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Coronanomics Wie die Corona-Pandemie unsere Wirtschaft verändert

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Academic year: 2022

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(1)

Coronanomics – Wie die Corona-Pandemie unsere Wirtschaft verändert

Dr. Thieß Petersen

9. Juni 2021

(2)

▪ Studium der Volkswirtschaftslehre in Paderborn und Kiel

▪ Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (1992 bis 1996), Promotion 1996

▪ Lehrkraft für besondere Aufgaben an der Fachhochschule Westküste (1997 bis 1998)

▪ Geschäftsführer DAG-Forum Schleswig- Holstein e.V. (bzw. ver.di Nord e.V.) von 1998 bis 2004

▪ Seit 2004 bei der Bertelsmann Stiftung in Gütersloh

▪ Seit 2010 Lehrbeauftragter an der Europa- Universität Viadrina in Frankfurt (Oder)

(3)

Blick zurück:

Weltwirtschaftliche Entwicklung 2020

(4)

Globaler Wirtschaftseinbruch in der Corona-Pandemie stärker als nach der Lehman-Pleite vom September 2008

(Veränderung des realen BIP gegenüber Vorjahr in Prozent)

-10 -8 -6 -4 -2 0 2 4 6 8 10

Lehman-Pleite 2008

2008 2009

-10 -8 -6 -4 -2 0 2 4 6 8 10

Corona-Pandemie

2019 2020

International Monetary Fund, World Economic Outlook Database, April 2021 (Download der Daten am 6.5.2021).

(5)

K-förmiger Konjunkturverlauf in Deutschland

(Monatlicher Umsatz als Indexwert, Wert des Jahres 2015 = 100)

Personennahe Dienstleistungen leiden in besonderem

Maße unter den Lockdown-Maßnahmen.

Problem:

Ausgefallener

Dienstleistungskonsum ist schwer nachzuholen.

Quelle: Statistisches Bundesamt (Datenabruf am 25.5.2021), Daten saison- und kalenderbereinigt, X13 Jdemetra. Aktueller Wert: März 2021.

0 20 40 60 80 100 120

Verarbeitendes Gewerbe Gastgewerbe

(6)

Überraschend starke wirtschaftliche Erholung in weiten Teilen der

Weltwirtschaft erwartet (Veränd. des realen BIP gegenüber Vorjahr in %)

-3,3

-4,9

-8,9

-9,9

-8,2

-3,5

-4,8

2,3 6,0

3,6 4,2

5,3 5,8 6,4

3,3

8,4

-10 -8 -6 -4 -2 0 2 4 6 8 10

Welt Deutschland Italien Verein.

Königreich

Frankreich USA Japan China

2020 2021

International Monetary Fund, World Economic Outlook Database, April 2021 (Download der Daten am 6.5.2021).

(7)

Blick nach vorn:

Fünf Thesen zu den langfristigen Folgen der

Corona-Pandemie

(8)

#1: Corona-Pandemie beschleunigt Digitalisierung

Online-Handel ermöglicht Einkäufe auch bei Kontaktverboten.

These: Wer sich erst einmal angemeldet hat, bleibt Online-Kunde.

Home-Office und Online-Meeting ermöglichen Arbeit im Lockdown.

These: Niveau wird nach der Pandemie reduziert, aber vieles bleibt.

Online-Handel und Home-Office reduzieren Zahl der Kunden in den Städten.

These: Schließung von Geschäften reduziert Attraktivität der Städte und erhöht so die Attraktivität des Online-Handels zusätzlich.

Maschinen/Roboter ermöglichen Abstandseinhaltung im Betrieb und Fortführung der Produktion in der Pandemie.

These: Einsatz digitaler Technologien wird weiter ausgebaut.

(9)

Gefahr der digitalen Spaltung von Wirtschaft und Gesellschaft

Unternehmen, die digitale Technologien erfolgreich

einsetzen

(z. B. Industrie etc.)

Unternehmen, die digitale Technologien nicht einsetzen

(können)

(z. B. Tourismusbranche)

Digitalisierung erlaubt weitere Produktivitätssteigerungen und

damit sichere und gut bezahlte Arbeitsplätze

Ohne Digitalisierung keine weiteren Produktivitäts- steigerungen und keine

Arbeitsplatzsicherheit

Finanzielle Mittel für weitere Digitalisierung

Qualifizierte Beschäftigte für weiter Digitalisierung

Einsatz digitaler Technologien technisch nicht möglich

(z. B. Friseur, Strandurlaub)

Keine finanziellen Mittel für digitale Technologien

(10)

Quartalsgewinne von Amazon weltweit

(Gewinn bzw. Verlust pro Quartal in Millionen US-Dollar)

Quelle: Statista auf Basis der Daten von Amazon (ir.aboutamazon.com). Download der Daten am 26. Mai 2021.

177 142 199384 299207 231416 201 191

63 177 130 7

-274 97 82

-7 -41 239108

-126 -437

214

-57 92 79

482 513 857

252 749 724

197 256 1.856

1.629 2.534

2.8833.027 3.561

2.625 2.134

3.268 2.535

5.243 6.331

7.222 8.107

-1.000 0 1.000 2.000 3.000 4.000 5.000 6.000 7.000 8.000 9.000

Q1 '09

Q2 '09

Q3 '09

Q4 '09

Q1 '10

Q2 '10

Q3 '10

Q4 '10

Q1 '11

Q2 '11

Q3 '11

Q4 '11

Q1 '12

Q2 '12

Q3 '12

Q4 '12

Q1 '13

Q2 '13

Q3 '13

Q4 '13

Q1 '14

Q2 '14

Q3 '14

Q4 '14

Q1 '15

Q2 '15

Q3 '15

Q4 '15

Q1 '16

Q2 '16

Q3 '16

Q4 '16

Q1 '17

Q2 '17

Q3 '17

Q4 '17

Q1 '18

Q2 '18

Q3 '18

Q4 '18

Q1 '19

Q2 '19

Q3 '19

Q4 '19

Q1 '20

Q2 '20

Q3 '20

Q4 '20

Q1 '21

(11)

#2: Corona-Pandemie bremst internationale Arbeitsteilung (monatliches Welthandelsvolumen als Indexwert, 2010 = 100)

Quelle: Netherlands Bureau for Economic Policy Analysis (Download der Daten am 25. April 2021).

▪ In Wirtschaftskrisen erschweren Länder häufig den Import von Produkten aus dem Ausland, um so im eigenen Land die Beschäftigung zu sichern.

▪ Folge: Dynamik des Außenhandels wurde durch die Lehman- Pleite nachhaltig gedämpft.

60 70 80 90 100 110 120

130 Phase 1 Januar 2000 bis Juli 2008

Lehman-Pleite August 2008 bis Juni 2010 Phase 2 Juli 2010 bis Oktober 2019 Corona-Pandemie Ab November 2019

(12)

Vergeltungszölle und weitere Strafzölle schwächen Wachstum und Beschäftigung weltweit

Einsatz weiterer protektionistischer Maßnahme (bürokratisch Auflagen, technologische Anforderungen, Exportverbote etc.) schwächt Wachstum und Beschäftigung

Gefahren für die Weltwirtschaft

Besondere Gefahren für Entwicklungs- und Schwellenländer

Wachsender Protektionismus bedroht Wohlstand weltweit

Globale Rohstoffnachfrage  bei nachlassendem Wachstum  Exportmenge  und Exportpreis 

Einkommensschwache Menschen leiden in besonderem Maße unter steigenden Weltmarktpreisen

Verschuldete Entwicklungsländer geraten bei Refinanzierung unter Druck

(13)

Lieferengpässe in der Pandemie erhöhen Wunsch nach geringerer Importabhängigkeit

Quellen: https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/politik/medikamente-produktion-china-europa-deutschland-100.htmlund https://www.bundesregierung.de/breg- de/themen/coronavirus/schutzmasken-foerderung-1756856

▪ Verzicht auf importierte Produkte nur zu höheren Preisen möglich

(Kaufkraftverluste für Verbraucher)

▪ Heimische Unternehmen sind nicht wettbewerbsfähig, also muss der Staat helfen, z. B. durch Subventionen (die die Steuerzahler bezahlen müssen)

▪ Eine Lösung: Verstärkte Digitalisierung verringert

Produktionskosten und macht deutsche Anbieter wettbewerbsfähig

(14)

Digitaler Fortschritt verändert die internationale Wettbewerbs- fähigkeit und internationale Arbeitsteilung

Technologiebedingte Änderungen bei Produktionsprozessen

Digitale Technologien werden zunehmend in der Produktion eingesetzt

• Produktionsprozesse werden weltweit Kapital- und technologieintensiver

Technologiebedingte Änderungen bei Wettbewerbsfähigkeit von Ländern

Entwicklungs- und Schwellenländer verlieren ihren entscheidenden Wettbewerbsvorteil: preiswerte Arbeitskräfte

• Aus dem Offshoring wird ein Reshoring

(15)

#3: Corona-Pandemie als Chance für ökologische Nachhaltigkeit

Quelle: Löschel und Werthschulte, 2021, S. 64, sowie Gschnaller, Lippelt und Pittel, 2020, S. 74.

-1,4

6

-8 -7 -6 -4 -2 0 2 4 6 8

2009 2010 2020 2021

Veränderung des weltweiten Volumen der CO2-Emisionen gegenüber dem Vorjahr (Angaben in Prozent)

?

Der Aufholprozess 2021 könnte nicht alle Einsparungen des Jahres 2020

„auffressen“, weil:

▪ Ausgefallene Dienstreisen und Fahrten zum Arbeitsplatz werden nicht

nachgeholt

▪ Ausgefallener Dienstleistungskonsum wird zu großen Teilen nicht nachgeholt (Tourismus, Konzerte, Messen,

Theaterbesuche etc.)

(16)

Corona-Pandemie und langfristige Nachhaltigkeitsaspekte

Digitalisierungs- bedingte Effekte

Aber:

Ohne langfristige Flankierung geht

es nicht

Konjunkturpakete

Home-Office spart Fahrten zum Arbeitsplatz

Online-Meeting sparen Dienstreisen

Förderung von Investitionen in Klima-

technologien, Elektromobilität, ÖPNV, klima- freundliche Forschung und Entwicklung etc.

Höhere Preise für Treibhausgasemissionen

Förderung emissionsarmer Technologien

Förderung klimafreundlicher Infrastruktur

(17)

#4: Corona-Pandemie erhöht Marktkonzentration

Corona-Pandemie wird Zahl der

Insolvenzen

in Deutschland erhöhen,

Ausmaß jedoch ist ungewiss:

Schätzungen reichen von 4.500/5.000 zusätzlichen Insolvenzen über 350.000

bis zu 750.000/800.000

(von rund 3,5 Millionen Betrieben)

Gefahr digitaler Monopole wächst:

Aufbau von Netzwerk hat hohe Fixkosten  Anbieter mit größter Kundenzahl setzt sich durch

(natürliches Monopol)

Plattformen mit den meisten Nutzern hat den höchsten Wert für Kunden („Winner takes

all“-Markt)

Wettbewerb

unter den Anbietern lässt nach,

Monopolisierungstendenzen

nehmen zu

(18)

Warum sind Monopole problematisch?

1. Monopolist fordert höhere Preise (Kaufkraftverlust für Verbraucher)

2. Monopolist hat Marktmacht als Nachfrager (senkt Preise für Vorleistungen anderer Unternehmen und Löhne)

3. Ohne Konkurrenz kein Zwang, technologische Fortschritte durchzuführen (zentraler Vorteil der Marktwirtschaft – mehr Güter zu geringeren Preisen – kommt nicht zum Tragen)

4. Monopolgewinne bedeuten finanzielle Macht, die z. B. zum Kauf von aufstrebenden Konkurrenten verwendet werden kann

5. Monopole sind als Arbeitgeber und Steuerzahler wichtige Akteure, auf die die

Politik ggf. hört (politische Macht)

(19)

#5: Corona-Pandemie stärkt Rolle des Staates in der Wirtschaft

Höhere Wertschätzung der Bürger für staatliche Angebote (Bildung, Kinderbetreuung, Gesundheitswesen)

Stabilisierung von Produktion und Beschäftigung durch Konjunkturpakete, Kurzarbeitergeld, Bürgschaften etc.

Hohe Staatsausgaben und expansive Geldpolitik der Zentralbanken (hohe Liquidität sorgt für niedrige Zinsen) haben einen stärkeren Wirtschaftseinbruch

verhindert – in Deutschland und weltweit

(20)

Corona-Pandemie lässt staatliche Verschuldung stark ansteigen (Schulden des Staates in Relation zum BIP, Angaben in Prozent)

International Monetary Fund, World Economic Outlook Database, April 2021 (Download der Daten am 6.5.2021).

65,6

86,2

97,6

89,5

106,3

134,6

68,9

103,7

113,5

117,8

127,1

155,6

70,3

107,1

115,2 116,3

132,8

157,1

40 60 80 100 120 140 160

Deutschland Verein. Königreich Frankreich Kanada USA Italien

Durchschnitt 2015-2019 2020 2021 Japan:

▪ 2015 – 2019: 231,9 %

▪ 2020: 256,2 %

▪ 2021: 256,5 %

Der „Maastricht-Vertrag“

erlaubt den EU-Staaten maximal staatliche Schulden in Höhe von 60 %

des BIP

(21)

Herausforderungen für die Wirtschaftspolitik

(22)

Digitalisierung

Internationale Arbeitsteilung

Ökologische Nachhaltigkeit

Marktkonzentration

Rolle des Staates in der Wirtschaft

Wie gehen Wirtschafts- und Sozialpolitik mit der drohenden wachsenden digitalen Spaltung um?

Wie gelingt uns eine ausgewogene Balance zwischen Welthandel und geringerer Importabhängigkeit?

Wie kann sich der Staat wieder aus der Wirtschaft zurückziehen und sein Schulden abbauen, ohne den Wirtschaftsaufschwung

abzuwürgen?

Wie gehen die Kartellbehörden mit digitalen Monopolen und der wachsenden Marktkonzentration in Folge von Insolvenzen um?

Wie können wir ökologische Nachhaltigkeit und Wachstum bzw.

Beschäftigungssicherung in Einklang bringen?

(23)

www.bertelsmann-stiftung.de

Besuchen Sie uns auch auf

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!

Dr. Thieß Petersen Senior Advisor

Programm „Megatrends“

Tel.: +49 5241 8181218

E-Mail: thiess.petersen@bertelsmann-stiftung.de Twitter: @Petersen_econ

Referenzen

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