiterbildungszentrum (WBZ), Berlin 13. Zentrale Einrichtungen
Anhang: Verzeichnis der von den besuchten Einrichtungen vorgelegten Unterlagen
Seite 5
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Vorbemerkung
Die
Regierungder
Deutschen Demokratischen Republik sowie die Regierungen von Bund und Ländern der Bundesrepublik Deutschland habenim Juli
1990 den Wissenschaftsrat gebeten, gutachtlich zu den außeruniversit'ären Forschungseinrichtungenin der
damaligen DDR Stellung zu nehmen.Auf
der Grundlage des Vertrages zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Re- publik über die Herstellung der Einheit Deutschlands vom 23. Septem- ber 1990 (Einigungsvertrag) sowie der im Juli 1990 vom Wissenschaftsrat verabschiedeten Empfehlungen zu,,Perspektiven füLr Wissenschaft und Forschung auf dem Weg zur deutschen Einheit" sollten Möglichkeiten für die Fortführung der gut beurteilten Forschungsinstitute in einem in- ternational wettbewerbsfähigen gemeinsamen deutschen Forschungssy- stem gefunden werden.Der Wissenschaftsrat hat zur Vorbereitung der Stellungnahme zu den Instituten der ehemaligen Bauakademie der DDR eine Arbeitsgfuppe ,,Bauforschung und Architektur" eingesetzt, der auch Sachverständige aus den neuen Bundesländern und aus dem Ausland angehörten, die
nicht
Mitglieder des Wissenschaftsrates sind. Ihnenist der
Wissen- schaftsrat zu besonderem Dank verpflichtet.Der Arbeitsgruppe lagen umfangreiche Unterlagen der in der ehemali- gen Bauakademie zusarnmengefaßten Forsehungsinstitute vor. Die Ar- beitsgruppe hat die Institute im April/Mai 1991 besucht und Gespräche
mit
den leitenden Wissenschaftlern, wissenschaftlichen Mitarbeitern und den internen wissenschaftlich-technischen Beiräten geführt.Auf
dieser Grundlage wurde die folgende Stellungnahme vorbereitet, dem Evaluationsausschuß des Wissenschaftsrates vorgelegt und vom Wissenschaftsrat am 5. Juli 1991 verabschiedet.I. Allgemeine Gesichtspunkte und übergreifende Empfeh-
lungenI. 1. Leitende Gesichtspunkte bei der Evaluation
Allgemeines Ziel der Evaluation von Instituten der ehemaligen Bau- akademie der DDR ist nach Artikel 38 des Einigungsvertrages die ,,Ein- passung" der Einrichtungen von Wissenschaft und Forschung ,,in die ge- meinsame Forschungsstruktur der Bundesrepublik Deutschland". Da- bei ist einerseits die Struktur des Wissenschaftssystems der alten Bun- desrepublik zu berücksichtigen, andererseits aber Offenheit gegenüber leistr-rngsfähigen wissenschaftlichen Einrichtungen
in
den neuenIän-
dern zu gewährleisten. Darüber hinaus müssen internationale Qualitäts- maßstäbe beachtet werden, die zu einem Wettbewerb auf internationaler Ebene beftihigen. Hieraus ergibt sich als übergeordneter Gesichtspunktbei
der Evaluation, daß Forschungsschwerpunkteund
Gruppen von Wissenschaftlern zu identifizieren sind, die diesen Ansprüchen genügen und im gemeinsamen System von Wissenschaft und Forschung ihre Ar- beit fortführen sollen.Die Situation
in
den Instituten der ehemaligen Bauakademie ist u. a.dadurch gekennzeichnet, daß in ihnen nicht nur geforscht wurde, son- dern zu einem erheblichen Teil auch Dienstleistungen erbracht wurden.
In den neuen Bundesländern besteht in Zukunft ebenfalls ein hoher Be- darf an Dienstleistungen
im
Bauwesen undin
der FLaumplanung, die von staatlich geförderten Einrichtungen in enger Verflechtung mit der Forschung erbracht werden müssen.Um die
erforderlichen wissen- schaftlichen Grundlagen zu schaffen, sind spezielle, auf die besonderen Probleme in den neuen Bundesländern bezogene bauanalytische Unter- suchungen und konzeptionelle Arbeitenfür
die Erhaltung und Sanie- rung von Bauwerken sowie für die Stadt- und Regionalplanung erforder- lich. Hierauf geht die Stellungnahmeim
folgenden näher ein. Sie be- schränkt sich nicht allein auf die Identifizierung von Gruppen von Wis- senschaftlern, die im gemeinsamen System von Wissenschaft und For- schung ihre Arbeit fortführen sollen, sondern sie enthält auch Vorschlä- ge für die Fortführung von Arbeiten in Bereichen, in denen auch in Zu- kunft Dienstleistungen überwiegen werden.Die Empfehlungen, die gemäß dieser Aufgabenstellung formuliert wor- den sind, bilden ein Ganzes. Die Vorschläge zur Auflösung von Bau- akademie-Instituten dtirfen nicht von den Vorschlägen zur NeugniLn- dung von Forschungseinrichtungen und zur Überführung von Arbeits- gluppen in bestehende Einrichtungen getrennt werden. Es handelt sich bei beiden Gruppen von Empfehh.rngen um konstitutive Bestandteile ei- ner Gesamtkonzeption, die nur als ganze sinnvoll verwirklicht werden kann.
I.2.
Zur Entwicklung und Lage der Bauforschung und des Bauwesens in der ehemaligen DDR(a) Die ,,Deutsche Bauakademie" wurde im Jahre 1951 neu gegründet.
Sie sollte oberste wissenschaftliche Einrichtung ftiLr den Städtebau und
das gesamte Bauwesen in der DDR sein und mit ihrer theoretischen und praktischen Arbeit die Entwicklung des Bauens fördern. Im Jahre 1972 wurde sie in ,,Bauakademie der DDR" umbenannt. Die Bauakademie ist in den 70er und 80er Jahren zu Lasten des Bauingenieurwesens und der Architektur an den Hochschulen zum Zentrum der Bauforschung in der ehemaligen DDR ausgebaut worden; sie ist
mit
dem Baugeschehen in den zurückliegenden Jahrzehnten aufs engste verbunden gewesen.Bis Ende des Jahres 1990 hatte die Bauakademie das Promotionsrecht (A und B). Ihr wissenschaftlicher Rat verlieh die akademischen Grade auf den Gebieten der Bautechnik, des Städtebaus und der Ökonomie so- wie den Doktor ehrenhalber. Verdiente Wissenschaftler konnten zu Pro- fessoren bei der Bauakademie ernannt werden.
Die Bauforschung und das Baugeschehen in der ehemaligen DDR hat- ten politische Vorgaben der Partei- und Staatsführung zu beachten und bei der Umsetzung der Arbeitsergebnisse zu berücksichtigen. So hatten
z. B. im Rahmen des staatlichen Wohnungsbauprogramms Institute der Bauakademie
in
Zusammenarbeitmit
den Wohnungsbaukombinaten die Koordinierung der notwendigen Entwicklungen zu übernehmen.Ein Schwerpunkt der Arbeit war
in
den 70er Jahren die Entwicklung vorgefertigter Industriebausysteme und besonders eines neuen Platten- bausystems (Wohnungsbauserie oder WBS 70)und
deren sukzessive Einführung in den Bezirken mit dem Ziel, \n möglichst kurzen Bauzei- ten möglichst viele Wohnungen zu bauen. Entsprechend der einseitigenOrientierung an
sou{etischenVorbildern und der
Abschottung gegenüber den Entwicklungen in den westlichen Ländern erarbeitetendie
Institute konstruktiveund
technische Lösungen,die
wesentlich durch die staatlich verordnete Materialeinsparung (2. B. von Stahl) und Normierung, durch qualitativ und quantitativ unzureichende Baumate- rialien und Baumaschinen sowie durch ein hohes Maß an Materialsubsti- tution gekennzeichnet waren. Das Profrl der wissenschaftlichen Arbeit in der Bauakademie war somit-
und dies wirkt bis heute in den Institu- ten nach-
in vergleichsweise starkem Maße durch Aufgaben der Ent- wicklung und durch Dienstleistungen, zu einem geringeren Teil durch angewandte Forschung bestimmt. Der Erhaltung, Modernisierung und Rekonstruktion von Bausubstanz waren höchstens 200/o der gesamten ForschungskapazltÄt gewidmet. Fragender
Gestaltung wurde kaum Platz eingeräumt. Noch in den 80er Jahren hat das ehemalige Baumini- sterium der DDR als Hauptauftraggeber der Bauforschung die Schwer- punkte der Arbeiten der Institute auf die Erstellung von Konzepten für die Wohnungsbaukombinate, die Verstetigung der Bauproduktion und die Beseitigung von Planrückständen festgelegt.(b)
Durch den Einigungsvertrag ist in der ehemaligen Bauakademie die Gelehrtengesellschaft von den Instituten getrennt worden. Schon vor- her wurden die meisten Leitungsgremien der ehemaligen Bauakademie de facto aufgelöst undfiir
die Institute ein geschäftsfl.ihrender Arbeits- ausschuß gebildet, der die in den einzelnen Instituten in Gang gesetzten Neuorientierungen koordinieren sollte.Die Reformbemühungen
in
den Instituten sind durch Zusammenfüh- rung und Konzentration, Personalabbau, Neubesetzung von Leitungs- positionen, die Bildung von wissenschaftlich-technischen Beiräten und die Wahl von Personalvertretr.rngen sowie durch inhaltliche Neubestim- mung der Forschungsarbeit gekennzeichnet. Die ehemals 16 Institute und Einrichtungen wurden bis Anfang des Jahres 1991 zum gtößten Teil aufgelöst und durch Umstrukturierung in zwölf neue Institute überführt.Die Zahl der Beschäftigten wurde von insgesamt 4300 (1989) durch Inanspruchnahme
von
Ruhestandsregelungen, Ausgliederungen und Privatisierungen sowie durch Kündigungen auf rund 1 100 (1. Halbjahr1991) reduziert. Von den früher 16 Direktorenstellen wurden 12 neu be- setzt. Einer der im Amt verbliebenen Direktoren übernahm die Leitung
des geschäftsführenden Ausschusses. Bei der Neubestimmung der For- schungsarbeit in den Instituten rückten Themen wie z. B. Erhaltung und Sanierung vorhandener Bausubstanz, Revitalisierung von Stadtkernen und Vitalisierung randstädtischer Neubausiedlungen sowie Mitarbeit bei der Anpassung des Baugeschehens der neuen Bundesländer an das DlN-Regelwerk und an europäsche Normen stark in den Vordergrund, während Arbeitsgebiete, wie z. B. Entwicklungen füLr den Bau von Kern- kraftwerken, die in den vergangenen Jahren besonders geördert wor- den waren, eingestellt wurden.
An die Stelle der Leitungsgremien der ehemaligen Bauakademie ist am 1. 1. 1991 eine Überleitungsstelle getreten; Aufsichtsgremium
ist
einvom
Bund, den neuen Ländernund Berlin
besetzter Lenkungsaus- schuß.(c) Nach Abschluß der internen Neuorientierung befinden sich in
- vier
Institutenin
Ber1in:Institut für
Konstruktiven Ingenier.ubau (IKI), Institut für Heizung, Lüftung und Grundlagen der Bautechnik (IHLGB), Institut für Bauwerkserhaltung und Sanierung Wohnungs- bau (IBSW), Institut für Städtebau und Architektur (ISA);-
sechs Instituten rnit Sitz in den neuen Bundesländern: Landesbaufor- schungsinstitut Brandenburg (LBB), Institut fiiLr Ingenieur- und Tief-bau (IIT),
Leipzig; Landesbauforschungsinstitut Sachsen (LBFI), Leipzig; Sächsisches Bauinstitut (SBI), Dresden; Institut für Industrie-und
Gewerbeplanung(IIG), Halle; Institut für
Baustoffe (IfB), Weimar;-
zutei Einrichtungen der Information und Weiterbildung: Bauinforma- tion Berlin, Weiterbildungszentrum (WBZ), Berlin, sowiein
-
zentralen Einrichtungen: DV-Abteilung, Berlin; Archiv, Berlin; zen- trale Verwaltung, Berlininsgesamt rund 590 wissenschaftliche Mitarbeiter. Ihnen stehen Doku- mentationen in Datenbanken, Sammlungen und Archiven zur bisheri- gen Stadt- und Regionalplanung und zum Zustand der vorhandenen Bausubstanz in den neuen Bundesläindern zur Verfügung.
In
einzelnen Forschungsfeldern bestehen Potentiale vor allem auf fol- genden Gebieten:Bauen ftir das Wohnen und die Industrie
Wie bereits dargestellt, vollzog sich der Wohnungsbau, aber auch der In- dustriebau
in
der ehemaligen DDR auf der Grundlage zentraler politi- scher Entscheidungen überwiegend an randstädtischen Standorten zu über 80 %in
industrieller Fertigung. Institute der Bauakademie haben dabei für insgesamt ca. 2,2 Millionen Neubauwohnungen in mehr als 260 Großwohnsiedlungenl) in Block-/Streifen-/Plattenbauarten funktionel- le, statisch-konstruktive und verfahrenstechnische Grundlagen erarbei- tet: Die Wohnungen sind im Durchschnitt 15 Jahre alt undzuiber
400/o mrr bis 50 qm groß. Infolge der Schäden an Betonbauteilen, aber auch wegen schlechter Isolierung, ungenügender Qualifät der haustechni- schen Installationen und der Art ihrer Integration haben die Wohnungen Funktionsmängel. So ist damit zu rechnen, daß bis zum Jahr 2000 etwa 2Millionen Wohnungen instandgesetzt und modernisiert werden müssen.
Im Zusammenwirken mit der geringen Wohnumfeldqualität besteht ein enormes Defizit an Wohnwert.
Neben den Neubauten
gibt
esrund
2,6 Millionen traditionell (2. B.Mauerwerk- und Fachwerkbau) erstellte Wohnungen in Mehrfamilien- häusern und etwa 2,3 Millionen Wohnungen in Ein- und Zweifamilien- häusern. Das Durchschnittsalter dieses Wohnungsbestandes liegt bei knapp 80 Jahren. Davon sind derzeit mehr als 50 % in Bauzustandsstufen eingeordnet, die die Notwendigkeit kompletter Instandsetzung attestie- ren. Im gleichen Zustand befinden sich einer Erhebung zufolge rund ein Drittel aller Wohnungen in historisch wertvollen Altstadtkernbereichen;
70 bis 8090 dieser in die Erhebung einbezogenen Wohnungen verfügen
z. B. nicht über Bad/Dusche und WC.
Mit der unaufschiebbaren Befriedigung des Nachholbedarfs2) muß sich zugleich der ökologische Stadt-Umbau verbinden. Hierbei handelt es sich um eine Aufgabe von nationaler Bedeutung, die nicht allein durch Übernahme westlicher Vorbilder geleistet werden kann. Vielmehr sind eigenständige Lösungen notwendig, von denen darüber hinaus Impulse
I ) l{a"h d". Zrhl der Wohnungen verglichen ist z. B. das Neubaugebiet Berlin/Marzahn etwa dreimal so groß wie das Märkische Viertel oder wie München-Neuperlach.
2) Ftir die industriell produzierten Wohnungen allein schätzt das Institut ftiLr Städtebau undArchitektur (ISA), Berlin, einenAufwandvon40 bis 60 Milliarden DM.
auf lihnlich gelagerte Aufgaben
in
den östlichen Nachbarstaaten aus- gehenkönnen.Der Industriebau hatte als allgemeines Ziel, die möglichst hohe wirt- schaftliche Efftzienz der Standorte sicherzustellen. Ängestrebt wwde
trotz
hochspezifischer Produktionsbedingungenim
einzelnen, den Raumbedarf der Industrie weitgehendmit
genormten Bauteilen und Bausystemen zu erfüllen.Angesichts des zahlenmäßig erheblichen umfangs
der
Baubestände müssen zu deren sinnvollen wirtschaftlichen Erneuerung Grundlagen erarbeitet werden.Für die in den nächsten Jahren dringend notwendigen sanierungen und Erneuerungen werden vertiefte Kenntnisse der schwachstellen izon Be- tonbauten und ihrer Haustechnik (Typenprojekte, spezifische Standort- bedingungen, verwendete Baustoffe) gebraucht. Zur Erhaltung, Sanie_
rung und Erneuerung traditionell errichteter Bausubstanz sind Gebäu- dedokumentationen, Bauschadensanalysen und sanierungskonzepte er- forderlich.
Die benötigten bautechnischen Kenntnisse sind bei den Mitarbeitern der Institute, die sich dieser Aufgaben Erngenommen haben, vorhanden und zum Teil
in
Datenbanken zu theoretischen und experimentellen For- schungsergebnissenauf
den Gebieten Bautechnik, Bauphysik, Bau_werksdiagnostik und Korrosionsschutz, Bau- und Raumakustit, wtirme- und Feuchteschutz sowie Heizungs- und Lüftungstechnik gespeichert.
Die Institute verfügen über einschlägige sammlungen und katäloge so- wie über Prüfeinrichtungen.
Stadt- und Regionalentwicklung
In
den neuen Bundesländern gibt es knapp z 600 städte und Gemein-{e1.
Die historisch gewachsenen stadtkerne sindin
den vergangenen Jahrzehnten zum großen Teil stark vernachlässigt worden; siä miissen dringend instandgesetzt und erneuert werden. Die Großwohnsiedlungen müssen nicht nur in bautechnischer, sondern auch in funktioneller und in gestalterischer Hinsicht verbessert werden. Darüber hinaus bestehen dringliche Aufgabenz,r
Erneuerung der Dörfer und Entwicklung der Regionen in den neuen Bundesländern. Hierzu sind Kenntnisse dlmo- graphischer und sozialer Entwicklungen, von Migrationen, der Entwick- lung städtischer und räumlicher Strukturen, des Bestands und Zustands von wohnungen, von öffentlichen Einrichtungen und Arbeitsstätten, der technischen Infrastruktur und der Archite[turgeschichte erforder- lich.In
einigen Instituten sind solche Kenntnisse ünd Erfahrungen in Sammlungen und Archiven vorhanden.In
den neuen Bundesländern bestehen aueh erhebliche Defrzite in der Infrastrukturausstattungder
städte. Derzeit werdennur
14,byo der städte und Gemeinden zentral über Kläranragen entsorgt.Di;
schad- stoffbelastungje
Einwohnerliegt
erheblich überder
vergleichbarerwesteuropäischer Länder; über 3000 altlastverdächtige standorte sind zur Zeitbekannt.
Die Institute verfügen in den einzelnen Forschungsfeldern über sehr gu-
te
Beziehungen zu osteuropäschen Ländern. Dain
diesen Ländern durch gleichartige politische und wissenschaftliche Entwicklungen ana- loge Probleme vorhanden sind, ergeben sich gute Möglichkeiten fi.ir die künftige Zusammenarbeit.(d) Wenn es, wie in Abschnitt I. 1. ausgeführt ist, Ziel der Neuordnung von Wissenschaft und Forschung in den neuen Bundesländern ist, For- schungseinrichtungen zu schaffen, die internationalen Leistungsstan- dards entsprechen, so muß neben der Betrachtung der bestehenden Institute auch die Chance genutzt werden, Forschungsfelder neu zu ord- nen, zu verändern und zu ergänzen.
Im Gegensatz zur situation in den neuen Bundesländern ist die Baufor- schung
in
den alten Bundesländernin
ein differenziertes, dezentrales und arbeitsteiliges system von Hochschuleinrichtungen, öffentlich ge- ftirderten außeruniversitären Forschungseinrichtungen, Einrichtungen der Ressortforschung und der Privatwirtschaft einbezogen. Ttäger der Bauforschung sind im wesentlichen Hochschulinstitute, im Bereich der IUessortforschung des Btrndes die Bundesfotschungsanstaltfitr
Landes' kunde und Raumordnung (BLLR), Bonn-Bad Godesberg, bei den öffent- Iich geforderten Forschungseinrichtungen das Deutsche Institutfür
Ur- ban{stik (DIFtl), Berlin, und die Deutsche Akademie fü'r Städtebau und Landesplanung e.V. (DASL) als Ttägerin des Institutsfür
städtebau, Berlin, des Instituts für Städtebau und Wohnungswesen' München, unddes Zentralinstituts für Raumplanung an der Universität Münster sowie die Akademie für Raumfotschung und Landesplanung (ARL), Hanno- ver. In den Ländern bestehen ebenfalls Ressortforschungseinrichtungen und öffentlich geforderte Forschungseinrichtungen, z. B. das Institut
fitr
Landes- und stadtentwicHungsforschung (ILS) Notdrhein-westfalen
in
Dortmund. Als zentrale Informationseinrichtung ist das Infotmations- zentrum Raum und Bau (IRB), Stuttgart, der Fraunhofer-Gesellschaft zu nennen. Forschungsaufgaben werden auch von Matetialprüfungsan' stalten des Bundes und der Länder sowie rzon ptivaten Einrichtungen wahrgenommen.f. 3. Übergreifende Empfehlungen a) Gesamtempfehlung
Der Wissenschaftsrat empfiehlt, in Berlin und in den neuen Bundesllin- dern folgende Einrichtungen neu zu grtiLnden;
Beflin
-
Institut fiiLr Erhaltung und Modernisierung von Bauwerken-
Außenstelle des Informationszentrums Raumund Bau (IRB)
der Flaunhofer- GesellschaftBrandenbwg
-
Institut für Stadt- und Regionalentwicklung Berlin und Brandenbwg-
Materialforschungs- und -prüfungsanstalt Berlin/Brandenburg an der Fachhochschule für Technik und Wirtschaft Berlin oder an der Fach- hochschule Brandenburg-PotsdamSachsen
-
Institut für ökologische Raumplanung, Dresden-
Materialforschungs- und -prüfungsanstaltfür
das Bauwesen an der TU Dresden-
Materialforschungs- und -prüfungsanstalt füLr das Bauwesen, Leipzig Sachsen-Anhalt-
Landesinstitutftir
Industrie- und Gewerbeentwicklung, Halle (über- führungdes IIG)Thi.tringen
-
Materialforschungs- und -prüfungsanstalt an der HAB Weimar Ferner wird in einer Reihe von Fällen die weiterfrihrung qualifizierter Gruppenin
neuen Arbeitszusammenhängen an bestehenden Einrich- tungen empfohlen. Einzelheiten hierzu sind in den jeweiligen Stellung- nahmen zu den Instituten enthalten.Unter diesen Maßgaben schlägt der Wissenschaftsrat vor, die in die Eva- luation einbezogenen Institute der Bauakademie mit Ausnahme des In- stituts für Industrie- und Gewerbeplanung (IIG) nicht in der bestehen- den Form fortzuführen. Die Auflösungen sollten sozialverträglich gestal- tet werden.
Wesentlicher Grund
für
diese Gesamtempfehlung ist, daß diezw
Zeit bestehenden Institute nach den vorgelegten Planungen künftig aufsich stark überschneidenden Tätigkeitsfeldem arbeiten wollen, diefür
die weitere Entwicklung des Bauwesensund der
Bauforschungin
den neuen Bundesländern wichtig sind undfür
die die Institute z. T. gute personelleund
saehliche Voraussetzungen mitbringen,die
aber ins- gesamtnicht die
Weiterexistenzvon zwölf
außeruniversilliren For- schungseinrichtungen rechtfertigen. Bedarf besteht aber ftir die nachfol- gend begnindeten neuen Forschr.rngseinrichtungenund
Materialprü- fungseinrichtungen, in die qualifuierte Gruppenmit
den vorhandenen apparativen Ausstattungen, Datenbanken, Sammlungen und Materia- lien eingegliedert werden sollen.Der Wissenschaftsrat weist daraufhin, daß auch
in
einzelnen Arbeits- gruppen, füLr die keine Fortführung der öffentlichen Förderung vor- geschlagen wird, durchaus qualifizierte Arbeit geleistet wird und kom-petente Mitarbeiter vorhanden sind. Es handelt sich jedoch überwiegend um Arbeitsbereiche, die im Interesse der Arbeitsteilung zwischen öffent- licher Hand und Wirtschaft außerhalb der öffentlich geförderten For- schung und Entwicklung angesiedelt werden sollten.
b)
Institutionelle EmpfehlungenIm folgenden werden die zur Gründung empfohlenen Forschungsinsti- tute und die Materialprüfungseinrichtungen beschrieben und begnindet.
Berlin
Institut fitr Erhaltung und Modernisierung von Bauwerken
Wie bereits in Kapitel I. 2. ausgeführt wurde, stellen sich in den neuen Bundesländern aufgrund der
in
der Vergangenheit benutzten spezifi- schen Bauarben und Baumittel besonders drängende Probleme für die Instandsetzung und Modernisierung von Bauwerken. Der Umfang und die Komplexität der zu lösenden Probleme rechtfertigen den Füang einer ,,nationalen Aufgabe". Zur Losung dieser Aufgabe ist es unerläßIich, daß entsprechend qualifizierte Potentiale von Forschung und Entwicklung zusammengeführt und öffentlich gefördert werden. In den Instituten im Berliner und Brandenburger Raum sind leistungsfühige Arbeitsgruppen vorhanden, die über das notwendige technische Wissen und die erforder- lichen Informationen und Dokumentationen verfügen. Aufgrund der füLrdiese Aufgabe unverzichtbaren Verbindung
von
angewandter For- schung und Entwicklung sowie einer besonders engen Zusammenarbeit mit Bauträgern und Bauwirtschaft ist es erforderlich, daß die Aufgaben von einer neu zu gniLndenden Einrichtung bearbeitet werden.Der Wissenschaftsrat empfiehlt daher, ein Institut ftiLr Erhaltung und Modernisierung von Bauwerken zu gninden. Das Institut sollte sich auf folgende Forschungsfelder konzentrieren:
-
Konstruktionund
Standsicherheitvon
Bauwerken: Berechnungs- methoden, Beton-und
Stahlbetonbau, Stahlverbundbau, Mauer- werksbau, Holzbau;-
Bauphysik: Wärme-, Brand-, Feuchte- und Schallschutz;-
Instandsetzung von Bauwerken: Bauwerksdiagnostik und Schadens- analyse; Entwicklung von Instandsetzungssystemen (Baustoffe und Bauverfahren);-
Haustechnik und Sanitär: Heizung und Lüftung, Anfall- und Umwelt- energie, Sanitäreinrichtungen;-
Gestaltung;-
Wohnumfeld;-
Archivierung und Dokumentation;-
Bauinformatik und CAD.Der wissenschaftsrat geht von einer Ausstattung von etwa 100 Mitarbei- tern aus, davon rund 70 wissenschaftliche Mitarbeiter. ohne Erstinvesti- tionen ergibt sich ein Finanzierungsbedarf in Höhe von ca. 15 Millionen DM jährlich.
Eine wichtige voraussetzung
für
den Aufbau des Instituts liegtin
der Gewinnung qualifizierten Forschungspersonals. Hier bieten sich wissen- schaftler vor allem aus dem IK[, dem IHLGB und dem IBSW an. In den Stellungnahmen zu den jeweiligen Instituten sind Gruppen benannt, diefür
eine Eingliederungin
dasneu zu
gniLndendeInstitut in
Fyage kommen.Aufgabe des neuen Instituts soll es vor allem sein, t54gische Bauschä- den zu analysieren, Konzepte
für
die Instandsetzung und Modernisie- rung zu entwickeln sowie öffentlicheund
zunehmend private Woh_nungseigentümer/-träger
hinsichtlich längerfristig zu
erwartender unterhaltr.rngskosten zu beraten. Die Aufgaben sindin
einem breiten Spektrumvon
angewandter Forschung, Entwicklungund
Diensilei- stungen angesiedelt; sie müssenin
Zusammenarbeitmit
Hochschul- instituten, Einrichtungen der Ressortforschung und der Bauwirtschaft wahrgenommen werden. Dabei ist davon auszugehen, daß das Institut sich nach einer Übergangszeit ztt einem erheb[chenTeil -
schät-zungsweise zu 40
bis
500/o-
aus Auftragsforschungwird
finanzieren können.Demzufolge kommen hinsichtlich der T!ägerschaft des neuen Instituts vor allem zwei Alternativen in Betracht: Gnindung als ein Institut der Fraunhofer-Gesellschaft oder als eine von Berlin und Brandenburg so- wie vom Br-rnd gemeinsam finanzierte Forschungseinrichtung als An-In- stitut einer Hochschule im Raum Berlin/Brandenburg. Angesichts der beschriebenen Aufgabenstellung und der Notwendigkeit der engen Zu- sammenarbeit sowohl
mit
Forschungseinrichtungen als auchmit
der Bauindustrie spricht sich der Wissenschaftsrat daftir aus, vorrangig zu versuchen, das Institut als Einrichtung der Fraunhofer-Gesellschaft zu gninden.Außenstelle des Informationszentrums Raum und Bau
Der Wissenschaftsrat empfiehlt der Fraunhofer-Gesellschaft, aus drei Abteilungen der Bauinformation eine Außenstelle des IRB in Berlin zu gninden. Einzelheiten zu dieser Empfehlung sind der Stellungnahme zur Bauinformation (Kapitel II. 11.) zu entnehmen.
Brandenburg
Institut fär Stadt- und RegionalentwicHung
Wie in Kapitel I.2 dargestellt wurde, stellen sich aufgrund der jahrzehn- telangen zentral gelenkten Planungs- und Baupolitik und der vom Staat angeordneten spezifischen Bauarten besonders drängende probleme bei der grenzüberschreitenden Regionalentwicklung, Sanierung und Ent-
wicklung von Stadtzentren, von Großsiedlungen arn Rande von Städten sowie von Dörfem und ländlichen Räumen. Spezielle Fragen stellen sich zur regionalen Infrastruktur und zur Umnutzung bisher militärisch ge- nutzter Areale und Bauten fi.iLr zivile Zwecke. Der Umfang, der Länder- grenzen übergreifende Charakter und die
Kompleität
dieser Probleme erfordern es, daß vorhandene Planungsgrundlagen erhalten, gegebenen- falls zusammengeführt, mit modemen Instrumenten der Datenverarbei- tung aufbereitet undfür
künftige wissenschaftliche Arbeiten genutzt werden. Das ftiLr die Nutzung der vorhandenen Planungsgrundlagen un- erläßliche Fachwissen istin
den Instituten IBSW und ISA vorhanden.Die genannten Aufgaben sind
in
enger Verbindung von angewandter Forschung und Entwicklung sowie in Zusammenarbeit mit Städten und Gemeinden zu bearbeiten. Die vorhandenen qualifizierten Potentiale müssen in einer neu zu gniLndenden Einrichtung zusammengeführt und mit öffentlichen Mittebr finanziert werden.Der Wissenschaftsrat empfiehlt daher, ein Institut für Stadt- und Regio- nalentwicklung
neu zu
grüLnden. DasInstitut sollte
folgende For- schungsschwerpunkte bearbeiten:(a) RegionaleEntwicklung
-
Regionalplanung;-
Entwicklung des ländlichen Raums;-
Konversion militlirischer Areale.(b) Stadt- und Stadtteilentwicklung
-
Stadtzentren;-
Gewerbeentwicklung;-
Wohngebiete.(c) Planungsgrundlagen und Informationssysteme
-
Sammlungen;-
Luftbildinterpretation;-
fachbezogene Informatik.Der Wissenschaftsrat hält als Grundausstattung einen Personalbestand von etwa 50 Mitarbeitern, davon etwa 35 wissenschaftliche Mitarbeiter,
für
notwendig. Ohne Erstinvestitionen ergibt sich ein Finanzierungs- bedarf in Höhe von 6 bis 7 Millionen DM jährlich.Qualifrziertes Forschungspersonal kann
vor
allem aus den Instituten IBSW und ISA gewonnen werden. In den jeweiligen Einzelstellungnah- men sind Gruppen benannt, diefür
eine Eingliederungin
das neu zu gründende Institut in FYage kommen.Der Wissenschaftsrat empfiehlt, das Institut ftir Stadt- und Regionalent- wicklung wegen der gesamtstaatlichen Bedeutung und des besonderen Bundesinteresses als Einrichtung der ,,Blauen Liste" in Brandenburg zu grüLnden. Das
Institut sollte
nach Möglichkeit auch Aufgaben für Mecklenburg-Vorpommern in Form von entsprechenden Projekten mit übemehmen. Der Standort des Instituts sollte die Zusammenarbeit mit der Hochschulforschung ermöglichen.Berlinund Brandenbwg
Materialforschungs- und -prüfungsanstalt Berlin/Brandenbwg
In den alten Bundesländern hat es sich bewährt, die unabhäingige Mate- rialprüfung staatlichen Einrichtungen anzuvertrauen, die solche Aufga- ben für einen bestimmten regionalen Einzugsbereich wahrnehmen. We- gen der gemeinsamen Nutzung
von
Prüfeinrichtungenund
Geräten auch friLr angewandte Forschung und Lehre sind solche Einrichtungen Technischen Universitäten, aber auch Fachhochschulen, angegliedert.Da das Land Brandenburg über keine ldalsdalprüfungsanstalt verfügt und das Land Berlin, das sich bisher der Bundesanstalt für Materialfor- schung- und -prüfung (BAM), einer nachgeordneten Behörde des Bun- desministeriums für Wirtschaft, bedient hat, nunmehr gehalten ist, eine eigene Landesanstalt zu grtinden, empfiehlt der Wissenschaftsrat, eine solche Einrichtung als gemeinsame Anstalt der beiden Länder neu zu grtinden. Die Anstalt sollte folgendermaßen gegliedert sein:
(a) Baustoffprüfung
-
Metallische Werkstoffe;-
Mineralische Werk- und Baustoffe (einschl. Betonzuschlag);-
Mauerwerk, Beton;-
Holz und Kunststoffe.(b)
Korrosionsschutz (c) Bauchemie(d)
Bauteilprüfung(e) TechnischeGebäudeausrüstung
(f;
Meßtechnik(g) ZentraleEinrichtungen
-
Bauinformatik;-
Verwaltung.Der Wissenschaftsrat hält einen Personalbestand von etwa 90 Mitarbei-
tern
füLr notwendig, davon etwa 30 wissenschaftliche Mitarbeiter, 50 technische Mitarbeiter und 10 Verwaltungskräfte. Ohne Erstinvestitio-nen ergibt sich ein geschätzter Finanzierungsbedarfin Höhe von rund 13
bis 14 Millionen DM jährlich. Es ist davon auszugehen, daß die Einrich- tung sich nach einer Übergangszeit zu einem erheblichen Teil aus öffent- lich und drittmittelgeförderter Forschung sowie aus Aufgaben der Mate- rialprüfung fi nanziert.
In den Instituten
IKI
und IHLGB arbeiten qualifizierte Arbeitsgt'uppen, die in die neu zu gri.indende Materialprüfungsanstalt übernommen wer-den
sollten.Sie
solltevon den
LändernBerlin und
Brandenburg gemeinsam finanziert und der neuen Fachhochschule für Technik und Wirtschaft Berlin oder der Fachhochschule Brandenburg-Potsdam an- gegliedert werden.Sacäsen
Institut fiir ökologische Raumplanung
Der Fleistaat Sachsen ist unter den neuen Bundesländern das am stärk- sten besiedelte Land mit einer erheblichen Konzentration von Städten, Dörfern, Kunstbauwerken und Bauwerken der Infrastruktur. Da Teile des Landes gleichzeitig die höchste Umweltbelastuag aufweisen (Böh- misches Braunkohlebecken, Luft- und Gewässerverschmutzung, Wald- sterben), müssen Aufgaben der Raumplanung im Zusammenhang mit ökologischen Fragen bearbeitet werden. Gegenwärtig fehlt eine umfas- sende, übergreifende Regionalplanung.
Die
Lage Sachsensim
Dreiländereck Polen/CSFR/Bundesrepublik Deutschland weist dem Land eine Brückenfunktion nach Osteuropa zu.Deshalb ist es notwendig, ökologische Raumplanung überregional für die Dreiländerregion zu betreiben.
Besondere Anstrengungen sind auch erforderlich, um nach dem Vorbild der ,,Rhein-Schiene" das traditionelle ,,Elbe-Band" von Hamburg über Sachsen bis nach Prag, Wien und Budapest wieder zu beleben und den Anforderungen eines geeinten Europa anzupassen.
In
diesem Zusam- menhang müssen auch bisher fehlende ,,West-Ost-Schienen" aufgebaut werden.Der Umfang und die Komplexität der genannten Aufgaben erfordern es, die im Freistaat Sachsen vorhandenen wissenschaftlichen potentiale in einer entsprechenden Forschungseinrichtung zu btiLndeln und für wis- senschaftliche Untersuchungen und Politikberatung
zt
rtutzen. Hierzu notwendiges Fachwissen ist in den Instituten LBFI und SBI vorhanden;es muß durch Fachkompetenz aus anderen Einrichtungen des Freistaats, der Bundesländer Sachsen-Anhalt und ThtiLringen sowie
-
in Koopera-tion
-
Polens und der CSFR ergänzt werden.Der Wissenschaftsrat empfiehlt, ein Institut
für
ökologische Raumpla- nung neu zu grüLnden. Es solltemit
der dargestellten Ausrichtung fol- gende Forschungsschwerpunkte bearbeiten:Ökologie
-
Sicherung der Ressourcen, Landeskultur;-
Entwicklung und Gestaltung der Landschaft;-
regionale und lokale Umweltverträglichkeitsprüfungen;-
Sanierung von Böden und Gewässern;-
Stadtklima;-
umweltverträgliche Bauverfahren und Baubiologie;-
Wiederverwertung von Werkstoffen.Landes- und Regionalentwicklung
-
Il,,egionale Infrastruktur;-
Wirtschaft und Arbeit;-
soziale und kulturelle Entwicklung;-
ländlicherRaum;-
internationale und überegionale Zusammenarbeit und Entwickh:ng(Entwicklung der
Drei-Länder-Region, Elbe-Band, Entwicklung altindustrieller Regionen, Landschaftspark Erzgebirge, sächsische und böhmische Schweiz).Stadt- und Stadtteilentwicklung
-
Städtische Infrastruktur (technische und soziale Infrastruktur);-
Entwicklungvon
Produktionund
Dienstleistungen, Arbeitsstätten undUmfeld;-
städtebauliche Erhaltung und Erneuerung (einschl. Großwohnanla- gen/Neubaugebieten);-
Denkmalschutz und Denkmalpflege.Wohnungswesen
-
Wohnungswirtschaft;-
Erhaltung und Erneuerung von Wohnungen (einschl. Neubau Woh- nungen);-
Wohnungsbau und Wohnumfeld;-
Kosten und Mieten.Information
-
Informationssysteme;-
Medien/Bibliothek;-
Daten;-
Dokumentation.Der Wissenschaftsrat häIt einen Personalbestand von etwa 100 Mitarbei- tern im Endausbau, davon 70 wissenschaftliche Mitarbeiter, für notwen- dig. Ohne Erstinvestitionen ergibt sich ein Finanzierungsbedarf in Höhe vonrund 15 MillionenDM jährlich.
Qualifizierte Wissenschaftler können u. a. aus den Instituten LBFI und SBI gewonnen werden.
In
den jeweiligen Einzelstellungnahmen sind Gruppen benannt, die für eine Übernahme in das neue Institut in Frage kommen.Der Wissenschaftsrat empfiehlt, das Institut
ftlr
ökologische Raumpla- nung wegen der überregionalen Bedeutung und der besonderen Bun- desverpflichtung ais Einrichtung der ,,Blauen Liste" in Sachsen mit Sitz in Dresden zu gründen. Der Gründungsausschuß sollte prüfen, ob und gegebenenfallsin
welchen Bereichen Überschneidungen hinsichtlich der Aufgaben des neuen Instituts mit denen des vom Wissenschaftsrat an anderer Stelle empfohlenen Institutsfür
Raumordnungmit
Auf- gaben in der wirtschafts- und sozialgeographischen Regionalforschung bestehen und ob die für das Institut für Füaumordnung zur Eingliederung vorgesehenen Gruppen möglicherweisein
das Institut fiiLr ökologische Raumplanung integriert werden können. FliLr die Unterbringung des neuen Instituts sind die bisher vom SBI genutzten Räume Weberplatz gut geeignet. Der Standort ermöglicht eine enge Zusammenarbeit mit den Hochschulen des Landes.Materialforschungs- und -prüfungsanstalt
fitr
das Bauwesen an der TU DresdenIn den alten Bundesländern verfügen die Baustoffinstitute an den Tech- nischen Universitäten zur engen Verknüpfung von Forschung, Lehre und Gütesicherung über eigene Forschungseinrichtungen
mit
experi- menteller Geräteausstattung; diese Institute sind häufrg unter der Lei- tung des Institutsdirektoriumsmit
einer Materialprüfungsanstalt ver- bunden. In einigen Fällen ist der Haushalt der Materialprüfungsanstalt dem Wirtschaftsministerium zugeordnet.Diese in den alten Bundesländern bewährte Struktur war bis zur Aus- gliederung der Materialprüfungsanstalt im Jahr 1951 prinzipiell auch an der TU Dresden gegeben. Der Wissenschaftsrat empfiehlt, hieran wieder anzuknüpfen und eine Materialforschungs- und -prüfungsanstalt für das Bauwesen an der TU Dresden einzurichten. Da die am SBI auf dem Ge- biet Baustoffe/Beton vorhandenen Forschungskapazitäten weitgehend den Anfordenmgen an eine universifäre Einrichtung entsprechen und auf eine langiährige Zusammenarbeit
mit
derTU
Dresden verweisen können, sollten diese Kapazitäten an die TU Dresden (Institut für Bau- stoffe der Abteilung Bauingenieurwesen) und in die Materialprüfungs-anstalt überführt werden. Das universitätsinstitut verfügt bisher über keine ausreichenden eigenen Labor- und prtifeinrichtungän. Der Direk- tor des Instituts
ftir
Baustoffe sollte die neue Einrichtung leiten. Durch die gemeinsame Leitung sind die voraussetzungen flir eine enge Zusam- menarbeit in Forschung, Lehre und Gütesichenrng gegeben.Der wissenschaftrat hält eine Personalausstattung in Höhe von rund 60
stellen, davon etwa 15 ftirr wissenschaftliche Mitarbeiter, ftiLr die Mate- rialforschungs-
und
-prüfungsanstalt Dresdenfür
angemessen. ohne Erstinvestitionen ergibt sichein
geschätzter Finanzierungsbedarf in Höhe von jährlich rund g Millionen DM. Es ist davon auszugehen, daß die Einrichtung sich nach einer übergangszeit zu einem erheblichen Teil aus öffentlich und aus drittmittelgeforderter Forschung sowie aus Auf-gaben der Materialpriifung finanziert.
Die endgtiltige Dimensionierung und die Arbeitsschwerpunkte sollten im Zusammenwirken der beteiligten Einrichtungen mit dem Land fest- gelegt werden.
In
der Stellungnahme zum SBI sind die Gruppen ge- nannt, die in die Materialforschungs- und -prüfungsanstalt übernommen werden sollten.Materialforscbungs - und - prtifungsanstalt fti,r Bauwesen, Leip zig Mit der Einftihrung der Bauordnung im Freistaat sachsen entsteht auch im Raum Leipzig die Notwendigkeit, Prtif- und überwachungsaufgaben in dem durch die Normen vorgeschriebenen Fl,iahmen auszuführen und damit die Qualität von Bauprodukten und Bauarten zu sichern. Die In- stitute
IIT
und LBFI verfügen hierzu über gute personelle und geräte-mäßige Voraussetzungen, die mit den entsprechenden Kapazitäten einer Technischen Hochschule oder Fachhochschule in Leipzig zusammenge- ftitrrt werden sollten.
Der Wissenschaftsrat empfiehlt, an der vom Wissenschaftsrat zr.rr Grün-
dung
vorgeschlagenen FachhochschuleLeipzig eine
Materialfor- schungs- und -prüfungsanstalt zu gniLnden, die Prtifungsaufgaben in fol- genden Bereichen wahrnehmen soll:(a) Baustoffe;
(b)
Bauteile und -konstruktion;(c) baulieherBrandschutz;
(d)
Bauphysik;(e) Tiefbau.
Im Hinblick auf die Einbeziehung des Tiefbaus (Geotechnik und Versor- grrngsnetzbau)
sollte die
Bezeichnungder Einrichtung
überprüft werden.Neben der Materialpnifung sollten
-
soweit möglich-
auch Aufgabenin
angewandter Forschung und Entwicklung sowie
in
der Lehre wahr- genommenwerden.Der Wissenschaftsrat
hiilt
eine Personalausstattung in Höhe von insge- samt 130stellen für
wissenschaftlichesund
nichtwissenschaftliches Personal, davon etwa 60 ftir wissenschaftliches Personal, für notwendig.In den Einzelstellungnahmen zu den Instituten IIT und LBFI sind Grup- pen benannt, die in die Materialforschungs- und -prüfungsanstalt Leip- zig überführt werden sollten. Ohne Erstinvestitionen ergibt sich ein ge- schätzter Finanzierungsbedarf von rund 20 Millionen DM pro Jahr. Es ist davon auszugehen, daß die Einrichtung sich nach einer Übergangszeltnt, einem erheblichen Teil aus öffentlich und aus drittmittelgeforderter For- schung sowie aus Aufgaben der Materialprüfung ftnanziert.
Sachsen-Anhalt
Landesinstitut ftirr Industrie- und Gewetbeentwicklung, Halle
Der Wissenschaftsrat empfiehlt dem Land Sachsen-Anhalt, das bis- herige Institut ftiLr Industrie- und Gewerbeplamrng (IIG) in Halle in ein Landesinstitut zur überführen. Einzelheiten hierzu sind in der Stellung- nahme zum IIG ausgeführt.
Thü,ringen
Materialforschungs- und -prüfungsanstalt an der HAB Weimar
Der Wissenschaftsrat empfiehlt, an der HAB Weimar eine Materialfor- schungs- und -prtifungsanstalt einzurichten. Forschung auf dem Gebiet der mineralischen Baustoffe sollte ein Schwerpunkt der Institutsauf- gaben sein.
Der Wissenschaftsrat hiilt eine Personalausstattung in Höhe von 50 Stel- len ftiLr wissenschaftliche Mitarbeiter und 25 Stellen ftiLr nichtwissen- schaftliches Personal für angemessen, von denen der überwiegende Teil
-
mindestens jedoch 30 wissenschaftliche Mitarbeiter-
aus demIfB
stammen sollen. Ohne Erstinvestitionen ergibt sich ein geschätzter Fi- nanzierungsbedarf in Höhe von jährlich rund 11 bis 12 Millionen DM. Es ist davon iuszugehen, daß das Institut sich nach einer Übergangszeit zu einem erheblichen Teil aus öffentlich und aus drittmittelgeforderter For- schung sowie aus Aufgaben der Materialprüfung finanziert.
Der Wissenschaftsrat würde es begrtißen, wenn die HAB Weimar die Strukturen der Fakultäten Bauingenieurwesen, Werkstoffe und Verfah- renstechnik im Zusammenhang mit der Einrichtung des neuen Instituts überprüfen und Möglichkeiten der Anbindung von Fachgebieten an die- ses Institut eröffnen würde.
c)
VerfahrensvorschlägeFür die zur GrüLndung empfohlenen Forschungsinstitute und die Mate- rialforschungs-
und
-prüfungseinrichtungengilt
gemeinsam, daß der wissenschaftliche Leiterin
Personalunion Professor an einer der be- nachbarten Hochschulen und Mitglied der entsprechenden Fakultät sein sollte. Er sollte grundsätzlich in einem gemeinsamen Verfahren mit der Hochschule berufen werden. Ein externer wissenschaftlicher Beirat soll-te beim Entwurf der Forschungskonzeption und der Bewertung von For- schungsprojekten mitwirken.
Das Institutspersonal sollte nach wissenschaftsüblichen verfahren auf der Grundlage der Empfehlungen des wissenschaftsrates grundsätzlich aus dem Personal der ehemaligen Bauakademie gewonnen werden.
Ausnahmen sind in begniLndeten Fällen zulässig.
Es sollten umgehend Gründungsausschüsse berufen werden, die u. a.
standortfragen prüfen, die Finanzierung sichern sowie Aufgabenstel- lung und Organisation der Einrichtung ausarbeiten sollten.
Bei der Auflösung und Zusammenführung von Instituten der ehemali- gen Bauakademie stellt sich eine Reihe von problemen; sie betreffen
z. B. die lveiterbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses, die Mög- lichkeiten der Fortführung von begonnenen Dissertationen und Habili- tationen nach verlust des Promotions- und Habilitationsrechts der Bau- akademie sowie die Möglichkeiten zur Fortsetzung der Berufstätigkeit für wissenschaftliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen
mit
Klein- und schulkindern, für ältere Mitarbeiter und Behinderte. Der wissenschafts- rat hat diese Flagen im Allgemeinen Teil seiner stellungnahme zu den Instituten der Akademie der wissenschaft (Adw), der Akademie der Landwirtschaft (AdL) und der Bauakademie insgesamt behandelt.II. Stellungnahmen zu außeruniversitären
Forschungseinrich- tungenIL
1. Institut füLr: Konstruktiven Ingenieurbau (IKI), Berlin a) AufgabenDas Institut ftiLr Konstruktiven Ingenieurbau (IKI) wurde nach der inter- nen Neustrukturierung
in der
Bauakademieam
1. september 1990 durch Zusammenführung von Arbeitsgruppen im wesentlichen aus dem-
weiter bestehenden ,,Institutfiir
Heizung, Lüftung und Grundlagen der Bautechnik" (IHLGB): Abteilung Baumechanik, insgesamt 14 Mitarbeiter, sowie aus dem- im
Jahre 1990 aufgelösten ,,Institut ft'iLr Industriebau": insgesamt 46 Mitarbeiter,gebildet. Die in das IKI übernommenen Gruppen haben nach Mitteilung äes Instituts über längere Zeit theoretisch und experimentell auf sta- tisch-konstruktivem Gebiet gearbeitet. Der Neuaufbau des
IKI ist
im wesentlichenvon
der früheren Abteilung Baumechanik des IHLGB betrieben worden, die seit den 60er Jahren experimentelle Arbeiten zur Ermittlung der Thagfiihigkeit von Bauteileni-konstruktionen, Berech- nungen zur Zuverlässigkeit spezieller Bauwerke unter besonderen stati- schen und dynamischen Belastungen sowie Tragwerksentwicklungen unter verwendung neuer Baustoffe und Baustoffkombinationen unter- nimmt.Die Mitarbeiter des IKI verfügen nach Angaben des Instituts über Erfah- rungen vor allem in zwei Bereichen:
-
Vorbereitung, Ausftihrung und Auswertung von Experimenten im Labor und von lJntersuchungen an vorhandenen Bauwerken (Prü- fung von Baustoffen; experimentelle Untersuchungen zur Tragfähig-keil
und Gebrauchstauglichkeit an Bauwerken und Bauteilery Bau- werksbeobachtung und vorbeugende Schadensdiagnostik).-
Grundlagen zur Berechnung und Ausführung von Konstruktionen des Ingenieurbaus sowie Begutachtung bestehender Bauwerke; an- wendungsorientierte Forschung bei Aufgaben, die sich aus speziellen h.ifungen und Entwicklungen ergeben.Die Vorgängereinrichtungen waren u. a. als Prüfstelle
für
Betonstahl, Schweißverbindungen und untersuchung von Betonzuschlägen, einzel- ne Mitarbeiter als sachverständige fri.rstatik
und Konstruktion zuge-lassen.
Nicht mehr weitergeführt werden seit dem Jahre 1990 Arbeiten, die ein- seitig auf Materialeinsparungen, auf Nachentwicklungen und auf Ent- wicklungen
für
den Neubau von Kernkraftwerken gerichtet sind. Die Erhaltung vorhandener Bausubstanz erhält Priorität gegenüber der Er- richtung neuer Ingenieurbauten.Das
IKI
untersucht nach eigenen Angabenmit
experimentellen trnd theoretischen Methoden die Grenztragfähigkeit und Gebrauchstauglich- keit von Baukonstruktionen. Dabei geht es um komplexe probleme, die theoretische spezialkenntnisse und experimentelle untersuchungen er- fordern, unmittelbare Beziehungen zur Praxis haben oder aber durch Fragen aus der Praxis angeregt werden.Besonderheiten seiner Arbeitsweise sieht das
IKI
zum einen in der ver- bindungvon
Baustoffprüfungen, experimentellen Bauteilprüfungen und Messungen am Bauwerkmit
theoretischen computerorientierten Berechnunge'n,zttrn anderen in den Kenntnissen und Erfahrungen überdie
spezielle Entwicklung des konstruktiven Ingenieurbausin
den neuen Bundesländern.Das
IKI
ist zur Zeit (stand:April
1991) in drei wissenschaftliche Abtei- lungen gegliedert:Abteilung 1 : Experimentelle Untersuchungen, Abteilung 2: Berechnungsgrundlagen,
Abteilung 3: Ttagftihigkeit von Baukonstruktionen.
Abteilung 1 (Experimentelle Untersuchungen)
Es bestehen drei Forschungsgruppen
mit
insgesamt 1b wissenschaft- lichen Mitarbeitern (einschließlich Abteilungsleiter) :In
der Forschungsgruppe 1.1 (Bauteilprüfung und Bauwerksuntersu- chung)mit
vier wissenschaftlichen Mitarbeitern geht es vor allem um experimentelle und analytische Untersuchungen von Baul<onstruktio- nen (2. B. Verbundrahmenhallen) und Bauteilen (2. B. mehrschichtigen Außenwandplatten), Bauwerksmessungen (2.B.
Schwingungsmessun- gen von Schornsteinen, Modelluntersuchungen etwa zum räumlichen T?agverhalten von vielgeschossigen Großtafelbauten), Bauzustandsana- lysen sowie Beratung bei Sanierung und Instandsetzung. Ziele der Ar- beiten sind u. a. die Erarbeitung von Grundlagen für Normung (2. B. Erd- bebenwirkungen auf Bauwerke) sowie die Aufdeckung von Ursachenfür
Schadensftille (2.B.
Einsturz eines Stahlbetonschornsteins durch Windbelastung). Die Untersuchungen werdenin
einer Laborhalle mit derzeit zwei Versuchsanlagen ausgefütrrt (Aufspannfeld, z. B.für
Ver- suche an Dachkonstruktionen, Stahlmast und Schwingungserreger). Die Arbeiten der Gruppe sind überwiegend der angewandten Forschung, zum Teil auch Entwicklungen und Dienstleistungen zuzuordnen.Die Arbeiten sind positiv zu beurteilen. Die Gruppe wird sich mit einer moderneren Geräteausstattung schnell und gnindlich vertraut machen können und dann den Ansprüchen an eine experimentell arbeitende Forschungsgruppe in vollem Umfang gerecht werden können.
In der
Forschungsgruppe 1.2 (Werkstoffprüfungen)mit vier
wissen- schaftlichen Mitarbeitern stehtim
Zentrum die Prüfung von metalli- schen und mineralischen Baustoffen, ihrer Verbindungen sowie vonVerbundbaustoffen und -teilen (2. B. statische Zug-, Druck- und Biege- festigkeitsprüfungen; dynamische Festigkeitsuntersuchungen; techno- Iogische Früfungen; Zeit- trrrd Dauerstandsprüfungen; Härteprüfungen;
metallografische Untersuchungen). Die Prüfarbeiten konzentrieren sich vorwiegend auf Baustahl, Betonstahl und Spannstahl sowie auf Beton und Stahlbeton.
Die Qualität der Arbeiten ist positiv einzuschätzen.
In
der Forschungsgruppe 1.3 (Faseroptische Meßverfahren)mit
sechs wissensehaftlichen Mitarbeitern geht es z. B. um optische Messungen von Verschiebungen und Dehnungen an Bauwerken (Staudämme, Tun- nels, Brücken, Widerlager), von Baugrundsetzungen, Verschiebungen infolge Temperaturänderungen u. ä. über größere Zeiträume mittels fest installierter Fasern. Es handelt sich um Arbeiten der angewandten For- schung.Die Arbeiten dienen dem Ausbau und der Erschließung weiterer An- wendungsgebiete einer
in
den Grundlagen vorhandenen, aber noch weitgehend entwicklungsbedüLrftigen Meßmethode, die Zukunft hat. Die Gruppe besteht aus jüngeren Mitarbeitern und ist als sehr qualifiziert zu beurteilen. Sie arbeitetmit
(Klein-)Geräten, die dem neueren bis neu- esten Stand der Technik entsprechen.Abteilung 2 (Berechnungsgrundlagen)
Es bestehen drei Forschungsgruppen
mit
insgesamt 16 wissenschaft- lichen Mitarbeitern (einschließlich Abteilungsleiter) :In der Forschungsgruppe 2.1 (Sichetheit und Zuverlässigkeit von Bau- konstruktionen) mit zehn wissensöhaftlichen Mitarbeitern geht es u. a.
um
Zuverlässigkeitsanalysenauf
wahrscheinlichkeitstheoretischer Grundlage, Arbeiten zu Lastannahmen und -kombination, Zuverlässig- keit von Bauwerken mit hohem Risikopotential sowie um Untersuchun- gen zu Sicherheitsnormen. Es handelt sichin
dieser Gruppe überwie- gendum
Entwicklungsarbeiten, zumTeil
auchum
angewandte For- schungftir
die technische Regelsetzung (2.8. Lastannahmen). Im Vor- dergrund steht die Entwicklung und Planung von Bauelementen im Kernkraftwerksbaumit
besonderem Schwerpunkt der Stahlzellenver- bundkonstruktion sowie Bauwerksuntersuchungen mit entsprechenden Meßprogrammen.Die Mitarbeiter bilden ein qualifiziertes Team, das über fundierte Kennt-
nisse, besonders in speziellen Bauverfahren wie im Kernkraftwerksbau der ehemaligen DDR, verfügt.
In der Forschungsgruppe 2.2 (Baudynamik und Erschütterungsschutz) mit drei wissenschaftlichen Mitarbeitern stehen im Mittelpunkt der Ar-
beiten
baudynamische Untersuchungen u.a. zur
Ausbreitung von Schwingungensowie zur
Beanspruchungund
Schädigung durch Schwingungen, zum Erschütterungsschutz, zu TYagfühigkeitsnachwei- sen sowie Beratungfür
Bauleistungenin
Erdbebengebieten' Konkretgeht es z. B. um die Erstellung von Karten mit Wind- und Erdbebenla- sten in den neuen Bundesländern für die europäsche Normung.
Die Ingenieurleistungen sind trotz unzureichender maschineller Aus- stattung positiv zu beurteilen.
In der Forschungsgruppe 2.3 (Numerßche Methoden) mit zwei wissen- schaftlichen Mitarbeitem geht es z. B. um computerorientierte Algorith- mierung (FEM) und Simulation von Traglastversuchen an Bauproduk- ten. Charakteristisch ist die Verbindung von konstruktiv-experimentel- len mit theoretischen Untersuchungen.
Die Arbeiten sind positiv zu beurteilen. Die Gruppe ist sowohl mit den relevanten computerorientierten Methoden als auch mit der modernen Hard- und Betriebssoftware vertraut. Damit kann sie
in
Zusammen- arbeit mit den anderen beiden Forschungsgruppen den gestellten Anfor- derungen bei der Lösung komplexer numerischer Frobleme in vollem Umfang gerecht werden.Abteilung 3 (T?agftihigkeit von Baukonstruktionen)
Es bestehen drei Forschungsgruppen
mit
insgesamt 21 wissenschaft- lichen Mitarbeitern (einschließlich Abteilungsleiter) :In der Forschungsgruppe 3.1 (Beton- und Stahlbetonbau) mit zehn wis- senschaftlichen Mitarbeitern stehen
in
einem Arbeitsbereich Berech- nung, Bemessung und Begutachtung von Stahlbeton- und Spannbeton- konstruktionen, Tlagfähigkeits- und Verformungsnachweise sowie Sta- bilitätsanalysen ftir Gebäude und Betonverbundkonstruktionen im Vor- dergrund. Kennzeichnend ftiLr die Entwicklungsarbeiten sind Ingenieur- tätigkeiten wie Bemessung und konstruktive Durchbildung von Stahl- beton- und Spannbetonfertigteilen, z. B. für Industriehallenin
Skelett- bauart sowie Wohn-, Büro- und Verwaltungsgebäude in Tafel-/Platten- bauweise.Die Qualität der Arbeiten in diesem Bereich ist als durchschnittlich an- zusehen. Vorhanden ist eine Dokumentation über typische Skelett- und Tafelbauten, die für bauaufsichtliche Zwecke gesichert werden muß.
In dem Arbeitsbereich Gnindungen (Gründungen von Wohngebäuden, Flachgnindung, bewehrte Erde [Geotextilien]) handelt es sieh um ange- wandte Forschung
im
Bereich zwischen konstruktivem Ingenieurbauund Geotechnik
(Bauwerk/BodenWechselwirkung)zvt
Langzeit-beobachtung von Gebäuden, um Setzungsmessungen und Schadensana- lysen.
Die Arbeiten im Bereich Grü,ndungen sind positiv zu beurteilen.
In der Forschungsgruppe 3.2 (Stahlbau und Stahlverbundbau) mit füLnf wissenschaftlichen Mitarbeitern stehen im Mittelpunkt Untersuchungen zu Stahlhochbaukonstruktionen, zu speziellen Stabilitätsproblemen von Stahlverbundbauteilen (Decken, Träger, Stützen), zur Weiterentwick-
lung von Stahlverbundkonstruktionen sowie Beratung zu Problemen vorhandener Hallenbauten.
Die Wirksamkeit dieser Forschungsgruppe war begrenzt durch die frü- her angeordnete geringe Anwendung des Stahlbaus. Das Team hat sich durch innovative Ansätze im Stahlverbundbau hervorgetan. Es wird als qualifiziert eingeschätzt.
In
der Forschungsgruppe 3.3 (Mauetwerksbau) mlt fiiLnf wissenschaft- lichen Mitarbeitern geht es u. a. um Tlagfrhigkeitsnachweise, Prüfungen von neuen Bauelementen und Bauarten, Planung und Durchfi.ihrung von Versuchprogrammen sowie um Untersuchungen zu Bauschäden. Es handelt sich überwiegendum
Arbeiten der angewandten Forschung(Entwicklung eines
Prüfverfahrens)für die
Begutachtung und Zustandsanalyse von Mauerwerk jeglicherArt
(auch Mauerwerk aus natürlichen Steinen).Die Arbeiten sind positiv einzuschätzen. Das Arbeitsgebiet ist
in
den alten Bundesländern in der Forschung nur wenig vertreten.b)
ArbeitsweiseDas Institut bzw. seine Vorgängereinrichtungen haben nach eigenen An- gaben in den letzten Jahren zu rund 45% weitgehend selbstgestellte und staatlich finanzierte Grundlagenforschung
und zu
55 7o Auftragsfor- schung für dle Praxis unternommen. tr\ir die Zukunft strebt es folgende Aufteilung der Arbeiten an:-
Ressortforschung und Prüfungen:-
Auftragsforschung:-
Grundlagenforschung:-
BeratungundBegutachtung:40 9o f eweils 20 %o)
20Vo l0Vo
20 9o §eweils 10 7o)
-
Fortbildung, Mitarbeit in Fachgremien: lÜVo §eweils 5 7o)Arbeitsergebnisse des Instituts werden überwiegend
in
Zeitschriften publiziert. Im Jahre 1990 erschienen insgesamt 26 Aufsätze in externen Zeitschriften. Im gleichen Jahr wurden sieben Patente angemeldet.Zwei Mitarbeiter sind nebenamtlich als Dozenten an Technischen Hoch- schulen tätig. Andere Mitarbeiter halten Vorträge und Gastvorlesungen an Hochschulen (füLnf Veranstaltungen in den Jahren 1989/90).
In der Ausbildung und Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses übernehmen Institutsangehörige Gutachten füLr Dissertationen (sieben im Jahre 1990) und betreuen Praktikanten, die häufig mit Themenstel- lungen des Instituts ihr Diplom ablegen (fi.inf bis sieben pro Jahr).
Mitarbeiter des Instituts haben
in
den Jahren 1989/90 an neun Fach- tagungen im Ausland, davon sechs im westlichen Ausland, teilgenom- men. Zwei Mitarbeiter waren als Reisekader eingestuft.In der Vergangenheit haben die Vorläufereinrichtungen in der DDR vor allem mit der TU Dresden, der HAB Weimar, der TH Leipzig, der Hoch- schule
für
Bauwesen Cottbus,der TH
Wismarund der TH
Zittau Arbeitskontakte unterhalten. Dabei waren die Institute häufrg Auftrag- geber. Diese Kontakte sind seit dem Jahre 1gg0 rückläufig, da die Institu-te der
ehemaligen Bauakademienicht
mehrin der
Lage sind, For- schungsarbeiten der Hochschulen zu finanzieren.Die internationale Zusammenarbeit war bis zum Jahre 1g8g im wesent- lichen auf Einrichtungen der osteuropäschen I-dinder begrenzt. Seitdem wurden Kontakte zu westdeutschen Einrichtungen aufgenommen (u. a.
Bundesanstalt
für
Materialforschung und -prüfung Berlin, Institut ft.ir Bautechnik, Berlin, Deutsches Institut ftiLr Normung, Berlin, TU Mün- chen).c)
Organisation und AusstattungDie Schwerpunkte der wissenschaftlichen Arbeit legt nach Mitteilung des Instituts der Direktor nach Beratung
mit
dem wissenschaftlichen Beirat und dem ,,Leitungsteam" des Instituts fest. Dem Leitungsteam gehören neben dem Direktor der Geschäftsführer, die Abteilungsleiter und Gruppenleiteran.Der wissenschaftliche Beirat ist ein institutsinternes Gremium zur Bera- tung der Institutsleitung in Flagen der Profilierung der Forschung und der Förderung der Zusammenarbeit zwischen den Forschungsgruppen.
Er nimmt keine Aufgaben in der Bewertung von Forschungsergebnissen wahr. Der wissenschaftliche Beirat wurde
in
geheimer Wahl aus dem Kreis der Mitarbeiter gewählt.Nach Mitteilung des Instituts wurden zur Bewertung von Arbeiten des Instituts in der Vergangenheit Wissenschaftler von Hochschulen und an- deren Einrichtungen herangezogen. Ständige Gremien hierfür waren Arbeitsgruppen der Sektionen der Bauakademie, die inzwischen auf- gelöstworden sind.
Am 15. 4. 1991 waren im
IKI
82 Mitarbeiter beschäftigt, darunter bZ wis- senschaftliche Mitarbeiter. 51 Mitarbeiter haben eine Hochschulausbil- dung, darunter drei Professoren, drei Habilitierte (promotionB)
und zehn Promovierte. Elf Mitarbeiter sind 56 Jahre alt oder älter. Ftinf Mit- arbeiter arbeitenz.z.
art ihrer Disserfation; drei verfahren sind derzeit aus finanziellen oder thematischen Gründen r_rnterbrochen.Der Haushaltsvoranschlag für das Jahr 1991 sieht Ausgaben in Höhe von insgesamt 2,7 Millionen DM vor, davon knapp 2,4 Millionen DM perso- nalkosten. Hierin ist ein geplanter Anteil an eingeworbenen Mitteln in Höhe von rund 40 % enthalten.
Das
IKI
verfügt über ein baumechanisches Prtiffeld, auf dem Baukon- struktionenbis
maximal 27rn
Spannweite geprüft werden können.Diese Anlage wurde nach Mitteilung des Instituts in der Vergangenheit