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IL-6-Hemmungbei Riesenzellarteriitis?

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Academic year: 2022

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ARS MEDICI 1+22017

Bei der Riesenzellarteriitis handelt es sich nach heutigem Verständnis um eine im- munvermittelte Erkrankung, welche die Aorta und vor allem die Temporalarterien betrifft. Die Riesenzellarteriitis müsse un- verzüglich und kon sequent behandelt wer- den, da sie schlimmstenfalls zur Erblindung des Patienten führen könne, sagte Dr. Sabine Adler aus Bern, die die Studie auf dem Jah- reskongress der SGR vorstellte.

Die Standardtherapie der Riesenzellarteri - itis besteht aus der Gabe von Glukokorti- koiden in vergleichsweise hoher Dosierung und über einen manchmal längeren Zeit- raum. Dadurch besteht die Gefahr toxi- scher Steroidnebenwirkungen. Bei dem Krankheitsgeschehen spielten nach derzei- tigem Wissensstand verschiedene Interleu- kine, darunter auch Interleukin 6 (IL-6), eine Rolle, erklärte Adler. Bei Patienten mit Riesenzellarteriitis wurden erhöhte IL-6- Spiegel im Serum und im Gewebe festge- stellt. Mit Tocilizumab, einem monoklona- len Antikörper gegen den IL-6-Rezeptor, lässt sich dieses Interleukin antagonisieren.

Um herauszufinden, ob das Medikament bei Patienten mit Riesenzellarteriitis hilf- reich sein kann, konzipierten die Berner Rheumatologen eine randomisierte Dop- pelblindstudie, in die 30 Patienten aufge- nommen wurden, welche die einschlägigen Kriterien des ACR (American College of Rheumatology) erfüllten oder bei denen ein positives MR-(Magnetresonanz-)Angio- gramm von Thorax oder Abdomen vorlag.

20 Patienten erhielten Tocilizumab (per In- fusion) ergänzend zu Glukokortikoiden i.v., die Vergleichsgruppe wurde ebenfalls mit Steroiden behandelt, ergänzt durch eine Plazebo infusion. Tocilizumab wurde dabei in einer Dosierung von 8 mg/kg Körperge- wicht (KG) in 4-wöchentlichen Intervallen infundiert. Die Steroide wurden initial in einer Dosis von 1 mg/kg KG injiziert und dann planmässig in den ersten 3 Monaten rasch herunterdosiert, nach 12 Wochen auf eine Dosis von 0,1 mg/kg KG (also 7 mg bei einem 70 kg schweren Patienten), die bis zur Woche 36 weiter ausge schlichen wurde. Alle Patienten erhielten die übliche Begleitmedi- kation: Aspirin 100 mg/Tag, Protonenpum- penhemmer 40 mg/Tag sowie eine Os teo - poroseprophylaxe mit Kal zium 100 mg/Tag, Vitamin D 800 mg/Tag und Ibandronat 3 mg intravenös alle 3 Monate.

Primärer Endpunkt war die komplette Re- mission nach 3 Monaten, als sekundärer Endpunkt wurde das rückfallfreie Überle- ben bis zum Ende der Studie nach 52 Wo- chen definiert.

Fast alle Patienten

unter Tocilizumab in Remission Die Ergebnisse fielen insgesamt vielverspre- chend aus: 17 der 20 Patienten in der Toci-

lizumabgruppe erlangten nach 3 Monaten eine komplette Remission, in der Plaze bo - gruppe waren es nur 4 der 10 Patienten.

Auch im sekundären Endpunkt gab es deutliche Unterschiede zugunsten von Tocilizumab.

Dementsprechend unterschied sich die letztlich ein gesetzte Glukokortikoiddosis.

Während nach 3 Monaten die Steroid dosen noch gleich hoch waren, traten die Unter - schiede nach einem halben Jahr bereits deutlich zutage. So wurde unter Tocilizu- mab bis Studienende eine kumulative Ste- roiddosis von 43 mg/kg KG verabreicht, in der Plazebogruppe dagegen 110 mg/kg KG.

Adler ging auch auf die Nebenwirkungen ein. In der Tocilizumabgruppe erlitten 7 Pa- tienten (35%) ein «serious adverse event»

(SAE), in der Plazebogruppe waren es die Hälfte der Patienten, wobei 5 Patienten je- weils 2 SAE erlitten, eines davon mit einem tödlichen Ausgang. Kardiovaskuläre Ne- benwirkungen waren dabei häufiger in der Plazebogruppe, gastrointestinale häufiger unter Tocilizumab. Allerdings sind die Zah- len insgesamt zu gering, um daraus weiter- gehende Rückschlüsse über die Sicherheit der Therapie ziehen zu können.

Tocilizumab – eine Alternative in bestimmten Fällen

Welche Konsequenzen ziehen die Berner Rheumatologen? Adler gab sich noch zurückhaltend. Bei einer neu aufgetretenen Riesenzell arteriitis sei eine alleinige Ste- roidgabe nach wie vor gerechtfertigt; falls jedoch nach 3 Monaten eine relativ hohe Steroiddosis beibehalten werden müsse, empfehle sich der zusätzliche («Off-label»-) Einsatz von Tocilizumab. Bei Patienten, die bereits ein hohes Risiko für eine Steroid- morbidität aufweisen – also etwa Diabetes mellitus, erhöhtes kardiovaskuläres Risiko oder eine bekannte Osteoporose –, er- scheint es laut Adler sinnvoll, die steroid- sparende Variante mit Tocilizumab von Anfang an einzusetzen. Vorsicht sei aller- dings geboten bei Patienten mit bekannter

Divertikulose.

Uwe Beise

Quelle: Session I: «Frühe entzündliche Arthritiden» am Jah- reskongress der Schweizerischen Gesellschaft für Rheumato- logie (SGR), 25. August 2016 in Interlaken.

IL-6-Hemmung

bei Riesenzellarteriitis?

Berner Studie zeigt vielversprechende Resultate

Die Riesenzellarteriitis wird üblicherweise mit Kortikosteroiden behan- delt. Die zusätzliche Behandlung mit Tocilizumab kann offenbar die Aus- sichten auf eine langfristige Remission deutlich verbessern und helfen, Kortikosteroide einzusparen. Das wurde erstmals in einer plazebokon- trollierten Studie bestätigt, die mit einem SGR-Congress-Award ausge- zeichnet wurde.

Uwe Beise

Unter Tocilizumab erreichten mehr Patienten mit Riesenzellarteriitis eine Remission, und diese liess sich länger aufrechterhalten.

Tocilizumab half, Kortikosteroide einzusparen.

Es fanden sich mehr schwere Nebenwirkungen in der Plazebo- gruppe.

MERKSÄTZE

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