Veränderungen im Verlauf der Domestikation bei Gänsen und
Enten
Ihre Bedeutung für tiergerechte
Haltung
Stammart Herkunft Domestikation
Stockente (Anas platyrhynchos)
Nördliche Halbkugel
China , Longshan-Kultur, 3. JT. v. Chr., Europa vor 2000 Jahren
Moschus- oder Warzenente
(Cairina Moschata)
Mittel- und Südamerika In präkolumbischer Zeit
Graugans (Anser anser)
Europa, Nord
afrika, Teile Asiens
Mitteleuropa vor 2-3000 Jahren,
Schwanengans (Anser cygnoides)
Südosten Sibiriens, Nordchina
China, 3. Jt. vor Chr.
Domestikation: Übernahme eines Wildtieres in
den Haustier-Stand und züchterische Veränderung.
Die Zuchtformen unterscheiden sich durch die Veränderung, z.B. des Habitus, der Färbung, (Behaarung) oder Befiederung sowie durch
Schädelverkürzung und Gehirnverkleinerung oft stärker untereinander als Arten ihres
Verwandtschaftskreises. Auch physiologische
Funktionen ändern sich. So kommt es zu erhöhter Fruchtbarkeit und Entwicklungsbeschleunigung, Neigung zu Fettablagerung und besserer
Futterverwertung. Der Unterschied zwischen Haustieren und Nutztieren ist fließend.
Sossinka (1982): Voraussetzungen für Domestikation:
1.Körner- und Grasfresser waren bevorzugt für Domestikation.
2. Reproduktion in Gefangenschaft, wenig abhängig von klimatischen Bedingungen und Umweltfaktoren.
3. Prägung wichtig für Zähmung
4. Soziale Ordnung (Rangordnung) erlaubte Haltung in großen Herden
Anfangs Domestikation aus kulturellen – religiösen
Gründen (im antiken Rom waren Gänse der Göttin Juno geweiht), Aberglauben, Dekoration, Unterhaltung
(Ganterkämpfe).
Viel später als Nahrungsquelle.
Aus Crawford: Beginn der Domestikation von Gänsen und Enten 2500 v.Z. in China.
M.ente war domestiziert in Peru und Kolumbien als Spanier kamen. Kaum Veränderungen zur Wildform.
Die Haustierwerdung der Ente soll schon vor etwa 7000 Jahren im Süden Chinas erfolgt sein. Neben der Stockente (Anas
platyrhynchos) soll auch die Fleckschnabelente (Anas poeciliorhynchos) daran beteiligt gewesen sein, denn die Verbreitungsgebiete der beiden Stammarten überlappen sich hier und es kommt zu fruchtbaren Kreuzungen.
Im 5. Jahrhundert sind die chinesischen Landenten mit dem Namen Ma Ya für eine intensive Mast verwendet worden und erreichten im Alter von 9-10 Wochen die Schlachtreife.
Während der Domestikation starke Variation Körpergröße
Typ
Physiologische Prozesse Reproduktion
Nervensystem
Veränderungen aber geringer als beim Huhn.
Erscheinung und Aussehen
Körpergröße und Körpergewicht:
Größere Variation
Über 10 kg (Toulouser in Frankreich, Afrikanische Gans mit Anteil von Schwanengans, insbes.
Löwenkopfgans), kleinste Rasse mit 2,8 kg bei Gantern und 2,3 kg bei Gänsen (Philippinen).
Ente: Aylesbury und Rouen – Hochbrutflugente, Zwergente, Laufente
158 Gänserassen: (KOVACS, 2019)
10 in Afrika
39 in Asien
100 in Europa und Kaukasus
2 mittlerer Osten
2 Südwest-Pazifik
5 Lateinamerika
0 Nordamerika
Chinesische Gänserassen (BUCKLAND uns GUY, 2002)
14 der 26 G ä nserassen haben graues Gefieder, vorwiegend in S ü dchina.
12 Rassen sind wei ß , vorwiegend in Nordchina Huoyan Lionhead
Weiß grau
4,0 3,5 8,9 7,9 90-120 28
120-210 > 200
Erscheinung und Aussehen
Hautfalten, Wammenbildung, Doppelwamme.
Erhöhung des Fettansatzes
Schnabelhöcker (Schwanengans), Kurzschnabel (Tulaer Kampfgans)
Augenfarbe- blau bei weißer, braun bei grauer Gefiederfarbe
Schnabel- und Lauffarbe orangefarben
Fortpflanzungssystem
Fruchtbarkeit: 4-9 Eier bei Graugans, 15 -80 Eier bei Hausgänsen, über 100 Eier bei Schwanengänsen.
Geschlechtsreife: 2 Jahre bei Graugans, 8-9 Monate bei Hausgans.
Längere Legedauer, besonders bei kürzerem Lichttag (10 Stunden)
Legeleistung – Differenzierung zwischen Rassen. 12-15 Eier – 35-45 Eier –
70-80 Eier. Einzelne Rassen der Schwanengans 120-150 Eier.
Brutdauer – Dauer der Lagerung der Bruteier.
Natürliche Brut bedingt bei jeder Eiablage kurzzeitige Erwärmung der schon gelegten Eier verbunden mit Wachstum der Embryonen = Synchronisation des Schlupfes am 28.-29. Bruttag.
75. LT etwa 75 % des Endgewichts
Geschlechtsreife im 2. Lebensjahr
Strenge Paarbindung, lebenslang
Legetätigkeit April – Mai in Europa, 4 – 9 Eier
Periodische Erwärmung der Bruteier während der Lagerung für 2 Stunden auf 37,8° C im Abstand von 3 Tagen. Bewirkt Zellwachstum im Keim.
Damit Synchronisierung des Schlupfes.
Refraktärphase – Bei langem natürlichen Lichttag (Ende Mai) Unempfindlichkeit auf Lichtreiz,
abnehmende Reaktion des Hypophysenvorderlappens auf Releasinghormon des Hypothalamus = weniger gonadotrope Hormone. Verhindert bei Wildgänsen 2.
Schlupf, der zu spät kommen würde im Hinblick auf Vogelzug in den Süden.
Eiablage jeden 2. Tag, öfter 2-3 Eier in einer Serie
Bei nat. Lichttag Legebeginn im Februar, Dauer der Legeperiode 20 – 24 Wochen.
Verlängerung der Legeperiode bei Kurztag (8-10
Stunden). Verdunkelung der Fenster, etwa 5 Lux, also
Dämmerlicht. Wichtig ist Differenz der Lichtintensität
zwischen Tag und Nacht.
Körperhaltung, mehr horizontal bei
Rassen von Graugans, mehr aufrecht (40 Grad) bei Höckergänsen..
Aylesbury waagerecht – Indische Laufente aufrecht
Schwerere, robustere Beinknochen, leichtere Flügelknochen gegenüber Graugans.
Verlust der Flugfähigkeit = weniger
Brustmuskulatur
Wachstum
Intensives schnelles Wachstum
80 % des Endgewichtes im Alter von 9 – 11 Wochen bei Gans:
Peking-Ente 7.-8. Woche,
Warzenente wbl. 10., ml. 11. Woche.
Intensive Muskelwachstum an der Brust setzt später ein (ab 5. Lebenswoche). Zusammenhang mit
Erreichung der Flugfähigkeit und entspr. Länge der Flügelfedern.
Muskel - Haut – Verhältnis wird enger nach 8.
Lebenswoche
Früheres Schlachtalter = niedrigerer Futteraufwand aber geringerer Brustfleischanteil.
Höheres Schlachtalter = höherer Futteraufwand und
höherer Brustfleischanteil
Wachstumskurven
Gefieder
Lockenbildung (Sewastopol)
Kippflügel (Vererbung, schnelles Federwachstum, Federpicken?)
Farbe (Pigmentbildung), z. B. grau, weiß, gescheckt bei Pommerngänsen.
Höckergänse grau und weiß.
Auto-Sex bei Pilgergänsen, Ganter weiß und Gänse aschfarbig.
Versch. Farben bei Enten, Weiß bei Pekingente
Bei M.ente auch gesperbert
Pilgergans in Nordamerika
Das Geschlecht kann sowohl bei den Gösseln als auch bei den erwachsenen Tieren nach der Farbe unterschieden werden (Autosexing).
Sd = Farbaufhellung , Pigmentverdünnung sd = Pigmentverstärkung
Sd und sd am Geschlechtschromosom gebunden
Gefiederbildung
Daunen und Deckfedern
Periodische Teilmauser wird als neues Merkmal in Verbindung mit Domestikation angesehen
Teilmauser – Kleingefieder und Daunen,
Lebendraufen ab 11. Lebenswoche, danach im Abstand von 7 Wochen nach Proberauf zur Feststellung der
Federreife an Brust und Bauch.
Feder benötigt 44 Tage für Wachstum.
Teilmauser beginnt synchron bei schnellwüchsigen Gänsen nach 8., 15. und 22. Woche.
Lebendrauf immer 2-3 Wochen später, wenn neue Federn die vorherigen komplett aus den Papillen gedrängt und Blutversorgung unterbunden haben.
Bei Zuchtgänsen Mauser nach Beendigung der
Legeperiode. Weiterhin ebenfalls in Abständen von 7-8 Wochen.
Verdauungssystem
Darmlänge verringert
Leber vergrößert, natürliche Veranlagung für Energiespeicherung als Voraussetzung für Migration.(Zugvogel)
Fettleber durch Zwangsfütterung (bis zu 10-fache
Vergrößerung), ist aber reversibel. In Deutschland schon seit 1930er verboten, In Polen seit 1990er verboten.
Angewandt in Frankreich, Ungarn, Bulgarien,
Futteraufnahme: Große Mengen an Grünfutter in kurzer Zeit dank der dehnbaren Speiseröhre.
Verdaulichkeit von rohfaserreichen Futtermitteln
Eliminierung von Unkräutern ohne Herbizideinsatz,
Einsatz über alle Tage bei Regen und Sonnenschein, kein Festigen des Bodens gegenüber Maschineneinsatz
In USA Einsatz in Plantagen (Baumwolle, Beeren, Kaffee, Nüsse, Obst, Heilkräuter
Tomaten, Zwiebeln, Karotten, Hopfen, Baumschulen, Obstplantagen
Abendliches Zufutter, energie- oder eiweißreich je nach Zusammensetzung des Grünfutters. Weidegras-
Eiweißüberschuss, Grünmais ausgeglichenes Energie – Protein- Verhältnis.
Vermeidung der Überweidung durch Portionsweideverfahren mit Elektrozaun,
3-4 Tage je Koppel, insgesamt 4-6 Koppeln,
2 stromführende Drähte im Abstand von 15 und 30 cm über dem Boden,
Pfahlentfernung 4 m,
Rückdraht, um Wiederbelaufen der abgeweideten Fläche zu vermeiden
Früher Gänsehüten (Gänseliesel)
Nervensystem und Sinnesorgane
Kleinerer Schädel und geringere Hirnmasse (minus 16 bis 25 %). Sehen und Hören verringert. Auswirkung auf Verhaltensweisen.
Mehr Augentiere
Weniger Gehörtiere
Aber gutes Erinnerungsvermögen (Weide, Teich, Stall)
Gutes Laufverhalten über lange Strecken (Ansatz der Beine), Gänse über Alpen nach Rom. Russische
Magergänse über Warschau nach Berlin-Rummelsburg (Bild)
Verhalten
Individualerhaltung: Futter- und Wasseraufnahme, Bewegen und Ausruhen, Körperpflege
(Komfortverhalten), Schutz und Verteidigung.
Arterhaltung durch Fortpflanzung: Paarung, Nestbau, Eiablage, Brut, Aufzucht.
Futteraufnahme: Große Mengen an Grünfutter in kurzer Zeit dank der dehnbaren Speiseröhre.
Verdaulichkeit von rohfaserreichen Futtermitteln
Badeverhalten
Teilweise Erhaltung des Verhaltens der Wildgänse:
Aufzucht der Nachkommen
Prägung in den ersten Lebensstunden auf die erste lebende Kreatur. Hühnerglucke, Pute.
Schwimmfähigkeit 2-3 Stunden nach Schlupf
Der Zugang zu einem Auslauf und zu Badewasser ist notwendig, damit die Gänse als
Wasservögel sich entsprechend ihrer
biologischen Bedürfnisse verhalten können. Wo ein
solcher Zugang nicht möglich ist, müssen die
Gänse mit Wasservorrichtungen in ausreichender Zahl versorgt werden, die so ausgelegt sein
müssen, dass das Wasser mindestens den Kopf bedecken und mit dem Schnabel aufgenommen werden kann, so dass sich die Gänse
problemlos Wasser über den Körper schütten können. Jede Gans muss die Möglichkeit haben, mit ihrem Kopf unter Wasser zu tauchen (vgl. Art.
11 Nr. 2 der Europaratsempfehlungen³).
Geeignete Tränkvorrichtungen zum Eintauchen des Kopfes.
Schmutzwasser!
Morphologische Besonderheiten im Hinblick auf Schwimmvermögen:
□ Geringes spezifisches Gewicht durch Verbindung zwischen Luftsäcken und hohlen Knochen. Weiterhin Luft im Daunenkleid,
□ Schwimmhäute, aber bei Moschusenten ausgerundet.
□ Struktur und Verzahnung des Deckgefieders (Konturfedern) verhindert Durchnässung,
□ Ergänzender Schutz durch öliges Sekret der Bürzeldrüse,
□ Elektrostatische Aufladung.
Zusammenhang zwischen Oberflächenspannung des Wassers und Textur des Gefieders RUTSCHKE, 1989).
Funktionskreis Nässeabweisend bleibt nur erhalten, wenn regelmäßiger Körperkontakt mit Wasser besteht. Auch Regen.
Andernfalls werden Federn brüchig und spröde.
Günstige Wirkung des Grünfutters.
-Gefieder-/Körperpflege
Bürzeldrüse produziert zu wenig Fett ohne Wasserzugang
Bei Regen wird Gefiederpflege stimuliert.
Grünfutter fördert ebf. Gefiederqualität (glatt und glänzend)
=> brüchiges, schneller verschmutzendes Gefieder Augen und Nasenöffnung werden im Wasser
gereinigt
=> Badeverhalten in der Einstreu kann zu
Entzündungen führen
Durch Beurteilung der Enten und Gänse nach folgenden Kriterien lassen sich Schlussfolgerungen für eine tiergerechte Haltung ziehen:
1. körperliche Kondition (typische Körperhaltung, Aktivität, starke Abmagerung);
2. Art und Aktivität in Bewegung und anderen Verhaltensweisen (intensives Laufen, Baden und Schnattern, aktives Fressen und Trinken, häufiges oder ständiges Liegen);
3. Atmung (Hecheln bei Temperaturen über 28 °C, Atembeschwerden);
4. Zustand des Gefieders (glatt und glänzend), der Augen (klar und leuchtend), der Haut (sauber, unverletzt), des Schnabels , der Beine und der Füße (gelb-orange gefärbt, gut geformt, unverletzt, frei von Entzündungen.);
5. Vorhandensein von Ektoparasiten (Milben und Federlinge bei mangelhafter Pflege);
6. Aussehen und Konsistenz des Kotes (grau bis schwarz, geformt, Blinddarmkot ist braun und senfartig), Durchfallerscheinungen mit hellbraun verfärbtem und schaumbedecktem Kot deutet auf Ernährungsfehler hin;
7. Höhe des Futter- und Wasserverbrauches;
8. Intensität des Wachstum;
9. Intensität der Legetätigkeit und Nutzungsdauer;
10. Höhe der Verluste und Merzungen;
Lebensdauer
Anekdoten berichten über 100 Jahre Lebensdauer bei Gänsen.
Älteste Gans überlebte 3 Familiengenerationen (101 Jahre) in Massachusetts (ROBERTS, 1991)
Ältester Ganter in England starb nach 49 Jahren und 8 Monaten am 16. Dezember 1976 (McFARLAN, 1995).
10-jährige Legeleistung einer Gans in einer Herdbuchzucht (Archiv für Kleintierzucht, SCHLEUSENER, 1952))
NBI um 1980 Bild von einer Warzenente (Oranienburg) im Alter von 23 Jahren.
Ein Schutz vor Beutegreifern ist sicherzustellen (z. B.
durch einen geeigneten
Wildschutzzaun), ggf. mit ergänzenden Maßnahmen (z. B.
einem Weidezaundraht/
stromführenden Draht); bis zum Alter von 9 Wochen besteht auch eine Gefahr durch
Beutegreifer aus der Luft (d. h. der Zugang zu Unterstand oder Stall muss sichergestellt sein –
vgl. oben).
Unterstand
Ein Witterungsschutz (insbesondere gegen Sonneneinstrahlung) ist erforderlich; dieser kann auch aus natürlichen Gegebenheiten (z. B. Bäume, stehender Mais) bestehen. Auch als
Wasservogel muss die Gans für Ruhephasen nicht vernässte, nicht morastige Flächen
aufsuchen können.
Weiße Jilin-Gans, Provinz Jilin (Nordchina)
Schwere Linie: 6,5-7,0 kg, 5,5 – 6,0 kg, 30 – 40 Eier
Mittelschwere Linie (Velvetbase plucking) 6,0-6,5 kg, 5,0-5,5 kg, 20 – 30 Eier.
Leichte Legelinie: 4,0-4,5 kg, 3,0-3,5 kg, 100-120 Eier, Velvet (Samt)
Folgende Indikatoren werden als geeignet angesehen:
- Verhalten der Tiere in Stall und Freiland
- Auffälligkeiten bei der Verteilung der Tiere in Stall und Freiland
- Änderungen des Verhaltens einzelner Tiere (z. B.
Mobilität und Aktivität) - Gefiederzustand,
- Auffälligkeiten an Augen
- Auffälligkeiten an Nasenöffnungen
- Gehfähigkeit /Beinschäden (Fehlstellungen) - Paddelgesundheit
- Mortalität (verendete Tiere) – (im Mastdurchgang (< 5
%))
- Merzungen
- Transporttote (< 0,5 %)
- Transportverletzungen (Verkratzungen, Technopathien) - Hautverletzungen
- Gewichtsentwicklung - Uniformität der Herde
- Ganzkörperverwurf (Verwurf nicht verzehrstauglicher Schlachtkörper (< 5 %))
- Futterverbrauch (insbesondere Aufzucht) - Wasserve
Wenn an Weidehaltung gewöhnte Gänse aus tierseuchenrechtlichen Gründen (vgl. § 13 Abs. 1 Geflügelpest-VO) aufgestallt werden müssen, ist mit folgenden tierschutzrelevanten Problemen
zu rechnen:
- mehrtägige Verweigerung der Futter- und Wasseraufnahme, Apathie
- Zusammenballen (Erdrücken)
- Auftreten von Federpicken und Kannibalismus - Stressbedingte Mauser
- erhöhte Krankheitsanfälligkeit - erhöhte Mortalität
- erhöhter Stress für die Tiere durch intensiveren Personenkontakt bei täglichen
Versorgungsarbeiten im Stall (z. B. Einstreuen).
10
Bei Gänsen findet nur die Aufzucht inkl. Kurzmast im Stall statt; spätestens wenn die Gans voll
befiedert ist (ca. 9. LW), wird die Haltung als Weidehaltung betrieben. Die
Zurverfügungstellung des Freilandes für Gössel ist stark witterungsabhängig. Bei geeigneter
(trockener, warmer) Wetterlage können die Gössel schon mit wenigen Tagen zumindest
stundenweise in das Freiland. Spätestens ab der 4. LW sollten die Gössel an das Freiland
dergestalt gewöhnt werden, dass die Türen offen sind und die Tiere selbst entscheiden können,
ob und wann sie hinaus bzw. hinein gehen wollen. Wenn im Freiland ein Unterstand zur
Verfügung steht, ist dieser für Tiere ab der 4. LW als ausreichend anzusehen. Sobald die
Gänse die Schwingen auf den Rücken legen (5./6. LW) und damit den noch nicht voll
befiederten Rücken abdecken können, ist eine ganztägige Weidehaltung möglich.
2.1.2 Kriterien für die Beurteilung der Tiergesundheit sind u. a.
- Gesamteindruck der Herde - Verhalten der Tiere
- Auffälligkeiten bei der Tierverteilung auf der nutzbaren Fläche
- Futter- und Wasseraufnahme / -verbrauch - Mobilität und Aktivität der Tiere
- Art der Atmung
- Beschaffenheit der Haut und des Gefieders (Federpicken und Kannibalismus)
- Vorhandensein von Ektoparasiten
5
- Beschaffenheit der Ständer (Fehlstellungen) und Paddel - Auffälligkeiten an Augen und Nasenöffnungen
- Kotbeschaffenheit
Tierhalterin oder der Tierhalter bzw. die Tierbetreuerin oder der Tierbetreuer hat sich
mindestens zweimal täglich durch direkte Inaugenscheinnahme vom Wohlbefinden der
Tiere zu überzeugen. Um eine positive Beziehung zwischen Mensch und Tier zu
entwickeln, muss eine Annäherung an das Tier - gleich von den ersten Lebenstagen an -
häufig und in ruhiger Art und Weise erfolgen. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass
Gänseküken auf Rufe oder menschliche Stimmen reagieren. Eine Hilfestellung für den
Umgang mit Gänsen ergibt sich aus Anlage 1, Managementempfehlungen zum Umgang
mit Hausgänsen.
Rasse Farbe Gewicht Eizahl Eigewicht Provinz
Balien EU 4,5 4,0 120-130 Max. 175
Changle Braun 4,4 4,1 30-40 153 Fujian
Daoxian 4,2 3,4 165
Huoyan Weiß 4,0 3,5 90-120 120-210 Shandong
Lingzian 4,3 4,1 50 117 Hunan
Lionhead Grau 8,9 7,9 28 217
Nungan MIeu 125 127
Rung Eu 3,5 2,5 130-180 120
Shitou 10-12 8-9 22 Guangdong
Sichuan white Weiß 4,7 4,1 60-80 146 Sichuan
Taihu Weiß 4,3 3,2 60 135 Jiangsu
Wanxi white Weiß 6,1 5,6 25 142 Anhui
Wugang 4,2 3,4 150 Hunan
Wuzhong Braun 3,4 2,9 30 145
Xupu Weiß 6,6 5,9 30 212 Hunan
Yan Braun 6,0 4,8 25-35 150 Anhui
Yili Grau (AA) 4,3 3,5 12 154 Sinkiang
Zhedong 5,5 4,7 10 160 Zheyiang
Zhejiang Weiß 5,0 4,0 40 149
Zie Weiß 4,0 3,0 100 130 Heilongjiang
Erscheinung und Aussehen
Körpergröße und Körpergewicht:
Größere Variation
Über 10 kg (Toulouser in Frankreich, Afrikanische Gans mit Anteil von Schwanengans, insbes. Löwenkopfgans), kleinste Rasse mit 2,8 kg bei Gantern und 2,3 kg bei Gänsen (Philippinen).
Ente: Aylesbury und Rouen – Hochbrutflugente, Zwergente, Laufente
Körperhaltung, mehr horizontal bei Rassen von Graugans, mehr aufrecht (40 Grad) bei Höckergänsen..
Aylesbury waagerecht – Indische Laufente aufrecht
Schwerere, robustere Beinknochen, leichtere Flügelknochen gegenüber Graugans.
Verlust der Flugfähigkeit = weniger Brustmuskulatur
Hautfalten, Wammenbildung, dewlap – Doppelwamme.
Schnabelhöcker (Schwanengans), Kurzschnabel (Tulaer Kampfgans)
Augenfarbe- blau bei weißer Gefiederfarbe
Schnabel- und Lauffarbe orangefarben
Federpicken und Kannibalismus werden gefördert:
::
Futterrestriktion
Mangel an Mineralstoffen und Vitaminen Schwefelhaltige Aminosäuren
Pellets mit niedrigem Rohfasergehalt Hohe Lichtintensität
Umweltmängel (zu warme und trockne Luft, hoher Ammoniakgehalt)
Zu hohe Besatzdichte Vorbeugungsmaßnahmen
Längere Fresszeit (Pellets oder Körner in trockne Einstreu) Gras, Heu oder Karotten in hängenden Körben
Hängende Plaststreifen oder Eisenketten für Stimulierung Strohballen oder Sitzstangen oder Heureuter zum Klettern
oder Auffliegen
Gemeinsame Haltung mit Pekingenten (aktives Bewegen) Schnabelkupieren (Verletzung
Grundsätze für Aufstallung:
Schutz der Tiere vor Raubwild und extremen Witterungsbedingungen.
Regulierung der Licht- und Klimabedingungen und Erleichterung der Tierbetreuung.
Sicherung des Tierwohls und der Gesundheit.
Haltungsbedingungen müssen die hohen Anforderungen des Organismus der Tiere erfüllen hinsichtlich:
Gesundheit Potenz der Leistung Natürlichem Verhalten
Wohlbefinden
Pathologische Veränderungen wie Verletzungen durch Federpicken, Beingrätschen, Penisverletzungen,
Entzündungen der Fußballen deuten eindeutig auf nicht tiergerechte Haltung hin. Gegenseitiges Bepicken der Federn sowie des Afters häufig bei Moschusenten
6
Gans Peking ente
Moschus erpel
Moschus ente
Mulard ente Verwertb.
Federn, g
120 93 94 55 58
g/kg Kgew. 25 34 26 20 17
Davon Daunen, g
30 11 15 9 13
g/kg Kgew. 6,3 4,1 2,2 2,1 2,4
Nur Pekingenten 0 0
Nur Moschusenten, mit Auslauf 10 28
Nur Moschusenten, ohne Auslauf 30 56
ME : PE = 9 : 1, mit Auslauf 5 10
ME : PE = 9 : 1, ohne Auslauf 12,5 36
ME : PE = 3 : 1, mit Auslauf 0 1,3
ME : PE = 3 : 1, ohne Auslauf 35 56
ME : PE = 1 : 1, mit Auslauf 0 1,3
ME : PE = 1 : 1, ohne Auslauf 20 45
Pathologische Veränderungen wie Verletzungen durch Federpicken, Beingrätschen, Penisverletzungen, Entzündungen der Fußballen deuten eindeutig auf nicht tiergerechte Haltung hin. Gegenseitiges Bepicken der Federn sowie des Afters häufig bei Moschusenten.
Kriterien für Wohlbefinden
Parameter der Gesundheit: keine Erkrankungen und Verletzungen
Produktivität: Geringe Leistung wegen Störung des Wohlbefindens. Maximale Leistung ???
Physiologie: Wechselwirkung zwischen Stress und Immunsystem ( Kortikosteron und Immunreaktion, Verhältnis Heterophilen zu Lymphozyten )
Verhalten:
Furcht (Betreuer muss beruhigend wirken),
Frustation: Trockenbaden als Verhaltensstörung?, Federpicken, Federn ausziehen, Kannibalismus, Schnabelkupieren? (Schmerzen)
Wohlfühlverhalten (Glücksgefühl): Gefiederpflege, Federn aufplustern, Flügelschlagen, Strecken der Beine. (Fressen- Baden-Gefiederpflege-Schlafen)