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Green Economy – Optionen für nachhaltigen Konsum

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Green Economy –

Optionen für nachhaltigen Konsum

Von Babette Never, Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE)

vom 24.04.2017

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Green Economy – Optionen für nachhaltigen Konsum

Bonn, 24.04.2017. Nachhaltiger Konsum und Produk- tion sind als Sustainable Development Goal 12 erst- mals explizite Ziele der globalen Agenda für nachhalti- ge Entwicklung der Vereinten Nationen. Auf der wirt- schaftlichen Angebotsseite ist die Green Economy mit Ressourceneffizienzstandards, Emissionsauflagen und grünen Investitionsanreizen für produzierende Gewer- be schon fast eine alte Bekannte. Auf der Nachfragesei- te allerdings stand der Konsum bisher weniger im Fo- kus von Überlegungen zu nachhaltigen Wirtschaften.

Dabei könnte insbesondere die wachsende Gruppe der Konsumenten in Ländern mittleren Einkommens den Aufbau einer Green Economy beschleunigen. Anders als oft angenommen ist es nicht so, dass Nachhaltig- keit in diesen Ländern niemanden interessiert und sich nachhaltiger Konsum nicht motivieren lässt.

Auch wenn der Medienhype um die neuen Mittel- schichten in Afrika in den letzten Jahren überzogen war, verfügen inzwischen weltweit wesentlich mehr Menschen über neue Konsummöglichkeiten als noch vor zehn Jahren. Die Einkommen in einer Vielzahl von Entwicklungsländern sind gestiegen und damit der Verkauf von Luxusgütern wie Mopeds, Autos und Smartphones sowie von Fleischwaren. Die Industrie wittert längst neue Absatzmärkte mit riesigem Poten- zial. Gleichzeitig steigt der Konsum in den Industrielän- dern immer weiter an. In Deutschland allein wuchs der Markt für vernetzte Konsumelektronik im Jahr 2016 um 9% gegenüber dem Vorjahr. Viele Konsumgüter gibt es inzwischen auf dem globalen Markt auch nach- haltig produziert. Meist sind sie allerdings teuer. Staat- liche Förderung und bewusst entscheidende Käufer, die mehr Nachfrage für nachhaltige Produkte schaffen, können Abhilfe schaffen. Die Annahme, dass neue Mittelschichten vor allem ihren neuen Status zur Schau stellen und wenig auf Umwelt- und Sozialverträglich- keit achten führt dazu, dass grünen Strategien, die nachfrageorientiert sind, oft von vorneherein kaum Chancen eingeräumt werden. Doch ist das klug?

Dass nachhaltig produzierte Bambusfahrräder dem- nächst die SUVs als Statussymbol ablösen ist in Ent- wicklungsländern wohl genauso unwahrscheinlich wie bei uns. Auch dass die neuen Konsumenten bessere Menschen sind und nicht dem Reiz günstiger, beque- mer Optionen erliegen, wäre zu viel erwartet. Einerseits den Klimateller in der Kantine bestellen, andererseits doch schnell mit dem Auto ins Büro fahren – das sind uns bekannte psychologische Muster, die schwer zu durchbrechen sind. Nachhaltiger Konsum hat eine globale Vorbildfunktion. Wenn Gewohnheiten, Stan- dards, Statussymbole in Industrieländern grüner wer- den, ändert sich vielleicht auch irgendwann das ent- sprechende Zielsystem der neuen Konsumentengrup- pen in Entwicklungs- und Schwellenländern.

Gleichzeitig gilt es, schon bestehende Initiativen für nachhaltigen Konsum in diesen Ländern weiter zu stärken. Die wachsende Kaufkraft der neuen Mittel- schichten kann ganze Industriezweige beeinflussen.

Erste Schritte zeigt Brasilien. Brasilianische Konsumen- ten reagieren stark auf den Nachweis unternehmeri- scher Verantwortung bei ihren Kaufentscheidungen. In Vietnam lassen sich insbesondere junge Konsumenten für energieeffiziente, sparsame Produkte begeistern.

Und schadstofffreies, langlebiges Spielzeug begeistert Mittelklasseeltern in Kampala mehr als die billige Plas- tikvariante. Es lohnt sich also, solche klugen Ansätze zu fördern.

Das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage ist das Henne-Ei Problem der Wirtschaft. Gibt es keine oder nur sehr teure nachhaltige Produkte auf dem Markt, kauft sie niemand. Wenn zu wenig gekauft wird, lohnt sich die Produktion nicht. Die Nachfrage muss also angesprochen werden, um den Konsum zu stei- gern und die Produktion rentabel zu gestalten. Gleich- zeitig soll die Green Economy sauber, umwelt- und sozialverträglich produzieren. Die Brücke zum Konsu- menten findet sich in Energieeffizienzklassen und an- deren Verbraucherinformationen auf Verpackungen.

Informationskampagnen, eine schrittweise Verschär- fung von Umweltrichtlinien und Steigerung der Inves- titionsanreize für die Industrie in der ersten Entwick- lungs- und Produktionsphase gehören bei diesen Pro- grammen in den Werkzeugkasten.

Eine weitere Option bietet eine gezieltere Analyse von Konsummotivationen, Werten und Wünschen neuer Konsumgruppen in Entwicklungsländern. Ihre Ergeb- nisse könnten in gezieltere Bildungs- und Informati- onsprogramme und die Nutzung jeweiliger Vorbilder und Ideale fließen, zum Beispiel durch die Gewinnung lokaler Musikgrößen als Multiplikatoren. Als erster Schritt sollte nachhaltiger Konsum im lokalen Werte- system ansprechend und einfach zu erfüllen sein, ohne finanziell weh zu tun. Subventionen oder Gutschein- systeme können dies ermöglichen. Eine dritte Option kann die Unterstützung von Verbraucherschutzorgani- sationen und anderen repräsentativen Gruppen der Mittelschichten sein, die in die Entwicklung von Green Economy Programmen stärker eingebunden werden.

Welche Zukunft stellen diese Gruppen sich für ihre Kinder, für ihr Land und den Planeten vor?

Eine geschickte Nutzung der Macht der Verbraucher bietet das Potenzial, der Green Economy neuen Schwung zu verleihen. Nachhaltiger Konsum sollte eine zentrale Komponente in der Förderung der Green Eco- nomy sein werden.

© Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE), Die aktuelle Kolumne, 24.04.2017

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