WALTER BENJAMIN KOLLEG
INTERDISZIPLINÄRES FORSCHUNGS- UND NACHWUCHSNETZWERK
MA EDITIONSPHILOLOGIE
HS 2018 KOMMENTIERTES VERANSTALTUNGSVERZEICHNIS Stand: 16.07.2018
Inhalt
1 Studienprogramm Editionsphilologie ... 3
1.1 Editionsphilologie ... 3
1.2 Masterprogramm mit Praktikum ... 3
1.3 Inhaltliche Schwerpunkte des Studienprogramms... 3
1.4 Fachstudienberatung ... 4
1.5 Praktikum... 4
2 Beteiligte Dozierende im HS 2018... 5
3 Veranstaltungskatalog ... 6
3.1 Studienprogramm: Grundmodul, Praktikum, Examenskolloquien ... 6
3.2 Ergänzungskurse ... 9
3.3 Empfohlene Seminare ... 11
4 Ergänzende Informationen: Musterstudienprogramme und Beschreibung zu den Lehrveranstaltungstypen ... 14
4.1 Beteiligte Universitätsinstitute ... 14
4.2 Master Major: Editionsphilologie (90 ECTS) ... 14
4.3 Master Minor: Editionsphilologie (30 ECTS)... 15
4.4 Master Major und Master Minor: Editionsphilologie ... 16
3 1 Studienprogramm Editionsphilologie
Das Studienprogramm Editionsphilologie ist ein interdisziplinäres Masterstudienprogramm der Universität Bern und wird am Walter Benjamin Kolleg koordiniert.
1.1 Editionsphilologie
Editionsphilologie umfasst Theorie und Praxis der philologischen Grundlagenarbeiten (Erschliessen der Überlieferungszeugen, Textkritik und Kommentar). Sie beschäftigt sich auf breiter Basis mit der Sicherung, Dokumentation, Konstitution und Vermittlung der Textgrundlagen geisteswissenschaftlicher Forschung.
Seit der traditionelle Auftrag, historische Texte für die Überlieferung zu sichern, immer mehr durch Archivierungsportale im Internet erfüllt wird, bestehen für eine heutige Editionsphilologie besonders drei Schwerpunkte:
(1) die Erschliessung unpublizierter Handschriften,
(2) die Rekonstruktion künstlerischer Schreibprozesse sowie (3) die kulturhistorische Dokumentation und Kommentierung.
Editionsphilologen müssen daher über vielfältige Wissensstände und Arbeitsmethoden verfügen.
Ein Masterstudium Editionsphilologie erlaubt die Erweiterung von Grund- kenntnissen aus einem geisteswissenschaftlichen Studienfach durch das editions- philologische know-how. Die Studiengegenstände werden an Beispielen aus den beteiligten Fächern eingeübt und vertieft.
In enger Zusammenarbeit mit Institutionen und Projekten im Bereich von Archiv und Edition werden die zeitgemässen Anforderungen an eine archivalische und editorische Praxis vermittelt, kritisch gesichtet und in der praktischen Arbeit umgesetzt.
1.2 Masterprogramm mit Praktikum
Im Lauf des Masterstudiums ist eine Spezialisierung auf Bereiche wie Textphilologie, Kommentierung, Archiv oder elektronische Edition möglich; die Spezialisierung erfolgt vor allem durch die Wahl eines entsprechenden Praktikums. Dieses einsemestrige Praktikum kann in einem der angeschlossenen Editionsprojekte oder bei externen Praktikumsanbietern wie literarischen Archiven im In- oder Ausland absolviert werden und eröffnet praktische Einblicke in die Arbeit von Archiven oder Editionsprojekten.
1.3 Inhaltliche Schwerpunkte des Studienprogramms
• Geschichte, Theorie und Methoden der Editionswissenschaft
• Handschriftenkunde, Textgenetik, Textkonstitution
• Aufgabe, Konzeption, Inhalt und Funktion der Kommentierung
• Literarisches Archiv, Arbeit mit dichterischen Nachlässen
• Digital Humanities und elektronische Edition
• kulturwissenschaftliche Dimensionen der Editionsphilologie
1.4 Fachstudienberatung
Sämtliche Fragen vor und während des Studiums der Editionsphilologie, welche die Organisation Ihres Studiums, die Studienanforderungen, die Durchführung der Praktika, die Anfertigung von Praktikumsberichten und Masterarbeiten oder die Anrechnung extern erbrachter Studienleistungen betreffen, können Sie im Rahmen einer Fachstudienberatung mit dem Studienkoordinator besprechen.
Für eine Sprechstunde wenden Sie sich bitte per E-Mail an:
PD Dr. Christian von Zimmermann Studienkoordinator Editionsphilologie Forschungsstelle Jeremias Gotthelf Muesmattstrasse 45
Unitobler Büro D 405
vonzimmermann@germ.unibe.ch
1.5 Praktikum
Informationen zum Praktikum entnehmen Sie bitte dem entsprechenden Veranstal- tungshinweis im KVV. Bitte beachten Sie, dass externe Praktika einer Zustimmungspflicht unterliegen und mit dem Fachstudienberater vorbesprochen werden müssen.
5 2 Beteiligte Dozierende im HS 2018
Dozierende/r Institut / Einrichtung Sprechzeiten
Prof. Dr.
Simona Boscani Leoni
Historisches Institut Donnerstags 14 – 16 Uhr Muesmattstrasse 49, 1.Stock Büro D 114 (Forschungspool) PD Dr.
Kathrin Chlench-Priber
Germanistische Mediävistik
nach Vereinbarung via kathrin.chlench@germ.unibe.ch Prof. Dr.
Annette Kern-Stähler
English Department nach Vereinbarung via kern- staehler@ens.unibe.ch Prof. Dr.
Cyrill P. Rigamonti
Institut für Wirtschaftsrecht
nach Vereinbarung via cyrill.rigamonti@iwr.unibe.ch Prof. Dr.
Regula Schmid Keeling
Historisches Institut, Mittelalterliche Ge- schichte
nach Vereinbarung via regula.schmid@hist.unbe.ch
Prof. Dr.
Michael Stolz
Germanistische Mediävistik
michael.stolz@germ.unibe.ch
Prof. Dr.
Benedicte Vauthier
Institut für Spanische Sprache und Literatu- ren
nach Vereinbarung via
benedicte.vauthier@rom.unibe.ch
Ricarda Wagner, M.A. English Department nach Vereinbarung via ricarda.wagner@ens.unibe.ch PD Dr.
Christian von Zimmermann
Forschungsstelle Jeremias Gotthelf
Fr 13 – 14 Uhr und nach Vereinba- rung, Anmeldung via
christian.vonzimmermann@
germ.unibe.ch
3 Veranstaltungskatalog
3.1 Studienprogramm: Grundmodul, Praktikum, Examenskolloquien
Einführung in die Editionsphilologie Kursart Modul
Dozierende Modulteil 1: Prof. Dr. Michael Stolz, PD Dr. Christian von Zimmermann, Prof. Dr. Cyrill P. Rigamonti (für Urheberrecht)
Modulteil 2: PD Dr. Kathrin Chlench-Priber, PD Dr. Christian von Zimmermann
Zeit Freitags 8:30–12:00 Uhr
ausserordentliche Termine zum Urheberrecht:
Mi 7.11., Di 13.11., Mi 14.11., Di 20.11., jeweils 14–16 Uhr Ort Unitobler, Lerchenweg 36, Raum F012
ECTS 12
Anmeldung Neues Anmeldeverfahren: Bitte melden Sie sich in KSL sowohl für das Modul als auch für die beiden Kurse der Germanistik (Handschriftenkunde sowie Einführung in Theorie und Geschichte der Editionsphilologie) an Abstract
Das Modul „Einführung in die Editionsphilologie“ bildet die obligatorische Einführung in den Studiengang Editionsphilologie. Das Modul gliedert sich in zwei Kurse, die im 14täglichen Wechsel durchgeführt werden.
Der Modulteil 1 bietet einen Überblick über die wichtigsten theoretischen Grundlagen und historischen Praktiken der Edition sowie eine Einführung in die Grundlagen editionsphilologischen Arbeitens vom handschriftlichen Befund über seine Deutung bis hin zur Apparatverzeichnung und Kommentierung. Er leistet damit auch einen Beitrag zum universitären Schwerpunkt der (kulturellen) Nachhaltigkeit.
Dabei werden sowohl mediävistische wie neuphilologische Editionen berücksichtigt. Die Studierenden erhalten zudem durch Gastreferent*innen und einen Exkursionstag Einblick in aktuelle Editionsvorhaben.
Behandelt werden u.a. theoretische Ansätze der Editionsphilologie wie die historisch-kritische Methode, das Leithandschriftenprinzip (‚Best text editing’), die überlieferungsgeschichtliche Edition, Fassungstexte, Textgenetik und Critique Génétique. Besondere Berücksichtigung erfahren im Hinblick auf die mediävistischen Editionen die bei der Anfertigung und Überlieferung von Texten zentralen Vorgänge wie mündliche und schriftliche Textproduktion, Variantenbildung, Wirkungsgeschichte sowie ihre Bedeutung für die editorisch e Textkonstitution (vor allem an Beispielen der höfischen Lyrik und Epik). Anhand neuphilologischer Editionen werden unterschiedliche Auffassungen von der Bedeutung und Repräsentation der Textgenese und Textkommentierung zur Diskussion gestellt. Auch urheberrechtliche Fragen finden Berücksichtigung.
Als Beispieleditionen werden u.a. Werkeditionen zu Autoren wie Wolfram von Eschenbach, Jeremias Gotthelf, Georg Büchner, C. F. Meyer, Georg Heym und Georg Trakl vorgestellt.
Neben historisch-kritischen Editionen werden Faksimileeditionen, Studienausgaben, Erläuterungsausgaben, Leseausgaben mit/ohne Einleitungsessay, Studien- und Taschenpartituren diskutiert, die sich nicht unbedingt an ein Fachpublikum richten, sondern unterschiedliche bibliophile, schulische oder allgemeine kulturelle Interessen bedienen.
7
Vorgestellt werden ferner die medialen Aspekte der Editionswissenschaft von digitalen Editionen bis hin zu elektronischen Hilfsmitteln für die Kommentierung der Texte. Auch hier sollen konkrete Beispiele Einblick in die editorische Praxis im digitalen Zeitalter bieten.
Der Kurs wird in Inhalten und Voraussetzungen den jeweiligen Kenntnissen der Teilnehmer*innen und ihrer Herkunft auch aus anderen Fächern als der Germanistik angepasst.
Im Rahmen des Studiums der Germanistik ist der Besuch als Aufbaukurs möglich. Der Leistungsnachweis im Aufbaukurs erfolgt durch Posterpräsentationen, Protokoll und Seminararbeit. Der Kurs wird in Inhalten und Voraussetzungen den jeweiligen Kenntnissen der Teilnehmer*nnen und ihrer Herkunft auch aus anderen Fächern als der Germanistik angepasst.
Der Modulteil 2 ist eine Übung zur Handschriftenkunde. Manuskripte stehen im Zentrum des editionsphilologischen Interesses. Die Kenntnis der Schriften und Handschriften sowie die Befähigung zu ihrer Lektüre bilden eine der unverzichtbaren
Grundlagen philologischen Arbeitens.
Der Kurs Handschriftenkunde teilt sich in zwei Bereiche: mittelalterliche Schriftenkunde und neuere Handschriftenkunde. An ausgewählten Schriftzeugnissen soll in erster Linie die Lesefähigkeit eingeübt werden, daneben werden Erläuterungen zur Schriftentwicklung gegeben.
Die Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer erhalten zudem einführende Einblicke in die unterschiedlichen Traditionen der Transkription und textphilologischen Einrichtung für die Edition wie sie in der Mediävistik und der Neuphilologie sich herausgebildet haben. Neben den Kurssitzungen werden Übungstexte zur Sitzungsvorbereitung und zur Vertiefung der eigenen Praxis ausgegeben.
Der Leistungsnachweis im Modul erfolgt durch Posterpräsentationen, Protokoll und Abschlussklausur.
Literatur wird umfangreich auf ILIAS zur Verfügung gestellt. Zur Vorbereitung empfohlen werden:
Bodo Plachta: Editionswissenschaft. Eine Einführung in Methode und Praxis der Edition neuerer Texte. 2., erg. und aktualisierte Aufl. Stuttgart: Reclam 2006 (= Universal- Bibliothek 17603).
Thomas Bein: Textkritik. Eine Einführung in Grundlagen germanistisch-mediävistischer Editionswissenschaft. 2., überarb. und erw. Aufl. Frankfurt am Main: Lang 2011.
David C. Greetham: Textual scholarship. An introduction. New York u.a.: Garland 1992.
Almuth Grésillon: Literarische Handschriften. Einführung in die «critique génétique». Bern: Lang 1999 (Arbeiten zur Editionswissenschaft 4).
Hans Ulrich Gumbrecht: Die Macht der Philologie. Über einen verborgenen Impuls im wissenschaftlichen Umgang mit Texten. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2003.
Wilhelm Hemecker (Hrsg.): Handschrift. Wien: Zsolnay 1999 (= Profile 4).
Kolloquium für Examenskandidat*innen Kursart Ergänzungskurs / Kolloquium Dozierender PD Dr. Christian von Zimmermann Zeit Blockveranstaltung:
Fr 19.10., 13–18 Uhr Sa 20.10., 9–14 Uhr Fr. 26.10., 13–18 Uhr (nach Bedarf weitere Termine)
Ort Unitobler, Länggassstrasse 49, B 321, Inst. für Germanistik, 3. Stock
ECTS 3 Abstract
Examenskandidat*innen im Masterprogramm oder Doktorierende, deren Examensarbeiten durch Herrn von Zimmermann betreut werden, stellen einen Abschnitt der Arbeit oder das Konzept für das Forschungsprojekt im Kolloquium zur Diskussion. Spätestens zehn Tage vor dem vereinbarten Kolloquiumstermin ist der vorzustellende Textabschnitt resp. eine Projektskizze allen Teilnehmer*innen zugänglich zu machen. Die Veranstaltungsform besteht in der Projektvorstellung und in der gemeinsamen kritischen Diskussion des Projektes durch sämtliche Teilnehmer*innen.
Praktikum Editionsphilologie Kursart Praktikum
Dozierender PD Dr. Christian von Zimmermann Zeit 3 Monate (21 SWS)
ECTS 15 (kann nicht als freie Leistung bezogen werden) Abstract
Als Studierende der Editionsphilologie haben Sie ein obligatorisches (Major) oder fakultatives (Minor) Praktikum zu absolvieren. Dieses Praktikum soll über drei Monate erstrecken und in dieser Zeit 21 Wochenstunden umfassen (entsprechend einer 50%-Arbeitsstelle).
Das Praktikum besteht aus der Arbeit in einem Editionsprojekt oder Archiv, einem Praktikumsbericht von etwa 20 Seiten und einem Praktikumsgespräch. In folgenden Berner Projekten werden derzeit Praktikumsplätze angeboten:
• Parzival-Edition (Prof. Dr. Michael Stolz)
• Forschungsstelle Jeremias Gotthelf (PD Dr. Christian von Zimmermann)
• Humboldt-Edition (Prof. Dr. Oliver Lubrich)
• Schweizerisches Literaturarchiv (PD Dr. Irmgard Wirtz Eybl)
Wenn Sie in diesen Projekten ein Praktikum absolvieren wollen, können Sie sich direkt an die Projektleiter wenden. Sollten Sie in einem anderen Projekt Ihr Praktikum absolvieren wollen, müssen Sie vorher eine Sprechstunde mit dem Praktikumsbetreuer PD Dr. Christian von Zimmermann vereinbaren.
Grundsätzlich ist es möglich, dass Sie Ihr Praktikum ausserhalb der Universität Bern und auch im Ausland absolvieren. Die genauen Anerkennungsmodalitäten müssen Sie ebenfalls vor Praktikumsantritt mit dem Praktikumsbetreuer PD Dr. Christian von Zimmermann klären, der auch für die Begutachtung und Benotung der externen Praktika (Bericht und Praktikumsgespräch) verantwortlich ist.
Für alle Fragen vereinbaren Sie bitte einen Sprechstundentermin:
vonzimmermann@germ.unibe.ch
9 3.2 Ergänzungskurse
Early Medieval Books: Making and Meaning
Kursart Ergänzungskurs
Dozierende Prof. Dr. Annette Kern-Stähler Dr. Ricarda Wagner
Zeit Mittwoch 16:15–18:00 Uhr (26.09., 3.10., 10.10., 7.11.) Ganztagsexkursion: 24.10.
Ort Unitobler, Lerchenweg 36, Raum F-107
ECTS 3
Abstract
In this seminar, we will explore the textual culture of the early Middle Ages. Monasteries in medieval Britain and Ireland were not only religious institutions, but also literary communities devoted to developing the latinate heritage from Antiquity while founding new textual traditions in the vernacular. The monastic missions from Ireland and Scotland to the Continent, which established a culture of learning across Europe, will form the backdrop for our discussions. We will look at a variety of texts that fascinated the early medieval scribes and explore the extraordinary materiality of their books. This seminar also includes a day-long excursion to St Gallen to view the exhibition The Cradle of European Culture: Early Medieval Irish Book Art as well as the famous Abbey and the treasures of its library.
Texts will be uploaded on ILIAS.
Evaluation (pass/fail): Regular attendance according to departmental policy, contribution to discussions, cumulative written coursework, one short presentation on site in St Gallen.
Grade Requirement: The same as for pass/fail, plus a research paper (4000 words).
Learning Outcomes
By the end of the semester, students will have
• become familiar with early medieval monastic culture
• got to know a selection of texts from early medieval secular and religious literature
• learned the basics of early medieval manuscript production
• improved their writing skills.
Lesen (nicht nur) im Mittelalter
Kursart Ergänzungskurs Dozierende Prof. Dr. Michael Stolz Zeit Donnerstags 10:15–12:00 Uhr Ort Unitobler, Lerchenweg 36, Raum F021
ECTS 3
Abstract
„Escuchar a los muertos con los ojos“ (‚Den Toten mit den Augen zuhören’); mit diesem Vers des spanischen Barockdichters Quevedo hat der französische Historiker Roger Chartier ein
Forschungsprogramm überschrieben, das sich mit Spielarten des Lesens in den europäischen Kulturen befasst (Vorlesung Collège de France, 2007). Angesichts der digitalen Medienrevolution unserer Tage fordert Chartier eine wissenschaftliche Überprüfung der mi t den Schriftkulturen (Handschrift, Druck) verbundenen Lesegewohnheiten. Im Blick auf diese Fragestellung bietet die Vorlesung eine Einführung in die europäische Schriftkultur, dies vorwiegend, aber nicht ausschliesslich anhand von Beispielen des deutschsprachigen Mittelalters. Behandelt werden unter anderem folgende Themen: Gedächtnis/ Schrift/
Bibliothek – das Christentum als Buchreligion – Materialität der Schriftträger (Steine, Papyri, Pergament, Papier) – Kodikologie und Paläographie – Lektürepraktiken (Vorlesen, individuelles Lesen u.a.) – der Umgang mit Büchern als literarische Wertung (Verschluss, Vernichtung u.a.) – Fälschung und Plagiat – Bücher und Lesen als Themen der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Literatur (z.B. bei Notker III. von St. Gallen, Chrétien de Troyes, Wolfram von Eschenbach, Johann Fischart) – Lesen im Zeitalter des Buchdrucks und der digitalen Medien. Behandelt werden soll auch die verfängliche Frage, wie man über Bücher spricht, die man nicht gelesen hat (P. Bayard).
Einführende Literatur
D[ennis] H[oward] Green: Medieval Listening and Reading. The primary reception of German literature 800–1300. Cambridge: Cambridge University Press 1994.
Guglielmo Cavallo/ Robert Bonfil/ Roger Chartier u.a. (Hrsg.): Die Welt des Lesens. Von der Schriftrolle zum Bildschirm. Frankfurt am M./ New York/ Paris: Campus-Verlag 1999.
Roger Chartier: Ecouter les morts avec les yeux. Paris: Fayard 2008 (= Leçons Inaugurales du Collège de France 195).
Pierre Bayard: Wie man über Bücher spricht, die man nicht gelesen hat. München: Verlag Antje Kunstmann 2007.
Lernziele
Nach Besuch der Vorlesung können die Studierenden
• Grundzüge der mittelalterlichen und (früh-)neuzeitlichen Lesekultur verstehen,
• Grundtechniken westeuropäischer Lesegewohnheiten einschätzen,
• Positionen der Lesekultur kritisch diskutieren und eigenständig beurteilen.
11 3.3 Empfohlene Seminare
Analyse und Interpretation ikonographischer Quellen, 1300 -1800
Kursart Ergänzungskurs / Hilfswissenschaftliche Übung Dozierende Prof. Dr. Simona Boscani Leoni
Zeit Donnerstags, 10:15–12:00 Uhr Ort Unitobler, Lerchenweg 36, Raum F-112
ECTS 5
Abstract
Mit diesem Kurs lernen die Studierenden mit ikonographischen Quellen zu arbeiten und sie in den historischen Kontext einzuordnen.
Im ersten Teil des Kurses werden wir uns mit allgemeinen theoretischen Aspekten der Analyse ikonographischer Quellen und mit den Besonderheiten unterschiedlicher Bildertypen (Wandmalereien, Miniaturen, Tafelbilder, Buchillustrationen) auseinandersetzen.
Der zweite Teil des Kurses wird sich empirisch auf die Lektüre und Interpretation von Wandmalereien konzentrieren, d.h. die Studierenden lernen, die Methoden der ikonographisch- historischen Quelleninterpretation praktisch anzuwenden.
In Verbindung mit diesem Teil der Übung werden wir eine viertägige Exkursion ins Graubünden durchführen, wo wir einige Denkmäler (Kirchen, Klöster) besuchen werden, die schweizweit zu den bedeutendsten Malzyklen des Mittelalters und der Renaissance aufbewahren. Dort werden die Studierende die Möglichkeit haben, Zyklen aus unterschiedlichen Epochen in ihrer Komplexität und «Interdependenz» näher zu betrachten und sie zu analysieren.
Ziel des Kurses ist es, dass die Studierende lernen, nicht nur Bilder als Quellen in ihre Forschungsarbeiten einbeziehen, sondern auch dass sie einem breiteren Publikum solche Quellen vorstellen können (zum Beispiel während einer Kunstführung oder im Museum, d.h. im Bereich der Public History).
Literatur (Auswahl)
Baschet, Jérôme, Dittmar, Pierre-Olivier (éds.), Les images dans l'Occident médiéval (collection
« L'atelier du médiéviste »), Turnhout, Brepols, 2014.
Burke, Peter, Augenzeugenschaft. Bilder als historische Quellen, Berlin, 2003.
Panofsky, Erwin, Ikonographie und Ikonologie. Eine Einführung in die Kunst der Renaissance, in: Ders. (Hg.), Sinn und Deutung in der Bildenden Kunst, 2. Aufl., Köln, 1996 (Erstveröffentlichung 1939), S. 36-67.
Roeck, Bernd, Das historische Auge. Kunstwerke als Zeugen ihrer Zeit. Von der Renaiss ance zur Revolution, Göttingen, 2004.
Lernziele
Mit diesem Kurs lernen Studierende Bilder als ikonographische Quellen in ihre Forschungsarbeiten einzubeziehen und sie einem breiteren Publikum (zum Beispiel während einer Kunstführung oder im Museum) vorzustellen. In diesem Sinn orientiert sich der Kurs auch an Studierenden, die ihre Geschichtskenntnisse im Bereich der Public History (z.B. durch eine Tätigkeit bei der Denkmalpflege, in Museen) anwenden möchten.
La fábrica de la escritura: Paisajes después de la batalla de Juan Goytisolo Kursart Ergänzungskurs / Übung
Dozierende Prof. Dr. Bénédicte Vauthier Zeit Dienstags, 12:15–13:45 Uhr
Ort Unitobler, Lerchenweg 36, Raum F-103
ECTS 5
Abstract
Desde la Edad Media hasta la actualidad, son numerosos los autores quienes o bien mediante personajes escritor y reflexiones de carácter metadiscursivo, o bien en el paratexto que acompaña sus obras (prólogos y epílogos, entrevistas, testamento, etc.) han dejado constancia de su interés por la “fábrica de la escritura” y/ o su preocupación por la transmisión de aquellas.
En el marco de este seminario de carácter teórico-práctico, pretendemos reflexionar sobre este proceso de escritura y transmisión a partir de un estudio atento no solo al componente lingüístico, sino también material de los textos (desde el borrador hasta el libro) con vistas a entender el papel que, junto al autor, juegan otros agentes en la fabricación, circulación y puesta a disposición pública de una obra literaria.
Después de trazar una breve historia de la creación y transmisión de los textos de la Edad Media a la actualidad, nos detendremos así en la historia antetextual, textual y editorial de Paisajes después de la batalla (1982) de Juan Goytisolo (1931-2017) y examinaremos las propuestas metodológicas desarrolladas en Italia (filologia d’autore), Alemania (Editionswissenschaft), Inglaterra (bibliography) y Francia (critique génétique et histoire du livre) para estudiar y editar borradores y textos de literatura contemporánea. Además de profundizar en algunas nociones clave de la critique génétique (escritura de proceso/ de programación, operaciones de escritura, exogénesis / endogénesis, etc.) y de interrogarnos sobre el criterio de identidad “textual”, se contemplarán diversas posibilidades de editar el antetexto y el texto (edición crítica, edición genética, edición digital).
En suma, el estudio de la génesis de Paisajes después de la batalla permitirá entender mejor la adecuación forma / contenido de una novela de índole cervantina.
• Evaluación continua (participación activa en el seminario) y trabajo escrito final, calificado según la escala 1-6.
• Lecturas obligatorias: Juan Goytisolo, Paisajes después de la batalla.
• Bibliografía secundaria: Se pondrá a disposición de los estudiantes [ILIAS] una selección de textos críticos sobre las cuestiones tratadas en el seminario.
Sprachkenntnisse
Unterrichtssprache ist Spanisch; Seminarlektüren sind zudem deutsch, englisch, französisch.
Studierende der Editionsphilologie, die an diesem Kurs teilnehmen wollen, benötigen passive Spanischkenntnisse. Für die aktive Diskussionsteilnahme und die Abschlussarbeit kann Deutsch gewählt werden.
Lernziele
Al finalizar el curso los/las estudiantes
• conocen la terminología propia al estudio y edición de borradores y textos literarios contemporáneos
• se han familiarizado con distintos métodos filológicos y distintas tradiciones nacionales para estudiar y editar borradores y textos literarios contemporáneos
• son capaces de descifrar manuscritos contemporáneos
• entienden el significado de las notas editoriales
13
• entienden la relación entre fijación del texto e interpretación
• conocen la viday la obra de Juan Goytisolo, figura emblemática de las letras hispánicas del siglo XX.
Paläographie und Urkundenlehre
Kursart Ergänzungskurs / Hilfswissenschaftliche Übung Dozierende Prof. Dr. Regula Schmid Keeling
Zeit Donnerstags, 10:15 – 12:00 Uhr Ort Unitobler, Lerchenweg 36, Raum F-112
ECTS 5
Abstract
Die schriftliche Überlieferung bildet die Grundlage für die Erforschung des Mittelalters. Zwar sind auch andere Überlieferungstypen, etwa Bilder oder archäologische Funde und Befunde, von Bedeutung. Die methodischen Grundlagen der historischen Wissenschaft – der Begriff der Quelle, Quellenbeschreibung und -kritik sowie die Schritte der Interpretation – wurden aber seit deren Anfängen an der schriftlichen Überlieferung und insbesondere an den Urkunden entwickelt. Die HW-Übung verbindet den praktischen Umgang mit ungedruckten Quellen mit einer Einführung in die Urkundenlehre. Neben den Königs- und Papsturkunden, an denen die Diplomatik entwickelt wurde, wird den spätmittelalterlichen Privaturkunden besondere Aufmerksamkeit gewidmet.
Lernziele
Die Studentinnen und Studenten kennen die Schritte der mittelalterlichen Schriftentwicklung und können Schriften benennen und zeitlich einordnen. Sie kennen den (idealtypischen) Aufbau einer Königsurkunde. Sie sind imstande, eine ausgewählte deutsche Privaturkunde des Spätmittelalters nach vorgegebenen Regeln zu transkribieren und inhaltlich zu erschliessen.
4 Ergänzende Informationen: Musterstudienprogramme und Beschreibung zu den Lehrveranstaltungstypen
4.1 Beteiligte Universitätsinstitute - Historisches Institut
- Institut für Englische Sprachen und Literaturen - Institut für Germanistik
- Institut für Französische Sprache und Literatur
- Institut für Islamwissenschaft und Neuere Orientalische Philologie - Institut für Italienische Sprache und Literatur
- Institut für Klassische Philologie - Institut für Musikwissenschaft
- Institut für Slavische Sprachen und Literaturen - Institut für Spanische Sprache und Literatur
4.2 Master Major: Editionsphilologie (90 ECTS)
SWS ECTS
1. Semester 6 21
Modul „Einführung in die Editionsphilologie“
Aufbaukurs: Geschichte und Theorie der Editionsphilologie Ergänzungskurs/Übung: Handschriftenkunde (Transkription und Kollation)
4 12
1 Aufbaukurs Literaturwissenschaft oder Äquivalenz gemäss Angebot aus den beteiligten Disziplinen
2 9
2. Semester 8 18
1 Aufbaukurs Literaturwissenschaft oder Äquivalenz gemäss Angebot aus den beteiligten Disziplinen
2 9
3 Ergänzungskurse/Übungen Editionsphilologie 3 9
3. Semester 23 18
1 Ergänzungskurs Literaturwissenschaft oder Äquivalenz ge- mäss Angebot aus den beteiligten Disziplinen
2 3
1 Praktikum mit Praktikumsbericht und Praktikumsgespräch 21 15
4. Semester 2 33
1 Ergänzungskurs/Examenskolloquium 2 3
Master-Arbeit mit Fachprüfung (mündlich 45 Minuten) 30
Summe 39 90
15 4.3 Master Minor: Editionsphilologie (30 ECTS) Modell A
Modell B
SWS ECTS
1. Semester 4 12
Modul „Einführung in die Editionsphilologie“
Aufbaukurs: Geschichte und Theorie der Editionsphilologie Ergänzungskurs/Übung: Handschriftenkunde (Transkription und Kollation)
4 12
2. Semester 2 3
1 Ergänzungskurs/Übung Editionsphilologie 2 3
3. Semester 21 15
1 Praktikum mit Praktikumsbericht und Praktikumsgespräch 21 15 4. Semester
Summe 27 30
SWS = Semesterwochenstunden
SWS ECTS
1. Semester 6 15
Modul „Einführung in die Editionsphilologie“
Aufbaukurs: Geschichte und Theorie der Editionsphilologie Ergänzungskurs/Übung: Handschriftenkunde (Transkription und Kollation)
4 12
1 Ergänzungskurs Literaturwissenschaft oder Äquivalenz ge-
mäss Angebot aus den beteiligten Disziplinen 2 3
2. Semester 4 6
2 Ergänzungskurse/Übungen Editionsphilologie 4 6
3. Semester 2 9
1 Aufbaukurs Literaturwissenschaft oder Äquivalenz gemäss
Angebot aus den beteiligten Disziplinen 2 9
4. Semester
Summe 12 30
4.4 Master Major und Master Minor: Editionsphilologie
Kurstyp SWS ECTS Eigen- studium
Prüfungsleistung Kursbeschreibung
Modul
„Einführung in die Editions- philologie“
4 12 (9+3)
10-12 Std./SW
Benotetes Referat u. Protokoll im Aufbaukurs, benotete schriftli- che Übung im Ergänzungskurs
Einführung in Geschich- te und Theorie der Edi- tionsphilologie sowie in Theorie und Praxis der Handschriftenkunde un- ter Einbezug und Revi- sion neuester philologi- scher Ansätze und aktu- eller Editionsprojekte Aufbaukurs
(Masterkurs, Mastersemi- nar)
2 9 8-9
Std./SW
Referat mit beno- teter schriftlicher Arbeit (ca. 20 Seiten)
Wissenschaftliche Be- arbeitung aktueller oder neu erschlossener Forschungsgebiete, unter Einbezug und Revision des neusten Forschungsstands Ergänzungs-
kurs (Übung)
2 3 2-3
Std./SW
Klausur oder kleine schriftliche Arbeit (ca. 5 S.) oder praktische Übung
Spezialisierte Bearbei- tung einzelner For- schungsgebiete oder Praxisbereiche in Vor- lesungs-, Kolloquiums oder Übungsform
Praktikum 21 15 8-9
Std./SW
Benoteter Prakti- kumsbericht (ca. 20 Seiten) und Prakti- kumsgespräch mit der/dem Prakti- kums-leiter/in (bei externen Praktika wird der Bericht von einem der den Studiengang be- treuenden Dozie- renden begutach- tet; das Prakti- kumsgespräch fin- det in diesem Fall mit einem den Studiengang be- treuenden Dozie- renden statt).
Gastaufenthalt in einem der dem Studiengang angeschlossenen Editi- onsprojekte oder einer durch die Leitung des Studiengangs zugelas- senen externen Institu- tion (in der Regel einem Literaturarchiv, z.B.
Schweizerisches Litera- turarchiv, oder einer externen Edition).
Der Gastaufenthalt wird als angeleitete Projektmitarbeit ge- führt und in einem Praktikumsbericht protokolliert.