Hauptseminar: Allgemeine Pädagogik Dozent: Herr Pohlmann
Referentin: Petra Weissflog 2003-06-09
Differenzierung in der Berufsschule
Die allgemeine Didaktik versteht unter Differenzierung alle unterrichtlichen Maßnahmen, durch die die Schüler einer Jahrgangsstufe aufgrund bestimmter Kriterien in verschiedene Lerngruppen aufgeteilt werden.
In der Berufsschule tritt die Notwendigkeit einer Differenzierung innerhalb eines Jahrgangs besonders deutlich zutage. Die Lernvoraussetzungen der Schüler bedingt durch ihre Vorbildung, ihrem sozialem Hintergrund, sowie bereits gemachter Lernerfahrungen, bestimmen hier im wesentlichen ihre Lernbereitschaft bzw. –fähigkeit. Eine Differenzierung ist hier zwingend erfor- derlich, will man eine Unter- bzw. Überforderung der Schüler vermeiden.
Man unterscheidet zwischen einer äußeren und inneren Differenzierung.
1. Äußere Differenzierung in der Berufsschule
Hierunter versteht man eine Aufteilung der Schüler nach Leistungsniveau und Interessen. Es werden separate Klassen ( z. B. „Euro-Klassen) oder Förderkurse eingerichtet.
In diesen Klassen bzw. Kursen erhalten die Schüler z. B. zusätzlichen Fremd- sprachenunterricht, EDV-Schulungen oder vertiefenden Fachtheorieunterricht.
Auswahlkriterien, die zum Besuch einer solchen Klasse berechtigen, können u. a.
sein:
Vorbildung
erreichte Noten im Berufsgrundbildungsjahr
Interessen
Eine wichtige Voraussetzung für die Durchführung einer äußeren Differenzie-
rung ist neben dem Vorhandensein von entsprechenden Räumlichkeiten, v.a. eine
hohe Schülerzahl, damit mehrere Parallelklassen pro Jahrgang gebildet werden
können. Da dies nicht immer gegeben ist und bis heute keine schülergerechten
Auswahlkriterien gefunden wurden, setzen die meisten Pädagogen auf eine in-
nere Differenzierung im Unterricht.
2. Innere Differenzierung in Berufsschulklassen
Das Ziel der inneren Differenzierung ist es innerhalb des heterogen zusammen- gesetzten Klassenverbandes, jeden Schüler gemäß seiner individuellen Voraus- setzungen optimal zu fördern.
2.1. Differenzierungsmöglichkeiten im Unterricht
In der Planungsphase entscheidet sich, inwieweit eine Differenzierung im Unter- -
richt vorgenommen wird.
Bei einem stark lehrerzentrierten Unterricht, z. B. Lehrer/Schülergespräch, ist es kaum möglich auf individuelle Lernvoraussetzungen einzugehen.
Schülerorientierte und schülerzentrierte Unterrichtsmethoden, wie Einzel-, Partner- oder Gruppenarbeit, bieten sich jedoch in vielfältiger Weise an, da hier die Steuerung des Lernens weitgehend von Schüler ausgeht.
2.1.1 Differenzierung der Aufgabenstellung bzw. des Arbeitsmaterials
Tiefendifferenzierung
Hier wird Arbeitsmaterial mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgrad verteilt.
Leistungsstarke Schüler erhalten zum gleichen Thema einen tieferen Einblick in die Materie als leistungsschwächere Schüler.
Niveaudifferenzierung
Alle Schüler erhalten hier das gleiche Material. Dem Lehrer ist jedoch bewusst, dass nicht alle Schüler 100 % davon lösen werden. Die Arbeitsunterlagen sind aber so konzipiert, dass der Arbeitsauftrag, der zum angestrebten Unterrichts- ziel führt, von allen Schülern gelöst werden kann.
Lerntempo
Es werden mehrere Aufgaben gestellt. Jeder Schüler soll so viele in einer
begrenzten Zeit lösen wie ihm möglich. Ein Minimum an Aufgaben ist aber für
alle verbindlich vorgegeben.
2.1.2. Differenzierung nach Leistungsgruppen
Homogene
Leistungsgruppen bieten sich z. B. an, wenn ein Lerndefizit Leistungsschwächerer durch verstärktes Üben aufgeholt werden soll.
Leistungsstarke Gruppen können dann gleichzeitig gezielt durch Vertie- fungsaufgaben gefördert werden.
Heterogene Leitungsgruppen sind z. B. dann sinnvoll, wenn arbeitsteilige Gruppen gebildet werden. Die leistungsschwächeren Schüler können hier durch Beobachten von Arbeitsweisen, Erklärungen und Tipps der leistungsstärkeren Gruppenmitglieder lernen, wie man schwierigere Aufgaben leichter bearbeiten kann.
Für die Leistungsstärkeren bietet eine heterogene Gruppe die Chance, eigene soziale Fähigkeiten weiter auszubauen.
Natürlich kann nicht jede Unterrichtseinheit differenziert werden. Bei der Einführung eines neuen Stoffgebietes oder wenn die Schüler in etwa die glei- chen Vorkenntnisse mitbringen, ist eine Differenzierung wenig sinnvoll.
Sie lässt sich jedoch bei selbsttätiger Wissenserarbeitung durch die Schüler und in Übungs- und Kontrollphasen, v.a. bei einem starken Leistungsgefälle inner- halb der Klasse, gewinnbringend einsetzen.
Literaturliste:
Karl Stöcker, Neuzeitliche Unterrichtsgestaltung, Ehrenwirth-Verlag Gehlert, Pohlmann, Praxis der Unterrichtsvorbereitung, Stam-Verlag
Peter Köck, Hanns Ott, Wörterbuch für Erziehung und Unterricht, Auer-Verlag Hilbert Meyer, Unterrichtsmethoden II, Praxisband, Cornelsen Verlag Scirptor Aufzeichnung aus der Fachdidaktikvorlesung, Referentin Fr. Raab, TU-München