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NRP-Umsetzungsprogramm 2012−2015 des Kantons Appenzell Innerrhoden

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Neue Regionalpolitik des Bundes

Umsetzungsprogramm

des Kantons Appenzell Innerrhoden 2012 2015

Genehmigt von der Standeskommission 3. Januar 2012

(2)

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung ... 4

2 Wirtschaftliche Situation in Appenzell I.Rh. ... 5

2.1 Betrachtungsdimension Bevölkerung ... 5

2.2 Betrachtungsdimension Wirtschaft ... 10

2.3 Betrachtungsdimension öffentliche Haushalte ... 14

2.4 Betrachtungsdimension Lebensraum ... 16

3 SWOT-Analyse ... 18

4 Strategieorientierung ... 19

4.1 Perspektiven der Standeskommission 20102013 ... 19

4.2 Wirtschaftsförderungsstrategie 2010 ... 19

4.3 Tourismusstrategie 2011 ... 20

4.4 Kantonaler Richtplan 2002 ... 21

4.5 Landwirtschaftsstrategie 2007... 22

4.6 Förderperimeter / Rolle der Programmziele auf Zentren ... 22

4.7 Überprüfung des Umsetzungsprogramms auf seine Nachhaltigkeit ... 23

4.7.1 Einordnung in die übergeordneten Strategien ... 24

4.7.2 Organisationsstruktur ... 24

5 Ziele, Handlungsachsen, Massnahmen ... 25

5.1 Mehrjahresprogramm des Bundes zur Umsetzung der NRP 20082015... 25

5.2 Schwerpunkte der Umsetzungsperiode 20122015 ... 25

5.2.1 Übergeordnete Ziele ... 25

5.2.2 Vertragsziel 1: Die Tourismusdestination Appenzell I.Rh. ist gut strukturiert, erhöht die Dienstleistungsqualität und Angebotsvielfalt und verfügt über eine zeitgemässe touristische Beherbergungsinfrastruktur im gehobenen und im tiefpreisigen Segment 26 5.2.3 Vertragsziel 2: Die Wirtschaft in Appenzell I.Rh. hat Zugang zu Innovation, verfügt über Fachpersonal und Arealressourcen und profitiert von der starken Marke Appenzell .... 27

5.2.4 Vertragsziel 3: Das Wertschöpfungspotenzial von natürlichen Ressourcen (primär Holz) wird identifiziert, es werden Strategien zur Ausschöpfung definiert und konkrete Projekte lanciert ... 28

5.2.5 Vertragsziel 4: Die Agrarwirtschaft erschliesst dank innovativen Produkten und Zusammenarbeit mit dem Gewerbe neue Absatzmärkte ... 28

5.2.6 Interkantonale Projekte ... 30

5.2.7 Grenzüberschreitende Projekte (Interreg) ... 30

5.2.8 Flankierende Massnahmen (Fachstelle für NRP) ... 31

5.3 Abweichungen gegenüber der Umsetzungsperiode 20082011 ... 31

6 Prozesse ... 32

6.1 Regionalmanagement ... 32

6.2 Umsetzungsrichtlinien ... 32

6.3 Abstimmung mit relevanten Sektoralpolitiken ... 33

6.4 Controlling/Monitoring ... 33

7 Kosten-, Finanzierungs- und Realisierungsplan ... 34

8 Antrag NRP-Förderbeitrag 20122015 ... 39

9 Anhang ... 40

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Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Bevölkerungsentwicklung Appenzell I.Rh. ... 5

Abb. 2: Bevölkerungsentwicklung in den Schweizer Kantonen 2000–2008 ... 6

Abb. 3: Bilanz der ständigen Wohnbevölkerung 2000–2009 ... 6

Abb. 4: Altersquotient (2008) ... 7

Abb. 5: Jugendquotient (2008) ... 7

Abb. 7: Mittleres Bevölkerungsszenario (BfS 2008) ... 8

Abb. 8: Entwicklung des BIP 2000–2008 ... 8

Abb. 9: BIP pro Kopf der Bevölkerung (2008) ... 8

Abb. 10: Verfügbares Einkommen (CS 2011) ... 9

Abb. 11: Branchenstruktur nach Mitarbeitern (2005) ...10

Abb. 12: Branchen mit überdurchschnittlicher Vertretung (2005) ...11

Abb. 13: Branchen mit unterdurchschnittlicher Vertretung (2005) ...11

Abb. 13: Entwicklung der Logiernächte 2000–2008 ...12

Abb. 14: Immobilienpreisentwicklung 2000–2009 ...13

Abb. 15: Standortqualität Schweizer Kantone (CS 2009) ...14

Abb. 17: Staatsausgaben pro Kopf (2008) ...15

Abb. 18: Wachstum der Staatsausgaben (2000–2006)...15

Abb. 19: Siedlungsflächenreserven (ARE 2007) ...16

Abb. 20: Gebäude ausserhalb der Bauzone (Volkszählung 2000) ...17

Abb. 21: Ausschnitt aus dem Orthophoto des inneren Landesteiles ...17

Abb. 22: Strategie der Wirtschaftsförderung ...20 Abb. 23: Der Kanton Appenzell I.Rh. mit dem inneren Landesteil und der Exklave Oberegg 23

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1 Einleitung

Am 31. Dezember 2011 geht die erste vierjährige Programmperiode der Neuen Regionalpoli- tik (NRP) zu Ende. Die Neue Regionalpolitik bedeutete einen Paradigmenwechsel der regio- nalen Entwicklungsstrategie. Im Sinne des neuen bottom-up Ansatzes war von den lokalen und kantonalen Akteuren ein ungleich grösserer Einsatz gefordert. Aus diesem Grund verlief die Umsetzung der Neuen Regionalpolitik im Kanton Appenzell I.Rh., wie in anderen Kanto- nen auch, anfangs nicht ohne Schwierigkeiten. Zuerst mussten die institutionellen Voraus- setzungen für die Umsetzung der Politik geschaffen und erste Erfahrungen in der prakti- schen Umsetzung gesammelt werden. Es wurde eine Lenkungsgruppe aufgebaut, die zur Hälfte aus Behördenmitgliedern und zur Hälfte aus Repräsentanten der Privatwirtschaft be- steht. Es ist Aufgabe der Kommission, Anträge zu generieren und zu prüfen und die Idee der NRP zu verbreiten. So konnten in den letzten drei Jahren 21 Projekte geprüft werden, von denen 14 schliesslich durch NRP-Gelder unterstützt wurden.

Nach drei Umsetzungsjahren ist es noch zu früh, Bilanz zu ziehen. Die gemachten Erfahrun- gen sind jedenfalls wertvoll und wichtig. Es ist gelungen, die Neue Regionalpolitik durch ge- zielte Medienarbeit und Präsentationen bekannt zu machen. Weiter konnten einige, vielver- sprechende Projekte unterstützt werden, die ihre Wirkung im Kanton Appenzell I.Rh. be- stimmt entfalten werden. Schliesslich hat die Arbeit der Lenkungsgruppe zu einer besseren Vernetzung zwischen Vertretern der Privatwirtschaft und Behördenmitgliedern geführt, deren positive Effekte nicht nur für die Umsetzung der Neuen Regionalpolitik wertvoll sind.

Das neue Umsetzungsprogramm 2012–2015 soll die strategischen Schwerpunkte des Pro- gramms 2008–2011 fortführen. Durch den Einbezug von weiteren Akteuren werden zusätzli- che Handlungsansätze aufgenommen, so dass das neue Umsetzungsprogramm thematisch breiter gestaltet ist. Weiter haben wir versucht, Schwachpunkte des ersten Umsetzungspro- gramms auszumerzen. So sind die Handlungsbereiche offener formuliert und dadurch unab- hängiger von konkreten Projekten.

Das vorliegende Umsetzungsprogramm orientiert sich an der Arbeitshilfe zuhanden der Kan- tone des Staatssekretariats für Wirtschaft SECO.

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2 Wirtschaftliche Situation in Appenzell I.Rh.

Im nachfolgenden Teil wird die wirtschaftliche Situation des Kantons Appenzell I.Rh. in den Betrachtungsdimensionen Bevölkerung, Wirtschaft und öffentliche Haushalte betrachtet. Die Analyse soll einen Überblick über die aktuelle Situation des Kantons geben und die Grundla- ge für die SWOT-Analyse schaffen, die im 3. Kapitel präsentiert wird.

2.1 Betrachtungsdimension Bevölkerung

Die Bevölkerung hat sich im Kanton Appenzell. I.Rh. tendenziell positiv entwickelt: Im Jahr 1984 zählte Innerrhoden lediglich 14'003 Einwohner. Heute, rund 25 Jahre später, kann eine Bevölkerungszunahme von über 12.3% auf 15'730 Personen registriert werden. Allerdings musste im Jahr 2010 eine leichte Abnahme verzeichnet werden. Die Abnahme entspricht zwar nur 0.2% der Bevölkerung, ist aber das tiefste Wachstum seit dem Jahr 2001. Ob die stagnierende Einwohnerzahl aber eine Trendwende bedeutet, ist zum heutigen Zeitpunkt nicht feststellbar.

Abb. 1: Bevölkerungsentwicklung Appenzell I.Rh.

Im gesamtschweizerischen Vergleich zeigt sich, dass das Bevölkerungswachstum klar unter dem Durchschnitt liegt. Im Zeitraum zwischen 2000 und 2008 nahm die Gesamtbevölkerung der Schweiz um 7% zu, jene des Kantons Appenzell I.Rh. nur um rund 3.5%. Der Vergleich mit dem Nachbarkanton Appenzell A.Rh., der im gleichen Zeitraum eine Bevölkerungsab- nahme verzeichnet hat, lässt den Schluss zu, dass die Attraktivität als Wohnkanton nach wie vor auf einem guten Niveau liegt.

13000 13500 14000 14500 15000 15500 16000

1984 1990 2000 2004 2006 2008 2009 2010

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Abb. 2: Bevölkerungsentwicklung in den Schweizer Kantonen 20002008

In der Bilanz der ständigen Wohnbevölkerung ist ersichtlich, dass das Wachstum auf eine positive Entwicklung des internationalen wie interkantonalen Wanderungssaldos und des Geburtenüberschusses zurückzuführen ist. Allerdings verhalten sich die Binnenwanderung und die internationale Wanderung im Vergleich zum Geburtenüberschuss sehr volatil.

Abb. 3: Bilanz der ständigen Wohnbevölkerung 20002010

Die demographische Verteilung der Bevölkerung von Appenzell I.Rh. zeigt, dass der Anteil der über 65-Jährigen an den 20- bis 64-Jährigen (sog. Altersquotient) nahe dem Schweizer Durchschnitt liegt. Der Jungendquotient, also der Anteil der unter 20-Jährigen an den 20- bis 64-Jährigen ist dagegen mit einem Wert von 44% deutlich der höchste der Schweiz. Im Schweizer Mittel beträgt der Jugendquotient rund 35% und damit fast 10%-Punkte weniger.

Die Folgerung ist, dass die demographische Verteilung der Innerrhoder Bevölkerung die Form einer „Wespentaille“ zeigt: Der Altersquotient ist durchschnittlich und der Jugendquoti- ent überdurchschnittlich. Das bedeutet, dass die 20- bis 64-jährigen, bzw. die arbeitende Bevölkerungsschicht untervertreten ist. Obwohl sich diese Verteilung in den letzten Jahren abgeschwächt hat, ist sie hinsichtlich Volkseinkommen und Bildungsausgaben bedenklich:

Überspitzt kann gesagt werden, dass eine vergleichsweise grosse Basis junger Einheimi- scher im Kanton ausgebildet werden, dann aber, bei Eintritt in die arbeitende Bevölkerungs-

-150 -100 -50 0 50 100 150

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010

Geburtenüberschuss

Interkantonaler Wanderungssaldo Internationaler

Wanderungssaldo (inkl.

Statuswechsel)

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schicht den Kanton verlassen. Die Zahlen zum Brain Drain geben zudem den starken Hin- weis, dass es sich bei den Wegzügern vornehmlich um besser- und hochqualifizierte Ar- beitskräfte handelt (siehe Abschnitt zum BIP auf der nächsten Seite).

Abb. 4: Altersquotient (2008)

Abb. 5: Jugendquotient (2008)

Das mittlere Bevölkerungsszenario des Bundesamtes für Statistik BfS von 2008 geht bis 2050 von einem Bevölkerungswachstum von weiteren 12% aus. Allerdings zeigen die effek- tiven Zahlen für 2010, dass der prognostizierte Bevölkerungsstand klar nicht erreicht wurde.

Es ist daher anzunehmen, dass das Szenario die Wachstumswerte tendenziell zu positiv einschätzt.

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Abb. 7: Mittleres Bevölkerungsszenario (BfS 2008)

Bevölkerungsindikatoren 2010 2020 2030 2040 2050

Bevölkerungsbestand (31.12.) 16‘209 17‘760 18‘362 18‘457 18‘168 Geburtenüberschuss pro 1000 Einwohner 4.2 3.4 0.3 2.1 -4.1 Internationaler Wanderungssaldo pro 1000 Ein-

wohner 0.8 0.5 0.7 0.1 -0.1

Binnenwanderungssaldo pro 1000 Einwohner 11.7 0.5 1.3 1.8 2.0

Ausländeranteil in % 10.0 10.6 11.1 11.3 11.4

Altersquotient in % 27.8 34.6 49.4 58.1 63.0

Jugendquotient in % 40.5 36.8 40.9 38.2 37.4

Die Entwicklung des Bruttoninlandprodukts zwischen dem Jahr 2000 und 2008 zeigt eine Steigerung von über 25%. Die Steigerung liegt nahe am Schweizer Durchschnitt im Schwei- zer Mittelfeld. Allerdings war der Ausgangswert in Appenzell I.Rh. enorm tief. Folglich liegt das BIP pro Kopf der Bevölkerung auch nach einem 25%-igen Wachstum im Schweizer Ver- gleich auf dem letzten Platz.

Abb. 8: Entwicklung des BIP 2000g 2008

Abb. 9: BIP pro Kopf der Bevölkerung (2008)

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Grund für die tiefe Wertschöpfung und damit das tiefe Volkseinkommen ist primär die Bran- chenverteilung: In Appenzell I.Rh. sind gegen 50% der Bevölkerung noch immer in den Sek- toren 1 und 2 sowie im Tourismus tätig. Dies sind alles Branchen mit einer tiefen Wertschöp- fung. Damit zusammenhängend ist die Brain Drain-Problematik des Kantons: Appenzell I.Rh.

liegt bei der Rangliste der Abwanderung von Universitäts- und Fachhochschulabgängern abgeschlagen auf dem letzten Platz. Die Nettominusbilanz der Ab- und Zuwanderungen der Absolventen der Jahre 1998–2004 betrug für Appenzell I.Rh. über 70%. Teilweise kann die- ser hohe Wert damit begründet werden, dass das beschränkte Angebot an qualifizierten Ar- beitsplätzen die Rückkehr erschwert.

Abb. 10: Verfügbares Einkommen (CS 2011)

Gemäss einer Studie der Credit Suisse Economic Research (2011) hat der Kanton Appenzell I.Rh. den dritthöchsten verfügbaren Einkommensanteil aller Schweizer Kantone. Das verfüg- bare Einkommen entspricht dem Anteil des Einkommens, der nach Abzug aller Fixkosten (Wohnkosten, Nebenkosten, Gebühren) und obligatorischen Abgaben (Einkommens- und Vermögenssteuern, Sozialabgaben und Krankenkassenprämien) übrigbleibt. Damit schwächt sich die nachteilige Situation mit der tiefen Wertschöpfung pro Kopf ab: Die Einkommen im Kanton Appenzell I.Rh. sind zwar tief, dafür bleibt nach Abzug aller Abgaben sehr viel beim Bürger. Zudem bezieht sich Studie bei der Eruierung der finanziellen Wohnortattraktivität ausschliesslich auf monetäre Werte.

Fazit Bereich Bevölkerung

§ Die Bevölkerung in Appenzell I.Rh. entwickelt sich seit geraumer Zeit positiv aber unter dem Schweizer Durchschnitt

§ In Appenzell I.Rh. leben überdurchschnittlich viele Personen in den Altersgruppen bis 20 Jahre und über 64 Jahre

§ Die Altersgruppe der 20- bis 64-Jährigen, also der erwerbstätigen Bevölkerung, ist klar unterrepräsentiert

§ Das BIP pro Kopf konnte im Zeitraum 2000–2008 um über 25% gesteigert werden, ist aber dennoch schweizweit das Tiefste

§ Appenzell I.Rh. weist mit über 70% Abwanderung die höchste Brain Drain-Rate der Schweiz auf

§ Dank tiefen Fixkosten und tiefen obligatorischen Abgaben hat Appenzell I.Rh. den dritthöchsten Anteil an verfügbarem Einkommen

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2.2 Betrachtungsdimension Wirtschaft

Die Wirtschaftsstruktur des Kantons Appenzell I.Rh. ist ausgesprochen fragmentiert. Noch immer beträgt der Anteil der Beschäftigten in der Landwirtschaft über 15%. Danach folgen die Branchen Bau, Gaststätten, Detailhandel mit Anteilen um 10%. Damit arbeiten fast 50%

der Beschäftigten in den Sektoren 1 und 2. Im Schweizer Durchschnitt sind 3.4% der Arbeit- nehmer im 1. Sektor, 23.4% im 2. Sektor und 73.2% im 3. Sektor beschäftigt. Es ist ersicht- lich, dass der Kanton Appenzell I.Rh. dem Strukturwandel deutlich hinterherhinkt. Die Be- schäftigten im 1. Sektor entsprechen rund dem fünffachen des Schweizer Mittels, die Be- schäftigten im 2. Sektor sind mit über 30% ebenfalls deutlich übervertreten.

Abb. 11: Branchenstruktur nach Mitarbeitern (2005)

Der Pendlersaldo zeigt, dass über ein Drittel aller Erwerbstätigen einer Beschäftigung aus- serhalb des Kantons nachgeht, 15% zupendeln und gut 50% in Appenzell I.Rh. wohnen und arbeiten (Volkszählung 2000). Der Anteil der Wegpendler dürfte seit der letzten Volkszählung nochmals zugenommen haben. 92% der Wegpendler arbeiten in den Kantonen Appenzell A.Rh. (36%) und St.Gallen (56%). Diese Mobilität ist aufgrund der kleinräumigen Verhältnis- se nicht überraschend. Allerdings gehen fast doppelt so viele Personen einer Erwerbstätig- keit ausserhalb des Kantons nach, wie von auswärts zupendeln. Dieser Saldo ist kein be- sonderes Qualitätszeichen für den Werkplatz Appenzell I.Rh. Hinsichtlich der Branchenstruk- tur liegt die Vermutung nahe, dass ein Grossteil der Wegpendler qualifizierte Arbeitskräfte sind.

Eine Übersicht der übervertretenen Branchen zeigt, dass neben der Landwirtschaft auch die Baubranche, die Gaststätten oder die Textilbranche in der Innerrhoder Branchenstruktur deutlich überrepräsentiert sind.

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Abb. 12: Branchen mit überdurchschnittlicher Vertretung (2005)

Abb. 13: Branchen mit unterdurchschnittlicher Vertretung (2005)

Zu den untervertretenen Branchen gehören unter anderem die Felder Gesundheit, Soziales, Unternehmensdienstleistungen, Kreditinstitute oder Pharma und High-tech Branchen.

Die Branchenzusammensetzung in Appenzell I.Rh. zeigt, dass viele Branchen im 1. und 2.

Sektor im Vergleich zum Schweizer Mittel deutlich übervertreten sind. Beim Vergleich mit den untervertretenen Branchen fällt weiter auf, dass diese Branchen gleichzeitig die wert- schöpfungsintensiven Wirtschaftssektoren sind. Damit kann die tiefe Wertschöpfung pro Kopf und das unterdurchschnittliche Volkseinkommen in Appenzell I.Rh. begründet werden.

Die Wirtschaftsstruktur erbringt wohl wenig Wertschöpfung und hinkt dem Strukturwandel hinterher. Dafür hat die lokale Wirtschaft während der vergangenen Wirtschafts- und Wäh- rungskrise eine erfreuliche Stabilität gezeigt. Der Grossteil der einheimischen Unternehmen war kaum von den Auftragseinbrüchen betroffen und es wurden nur ganz vereinzelt Stellen abgebaut. Weiter gibt es mehrere Unternehmen in scheinbar unattraktiven Branchen, die äusserst erfolgreich sind. Dazu gehören neben Produzenten von Lebensmitteln (Appenzeller Mineral, Appenzeller Bier, Appenzeller Fleischspezialitäten) auch Unternehmen in der Holz- branche. Sie profitieren von einem guten Angebot an ausgebildeten Fachkräften in traditio- nellen Branchen. Daneben gibt es auch erfolgreiche Nischenanbieter: So hat das Appenzel- ler Unternehmen KUK Electronic AG in den letzten 20 Jahren gegen 200 Arbeitsplätze ge- schaffen.

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Der Tourismus in Appenzell I.Rh. boomt. Die Übernachtungszahlen im Zeitraum von 2000–

2008 haben sich um über 50% erhöht. Der Innerrhoder Tourismus zeigte sich auch im Jahr 2009 krisenresistent und noch erfolgreicher als in den letzten Jahren. Die Branche profitiert von der geringen Abhängigkeit von ausländischen Märkten. Nach wie vor kommen mehr als 80% der logierenden Gäste aus dem Binnenmarkt Schweiz. Die restlichen 20% teilen sich mehrheitlich auf Deutschland und die Vereinigten Staaten auf.

Auf strategischer Ebene waren die Strukturdiskussionen im Fokus der verantwortlichen Vor- standsmitglieder. Dabei ging es nicht primär um interne kantonale Strukturen, welche sich seit Jahren bewähren, sondern um die Zusammenarbeit und das Verhältnis zu Tourismusor- ganisationen und Partnern. Neben der Appenzellerland Tourismus AG wurden das Toggen- burg, St.Gallen-Bodensee und Schweiz Tourismus als wichtige Partner definiert. Weiter wird die engere Kooperation mit Produzenten von Appenzeller Produkten angestrebt.

Der seit Jahren anhaltende Erfolg des Tourismussektors wird mit dem Mut zur stetigen In- vestition begründet: Nicht nur Investitionen in touristische Infrastrukturen sind von grosser Wichtigkeit, sondern auch Investitionen im Bereich der innovativen Angebotsgestaltung und Dienstleistungsqualität. Seit rund 15 Jahren investieren Privatpersonen und öffentliche Insti- tutionen laufend in touristische Bauten und Anlagen. Allen voran hat die Hotellerie in den letzten Jahren grosse Summen in den qualitativen Ausbau investiert. Zudem wurde der Be- reich E-Marketing mit dem neuen Internetauftritt erheblich ausgebaut: Es sind mittlerweile fast alle Angebote des Verein Appenzellerland Tourismus AI online buchbar.

Abb. 13: Entwicklung der Logiernächte 20002008

Einen weiteren wichtigen Erfolgszweig stellen die über 1'000 Gruppen dar, welche Appenzell pro Jahr besuchen. Investitionen in die professionelle Vermarktung und Betreuung der Grup- pen vor Ort zahlen sich mittel- bis langfristig aus. Die Auswertung der Rückfragen nach Ab- schluss einer Gruppenreise belegt die hohe Gästezufriedenheit. Die Gruppenreisen haben einen nachhaltigen Nutzen: Einerseits kommen professionelle Touroperatoren immer wieder nach Appenzell I.Rh., andererseits haben Gruppenreisen einen Multiplikatoreffekt für die Gäste, die selbst wieder einmal nach Appenzell I.Rh. kommen.

Der Standort Appenzell I.Rh. erfreut sich dank vielfältiger Vorteile grosser Beliebtheit. Dazu zählen Landschaftswerte, ein vielfältiges Angebot für Freizeit- und Kulturaktivitäten, die Nähe zur Stadt St.Gallen und das attraktive Steuerklima. Ausdruck davon ist die intensive Bautä- tigkeit in den letzten fünf Jahren. Die Immobilienpreise sind in den letzten Jahren stark ge- stiegen. Das Wachstum lag zwar unter dem Schweizer Durchschnitt, aber deutlich über je- nem der anderen Ostschweizer Kantone. Dieser Entwicklung, vor allem im Zusammenhang

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mit knappen Landflächen für den Wohnungsbau, muss künftig vermehrt Aufmerksamkeit geschenkt werden. Es besteht die Gefahr, dass junge Familien aufgrund der hohen Immobi- lienpreise im Raum Appenzell in günstigere Aussengemeinden ziehen oder sogar aus dem Kanton abwandern.

Abb. 14: Immobilienpreisentwicklung 20002009

Seit Jahren verfolgt der Kanton Appenzell I.Rh. eine kompetitive Steuerpolitik. Der Steuer- fuss für natürliche Personen wurde seit 1994 um über einen Drittel gesenkt und liegt heute bei Bruttoeinkommen höher als Fr. 100'000 schweizweit auf dem 6. Platz. Beim Gesamtin- dex der Steuerbelastung (Zürcher Steuerbelastungsmonitor 2010) liegt Appenzell I.Rh. auf dem 18. Platz. Dies hat seinen Grund in der relativ höheren Belastung von tieferen Einkom- men unter Fr. 100'000. Allerdings bezieht die Studie weder die relative Kaufkraft der Ein- kommen, noch die Lebenshaltungskosten mit ein. Die kompetitive Steuerpolitik hat nach un- serer Einschätzung dazu geführt, dass die Abwanderung gestoppt und zusätzliches Steu- ersubstrat generiert werden konnte.

Beim Vergleich der Reingewinn- und Kapitalbelastung von Aktiengesellschaften liegt Appen- zell I.Rh. mit einem Steuersatz von 8.0% auf dem dritten Platz. Dieses Steuerniveau hat den Kanton zu einem attraktiven Standort für juristische Personen gemacht und in den letzten Jahren eine beachtliche Dynamik ausgelöst und Arbeitsplätze geschaffen. Diese Politik er- möglicht es, die unterdurchschnittlichen Standortvoraussetzungen hinsichtlich Gewerbeflä- chen, Transportwegen und verfügbarem Personal teilweise auszugleichen. Die Landsge- meinde 2010 hat einer neuerlichen Steuergesetzrevision zugestimmt: Diese sieht insbeson- dere Massnahmen zur Senkung der Steuern für Unternehmer und ihre Unternehmen vor.

Damit soll Appenzell I.Rh. nochmals attraktiver werden für Ansiedler, die gleichzeitig auch ihre Unternehmen in Appenzell I.Rh. gründen.

Die Credit Suisse schätzt die aktuelle Standortqualität des Kantons Appenzell I.Rh. in ihrer neusten Regionenanalyse als leicht unterdurchschnittlich ein (Schweizer Mittel = 0). Der Kanton belegt den 15. Rang der Schweizer Kantone. Als positiv wird die Steuersituation für natürliche und juristische Personen eingeschätzt. Negative Punkte sind der Ausbildungs- stand der Bevölkerung, die Verfügbarkeit von Hochqualifizierten und die verkehrstechnische Erreichbarkeit. Allerdings wird aus unserer Sicht die verkehrstechnische Erreichbarkeit über- bewertet, zumal die Stadt St.Gallen in weniger als 30 Minuten Fahrdistanz liegt.

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Abb. 15: Standortqualität Schweizer Kantone (CS 2009)

Fazit Bereich Wirtschaft

§ Die Appenzeller Branchenstruktur ist sehr fragmentiert

§ Die Branchen im 1. und 2. Sektor sind stark überrepräsentiert

§ Viele starke Wirtschaftszweige sind wenig wertschöpfungsintensiv

§ Das kompetitive Steuerniveau ist ein Standortfaktor

§ Der Pendlersaldo ist negativ: Es pendeln doppelt so viele Arbeitskräfte weg wie zu

§ Die Tourismusbranche hat sich hervorragend entwickelt

§ Die Standortqualität wird durchschnittlich eingeschätzt, die künftige Position als eher schwach

2.3 Betrachtungsdimension öffentliche Haushalte

Der Kanton Appenzell I.Rh. hat seinen Haushalt im Griff: Die Rechnungsabschlüsse der letz- ten Jahre waren durchwegs positiv, der Kanton ist nicht durch Schulden belastet und verfügt über Eigenkapital. Der föderale Staatsaufbau der Schweiz ermöglicht Appenzell I.Rh., für Leistungen der öffentlichen Hand eigene Wege zu finden. Dank der Kleinheit des Kantons können diese vielfach einfacher und ohne grossen administrativen Aufwand erbracht wer- den. Nicht selten sind kreative Lösungen gefragt. Dank des Vollzugsföderalismus können Vorgaben der Eidgenossenschaft in einer für den Kanton angemessenen Weise umgesetzt werden.

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Abb. 17: Staatsausgaben pro Kopf (2008)

Die Staatsausgaben pro Kopf gehören in Appenzell I.Rh. zu den tiefsten der Schweiz. Dies ist zu einem wesentlichen Teil auf eine schlanke Verwaltung zurückzuführen. Das Subsidiari- tätsprinzip hat im Kanton nach wie vor einen hohen Stellenwert. Viele Leistungen werden nicht staatlich, sondern von privaten Interessensgruppen oder Institutionen erbracht. Dank einer durchgehend tiefen Arbeitslosigkeit und funktionierenden sozialen Strukturen sind auch die Sozialausgaben vergleichsweise tief.

Abb. 18: Wachstum der Staatsausgaben (20002006)

In den letzten Jahren sind die Staatsausgaben rasant gewachsen. Vor allem in den Berei- chen Erziehung und Soziales haben die Kosten enorm zugenommen. Dies ist einerseits durch einen Nachholbedarf gegenüber den urbaneren Regionen erklärbar. Andererseits und viel bedeutender fällt die abnehmende Freiheit im Vollzug ins Gewicht. Es müssen laufend Bundesvorgaben umgesetzt werden, unabhängig von der Kantonsgrösse oder den Bedürf- nissen.

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Fazit Bereich öffentlicher Haushalt

§ Die Finanzen des Kantons Appenzell I.Rh. sind im Lot

§ Der Kanton profitiert von einer günstigen Verwaltung sowie von niedrigen Gesund- heits- und Sozialabgaben

§ Das Wachstum der Staatsausgaben liegt an der Schweizer Spitze

§ Die Möglichkeiten, eigene Lösungen im Vollzug zu finden, nehmen ab

2.4 Betrachtungsdimension Lebensraum

Gemäss der Volkszählung 2000 lebten 72% (Ø CH 94.6%) der Bevölkerung von Appenzell Innerrhoden innerhalb und 28% (Ø CH 5.4%) ausserhalb der Bauzone. Appenzell I.Rh. ver- fügt über kein Agglomerationsgebiet. Entsprechend ist das Siedlungsgebiet von den eigentli- chen Dörfern wie Appenzell, Gonten und Oberegg, einigen älteren Siedlungen wie Schlatt und Eggerstanden, den für Oberegg typischen Weilern und dem Streusiedlungsgebiet ge- prägt. Die Siedlungsform ist weitgehend von 2- bis 3-geschossigen Gebäuden ländlicher Typologie und geringer Dichte charakterisiert. Ausnahme bildet der dichte Dorfkern von Ap- penzell mit 3- bis 4-geschossigen Bauten.

Der Siedlungsflächenverbrauch in Appenzell I.Rh. liegt gemäss der Bauzonenstatistik (ARE 2007) mit 418m2 pro Einwohner über dem schweizerischen Mittel, jedoch im Durchschnitt ähnlicher periurbaner Gebiete. Der Anteil des unüberbauten Baulandes liegt bei gut 20%, womit Appenzell I.Rh. theoretisch über genügend Reserveflächen verfügt.

Abb. 19: Siedlungsflächenreserven (ARE 2007)

Die nachfolgende Abbildung zeigt, dass Appenzell I.Rh. zusammen mit Obwalden Spitzen- reiter betreffend dem Anteil der Wohngebäude ausserhalb der Bauzone (34.6%) ist.

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Abb. 20: Gebäude ausserhalb der Bauzone (Volkszählung 2000)

Das beschriebene Bild bestätigt auch das nachfolgende Orthophoto. Das Siedlungsgebiet beschränkt sich auf das ländliche Zentrum Appenzell und einige wenige Dörfer. Das Gebiet ausserhalb der Bauzone ist von der für Appenzell I.Rh. typischen Streusiedlung im nördliche- ren Kantonsteil und dem Voralpengebiet des Alpsteins im südlicheren Kantonsteil geprägt.

Die Exklave Oberegg ist Teil der voralpinen Hügelzone oberhalb des Bodensees. Hinsicht- lich der Bodenbedeckung nehmen Wiesen und Weiden rund 55%, der Wald 28% und die Siedlungen knapp 3% ein.

Abb. 21: Ausschnitt aus dem Orthophoto des inneren Landesteiles

Fazit Bereich Lebensraum

§ Appenzell I.Rh. verfügt über kein Agglomerationsgebiet

§ Das Siedlungsgebiet ist geprägt von Dörfern und der Streusiedlung

§ Der Siedlungsflächenverbrauch liegt über dem Schweizer Durchschnitt aber im Durch- schnitt ähnlicher Gebiete

§ Der Anteil von Wohngebäuden ausserhalb der Bauzone liegt bei 34.6% mit rund 25%

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3 SWOT-Analyse

Die SWOT-Analyse (für Strengths (Stärken), Weaknesses (Schwächen), Opportunities (Chancen) und Threats (Bedrohungen)) fasst die Befunde der Situationsanalyse aus dem vorhergehenden Kapitel zusammen und gibt eine Übersicht über künftig zu erwartende Her- ausforderungen:

Stärken Schwächen

§ Gesunde öffentliche Haushalte

§ Moderate Steuerbelastung / hohes ver- fügbares Einkommen

§ Tiefe Arbeitslosigkeit

§ Gute Infrastruktur

§ Hohe Lebensqualität

§ Intakte Umwelt

§ Hohe Identifikation mit dem Kanton

§ Effiziente, bürgernahe Verwaltung

§ Wertvolle Marke „Appenzell“

§ Nähe zur Stadt St.Gallen und deren Bil- dungs- und Kulturangebote

§ Gute Handwerksqualität

§ Hohes Wachstum der Staatsausgaben

§ Tiefe Entwicklung der Wertschöpfung

§ 3. Sektor in der Branchenstruktur unter- vertreten (hoher struktureller Anpas- sungsbedarf)

§ Abhängigkeit von einzelnen Firmen

§ Ressourcenindex

§ Niedrige Bildungsquoten / Brain Drain

§ Räumliche Begrenztheit

§ Entwicklungsgefälle Dorf Appenzell vs.

Aussenbezirke

§ Begrenztes Angebot an qualifizierten Ar- beitsplätzen und Arbeitskräften

Chancen Gefahren

§ Zuwanderung von natürlichen Personen (schöne Wohnlagen, gute Bildungsquali- tät, intakte Umwelt)

§ Zentrumsfunktion Appenzell

§ Ökologische und regionale Ausrichtung der Landwirtschaft

§ Verstärkung von Wertschöpfungsketten im Bereich Landwirtschaft, Nahrungsmittel und Tourismus

§ Tourismus

§ LOHAS (Lifestyle of health and sustaina- bility)1

§ Dank Strukturwandel mehr Arbeitsplätze im Dienstleistungsbereich

§ Strukturschwache Schlüsselbranchen

§ Stark ansteigende Immobilienpreise, Bau- landverknappung, -hortung, Verkehrseng- pässe

§ Beeinträchtigung der natürlichen Ressour- cen und des Landschaftsbildes

§ Verstärkter Rückgang der Erwerbsbevöl- kerung

§ Steuerharmonisierung

§ Abwanderung (Unternehmen, Steuerzah- ler)

§ Mangel an qualifizierten Arbeitskräften

1 LOHAS ist ein Akronym für „Lifestyles of Health and Sustainability“ und beschreibt den Lebensstil in dem Gesundheit und Nachhaltigkeit einen wichtigen Platz einnehmen und das Nachfrageverhalten entsprechend prägen.

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4 Strategieorientierung

Das Umsetzungsprogramm 2012–2015 soll optimal auf die übergeordneten kantonalen Wirt- schafts- und Raumstrategien abgestimmt sein, um eine Zielharmonie und damit Synergien zu erreichen. Für den Kanton Appenzell I.Rh. sind dies die Perspektiven der Standeskom- mission (Regierung) 2010–2013, die Wirtschaftsförderungsstrategie 2010, die Touris- musstrategie 2011, die Landwirtschaftsstrategie 2007 sowie der Kantonale Richtplan aus dem Jahr 2002.

4.1 Perspektiven der Standeskommission 2010–2013

Der Bericht der Standeskommission hat zum Zweck, die wichtigsten Geschäfte und Ziele des Kantons für die nächsten Jahre in einem Überblick darzustellen. Es werden für die Perspek- tivenperiode drei übergeordnete Leitziele gesetzt, die im Sinne von Schwerpunkten beson- ders intensiv verfolgt werden sollen:

§ Wahrung der Eigenständigkeit:

Die wirtschaftliche und politische Eigenständigkeit des Kantons soll gefestigt werden und die kulturelle Eigenständigkeit gefördert werden. Der Kanton Appenzell I.Rh. kann sein Schicksal nur selber bestimmen, wenn er in einem möglichst hohen Grad wirtschaftlich unabhängig agieren kann. Die Aufgabe der Pflege eines Kantons kann überdies nur er- füllt werden, wenn seine Bürger dies im Bewusstsein einer eigenständigen Identität erfül- len.

§ Gute Lebens- und Arbeitsbedingungen in einem intakten Lebensraum:

Dazu gehören eine funktionierende öffentliche Infrastruktur, wie eine gute Verkehrsinfra- struktur, eine angemessene Anbindung an den öffentlichen Verkehr. Weiter sind auch ei- ne gute Basisgesundheitsversorgung und ein Grundprogramm an Bildungsangeboten sowie gute Wohnmöglichkeiten prioritär.

Zumal sich der Kanton zunehmend zu einem Tourismuskanton entwickelt hat, ist auch dem Landschaftsbild in seiner Eigenart Sorge zu tragen.

§ Wettbewerbsfähige Strukturen:

Wettbewerbsfähige Strukturen beziehen sich einerseits auf die politischen Rahmenbe- dingungen: Die heutige Situation des körperschaftlichen Verwaltungshandelns muss of- fen und unvoreingenommen analysiert werden. Als zweites müssen sich die Verwal- tungsabläufe auf das Wesentliche beschränken und einfach bleiben. Die heutige Bürger- nähe ist in möglichst hohem Mass zu wahren.

4.2 Wirtschaftsförderungsstrategie 2010

Aufgrund des veränderten Marktumfelds, neuer politischer Bedingungen, personellen Wech- seln und nicht zuletzt der Umsetzung der Neuen Regionalpolitik, wurden Ziele und Aufgaben der Wirtschaftsförderung überarbeitet.

Als strategisches Ziel der Wirtschaftsförderung wurde die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Appenzell I.Rh. für Unternehmen und natürliche Personen definiert. Die Impli- kationen davon sind, dass der Kanton keine Industrie- oder Branchenpolitik betreiben will.

Weiter steht vermehrt die Aktivierung von endogenen Potenzialen im Fokus. Die operativen

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Standortpromotion und Innovations- und Kooperationsförderung subsumiert. Die Umsetzung der Neuen Regionalpolitik wurde in der Strategie explizit einbezogen, um Synergien zu schaffen und zusätzliche Ressourcen zur Verfügung zu haben.

Abb. 22: Strategie der Wirtschaftsförderung

4.3 Tourismusstrategie 2011

Im Rahmen eines bei Leistungsträgern und Behörden breit abgestützten Strategiefindungs- prozesses hat der Verein Appenzellerland Tourismus AI (VAT AI) im Jahr 2011 die Strategie für die kommenden fünf Jahre festgelegt. Das Papier umfasst die Themenbereiche Unter- nehmens-, Marketing-, Angebots- sowie Marktbearbeitungsstrategie und basiert auf einer ausführlichen Analyse. Da der VAT AI bezirksübergreifend alle fünf Bezirke des inneren Landesteils umfasst, kann die Strategie des VAT AI als kantonale Tourismusstrategie be- trachtet werden. Einzig der Bezirk Oberegg ist, geografisch bedingt, darin nicht enthalten und schliesst sich in seinen Tourismusmassnahmen mehrheitlich der Ausserrhoder Tourismusor- ganisation an.

§ Unternehmensstrategie:

Das Appenzellerland ist eine der bekanntesten Tourismusdestinationen der Schweiz mit einem ausgesprochen authentischen und vielfältigen kulturellen Angebot. Die Ferienregi- on Appenzell-Alpstein ist das touristische Zentrum des Appenzellerlandes. Dank einer in- novativen Angebotspalette als ganzjähriges und weniger wetterabhängiges Ferien- und Wandergebiet wird Appenzell zum bekanntesten Wandergbiet der Schweiz. Ein sensibler Umgang mit Landschaft, Kultur und Brauchtum stehen im Zentrum der touristischen Posi- tionierung.

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§ Marketingstrategie:

Der VAT AI bekennt sich weiterhin zum gemeinsamen Markenauftritt mit der ausserrho- dischen Appenzellerland Tourismus AG (ATAG). Unter der Dachmarke „Appenzellerland.

– Vom Bodensee bis zum Säntis“ wird das Appenzellerland nach Aussen vermarktet. Es wird erwartet, dass auch die als Mitglieder angeschlossenen Leistungsträger die Dach- marke mit der Goldblume von Schweiz Tourismus und mit den vorgegebenen Qualitäts- ansprüchen mitkommunizieren.

§ Angebotsstrategie:

Der VAT AI setzt zukünftig auf drei Produktegruppen: 1. Appenzeller (Kultur, Brauchtum, Tradition, Handwerk) 2. Appenzell – Alpstein (Landschaft und Natur) sowie 3. Individuelle Angebote der touristischen Leistungsträger (geringer Einfluss des VAT AI als auch des Kantons auf die effektiven Angebote).

Neu wurde innerhalb der Angebotsstrategie auch eine emotionale Ebene ausgearbeitet.

Diese beinhaltet folgende drei Schwerpunkte: 1. Menschen (Humor, Freundlichkeit, Ei- genwilligkeit), 2. Gefühl und Image („Heile Welt“, Mystik) sowie 3. „Appenzell“ (Echtheit, Zuverlässigkeit, Glaubwürdigkeit).

§ Marktbearbeitungsstrategie:

Der VAT AI setzt weiterhin auf den Binnentourismus. Einzig innerhalb der Schweizer Re- gionen soll vermehrt auf den französisch sprechenden Teil der Schweiz gesetzt werden.

Bei der Marksegmentierung setzt der VAT AI ebenfalls weiterhin auf Publikum in der zweiten Hälfte des Lebens. Auf folgende Hauptsegmente hat man sich geeinigt: Ferien- und Kurzaufenthalte, Wanderer, Ausflugsgäste, Interessierte an Kultur, Tradition, Religi- on und Spirituellem, Seminare und Tagungen sowie Gesundheit und Wellness.

In der Umsetzung wird der VAT AI professionell ein klassisches Destinationsmarketing be- treiben. Die Geschäftsstelle soll als touristisches Kompetenzzentrum gestärkt werden und eine hohe Qualität der Leistungen wird weiterhin angestrebt. In der gesamten Umsetzung der Strategie ist die Kooperation mit den Leistungsträgern vor Ort von oberster Priorität.

Auch die Kooperationen mit ausserkantonalen touristischen Organisationen und Unterneh- men wird angestrebt.

4.4 Kantonaler Richtplan 2002

Der Kantonale Richtplan 2002 umfasst 42 behördenverbindliche Objektblätter zu den The- men Siedlung, Natur- und Landschaft, Verkehr, Boden / Luft / Lärm, Militär sowie Ver- und Entsorgung. Die Objektblätter orientieren sich an den Grundzügen der anzustrebenden räumlichen Entwicklung, welche in den nachfolgenden 12 Leitsätzen zusammengefasst sind:

Leitsatz 1: Bestehende Bauzonenreserven ausschöpfen bevor neue Gebiete eingezont werden.

Leitsatz 2: Die Zentrumsfunktion des Dorfes Appenzell stärken ohne Entwicklungen in anderen Dörfern zu verhindern.

Leitsatz 3: Die hohe Qualität der Natur- und Kulturlandschaft als wichtigen Standortfaktor für die Wirtschaft und die Bevölkerung erhalten.

Leitsatz 4: Der Bedeutung der Landwirtschaft Rechnung tragen, indem die geeigneten Flächen durch Schutz und nachhaltige Bewirtschaftung gesichert werden.

Leitsatz 5: Der intakten Landschaft und dem gelebten Brauchtum auch als Grundlage für

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Leitsatz 6: Durch vorausschauendes raumplanerisches Handeln Menschen und Sach- werte soweit als möglich vor Naturgefahren schützen.

Leitsatz 7: Der Bedeutung des motorisierten Individualverkehrs für die traditionelle Streu- siedlungsstruktur angemessen Rechnung tragen.

Leitsatz 8: Als Ergänzung zum motorisierten Individualverkehr das heutige Angebot des öffentlichen Verkehrs erhalten und die Voraussetzungen für den Langsamver- kehr überprüfen und verbessern.

Leitsatz 9: Den Anschluss an die übergeordneten Verkehrsnetze unterstützen und si- cherstellen.

Leitsatz 10: Ausreichende Versorgung mit qualitativ einwandfreiem Trinkwasser sicherstel- len.

Leitsatz 11: Das Kantonsgebiet wird von allen Telekommunikationsnetzen optimal abge- deckt, wobei die dafür erforderlichen Anlagen unter den Netzbetreibern so weit als möglich koordiniert und auf die Interessen von Umweltschutz und Raumplanung abgestimmt werden.

Leitsatz 12: Die kantonale Abfallbewirtschaftung strebt Entsorgungsautonomie an, wo dies aus der Sicht der Umweltbelastung und der Wirtschaftlichkeit sinnvoll ist und pflegt daneben die überregionale Zusammenarbeit.

4.5 Landwirtschaftsstrategie 2007

Im Jahre 2007 hat sich eine Arbeitsgruppe im Rahmen eines Auftrags der Standeskommis- sion eingehend mit der Frage der Zukunftsstrategien für die Landwirtschaft des Kantons Ap- penzell Innerrhoden befasst. Ziel der Veranstaltung war, Massnahmen zu konkretisieren, mit welchen die voraussehbaren finanziellen Einbussen, die als Folge der Liberalisierung der Agrarpolitik bevorstehen, aufzufangen und auszugleichen.

Zusammenfassend sollen Massnahmen ergriffen werden, die folgende Ziele unterstützen:

§ Eine produzierende Landwirtschaft zu erhalten, die in der Lage ist, qualitativ hoch ste- hende Produkte zu erzeugen

§ Familienbetriebe, die ein genügendes Einkommen erzielen können

§ Wettbewerbsfähige Betriebe

§ Eine möglichst hohe regionale Wertschöpfung

§ Eine von der übrigen Bevölkerung anerkannte und getragene Landwirtschaft

§ Eine gesellschaftlich gewinnende Landwirtschaft mit einem positiven Image

§ Die landwirtschaftliche Tätigkeit als mögliche Lebensform aufzuzeigen

4.6 Förderperimeter / Rolle der Programmziele auf Zentren

Der Kanton Appenzell I.Rh. ist ein Geltungsraum für die Umsetzung der Neuen Regionalpoli- tik. Eine weitere Unterteilung des Kantonsgebiets wäre sachlich nicht durchführbar. In Ab- weichung zur bisherigen IHG-Region gehört der äussere Landesteil (Bezirk Oberegg) zum restlichen Kantonsgebiet. Allerdings werden vor allem in Bezug auf Oberegg sinnvolle inter- kantonale Lösungen unterstützt.

Der Grundsatz 3 des BG über Regionalpolitik besagt: „Die regionalen Zentren bilden die Entwicklungsmotoren.“ Damit ist die Erwartung verknüpft, die Förderanstrengungen auf die regionalen Zentren zu fokussieren. Der innere Landesteil bildet eine homogene Region um den Hauptort Appenzell. Trotz fünf verschiedenen Bezirken ist das Dorf Appenzell Mittel- punkt und Zentrum des inneren Landesteils. Die Förderanstrengungen der Periode 2008–

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2011 wurden zum grössten Teil auf Appenzell oder Aussengemeinden mit direktem Einfluss auf Appenzell fokussiert.

Die Exklave Oberegg ist aus räumlichen Gründen viel schwieriger in die Projekte des inneren Landesteils einzubeziehen. Der Bezirk Oberegg ist Mitglied im Verein Wirtschaftsförderung Appenzellerland über dem Bodensee. Weitere Mitglieder des Vereins sind die Gemeinden des Appenzeller Vorderlands (Appenzell A.Rh.). Der Verein verfolgt den Zweck, sich für eine attraktive Region und eine gedeihliche wirtschaftliche Entwicklung einzusetzen. Dazu gehört auch die Generierung von NRP-Projekten. Das Amt für Wirtschaft von Appenzell I.Rh. hat mit beratender Stimme Einsitz im Vorstand.

Abb. 23: Der Kanton Appenzell I.Rh. mit dem inneren Landesteil und der Exklave Oberegg

Im Rahmen der Wirtschaftsförderung Appenzellerland über dem Bodensee wird eine grenz- übergreifende Zusammenarbeit praktiziert, die sich aus dem Ziel, die gemeinsamen Interes- sen der Vorderländer Gemeinden zu wahren, ergeben hat. Die Kooperation ist aus Sicht des Kantons Appenzell I.Rh. erwünscht, sofern sich keine Doppelspurigkeiten ergeben. Der Kan- ton Appenzell I.Rh. leistet keinen Beitrag an administrative Strukturen. Diese Haltung erfolgt in Koordination mit der verantwortlichen Stelle in Appenzell A.Rh.

4.7 Überprüfung des Umsetzungsprogramms auf seine Nachhaltigkeit

Das Umsetzungsprogramm des Kantons Appenzell I.Rh. betreffend die Regionalpolitik des Bundes fusst auf zwei Nachhaltigkeitspfeilern, einerseits auf der Einordung des Umset- zungsprogrammes in die übergeordneten Strategien (Perspektiven, Kantonaler Richtplan, etc.) und andererseits auf der bewusst gewählten Organisationsstruktur.

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4.7.1 Einordnung in die übergeordneten Strategien

Sowohl die Perspektiven des Kantons als auch insbesondere die kantonale Richtplanung beachten das Prinzip der wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Nachhaltigkeit. Die Entwicklung mit seinen räumlichen Konsequenzen wird in Beachtung dieser Leitlinien beur- teilt. Da das aktuelle wie das neue Umsetzungsprogramm auch stark vom Tourismus ge- prägt sind, gilt es die Leitsätze 3 bis 5 des Kantonalen Richtplans zu würdigen (vgl. Kap. 4.4) und die Grundsätze in Objektblatt Nr. L. 13 „Tourismus und Freizeit“ zu beachten.

1. Der Kanton berücksichtigt die Anliegen von Erholung und Tourismus im Rahmen sei- ner Landschaftsschutz-, Landwirtschafts- und Waldpolitik.

2. Im Kanton Appenzell I.Rh. und insbesondere im Alpstein ist das Angebot an Sport- und Freizeitaktivitäten nachhaltig und im Einklang mit der Natur und Landschaft aus- zugestalten.

3. Die intakte Landschaft und die traditionellen Wirtschaftsformen sind zu erhalten und zu fördern.

4. Die bestehende touristische Infrastruktur ist für die Erhaltung des Tourismus notwen- dig und grundsätzlich mit den übergeordneten Zielsetzungen vereinbar. Der Bestand und die massvolle Weiterentwicklung bleiben gewährleistet.

5. Grosse Anlagen (z.B. Golfplatz, Sommerbobbahn u.ä.) für Erholung, Freizeit, Sport und Tourismus mit intensivem Publikumsverkehr oder grossen Flächenansprüchen bedürfen einer Festsetzung der Standorte im Richtplan und danach einer nutzungs- planerischen Umsetzung (Zonen-/Sondernutzungsplan).

6. Die verschiedenen Nutzungen sind zu kanalisieren und Konflikte zu entschärfen.

Die im Umsetzungsprogramm gewählten Strategien wie „gute Lebens- und Arbeitsbedingun- gen in einem intakten Lebensraum“ oder „Tourismusdestination für sanften Tourismus“ pas- sen vollumfänglich in die übergeordneten „Nachhaltigkeitsvorgaben“. Die übrigen Projekte aus dem Bereich der Wirtschaft im engeren Sinn (Förderung der Innovation und Wettbe- werbsfähigkeit) fokussieren zu einem grossen Teil auf das ländliche Zentrum Appenzell.

4.7.2 Organisationsstruktur

Über alle NRP-Projekte entscheidet die Wirtschaftsförderungskommission auf Antrag einer vorberatenden Lenkungsgruppe. Die Lenkungsgruppe ist interdisziplinär und in Beachtung verschiedener Interessenvertreter zusammengesetzt. Aus der Privatwirtschaft haben Vertre- ter des kantonalen Gewerbeverbandes und der Handels- und Industriekammer Einsitz, aus der Verwaltung Vertreter aus der Landwirtschaft, dem Tourismus und der Raumentwicklung.

Im Rahmen der Vorberatung fliessen bereits erste grobe Beurteilungen betreffend Nachhal- tigkeit und in Beachtung verschiedener Sichtweisen in die Beurteilung mit ein.

Die beiden erwähnten „Nachhaltigkeitspfeiler“ zusammen bieten Gewähr, dass alle Projekte betreffend deren Auswirkungen auf Wirtschaft, Soziales und Ökologie einer genauen Prü- fung unterzogen werden.

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5 Ziele, Handlungsachsen, Massnahmen

5.1 Mehrjahresprogramm des Bundes zur Umsetzung der NRP 2008–2015 Die Botschaft über die Neue Regionalpolitik (2005) und die Botschaft zum Mehrjahrespro- gramm des Bundes 2008–2015 zur Umsetzung der Neuen Regionalpolitik (2007) definieren für eine innovations- und wertschöpfungsorientierte Regionalpolitik folgende strategische Ausrichtungen:

1. Ausrichtung: Direkte Förderung zur Stärkung von Innovation, Wertschöpfung und Wettbewerbsfähigkeit

2. Ausrichtung: Kooperation und Synergien zwischen Regionalpolitiken und Sektoral- politiken

3. Ausrichtung: Wissenssystem Regionalentwicklung und Qualifizierung Regional- management

Die thematischen Förderschwerpunkte des Mehrjahresprogramms des Bundes 2008–2015 zur Umsetzung der Neuen Regionalpolitik sind:

§ Vernetzen von exportorientierten industriellen Wertschöpfungssystemen zur Erhöhung der Innovationsintensität und (internationalen) Vermarktungsfähigkeit

§ Unterstützen des Strukturwandels im Tourismus

§ Vernetzen und Stärken von marktwirtschaftlich organisierten Bildungs- und Gesundheits- unternehmen

§ Vermehrte Ausschöpfung von Exportpotenzialen der Energiewirtschaft

§ Erhöhen der Wertschöpfung aus der Exploration von natürlichen Ressourcen

§ Überführung des Teils der Agrarwirtschaft mit intakten Erfolgsaussichten in geöffnete internationale Märkte

Die aus der Botschaft über die Neue Regionalpolitik und der Botschaft zum Mehrjahrespro- gramm 2008–2015 hervorgehenden strategischen Ausrichtungen und Förderschwerpunkte bilden den Rahmen für die Schwerpunkte des kantonalen Umsetzungsprogramms des Kan- tons Appenzell I.Rh.

5.2 Schwerpunkte der Umsetzungsperiode 2012–2015

In Übereinstimmung mit den kantonalen strategischen Grundlagen und den Erkenntnissen der SWOT-Analyse werden nachfolgend die übergeordneten Ziele definiert und daraus die Vertragsziele für die Umsetzungsperiode 2012–2015 abgeleitet und konkrete Handlungsbe- reiche aufgezeigt. Die übergeordneten Ziele bilden den Rahmen für die konkreten Vertrags- ziele der Neuen Regionalpolitik.

5.2.1 Übergeordnete Ziele

§ Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Appenzell I.Rh. für Unternehmen und Privatpersonen

§ Gute Lebens- und Arbeitsbedingungen in einem intakten Lebensraum

§ Appenzell I.Rh. etabliert sich als Tourismusdestination für sanften Tourismus und Grup- penreisen

§ Die Landwirtschaft wird gestärkt dank Wertschöpfung aus innovativen, qualitativ hoch-

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5.2.2 Vertragsziel 1: Die Tourismusdestination Appenzell I.Rh. ist gut strukturiert, erhöht die Dienstleistungsqualität und Angebotsvielfalt und verfügt über eine zeitgemässe touristische Beherbergungsinfrastruktur im gehobenen und im tiefpreisigen Segment

5.2.2.1 Handlungsbereich touristische Infrastruktur

Trotz erfreulichen Wachstumszahlen der Logiernächte hat sich die Struktur der Hotellerie in den letzten Jahren nicht wesentlich gewandelt. Noch immer prägen vor allem familiäre Klein- und Kleinstbetriebe die Beherbergungsinfrastruktur. In Bezug auf die hohe Nachfrage nach Bed and Breakfast-Übernachtungsmöglichkeiten ist dies nicht a priori negativ. Allerdings hat sich Appenzell I.Rh. in den letzten Jahren als attraktiver Standort für Seminare und Tagun- gen positioniert. Momentan können aber grössere Tagungen schlecht, solche mit über 600 Besuchern nicht organisiert werden, obwohl die Nachfrage vorhanden wäre.

Das Dorf Appenzell verfügt gegenwärtig über wenige Betriebe im 3- und 4-Sternbereich. Ein weiteres Hotel im 4-Sterne-Bereich liegt ausserhalb von Appenzell und hat sich auf den Ge- sundheitstourismus spezialisiert. Es ist das erklärte Ziel des Volkswirtschaftsdepartements sowie des Vereins Appenzellerland Tourismus AI (VAT AI) das Hotel-Angebot auszubauen und in den nächsten Jahren die Realisierung von ein bis zwei grösseren Hotelbetrieben im 4- Sterne-Bereich zu unterstützen. Zwei konkrete Projekte wurden schon in der ersten Pro- grammperiode unterstützt. Die aktuell laufenden Vorarbeiten sollen deshalb in der nächsten Programmperiode weitergeführt werden.

Weiter wird es aus touristischer Sicht oft als nachteilig bezeichnet, dass Appenzell I.Rh.

kaum über Beherbergungsmöglichkeiten im Tiefpreisbereich verfügt. Es ist deshalb ein Ziel, dieses Angebot mit der Realisierung einer Familien- und Jugendherberge zu schaffen.

5.2.2.2 Handlungsbereich Struktur, Angebot und Dienstleistungsqualität

Im Appenzellerland wurde die touristische Struktur in den letzten drei Jahren elementar ver- ändert: Die beiden kantonalen Organisationen Verein Appenzellerland Tourismus AI (VAT AI) und Appenzellerland Tourismus AR (VAT AR) haben ihre Zusammenarbeit in der ge- meinsamen Vermarktungsorganisation Appenzellerland Tourismus Marketing AG (ATMAG) aufgelöst. Im Rahmen einer Mediation wurde die weitere Zusammenarbeit zwischen dem VAT AI und der Appenzellerland Tourismus AG (ATAG; Nachfolgeorganisation des VAT AR) definiert.

In der Folge hat der VAT AI eine eigene Strategie mit verschiedenen Massnahmen erarbei- tet. Dieser erfolgreiche Neuanfang soll auch in der nächsten Programmperiode unterstützt werden. Das Leitbild des VAT AI definiert, dass die Gäste und deren Bedürfnisse im Zentrum der Bemühungen des Vereins und der Leistungsträger stehen müssen. In der Strategie 2011–2016 hat sich der Verein zum Ziel gesetzt, in der Sommersaison die Logiernächte an Wochenenden zu halten und werktags um 2% zu steigern. Das übrige Jahr sollen die Lo- giernächte um 4% gesteigert werden. Daneben soll auch die Aufenthaltsdauer auf 2.5 Tage gesteigert werden. Damit dieses Ziel erreicht werden kann, ist eine optimale Dienstleistungs- qualität neben dem touristischen Angebot eine wichtige Voraussetzung. Massnahmen zur Förderung der Dienstleistungsqualität sollen deshalb auch in der nächsten Programmperiode unterstützt werden.

Die Destination Appenzellerland soll gemäss Leitbild kontinuierlich in Richtung Ganzjahres- Tourismus entwickelt werden. Dazu sollen touristische Angebote auch ausserhalb der klassi- schen Ferienzeiten geschaffen werden. Die NRP soll in der nächsten Programmperiode die Schaffung von passenden Angeboten unterstützen. Die Angebote müssen dem Versprechen der Marke Appenzell entsprechen; d.h. zu Land und Leuten passen, naturverbunden und authentisch sein.

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5.2.2.3 Handlungsbereich Agrotourismus

Die Ferienregion Appenzell-Alpstein steht unter anderem für die liebliche Landschaft, die Streusiedlung, eigenständig-eigenwillige Menschen und ein gelebtes sennisches Brauchtum.

Diese Merkmale sind eng mit der nach wie vor wichtigen Landwirtschaft verknüpft. Damit der Bauernstand auch künftig erhalten bleibt, müssen den Bauern weitere Einkommensquellen ermöglicht werden. Eine gute Möglichkeit dafür ist Agrotourismus. In der nächsten Pro- grammperiode NRP sollen deshalb Massnahmen zur Identifikation, Konzeption und Aufbau von Angeboten im Agrotourismus gefördert werden. Gemäss den gesetzlichen Grundlagen der NRP und der Umsetzungsbestimmungen im Kanton Appenzell I.Rh. werden dabei aber keine einzelbetriebliche Förderungen ausgerichtet. Weiter werden die Massnahmen in enger Abstimmung mit dem Landwirtschaftsdepartement durchgeführt, um die Unterstützungsleis- tungen zu koordinieren.

5.2.3 Vertragsziel 2: Die Wirtschaft in Appenzell I.Rh. hat Zugang zu Innovation, ver- fügt über Fachpersonal und Arealressourcen und profitiert von der starken Marke Appenzell

5.2.3.1 Handlungsbereich Innovation und Technologie

Die Wirtschaftsstruktur in Appenzell I.Rh. ist kleingewerblich geprägt und stark fragmentiert.

Der Unternehmensanteil im 3. Sektor ist im Vergleich zum Schweizer Mittel unterdurch- schnittlich vertreten. In den Bereichen Textil, Mechanik, Metallbearbeitung und Mikroelektro- nik gibt es einige sehr erfolgreiche Nischenanbieter in Appenzell I.Rh. Um deren Wettbe- werbsposition zu halten ist stetige Innovation notwendig. Es muss daher ein Ziel der Neuen Regionalpolitik sein, den Unternehmen den Zugang zu Technologie und Innovation zu er- leichtern. Im ersten Umsetzungsprogramm wurde das interkantonale Projekt „Industrielle Dienstleistungen“ unter der Leitung des Kantons St.Gallen unterstützt. Die Projektauswahl geschieht in Koordination mit der Handels- und Industriekammer Appenzell I.Rh. und dem Gewerbeverband Appenzell I.Rh. Dadurch wird gewährleistet, dass nur Vorhaben unterstützt werden, an denen in Gewerbe und Industrie auch Interesse besteht.

5.2.3.2 Handlungsbereich Standortentwicklung

Der Standort Appenzell I.Rh. lebt von einer guten Mischung von Wohnqualität und einem breiten Angebot an Arbeitsplätzen. Nur wenn diese Mischung aufrechterhalten werden kann, bleibt Appenzell I.Rh. attraktiv als Arbeits- und Wohnort. Das Ziel der Wirtschaftsförderung ist, die Standortvoraussetzung für juristische und natürliche Personen zu stärken. Ein kriti- sches Feld ist die mangelnde Verfügbarkeit von Bauland, bzw. der zum Teil hohe Preis. Die- se Situation hat ihren Ursprung einerseits in der geografisch gegebenen Begrenztheit der Flächen und der traditionellen Streusiedlungsstruktur, andererseits aber auch in der Hortung.

In Bezug auf das Gewerbe wurde in der ersten Umsetzungsperiode ein Projekt abgeschlos- sen, das die Aktivierung von Gewerbe- und Industrieland zum Ziel hat. Es gilt nun, die formu- lierten Handlungsempfehlungen – soweit machbar – umzusetzen.

Es soll beispielsweise geprüft werden, ob unternutzte Areale aufgewertet werden können.

Auch beim Wohnungsangebot besteht Handlungsbedarf: In den letzten Jahren wurden Wohnflächen in einem grossen Ausmass erstellt, im Raum Appenzell allerdings primär im hochpreisigen Segment, und dabei vor allem Eigentumswohnungen. Längerfristig sehen wir die Gefahr, dass die einheimischen Familien vor allem im Dorf Appenzell keinen erschwingli- chen Wohnraum mehr finden und sich gezwungen sehen, sogar den Kanton zu verlassen.

Allerdings wird es schwierig sein, dieses Problem im Rahmen der Neuen Regionalpolitik an- zugehen.

Ein lebendiger Wohn- und Arbeitsort und attraktiver Wirtschaftsstandort ist auf die Verfüg- barkeit von qualifizierten Fach- und Führungskräften angewiesen. Der Kanton Appenzell

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zer Kantone. Gemäss einer Studie aus dem Jahre 2007 verlassen über 70% aller Einheimi- schen mit einer tertiären Ausbildung den Kanton nach Abschluss ihrer Ausbildung bzw. keh- ren nicht mehr zurück. Dies ist für die im Kanton ansässigen Unternehmen eine schwierige Situation. Sie haben Mühe, qualifizierte Fachkräfte zu finden. Dies behindert das Wachstum der Wertschöpfung im 2. und 3. Sektor und verlangsamt den Strukturwandel. Im Rahmen der Neuen Regionalpolitik sollen Projekte gefördert werden können, die sich gegen diese Ent- wicklung stellen.

5.2.3.3 Handlungsbereich Marke Appenzell

Der Kanton Appenzell I.Rh. profitiert von der starken Marke Appenzell. Die gute Positionie- rung und die Pflege der Marke ist nicht nur für den Tourismus, sondern für viele einheimi- sche Betriebe, vor allem im Nahrungsmittelsektor, wichtig. Eine starke und attraktive Marke ruft jedoch auch immer Trittbrettfahrer auf den Plan: Firmen, die sich der Marke Appenzell bedienen um damit Produkte zu verkaufen, die nichts mit Appenzell und seinem Image zu tun haben. Geschieht dies in einem grösseren Ausmass, wird die Marke verwässert und ver- liert an Wert. Die beim Eidgenössischen Parlament pendente Swissness-Vorlage möchte Instrumente einführen, dank denen Marken wirksamer geschützt werden können. Gerade für Appenzell I.Rh. kann die Möglichkeit, die Marke besser schützen zu können, eine Chance bedeuten. Im Rahmen der Neuen Regionalpolitik sollen deshalb Massnahmen unterstützt werden, die den Schutz der Marke Appenzell erhöhen.

Die Organisation Appenzellerland Regionalmarketing AG (ARMAG) hat die Förderung des Absatzes von Produkten mit regionalem Bezug der Kantone Appenzell I.Rh. und A.Rh. zum Ziel. Sie leistet einen wichtigen Beitrag an die Pflege der Marke Appenzell, indem sie die Vernetzung der Produzenten fördert und bestrebt ist, einheitliche Qualitätsstandards einzu- führen. Projekte der ARMAG sollen auch in der nächsten Programmperiode unterstützt wer- den.

5.2.4 Vertragsziel 3: Das Wertschöpfungspotenzial von natürlichen Ressourcen (pri- mär Holz) wird identifiziert, es werden Strategien zur Ausschöpfung definiert und konkrete Projekte lanciert

Der Kanton Appenzell I.Rh. ist reich an Holz und Biomasse. Diese Ressourcen werden im Kanton noch ungenügend genutzt, obwohl das Potenzial als Energiequelle oder Baumaterial unbestritten ist. Mit dem Schwerpunkt 3 verfolgen wir das Ziel, diese natürlichen Ressourcen – vornehmlich Holz – noch besser zu nutzen und dadurch mehr Wertschöpfung in der Regi- on zu generieren, respektive Importe zu substituieren. Zunächst sollen die Potenziale identi- fiziert werden und dann Wege gefunden werden, diese lokal zu realisieren. Es ist dabei wich- tig, dass die dabei generierte Wertschöpfung vor Ort stattfindet (beispielsweise die Verarbei- tung von Holz). Aktuell wird im Sinne eines Pilotprojekts die Projektierung einer Holzschnit- zelanlage mit Wärmeverbund unterstützt. Daraus sollen Erkenntnisse für das weitere Vorge- hen im Schwerpunkt 3 gezogen werden. Wo es sich anbietet, werden die Projekte in Zu- sammenarbeit mit dem Kanton Appenzell A.Rh. durchgeführt.

5.2.5 Vertragsziel 4: Die Agrarwirtschaft erschliesst dank innovativen Produkten und Zusammenarbeit mit dem Gewerbe neue Absatzmärkte

5.2.5.1 Handlungsbereich Produktion, Verarbeitung und Marketing

Im Kanton Appenzell I.Rh. sind 16% aller Beschäftigten im 1. Sektor und die meisten davon in der Landwirtschaft tätig. Damit ist die Landwirtschaft für den Kanton ein wichtiger Wirt- schaftszweig, der viele positive externe Effekte auslöst. In erster Linie profitieren alle vor- und nachgelagerten Betriebe, primär im Bereich der Milch- und Fleischverarbeitung. Der Bauernstand ist aber auch ein wichtiger Pfeiler der Volkskultur und des Brauchtums und prägt das Siedlungsbild. Diese identitätsstiftende Funktion ist nicht nur wichtig für das inner- rhodische Selbstverständnis, sondern auch für den Tourismus und die Vermarktung von

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Produkten. Die Vermarktung des Kantons Appenzell I.Rh. als Tourismusort, wie auch vieler Produkte, basiert auf Authentizität, den landschaftlichen Qualitäten und einer lebendigen Kultur. Viele dieser Qualitäten hängen sehr direkt mit der Landschaft zusammen. Im Zuge der Ausrichtung der Landwirtschaft auf den freien Markt ist der Bauernstand unter Druck gekommen. Die Margen für Milch und Fleisch sinken schon seit geraumer Zeit und befinden sich gegenwärtig auf einer Höhe, die einen angemessenen Arbeitserlös schwierig machen.

Dazu kommt, dass sich die topografischen Gegebenheiten in Appenzell I.Rh. nicht für eine quantitativ ausgerichtet Landwirtschaft eignen. Um die landwirtschaftliche Produktion zu er- halten, ist es deshalb notwendig, dass die Bauern mit ihren Produkten Marktnischen finden.

Auf diese Weise kann die Wertschöpfung von agrarischen Produkten erhöht werden und dem Landwirt neue Verdienstmöglichkeiten erschlossen werden. Heute verkaufen viele Milchbauern ihre Milch direkt an Grosshändler. Der Erlös daraus ist gering und viele Eigen- heiten des Produktionsstandorts sind nicht in Wert gesetzt. Die lokale Milch vom Vieh, das in einer natürlichen Umgebung gehalten wird, muss möglichst vor Ort verarbeitet werden. Nur so kann ein höherer Preis erzielt und zusätzliche Wertschöpfung generiert werden.

Im Handlungsbereich Produktion, Verarbeitung und Marketing sollen die landwirtschaftlichen Betriebe in ihrer Innovation und dem Aufbau von Wertschöpfungsketten unterstützt werden.

Das kann im Bereich der Verwertung von Kuhmilch geschehen oder auch von Spezialitäten wie z.B. von Milch der Appenzeller Ziege oder Alpprodukten. Ein weiterer Bereich ist die Fleischproduktion, inkl. von Geflügel, Ziegen oder weiteren Nutztieren. Zum Unterstützungs- bereich gehört, die Potenziale zu identifizieren sowie die innovative Verarbeitung und

schliesslich die Vermarktung von neuen Produkten zu unterstützen. Denkbar sind auch Moti- vationsaktionen, wie die Ausschreibung eines Innovationspreises für besonders ideenreiche Neuentwicklungen. Wünschbar ist bei allen Projekten die direkte oder indirekte Verflechtung mit touristischen Angeboten oder dem exportorientierten Nahrungsmittelgewerbe. Alle Mass- nahmen finden in enger Abstimmung mit dem Landwirtschaftsdepartement statt, um die Un- terstützungsleistungen2 abzustimmen und dadurch der Koordination der Sektoralpolitiken Genüge zu leisten.

5.2.5.2 Handlungsbereich Förderung Zusammenarbeit

Die landwirtschaftlichen Betriebe im Kanton Appenzell I.Rh. sind im Vergleich zum Schwei- zer Mittel flächenmässig klein. Die topografischen und klimatischen Bedingungen machen zudem einen grossen Einsatz von Maschinen nötig. Folglich haben viele Bauernbetriebe in Appenzell I.Rh. zu hohe Betriebs- respektive Produktionskosten. Ein bisher wenig genutztes Potenzial ist die intensivere Zusammenarbeit zwischen den Betrieben bzw. mit Gewerbebe- trieben. Mit dem vermehrten Austausch von Maschinen könnten die Kosten erheblich ge- senkt werden und die einzelnen Betriebe rentabler geführt werden. Dazu sind Pilotprojekte notwendig, die Möglichkeiten und Fallstricke einer solchen Zusammenarbeit aufzeigen.

Ein weiterer Bereich ist die Förderung des Nebenerwerbs für die in der Landwirtschaft tätige Bevölkerung. Auf der einen Seite sind die Bauern durch ihre breite handwerkliche Kenntnis willkommene Aushilfskräfte vor allem bei Holzverarbeitungsbetrieben oder im Baugewerbe.

Andererseits kann ein Nebenerwerb für den Landwirt einen Mehrverdienst bedeuten. Die bisherigen Erfahrungen haben aber gezeigt, dass es vor allem wegen der beschränkten zeit- lichen Verfügbarkeit nicht immer einfach ist, Landwirte in einem Gewerbebetrieb zu engagie- ren. In der nächsten Umsetzungsperiode sollen überbetriebliche Bestrebungen unterstützt werden, die die Vereinbarkeit der landwirtschaftlichen Tätigkeit mit der Anstellung im Gewer- be zum Ziel haben. Besonderes Augenmerk wird bei den Projekten darauf gelegt, die Schwarzarbeit zu bekämpfen.

2 Die Projekte unter dem Schwerpunkt 4 können zum Teil auch im Rahmen des Art. 93 Abs. 1 lit. c des Landwirtschaftsgeset- zes LwG unterstützt werden. Der Artikel besagt, dass der Bund Beiträge gewährt für die Unterstützung von Projekten zur regio- nalen Entwicklung und zur Förderung von einheimischen und regionalen Produkten, an denen die Landwirtschaft vorwiegend

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5.2.6 Interkantonale Projekte

Die Massstäbe für die Wettbewerbsfähigkeit sind gerade im Industriebereich durch den Weltmarkt bestimmt. Angesichts dieser Umstände ist die Innovationstätigkeit für die Unter- nehmen von grosser Bedeutung. Das Sichern der internationalen Wettbewerbsfähigkeit er- fordert von den Betrieben, laufend die Produktivität zu erhöhen, die angebotenen Produkte zu erneuern bzw. zu verbessern und sich an neue Märkte bzw. Markterweiterung anzupas- sen.

Das Aufgreifen von neuartigen Entwicklungen in Technologien stärkt viele Unternehmen in ihrer Innovationskraft und erschliesst ihnen neue Kunden- und Marktsegmente. Allerdings weisen gerade KMU zum Teil grosse Innovationshürden auf. Kapazitätsprobleme sowie ein erschwerter Zugang zu neuen Technologien hemmen ihre Innovationsaktivitäten. Generelles Ziel der Förderstrategie „Innovationszellen“ ist die Schaffung von Marktvorteilen für die Un- ternehmen, speziell für KMU. Im Detail findet sich unter dieser übergeordneten Zielsetzung die gesamte Bandbreite an Zielen zum Innovationsprozess von der Sensibilisierung von KMU für die Möglichkeiten neuer Technologien über die Vernetzung und den Austausch zwi- schen den relevanten Akteuren bis hin zur Initiierung von Kooperationsprojekten.

Die Ostschweizer NRP-Fachkonferenz hat sich an ihrer Sitzung vom 8. März 2011 auf die gemeinsame Förderstrategie «Innovationszellen» verständigt (siehe Anhang A4). Die Zu- sammenarbeit der Ostschweizer NRP-Fachstellen wurde schon in der ersten Umsetzungs- periode im Rahmen des laufenden Projekts „Industrielle Dienstleistungen“ aufgebaut. Projek- te im Bereich des Technologie- und Innovationstransfers, die sich an der Förderstrategie

„Innovationszellen“ orientieren, sollen auch in der nächsten Programmperiode unterstützt werden können. Der Kanton Appenzell I.Rh. wird das Engagement an einem Projekt jedoch davon abhängig machen, ob es ansässige Betriebe gibt, die sich am Projekt beteiligen.

Mit Blick auf den Nachbarkanton Appenzell A.Rh. kann festgestellt werden, dass es Themen- felder gibt, die spezifisch die beiden Appenzeller Kantone betreffen. Dazu gehört beispiels- weise der Schutz der Marke Appenzell oder die gemeinsame Regionalmarketingorganisation ARMAG. Weiter sind von der neu geschaffenen Wirtschaftsförderung Appenzellerland über dem Bodensee (AüB) Projektanträge zu erwarten. Die Wirtschaftsförderung AüB ist eine Initiative der Gemeinden des Appenzeller Vorderlandes (Appenzell A.Rh.) und des Bezirks Oberegg (Appenzell I.Rh.).

Die beiden Appenzeller Kantone sind durch den Verein "Appenzellische Holzkette" verbun- den, der zum Ziel hat, die Nutzung von Holz zu fördern. Allerdings steht der Verein kurz vor der Auflösung. Da die Nutzung der Holzressourcen im Appenzellerland noch viel Potenzial bietet, ist ein gemeinsames Projekt im Vertragsziel 3 zu erwarten.

5.2.7 Grenzüberschreitende Projekte (Interreg)

Interreg ist seit 2008 Teil der NRP. Die Programmkoordination der Interreg-Projekte wird durch die Netzwerkstelle Ostschweiz für die Kantone Aargau, Appenzell I.Rh., Appenzell A.Rh., Glarus, Graubünden, St.Gallen, Schaffhausen, Thurgau und Zürich übernommen.

Gemäss Protokoll der Ostschweizer Regierungskonferenz vom 17. März 2011 sind die Ost- schweizer Kantone weiterhin bereit, am Interreg Programm Alpenrhein-Bodensee teilzuneh- men und sich zu beteiligen. Allerdings weisen sie darauf hin, dass sich die Integration von Interreg in die NRP nicht bewährt hat und fordert den Bund auf, die Trennung zwischen Inter- reg und NRP zu prüfen. Gemäss Vereinbarung der in der Netzwerkstelle Ostschweiz zu- sammengefassten Kantonsregierungen verweisen wir für weitere Angaben auf den Bereich Interreg des UP des Kantons St.Gallen.

Referenzen

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