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Ein Herz für Kinder:
Lichtenberg stockt Kitas auf
Bezirk ist bei Kindertagesstätten und Kinderspielplätzen berlinweit ganz vorne
Bezirks-Journal Lichtenberger
Fatal: Seniorentreff vor ungewisser Zukunft.
S. 6D
ie steigende Zahl der Lichten- berger führt auch im Kita-Be- reich zu Problemen: Weil der Bedarf an Plätzen in Kindertagesstätten steigt, muss das Bezirksamt reagieren.Ein erster Erfolg: Mit Hilfe von neuen Kitas und der Erweiterung bestehender Einrichtungen konnte die Zahl der Kita- Plätze in den vergangenen anderthalb Jahren um 1.200 erhöht werden. „Die Versorgung Lichtenberger Familien mit ausreichenden, hochwertigen und wohnortnahen Kitaplätzen bleibt eine der zentralen Herausforderungen auch für die nächsten Jahre“, erklärt Jugend- stadträtin Sandra Obermeyer (parteilos, für DIE LINKE).
Viel zu tun gebe es, weil nicht in allen Ortsteilen Lichtenbergs unter drei Jahre alte Kinder in einer wohnortnahen Kita betreut werden können. Erfreulich ist
hingegen die sogenannte Betreuungs- quote: Demnach werden 74,5 Prozent aller Ein- bis Dreijährigen in Lichten- berg versorgt, der Berliner Durchschnitt liegt bei 68,8 Prozent. Bei den Drei- bis Sechsjährigen gehen 93,9 Prozent in die Kita (Berliner Durchschnitt 93,7 Pro- zent). Insgesamt kamen in den vergan- genen sechs Jahren 2.500 neue Kitaplät- ze in Lichtenberg dazu.
Berlinweit ganz vorn liegt der Bezirk Lichtenberg auch bei der Ausstattung mit Kinderspielplätzen. Laut Statistik kommen auf einen Einwohner 0,76 Quadratmeter Spielfläche. Das geht aus der Antwort auf eine kleine Anfrage des Abgeordneten Ole Kreins (SPD) hervor.
Zwischen 2011 und 2014 wurden im Bezirk 24 Spielplätze neu gebaut oder saniert, erklärte die Stadtentwicklungs- verwaltung. (bzj.)
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S. 7ANZEIGE
Neugierig schaut dieses schottische Hochlandrind in die Kamera. Es gehört zum Landschaftspark Herzberge, der nunmehr im zehnten Jahr bewirtschaftet wird.
Zwischen Rhinstraße und Herzbergstraße entstand ein Dorf in der Stadt mit Schafen und Weideflächen. Die Vierbeiner leisten wertvolle Arbeit – unter ande- rem halten sie die Wiesen schön kurz. Mehr auf Seite 2. STEFFI BEY
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Bezirks-Leben
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Bezirks-Journal | September/ Oktober 2014Ein bisschen Dorf mitten in der Stadt
Wo früher Güterzüge rangierten, ein Stadion existierte und Studenten in einem Zeltlager untergebracht waren, entstand eine Oase. Vor zehn Jahren fiel der Startschuss für die Gestaltung des Landschaftsparks Herzberge.
Die Schafe werden regelmäßig auf eine andere Weide im Landschaftspark Herzberge umgesetzt.
D
er Überraschungseffekt für die Besucher ist groß: Denn auf dem weitläufigen Gelände zwi- schen Landsberger Allee, Allee der Kos- monauten, Rhin- und Siegfriedstraße erstreckt sich ein ganz besonderer Park.„Ein Areal, das Elemente der ökologi- schen Landwirtschaft und Biotope ver- eint sowie der Naherholung dient und ebenso Kulisse für Kulturveranstaltun- gen ist“, beschreibt Projektmanager Ste- phan Lübke das Konzept.
Vor allem Lichtenberger haben die rund 100 Hektar große Fläche rund um das Evangelische Krankenhaus Köni- gin Elisabeth Herzberge inzwischen für sich entdeckt. Sie joggen auf den alten oder neu angelegten Wegen, sitzen auf rustikalen Holzbänken oder gehen spa- zieren. Dabei kommen sie an vielen Weiden vorbei und erleben mitunter, wie die Pommerschen Landschafe um- gesetzt werden.
„Das Prozedere gehört zu den tägli- chen Ritualen“, sagt Stephan Muus von der Agrarbörse Deutschland Ost e.V.
Schließlich halten die rund 130 Tiere das Gras kurz. „Wie schnell die rennen können“, wundert sich der fünfjährige Finn und versteckt sich vorsichtshalber hinter seiner Mutter.
Während Muus und ein paar Helfer – das sind sogenannte Benachteiligte, die der Verein Agrarbörse beschäftigt – die Herde auf eine frische, prall gefüllte Weide lotsen, geht Projektleiter Lübke in den nördlichen Bereich der Anlage.
Dort leben seit einigen Monaten drei Schottische Hochlandrinder. „Als Test, wir wollen sehen, wie die sich in unsere Bedingungen einfügen“, betont er.
Bislang funktioniert das ganz gut. Die Tiere halten sich im hinteren Teil einer neu angelegten Waldweide auf.
Noch vor dem Zweiten Weltkrieg befand sich genau an dieser Stelle ein Stadion. Ab den frühen 1970er Jah-
ren bis 1990 war dort ein Zeltlager der DDR-Jugendorganisation FDJ für den Studentensommer untergebracht. Da- nach passierte lange nichts und die Na- tur eroberte das Gelände. Bis etwa vor zwei Jahren dieser Bereich ausgelichtet wurde, Weiden mit Unterständen sowie ein „Spielplatz für Zauneidechsen“ mit Feldsteinen und Pflanzen entstand.
Wenn Stephan Lübke jetzt durch den riesigen Landschaftspark läuft, er- füllt ihn das mit Stolz. „Es ist toll, dass unsere Vision der alternativen Bewirt- schaftungsform von öffentlichem Grün Wirklichkeit wurde“, bekennt er. Mehr als fünf Millionen Euro – vor allem EU- Geld flossen in den vergangenen zehn Jahren in das Modellprojekt. Der Verein Agrarbörse Deutschland Ost koordiniert und gestaltet das Gelände im Auftrag des Bezirksamtes Lichtenberg.
Alpakas für Herzberge
Im Vordergrund steht jetzt vor allem die inhaltliche Arbeit. So gibt es bei- spielsweise Überlegungen, eine kleine Herde Alpakas für Therapieangebote anzuschaffen. „Wir sind dazu mit dem benachbarten Krankenhaus im Ge- spräch“, sagt Stephan Lübke. Im Aufbau ist außerdem ein Netzwerk mit Naturpä- dagogen. Künftig soll es im Landschafts- park möglich sein, geführte Erlebnisse zu buchen. Schon zur Verfügung steht der auf der früheren Trasse der Indus- triebahn angelegte Fahrrad- und Spa- zierweg. Beliebt bei Parkbesuchern sind auch die 15 Stationen des Natur- und Gesundheitspfades. Interessante Details zur Geschichte des Geländes gibt es auf vielen Info-Tafeln. Wer weiß schon, dass sich dort einst die größte und moderns- te Gewächshausanlage Berlins befand:
„Auf sechs Hektar überdachter Fläche arbeiteten hundert Gärtner an Zucht, Pflege und Schnitt von Nelken und Ger- bera.“ Ein kleiner Gartenbaubetrieb mit wenigen Gewächshäusern blieb davon übrig.
In der Scheune wird die Schafwolle zunächst getrocknet. Zu 90 Prozent wird sie später verkauft.
Stephan Lübke, Projektleiter der Agrarbörse Deutschland Ost e.V. im Gespräch mit Heike Seegert von der In-vitro-tec GmbH. Sie stehen vor dem besonderen Sitzbereich, der bereits Anfang der 1990er-Jahre von Azubis auf dem Gelände gestaltet wurde. STEFFI BEY (3)
von Steffi Bey
Bezirks-Leben 3
September/ Oktober 2014 | Bezirks-Journal
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Anwohner ärgern sich über Container
Rund um die Kfz-Zulassungsstelle an der Ferdinand-Schultze-Straße reihen sich Verkaufsbuden von Schilderher- stellern. Nachbarn sind genervt. Denn die Provisorien werden mit Notstrom versorgt. Und das macht Krach.
N
ein, ihre Namen wollen sie lie- ber nicht in der Zeitung lesen.Die drei resoluten Rentner – alle zwischen 70 und 80 Jahre alt – haben Angst, dass ihnen was passieren könnte.
Seit auf der anderen Straßenseite kräftige Männer vor den Containern sitzen und auf Kundschaft warten, geht die Angst um in Alt-Hohenschönhausen. Denn in den vergangenen Wochen sind zu den bereits rund um die Kfz-Zulassungsstelle an der Ferdinand-Schultze-Straße aufge- stellten Verkaufsbuden weitere Contai- ner dazugekommen. Alle dienen dem Verkauf von Schildern und Versicherun- gen. Landesflaggen an den Fassaden zei- gen, welche Sprache gesprochen wird.
Während einige Meter weiter in der Plauener Straße meist ältere Damen lan- ge auf Schilder-Kunden warten, floriert in den vor Kurzem aufgestellten Contai- nern das Geschäft. „Die übernachten da sogar“, sagt ein Anwohner.
Eigentlich wäre das alles kaum der Rede wert. An die Container haben sich die Nachbarn bereits gewöhnt. Was aber vor allem den Bewohnern der Ferdi-
nand-Schultze-Straße den Zorn ins Ge- sicht treibt ist der Krach. Weil es keine Stromanschlüsse auf dem Grundstück eines privaten Eigentümers gibt, rattern viele Stunden am Tag Notstromaggrega- te. Die haben auch gut zu tun, um unter anderem die stromfressenden Klimaan- lagen der Container mit Energie zu ver-
sorgen. „Jeder normale Mensch kriegt Ärger, wenn er den Motor seines Autos unnütz laufen lässt“, sagt ein Nachbar.
Der Bezirk weiß seit Langem um die Probleme. Das Ordnungsamt ist infor- miert, nun wurde auch die Umweltbe- hörde eingeschaltet. Viele Möglichkeiten haben die Ämter nicht, denn die Contai-
ner stehen auf Privatgelände. Dort soll in den kommenden Jahren ein Wohnpark entstehen (Bezirks-Journal berichtete).
Bis sich die ersten Kräne drehen, nutzen die Anbieter von Nummernschildern und Kfz-Versicherungsbüros die Flä- chen.
Der für den Umweltbereich zustän- dige Bezirksstadtrat Wilfried Nünthel (CDU) sieht in der nicht enden wollen- den Ansiedlung der Verkaufsbuden ein großes Problem. „Gegenüber im Ge- bäude der Zulassungsstelle wäre Platz, die Läden im Erdgeschoss stehen leer“, sagt Nünthel. Doch die Mieten dort sind nach Angaben der Containernutzer deutlich höher als die Kosten für einen Container. Aufgrund der Anwohnerbe- schwerden sei seine Behörde aktiv ge- worden. Unter anderem ist ein Gespräch mit den Eigentümern geplant. Mit de- nen ist Nünthel ohnehin in Kontakt – er ist auch für die Baugenehmigung des Wohnparks verantwortlich. Immerhin:
Nünthel kündigte an, dass die Stromag- gregate eingehaust – also lärmgedämmt – werden. Außerdem wurden Auflagen erteilt, wonach die Containernutzer beim Stromanbieter einen normalen Stromanschluss beantragen müssen.
Stören optisch schon lange, jetzt sorgt ihr Lärm für Ärger: die Container in der Ferdinand-Schultze-Straße Ecke Plauener Straße. FALKO HOFFMANN
von Marcel Gäding
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Zu „Lichtenberg in Sachen Fahrrad ganz hinten“, Bezirks-Journal Ausga- be 5/2014:
Mehrmals in der Woche benutze ich die Verbindung zwischen Heinersdorf und Blankenburg. Auch Fahrzeuge der Polizei schleichen hinter Radfahrern her, weil der Gegenverkehr ein Über- holen nicht zulässt. Der Geh-/ Radweg wird nur von Anwohnern genutzt. War- um nutzen Lebensmüde oder Autohas- ser nicht die Radwege? Auch in der Kon- rad-Wolf-Straße wird lieber auf dem Gehweg als auf dem Radweg gefahren.
Noch mehr Radwege, die den Autover- kehr dadurch einschränken – statt zwei Spuren nur eine – sind rausgeworfenes Geld.Auch ich fahre oft mit dem Fahr- rad, aber nur dort wo ich sicher bin und keine anderen Verkehrsteilnehmer be- hindere. M.Winkler, Hohenschönhausen
Zu „Berliner Standortvorteil“, Be- zirks-Journal Ausgabe 7/2014:
Woher will denn Herr Neumes wis- sen, wie es zu DDR-Zeiten an der KJS zuging? Was meint er denn damit, dass die Schule den Ruf hatte, unmensch- lich und unpädagogisch zu sein? Hat er damals auch schon als Lehrer dort un- terrichtet? Meine Kinder waren an der KJS und waren begeistert. Es kam auch nur jemand auf die KJS, der auch die sportlichen Leistungen gebracht hat. Es
war nur eine Sportschule und nicht wie heute auch Gymnasium, das jeder be- suchen kann. Nur weil die Kinder viel- leicht mehr trainiert haben ist das doch nicht unmenschlich. Ich verstehe nicht, warum alles immer schlecht gemacht werden muss, was in der DDR war. Auf alle Fälle waren unsere Sportler Welt- spitze. Mich würde wirklich mal interes- sieren, aus welchem Teil Deutschlands Herr Neumers kommt. Vielleicht hätte er bevor er solche Äußerungen macht, mal ehemalige Sportler, die an der KJS waren, fragen sollen, wie es früher war.
Monika Stellmach
Zu „Müllberge am Ufer“, Bezirks- Journal Ausgabe 8/2014:
Es müssen ständige Kontrollen durch- geführt werden, außerdem genug Con- tainer – groß – da sein. Notfalls finan- zielle Strafen. Bei Geld erreicht man immer etwas.
Marianne Vierke, Alt-Hohenschönhausen Ganz schlimm ist es am Wochenen- de – schon vormittags. Manchmal sind dort an der Grillstelle am See über 20
Personen jeden Alters und es wird an bis zu fünf Stellen gegrillt. Große Körbe mit Getränken. Toiletten? Tradition, Fa- milienzusammenhalt in Ehren, aber das Nachher! Präsenz vom Ordnungsamt wäre wirklich angebracht. Ansonsten ein Grillverbot wie im Tiergarten. Die gute Luft und die Sauberkeit sind wich- tiger. Ilse Dannehl, Fennpfuhl Es betrifft ja nicht nur die Grillplätze, sondern den Alltag. Bei jedem Gang über den Spielplatz vor meinem Haus sammle ich Müll auf, um ihn in die aus- reichend vorhandenen Papierkörbe zu werfen. Es hilft ebenso wenig wie Ihre Appelle. Man könnte erwischte Müll- sünder zum Beispiel dazu verpflichten, in der folgenden Woche die Kollegen des Amtes beim Saubermachen zu un- terstützen.
Volker Liebscher, Alt-Lichtenberg Ich empfehle das Aufstellen von Ta- feln mit mehrsprachig verfassten Ver- haltensregeln an allen Grillstandorten, auf denen auch die Strafe für Verstöße aufgeführt wird. Alle Regeln sind jedoch fruchtlos, wenn nicht eine permanente
Kontrolle durch das Ordnungsamt bzw.
im Pärchenbetrieb mit der Polizei er-
folgt. Peter Zirbel
Schade finde ich, dass das Grünflä- chenamt im Angesicht dieser Miss- stände einfach nur resigniert und den Müll wegräumt. Wenn der Müll aber Mama-und-Papa-mäßig immer schön vom Grünflächenamt weggeräumt wird, wird sich das Verhalten nicht ändern.
Dr. med. Kay Schwarzer Ziel sollte sein, den Fennpfuhl-Park von privaten Grillern zu befreien, weil diese immer zu einer Beeinträchtigung des Wohlbefindens der anderen Park- besucher führen. Ähnliche negative Auswirkungen gab es auch auf anderen Plätzen in Berlin, ich denke da nur an den Tiergarten. Wenn das Bezirksamt Lichtenberg mitzieht, ließe sich höchst- wahrscheinlich im Bezirk eine Brache finden, wo günstiger gegrillt werden kann.
Wilfried Diener, früher Fennpfuhl, jetzt Storkow Liebe Leserinnen, liebe Leser, wir erhalten mitunter sehr viele Zuschriften, die wir – we- gen des knappen Platzes – nur verkürzt wie- dergeben können. Wir freuen uns über Ihre Zuschriften: Bezirks-Journal, Josef-Orlopp- Straße 54, 10365 Berlin. Mail: redaktion@
bezirks-journal.de
Bezirks-Leben
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Bezirks-Journal | September/ Oktober 2014Kino-King Knut Elstermann zeigt Herz
B
ilder an den Wänden. Bücher in Regalen. Eine Bar, rote Sessel, dahinter die Bühne – das ist das Café Maggie. Gemütlich scheint es hier zwischen Backsteinwänden und bunt gemalerten Flächen. Knut Elstermann lächelt, als er in den 200 Quadratmeter großen Räumen der Frankfurter Allee steht. „Das Café haben die Jugendlichen selbst gestaltet, damals, vor einem Jahr“, sagt der Radio Eins-Moderator. „Die Farben an den Wänden wurden von den Menschen aus dem Kiez bestimmt. Die Möbel wiederum haben Schüler ausge- wählt.“ Der Berliner zeigt in die Küche:„Selbst das Konzept, aus den Räumen ein Café zu machen, kam von Studen- ten.“
Knapp ein Jahr ist es her, als das Ju- gendcafé Maggie zum ersten Mal die Pforten öffnete. Knut Elstermann ist von Anfang an dabei. Für das vom so- zialen Träger Gangway e.V. ins Leben gerufene Projekt hat er die Schirmpaten- schaft übernommen. Damit kam Elster- mann einem außerordentlichen Wunsch nach. „Die Jugendlichen bei Gangway haben sich eine Plattform gewünscht, wo sie sich entfalten können“, sagt der 54-Jährige. Dem kann Sozialarbeiter Jan Becker nur zustimmen: „Ja, sie wollten einen Raum, wo sie Ausstellungen, The- atertreffen oder Kochabende organisie- ren“, erklärt der Leiter der Einrichtung.
„Das alles in einem günstigen Café für Menschen bis 27 Jahre.“
Für Elstermann ist die Patenschaft eine Herzensangelegenheit. Schließ- lich kann er hier seinen Sinn für Kultur ausleben und Veranstaltungen für und mit Menschen aus dem Kiez organise- ren. „Wir planen gerade eine Lesereihe mit bekannten und weniger bekannten
Autoren“, sagt der Berliner. „Auch ein Kurzfilmfestival ist für das nächste Jahr angedacht. Nur so viel sei verraten: Sie nennt sich Maggienale“, fügt er an. Für Elstermann ist es genau das Richtige. Ist der gelernte Journalist doch Autor von vier Büchern, moderiert das Filmma- gazin bei Radio Eins und verfasst ganz nebenbei Beiträge für Verlage. „Ins Café
Maggie kann ich meine Erfahrungen mit einbringen.“
Das aus Fördermitteln und der HOW- OGE gestützte Projekt kommt gut an.
Immer mehr Menschen und Gruppen nutzen die Räume für ihre Zwecke.
Künstler stellen ihre Bilder aus. Studen- ten veranstalten ihre monatlichen Koch- abende. Und auch die Stand-up-Come- dy Show scheint mit 70 Besuchern gut gefüllt. Darüber hinaus bietet Becker mit seinem Team berufs- und studienbeglei- tende Unterstützung. „Fragen, wie man einen Bafögantrag stellt, sich richtig be- wirbt oder welche Bildungswege es gibt, können hier beantwortet werden“, sagt Becker.
Als Jan Becker seinen ehemaligen Klassenkameraden Elstermann fragte, ob er Lust hätte die Schirmpatenschaft zu übernehmen, war der zweifache Va- ter anfänglich verunsichert. „Ich woll- te schon immer gerne helfen. Aber ich dachte, ich kann ja nichts außer quat- schen“, gesteht Elstermann. Becker sah das anders: „Ach das stimmt doch nicht. Knut bringt Kultur und Menschen zusammen. Eigentlich das, was er schon immer gemacht hat, nun auch für die Menschen in der Maggie.“
Für Radio Eins stellt er jede Woche Blockbuster vor – das Drehbuch seines Lebens jedoch versetzt ihn in die Rolle des Helfers: Wie ein Radiojournalist Jugendlichen unter die Arme greift.
von Anne Langert
Von seinen Kollegen wird er liebevoll Kino-King Knut genannt: Knut Elstermann.
Für die RBB-Welle Radio Eins moderiert er unter anderem eine erfolgreiche Filmsendung und berichtet seit Jahren mit viel Charme und Kompetenz von der Berlinale. ANNE LANGERT
LESERFORUM
BRIEFE ANS BEZIRKS-JOURNAL
Weitere Informationen unter www.jugendcafe.gangway.de
W
ir kennen es alle: Der Rü- cken drückt und schmerzt, wir fühlen uns verspannt und manch einer plagt sich mit Ge- lenkbeschwerden durch den Alltag. Die Schlafqualität nimmt ab und wenn der Herbst naht, nehmen Müdigkeit und Erschöpfung überhand. Das geht auch anders! Verbessern Sie Ihre Lebensquali- tät und Vitalität ganz einfach mit einem Kururlaub. EuroMed, Ihr Spezialist für Gesundheitsreisen, bringt Ideen, Ur- laubsstimmung und gezielte Beratung nach Lichtenberg. Wir holen für Sie das geliebte Land Ungarn nach Berlin und beschwören die Nostalgie der Urlaube von einst.Wir laden alle interessierten Leser des Bezirks-Journal Lichtenberg ein zur EuroMed-Veranstaltung „Abhängen in Bad Héviz“. Die Teilnahme für die Le- ser ist kostenfrei.
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Bezirks-Journal | September/ Oktober 2014Bezirk verärgert Rentner
Deutscher Senioren-Computer-Club hat seine Heimat in Lichtenberg. Die Vereinsmitglieder sind aber in großer Sorge. Die Betriebskosten für ihre Räume an der Einbecker Straße sollen sich verdreifachen.
S
o sieht also das Büro des Schul- leiters aus: ein bisschen unaufge- räumt, dafür voll gestopft bis an die Decke. In den Holzregalen stehen dicke Aktenordner und Hefter, daneben sind glänzende Pokale drapiert und die andere Zimmerseite besteht eigentlich nur aus Terrarien. Im Größten lebt Gui- do – der Leguan, der fälschlicherweise einen Jungsnamen trägt. Er saß vor ein paar Jahren in einer Kiste, die der Eigen- tümer einfach an der Schultür abstellte.„Wir nahmen ihn auf und merkten erst später fest, dass er eine sie ist“, erinnert sich Barthl.
Tobias Barthl leitet seit 23 Jahren die Einrichtung die mittlerweile aus vier Standorten besteht. Angefangen hat alles 1991. Damals hob er mit der Grundschule im Grünen ein Projekt aus der Taufe, das seit dem immer wieder Schlagzeilen macht – und zwar positi- ve. „Ich wollte Veränderungen in der Bildungsarbeit und habe mich deshalb als Schulleiter beworben“, erzählt der Pä dagoge. Gemeinsam mit seinen Kol- legen schuf er einen Lernort mit einer in dieser Form einzigartigen Orientierung auf Umweltbildung.
Vieles von seiner Vision, die ihn da- mals wie heute motiviert, ist inzwischen Wirklichkeit. So wird beispielsweise in allen Klassen und Lerngruppen das Fach Umweltlehre unterrichtet – und das bundesweit einmalig. „Für jeweils
sechs Wochen pro Halbjahr sind diese Stunden klassen- und jahrgangsüber- greifend im Kurssystem verankert“, sagt Barthl.
Von Anfang an gibt es zur praktischen Ausbildung die Knirpsenfarm auf dem Gelände an der Malchower Chaussee 2.
Auf diesem Bauernhof leben rund 160 große und kleine Tiere. Betrieben wird er vom Verein Grashüpfer, der als aner- kannter gemeinnütziger freier Träger der Jugendhilfe arbeitet und eng mit dem Campus kooperiert.
„Ich freue mich jedes Mal auf den Bauernhoftag“, sagt der elfjährige Fa- bian. Denn dann kümmert sich seine
ganze Klasse um die Tiere. Ställe wer- den ausgemistet und gesäubert, frisches Fressen hingestellt und natürlich mit den Tieren gespielt oder gekuschelt. Auch für die Vögel und Nager im Tierkeller sind die Sechsklässler an so einem Pro- jekttag verantwortlich. „Das macht gro- ßen Spaß“, sind sich Hannah und Gina einig.
Kurse und Projekte sowohl für Schüler und Eltern gibt es am Campus jede Men- ge. Sie reichen von Töpfern, Akrobatik und Kochen bis zu Konzentrationstrai- ning, Eltern-Lern-Beratungen und Ex- perimentieren im Wissenslabor. Vor vier Jahren wandelte sich die Grundschule
im Grünen zu einer Gemeinschafts- schule im Grünen, die nun auch das Abitur anbietet. Rund 1.200 Mädchen und Jungen besuchen jetzt die Einrich- tung an den insgesamt vier Standorten.
Sie kommen zu 70 Prozent aus Lichten- berg, die anderen wohnen in Marzahn- Hellersdorf, Treptow-Köpenick, Mitte, Pankow und Charlottenburg. Allesamt aus Öko-Elternhäusern? „Nein“, sagt Tobias Barthl. „Wir erhalten wöchent- lich Anfragen von Eltern.“
Dass es diesen großen Zuspruch gibt, freut den 50-Jährigen und spornt ihn an.
Aus seiner Sicht gibt es dafür mehrere Gründe. Dazu gehören die Kombinati- on aus Umwelt, Schule und Tierhaltung, die gezielte Begabtenförderung sowie spezielle Programme für Eltern und das Einbeziehen von Kindern mit Besonder- heiten. Das können autistische Mädchen und Jungen sein, welche mit Sprachpro- blemen oder Überaktive. Zu den Beson- derheiten des Campus zählt die Öffnung der Einrichtung nach außen. Besucher sind jederzeit willkommen, auch sonn- und feiertags können die Knirpsenfarm besucht oder der Spielplatz genutzt wer- den.
Am 20. September lädt die Schule zum 1. Malchower Schülerduathlon ein.
Mitmachen können Mädchen und Jun- gen der Jahrgänge 2006 bis 1997 auch aus anderen Schulen. Die Anmeldung ist noch bis kurz vor Beginn möglich.
Ein Leguan im Lehrerzimmer
Am Grünen Campus Malchow wird andere Art der Wissensvermittlung praktiziert. Dabei helfen Tiere.
Weitere Informationen unter www.grüner-campus-malchow.de
Aus dem Stall genommen zum Kuscheln: Hannah (l.) hat eine Ratte auf dem Arm – Gina (r.) schaut zu. STEFFI BEY
von Steffi Bey
B
ei Helmut Gau war es so wie bei vielen Vereinsmitgliedern. Als er Rentner wurde, wollte er mehr mit seinem Computer anfangen, als nur darauf zu schreiben. Also suchte er Hilfe und entdeckte schließlich den Deutschen Senioren-Computer Club. Sieben Jahre ist das jetzt her. „Das war bislang eine sehr intensive Zeit, in der ich viel gelernt habe“, sagt er. Mittlerweile gehört der 78-Jährige zum Vorstand und ist Schatz- meister des Clubs. Seit ein paar Wochen erfüllt er außerdem die Funktion des Vorsitzenden. Denn dem eigentlichen Chef geht es nicht so gut. „Weil ihn der ganze Ärger um die Zukunft unseres Vereins gesundheitlich sehr mitnimmt.“Für Unruhe sorgt die Ankündigung vom Vermieter, dem Verband der Lich- tenberger Seniorenheime, die Betriebs- kosten für die Räume in der Einbecker Straße von derzeit 8.400 Euro pro Jahr auf 24.000 Euro jährlich zu erhöhen.
Ab 1. Januar 2016 soll das gelten. „Das widerspricht dem sozialen Charakter un- seres Projektes und kann von uns nicht geleistet werden“, betont Helmut Gau.
Das hat er dem Vermieter schriftlich mitgeteilt. Auch Sozialstadträtin Kers- tin Beurich (SPD) erhielt einen Brief.
„Wir baten um Hilfe und zeigten uns ebenso kompromissbereit“, schildert der Schatzmeister die Situation. Auch beim Bezirksbürgermeister Andreas Geisel (SPD) holte er sich einen Termin.
Doch über die Ergebnisse der bisheri- gen Gespräche können sich Gau und die aktiven Senioren nur ärgern. „Etwas Positives ist für uns jedenfalls nicht dabei herausgekommen.“
Auf Nachfrage des Bezirks-Journals Lichtenberg erklärt Michael Siegert, Kaufmännischer Geschäftsführer des Verbundes Lichtenberger Seniorenhei- me: „Wir sind ein Wirtschaftsbetrieb und müssen wenigstens die Betriebskos- ten für die vom Club genutzten Räume, rein bekommen.“ Und das seien 2,20 Euro pro Quadratmeter. Außerdem be- tont er, zahlen die Senioren keine Miete,
wie der Verein gerne öffentlich darstellt, sondern lediglich die Betriebskosten.
„Wir verzichten seit Jahren großzügig auf die Miete und haben bislang die Be- triebskosten sogar subventioniert“, stellt der Geschäftsführer noch einmal klar.
Sozialstadträtin Kerstin Beurich sieht das genauso. „Es ist uns nicht möglich, diese Betriebskosten zu bezuschussen, das könnten wir doch keinem anderen Lichtenberger Verein erklären“, sagt sie.
Weil man aber weiß, wie wertvoll die Angebote des Vereins sind, kommen die Rentner eben mietfrei unter. Zu überle- gen sei, ob der Club sich vielleicht von einigen Räumen trennt.
Die Räume an der Einbecker Straße 85 werden nach Aussage des Schatz- meisters aber alle gebraucht. Das sind rund 900 Quadratmeter - unter anderem Seminar- und Kursräume, welche für Büroarbeiten, einer für Videogruppen sowie ein größerer für Veranstaltungen.
„Räumlich einschränken geht nicht, da- runter würde die Qualität unserer Ange- bote leiden.“
Um irgendwie mehr Geld in die Kasse zu bekommen, wird über eine Beitrags- erhöhung für die aktuell 620 Mitglieder nachgedacht. Steffi Bey Die Zahl der Mitglieder im Senioren-Computer-Club ist in den vergangenen Jah-
ren gestiegen – das Gleiche passiert jetzt mit den Betriebskosten. STEFFI BEY
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September/ Oktober 2014 | Bezirks-Journal
V
on weitem sind sie schon gut zu erkennen, die großen, roten Äp- fel. Der ganze Baum hängt davon voll. Und je länger man über die Anlage blickt, umso mehr Früchte entdeckt man.Einige sind goldgelb, andere sattgrün – und viele eben tiefrot. Beate Kitzmann bleibt heute vor dem Zaun stehen, denn so spontan will sie mit ihrem Besuch dann doch nicht auf die Wiese mit den Apfel-, Pflaumen- und Birnbäumen. Die Zurückhaltung hat einen guten Grund:
Zwischen den jahrzehntealten Gewäch- sen grasen schottische Hochlandrinder, die man sich lieber respektvoll aus der Ferne anschaut. „Die Rinder bereiten unsere Ernte vor“, sagt Kitzmann, die Geschäftsführerin der Naturschutzstati- on Malchow.
Allein die Streuobstwiese am Tierheim Berlin im Lichtenberger Ortsteil Falken- berg ist riesig: Sieben Hektar umfasst die Fläche mit Bäumen, die bereits um die Jahrhundertwende gepflanzt wurden.
Zumindest trifft dies auf die Birnen zu, die locker 120 Jahre hinter sich haben.
Sie wurden einst links und rechts einer kleinen Allee gepflanzt. Die war mal Teil des Gutes Falkenberg, das in der Dorf- straße von Falkenberg begann und sich bis weit hinter das heutige Tierheimge- lände zog. Die Län-
dereien wurden in erster Linie für den Obstanbau genutzt.
Wer aufmerksam durch die Gegend läuft entdeckt noch das Kopfsteinpflas- ter alter Wege. Bis auf die Pfade und die alten Bäume er- innert aber an das Gut kaum noch et-
was. An die 30 verschiedene Apfelsorten wachsen dort an alten, knorrigen Bäu- men. Sorten, die man so noch nie gehört hat. „Jede Baumreihe beheimatet eine Sorte“, erklärt die Diplom-Biologin. Der
„Danziger Kantapfel“ ist darunter, die Ananasrenette, der Prinzenapfel oder der Boskop. „Den kann man gut la- gern“, erklärt Kitzmann. Im Gegensatz zu den Äpfeln aus dem Supermarkt, die mit speziellen Gasen behandelt werden, nutzt der Boskop seine eigenen Kräfte, um über die Wintermonate zu kommen.
Die Streuobstwiesen rund ums Tier- heim Berlin gehören bis heute zum Land Berlin, genauer zum Bezirk Lichtenberg.
Nach der Wende wurden sie von der Na- turschutzstation gepachtet. Ein Teil ist
auch die Heimat der bereits erwähnten schottischen Hochlandrinder. Die haben derzeit viel Freude, das hochstehende Gras zu fressen. In wenigen Tagen wer- den dann die Erntehelfer ausrücken.
Immerhin kommen dabei bis zu acht Tonnen Obst zusammen. Viele Früchte werden für einen von der Naturschutz- station produzierten Apfelsaft verwen- det. Der wird dann – wie die Äpfel auch – im Hofladen der Naturschutzstation in der Dorfstraße 35 in Malchow verkauft.
Doch woher hat das Areal den Namen Streuobstwiese? „Weil sie aus verschie- denen, hochstämmigen Obstbäumen besteht“, erklärt Beate Kitzmann. Der Stamm ist mindestens 1,60 Meter hoch, ideal sind 1,80 Meter. Im Gegensatz zum konventionellen Obstbau sind die Bäume auf der Streuobstwiese langle- big. Zwischen alten Bäumen stehen jun- ge. Dieses traditionsreiche Prinzip des Obstanbaus galt bereits um die Jahrhun- dertwende als fortschrittlich: Jede Sorte hat andere Bedürfnisse und ist gegen Witterung sowie Krankheitsbefall un- terschiedlich gewappnet. Und so finden sich auf Streuobstwiesen mal Bäume mit wenigen Früchten, die neben Bäu- men stehen, die voll hängen. Dadurch konnte bereits unter unseren Vorfahren garantiert werden, dass es eine Ernte geben wird. Nur welche Sorten in einem Jahr beson- ders viel Ertrag brachten, bleibt bis zur Herausbildung der Früchte eine Art Überraschung.
Mal sind im Korb süße Früchte, mal saure. Einige kann man so essen, andere sollte man wegen ihrer Säure eher für einen Kuchen ver- wenden.
Ganz nebenbei ist die Streuobstwiese auch ein wichtiger Lebensraum für Tie- re wie den Spechtvogel Wendehals, Fle- dermäuse oder Käuze. Beate Kitzmann drückt es mit heute geläufigen Begriffen aus: „Wenn man so will, ist die Streu- obstwiese ein Hotspot der Biodiversität.“
Die Ernte der Äpfel, Birnen und Pflau- men richtet sich nach den Sorten – bis Ende Oktober kann sich das hinziehen.
Einen Apfeltag veranstaltet die Natur- schutzstation am 4. Oktober in der Zeit von 13 bis 17 Uhr. Auf dem Hof an der Dorfstraße 35 in Malchow können Äpfel und Apfelsaft gekauft werden. (gäd.)
In Falkenberg pflegen Naturschützer ein Erbe und kümmern sich um alte Streuobstwiesen. Dort wachsen Äpfel und Birnen an jahrzehntealten Bäumen.
Jede Reihe eine Sorte
Beate Kitzmann. MARCEL GÄDING
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21.09. um 15:00 Uhr im Saal
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27.09. um 16:00 Uhr im Saal
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Oktober 2014
05.10. um 15:00 Uhr im Saal
Tanz-Café mit Herrn Gohlke im Saal
09.10. um 17:00 Uhr im Saal
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Bezirks-Geschichte
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Bezirks-Journal | September/ Oktober 2014E
ndlich wird für jedermann sicht- bar, hier tut sich etwas“, sagt Ul- rich Kasper. Der Schatzmeister des Fördervereins Schloss Hohenschön- hausen freut sich über den Baufortschritt am denkmalgeschützten Gebäude an der Hauptstraße 44. Seit wenigen Wo- chen gehören zugemauerte Fenster der Vergangenheit an. Ungehindert scheint nun wieder Tageslicht durch alle 41 Glasscheiben. Viel zu lange schon waren diese Bereiche im Erdgeschoss verdeckt.Aber nicht nur äußerlich geht es am Gutshaus aus dem 17. Jahrhundert vor- an. Auch im Innern hat im Frühjahr die zweite große Sanierungsphase begon- nen. Vor allem Wände wurden entfernt und damit die kleinteilige Raumstruk- tur aufgegeben. „Auf einmal wirkt alles ganz anders – hell, groß und einfach wunderbar“, macht Kasper deutlich.
Wandmalereien im Vestibül, die aus dem 19. Jahrhundert stammen, kommen so viel besser zur Geltung. Unter teilwei- se zehn Ölschichten wurden die „Dame mit Hund“ und „ein Offizier“ entdeckt.
Auch reich verzierte Holz-Stuck-Bordü- ren sind freigelegt. „Dass der Wand- und Deckenschmuck in dieser Dimension erhalten blieb, ahnte niemand“, betont der Schatzmeister. Und noch eine Über- raschung gab es im Erdgeschoss. Unter den Bodenbelägen kam ein Tafelparkett- fußboden zum Vorschein: mit einer sehr gut erhaltenen Rosettenstruktur. „Wir gehen davon aus, dass er restauriert wer- den kann“, sagt er.
Nach dem Wunsch des Fördervereins sollen auch die Malereien und Schmuck- verzierungen aufgearbeitet werden. Mo- mentan fehlt dafür aber noch das Geld.
„Wir sind derweil mit verschiedenen Ins- titutionen im Gespräch“, sagt Kasper. Er
geht davon aus, dass dann das schrittwei- se passiert.
Denn an erster Stelle stehe die Nutz- barmachung des Hauses als Bürger- schloss. In den zurückliegenden Jahren wurde dafür schon allerhand getan. Es gab etliche Arbeitseinsätze an denen sich Anwohner beteiligten. Außerdem erhiel- ten 2003/2004 das Flachdach und zwei Jahre später das Steildach ein neues Aus- sehen. Leitungen für Strom, Wasser, Ab- wasser und Telefon wurden installiert.
Und es fanden viele Veranstaltungen in den fertig gestellten Räumen statt.
Rund 965.000 Euro standen für den ersten Abschnitt der Sanierung zur Ver- fügung. Der größte Teil des Geldes kam von der Stiftung Deutsche Klassenlotte- rie.
Umso größer war die Freude, als eben diese Stiftung jetzt noch einmal 1,7 Mil- lionen Euro freigab. Die Summe dient der zweiten großen Bauphase, bei der die Räume im Erdgeschoss wieder ihre ursprünglichen Ausmaße erhalten und ein großer Saal entsteht. Zudem wird
an der Nordseite des Hauses ein Aufzug installiert und die Westseite erhält ihren Originaleingang zurück. Die alte Holz- tür hatte bereits vor Jahren ein ortsansäs- siger Handwerker aufgearbeitet. Auch die Fassade, die derzeit durch die Aus- besserung der Risse fleckig und streifig aussieht, soll wieder einen einheitlichen Farbton erhalten. Welcher das sein wird, steht aber noch nicht endgültig fest.
Das große Ziel des Fördervereins ist es, in der zweiten Hälfte 2015 die Sanie- rungsarbeiten abzuschließen. Im großen Saal sind dann unter anderem Ausstel- lungen und Kulturveranstaltungen ge- plant mit bis zu 70 Besuchern. Die Räu- me im Obergeschoss können schon seit einiger Zeit auch gemietet werden. „Für private Feiern oder beispielsweise Klas- sentreffen“, sagt Ulrich Kasper.
Fest steht, in diese Etage soll künftig das Daimon-Museum ziehen. Mit dieser deutschlandweit einmaligen Ausstellung wird dann vor allem an Paul Schmidt, den letzten privaten Eigentümer des Gutshauses erinnert. Der Unternehmer erfand die Trockenbatterie und die Ta- schenlampe. Schritt für Schritt will der Verein – er zählt 52 Mitglieder – auch den Garten neu gestalten. Außerdem geht das Forschen in Sachen Gutshaus weiter. Bislang könne zwar lückenlos nachgewiesen werden wer dort lebte, aber viele Details – beispielsweise wer die Dame mit Hund eigentlich war - sei- en noch unklar, betont Kasper, der stu- dierter Historiker ist.
Zum Tag des offenen Denkmals, war das Interesse am Haus wieder groß.
Viele Hohenschönhausener aber auch Besucher aus anderen Bezirken und Brandenburg nahmen an den speziellen Baustellen-Führungen teil.
Hauptstraße 44 in Alt-Hohenschönhausen: Das Schloss wurde in der Vergangenheit mehrmals umgebaut. Der Förderver- ein initiierte die Sanierung. Seit einigen Wochen sind nun wieder alle Fenster eingebaut. STEFFI BEY (2)
Dame mit Hund unter zehn Ölschichten
Einst Wohnhaus, später auch Kita und Krankenhaus, seit mehr als zehn Jahren immer wieder Baustelle und Kulturort: Das Gutshaus Hohenschönhausen ist auf der
Zielgeraden zum Bürgerschloss.
von Steffi Bey
Auch dieses Wandbild-Detail „Offizier“
wurde unter zehn Ölschichten ent- deckt.
Weitere Informationen unter www.schlosshsh.de
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Das nächste Bezirks-Journal erscheint am 16.
Oktober 2014
25 JAHRE MAUERFALL
Bezirks-Journal spezial Nr. 5/2014
Unser Sonderthema | Jeden Monat ein neuer Schwerpunkt | Anzeigenbuchungen: Tel. (030) 55 49 96 55 | E-Mail: anzeigen@bezirks-journal.de
THEMEN: Spuren der Erinnerung – zu Besuch im Stasi-Knast - S. 10 | Jugend ohne Regeln – die Unangepassten S. 11 | Junge Berliner über Ost und West S. 12
Wenn Freiheit spürbar wird
Die DDR ist Geschichte. Sie hat sich jedoch als feste Marke im Berliner Stadtbild etabliert. Kritiker sehen den Rummel mitunter skeptisch.
E
inmal leben wie der DDR-Bürger.In Berlin ist das möglich. Und wer es besonders mag, darf sich betten wie damals – im Ostel, einem Friedrichshainer Hostel. Da hängt noch Erich Honecker an der Wand, einge- rahmt zwischen Plattenbau und DDR- Interieur. Auf Wunsch geht es auf Trabi- Safari. Mit der Pappe fährt der Gast quer durch Berlins Osten. Zwischenstopp ist der Checkpoint-Charlie oder der Pots- damer Platz. Hier warten mitunter ver- kleidete Grenzsoldaten, die für ein paar Euro Einreisevisa abstempeln und sich mit Gästen ablichten lassen. Einen Rie- senspaß kann der Tourist und Einheimi- sche hier erleben. Stellt sich nur die Fra- ge; wie viel Witz ist erlaubt?
„Prinzipiell ist alles erlaubt. Kritisch wird es, wenn Anbieter entscheidende Teile der Geschichte ausblenden“, sagt Robert Rückel. Für den Direktor des DDR-Museums an der Karl-Liebknecht Straße führe dies zu einem verklärten Bild der damaligen Republik. „Sicher- lich gab es gute Seiten, aber man darf nicht vergessen, dass die DDR eine Dik- tatur war.“
In den vergangenen Jahren wurde viel- fach Kritik am Berliner Angebot geübt, nicht zuletzt von Zeitzeugen, die in den zeitweise „profanen Aktionen“ eine Be- leidigung sahen. Nach Protesten ruderte selbst der Ostel-Betreiber Daniel Helbig zurück. Seine Zimmer im Hostel werden noch vermietet. Die seinerseits gelobte
Stasi-Suite steht den Gästen allerdings nicht mehr zur Verfügung. Auch für den ehemaligen Betreiber Wilfried Gau mit seiner Stasi-Kneipe „zur Firma“ in der Normannenstraße ist nach vielen Protes- ten Schluss. Mit seiner Erlebnisgastrono- mie lockte er seit 2008 Gäste zwischen Abhörgeraten und bunt hängenden FDJ- Hemden mit einem Bier zum Verhör.
Beide Betreiber versicherten, für sie sei es nur Spaß. Robert Rückel kann da nur mit dem Kopf schütteln: „Dieser Spaß verhöhnt die Opfer der Stasi.“
Mit dem Tag des Mauerfalls hat sich in Berlin ein neuer Markt erschlossen.
Viele Anbieter entwickelten Konzep- te, um die DDR gewinnbringend zu vermarkten. Die Ebene zwischen Ge- schichtsinteressierten und Bildungskäu- fern scheint heute verschwommen. „Die DDR hat sich zu einem ökonomischen Markenbild entwickelt, das Gäste aus aller Welt anlockt“, sagt Stephan Ploog.
Für den Regisseur ist es nur eine Frage der Zeit gewesen, dass viele Akteure von der Geschichte Berlins profitieren. „Alle Orte, die Geschichte in sich tragen, ha- ben Menschen, die ihre Weise von Ge- schichte erzählen“, erklärt der Berliner.
Stephan Ploog hat seine ganz eigene Sicht auf die DDR. Der 61-Jährige ist im Ostteil der Stadt groß geworden. Er selbst hat ein ambivalentes Verhältnis zum Sozialismus. „Vieles war gut, vieles war schlecht“, sagt er. Sein persönliches Bild von Damals stellt der Regisseur im Kabarett-Stück „Die Bonbonfabrik“ dar.
Anlässlich des Jubiläumsjahres lässt er die Inszinierung am 17. Oktober im The-
ater „Verlängertes Wohnzimmer“ wie- der aufleben. Mit Liedern, Gedichten und Originaltönen aus der DDR übt er auf witzige Weise Kritik am damaligen System. „Meistens gefällt dem Publikum die Darbietung“, sagt Ploog. „Klar gibt es auch Kritiker, die meinen, ich veralbe- re mit der ironischen Herangehensweise die Geschichte.“ Für Ploog ist die Ironie eine Form der Geschichtsaufarbeitung.
Robert Rückel kann dem nur zustim- men: „Ironie hilft, sich mit der Vergan- genheit auseinander zu setzen. Alles bierernst zu nehmen, schreckt am Ende nur ab.“
Zum Jubiläumsjahr fühlen sich die Be- zirke verpflichtet mit unterschiedlichen Programmen die DDR-Zeit aufzuarbei- ten. „Damit entsteht ein umfangreiches Bild über die Geschichte“, sagt Ploog.
„Und am Ende gehören doch viele Men- schen dazu, um die Welt komplett zu machen.“
Für den Jahrestag stellt Mitarbeiter Falko Hoffmann dieses Bild der Redaktion zur Verfügung. Der Brandenburger ließ sich mit Plakat zur Friedensdemo ablich- ten. Das war 1989, kurz bevor die Grenzen den Weg zur Freiheit ebneten. PRIVAT
Am Morgen des 9. Novembers 1989 wird wohl kaum ein Mensch damit ge- rechnet haben, dass dieser Tag das Le- ben von Millionen von Menschen verän- dern wird. Es ist der Tag des Mauerfalls.
Die Grenze, die Deutschland zweiteilte, durfte erstmals nach 40 Jahren von al- len Bürgern gleichermaßen überquert werden. Für viele DDR-Bewohner war es das erste Mal, dass sie einen Fuß in die westliche Welt setzten. Am 09. No- vember 2014 ist der 25. Jahrestag zum Fall der Berliner Mauer. Anlässlich des historischen Ereignisses finden in ganz Berlin Veranstaltungen und Ausstellun- gen rund um die Themen der Mauer- ereignisse statt. Auch der Bezirk hat es sich zur Aufgabe gemacht, sich mit der Geschichte der Zweiteilung auseinan- derzusetzen. Das Bezirks-Journal hat vorab Menschen und Orte aufgesucht und lädt Sie, liebe Leser, ein, sich auf eine Zeitreise in die DDR zu begeben.
Vor 25 Jahren fiel die Mauer. Wir blicken zurück. Und nach vorn.
Mal ernst, mal albern
von Anne Langert
Aufruf an unsere LeserInnen:
Wie finden Sie das Berliner Ange- bot rund um die DDR? Schreiben Sie uns Ihre Meinung. Zuschriften gehen an das Bezirksjournal, Jo- sef-Orlopp-Straße 54, 10365 Ber- lin, oder an: info@bezirks-journal.
de (Fax: 030 55 49 43 69)
VERANSTALTUNGEN
„Neue Heimat“ und „Wir bleiben hier“ nennen sich die jeweils 30 Minuten langen Filme, die am 6.
November um 21 Uhr im Filmrisz präsentiert werden. Im Mittelpunkt stehen Menschen vietnamesischer Herkunft, die als Vertragsarbeiter in die DDR kamen und nach der „Wen- de“ geblieben sind. Fragen; welche Probleme und Hoffnungen sich für die einst begehrten Arbeitskräfte mit der Wende ergaben, können anhand der Video-Beobachtungen erörtert werden? Unter anderem wurde das Filmmaterial von Lichtenberger Schü- lern erarbeitet, dass in der Rigaer Straße 103 nun einer breiten Öffent- lichkeit zugänglich gemacht wird.
Infos unter: www.filmrisz.org (al.)
Kurzfilme zu Gastarbeitern
Am 9. November 2014 soll die Stadt erhellen: Mit einer 15 Kilometer langen Lichtinstallation entlang des ehemaligen Mauerverlaufs. Zwischen Bornholmer Straße und Oberbaum- brücke führt das Kunstprojekt be- stehend aus tausenden von Ballons mitten durch Berlin. Ob Mauerpark, Bernauer Straße oder das Branden- burger Tor – Die leuchtend weißen Ballons laden zur Entdeckertour. Eine begleitende Open-Air Ausstellung wirft dabei einen Blick zurück auf die Teilungsgeschichte. Zum Höhepunkt werden die Ballons am Abend in den Himmel steigen. Ein Bürgerfest am Brandenburger Tor rundet das Programm ab. (al.)
Berlin leuchtet zum Jahrestag
Neun Schülern in Ost-Berlin gelingt im Jahr 1965 die Flucht in den Westen. Ihr Hilfsmittel: Der Paris- Moskau-Express. Vom 4. bis 7. sowie 9. November, um 18 Uhr, wird die einmalige Geschichte im Theater an der Parkaue dargestellt. „Berlin-Fried- richstraße 20.35 Uhr“ nennt sich die Inszenierung von Marcus Lobbes.
Ihm gelingt damit ein Stück außerge- wöhnliche Zeitgeschichte zwischen historischen Fakten und Träumen junger Menschen. Die Karten kosten 13,- Euro, ermäßigt 9,- Euro. Am Tag der Premiere beginnt der Eintritt ab 10,- Euro. Ort: Parkaue 29, 10367 Berlin. (al.)
Jugendtheater
blickt zurück
25 Jahre Mauerfall
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Bezirks-Journal | September/ Oktober 2014D
as Schlimmste war der Arrest in Rummelsburg. Hier wurde ich im Keller wie ein Tier im Käfig gehalten“, erinnert sich Hartmut Rich- ter. Er schließt die Augen, atmet durch.„Eine dunkle, feuchte Zelle, nicht größer als vier Quadratmeter, eine Holzpritsche und ein Eimer für Fäkalien – mehr gab es da nicht“, fährt er fort. Richter spricht über seine Gefängnisaufenthalte in Pots- dam, Hohenschönhausen oder auch über die Zeit in Bautzen: „Besonders übel wurde mir nachts. Dann, wenn ich die Ratten in den Abflussrohren hörte.
Was ist, wenn die Tiere zu mir kommen?
Das habe ich mich nächtelang gefragt.“
Zeitzeugen erzählen. 30 Menschen lauschen dem 66-Jährigen. Er ist einer von vielen ehemaligen DDR-Häftlingen, der Besucher an der Genslerstraße 66 durch die Haftanstalt führt. Unzählige Male hat der Brandenburger seine Ge- schichte dort erzählt. „Im Stasiknast“, wie der Volksmund diesen Ort nennt. Es ist kühl in den Räumen. Grau sind die Wände. Diffus ist das Licht. Das 17.313 Quadratmeter große Areal wirkt wie ein Irrgarten. Etwa 200.000 politisch Ver- folgte wurden hier vom damaligen Mi- nisterium für Staatssicherheit bis 1989 verwahrt. Für Richter eine mittlerweile gewohnte Umgebung.
Wunsch nach Freiheit. Zweimal wur- de der gelernte Eisenbahner verhaftet.
Einmal zu drei Monaten wegen geplan- ten Fluchtversuches, einmal zu 15 Jah- ren wegen Menschenhandels. Während ihm nach dem ersten Haftaufenthalt die Flucht von Ost nach West gelang, hat er vor der zweiten Verurteilung 33 Men- schen selbst zur Flucht verholfen. „Aus- gerechnet bei meiner Schwester und ihrem Freund wurden wir erwischt“, erinnert er sich. Was dann kam, hat sich Richter in seinen kühnsten Träumen nicht ausmalen können: Knast, Schläge, subtile Verhörmethoden, Isolation und vor allem schlechte Lebensbedingungen.
Über fünf Jahre hat Richter so gelebt, bis ihn die Bundesrepublik freigekaufte.
Gerechtigkeit leben. Ob er seine Handlungen manchmal nicht bereut hat?
Richter schüttelt mit dem Kopf. „Schon als Jugendlicher fand ich das System der DDR widersprüchlich. Ich konnte da nicht einfach zusehen“, sagt er. „Ich be- reue nur, dass ich die Stasi unterschätzt
habe“, ergänzt der Wahlberliner. Mit sei- ner Familie sei er trotzdem in Konflikt geraten. Seine Eltern sorgten sich um ihn. „Du musst mit den Wölfen gehen.
Dich unterordnen“, hätten sie damals zu ihm gesagt.
Die Geschichte aufarbeiten. Heute, 25 Jahre nach Mauerfall, hat ihn seine Geschichte voll und ganz im Griff. Sie bestimmt seinen Alltag: Artikel über die DDR verfassen, Führungen durch ge- schichtsträchtige Orte Berlins organisie- ren, Treffen mit den Bezirksämtern, um neue Projekte ins Leben zu rufen – für den Rentner ist seine Geschichte noch lange nicht zu Ende. „Ich hätte nicht ge- dacht, dass ich einmal hier stehen wer- de“, sagt er. „Als die Mauer fiel, wollte ich Reisen und die Freiheit genießen.
Endlich nicht mehr kämpfen. Doch als ich ehemalige Funktionäre in der Öffent- lichkeit sah, die den Kommunismus im Westen schön zu reden versuchten, da wusste ich: Wir, die Betroffenen, müssen unseren Teil vom Erlebten erzählen.“
Für die Wahrheit. Über 350.000 Besucher kommen jährlich in die Ge- denkstätte. Geführt wird das um 1945 errichtete Areal von ehemaligen Häft- lingen. 1992 wurde sie unter Denk- malschutz gestellt. Hartmut Richter ist 1999 als Aufklärer dazu gestoßen. Noch heute bestätigt sich die Notwendigkeit dieses Ortes zur Aufrechterhaltung der Geschichtsdarlegung. „Immer wieder kommen ehemalige Funktionäre hier her und nehmen an Führungen teil“, sagt Richter. Einige seien einsichtig, dass das, was passiert ist, nicht gut war.
Andere geben sich gar nicht erst zu er- kennen. Und dann gibt es jene, die mit anderen Gästen wiederum diskutieren über Recht und Unrecht. „Ein ehemali- ger Funktionär, der mit seiner Tochter an einer meiner Führungen teil nahm, hat empört den Ort verlassen“, erinnert er sich. „Er wollte nicht wahr haben, dass das was hier und andernorts geschehen ist, die Seelen vieler Menschen gebro- chen hat.“ Wie Richter sich bei solch einer Täter-Opfer Begegnung fühlt? „Es ist komisch und ja, manchmal macht es mich wütend“, gesteht er. „Aber solange wir die Möglichkeit haben, sachlich un- seren Teil des Erlebten beizutragen, bin ich bester Hoffnung, mehr Menschen für die Folgen der DDR zu sensibilisieren, als meinen Gefühlen einfach nur freien Lauf zu lassen.“
Hartmut Richter vor Garagen auf dem Gelände der heutigen Gedenkstätte Ho- henschönhausen. Die Erinnerung lässt ihn nicht los.
Spuren der Erinnerung
Portrait: Selbst 25 Jahre nach Mauerfall lässt Hartmut Richter die Vergangenheit nicht los. Er saß einst wegen Fluchtversuchs und später wegen Menschenhandels im Gefängnis. Das Erlebte erzählt er bei Führungen, unter
anderem durch das einstige MfS-Untersuchungsgefängnis in Alt-Hohenschönhausen.
von Anne Langert
Kein Entkommen: Unüberwindbar waren für die MfS-Gefangenen die Innenhöfe.
Sie dienten dem Freigang. ANNE LANGERT (6)
25 Jahre Mauerfall 11
September/ Oktober 2014 | Bezirks-Journal
S
ie waren Harlekine, mit Beatmusik und Pilzköpfen. Sie waren lang- haarige Blueser, bunte Hippies und laute Punks – Lichtenbergs Jugendkultur war vielfältig. Das zeigt eine Sonderaus- stellung im Museum Lichtenberg. Vom 10. Oktober bis 30. April werden Expo- nate über junge Menschen, Jugendbe- wegungen und Randgruppen der DDR sichtbar. „Eigentlich eine normale Aus- einandersetzung über typische Subkul- turen“, sagt Museumsleiter Dr. Thomas Thiele. „Gäbe es da nicht die strenge Be- obachtung der Staatssicherheit, unter der die Jugend in der DDR stand.“„Widerspenstig und widerständig“
nennt sich die Ausstellung in der Tür- schmidtstraße 24. Mit Fotografien, Skulpturen, Audio- und Bewegtaufnah- men sowie Alltagsgegenständen der DDR wird deutlich, dass die SED eine Bedrohung in den Jugendbewegungen zu ihrer Politik sah. „Dabei wollten sich die jungen Menschen einfach nur abgrenzen, indem sie sich an den Kon- ventionen ihrer Eltern rieben“, erklärt Thiele. Er zeigt auf Fotos. Zu sehen sind Jugendliche aus vier Jahrzehnten DDR.
Sie feiern im Kaskelkiez, gammeln am Bahnhof Lichtenberg, finden Zuflucht
in Kirchengemeinden. Zusammengetra- gen wurde das Material der Ausstellung von den Historikern Dr. Dirk Moldt und Steffen Strietzel. Mit Zeitzeugen haben sie gesprochen, Monatelang in den Stadt- archiven recherchiert. Als Ost-Kinder wissen sie aus eigener Erfahrung: „Du konntest damals ein tolles Leben führen, wenn Du gesellschaftskonform warst.“
Strietzel räumt ein: „Aber wenn Du an- dere Interessen als der Staat hattest, gab es zwei Möglichkeiten.“Entweder gegen das System auflehnen, mit allen Konse- quenzen, oder Schlupflöcher finden, um eine im Rahmen angenehme Jugend zu
verbringen. Acht Themengebiete wur- den vom Ausstellungsteam erarbeitet.
Ein Schwerpunkt liegt auf den Prot- agonisten Burghard Moldenhauer und seinen Jugendclub „Napf“ in der Pfarr- straße. Die Gegend sei in den 1970-ern heruntergekommen. Für Moldenhauer war es die Chance mit seinen Freunden ein leeres Geschäft zu besetzen. „Wir wollten einen Ort der Begegnung schaf- fen“, erinnert sich der 63-Jährige. Mit ihrem Ersparten tapezierten sie hinter zugezogenen Jalousien die Räume. Mol- denhauer gehörte zu den Menschen, die immer einen Weg fanden, im Dschungel
der Regeln die eigenen Ideale zu verfol- gen. Als angehender Jurist kannte er das System. „Als wir aufflogen, erklärten wir, dass wir nur die alte Bausubstanz vor dem Verfall retten wollen, mit der sinnvollen Idee eines Jugendclubs.“ Die staatlichen Behörden ließen die Gruppe gewähren. Der Club der Werktätigen war geboren. Schnell sprach sich rum, dass Moldenhauer und seine Initiatoren hier Mal- und Fotozirkel anboten, zu Konzerten und Theaterabenden luden.
Die Jugend Ostberlins kam in Scha- ren. „Natürlich mussten wir Berichte führen und natürlich wurden wir beob- achtet. Das hat schon genervt“, sagt der Wahlberliner. „Aber was solltest Du tun, wenn Du dich als junger Mensch fried- lich entfalten wolltest? Du bist gewis- sen Regeln gefolgt, um hinten rum dein Ding zu machen.“
Welchen Konsequenzen jungen Men- schen in der DDR blühte, wenn sie sich allzu sehr auflehnten, zeigt ein weiterer Teil der Ausstellung. „Dabei wird deut- lich“, sagt Dr. Thomas Thiele „dass die unangepassten Wege damals so vielfäl- tig waren, wie die Jugendbewegungen selbst. Irgendwas zwischen widerspens- tig und widerständig.“
Musik und gute Laune: nicht alle trugen Blauhemden. MUSEUM LICHTENBERG
Die Unangepassten
Von Mauerbau bis Mauerfall: Eine Ausstellung zeigt Lichtenbergs Jugend im Osten.
von Anne Langert
Weitere Informationen unter www.museum-lichtenberg.de
Nicht alles, was Gold ist, glänzt!
Das war ein Morgen, der 10. November 1989. Ich saß im Unterricht und hatte Staatsbürgerkunde. Meine Kumpels in der Klasse flüsterten: „Haste jehört, die Mauer is uff!
Unser staatstreuer Lehrer beruhigte uns. Schließlich kann es sich nur um ei- nen Irrtum handeln. Nach Schulschluss warteten meine Eltern schon im Trabi:
„Wo bleibste denn? Wir wollen rüber“, sagte meine Mutter. So fuhren wir zur Chausseestraße und wollten die Grenze passieren. Vor Ort war ein Menschen- andrang. Wartburgs, Trabis und Ladas bildeten Schlangen. Alle wollten das Gleiche: „Einmal den goldenen Westen
betreten und die Freiheit schnuppern.“
Nur im Schritttempo ging es voran. Wir waren aufgeregt. Als wir nach einer ge- fühlten Ewigkeit wenige Meter von der neuen Welt entfernt waren, wurde es still in unserer Karre. Wir blickten auf tausende von Menschen, die drüben auf uns warteten. Leute tanzten und jubelten.
Andere umarmten sich. Wir hatten Trä- nen in den Augen. „Da kiekste, wa“, sagte mein Vater am Steuer und überquerte die Grenze. Ich konnte nicht fassen, was hier geschieht. Nur langsam kamen wir voran.
Es störte nicht. Sollten es doch die ersten Minuten eines womöglich neuen Lebens sein. „Was bitte ist das“, fragte ich, als
wir an einem Händler vorbeifuhren. Er hatte eine große Palette Obst aufgetischt.
Knallige Orangen, gelbe Bananen, grüne Kiwis und rote Melonen. Alles westlich bunt statt DDR-grau. „Kann man das es- sen“, fragte ich staunend.
Die Mauer blieb von da an offen. Ich genoss die neue Freiheit, schließlich war hier alles möglich: weite Reisen, quat- schen wie dir lieb war und kaufen, was man wollte. Doch wenige Monate später, als sich die Aufregung legte, merkte ich, dass nicht alles Gold ist, was glänzt. Im Westen gab es Arbeitslosigkeit. Nicht je- der konnte sich Bananen leisten. Um dem entgegen zu wirken, war ein Druck zu
spüren. „Keine Zeit, muss was werden, um Geld verdienen.“ Eine Ellenbogen- mentalität machte sich breit. Sowas kann- te ich aus meiner kleinen, kurzen DDR- Welt nicht. Haben wir uns doch einander geholfen. Und so sehr ich den Tag meines neuen Lebens auch liebte und es bis heu- te genieße, wurde mir
klar: Auch die Freiheit hat ihren Preis.
Euer Sven Felski!
Felski spielte von 1992 bis 2012 beim Eishockey- Club „Eisbären Berlin“.
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