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Archiv "Medica 2011 – Telemedizin: Von Projekten zur Regelversorgung" (04.11.2011)

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MEDICA 2011 – TELEMEDIZIN

Von Projekten zur Regelversorgung

Telemedizinische Anwendungen sollen künftig mit dazu beitragen, die gesundheitliche Versorgung einer alternden Bevölkerung sicherzustellen.

T

elemedizin gilt unter Experten als wichtiges Zukunftsthema für die Gesundheitsversorgung, weil sie zur Sicherstellung einer flä- chendeckenden wohnortnahen am- bulanten Versorgung beitragen kann. Auch während der Medica in Düsseldorf präsentieren viele Aus- steller im Sektor medizinische In- formations- und Kommunikations- technologie ihre telemedizinischen Lösungen und Dienstleistungen.

Für einige Indikationen, etwa Diabetes mellitus, Herzinsuffizienz, Adipositas oder Wundbehandlung, sind Telemonitoring-Dienste inzwi- schen gut erprobt, der ökonomische und der medizinische Nutzen durch Studien belegt. Einige Krankenkas- sen haben daher damit begonnen,

Telemedizin in der Regelversor- gung einzusetzen, so etwa zuletzt die AOK Nordost, die in Branden- burg ein flächendeckendes Teleme- dizinnetzwerk für kardiologische Hoch-Risikopatienten gestartet hat.

An dem Netzwerk beteiligen sich das Carl-Thiem-Klinikum Cottbus und das Städtische Klinikum Bran- denburg sowie als technische Part- ner die Deutsche Telekom und die getemed Medizin- und Informati- onstechnik. Die beiden Kliniken wollen künftig gemeinsam mit nie- dergelassenen Hausärzten und Kar- diologen bis zu 500 Hoch-Risiko- patienten mit chronischer Herz- schwäche telemedizinisch betreuen.

Auch in Schleswig-Holstein hat kürzlich eines der größten telekar- Teleradiologie hat

sich inzwischen durchgesetzt, andere telemedizi- nische Anwendun- gen stehen kurz vor

dem Durchbruch.

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4. November 2011 A 2355 diologischen Projekte für Patienten

mit Herzinsuffizienz seine Arbeit aufgenommen. Hier sind die DAK und das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Kiel und Lü- beck beteiligt. „Die telemedizini- sche Betreuung ermöglicht eine frü- here Erkennung von Risikofaktoren und verbessert so spürbar die Be- handlungsqualität“, ist Cord-Eric Lubinski, DAK-Vertragschef für Schleswig-Holstein, überzeugt. Ziel ist es, eine wohnortnahe Versorgung bei höchster Fachkompetenz sicher- zustellen. Gleichzeitig können die Patienten aufwendige Arzt- und Krankenhaustermine durch die Fern- betreuung einsparen, wenn ihre Vitalparameter telemedizinisch über- wacht werden, und gewinnen da- durch mehr Sicherheit und eine höhere Lebensqualität.

Parallel dazu wächst das Ange- bot an telemedizinischen Geräten, Plattformen und Dienstleistungen,

die für den privat finanzierten zwei- ten Gesundheitsmarkt entwickelt werden. Dazu zählen beispielswei- se Anwendungen für den Sport- und Wellnessbereich, die allgemein den gesundheitsbewussten Konsumen- ten als Zielgruppe haben. So bietet die Deutsche Telekom seit August 2011 in vielen ihrer Shops vier Ge- räte an, mit denen man in Kombina- tion mit dem iPhone Blutdruck, Blutzucker, Temperatur und Kör- pergewicht messen kann („Vita- Dock“). Darüber hinaus umfasst dieser Markt aber auch die unter dem Begriff „Ambient Assisted Living“ (AAL) subsumierten alters- gerechten Assistenzsysteme für ein gesundes und unabhängiges Leben, die vor allem in der eigenen Woh- nung als „drittem Gesundheits- standort“ zum Einsatz kommen und dazu beitragen sollen, den demo- grafischen Wandel zu bewältigen (www.aal-deutschland.de).

Foto: mauritius images

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4. November 2011 Dennoch gibt es immer noch er-

hebliche Barrieren, die eine schnel- le Verbreitung dieser innovativen Technologien und Dienste erschwe- ren. An erster Stelle sind hier die fehlenden finanziellen Anreize zu nennen. Zwar können etwa Schlag- anfall-Telekonsile seit Anfang 2011 über eine Kennziffer abgerechnet werden, aber es gibt hohe Auflagen:

„Um diese Leistungen abrechnen zu können, wurde festgelegt, dass in den Telestroke-Zentren die Kon- siliarärzte 24 Stunden zur Verfü- gung stehen und gleichzeitig von

jeglichen anderen Aufgaben kom- plett befreit sein müssen. Das ist im normalen Arbeitsalltag fast gar nicht umzusetzen“, erklärt Wolf- gang Loos, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Teleme- dizin, die sich seit langem dafür einsetzt, die Telemedizin in die Re- gelversorgung aufzunehmen. Hinzu kommt, dass immer noch einheitli- che technische Standards fehlen, die qualitätsgesicherte nachhaltige Entwicklungen erst ermöglichen.

Einen Überblick über Einsatz- möglichkeiten und Projekte bietet

die im Rahmen der nordrhein-west- fälischen Landesinitiative eGesund- heit.nrw vom ZTG – Zentrum für Telematik im Gesundheitswesen entwickelte Plattform telemedi- zin24.de, die am Stand des Unter- nehmens demonstriert wird. Das an- bieterneutrale Web-Angebot umfasst Informationen zu telemedizinischen Leistungsanbietern, Portalkliniken, Ärzten, Herstellern relevanter Dienst- leistungen und Produkte, Veranstal- tern von Schulungs- und Weiterbil- dungsmaßnahmen und Krankenver- sicherern (Halle 15/D13).

Die Personalisierung der Medizin ist eines der Top-Themen, wenn es da- rum geht, Szenarien für die künftige Versorgung zu entwickeln. Beim Medica Media Forum 2011 stellt Dr. rer. nat. Arne Hengerer, Direktor für Molecular MRI bei Siemens Healthcare in Erlangen, neue Entwicklungen in der medizinischen Bildbearbeitung vor: „Das Konzept der integrierten Dia gnostik basiert auf der Verzahnung von Labor- und bildgebender Dia - gnostik. Dabei sind molekulare Biomarker sowohl in der Labordiagnostik als auch in der diagnostischen Bildgebung einsetzbar. Die Labordiagnos- tik macht sich bereits seit Dekaden genomische und proteomische Ent- deckungen zunutze. Aber auch die diagnostische Bildgebung adaptiert zunehmend molekulare Biomarker. Und für die Interpretation und Visua- lisierung solcher komplexen Daten bedarf es leistungsstarker Informati- onstechnologie.“

Ein Vorteil von molekularen Biomarkern: Krankhafte Veränderungen auf Ebene der molekularen Biomarker gehen den makromolekularen, al-

so anatomischen Ausprägungen von Krankheiten voraus. Bestimmte molekulare Biomarker ermöglichen die Diagnostik von Krankheiten zu einem viel früheren Zeitpunkt oder eine Therapieverlaufskontrolle schon wenige Tage nach Therapiestart. Schließlich soll anhand der molekula- ren Biomarker das individuelle Krankheitsbild eines Patienten besser er- fasst werden können, um eine Therapie nach Maß anzubieten.

Hengerer nennt als Beispiel die Herzinfarkt-Risikostratifikation. Kalk- ablagerungen in Gefäßen und die Gefäßlumenverengung seien von ge- ringerer Bedeutung als früher angenommen und für die Risikobeurtei- lung wohl nur bedingt geeignet. Die Entwicklung neuer molekularer Bio- marker könnte dazu beitragen, den prognostischen Wert der heutigen Verfahren, wie etwa des Framingham-Scores, zu erhöhen. Als Biomar- ker, die durch Bildgebung nachweisbar sind, kommen die Makrophagen- Infiltrationen im Endothel infrage sowie Labor-Biomarker, die den Ent-

zündungsprozess anzeigen. LiKe

PERSONALISIERTE MEDIZIN (WWW.MEDICAMEDIA.INFO)

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4. November 2011 A 2357 Für Patienten mit Adipositas

oder mit Diabetes Typ 2 hat das Unternehmen Aipermon zusam- men mit der Universität Magdeburg das Active-Body-Control-Programm entwickelt (siehe www.aerzteblatt.de/

v4/archiv/pdf.asp?id=109449). Die kontinuierliche telemonitorische Überwachung der täglichen körper- lichen Aktivität wird über den Aktivitätssensor „AiperMo tion“ be- werkstelligt. Die Telemonitoring- Systeme des Unternehmens müssen nicht konfiguriert werden, sondern sind sofort betriebsbereit.

Die Telemonitoring-Basisstation

„Mobile Medical Assistant“ ist ein PDA, den Aipermon speziell für die Kommunikation zwischen Patien- ten und betreuenden Ärzten konzi- piert hat. Er funktioniert auf Basis von Android, dem Betriebssystem von Google, und empfängt Messun- gen aus telemedizinisch integrier- ten Messgeräten wie Waage, Blut-

druckmessgerät und Aktivitätssen- soren. Gleichzeitig kann das Gerät auch als ein vollwertiges Kom - munikationsgerät genutzt werden (Halle 15/E44).

Zur Betreuung von Risikopatien- ten im häuslichen Bereich stellt die getemed AG unter anderem ein mo- biles Aufzeichnungsgerät für EKG und Sauerstoffsättigung (SpO2) vor. „PhysioMem“ ermöglicht eine zweiminütige Einzelmessung wie auch eine Dauermessung. Für eine Einzelmessung legt der Patient das Gerät auf seinen Brustkorb, wo- raufhin vier ins Gehäuse integrierte Edelstahl-Elektroden das 3-Kanal- EKG ableiten. Bei einer Dauermes- sung werden vier Klebeelektroden genutzt. Die Sauerstoffsättigung wird zusammen mit der Pulsrate per Fingersensor gemessen. Das Gerät überträgt das EKG und die SpO2-Werte kontinuierlich bis zu mehreren Stunden (Halle 9/C15).

Die Sonderschau „Wearable Technologies“ der Navispace AG (Halle 15/C4; www.wearable-tech nologies.com/218) zeigt tragbare medizintechnische Geräte zur Pa- tientenfernüberwachung. Zudem in- formiert der Gemeinschaftsstand der CTIA – The Wireless Association (USA) über mobile Produkte, An- wendungen und Netzwerkmanage- ment-Lösungen für den Gesund- heitsmarkt (Halle 15/D4).

Die Möglichkeit, mit Informati- ons- und Kommunikationstechnolo- gien standortunabhängig auf Exper- tenwissen zuzugreifen und sektoren- übergreifende Versorgungsformen aufzubauen, wird für Krankenhäuser und andere medizinische Einrichtun- gen immer wichtiger. Eine Anwen- dung, die sich inzwischen durchge- setzt hat, ist beispielsweise die Tele- radiologie. Sie wird unter anderem genutzt, um fallbezogen eine Zweit- oder Expertenmeinung einzuholen

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4. November 2011 oder einen ärztlichen Hintergrund-

dienst von zu Hause zu etablieren.

Voraussetzung hierfür ist die schnelle Kommunikation von Bild- und Befunddaten. Als Alternative zu einer synchronen Punkt-zu- Punkt-Verbindung über gesicherte Leitungen in einem VPN-Tunnel (Virtual Private Network) zeigt das auf Bildmanagement-Lösungen für Krankenhäuser und Praxen spezia- lisierte Unternehmen Visus für nicht zeitkritische Anwendungen die Möglichkeit der Kommunikati- on per DICOM E-Mail. Diese lässt

sich in die bestehende IT-Infra- struktur integrieren und ermöglicht den Aufbau eines herstellerüber- greifenden Telemedizin-Netzwerks.

Die Kommunikations- und Bild - betrachtungskomponenten können in jedes PACS integriert werden.

DICOM E-Mail eignet sich vor allem zur Anbindung von Zuweisern und zur Kommunikation mit einem offenen Teilnehmerkreis (Halle 15/E37). Weitere Aussteller im Seg- ment der Bilddatenkommunikation sind beispielsweise die Chili GmbH (Halle 15/E50) und Philips Health- care (Halle 10/A21, C23).

Das letztgenannte Unternehmen arbeitet an Homecare-Lösungen et- wa für Patienten mit Atemwegser- krankungen, Diabetes und Demenz und hat zudem mit „IntelliSpace“

ein multimodales Bildgebungspor- tal entwickelt, das eine schnelle, ortsungebundene Diagnostik er- möglichen soll. Über die Software

„Collaborator“ können Radiologen, zuweisende Ärzte und Spezialisten mittels der Bild- und Datenaus- tauschfunktion zusammenarbeiten und ihre Fälle nahezu in Echtzeit über eine Chat-Funktion bespre- chen. Sobald ein Bild ausgetauscht wurde, können die Ergebnisse über einen sicheren, interaktiven Browser eingesehen werden. Damit

sollen Radiologen Daten aus unter- schiedlichen bildgebenden Syste- men wie CT oder Nuklearmedizin von überall aus ansehen und ge- meinsam nutzen können.

Eine Plattform, die unterschiedli- che Portalangebote vereint und den Workflow in medizinischen Netz- werken steuert, präsentiert das Un- ternehmen medavis mit „por- tal4med“ (Halle 15/F20). Die Lö- sung basiert laut Anbieter auf Web 2.0-Technologie und interna- tionalen Kommunikations- und Si- cherheitsstandards. Innerhalb von Klinik- oder Ärztenetzen, medizini- schen Versorgungszentren und ein- gebundenen Dienstleistern steuert das Portal die Kommunikation zwi- schen den Fachsystemen – unab- hängig von Standort und lokaler IT- Infrastruktur; erforderlich ist nur ein Internetzugang. Die Plattform übernimmt zentrale Funktionen wie das übergreifende Patientenmanage- ment (Master Patient Index), dient als Dokumentenrepositorium und stellt alle Daten in der elektroni- schen Fallakte zur Verfügung. Die Anwendungsmöglichkeiten reichen von Telemedizin über Patienten- und Überweiserportale bis zum zentralen Dokumentenarchiv für medizinische Lehreinrichtungen.

Heike E. Krüger-Brand Der VDE – Verband der Elektrotechnik Elektronik In for ma -

tionstechnik e.V., Frankfurt/Main (www.vde.com; Halle 10/F31), veranstaltet auf der Medica einen Innovations- abend zum Thema Ambient Assisted Living (AAL – tech- nische Assistenzsysteme).

Mittwoch, 16. 11. 2011, 18.00 bis 20.00 Uhr, Eingang Nord, Raum 201:

Smartphones – Mobile Alleskönner für Patienten und Ärzte?

Gesundheit aus der Hosentasche? Chancen und Grenzen gesundheitsbezogener Apps

Gesundheitsmanagement in neuen Dimensionen – Medizinische Hardwareerweiterungen für Smartphones

AAL, mobile IT und Hygiene – Smartphones und Tablet-PCs im klinischen Kontext

VERANSTALTUNGSTIPP

Referenzen

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