Schlafentzug und dessen Wirkung auf explizite und implizite Gedächtnisfunktionen bei depressiven Patienten
im Vergleich zu gesunden Personen
Inaugural-Dissertation
in der Fakultät Pädagogik, Philosophie, Psychologie der Otto-Friedrich Universität Bamberg
vorgelegt von
Bernd Kundermann aus
Niederselters / Taunus
Bamberg, den 28.02.2005
Tag der mündlichen Prüfung: 25.05.2005 Dekan: Prof. Dr. M. P. Baumann
Erstgutachter: Prof. Dr. S. Lautenbacher
Zweitgutachter: Prof. Dr. H. Reinecker
Vorwort
Die vorliegende Arbeit entstand in einem vom BMBF geförderten Forschungsprojekt („Kompetenznetz Depression“), das an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Marburg durchgeführt wurde. Bei all denen, die dazu beigetragen haben, daß die Arbeit nun vorgelegt werden kann, möchte ich mich herzlich bedanken.
Mein Dank gilt insbesondere Herrn Prof. Dr. Stefan Lautenbacher, der mir als Projektleiter die Bearbeitung des neuropsychologischen Teils überließ, mir wertvolle wissenschaftliche Anregungen gab und mich immer wieder zu motivieren wußte. Ebenso sei ihm für sein Engagement für die Etablierung der klinischen Neuropsychologie innerhalb der Psychiatrie gedankt, was sich an der hiesigen Klinik personell wie technisch-apparativ ausdrückt.
Prof. Dr. J.-C. Krieg, der ärztliche Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, zeigte sich unermüdlich in seinem Einsatz, die institutionellen Rahmenbedingungen für die Durchführung der Studie zu ebnen und insbesondere die Rekrutierung von Patienten zu fördern.
Frau Annette Tittmar war mir eine unerläßliche Hilfe in Fragen der elektronischen Datenverarbeitung.
Frau Cornelia Würz stand mir zur Seite bei der organisatorischen Abwicklung und des neurobiologischen Teils der Studie.
Meiner Freundin Jutta danke ich für all das, was ich nur unzureichend auf Papier auszudrücken vermag!
Niederselters, im Februar 2005
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung... 1
2. Stand der Forschung und theoretische Überlegungen ... 5
2.1. Gedächtnis ... 5
2.1.1. Definition von Gedächtnis ... 5
2.1.2. Gedächtnismodelle... 6
2.1.3. Diagnostik expliziter und impliziter Gedächtnisleistungen... 9
2.1.4. Dissoziationen zwischen expliziten und impliziten Gedächtnisfunktionen ... 13
2.1.5. Neuronale Grundlagen des Gedächtnisses ... 15
2.2. Schlaf ... 20
2.2.1. Allgemeines zum Schlaf und historische Aspekte der Schlafforschung ... 21
2.2.2. Schlafphysiologie und -endokrinologie ... 21
2.2.3. Schlafregulation ... 24
2.2.4. Schlaf und Gedächtnis... 26
2.2.4.1. Experimentelle Ansätze I: Lernen und Gedächtnis als UV, Schlaf als AV... 26
2.2.4.2. Experimentelle Ansätze II: Schlaf als UV, Lernen und Gedächtnis als AV ... 30
2.2.4.3. Erklärungsansätze zur Bedeutung des Schlafs für die Gedächtnisbildung... 36
2.3. Depression... 39
2.3.1. Klassifikation und Diagnostik... 40
2.3.2. Kognitive Defizite bei depressiven Störungen ... 43
2.3.2.1. Aufmerksamkeit... 44
2.3.2.2. Gedächtnis. ... 47
2.3.2.3. Exekutive Funktionen ... 50
2.3.2.4. Erklärungsansätze kognitiver Defizite bei depressiven Störungen. ... 52
2.3.3. Abweichungen des Schlafs bei depressiven Störungen... 55
2.3.3.1. Schlafphysiologische Abweichungen... 55
2.3.3.2. Implikationen für Pathophysiologie und Therapie der Depression ... 56
2.3.4. Therapie depressiver Störungen ... 57
2.3.4.1. Psychotherapie ... 58
2.3.4.2. Biologische Therapien ... 58
2.3.4.2.1. Schlafentzug als antidepressive Therapie... 59
2.3.4.2.2. Weitere biologische Therapien der Depression... 61
2.3.4.3. Kognitive Funktionen im Verlauf depressiver Störungen... 62
3. Zielsetzung, Fragestellung und Hypothesen ... 66
4. Methodik ... 73
4.1. Versuchsplan. ... 73
4.2. Stichprobe. ... 73
4.3. Experimentelle Variation: "Schlafentzug" vs. "Kein Schlafentzug" ... 76
4.4. Kognitive Verhaltenstherapie ... 78
4.5. Abhängige Variablen und Meßzeitpunkte... 79
4.5.1. Abend - und Morgenuntersuchungen ... 80
4.5.1.1. Explizites Gedächtnis... 81
4.5.1.1.1. Beschreibung des AVLT und den daraus entwickelten Parallelversionen ... 81
4.5.1.1.2. Prüfmethoden und Behaltensintervalle... 82
4.5.1.2. Implizites Gedächtnis... 84
4.5.1.2.1. Instruktion und Ablauf der Lexikalischen Entscheidungsaufgabe ... 85
4.5.1.2.2. Stimuli und Konstruktion der Lexikalischen Entscheidungsaufgabe ... 86
4.5.1.2.3. Behaltensintervalle. ... 87
4.5.1.2.4. Kennwerte der Lexikalischen Entscheidungsaufgabe ... 88
4.5.1.3. Psychopathologie und Befindlichkeit... 89
4.5.2. Eingangs- und Abschlußuntersuchung... 90
4.5.2.1. Maße der kognitiven Leistungsfähigkeit ... 90
4.5.2.1.1. d-2-Aufmerksamkeits-Belastungstest ... 90
4.5.2.1.2. Geteilte Aufmerksamkeit (aus TAP) ... 90
4.5.2.1.3. Reaktionswechsel (aus TAP) ... 91
4.5.2.1.4. Auditiv-Verbaler Lerntest (AVLT) im freien Abruf ... 91
4.5.2.1.5. Unmittelbares Wiedererkennen... 92
4.5.2.1.6. Lexikalische Entscheidungsaufgabe... 92
4.5.2.1.7. Zahlenverbindungstest (ZVT) ... 92
4.5.2.1.8. Leistungsprüfsystem (LPS): Subtest 6 ... 93
4.5.2.1.9. Verzögertes Wiedererkennen (AVLT) ... 93
4.5.2.2. Psychopathologie und Befindlichkeit... 93
4.5.3. Ergänzende Verlaufsuntersuchungen ... 94
4.5.4. Abhängige Variablen und Meßzeitpunkte im Überblick... 95
4.6. Auswertung ... 96
4.6.1. Primäre Datenaufbereitung ... 96
4.6.2. Statistische Auswertung ... 96
5. Ergebnisse ... 101
5.1. Depressive und Gesunde im Querschnittsvergleich ... 102
5.1.1. Aufmerksamkeit... 102
5.1.2. Gedächtnis... 103
5.1.3. Exekutive Funktionen ... 104
5.2. Die Wirkung von Schlafentzug auf Stimmung und Gedächtnis im Kontext antidepressiver Therapie... 105
5.2.1. Stimmung im Verlauf antidepressiver Therapie... 105
5.2.2. Gedächtnis im Verlauf antidepressiver Therapie ... 110
5.2.2.1. Explizite Gedächtnisleistungen bei langzeitigem („Übernacht“-) Behaltensintervall... 110
5.2.2.2. Explizite Gedächtnisleistungen bei kurzzeitigem Behaltensintervall... 113
5.2.2.3. Implizite Gedächtnisleistungen bei langzeitigem („Übernacht“-) Behaltensintervall... 117
5.2.2.4. Implizite Gedächtnisleistungen bei kurzzeitigem Behaltensintervall... 119
5.3. Die Wirkung von Schlafentzug auf Stimmung und Gedächtnis: Depressive und Gesunde im Vergleich ... 122
5.3.1. Stimmung ... 122
5.3.2. Gedächtnis... 125
5.3.2.1. Explizite Gedächtnisleistungen bei langzeitigem („Übernacht“-) Behaltensintervall... 125
5.3.2.2. Explizite Gedächtnisleistungen bei kurzzeitigem Behaltensintervall... 127
5.3.2.3. Implizites Gedächtnis bei langzeitigem („Übernacht“-) Behaltensintervall... 131
5.3.2.4. Implizites Gedächtnis bei kurzzeitigem („Übernacht“-) Behaltensintervall ... 133
5.4. Kognitive Funktionen vor und nach antidepressiver Therapie: Responder vs. Non-Responder ... 135
5.4.1. Aufmerksamkeit... 137
5.4.2. Gedächtnis... 138
5.4.3. Exekutive Funktionen ... 139
5.5. Subjektive Beurteilung der Schlafqualität im Kontext der Kontrollnächte ... 140
5.5.1. Schlafqualität depressiver Patienten im Verlauf antidepressiver Therapie ... 141
5.5.2. Schlafqualität depressiver Patienten und gesunder Probanden im Vergleich... 142
5.6. Zusammenfassung der Ergebnisse ... 143
6. Diskussion... 149
6.1. Diskussion der Ergebnisse in Bezug auf die Kernhypothesen ... 149
6.2. Diskussion der ergänzenden Ergebnisse ... 157
6.3. Methodische Aspekte ... 161
6.4. Schlußdiskusssion und Ausblick... 162
7. Zusammenfassung... 165
8. Literaturverzeichnis... 174
Anhang... 190
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Taxonomie des Gedächtnisses nach Squire (aus Squire & Zola, 1996)... 8
Abbildung 2: Spiegelzeichnen als prozedurale Gedächtnisaufgabe (aus Buchner & Brandt, 2002) ... 12
Abbildung 3: Hippocampus und weitere limbische Strukturen (aus Kolb & Wishaw, 1993) ... 16
Abbildung 4: Biosignale der Polysomnographie (aus Borbély, 1998)... 22
Abbildung 5: Zyklischer Ablauf von Non-REM und REM Schlaf (aus Borbély, 1998) ... 23
Abbildung 6: Klassifikation der affektiven Störungen nach DSM-IV... 40
Abbildung 7: Versuchsplan ... 74
Abbildung 8: Instruktionsmaske des computergestützten Wiedererkennens... 83
Abbildung 9: Instruktionsmaske der Lexikalischen Entscheidungsaufgabe ... 85
Abbildung 10: Ablaufschema der Lexikalischen Entscheidungsaufgabe ... 86
Abbildung 11: Ablaufplan: Abhängige Variablen und Meßzeitpunkte ... 95
Abbildung 12: Selbstratings bei depressiven Patienten: Abend- und Morgenerhebungen unter dem Einfluss von
Schlafentzug gegenüber Kontrollbedingung mit ungestörtem Nachtschlaf ... 106
Abbildung 13: Wöchentliche Fremdratings bei depressiven Patienten unter dem Einfluss von Schlafentzug
gegenüber Kontrollbedingung mit ungestörtem Nachtschlaf... 108
Abbildung 14: Wöchentliche Selbstratings bei depressiven Patienten unter dem Einfluss von Schlafentzug
gegenüber Kontrollbedingung mit ungestörtem Nachtschlaf... 109
Abbildung 15: Freie Abruf- und Wiedererkennensleistung am Abend (unmittelbar) vor und am Morgen
(verzögert) nach Schlafentzug bzw. Kontrollnacht mit ungestörtem Nachtschlaf ... 111
Abbildung 16: Explizites Gedächtnis (freier Abruf) bei kurzzeitigem Behaltensintervall: Supraspanne,
Lernleistung, Verlust durch Interferenz und Gesamtlernleistung ... 114
Abbildung 17: Explizites Gedächtnis (Wiedererkennen) bei kurzzeitigem Behaltensintervall: Anzahl der Treffer
bzw. Treffer – Falsch positiv ... 116
Abbildung 18: Implizites Gedächtnis bei langzeitigem Behaltensintervall: Wiederholungspriming in Bezug auf
„speed“ und „accuracy“ ... 118
Abbildung 19: Implizites Gedächtnis bei kurzzeitigem Behaltensintervall: Wiederholungspriming in Bezug auf
„speed“ und „accuracy“ ... 120
Abbildung 20: Selbstratings bei Depressiven und Gesunden: Abend- und Morgenerhebungen unter dem
Einfluss von Schlafentzug gegenüber Kontrollbedingung mit ungestörtem Nachtschlaf ... 123
Abbildung 21: Freie Abruf- und (korrigierte) Wiedererkennensleistung am Abend (unmittelbar) vor und am
Morgen (verzögert) nach Schlafentzug bzw. Kontrollnacht mit ungestörtem Nachtschlaf: Depressive Patienten vs. gesunde Probanden... 126
Abbildung 22: Explizites Gedächtnis (freier Abruf) bei kurzzeitigem Behaltensintervall: Supraspanne,
Lernleistung, Verlust durch Interferenz und Gesamtlernleistung: Depressive Patienten vs. gesunde Probanden... 128
Abbildung 23: Explizites Gedächtnis (Wiedererkennen) bei kurzzeitigem Behaltensintervall: Anzahl der Treffer
bzw. Treffer – Falsch positiv: Depressive Patienten vs. gesunde Probanden ... 130
Abbildung 24: Implizites Gedächtnis bei langzeitigem Behaltensintervall (Wiederholungspriming in Bezug auf
„speed“ und „accuracy“): Depressive vs. Gesunde... 132
Abbildung 25: Implizites Gedächtnis bei kurzzeitigem Behaltensintervall (Wiederholungspriming in Bezug auf
„speed“ und „accuracy“): Depressive vs. Gesunde... 134
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Symptome der Major Depression nach DSM-IV ... 41
Tabelle 2: Auffälligkeiten im Schlafprofil verschiedener psychischer Störungen (nach Benca et al., 1992) ... 56
Tabelle 3: Ausschlußkriterien der Untersuchung ... 75
Tabelle 4: Beschreibung der Stichprobe unter Berücksichtigung der Gruppenzugehörigkeit... 76
Tabelle 5: Randomisierungsliste ... 77
Tabelle 6: Ablaufschema der Abend- und Morgenuntersuchung... 80
Tabelle 7: Explizite Gedächtnistests: Prüfmethoden und Retentionsintervalle... 84
Tabelle 8: Lexikalische Entscheidungsaufgabe mit Bezug auf unmittelbar vorhergehende Studierphase... 87
Tabelle 9: Ablaufschema der neuropsychologischen Eingangs- und Abschlußuntersuchung... 90
Tabelle 10: Faktoren der Varianzanalyse mit Meßwiederholung: Die Wirkung von Schlafentzug bei depressiven
Patienten im Verlauf einer 3-wöchigen antidepressiven Therapie... 97
Tabelle 11: Faktoren der Varianzanalyse mit Meßwiederholung: Die Wirkung von Schlafentzug bei depressiven
Patienten und gesunden Probanden... 99
Tabelle 12: Depressive Patienten und Gesunde im Querschnittsvergleich: Deskriptive und inferenzstatistische
Kennwerte im Hinblick auf Aufmerksamkeitsparameter... 102
Tabelle 13: Depressive Patienten und Gesunde im Querschnittsvergleich: Deskriptive und inferenzstatistische
Kennwerte im Hinblick auf Gedächtnisparameter ... 103
Tabelle 14: Depressive Patienten und Gesunde im Querschnittsvergleich: Deskriptive und inferenzstatistische
Kennwerte im Hinblick auf exekutive Funktionsparameter... 105
Tabelle 15: Selbstratings (am Abend vor und am Morgen nach Schlafentzug bzw. Kontrollnacht) bei
depressiven Patienten: Ergebnisse der Varianzanalysen ... 107
Tabelle 16: Wöchentliche Fremd- und Selbstratings: Ergebnisse der Varianzanalysen ... 108
Tabelle 17: Fremd- und Selbstratings bei depressiven Patienten: Ergebnisse (p-Werte) der paarweisen
Vergleiche (Tukey-Test) für die vier Meßzeitpunkte... 109
Tabelle 18: Explizites Gedächtnis bei langzeitigem („Übernacht“-)Behaltensintervall: Ergebnisse der
Varianzanalysen ... 111
Tabelle 19: Explizites Gedächtnis bei langzeitigem („Übernacht“-)Behaltensintervall: Ergebnisse der
Varianzanalysen mit depressionsbereinigten Werten... 112
Tabelle 20: Explizites Gedächtnis (freier Abruf) bei kurzzeitigem Behaltensintervall: Ergebnisse der
Varianzanalysen ... 115
Tabelle 21: Explizites Gedächtnis (freier Abruf) bei kurzzeitigem Behaltensintervall: Ergebnisse der
Varianzanalysen mit depressionsbereinigten Werten... 115
Tabelle 22: Explizites Gedächtnis (Wiedererkennen) bei kurzzeitigem Behaltensintervall: Ergebnisse der
Varianzanalysen ... 116
Tabelle 23: Explizites Gedächtnis (Wiedererkennen) bei kurzzeitigem Behaltensintervall: Ergebnisse der
Varianzanalysen mit depressionsbereinigten Werten... 117
Tabelle 24: Implizites Gedächtnis bei langzeitigem Behaltensintervall: Ergebnisse der Varianzanalysen... 119
Tabelle 25: Implizites Gedächtnis bei langzeitigem Behaltensintervall: Ergebnisse der Varianzanalysen mit
depressionsbereinigten Werten ... 119
Tabelle 26: Implizites Gedächtnis bei kurzzeitigem Behaltensintervall: Ergebnisse der Varianzanalysen ... 121
Tabelle 27: Implizites Gedächtnis bei kurzzeitigem Behaltensintervall: Ergebnisse der Varianzanalysen mit
depressionsbereinigten Werten ... 121
Tabelle 28: Selbstratings (abends und morgens) bei Depressiven und Gesunden: Ergebnisse der Varianzanalysen 124Tabelle 29: Explizites Gedächtnis bei langzeitigem Behaltensintervall: Ergebnisse der Varianzanalysen und