Mammografie
Adipositas Risikofaktor für Intervallkarzinome
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Ein erhöhtes Risiko für Intervallkarzino- me ist bei dichtem Brustgewebe, häufigen Brustkrebserkrankungen in der Familie so- wie einer Hormonersatztherapie zu beob- achten. Einer Analyse von knapp 300.000 Mammogrammen von rund 75.000 Frauen aus den USA zufolge ist Adipositas bei Frauen nach der Menopause ein weiterer gewichtiger Risikofaktor [McCarthy AM et al.Cancer 2021; https://doi.org/gkb32s]. Insge- samt wurden 1.345 Mammakarzinome (4,6 auf 1.000 Gescreente) detektiert, davon waren 357 (27 %) fortgeschritten. 259 Tumo- ren (19 %) diagnostizierten die Ärzte bereits ein Jahr nach einem negativen Screening, von diesen war mehr als die Hälfte fortge- schritten. Frauen mit fortgeschrittenen Tu- moren waren im Schnitt drei Jahre jünger
(58 versus 61 Jahre) als solche mit frühen Tumorstadien, auch hatten sie – wie erwar- tet – öfter eine dichtere Brust und ebenfalls erkrankte Familienangehörige.
Als überraschender erwies sich der Zusam- menhang mit dem Body-Mass-Index: Wur- den alle Tumoren betrachtet, war das Er- krankungsrisiko für übergewichtige und adipöse Frauen im zweiten Jahr um 40 % erhöht, bei fortgeschrittenen Tumoren er- gab sich eine Risikoerhöhung um 90 % für adipöse Frauen im ersten und 42 % im zweiten Jahr nach dem Screening, für über- gewichtige Frauen war das Risiko jeweils um 26 % und 78 % erhöht. Danach scheinen Übergewicht und vor allem Adipositas mit einem deutlich erhöhten Risiko für fortge- schrittene Tumoren in den ersten beiden Jahren nach einem negativen Mammogra- fiebefund assoziiert zu sein. Eine Adipositas erwies sich dabei nach der Brustdichte als wichtigster prognostischer Faktor für ein fortgeschrittenes Mammakarzinom, noch vor dem Alter, dem Menopausenstatus und einer positiven Familienanamnese.
Adipöse Frauen könnten von kürzeren Screeningintervallen profitieren, vermuten die Studienautoren, vor allem, wenn weite- re Risikofaktoren wie eine hohe Brustdichte und eine familiäre Belastung hinzukommen.
Thomas Müller Übergewichtige Frauen könnten von kürzeren Mammografie-Screeningintervallen
profitieren.
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Schwangerschaft mit 35+
Müttersterblichkeit steigt mit dem Alter
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Fast in allen westlichen Industrielän- dern hat sich die Müttersterblichkeit in den vergangenen Jahrzehnten halbiert, während sie sich in den USA dagegen fast verdoppelt hat. Dieser Unterschied lässt sich unter anderem mit vielen ungewoll- ten Schwangerschaften wegen fehlender Aufklärung über Verhütung, einen er- schwerten Zugang zu Vorsorgeuntersu- chungen sowie einen Mangel an gesetz- lichen Regelungen für bezahlten Mutter- schutz erklären. Die konkreten Todesur- sachen ähneln sich dagegen in den genannten Ländern. In einer Studie aus den USA wurde jetzt untersucht, wie sie sich nach Alter der Mütter unterscheiden [MacDorman MF et al. PLOS One 2021;16:e0253920]. Ein Forscherteam analysierte dafür Sterbedaten aus einem nationalen Gesundheitsregister. Sie ermittelten die primäre Todes ursache und untersuchten die Häufigkeit der schwangerschaftsbe- dingten Todesfälle nach Altersgruppen.
Im Vergleich zu Frauen unter 35 Jahren war die Müttersterblichkeitsrate bei den 35- bis 39-Jährigen doppelt so hoch, bei den 40- bis 44-Jährigen viermal so hoch und im Alter von 45 bis 54 sogar elfmal so hoch. Bei den Müttern über 35 Jahre war die häufigste Todesursache peripartale Blutungen – ihr Risiko dafür war vervier- facht im Vergleich zu den unter 35-Jähri- gen. Die zweithäufigste Todesursache waren postpartale Kardiomyopathien,
wofür das Risiko der über 35-Jährigen verglichen mit jüngeren Frauen verdrei- facht war. Das Risiko für Fruchtwasser-, Lungen- und andere Embolien, Präe- klampsien und Eklampsien sowie für an- dere Komplikationen bei geburtshilfli- chen Eingriffen war bei den Müttern über 35 Jahre immerhin noch doppelt so hoch wie bei den jüngeren Frauen. Diese fünf Todesursachen zusammen waren insge- samt für 71 % der schwangerschaftsbe- dingten Todesfälle bei den über 35-Jähri- gen verantwortlich.
Ein Großteil dieser Übersterblichkeit sei den Studienautoren zufolge vermeidbar.
Früherkennung und Behandlung wäh- rend der Schwangerschaft sowie kontinu- ierliche Betreuung während des Jahres nach der Geburt seien entscheidend, um solche Todesfälle zu verhindern.
Joana Schmidt