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→ R , die im zweiten Argument linear ist. (Gelegentlich l¨ asst man auch zu, dass ω nur eine C

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Academic year: 2021

Aktie "→ R , die im zweiten Argument linear ist. (Gelegentlich l¨ asst man auch zu, dass ω nur eine C"

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(1)

2.5 Pfaffsche Formen

Definition

Sei B ⊂ R

n

offen. Eine Pfaffsche Form oder Differentialform vom Grad 1 auf B ist eine beliebig oft differenzierbare Funktion ω : B × R

n

→ R , die im zweiten Argument linear ist. (Gelegentlich l¨ asst man auch zu, dass ω nur eine C

k

-Funktion ist, k ≥ 0).

Durch ω

x

(v) := ω(x, v) definiert eine Pfaffsche Form ω auf B in jedem Punkt x ∈ B ein Element ω

x

des Dualraumes ( R

n

)

= L( R

n

, R ).

Pfaffsche Formen k¨ onnen addiert und mit (beliebig oft) differenzierbaren Funktio- nen multipliziert werden:

1

+ ω

2

)(x, v) := ω

1

(x, v) + ω

2

(x, v), (f · ω)(x, v) := f (x) · ω(x, v).

Ist f : B → R eine beliebig oft differenzierbare Funktion, so wird das totale Differential df : B × R

n

→ R definiert durch

df (x, v) := Df(x)(v) = ∇f(x)

v =

n

X

ν=1

∂f

∂x

ν

(x)v

ν

.

Bemerkung: Setzt man f nur als k-mal stetig differenzierbar voraus, so ist df nur (k − 1)-mal stetig differenzierbar.

Speziell ist dx

i

f¨ ur i = 1, . . . , n eine Pfaffsche Form, mit dx

i

(x, v) = v

i

.

Ist F : B → R

n

eine beliebig oft differenzierbare Abbildung, so nennt man F auch ein Vektorfeld auf B. Diesem Vektorfeld wird durch

ω

F

(x, v) := F(x)

v eine Pfaffsche Form ω

F

zugeordnet.

5.1. Satz

Sei ω eine Pfaffsche Form auf B. Dann gibt es eindeutig bestimmte, beliebig oft differenzierbare Funktionen ω

1

, . . . , ω

n

auf B, so dass gilt:

ω = ω

1

· dx

1

+ · · · + ω

n

· dx

n

.

Beweis: a) Existenz: Durch ω

i

(x) := ω(x, e

i

) wird eine beliebig oft differenzier-

bare Funktion ω

i

: B → R definiert. Sei ϕ := ω

1

dx

1

+ · · · + ω

n

dx

n

. Dann gilt f¨ ur

(x, v) ∈ B × R

n

:

(2)

ϕ(x, v) = ω

1

(x) · dx

1

(x, v) + · · · + ω

n

(x) · dx

n

(x, v)

= ω(x, e

1

)v

1

+ · · · + ω(x, e

n

)v

n

= ω(x, v

1

e

1

+ · · · + v

n

e

n

) = ω(x, v).

Also ist ω = ϕ.

b) Eindeutigkeit: Ist ω

1

dx

1

+ · · · + ω

n

dx

n

= 0, so gilt f¨ ur jedes x ∈ B und jedes i ∈ {1, . . . , n} :

0 = ω

1

dx

1

+ · · · + ω

n

dx

n

(x, e

i

)

= ω

1

(x) · dx

1

(x, e

i

) + · · · + ω

n

(x) · dx

n

(x, e

i

)

= ω

1

(x) · δ

1i

+ · · · + ω

n

(x) · δ

ni

= ω

i

(x).

Daraus folgt: Ist ω

1

dx

1

+ · · · + ω

n

dx

n

= ω

1

dx

1

+ · · · + ω

n

dx

n

, so muss ω

i

= ω

i

f¨ ur i = 1, . . . , n gelten.

Speziell gilt:

df = ∂f

∂x

1

· dx

1

+ · · · + ∂f

∂x

n

· dx

n

, denn es ist df (x, e

i

) = ∇f(x)

e

i

= f

xi

(x).

Und wenn F = (F

1

, . . . , F

n

) ein Vektorfeld auf B ist, dann ist ω

F

(x, e

i

) = F(x)

e

i

= F

i

, also

ω

F

= F

1

· dx

1

+ · · · + F

n

· dx

n

.

Deshalb ist tats¨ achlich jede Pfaffsche Form auf B von der Gestalt ω = ω

F

.

Sei U ⊂ R

p

offen und Φ : U → B ⊂ R

n

eine (beliebig oft) differenzierbare Ab- bildung und ω eine Pfaffsche Form auf B. Dann kann man ω mit Hilfe von Φ zur¨ uckholen, zur Pfaffschen Form Φ

ω auf U , durch

Φ

ω(x, v) := ω Φ(x), DΦ(x)(v) .

Dabei benutzen wir die totale Ableitung von Φ in x, die ja als eine lineare Abbildung DΦ(x) : R

p

→ R

n

definiert wurde. So ist auch Φ

ω im zweiten Argument linear.

5.2. Satz

Das Zur¨ uckholen von Pfaffschen Formen gen¨ ugt den folgenden Regeln:

1. Φ

1

+ ω

2

) = Φ

ω

1

+ Φ

ω

2

und Φ

(f · ω) = (f ◦ Φ) · Φ

ω.

2. Φ

(df ) = d(f ◦ Φ), insbesondere Φ

(dx

i

) = dΦ

i

f¨ ur i = 1, . . . , n und Φ = (Φ

1

, . . . , Φ

n

).

3. Ist V ⊂ R

k

offen und Ψ : V → U eine weitere differenzierbare Abbildung, so ist

(Φ ◦ Ψ)

ω = Ψ

ω).

(3)

Beweis: 1) Die Linearit¨ at ist trivial, f¨ ur Funktionen f : B → R gilt:

Φ

(f · ω)(x, v) = (f · ω)(Φ(x), DΦ(x)v) = (f ◦ Φ(x)) · Φ

ω(x, v).

2) Nach Kettenregel ist

Φ

(df )(x, v) = df (Φ(x), DΦ(x)v) = Df (Φ(x)) ◦ DΦ(x)v

= D(f ◦ Φ)(x)v = d(f ◦ Φ)(x, v).

3) Schließlich ist (Φ ◦ Ψ)

ω

(x, v) = ω (Φ ◦ Ψ)(x), D(Φ ◦ Ψ)(x)v

= ω Φ(Ψ(x)), DΦ(Ψ(x))(DΨ(x)v)

= (Φ

ω) Ψ(x), DΨ(x)v

= Ψ

ω) (x, v).

Damit ist alles gezeigt.

5.3. Beispiele

A. Ist I ⊂ R ein Intervall und f : I → R differenzierbar, so ist df = a dt, mit a(t) = df (t, 1) = f

0

(t) · 1 = f

0

(t).

Die Gleichung df = f

0

dt bringt zum Ausdruck, dass die beiden vektoriel- len Gr¨ oßen df und dt linear abh¨ angig sind. Physiker machen daraus durch Division die Gleichung f

0

= df

dt . Damit folgen sie der Tradition von Leibniz.

B. Die Abbildung Φ : R

+

× (0, 2π) → R

2

sei gegeben durch

Φ(r, θ) := (Φ

1

(r, θ), Φ

2

(r, θ)) = (r cos θ, r sin θ) (ebene Polarkoordinaten) Ist ω = y dx − x dy, so ist

Φ

ω = (y ◦ Φ) dΦ

1

− (x ◦ Φ) dΦ

2

= Φ

2

1

)

r

dr + (Φ

1

)

θ

− Φ

1

2

)

r

dr + (Φ

2

)

θ

= r sin θ cos θ dr − r sin θ dθ

− r cos θ sin θ dr + r cos θ dθ

= −r

2

dθ.

Definition

Sei α : [a, b] → B ein stetig differenzierbarer Weg und ω eine Pfaffsche Form auf B. Dann definiert man das Integral von ω ¨ uber α durch

Z

α

ω :=

Z

b

a

ω(α(t), α

0

(t)) dt.

(4)

Ist α(t) = t die identische Abbildung von [a, b] nach R und ω = f dt eine Pfaffsche Form auf R , so ist ω(α(t), α

0

(t)) = ω(t, 1) = f(t), also

Z

α

ω = Z

b

a

f (t) dt das gew¨ ohnliche Integral.

Im allgemeinen Fall ist α

ω(t, 1) = ω(α(t), Dα(t)(1)) = ω(α(t), α

0

(t)), also α

ω = ω(α(t), α

0

(t)) dt und

Z

α

ω = Z

id[a,b]

α

ω.

Ist ω = ω

F

, f¨ ur ein differenzierbares Vektorfeld F, so ist α

ω

F

= F(α(t))

α

0

(t), also

Z

α

ω

F

= Z

b

a

F(α(t))

α

0

(t) dt.

In der ¨ alteren Literatur nennt man so ein Integral auch ein Kurvenintegral 2.

Art (im Gegensatz zu dem bei der Berechnung der Bogenl¨ ange auftretenden Kur- venintegral 1. Art ).

Ist ω = df ein totales Differential, so ist α

ω = d(f ◦ α) = (f ◦ α)

0

dt und Z

α

df = Z

b

a

(f ◦ α)

0

(t) dt = f(α(b)) − f(α(a)).

Ist α ein Integrationsweg, also st¨ uckweise stetig differenzierbar, so gibt es eine Zerlegung a = t

0

< t

1

< . . . < t

N

= b, so dass die Einschr¨ ankung α

i

von α auf das Teilintervall [t

i−1

, t

i

] stetig differenzierbar ist, f¨ ur i = 1, . . . , N . Dann setzt man

Z

α

ω :=

N

X

i=1

Z

αi

ω.

5.4. Eigenschaften des Kurvenintegrals

Sei α : [a, b] → B ⊂ R

n

ein Integrationsweg.

1.

Z

α

(c

1

· ω

1

+ c

2

· ω

2

) = c

1

· Z

α

ω

1

+ c

2

· Z

α

ω

2

,

f¨ ur Pfaffsche Formen ω

1

, ω

2

und Konstanten c

1

, c

2

∈ R .

2. Ist ϕ : [c, d] → [a, b] eine Parametertransformation (also differenzierbar und bijektiv), so ist

Z

α◦ϕ

ω = ± Z

α

ω,

je nachdem, ob ϕ

0

(x) > 0 oder < 0 f¨ ur alle x ∈ [c, d] ist.

(5)

Beweis: 1) ist trivial.

2) Ist ϕ

0

> 0, so ist Z

α◦ϕ

ω = Z

d

c

ω α ◦ ϕ(t), (α ◦ ϕ)

0

(t) dt

= Z

d

c

ω α(ϕ(t)), α

0

(ϕ(t)) · ϕ

0

(t) dt

= Z

b

a

ω α(s), α

0

(s) ds =

Z

α

ω.

Ist dagegen ϕ

0

< 0, so ist ϕ streng monoton fallend und vertauscht die Integral- grenzen. Dann erh¨ alt man das zus¨ atzliche Minuszeichen.

5.5. Beispiele

A. Ist ω = −y

x

2

+ y

2

dx + x

x

2

+ y

2

dy und α(t) := (R cos t, R sin t) f¨ ur 0 ≤ t ≤ 2π, so ist

α

ω = −R sin t

R

2

(−R sin t) dt + R cos t

R

2

(R cos t) dt

= (sin

2

t + cos

2

t) dt = dt, also

Z

α

ω = Z

0

dt = 2π.

B. Auf der rechten Halbebene H

+

:= {(x, y) ∈ R

2

: x > 0} ist ω = df , mit f(x, y) := arctan(y/x). Nun sei β(t) := (2 + cos t, sin t). Weil die Spur von β in H

+

liegt, ist

Z

β

ω = Z

β

df = Z

0

(f ◦ β)

0

(t) dt = f(3, 0) − f (3, 0) = 0.

5.6. Hauptsatz ¨ uber Kurvenintegrale

Sei G ⊂ R

n

ein Gebiet und ω eine Pfaffsche Form auf G. Dann sind die folgenden Aussagen ¨ uber ω ¨ aquivalent:

1. ω ist ein Differential, d.h. es gibt eine differenzierbare Funktion f auf G, so dass ω = df ist.

2. Ist α : [a, b] → G ein geschlossener Integrationsweg, so ist Z

α

ω = 0.

Der Beweis verl¨ auft genauso wie beim entsprechenden Satz ¨ uber komplexe Kur-

venintegrale. Der Vollst¨ andigkeit halber sei er hier aber noch einmal ausgef¨ uhrt.

(6)

Beweis:

1 = ⇒ 2 : Ist ω = df , so gilt:

Z

α

ω = f (α(b)) − f (α(a)) = 0.

3 = ⇒ 1 : Sei p ∈ G ein fest gew¨ ahlter Punkt. Ist x ∈ G, so gibt es einen Integra- tionsweg α, der p innerhalb von G mit x verbindet. Wir setzen f (x) :=

Z

α

ω.

Ist β ein weiterer Weg von p nach x, so stellt α − β einen geschlossenen Integra- tionsweg dar, der bei p beginnt und endet. Nach Voraussetzung ist

Z

α−β

ω = 0 , also Z

α

ω = Z

β

ω.

Damit ist die Funktion f auf G

” wohldefiniert“, d.h. unabh¨ angig vom benutzten Weg α. Es bleibt zu zeigen, dass df = ω ist.

Sei x

0

∈ G beliebig und h irgend ein Richtungsvektor. Weiter sei σ(s) := x

0

+ sh (f¨ ur s ∈ [0, 1] ) die Verbindungsstrecke von x

0

nach x

0

+ h, σ

t

:= σ|

[0,t]

die Verbindungsstrecke von x

0

und σ(t), β ein Weg von p nach x

0

und γ

t

ein Weg von p nach σ(t). Dann ist β + σ

t

− γ

t

f¨ ur jedes t ∈ [0, 1] geschlossen, und es gilt:

f (x

0

+ th) − f (x

0

) = Z

γt

ω − Z

β

ω

= Z

σt

ω = Z

t

0

σ

t

ω.

Schreiben wir σ

t

ω = g (s) ds, so ist

f(x

0

+ th) − f(x

0

) = Z

t

0

g(s) ds,

s

s s s

p β

−γ

t

x

0

σ(t)

x

0

+ h

und nach dem Mittelwertsatz der Integralrechnung gibt es ein c = c(t) ∈ [0, t], so dass gilt:

f(x

0

+ th) − f(x

0

) = g(c) · (t − 0) = (σ

t

ω)(c, 1) = ω(x

0

+ ch, h) · t, also

df (x

0

, h) = Df(x

0

)(h) = D

h

f(x

0

) = lim

t→0

f (x

0

+ th) − f(x

0

) t

= lim

t→0

ω(x

0

+ c(t) · h, h) = ω(x

0

, h).

Das bedeutet, dass df = ω ist.

(7)

Definition

Ist F ein Vektorfeld auf B ⊂ R

n

und f eine Funktion auf B mit ∇f(x) = F(x) f¨ ur alle x ∈ B, so nennt man f ein Potential f¨ ur F.

Ein Vektorfeld F besitzt genau dann ein Potential, wenn die zugeh¨ orige Pfaffsche Form ω

F

ein totales Differential ist.

Definition

Eine stetige Pfaffsche Form ω = f dx + g dy auf einem Gebiet G ⊂ R

2

heißt singul¨ ar in (x

0

, y

0

), falls f(x

0

, y

0

) = g(x

0

, y

0

) = 0 ist. Andernfalls heißt ω in (x

0

, y

0

) regul¨ ar

Definition

Ein glatter, stetig differenzierbarer Weg α : I → G heißt L¨ osung der Gleichung ω = 0, wenn α

ω = 0 ist.

” glatt“ bedeutet: α

0

(t) 6= 0 f¨ ur alle t. Ob α L¨ osung ist, h¨ angt nicht von der Para- metrisierung ab.

Sei nun G ⊂ R

2

ein Gebiet und y

0

= f (x, y) eine Differentialgleichung auf G. Dann liegt es nahe, der DGL die Pfaffsche Form ω = dy − f(x, y) dx zuzuordnen. Ist ϕ : I → R eine L¨ osung der Differentialgleichung, so ist die zugeh¨ orige Integralkurve gegeben durch α(t) := (t, ϕ(t)). Offensichtlich ist α glatt und α

ω = ϕ

0

(t) − f (t, ϕ(t))

dt = 0, also α eine L¨ osung der Gleichung ω = 0.

Sei umgekehrt γ = (γ

1

, γ

2

) : I → G eine L¨ osung von ω = 0, also γ

20

(t) − f(γ

1

(t), γ

2

(t))γ

10

(t) ≡ 0.

W¨ are γ

10

(t

0

) = 0, so w¨ are auch γ

02

(t

0

) = 0. Das steht aber im Widerspruch dazu, dass γ glatt sein soll. Also ist γ

10

(t) 6= 0 f¨ ur alle t ∈ I . Damit ist γ

1

: I → J := γ

1

(I) umkehrbar stetig differenzierbar (und J wieder ein Intervall). Wir schreiben

γ ◦ γ

1−1

(s) = (s, ψ(s)), f¨ ur s ∈ J.

Weil ψ

0

(s) − f(s, ψ(s))

ds = (γ ◦ γ

1−1

)

ω = (γ

1−1

)

ω) = 0 ist, ist ψ eine L¨ osung der Differentialgleichung.

5.7. Satz

Sei ω eine stetige Pfaffsche Form auf G ⊂ R

2

und h : G → R stetig und ohne

Nullstellen. Dann haben die Gleichungen ω = 0 und h · ω = 0 die gleichen

L¨ osungen.

(8)

Beweis: Ist α L¨ osungskurve der Gleichung ω = 0, so ist α

ω = 0 und daher auch α

(hω) = (h ◦ α) · α

ω = 0. In der anderen Richtung schließt man analog, unter Verwendung von 1/h.

5.8. Beispiele

A. Sei ω := (x − 1) dy + (y + 1) dx. Die Kurven α(t) := (1, t) und β(t) := (t, −1) sind offensichtlich L¨ osungen von ω = 0. Man beachte, dass die senkrechte Gerade α keine L¨ osung einer DGL sein kann.

Nun betrachten wir die Gleichung ω = 0 auf

G := {(x, y) : x > 1 und y > −1}.

Dort ist x − 1 6= 0, wir k¨ onnen also auch nach L¨ osungen von (x − 1)

−1

ω = 0 fragen. Aber die sind zugleich die L¨ osungen der DGL

y

0

= − y + 1

x − 1 = f(x)g(y) mit f (x) := 1/(x − 1) und g(y) := −(y + 1).

F (x) = ln(x − 1) ist Stammfunktion von f (x), G(y) := − ln(y + 1) Stamm- funktion von 1/g(y). Daher ist y(x) = G

−1

(F (x) + c) = e

−(F(x)+c)

− 1 =

C

x − 1 − 1 die allgemeine L¨ osung.

In der mehr ingenieurwissenschaftlich gepr¨ agten Literatur l¨ ost man das Pro- blem gerne wie folgt: Aus der Gleichung (x − 1) dy + (y + 1) dx = 0 wird

dy

−(y + 1) = dx

x − 1 , also

− ln(y + 1) =

Z dy

−(y + 1) =

Z dx

x − 1 + c = ln(x − 1) + c und damit ln (x−1)(y+1)

+c = 0. Das f¨ uhrt zur Gleichung (x−1)(y+1) = C.

Die Aufl¨ osung nach y ergibt die L¨ osung.

B. Sei ω = x dx + y dy auf R

2

\ {(0, 0)}. Ist α(t) := (r cos t, r sin t) f¨ ur t ∈ [0, 2π], so ist α

ω = −r

2

cos t sin t + r

2

cos t sin t = 0, also α eine L¨ osung der Gleichung ω = 0. Alle diese L¨ osungen sind geschlossene Kurven und k¨ onnen daher nicht Integralkurven einer Differentialgleichung sein.

Auf G := {(x, y) : y > 0} erh¨ alt man die DGL y

0

= −x/y, also wieder eine DGL mit getrennten Variablen. Die wird gel¨ ost durch ϕ

±

(t) := ± √

r

2

− x

2

(mit ϕ(r) = 0). Offensichtlich parametrisieren die L¨ osungen ϕ

±

jeweils ein

maximales St¨ uck einer L¨ osungskurve von ω = 0, das man noch als Graph

auffassen kann.

(9)

Ist die Pfaffsche Form ω = a dx +b dy regul¨ ar in (x

0

, y

0

), so kann man die Gleichung ω = 0 in einer Umgebung von (x

0

, y

0

) umformen zu dy + (a/b) dx = 0, und dieser Gleichung kann man wieder eine Differentialgleichung zuordnen. In der N¨ ahe von Singularit¨ aten muss man gesonderte Betrachtungen anstellen, aber das wollen wir hier nicht weiter verfolgen.

Definition

ω heißt exakt, wenn es eine stetig differenzierbare Funktion f mit df = ω gibt.

Die Funktion f nennt man eine Stammfunktion von ω.

f ist genau dann Stammfunktion von ω = a dx + b dy, wenn a = f

x

und b = f

y

ist.

Dann muss gelten:

a

y

= f

xy

= f

yx

= b

x

(Integrabilit¨ atsbedingung).

Ist die Integrabilit¨ atsbedingung erf¨ ullt, so versucht man f folgendermaßen zu be- stimmen:

• Suche Stammfunktion f (x, y) = Z

a(x, y) dx + c(y).

• Dann muss b(x, y) = ∂

∂y Z

a(x, y) dy + c

0

(y) gelten.

• Bestimme c(y) durch Integration.

Ist die Stammfunktion f ermittelt und ein Anfangswert (x

0

, y

0

) vorgegeben, so versucht man, eine L¨ osung α der Gleichung ω = 0 durch Aufl¨ osung der Gleichung f (x, y) = f (x

0

, y

0

) zu bestimmen. Ist n¨ amlich α(t

0

) = (x

0

, y

0

) und f(α(t)) = f (α(t

0

)) f¨ ur alle t aus einem Intervall I, so ist α

ω = α

(df) = d(f ◦ α) = d(Konstante) = 0.

5.9. Beispiel

Gesucht wird eine L¨ osung y(t) der impliziten DGL 2xy + (2y + x

2

)y

0

= 0 mit y(0) = 1. Dem entspricht die Gleichung ω = 0, mit ω := 2xy dx+(2y +x

2

) dy, also a = 2xy und b = 2y + x

2

. Es ist a

y

= 2x und auch b

x

= 2x, d.h. die Integrabilit¨ atsbedingung ist erf¨ ullt.

Nun sei f (x, y) := R

a(x, y) dx + c(y) = x

2

y + c(y). Differentiation nach y ergibt f

y

(x, y) = x

2

+ c

0

(y). Dies soll mit b(x, y) = 2y + x

2

¨ ubereinstimmen, es muss also c

0

(y) = 2y sein. Deshalb setzen wir c(y) := y

2

.

f(x, y) = x

2

y + y

2

ist tats¨ achlich die gew¨ unschte Stammfunktion, denn es ist df = 2xy dx + (x

2

+ 2y) dy = ω.

Die L¨ osung der Differentialgleichung ist nun implizit gegeben durch x

2

y+y

2

=

f(0, 1) = 1. Die Aufl¨ osung nach y ergibt

(10)

y(x) = −x

2

± √ x

4

+ 4

2 .

Das Minuszeichen kann wegen der Anfangsbedingung ausgeschlossen werden.

Bemerkung: Die zu einer exakten Pfaffschen Form geh¨ orige Differentialgleichung nennt man auch eine exakte Differentialgleichung.

Zum Beispiel kann man eine DGL mit getrennten Variablen, y

0

= f(x)g(y), der exakten Pfaffschen Form

ω := f (x) dx − 1 g(y) dy zuordnen. Eine Stammfunktion von ω ist die Funktion

F (x, y) :=

Z

x

x0

f (t) dt − Z

y

y0

ds g(s) .

Das entspricht dem schon bekannten L¨ osungsverfahren. Allerdings bestimmt man so nur eine Gleichung, die die gesuchte L¨ osung als implizite Funktion enth¨ alt.

Die Pfaffsche Form f(x)g(y) dx − dy ist nicht exakt, aber sie unterscheidet sich von ω nur um einen Faktor.

Definition

Sei ω eine stetige Pfaffsche Form auf G ⊂ R

2

. Ist h : G → R eine stetige Funktion ohne Nullstellen und hω exakt, so heißt h Euler’scher Multiplikator f¨ ur ω.

5.10. Beispiel

Wir betrachten die implizite DGL (3x + y) − xy

0

= 0. Ihr ist die Pfaffsche Form ω := (3x + y) dx − x dy auf G := R

2

\ {(0, 0)} zugeordnet. Es ist (3x + y)

y

= 1 und (−x)

x

= −1, die Integrabilit¨ atsbedingung ist also nicht erf¨ ullt. Wir versuchen, einen Euler’schen Multiplikator h zu finden. Es muss gelten:

∂y h(x, y ) · (3x + y)

= ∂

∂x h(x, y) · (−x) , also

h

y

(x, y) · (3x + y) + 2 · h(x, y) + x · h

x

(x, y) = 0.

Die Suche nach h wird leichter, wenn man z.B. annimmt, dass h nur von x abh¨ angt. Dann muss nur die DGL xh

0

(x) + 2h(x) = 0 erf¨ ullt werden.

Dies ist eine DGL mit getrennten Variablen, und man sieht schnell, dass h(x) = x

−2

eine L¨ osung ist. Allerdings muss x 6= 0 sein. Tats¨ achlich gilt auf G

:= {(x, y) : x 6= 0}:

∂y x

−2

· (3x + y)

= ∂

∂y 3 x + y

x

2

= 1

x

2

= ∂

∂x − 1 x

= ∂

∂x x

−2

· (−x)

.

(11)

F¨ ur die Stammfunktion f von hω setzen wir an: f (x, y) = Z

− 1 x

dy+c(x) =

− y

x + c(x). Differentiation nach x ergibt:

3 x + y

x

2

= f

x

(x, y) = y

x

2

+ c

0

(x).

Daher kann man c(x) = 3 ln|x| und f (x, y) = − y

x + 3 ln|x| setzen. Die L¨ osungskurven von ω = 0 sind auch die von df = 0, also gegeben durch

−y/x + 3 ln|x| = c. Die Aufl¨ osung nach y ergibt die Funktion y(x) = 3x ln|x| − cx, f¨ ur x 6= 0.

Bisher ist es in jedem Fall, in dem die Integrabilit¨ atsbedingung erf¨ ullt war, gelun- gen, eine Stammfunktion zu finden. Das ist kein Zufall, und das wollen wir noch in einem etwas allgemeineren Kontext untersuchen.

Wir betrachten Pfaffsche Formen ω = a

1

dx

1

+ · · · + a

n

dx

n

im R

n

. Ist ω = df, so ist a

i

= f

xi

f¨ ur i = 1, . . . , n, und es muss (a

i

)

xj

= f

xixj

= f

xjxi

= (a

j

)

xi

sein.

5.11. Satz

Das Gebiet G ⊂ R

n

sei sternf¨ ormig bez¨ uglich eines Punktes x

0

∈ G. Erf¨ ullt eine Pfaffsche Form ω = a

1

dx

1

+ · · · + a

n

dx

n

auf G die Integrabilit¨ atsbedingung

∂x

j

(a

i

) = ∂

∂x

i

(a

j

) f¨ ur alle i, j, so ist ω exakt, also ein totales Differential der Gestalt df .

Beweis: Wir nehmen der Einfachheit halber an, dass x

0

= 0 ist. Dann setzen wir

f (x) :=

n

X

i=1

Z

1 0

a

i

(tx) dt x

i

.

F¨ ur die nachfolgende Rechnung beachten wir:

d

dt ta

j

(tx)

= a

j

(tx) + t ·

n

X

i=1

∂a

j

∂x

i

(tx)x

i

= a

j

(tx) + t

n

X

i=1

∂a

i

∂x

j

(tx)x

i

.

Damit folgt:

(12)

∂f

∂x

j

(x) =

n

X

i=1

h ∂

∂x

j

Z

1

0

a

i

(tx) dt

x

i

+ δ

ij

Z

1

0

a

i

(tx) dt i

=

n

X

i=1

Z

1 0

t ∂a

i

∂x

j

(tx) dt x

i

+

Z

1 0

a

j

(tx) dt

= Z

1

0

t ·

n

X

i=1

∂a

i

∂x

j

(tx)x

i

+ a

j

(tx) dt

= Z

1

0

d

dt ta

j

(tx)

dt = ta

j

(tx)

1

0

= a

j

(x).

Damit ist df = ω.

Im Falle n = 3 gibt es genau drei Integrabilit¨ atsbedingungen. Das motiviert die folgende

Definition

Sei G ⊂ R

3

ein Gebiet und F = (F

1

, F

2

, F

3

) ein stetig differenzierbares Vektorfeld auf G. Dann versteht man unter der Rotation von F das Vektorfeld rot F =

rot

1

(F), rot

2

(F), rot

3

(F) mit

rot

i

(F) := ∂

∂x

j

F

k

− ∂

∂x

k

F

j

, wenn (i, j, k) eine zyklische Vertauschung von (1, 2, 3) ist.

5.12. Folgerung

Ist G ⊂ R

3

ein sternf¨ ormiges Gebiet, F ein stetig differenzierbares Vektorfeld auf G und rot F = 0, so ist ω

F

ein totales Differential.

5.13. Beispiel

Sei F(x, y, z) := (x, y, z). Dann ist offensichtlich rot F = 0. Die Stammfunk- tion f gewinnt man folgendermaßen:

f (x, y, z) :=

= x Z

1

0

F

1

(tx, ty, tz) dt + y Z

1

0

F

2

(tx, ty, tz) dt + z Z

1

0

F

3

(tx, ty, tz) dt

= x · Z

1

0

tx dt + y · Z

1

0

ty dt + z · Z

1

0

tz dt

= (x

2

+ y

2

+ z

2

) · t

2

2

1 0

= 1

2 (x

2

+ y

2

+ z

2

).

Tats¨ achlich ist df = x dx + y dy + z dz = ω

F

.

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