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Die Sprache der Fächer

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Academic year: 2022

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Die Sprache der Fächer

Fächer kennt man vor allem als nostalgisches

Accessoire der Damenmode. Historische Modelle zieren Museumsvitrinen, in Revuen kann man Exemplare aus Straußenfedern sehen, manche Exemplare kamen als Reisesouvenirs nach Österreich. Doch hatten sie im Lauf der Zeit und in unterschiedlichen Kulturen verschiedene Funktionen.

V O N H E L G A M A R I A W O L F

Fächer kannte man schon in der Antike. Dass sie im Laufe der Jahrhunderte unterschied- liche Funktionen erfüllten, darauf deutet die Bezeichnung hin. Das lateinische Wort

„focare“ verweist, ebenso wie das mittelhoch- deutsche „focher“, auf das Anfachen von Feuer. Umgekehrt verschaffen Fächer durch Zuführen frischer Luft Abkühlung. Anfangs verwendete man dazu wohl ein Blatt. Ein verziertes Palmenblatt mit goldbeschlagenem Griff fand sich im Grab einer Pharao-Mutter im Alten Ägypten aus der Zeit um 1550 v. Chr.

Stielfächer in Blattform sind aus der griechi- schen und römischen Antike überliefert, sie waren aus rund zugeschnittenem Holz, Leder oder anderen Materialien gefertigt.

Hoheitszeichen und Ehrensymbol

Fächer erwiesen sich nicht nur als Gebrauchs- gegenstände im Alltag als nützlich, sie konnten auch als Hoheitszeichen dienen. Ägyptische Pharaonen ließen sie sich als Symbol der Würde an langen Stangen vorantragen. Herr- scher im alten Japan verwendeten Befehls- fächer (Gunbai) wie einen Kommandostab.

Die Ostkirche hat ein fächerähnliches litur- gisches Gerät, das Rhipidion: eine runde Metallscheibe mit Darstellungen der Seraphim auf einer Stange. Es steht beim Gottesdienst im Altarraum und wird geschüttelt, um die Anwesenheit der Engel zu symbolisieren. Bei Prozessionen mitgeführt, verstärkt es den feierlichen Eindruck. In der Westkirche ist der liturgische Fächer (Flabellum) nicht mehr ge- bräuchlich. Vom Diakon bewegt, sollte er im Mittelalter Insekten vom Altar verscheuchen.

Faltfächer aus Asien

Es gibt verschiedene Fächerarten, die bekann- teste und häufi gste ist der Faltfächer. Er soll sich aus der Beobachtung von Vogel- oder Fledermausfl ügeln entwickelt haben. In Europa begann seine große Zeit im 16. Jahrhundert.

Damals kam der Faltfächer aus Asien nach

Kultur

&

Gesellschaft Accessoire Accessoire

1 Orientalischer Holzfächer

2 Japanischer Fächer

3 Chinesischer Fächer

4 Spanischer Fächer

5 Historischer Fächer

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Fotos: ClipDealer

Portugal, Spanien und Italien. Nach der Hoch- zeit der Prinzessin Katharina von Medici mit dem französischen König Heinrich II. im Jahr 1533 verlagerte sich die Fächerherstellung von Italien nach Frankreich. Der König selbst vergab die Konzessionen für das Gewerbe.

In den nächsten Jahrhunderten wurde das Material immer kostbarer: Die Rippen wurden aus geschnitztem Elfenbein, Perlmutt, Schild- patt und Horn gefertigt, das Fächerblatt aus bestickter Seide oder künstlerisch bemaltem Papier. Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts blieb der Fächer ein Privileg des Adels und gehobenen Bürgertums.

Für Ball, Garten, Oper, Hochzeit Mit der Erfi ndung des Kupferstichs fand diese Drucktechnik auch Verwendung für Fächerblätter. Die Motive richteten sich nach der Bestimmung als Ball-, Garten-, Opern- oder Hochzeitsfächer. Solche brachten die weiblichen Gäste der Braut in einem Körb- chen als Geschenk.

Entsprechend den noblen Benutzerinnen entwickelte sich eine „Fächersprache“, mit der die Damen ihre Gefühle gegenüber einem Herrn ausdrücken konnten. In Spanien und anderen Ländern gab es eigene „Fächerakade- mien“, die diese Gesten lehrten. Den Fächer mit der linken Hand vor das Gesicht zu halten hieß: „Ich möchte Sie kennenlernen“, mit dem geschlossenen Fächer die rechte Wange berühren: eine Frage bejahen beziehungs-

weise die linke Wange: verneinen. Den Fächer schnell und hörbar zusammenklappen: „Ein Rendezvous ist unmöglich!“

Auf Bildern aus dem Wien der Barock- und Biedermeierzeit fi nden sich Fächer als modi- sche Accessoires der Bürgerinnen. 1778 ist der erste „Waderlmacher“ in Wien nachweisbar, bis 1800 gab es 25 Erzeuger. Der ideenreiche Kunsthändler und Kupferstecher Johann Hieronymus Löschenkohl druckte Faltfächer mit aktuellen Darstellungen sowie zu Neu- jahr und zum Annenfest. Allein von ihm sind 80 Modelle von Papierfächern bekannt. Ende des 19. Jahrhunderts kamen Faltfächer aus Spitze und (Straußen-)Federn in Mode.

Verkaufsschlager aus Japan

1873 war die japanische Abteilung die Sen- sation der Wiener Weltausstellung. Experten, darunter der Direktor der kaiserlichen Gärten in Tokyo, schufen einen Landschaftspark mit einem Teich, kunstvoll geformten Bäumen, Steinlaternen und mehreren Gebäuden. In der traditionell aufgebauten Ladenstraße, die zu einem nachempfundenen Schrein führte, machten die Aussteller gute Geschäfte. Ein Augenzeuge berichtete: „Kein Mensch kehrt zurück, ohne einen Fächer erbeutet zu haben.“

In Japan blicken Falt- und Blattfächer auf eine lange Tradition zurück, sie wurden seit dem siebenten Jahrhundert als Gegenstand der höfi schen Etikette verwendet. Als Zeitvertreib erfanden die Adeligen ein Spiel, bei dem sie bunte Fächer in Wasserläufe warfen. Das Motiv der „fl iegenden Fächer“ fi ndet sich bis heute auf Kimonos und kunsthandwerklichen Objekten.

Die Rippen wurden aus Elfenbein, Perlmutt und Schildpatt gefertigt, das Fächerblatt aus bestickter Seide oder künstlerisch bemaltem Papier.

Accessoire

Portugal, Spanien und Italien. Nach der Hoch-

Material immer kostbarer: Die Rippen wurden

Besonders in Japan sind auch Blattfächer üblich, die sich nicht zusammenfalten lassen.

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