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Syntaktische Variation und generative Syntaxtheorie

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Georg A. Kaiser (Konstanz)

Syntaktische Variation und generative Syntaxtheorie

1.

Vorbemerkung

In meinem Beitrag möchte ich kritisch der Frage nachgehen, wie und inwiefern im Rahmen der generativen Prinzipien- und Parametertheorie syntaktische Variation erfasst und erklärt werden kann. Dies soll am Beispiel eines Phänomens geschehen, das rein syntaktischer Natur ist. Dadurch soll nicht nur die Funktionsweise syntaktischer Prinzipien innerhalb dieser Theorie veranschaulicht werden, sondern gleichzeitig auch gezeigt werden, dass bestimmte Phänomene der syntaktischen Variation ausschließlich durch

syntaktische Prinzipien erklärt werden müssen Die hier vorgelegte kleine ~;

Untersuchung liefert damit auch Evidenz für die umstrittene Annahme der generativen Grammatik, wonach die Syntax ein autonomes System innerhalb der sprachverarbeitenden Systeme darstellt. Untersucht werden soll die Distribution von Expletivpronomina in romanischen Sprachen. Hier wird zunächst gezeigt, dass- entgegen vieler (auch generativer) Analysen- keine strenge Korrelation zwischen der Null-Subjekt-Eigenschaft und der Nicht- Existenz lexikalischer Expletiva einerseits und der Nicht-Null-Subjekt- Eigenschaft und der obligatorischen Realisierung von Expletiva andererseits besteht Zum einen existieren in zahlreichen romanischen Null-Subjekt-

Sprachen Varietäten, in denen lexikalische Expletiva vorkommen (Altfranzösisch, galicisches Portugiesisch, dorninikanisches Spanisch), zmn anderen erlauben bzw. erfordern romanische Nicht-Null-Subjekt-Sprachen in bestimmten Kontexten die Auslassung nicht-lexikalischer Expletiva (Modernes Französisch, Bündnerromanisch). Anhand eines Vergleiches des Bündnerromanischen mit dem Deutschen wird gezeigt, dass die Unterschiede dieser beiden Sprachen hinsichtlich der Auslassung von Expletiva unmittelbar aus den generativen Analysen der Verb-Zweit-Struktur dieser beiden Sprachen abgeleitet werden können. Die Erklärung des Auftretens lexikalischer Expletiva in romanischen Null-Subjekt-Sprachen erweist sich hingegen als schwieriger. Dies liegt allerdings weniger daran, dass das generative Prinzipien- und Parametermodell hierfür keinen adäquaten Erklärungsrahmen liefern könnte, sondern vielmehr daran, dass die Datenlage bezüglich der Varietäten, die lexikalische Expletiva erlauben, bislang noch sehr ungenügend

Erschienen in: Syntaxtheorien : Modelle, Methoden, Motive / Elisabeth Stark ... (Hrsg.). - Tübingen : Narr, 2003. - S. 257-272. - (Tübinger Beiträge zur Linguistik ; 469). - ISBN 3-8233-5765-4

Konstanzer Online-Publikations-System (KOPS) URL: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:352-273681

(2)

ist. Aus diesem Grund müssen mögliche generative Erklärungsansätze - auch der hier vorgelegte Ansatz - eher spekulativer Natur sein.

2. Die Distribution der Expletivpronomina in Null-Subjekt- und Nicht-Null-Subjekt-Sprachen

Null-Subjekt-Sprachen sind bekanntlich dadurch gekennzeichnet, dass das Subjektspronomen ausgelassen werden kann und i.d.R. nur dann lexikalisch realisiert wird, wenn es aus semantisch-pragmatischen Gründen hervorgehoben wird. Daraus ergibt sich, dass Expletivpronomina, also Elemente, die keine semantisch-pragmatische Funktion haben, überhaupt nicht realisiert werden können. Dies illustrieren zum Beispiel die folgenden Daten aus dem Spanischen:

(1) sp. (a) No hablo espaiiol.

(b) Yo no hablo espaiiol.

(2) sp. (a) Llovia mucho ayer.

(b) *El/o llovia mucho ayer.

(3) sp. (a) Hay un nuevo libro de Chomsky.

(b)

*

Ello hay un nuevo libro de Chomsky.

(4) sp. (a) Ha llegado una carta para ti.

(b)

*

El/o ha llegado una carta para ti.

In der generativen Grammatiktheorie wird diese Korrelation zwischen der Null-Subjekt-Eigenschaft und Unmöglichkeit der Realisierung lexikalischer Expletiva traditionellerweise dadurch zu erklären versucht, dass Sprachen dem so genannten Avoid Pronoun-Prinzip unterliegen (Chomsky 1981:65). Dieses Prinzip besagt, dass ein (Subjekts)-Pronomen nur dann lexikalisch realisiert werden kann, wenn es nicht möglich ist, es auszulassen. Da angenommen wird, dass Null-Subjekt-Sprachen über die granunatische Eigenschaft der Identifizierung und der Lizensierung leerer Subjektspronomina verfügen, ist in diesen Sprachen die Auslassung des Subjektspronomens generell möglich (Rizzi 1986). Es kann in diesen Sprachen demAvoid Pronoun-Prinzip zufolge nur dann lexikalisch realisiert werden, wenn es fokussiert oder betont ist. In Nicht-Null-Subjekt-Sprachen können leere Subjekte hingegen in der Regel weder lizensiert noch identifiziert werden. Daraus folgt, dass in diesen Sprachen Subjektspronomina unabhängig davon, ob sie fokussiert oder betont sind, stets realisiert werden müssen. Somit dürfen in diesen Sprachen, wie die folgenden Beispiele aus dem Französischen illustrieren, weder thematische noch expletive Subjektspronomina ausgelassen werden:

(5) fr. (a) *Ne parle pas fran~ais.

(b) Jene parle pas fran~ais.

(3)

Syntaktische Variation und generative Syntaxtheorie 259 (6) fr. (a) *Pleuvait beaucoup hier.

(b) 11 pleuvait beaucoup hier.

(7) fr. (a) *Y a un nouveau Iivre de Chomsky.

(b) 11 y a un nouveau Iivre de Chomsky.

(8) fr. (a) *Est arrive( e) une lettre pour toi.

(b) 11 est arrive une lettre pour toi.

Diese Korrelation zwischen Null-Subjekt-Eigenschaft und obligatorischer Auslassung von Expletivpronomina einerseits und Nicht-Null-Subjekt- Eigenschaft und obligatorischer Realisierung der Expletivpronomina andererseits ist allerdings nicht vollständig gegeben. Sowohl in Null-Subjekt- Sprachen als auch in Nicht-Null-Subjekt-Sprachen sind diesbezüglich zahlreiche Abweichungen zu beobachten.

Im Französischen beispielsweise ist in den oben aufgefuhrten Beispielen (6) - (8) die Auslassung des Expletivums lediglich in (6) vollkommen ausgeschlossen. In Konstruktionen wie (7) hingegen kann im umgangssprachlichen Französisch das Expletivum ohne Weiteres ausgelassen werden. Dies gilt auch für Konstruktionen mit paraftre oder falloir, die im umgangssprachlichen Französischen sowohl mit als auch ohne Expletivum möglich sind:

(9) fr.

(10) fr.

(a) Parait qu'il parle fran~ais.

(b) 11 parait qu'il parle franr;ais.

(a) Faut parler fran~ais.

(b) 11 faut parler fran~ais.

Und auch Sätze wie in (8) können im literarischen Französischen, wie die folgenden Beispiele von Le Bidois (1952:19 und 133) belegen, unter bestimmten Umständen durchaus ohne Expletivum realisiert werden:

(11) fr. (a) Arrive le general.

(b) Enfin arrivait Franr;oise.

Die Auslassung des Expletivums ist dann sogar obligatorisch, wenn das Verb solcher so genannten Unakkusativkonstruktionen im Infinitiv auftritt, da dessen Realisierung als akkusativisches Subjekt ausgeschlossen ist (cf. Kayne

1975:233,Fn.35, Olsson 1986:19):

(12) fr. (a) J' ai vu arriver trois filles.

(b) *Je fai vu arriver trois filles.

Interessanterweise muss in diesem Fall auch in Konstruktionen mit Wetterverben das Expletivum ausgelassen werden (cf. Kayne 1975:233, Olsson 1986:19):

{13) fr. (a)

r

entends pleuvoir.

(b) *Je fentends pleuvoir.

(4)

Älmliche Beobachtungen hinsichtlich der Auslassung lexikalischer Expletivpronomina lassen sich auch in anderen Nicht-Null-Subjekt-Sprachen machen. Der in der generativen Literatur am häufigsten diskutierte Fall ist der des Deutschen (cf. Breckenridge I 975, Tomaselli 1986, Jaeggli I Safir 1989, Cardinaletti 1997, Cabredo Hofuerr 2000). Hier kann beobachtet werden, dass in satzinitialer Position das Expletivum niemals ausgelassen werden kann:

(14) dt (a) *Regnete gestern viel.

(b) Es regnete gestern viel.

(15) dt (a) *Gibt ein neues Buch von Chomsky.

(b) Es gibt ein neues Buch von Chomsky.

(16) dt (a) *Ist ein Brief fiir dich angekommen.

(b) Es ist ein Brief für dich angekommen.

In den Fällen jedoch, in denen die satzinitiale Position durch eine andere Konstituente besetzt ist, hängt die Realisierung des Expletivums von der Art der Wlpersönlichen Konstruktion ab. In Konstruktionen mit Wetterverben beispielsweise muss das Expletivum stets auftreten, in Unakkusativkonstruktionen- oder auch in Passivkonstruktionen - hingegen darf es nicht realisiert werden:

(17) dt

(18) dt

(a) *Gestern hat viel geregnet.

(b) Gestern hat es viel geregnet.

(a) Gestern ist ein Brieffür dich angekommen.

(b) *Gestern ist es ein Brief für dich angekommen.

In ganz ähnlicher Weise verhält sich auch das Bündnerromanische. Ebenso wie beim Deutschen handelt es sich hierbei um eine Nicht-Null-Subjekt-Sprache, in der das Subjektspronomen, unabhängig davon, ob es thematisch oder expletiv ist, in der Regel realisiert werden muss. Dies illustrieren die folgenden - den spanischen Sätzen in (I) - (4) entsprechenden - Sätze aus dem Surselvischen, der im Vorderrheintal gesprochenen Varietät des Bündnerromanischen (cf. Spescha 1989):

(19) sur. (a) *Tschontschel buc romontsch.

(b) Jeu tschontschel buc romontsch.

(20) sur. (a) *Ha pluviu ier fetg.

(b) Ei ha pluviu ier fetg.

(21) sur. (a) *Dat in niev cudisch da Chomsky.

(b) Ei dat in niev cudisch da Chomsky.

(22) sur. (a) *Ei arrivau ina brev per tei.

(b) lgl ei arrivau ina brev per tei.

(5)

Syntaktische Variation und generative Syntaxtheorie 261 Ebenso wie im Deutschen ist auch in postverbaler Position die Realisierung des Expletivums dann obligatorisch, wenn es sich um eine Konstruktion mit einem Wetterverb handelt

(23) sur. (a) *Ier ha pluviu fetg.

(b) Ier ha ei pluviu fetg.

In Konstruktionen mit Unakkusativverben hingegen kann das Expleti"um ausgelassen werden. Im Gegensatz zum Deutschen ist diese Auslassung allerdings nicht obligatorisch (Spescha 1989:393f., Haiman I Benincä 1992:184, Linder 1987:140ff., Eguzkitza I Kaiser 1999:214f.) Vielmehr scheint die Konstruktion mit realisiertem Expletivum die bevorzugte Variante zu sein {Sprouse I Vance 1999:266):

(24) sur. (a) Ier ei arrivau ina brev per tei.

(b) I er eis ei arrivau ina brev per tei.

Diese Beobachtungen machen deutlich, dass in den Null-Subjekt-Sprachen die Auslassung des Expletivpronomens keineswegs vollkommen ausgeschlossen ist. Vielmehr zeigt sich, dass in bestimmten Konstruktionen die Auslassung möglich und bisweilen sogar obligatorisch, während sie in anderen Konstruktionen hingegen ausgeschlossen ist

Die Variation hinsichtlich der Realisierung von Expletivpronomina beschränkt sich allerdings nicht nur auf die Nicht-Null-Subjekt-Sprachen.

Auch in der Gruppe der (romanischen) Null-Subjekt-Sprachen gibt es einige Varietäten, die von den Standardvarietäten dadurch abweichen, dass sie die Realisierung lexikalischer Expletiva erlauben. Diejenigen Varietäten, in denen diese Realisierung bislang am häufigsten beobachtet wurde, sind die des galicischen Portugiesischen und des Spanischen der Dominikauischen Republik. Dies belegen die folgenden Beispiele von Raposo I Uriagereka (1990:514f.) und Silva-Villar (1998:253) sowie von Silva-Villar (1998:252f.) und Toribio (1996:422) (cf. auch Spitzer 1917, Henriquez Ureiia 1939):

(25) gpg. (a) EI chove.

(b) 11 hai cecais outro problema.

( c) EI chegou un estudiante tarde.

(26) dsp. (a) Ello estava lloviznando un poco.

(b) Ello hay mujeres bonitas.

(c) Ello llegan guaguas hasta alla.

Ähnliche Belege gibt es auch für Varietäten anderer romanischer Null-Subjekt- Sprachen, insbesondere für einige Dialekte des iberischen Spanischen (cf.

Silva-Villar 1998), des Katalanischen (Spitzer 1917) sowie für das Italienische (Brugmann 1917). Außerdem lässt sich auch in diachronischer Hinsicht das Auftreten lexikalischer Expletivpronomina in romanischen Null-Subjekt- Sprachen nachweisen (cf. Richter 1919 für das Rumänische, Silva-Villar 1998

(6)

fur das Katalanische). Insbesondere im durch die Null-Subjekt-Eigenschaft gekennzeichneten Alt- und Mittelfranzösischen gibt es hierfür zahlreiche Belege (Homing 1879, Süchtemann 1912, Hilty 1959, Falk 1969, Gorzond 1984, Arteaga 1994, Bakker 1995). Die ersten Belege finden sich in Te:\'ten aus dem 11. Jahrhundert und nehmen im Laufe der Entwicklung des Französischen an Häufigkeit zu (cf. Falk 1969:251, Gorzond 1984:84):

(27) afr. (a) Quant lijurz passet ed il fut anuit(i)et. (Alexius 51) (b) 11 n'i ot el (Yvain 203)

(c) 11 i vont ci viel prestre (Aucassin 6, 29)

Diese hier aufgeführten Beispiele aus den romanischen Null-Subjekt-Sprachen deuten darauf hin, dass das von Chomsky angenommene A void Pronoun- Prinzip nicht geeignet ist, die Distribution lexikalischer und nicht-lexikalischer Expletivpronornina adäquat zu . erfassen und dass dieses Prinzip möglicherweise vollkommen aufgegeben werden muss (cf. auch Sprouse I Vance 1999:263). Andererseits zeigen die Daten auch, dass die Ausnahmen dieses Prinzips lediglich auf einige Varietäten beschränkt sind. Für die standardsprachlichen Varietäten dieser Sprachen scheint das Prinzip durchaus Gültigkeit zu haben. Auch die Entwicklung im Französischen bestätigt in gewisser Weise dieses Prinzip, da mit zunelunendem Verlust der Null-Subjekt- Eigenschaft in zunelunendem Maße lexikalische Expletivpronornina verwendet werden. In den Sprachen, die nicht über die Null-Subjekt- Eigenschaft verfügen, scheint hinsichtlich der Expletivauslassung keine dialektale Variation zu existieren. Diese Auslassung ist in den hier betrachteten Nicht-Null-Subjekt-Sprachen vielmehr vor allem von syntaktischen Faktoren abhängig, wie z.B. von der Art der unpersönlichen Konstruktion und vom grammatischen Kontext. Im Französischen scheinen allerdings noch weitere Faktoren eine Rolle zu spielen, da die Auslassung lexikalischer Expletiva außerdem vom Sprachregister abhängig ist. Da es hier darum geht, zu zeigen, welche syntaktischen Faktoren die Variation der Auslassung bzw. der Realisierung lexikalischer Expletivpronomina bestimmen, bleibt in der weiteren Untersuchung das Französische ausgeklanunert.

3. Leere Expletiva in Nicht-Null-Subjekt-Sprachen

Der Vergleich zwischen dem Deutschen und dem Surselvischen hat gezeigt, dass in beiden Sprachen in eingeleiteten Unakkusativkonstruktionen die Auslassung des Expletivums beobachtet wird. Ein Unterschied zwischen beiden Sprachen besteht jedoch darin, dass im Deutschen das ExJ>letivum in diesen Fällen stets ausgelassen werden muss. Im Surselvischen hingegen besteht keine Notwendigkeit zur Auslassung des Expletivums, d.h. dessen Realisierung ist fakultativ, wobei beobachtet werden kann, dass der Gebrauch des Expletivums der Regelfall ist.

(7)

Syntaktische Variation und generative Syntaxtheorie 263 Im Folgenden soll gezeigt werden, dass im Rahmen des generativen Prinzipien- und Parametermodells eine plausible Erklärung für diesen Unterschied gegeben werden kann. Diese Erklärung basiert auf der Beobachtung, dass es sich bei beiden Sprachen um strenge Verb-Zweit- Sprachen handelt, die dadurch gekennzeichnet sind, dass das finite Verb in Deklarativsätzen stets die zweite Position einnehmen muss. Dies wird im Rahmen der generativen Prinzipien- und Parametertheorie durch die Annahme erfasst, dass in Verb-Zweit-Sprachen der COMP-Knoten die Flexions- und Finitheitsmerkmale enthält und das finite Verb daher notwendigerweise in allen deklarativen Matrixsätzen in die COMP-Position angehoben werden muss (den Besten 1983, Vikner 1995). Vor dieser Position befindet sich lediglich die SpezCP-Position, an die auf Grund universaler Beschränkungen keine weiteren Positionen adjungiert werden können (Iatridou I Kroch 1992).

Somit kann (und muss) lediglich eine Konstituente in die Position vor das finite Verb angehoben werden. Für einen deutschen Satz wie in (18) kann daher die folgende Struktur angenommen werden:

(28) CP

---

SpezCP C'

---

COMP IP

~...---

______ __

SpeziP 1'

Gesterni islj

t t

ein Briefk

t

,.A ~p

INFL

NP yo

I 1Jc I

angekommen t-j

I

Diese unabhängig motivierte Struktur liefert eine unmittelbare Erklärung für die Tatsache, dass im Deutschen in einem Satz wie (18) die Realisierung des Expletivums ausgeschlossen ist. Die in der Objektposition basisgenerierte NP ein Brief wird in die SpeziP-Position angehoben, in die standardmäßig von dem in die COMP-Position angehobenen Verb der Nominativkasus unter Rektion zugewiesen wird. Vor dieser Verb-nach-COMP-Anhebung gehen das Subjekt und das Verb innerhalb der IP eine Spezifizierer-Kopf-Beziehung ein.

Es kann angenommen werden, dass auf Grund dieser Beziehung die morphologische Kongruenz zwischen Subjekt und Verb hergestellt wird Diese

(8)

Kongruenz ist, wie die folgenden Beispiele veranschaulichen, in allen Unakkusativkonstruktionen des Deutschen zu beobachten, unabhängig davon, ob der Satz durch ein Expletivum eingeleitet wird oder nicht:

(29) dt (a) Es sind zwei Briefe für dich angekommen.

(b) *Es ist zwei Briefe für dich angekommen.

(c) Gestern sind zwei Briefe für dich angekommen.

(d) *Gestern ist zwei Briefe für dich angekommen.

Mit anderen Worten, auf der Grundlage der für das Deutsche wegen seiner Verb-Zweit-Eigenschaft zu postulierenden Struktur ist es möglich, einerseits das obligatorische Fehlen lexikalischer Expletiva in der postverbalen Position von Unakkusativkonstruktionen und andererseits die dort auftretenden Kongruenzverhältnisse zu erklären.

Eine älmliche Erklärung kann für die Distribution der Expletiva im Surselvischen gegeben werden. Da das Surselvische ebenso wie das Deutsche durch eine strenge Verb-Zweit-Eigenschaft gekennzeichnet ist, muss auch hier davon ausgegangen werden, dass das finite Verb regelmäßig nach C01\.1P bewegt wird (Kaiser i.E., Kaiser I Carigiet I Evans 2001). Im Unterschied zum

Deutschen muss die postverbale NP allerdings nicht nach SpeziP bewegt werden. Wie die Beispiele in (24) zeigen, erscheint die postverbale NP nicht zwischen dem Auxiliar und dem Partizip. Es zeigt sich, dass das Bündnerromanische offenbar in älmlicher Weise wie die anderen romanischen Null-Subjekt-Sprachen hier über die Möglichkeit der Freien Subjekt-Inversion verfügt. In Anlehnung an Giorgi I Longobardi (1991) oder Roberts (1993) kann diese Art der Inversion als eine Adjunktion an die VP analysiert werden, so dass für Sätze wie in (24) die folgende Struktur angenommen werden kann:

(30) CP

S~zCP

~

C'

---

COMP

SpeziP I'

I' AdvP

~---

INFL

Jeri ei(s)j (ei) ti arrivau

t

+[... _ _ _

___..j,

---

VP

L

tk ina brev ti

I t

(9)

..

-

Syntaktische Variation und generative Syntaxtheorie · 265 Ausgehend von dieser unabhängig motivierten Struktur für einen solchen Satz lässt sich ohne zusätzliche Annahmen die Tatsache erklären, dass in surselvischen Unakkusativkonstruktionen ein postverbales Expletivum realisiert werden kann. Anders als im Deutschen bleibt die SpeziP-Position unbesetzt, so dass diese Position zur Realisierung eines postverbalen Expletivums zur Verfugung steht. Zusätzliche Evidenz für diese Analyse kann darin gesehen werden, dass im Gegensatz zum Deutschen im Surselvischen die postverbale NP nicht mit dem Verb kongruiert. Dies veranschaulicht der Vergleich mit den deutschen Sätzen in (29):

(31) sur. (a) *Igl ein arrivadas duas brevs per tei.

(b) /g/ ei arrivau duas brevs per tei.

(c) *Ier ein arrivadas duas brevs per tei.

(d) Ier ei(s) (ei) arrivau duas brevs per tei.

Die Erklärung hierfür besteht darin, dass anders als im Deutschen das finite Verb und die postverbale NP zu keinem Zeitpunkt der Ableitung des Satzes innerhalb der IP in einer Spezifizieret-Kopf-Kongruenz zueinander stehen und folglich nicht miteinander kongruieren. Interessanterweise muss allerdings im Surselvischen die postverbale NP nicht notwendigerweise hinter dem Partizip erscheinen, sondern kann auch zwischen dem Auxiliar und dem Partizip stehen. In diesem Fall muss angenommen werden, dass die NP in die Subjektposition, d.h. nach SpeziP, angehoben wird. Wie zu erwarten, kommt es dallll zur Kongruenz zwischen der angehobenen NP und dem finiten Verb und die Verwendung eines postverbalen E::\.rpletivpronomens ist vollkommen ausgeschlossen (Eguzkitza I Kaiser 1999:215):

(32) sur. (a) Ier ein duas brevs arrivadas per tei.

(b) *Ier ei duas brevs arrivau per tei.

(c) *Ier ein ei duas brevs arrivadaspertei.

(d) *ler eis ei duas brevs arrivau per tei.

Mit anderen Worten, die unabhängig motivierte Struktur des Surselvischen liefert eine Erklärung für die interne Variation hinsichtlich der Realisierung lexikalischer Expletivpronomina im Surselvischen. Gleichzeitig kann dadurch auch der Unterschied zum Deutschen erfasst werden. Wie gezeigt werden kollllte, besteht - anders als in der Literatur häufig angenommen (Jaeggli I Safir 1989)-keine Notwendigkeit zu postulieren, dass das Deutsche über leere Expletiva verfugt. Vielmehr zeigt sich, dass die Nicht-Realisierung daher rührt, dass es keine Position für ein leeres Platzhalterpronomen gibt. 1m Gegensatz dazu ist diese Position im Surselvischen dann frei, wellll die postverbale NP frei invertiert ist In diesem Fall kann das Expletivurn realisiert werden. Unabhängig von der Realisierung des Expletivums erscheint das finite Verb stets in der 3. Person Singular, d.h. es kongruiert nicht mit der postverbalen NP. Diese Kongruenz tritt nur dann ein, wellll die postverbale NP in der SpeziP-Position erscheint. In diesem Fall wiederum ist die Realisierung eines lexikalischen E::\.rpletivums ausgeschlossen.

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4. Lexikalische Expletiva in Null-Subjekt-Sprachen

Die Erklärung der Variation innerhalb der romanischen Null-Subjekt-Sprachen hinsichtlich der Realisierung eines lexikalischen Explctivums erweist sich als wesentlich schwieriger als die der im Deutschen und Surselvischen zu beobachtenden Variation. Wichtig scheint es mir an dieser Stelle zunächst darauf hinzuweisen, dass die Tatsache, dass es in einigen Varietäten der romanischen Null-Subjekt-Sprachen lexikalische Expletiva gibt, als klare empirische Evidenz dafür angesehen werden kann, dass diese Sprachen in allen Konstruktionen, also auch in allen denjenigen Fällen, in denen kein referentielles Subjekt erscheint, wie z.B. in den (a)-Variilllten der spanischen Beispielsätze in (I) - (4), über eine Subjektposition vetfügen. Mit anderen Worten, diese Daten liefern eine Bestätigung für das im Rahmen der Prinzipien- und Parametertheorie aus theoretischen Gründen postulierte Erweiterte Projektionsprinzip, wonach jeder Satz ein Subjekt enthalten muss, das entweder lexikalisch realisiert oder durch eine leere Kategorie repräsentiert sein muss.

Das Problem einer fundierten Analyse der lexikalischen Expletiva in den romanischen Null-Subjekt-Sprachen besteht darin, dass die bisher vorliegenden Daten eher sporadischer Natur und bislang kaum empirisch überprüft worden sind. Abgesehen davon, dass die regionale Bestinunung der Variation sehr unpräzise ist, fehlen vor allem Angaben darüber, ob und in welchen Fällen in den Varietäten, die die Realisierung lexikalischer Expletiva erlauben, diese Realisierung obligatorisch oder fakultativ ist. Das folgende Beispiel von Henriquez Ureila (1939:223) aus dem dominikanischen Spanisch illustriert dies sehr deutlich:

(33) dsp. i,Es dificilllegar? - Ello es facilllegar.

Dieses Beispiel deutet darauf hin, dass innerhalb des dominikamsehen Spanischen selbst eine Variation hinsichtlich der Setzung des Expletivpronomens existiert. Leider macht Henriquez Ureffa (193 9) keinerlei Angaben über die Herkunft seines Beispiels und lässt offen, ob es sich bei den Sprechern dieser Sätze um Sprecher unterschiedlicher Dialekte oder um Sprecher aus verschiedenen Gesellschaftsschichten handelt. Eine rein granunatische Betrachtung der beiden Sätze dieses Beispiels könnte den Schluss nahelegen, dass im dominikanischen Spanisch in Interrogativsätzen ein lexikalisches Expletivum ausgeschlossen ist. Diese Annahme wird allerdings durch die folgenden Beispiele widerlegt, die ebenfalls von Henriquez Urefia (1939:223) geliefert werden:

(34) dsp. (a) i,Eilo hay dulce de ajonjoli?

(b) i,Ello hay maiz?

Interessanterweise weist Silva-Villar (1998:254) in der einzigen mir bekannten Studie, in der Angaben zu ungrammatischen Expletivkonstruktionen im

(11)

.. .

Syntaktische Variation und generative Synta"Ctheorie 267 dominikanischen Spanisch geliefert werden, darauf hin, dass in diesem Dialekt das Expletivum in Fragesätzen dann ausgeschlossen ist, wenn es in postverbaler Stellung erscheint:

(35) dsp. * (.Hay e/lo arroz?

Eine älmliche Beobachtung macht Silva-Villar (1998:262) auch bezüglich des Auftretens postverbaler Expletiva in Unakkusativkonstruktionen des galicischen Portugiesisch:

(36) gpg. (a) EI veu un rapaz.

(b) *Por que veu e/ un rapaz?

Silva-Villars Erklärung für diese Fakten ist die, dass seiner Ansicht nach das Auftreten lexikalischer Expletiva im dominikamsehen Spanisch und im galicischen Portugiesisch mit der CP-Ebene in Verbindung steht. Er nimmt an, dass in beiden Varietäten der CP-Knoten 'aktiviert' ist, d.h. 'starke' Merkmale enthält, durch die- ähnlich wie in den Verb-Zweit-Sprachen- das finite Verb notwendigerweise in die COMP-Position angehoben werden muss. Silva- Villar (1998) geht dabei davon aus, dass in diesem Fall die erste Position des CF-Knotens - der seiner Ansicht nach mehrere Spezifizierer-Positionen aufweisen kann - durch ein lexikalisches Expletivum besetzt sein kann. Der Analyse von Silva-Villar (1998) zufolge ist dieses Expletivum deiktisch oder kontextuell gebunden. Daraus folgt, dass dessen Realisierung nur in der satzinitialen SpezCP-Position erfolgen kann und dass daher in einer postverbalen Position, wie beispielsweise der SpeziP-Position, ein lexikalisches Expletivum prinzipiell ausgeschlossen ist. Gestützt wird diese Analyse durch die Beobachtung, dass im dominikamsehen Spanisch und im galicischen Portugiesisch das Auftreten lexikalischer Expletiva in konjunktional eingeleiteten Nebensätzen offensichtlich ungrammatisch ist (Silva-Villar 1998:255, Toribio 1996:422):

(37) dsp. ??Ello parece que e//o no hay azucar.

(38) gpg. *Xa sei que e/ chove.

Nach Ansicht von Silva-Villar belegen diese Daten die 'aktive Rolle' der CF- Ebene bei der Realisierung lexikalischer Expletiva, da diese dann

ausgeschlossen sind, wenn die COMP-Position durch eine Konjunktion besetzt ist.

Ein zusätzliches Argument für diese Analyse könnte im Kongruenzverhalten des Verbs in den Unakkusativkonstruktionen des dominikanischen Spanischen und des galicischen Portugiesischen gesehen werden. Wie den wenigen Belegen, die diesbezüglich vorliegen, entnommen werden kann, scheint das Verb hier ausnahmslos mit der postverbalen NP zu kongruieren (cf. Toribio 1996:422 und Silva-Villar 1998:249):

(39) dsp. Ello 1/egan guaguas hasta alla.

(12)

(40) gpg. 11 viileron Ieus pais.

Gemäß der Analyse von Silva-Villar (1998) wird hier das finite Verb- älmlich wie im Deutschen oder Surselvischen - nach COMP angehoben und das

Expletivum anschließend in die SpezCP-Position inseriert. Somit steht das Expletivum zu keinem Zeitpunkt der Ableitung innerhalb der IP in einer Spezifizier-Kopf-Kongruenz mit dem finiten Verb, so dass es nicht mit ihm kongruieren kann. Stattdessen kann die in der Objekt-Position basisgenerierte postverbale NP mit dem fmiten Verb kongruieren. Denn sie wird- in Analogie zu der oben vorgeschlagenen Analyse der Kongruenzverhältnisse in deutschen und surselvischen Unakkusativkonstruktionen - im Laufe der Ableitm1g in die SpeziP-Position angehoben und kann dort eine Spezifizierer-Kopf-Beziehung mit dem- ursprünglich in INFL befindlichen- Verb eingehen.

Trotz dieses offensichtlichen Vorteils entllält die Analyse von Silva-Villar (1998) einige gravierende Probleme, die sowohl empirischer als auch theoretischer Art sind. Die empirischen Probleme betreffen vor allem die Tatsache, dass die von Silva-Villar gelieferten Daten nicht ausreichen, um dessen Analyse überprüfen zu können. Außerdem widersprechen sie teilweise anderen empirischen Untersuchungen. So weist beispielsweise Sabater (1975) darauf hin, dass die Verwendung expletiver Subjektspronomina im dominikanischen Spanischen starken diatopischen Beschränkungen unterliegt und keineswegs im gesamtem dominikanischen Sprachgebiet konstatiert werden kann. Hier sind zweifelsohne noch zusätzliche m1d detailliertere Datenerhebungen notwendig. Ein theoretisches Problem stellt die Tatsache dar, dass fiir diejenigen Varietäten der Null-Subjekt-Sprachen, die die Verwendung expletiver Subjektspronomina kennen, eine den Verb-Zweit- Sprachen älmliche Struktur postuliert wird. Da diese Varietäten jedoch keine strenge Verb-Zweit-Stellung aufweisen, muss Silva-Villar (1998) zusätzlich annehmen, dass an die CP weitere Spezifiziererpositionen adjungiert werden können, so dass auch beispielsweise Verb-Dritt-Stellungen möglich sind. Dies widerspricht jedoch der unabhängig motivierten universalen Restriktion, wonach die CP nicht durch zusätzliche Adjunktionen erweitert werden kann (latridou I Kroch 1992, Kaiser i.E.). Außerdem liefert Silva-Villar keinerlei empirische Evidenz dafiir, dass sich die Dialekte, die expletive Subjektspronomina erlauben, von den anderen Varietäten hinsichtlich der Landeposition des finiten Verbs unterscheiden. Die Annahme, wonach in diesen Dialekten die CP 'starke' Merkmale hat, die das Verb anziehen und damit eine Realisierung des Expletivums in der SpezCP-Positon em1öglichen, ist daher vollkommen ad hoc. Eine unabhängige Erklärung fiir die Postulierung dieser 'starken' Merkmale wird nicht gegeben. Außerdem wird nicht erklärt, warmn die Realisierung des Expletivums fakultativ ist, wie die Sätze von Henriquez Ureila (1939) in (33) illustrieren, bzw. durch welche Bedingungen diese Realisierung gesteuert ist. Ein weiteres Problem betrifft die Annallme von Silva-Villar (1998), wonach die Realisierung des Expletivums durch Diskurs- oder Kontextfaktoren gesteuert ist. Da Silva-Villar (1998) die

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...

Syntaktische Variation und generative Syntaxtheorie 269 genaue Funktionsweise dieser Faktoren nicht näher charakterisiert, bleibt offen, inwiefern eine solche Annalune empirisch gerechtfertigt ist Sollte diese Charakterisierung tatsächlich zutreffen, muss gefolgert werden, dass die hier und auch von Silva-Villar selbst als Expletivpronomina bezeichneten Elemente, gar nicht als Expletivpronomina, d.h. semantische 'leere', nicht- referentielle Pronomina, fungieren. Sie würden nämlich über eine pragmatische Funktion verfügen, die Expletivpronomina nicht besitzen können. Dies wiederum würde bedeuten, dass die Realisierung dieser - möglicherweise nur scheinbar expletiven - Pronomina nicht nur durch syntaktische, sondern auch und vor allem durch pragmatische Faktoren gesteuert wäre. Mit anderen Worten, eine rein syntaktische Analyse dieser Pronomina würde nicht ausreichen, um deren Distribution gerecht zu werden.

5. Schlussbemerkung

Diese kleine Studie hat ein Phänomen der syntaktischen Variation in romanischen Null-Subjekt- und Nicht-Null-Subjekt-Sprachen beleuchtet. In einem Vergleich mit dem Deutschen konnte gezeigt werden, dass die Auslassung postverbaler Expletiva in Unakkusativkonstruktionen des Bündnerromanischen dann obligatorisch ist, wenn die Position, in der das Expletivum realisiert werden könnte, nicht zur Verfügung steht, sondern durch die postverbale NP besetzt ist. Anders als im Deutschen besteht im Bündnerromanischen allerdings die Möglichkeit der freien Inversion der postverbalen NP. In diesem Fall wird die NP an die VP adjungiert, was zur Folge hat, dass ein Expletivum in die unbesetzte SpeziP-Position eingefugt werden kann. Betont werden muss, dass diese Erklärung auf der Grundlage eines möglichst einfachen Strukturbaums erfolgt, der lediglich die Projektionen zweier funktionaler Kategorien, nämlich IP und CP, postuliert Damit unterscheidet sich die Analyse von vielen neueren generativen Analysen, in denen die Aufspaltung der IP und CP in verschiedene funktionale Kategorien angenommen wird und in denen sehr häufig Positionen fur weitere funktionale Kategorien postuliert werden. Solange diese Positionen jedoch nicht unabheingig motiviert werden, muss gefragt werden, inwiefern dadurch zu adäquateren Erklärungen gelangt werden kann. Diese Frage stellt sich auch bzgl. der Analyse von Silva-Villar zur Erklärung des Auftretens lexikalischer Expletiva in romanischen Null-Subjekt-Sprachen. Wie gezeigt wurde, wird hier die Möglichkeit der Adjunktion zusätzlicher Spezifiziererpositionen an die CP angenommen. Dieser Erklärungsansatz steht allerdings nicht nur im Widerspruch zu anderen als universal postulierten Prinzipien, sondern impliziert außerdem eine Reihe zusätzlicher Annalunen, die entweder ad hoc sind oder nicht vereinbar mit der Annalune, dass die untersuchten Pronomina rein expletiven Charakter haben. Mit anderen Worten, die Existenz dieser

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Pronomina in den unpersönlichen Konstruktionen einiger Varietäten romanischer Null-Subjekt-Sprachen bedarf noch einer adäquateren Erklärung.

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Referenzen

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