• Keine Ergebnisse gefunden

Erfahrungsbericht Erasmus+-Auslandssemester in Portugal. Art des Aufenthaltes & Motivation

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Erfahrungsbericht Erasmus+-Auslandssemester in Portugal. Art des Aufenthaltes & Motivation"

Copied!
5
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Erfahrungsbericht Erasmus+-Auslandssemester in Portugal

Art des Aufenthaltes & Motivation

Mein Erasmussemester fand im Sommersemester 2020 in Porto in Portugal statt – das war mein viertes Mastersemester im Hauptfach Psychologie. Schon zu Beginn des

Masterstudiums hatte ich entschieden, meinen Master um zwei Semester zu verlängern und über Erasmus+ mindestens ein Semester im Ausland zu verbringen. Zwischen meinem Bachelor- und meinem Masterstudium habe ich einen Freiwilligendienst über Erasmus+

gemacht und so ein Jahr im Ausland gelebt. Da mir das Leben im Ausland, das

Kennenlernen neuer Menschen aus verschiedensten Ländern und das Erkunden eines anderen Landes und dessen Kultur sehr viel Spaß gemacht und mich persönlich unfassbar bereichert hat, wollte ich die Chance auf eine weitere Erasmuserfahrung im Masterstudium unbedingt nutzen. Da ich meine Studienleistungen schon fast alle erbracht hatte, bestanden meine Erwartungen vor allem darin, viele Leute kennenzulernen, Freunde aus

verschiedenen Nationen zu finden, viel im Gastland und drumherum zu reisen und zusätzliche Unikurse zu besuchen, deren Themen mich interessieren und die ich als bereichernd empfinde.

Organisation

Um den Auslandsaufenthalt zu organisieren, habe ich zuerst die allgemeine Erasmus- Infoveranstaltung des Erasmuskoordinators der Fakultät für Psychologie, Herrn Ostendorf, und Vertretungen des International Office sowie des Fachsprachenzentrums besucht.

Anschließend habe ich mir auf der Homepage des IO die Erasmus-Partneruniversitäten für den Master Psychologie angeschaut und überlegt, in welche Städte ich gerne gehen würde.

Nachdem ich mir sowohl die jeweiligen Städte als auch die Homepages der Universitäten inklusive Kursangebot angeschaut hatte, habe ich eine Prioritätenliste mit Städten angelegt und mich für die Universität Porto als mein Wunschziel entschieden. Anschließend bin ich in die offene Sprechstunde des Erasmuskoordinators gegangen. In der Psychologie müssen keine umfassenden Bewerbungen geschrieben werden, Herr Ostendorf führt eine Liste aller möglichen Erasmusplätze, in die man sich nach einem kurzen Gespräch einfach für seine Wunschuniversität eintragen lassen kann – schnell zu sein, lohnt sich also, genauso, wie ein oder zwei Alternativziele im Kopf zu haben, falls der Platz and er Wunschuni schon vergeben sein sollte. Da in Porto noch ein Platz frei war, gab es für mich aber kein Problem und ich habe mit Herrn Ostendorf direkt alle Formalitäten und das genaue Vorgehen besprechen und einige Daten angeben können. Um das Ganze final zu machen, habe ich ihm einige Tage später dann noch mein Bewerbungsschreiben mit der persönlichen und fachlichen

Begründung für ein Erasmussemester und mein Wunschziel zugeschickt und er hat meine Daten später an das IO übermittelt. Zusätzlich war ich einige Zeit später noch bei der

(2)

fachübergreifenden Infoveranstaltung des IO, wo wir noch einmal genauere Informationen zum „Papierkram“ und dazu, wann was wie eigereicht werden muss, erhalten haben.

Außerdem habe ich mich im eKVV nach Portugiesischkursen des Fachsprachenzentrums umgeschaut und habe zum Sommersemester 2019 einen Platz im A1-Kurs bekommen und im darauffolgenden Wintersemester dann den A2-Kurs besucht. Die Kurse fanden zwei Mal die Woche statt und waren beide kostenfrei. Nach einiger Zeit ging es dann daran, das Grant Agreement mit der Stipendienvereinbarung zu unterschreiben. Alle Papiere wurden vom IO erstellt und mir zugeschickt. Außerdem registriert man sich bei Mobility Online, einem

Onlinecenter, in dem für das gesamte Erasmussemester von der vorherigen Organisation bis zur Anrechnung nach dem Semester alle Unterlagen hochgeladen und teils auch

bereitgestellt werden. Als übersichtlicher Workflow ist dort aufgelistet, was wann erledigt und eingereicht werden muss, sodass man eigentlich nichts vergessen oder falsch machen kann.

Im September 2019 hat die Universität Porto dann zum ersten Mal Kontakt zu mir

aufgenommen, mir meinen Platz bestätigt und einige Informationen zu Porto und der Uni mitgeschickt. Außerdem sollte ich online meine Kurswahl treffen. Zu diesem Zeitpunkt habe ich erfahren, dass die Kurse an der Uni Porto nicht auf Englisch, sondern komplett auf Portugiesisch gehalten werden. Das hat mich tatsächlich sehr überrascht, da ein

Auswahlkriterium für die Uni Porto und gegen Lissabon für mich war, dass es laut vorheriger Beschreibung in einer Übersicht unserer Uni Kurse auf Englisch gäbe (trifft für die Uni

teilweise auch zu, aber nicht im Fachbereich Psychologie). Das Kursangebot selbst war aber sehr weit gefächert und interessant, wenn auch online etwas kompliziert präsentiert, sodass ich mich trotzdem weiterhin auf die Uni gefreut habe und mich sprachlich überraschen lassen habe. Von Seiten der Uni Bielefeld gab es keine Vorschriften, wie viele Credits erbracht werden sollen, die Uni Porto schrieb vor, dass mindestens 20 und maximal 40 Credits zu erbringen sind. Nach meiner Kurswahl ging es dann ans Ausfüllen des Learning

Agreements, das anschließend von den Erasmuskoordinatoren der Fakultät (Herr Ostendorf

& Prof. Schneider) und von der akademischen Studienberatung (Frau Riedel) geprüft und unterschrieben wurde, bevor es dann an die Erasmuskoordinatorin der Psychologie in Porto ging. Da ein Visum oder besondere Versicherungen nicht nötig waren, war der Großteil der Organisation erst einmal erledigt und das Semester so weit fix. Da ich am Ende des

Sommersemesters in dem mein Erasmus stattfinden sollte noch zwei Klausuren in Bielefeld schreiben wollte, habe ich mich für das Semester nicht beurlauben lassen. Den Anteil des Semesterbeitrages, der für das Semesterticket bestimmt ist, konnte ich mir aber beim AStA nach Zahlung des Beitrages rückerstatten lassen. Die Wohnungssuche in Porto gestaltete sich dann etwas schwieriger. Beim Studierendenwerk in Porto gibt es günstige Zimmer in Wohnheimen auf deren Warteliste ich mich auch habe setzen lassen, eine Zusage für ein Zimmer bekam ich allerdings erst wenige Tage vor Abreise, als ich den Vertrag für ein WG-

(3)

Zimmer schon unterschrieben hatte. In Onlineportalen wie Uniplaces werden viele Zimmer angeboten – diese sind oft aber sehr teuer oder schlecht ausgestattet. Sich in

Facebookgruppen umzuschauen, lohnt sich auf jeden Fall. Oft findet man dort auch andere Erasmusstudenten, die eine WG mit einem gründen wollen. Eine Kommilitonin, die im gleichen Semester nach Porto gegangen ist, hat letztendlich ein Angebot für eine Wohnung mit 3 freien WG-Zimmern von einer privaten Vermieterin in einer Facebookgruppe entdeckt.

Die Zimmer waren mit 300€ pro Monat ohne Nebenkosten zwar nicht gerade günstig und die Wohnung eher klein, aber da sie gut gelegen war und jede von uns einen Balkon an ihrem Zimmer hatte, haben wir uns beide dafür entschieden. Für das dritte Zimmer hat die Vermieterin dann eine Mitbewohnerin gesucht, da hatten wir leider kein Mitspracherecht.

Woran man in Portugal denken sollte, ist, dass der Strom mit der teuerste in Europa ist und die Häuser meist nicht sonderlich gedämmt sind oder über Heizsysteme verfügen. Von Februar bis Anfang April war es extrem feucht, draußen wie drinnen und dadurch auch sehr kalt – man wurde quasi nie wirklich warm, weil auch alle Sachen klamm sind bzw, gar nicht erst trocken werden. In unserer Wohnung hatten wir in den Zimmern Klimaanlagen, mit denen man auch heizen konnte, das geht allerdings sehr schnell ins Geld. Im Schnitt bin ich inklusive Nebenkosten meist bei einer monatlichen Miete um die 350€ gelandet. Freunde, die erst vor Ort nach einer Wohnung geschaut haben, haben teilweise günstigere WG- Zimmer in einheimischen WGs gefunden (was natürlich auch super ist, um Leute

kennenzulernen). Trotz der höheren Miete würde ich aber empfehlen, sich vor der Anreise ein Zimmer zu suchen, weil es sehr viel wert war sich in den ersten Wochen nur ums

Ankommen, Zurechtfinden und Leute kennenlernen kümmern zu müssen und nicht aus dem Rucksack im Hostel zu leben und immer wieder Wohnungsbesichtigungen zu haben.

Studienalltag & Besonderheiten

Direkt in den ersten Tagen fand eine Willkommensveranstaltung im Rektorat für alle

Erasmus-Studierenden statt, bei der uns alles Wichtige zur Uni und zur Stadt (wo finden wir was, wie läuft die Gesundheitsversorgung etc.) erklärt wurde. Dort bekamen wir auch unsere Unicard und konnten die „Arrival-Dokumente“ unterschreiben und stempeln lassen. Am nächsten Tag ging es dann in die Fakultät für Psychologie, wo wir unseren Stundenplan noch einmal am PC durchgehen sollten und die Kurswahl final gemacht wurde. Einige Kurse waren schon von den einheimischen Studierenden überbucht, andere haben sich zeitlich überschnitten. In meinem Stundenplan hat sich somit nochmal einiges geändert, die Kurse klagen aber trotzdem alle sehr interessant. In der darauffolgenden Woche ging dann der Unialltag richtig los. Am ersten Tag gab es eine kurze Begrüßungsveranstaltung der Fakultät mit einer Tour durch das Gebäude und Infos zu den Onlineportalen, Kursen und Prüfungen, Hochschulsport, Cafeterien und Weiterem. Anschließend ging der normale Alltag weiter. Die Veranstaltungen in Porto unterscheiden sich etwas von denen in Bielefeld. Ein Kurs geht

(4)

meist über ca. 4h und es gibt eine feste Mittagspause über eine Stunde. So hat man oft nur 2 Kurse am Tag. Ob der Kurs wirklich zur angegebenen Zeit startete, hing sehr von der

Professorin ab. Das war gerade morgens oft etwas frustrierend, da wir – sehr deutsch - natürlich zur angegebenen Zeit am Raum standen und der Rest erst eine halbe Stunde später eintrudelte. Mit den Wochen haben wir uns daran aber einfach angepasst und haben uns selbst mehr Zeit gelassen. Die Kurse an sich haben meist eher einen Seminarcharakter und sind recht verschult – es gibt viel Interaktion, Diskussionen und Gruppenarbeiten, was die 4h sehr lebendig und gut aushaltbar machte. Der einzige Knackpunkt war die Sprache – die Lehrenden waren immer hilfsbereit und haben sich auf uns eingestellt und Dinge auf Englisch wiederholt oder zusammengefasst, da die Kurse aber inhaltlich wirklich sehr interessant gestaltet waren, hätte ich oft gerne mehr verstanden – besonders in den klinischen Fächern, die sehr praktisch angelegt waren und wo viele Fälle vorgestellt und besprochen wurden. An meinen Unitagen 8 Stunden Fach-Portugiesisch zuzuhören und zu versuchen, alles Wichtige herauszufiltern, war definitiv anstrengend. Glücklicherweise habe ich nur in 2 Kursen Tests oder Klausuren über die Vorlesungsinhalte schreiben müssen. Den Aufwand für die Credits würde ich generell als höher als in Bielefeld einschätzen. Nicht nur wegen der Sprache, sondern weil in jedem Kurs mehrere Leistungen erbracht werden mussten und die Veranstaltungsdauer ja auch länger war (Bsp. 3 Tests über

Vorlesungsinhalte & Fälle + benotetes Gruppenreferat oder Einzelpaper + Gruppenreferat + Gruppenpaper). Der fachliche und wissenschaftliche Anspruch war jedoch oft geringer als in Bielefeld, vor den Benotungen allerdings auch schwer einzuschätzen. Durch die

Coronapandemie war der Unialltag nach weniger Wochen dann auch schon wieder beendet.

Sowohl die Universität Porto als auch Bielefeld haben es allen Erasmusstudierenden freigestellt, ob sie im Ausland bleiben wollen oder nicht. Nach einem Tag Chaos,

Informationsnot und Hin- und Herüberlegen habe ich für mich aber sehr schnell entschieden, dass ich in Portugal bleiben möchte. Ich habe mich dort sehr sicher gefühlt und hatte den Eindruck, dass Lockdown und Schutzmaßnahmen dort schneller als in Deutschland

eingeführt wurden und von der Bevölkerung auch direkt sehr gewissenhaft umgesetzt. Das International Office der Uni Porto hat mich die gesamte Zeit gut auf dem Laufenden gehalten und die Unikurse gingen in Woche 2 des Lockdowns durch zu erledigende Aufgaben und wenig später ganz normal in Form von Zoom-Meetings weiter. Die Prüfungen fanden auch alle online statt, sie wären also auch gut aus einem anderen Land machbar gewesen. Ab Mai waren die Infiziertenzahlen in Portugal so gut, dass wieder Lockerungen möglich waren. Der Unibetrieb ging zwar nie wieder „richtig“ los, aber Geschäfte und Cafés konnten Stück für Stück wieder öffnen und da das Wetter ab dieser zeit fantastisch war, konnte man sehr viel Zeit draußen verbringen. Etwa die Hälfte meiner Erasmusfreunde war während der

Quarantäne abgereist – umso schöner war es, diejenigen, die auch geblieben sind, wieder

(5)

zu sehen und umso enger war dann auch unsere Bindung zueinander. Vor der Quarantäne hatten wir schon einige Kurztrips und Ausflüge gemacht, danach haben die meisten von uns angefangen, surfen zu lernen und Porto mehr erkundet. Da die gesamte Erasmuscommunity deutlich geschrumpft war, hat man an den üblichen Plätzen immer wieder die gleichen Leute getroffen und so auch ohne die Möglichkeit von Parties und langen Barnächten noch einmal Leute kennengelernt.

Fazit

Alles in allem würde ich ein Erasmussemester auf jeden Fall jedem empfehlen. In einem anderen Land zu leben, ist für mich persönlich unfassbar bereichernd. Da es gerade am Anfang fast schon zu viele Veranstaltungen für Erasmusstudierende gibt und alle in der gleichen Situation sind, ist es wirklich einfach viele nette Leute kennenzulernen und „seine Gruppe“ zu finden. Ich hatte sehr viel schneller als sonst das Gefühl, mit den Leuten

verbunden zu sein – wahrscheinlich, weil alle nach Freundschaften suchen und auch selbst ein großes Interesse daran haben, sich auszutauschen und Dinge zusammen zu

unternehmen. Die Reisepläne, die ich vor dem Semester so hatte, konnte ich mir

coronabedingt leider nicht alle erfüllen. Trotzdem konnte ich Portugal gut kennenlernen und werde definitiv wiederkommen. Ich habe eine neue Stadt hinzubekommen, die sich nach Zuhause anfühlt und die ich in und auswendig kenne und viele Menschen kennengelernt, die ich nicht mehr missen möchte. Wir alle haben gerade gegen Ende festgestellt, wie sehr uns das Erasmus mehr als EuropäerInnen fühlen lässt und wie verbunden wir trotz unserer verschiedenen Herkunftsländer sind. Die Möglichkeiten, zu leben, wo wir möchten und frei reisen zu können (wenn nicht gerade Corona dazwischenkommt), habe ich noch einmal mehr wertzuschätzen gelernt.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Ich bin sehr froh dass ich mein Auslandssemester in so eine Stadt gemacht habe, weil ich sonst diese Merkmale der amerikanischen Kultur nicht erleben konnte..

Ich habe lediglich das Sportangebot der Uni in Anspruch genommen (Polideportivo).. man zu vorgegebenen Uhrzeiten gratis Sport machen. Gegen Gebühr konnte man Mitglied

Am ersten Unitag findet eine Einführungsveranstaltung statt, d.h., dass man an diesem Tag alle Kurse besuchen kann, für die man sich interessiert und sich dann

Sie wohnen in Italien können aber ebenfalls sehr gut Deutsch, da dieser Teil von Italien lange zu Österreich gehört hat.. Welche Perspektiven auf das Gastland/Herkunftsland haben

Da diese aber auf sich warten ließ und die Deadline zum Anmelden in Groningen immer näher rückte, sendete Frau Theele noch einmal eine Email an die Uni in Groningen, worauf

langweilige Vorlesungen gehalten, deswegen kann ich den Kurs sehr empfehlen, auch wenn man am Ende an zwei großen Gruppenarbeiten arbeiten musste, was etwas nervig war, aber

Die Stadt an sich hat nicht viel zu bieten, allerdings ist hier jeder Austauschstudent auch nur wegen einer Sache hergekommen – den Nordlichtern.. Macht diesen Trip im

Da wir eine große Gruppe von Austauschstudenten waren, fand man leicht Leute für einen Ausflug am Wochenende oder konnte sich anderen anschließen.. Zudem wurden