Streitfall Islam –
aktuelle Diskussionen um die zweitgrößte Religion Europas
Zuzana Balcet, Rickenbach / Claudia Hagemann, Stuttgart
Klasse: ab Klasse 8
Dauer: 6 Stunden (3 Doppelstunden) Arbeitsbereich: Religion / Weltreligionen
Seit 2006 diskutieren die Schweizer, ob in ihrem Land Minarette gebaut werden dürfen. Seit der Volksabstimmung 2009 sind sie verboten. Nun erörtert Europa, ob das Schweizer Mina- rettverbot gegen die Religionsfreiheit verstößt. An der Frage, ob man Mohammed karikieren dürfe, scheiden sich bis heute die Geister, ebenso wie am Kopftuchverbot.
Ist der Islam ein Teil Europas? Wie viel fremde Religiosität verträgt unsere Gesellschaft? Wie viel Toleranz ist für ein gelingendes Zusammenleben notwendig? Anhand dreier, aktueller Fallbeispiele erörtern die Lernenden Toleranzgrenzen und unveräußerliche Grundrechte. Eu- ropa und sein Verhältnis zum Islam – unsere Ergänzung zum Lernzirkel „Islam“ (Signatur I /
Hängepartie im Kopftuch.
© Horst Haitzinger
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Materialübersicht
Stunde 1 und 2 Verstößt das Schweizer Minarettverbot gegen die Religionsfreiheit?
M 1 (Bd / Fo / Tx) „Ja zum Minarettverbot“ – ein Wahlplakat analysieren
M 2 (Tx) Gruppe 1: Was fordert die Eidgenössische Volksinitiative gegen den Bau von Minaretten?
M 3 (Tx) Gruppe 2: Wie argumentieren die Gegner der Minarettinitiative?
Stunde 3 und 4 Der Karikaturenstreit – wo liegen die Grenzen der Meinungsfreiheit?
M 4 (Ka) Wo liegen die Grenzen der Meinungsfreiheit?
M 5 (Bd / Fo) Wie wird Mohammed im Islam dargestellt?
Stunde 5 und 6 Der Kopftuchstreit – wie weit geht die Religionsfreiheit?
M 6 (Ka) Ein sensibles Thema
M 7 (Tx) Koran und Kopftuch – eine eindeutige Aufforderung?
M 8 (Tx) Der Kopftuchstreit in Deutschland – der Fall Fereshta Ludin M 9 (Ka) Hängepartie im Kopftuch
Anmerkungen
Ab = Arbeitsblatt, Bd = Bild, Fo = Folie, Ka = Karikatur, Tx = Text
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M 1 „Ja zum Minarettverbot“ – ein Wahlplakat analysieren
Aufgaben (M 1)
1. Beschreibe und interpretiere das Wahlplakat.
2. Bewerte das Plakat der Schweizer Kampagne für das Minarettverbot.
Wie interpretiert man politische Plakate?
Wahlplakate kommunizieren Botschaften und Versprechen politischer Parteien. Ihre Intention ist es, viele Menschen anzusprechen. Deshalb zielen sie auf bewusste, aber auch unbewusste Wünsche und Ängste potenzieller Wähler. Plakate sagen deshalb nicht nur etwas über die politischen Ziele einer Partei aus, sie erzählen auch etwas über die Mentalität der sie betrach- tenden Wähler. Interpretieren wir Plakate, so gehen wir in drei Schritten vor.
1. Schritt Beschreibung: Was ist auf dem Plakat zu sehen?
Beschreibe: Wer oder was ist dargestellt? Was befindet sich im Vordergrund bzw. Hintergrund des Bildes? Welche Farben wurden verwendet?
2. Schritt Analyse: Welche Bedeutung hat das Dargestellte?
Wofür stehen die abgebildeten Personen, Gegenstände und Symbole? Wie sind Personen und Gegenstände dargestellt? Welche Wirkung haben sie auf den Betrachter? Welche Bedeu- tung haben die Farben im Bild?
Plakat der Schweizer Initiative für das Minarett- verbot 2009.
Bild: picture-alliance / dpa.
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M 6 Ein sensibles Thema
Karikatur: „Ein sensibles Thema“.
© Kostas Koufogiorgos.
Aufgaben (M 6)
1. Betrachte und beschreibe die Karikatur.
2. Was wollte der Zeichner deiner Ansicht nach mit der Karikatur zum Ausdruck bringen?
Formuliere die Aussage in eigenen Worten.
3. Stimmst du der Äußerung der rechten Figur zu? Nimm begründet Stellung.
M 7 Koran und Kopftuch – eine eindeutige Aufforderung?
Musliminnen, die ihr Kopftuch aus religiöser Überzeugung tragen, führen häufig die 24. Sure aus dem Koran als Beleg an. Dort heißt es:
Und sprich zu den gläubigen Frauen, dass sie ihre Blicke zu Boden schla- gen und ihre Keuschheit wahren sollen und dass sie ihre Reize nicht zur Schau tragen sollen, bis auf das, was davon sichtbar sein muss, und dass sie ihre Tücher über ihre Busen ziehen sollen und ihre Reize vor nieman- dem enthüllen als vor ihren Gatten und ihren Vätern.
Sure 24,31
Aufgaben (M 7) 1. Lies Sure 24,31.
2. Erläutere in eigenen Worten, was der Koran gläubigen Musliminnen vorschreibt.
3. Formuliert der Koran ein Kopftuchgebot? Begründe deine Meinung.
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Hinweise (M 6 bis M 9)
Stunde 5 und 6: Der Kopftuchstreit – wie weit geht die Religionsfreiheit?
Einstieg
Die Lernenden beschreiben und interpretieren die vorliegende Karikatur (M. 6). Dabei sollten zwei Aspekte herausgearbeitet werden. Sowohl die Burka als auch das muslimische Kopftuch sind „ein sensibles Thema“. Gerade deshalb ist es wichtig, die Auseinandersetzung damit nicht zu scheuen. Nur wer sich informiert, vermag ein fundiertes Urteil zu treffen.
Bevor die Lernenden sich in der Erarbeitungsphase exemplarisch mit dem Fall Fereshta Ludins auseinandersetzen, ist es sinnvoll, bereits vorhandenes Wissen über das Kopftuch im Klassen- verbund zu sammeln und zu strukturieren.
Folgende Leitfragen sind denkbar:
– Warum tragen Musliminnen ein Kopftuch?
– Tragen alle Musliminnen ein Kopftuch?
– Warum ist das muslimische Kopftuch „ein sensibles Thema“?
– Dürfen Lehrerinnen in Deutschland im Unterricht ein Kopftuch tragen?
– Welche Regelungen gelten in anderen europäischen Ländern?
Vorschlag für eine Ideensammlung zum Einstieg
– In Großbritannien und Österreich sind Kopftücher im Unterricht erlaubt.
– In Frankreich sind Kopftücher für Lehre- rinnen wie Schülerinnen verboten.
– In einigen deutschen Bundesländern wurden Gesetze erlassen, die das Tragen von Kopftüchern seitens der Lehrkraft im Unterricht verbieten. Schülerinnen hingegen dürfen ein Kopftuch tragen.
Deutschland und anderswo
– Der Koran fordert gläubige Musliminnen auf, sich sittsam zu kleiden, schreibt das Kopftuch aber nicht explizit vor.
Warum?
– Im Westen wird das Kopftuch kritisiert als Zeichen der Unterdrückung der Frau im Islam.
– Für die meisten Musliminnen ist es Aus- druck ihrer individuellen Religiosität.
– Einige Muslime betrachten das Kopftuch nicht nur als religiöse Pflicht, sondern auch als Absage an die Ideale der westli- chen Gesellschaft.
Wieso umstritten?
– Die Verbreitung des Kopftuches und die Art, es zu tragen, entwickelten sich un- terschiedlich.
a) Saudi-Arabien / Iran = Hier ist genau vorgeschrieben, wie Frauen sich zu kleiden haben. Die Missachtung der Vorschriften wird sanktioniert.
b) Tunesien / Türkei = In staatlichen Insti- tutionen sind Kopftücher verboten.
c) Ägypen / Syrien / Marokko = Es beste- Wer? Wer nicht?
Kopftuch