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Report 2/21. Ein Kooperationsprojekt von: BERGISCHE UNIVERSITÄT WUPPERTAL

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Academic year: 2022

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Report 2/21

BERGISCHE UNIVERSITÄT WUPPERTAL

Ein Kooperationsprojekt von:

(2)

VORWORT

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

als wir unseren Konjunkturreport für das 2. Quartal 2018 erstellt haben, standen die Starkregenereig- nisse vom 29. Mai 2018 im Vordergrund. In unserer Umfrage konnten wir die Ereignisse durch zwei Zusatzfragen berücksichtigen und sogar besonders betroffene Stadtteile identifizieren. Neben den un- mittelbaren Folgen des Unwetters wurde in den Medien insbesondere die Frage diskutiert, inwieweit sich ein solches Ereignis wiederholen kann. Der überwiegende Teil der befragten Meteorologen und Klimaforscher vertrat die Ansicht, dass entsprechende Extremwetterereignisse aufgrund des Klimawan- dels vermehrt auftreten werden. Dabei seien bestimmte Regionen aufgrund ihrer geografischen Eigen- schaften besonders gefährdet.

Das sich dieses Szenario in so kurzer Zeit wiederholt, hat uns dennoch überrascht. Anders als 2018 in Wuppertal oder 2014 in Münster waren die aktuellen Starkregenereignisse nicht lokal begrenzt, son- dern haben in Teilen von Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz aber auch in unseren Nachbarstaaten Luxemburg, Belgien und Niederlande zu – bis dato – unvorstellbaren Schäden geführt. Menschen haben ihr Zuhause, ihre gesamte Existenz und teilweise sogar ihr Leben verloren. Auch die Schäden an der Infrastruktur haben ein Ausmaß, das es unwetterbedingt in dieser Form noch nicht gegeben hat. Der Wiederaufbau wird Monate, teilweise sogar Jahre dauern.

Wir haben daher, im Vorfeld der Veröffentlichung dieses Reports, intensiv diskutiert, ob wir in der aktu- ellen Situation unsere Ergebnisse publizieren sollten. Man kann zurecht die Frage stellen, ob eine rein ökonomische Betrachtung zum aktuellen Zeitpunkt angebracht ist. Zudem bleibt der Einfluss der Stark- regenereignisse, aufgrund des früheren Erhebungszeitraums, in den von uns ausgewiesenen wirtschaft- lichen Erwartungen unberücksichtigt. Dennoch halten wir die Veröffentlichung unserer wichtigsten Er- gebnisse für sinnvoll.

Unabhängig vom weiteren Verlauf der COVID-19-Pandemie werden sich die Starkregenereignisse ne- gativ auf die regionale und bundesweite wirtschaftliche Entwicklung auswirken. Um entsprechende Effekte quantifizieren zu können, sind Referenzwerte unmittelbar vor den Starkregenereignissen von besonderer Bedeutung. Ein weiterer wirtschaftlicher Abschwung und damit ein erneuter Rückgang der Gewerbesteuereinnahmen wird zu einer weiteren Verschärfung der ohnehin angespannte Haushaltslage vieler betroffener Kommunen führen. Dies wird spätestens bei der Frage der finanziellen Beteiligung von Land und Bund an den Kosten des Wiederaufbaus der öffentlichen Infrastruktur sowie der öffentlichen Investitionen in Präventions- und Schutzmaßnahmen eine Rolle spielen.

Der aktuelle Report beinhaltet einen Überblick über die gesamtwirtschaftliche Entwicklung in Deutsch- land sowie die Ergebnisse unserer Umfrage für das Bergische Städtedreieck. Über die Auswirkungen der Extremwettersituation auf die Bergische Wirtschaft werden wir bei vorliegender Datenlage geson- dert berichten.

Lassen Sie uns trotzdem optimistisch in die Zukunft schauen.

Prof. Dr. André Betzer und Jun.-Prof. Dr. Markus Doumet wissenschaftliche Leiter des Regionalen Konjunkturbarometers

INHALT

VORWORT 3

GESAMTWIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG

Wirtschaftliche Lage und Erwartungen 5

BERGISCHES STÄDTEDREIECK

Das Regionale Konjunkturbarometer 11 Wirtschaftliche Lage und Erwartungen 15 Impressum 19

(3)

Während die Wirtschaftsleistung in Deutschland im 1. Quartal um 1,8 % zurückging,1 deuten sämtliche Früh- indikatoren auf eine breite Erholung der Wirtschaft im 2. Quartal 2021 hin. Insbesondere die von der Kri- se am stärksten betroffenen Wirt- schaftsbereiche wie die Gastronomie und Hotellerie, der stationäre Handel oder haushaltsnahe Dienstleistungen konnten, aufgrund der Öffnungen und Lockerungen, schrittweise ihre wirtschaftliche Aktivität steigern. Da- rüber hinaus zeichnet sich ab, dass bei einer weiteren Eindämmung der COVID-19-Pandemie mit einem stär- keren Wachstum in der zweiten Jah- reshälfte zu rechnen ist.

Im Juni stieg der ifo Lageindex um 3,9 Zähler auf einen Wert von 99,6 Punkte. Die Lagebeurteilung der vom ZEW befragten Finanzexperten fällt ebenfalls positiv aus. Im Juli liegt der entsprechende Saldowert mit 21,9 Punkten, erstmals seit Juni 2019, wieder im positiven Bereich. Die deutsche Wirtschaft scheint somit

WIRTSCHAFTLICHE LAGE UND ERWARTUNGEN

die negativen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie zunehmend hinter sich zu lassen.

Wie bereits im 1. Quartal profitiert das Verarbeitende Gewerbe von einer guten Auftragslage. Der ent- sprechende Lageindex des ifo Ge- schäftsklimas konnte, gegenüber dem 1. Quartal 2021, noch einmal deutlich zulegen und weist aktuell einen Saldowert von 39,5 Punkten auf. Der vom Statistischen Bundes- amt erhobene Produktionsindex für das Produzierende Gewerbe läuft im 2. Quartal hingegen seitwärts. Dies ist darauf zurückzuführen, dass der sehr guten Auftragslage noch im- mer Engpässe und Preissteigerun- gen bei Vorleistungsgütern gegen- überstehen. Hierzu hatten wir im vorangegangenen Report, mit dem Themenschwerpunkt Lieferketten, ausführlich berichtet. Die Geschäfts- erwartungen für das zweite Halbjahr 2021 fallen insgesamt positiv, aber etwas schlechter als zum Ende des 1. Quartals aus.

GESAMTWIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG

70 75 80 85 90 95 100 105 110

ifo Geschäftslage (Index)

ifo ZEW

01/05 01/06 01/07 01/08 01/09 01/10 01/11 01/12 01/13 01/14 01/15 01/16 01/17 01/18 01/19 01/20 01/21

-100 -75 -50 -25 0 25 50 75 100

ZEW konjunkturelle Lage (Salden)

(ifo Geschäftsklima Deutschland, ZEW Finanzmarkttest)

1 Statistisches Bundesamt, Pressemitteilung Nr. 244 vom 25. Mai 2021

(4)

allerdings liegen diese noch immer auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau.

Die Erwartungen fallen sowohl im Handel, als auch bei den Dienstleis- tern überwiegend positiv aus. Insbe- sondere für das zweite Halbjahr wird mit einem stärkeren Konsum privater Haushalte gerechnet. Tatsächlich hat sich die Stimmung bei den Verbrau- chern im vergangenen Quartal leicht verbessern können. Aktuell notiert der GfK-Konsumklimaindex bei -6,9 Punk- ten. Bei einer Betrachtung der ver- schiedenen Teilindexe zeigt sich, dass vor allem die Konjunktur- und Einkommenserwartungen deutlich optimistischer ausfallen. Der Index für die Anschaffungsneigung konnte hingegen nur geringfügig zulegen.

Der Transport- und Logistiksektor vermeldet für das 2. Quartal eben- falls eine verbesserte Geschäftslage.

Der ifo/BVL-Logistikindikator lag im Mai bei 102,5 Punkten und damit so- gar leicht über dem Vorkrisenniveau.

Sowohl die aktuelle Auftragslage als auch die Geschäftserwartungen für die kommenden 6 Monate werden von den befragten Logistikdienstleis- tern überwiegend positiv beurteilt.

Die verbesserte Geschäftslage zeigt sich auch am LKW-Maut-Fahrleis- tungsindex des Statistischen Bundes- amts. Dieser wies im Mai, mit einem Indexstand von 116,1, sogar einen Wert über dem Vorkrisenniveau aus.

Da das Wirtschaftswachstum in der Regel durch die relative Ände- rung des realen (=preisbereinigten) Bruttoinlandsprodukts ausgedrückt wird, richtete sich der mediale Fokus jüngst auf die gestiegene Inflations- rate. Nachdem diese auf Basis des harmonisierten Verbraucherpreisin- dex im November 2020 mit -0.7 % noch im negativen Bereich lag, nahm sie in den vergangenen Monaten

kontinuierlich zu. Nach einer vorläu- figen Schätzung des Statistischen Bundesamts lag die Inflationsrate im Mai 2021 bei 2,4 %. Der deut- liche Anstieg lässt sich zum Teil mit der konjunkturellen Erholung der vergangenen Monate erklären. Ins- besondere die Preise verschiedener Vorleistungsgüter sind aufgrund einer international gestiegenen Nachfrage,

GESAMTWIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG GESAMTWIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG

Noch deutlichere Engpässe als bei industriellen Vorleistungsgütern be- stehen derzeit bei Baustoffen, was sich zunehmend negativ auf die wirtschaftliche Lage im Baugewer- be auswirkt. Dementsprechend liegt das sektorspezifische Geschäfts- klima mit einem saisonbereinigten Saldowert von 4,2 zwar im positiven Bereich, aber deutlich unter dem Vor- krisenniveau.

Die sinkenden Infektionszahlen und die darauffolgenden Öffnungsschrit- te haben sich positiv auf die Lage im Einzelhandel und im Dienstleis- tungssektor ausgewirkt. Nachdem die Umsätze im Onlinehandel in den vergangenen Monaten kontinuierlich gesteigert werden konnten, meldet nun auch der stationäre Handel eine verbesserte Geschäftslage.

Auch die Hotellerie und Gastronomie verzeichnen Umsatzsteigerungen,

-25 -20 -15 -10 -5 0 5 10 15

01/11 01/12 01/13 01/14 01/15 01/16 01/17 01/18 01/19 01/20 01/21

GFK-KONSUMKLIMA-INDEX (GfK-Konsumklima MAXX)

-50 -25 0 25 50

Jan 05 Jan 06 Jan 07 Jan 08 Jan 09 Jan 10 Jan 11 Jan 12 Jan 13 Jan 14 Jan 15 Jan 16 Jan 17 Jan 18 Jan 19 Jan 20 Jan 21

GESCHÄFTSKLIMA BAUHAUPTGEWERBE (ifo Geschäftsklima Deutschland, ZEW Finanzmarkttest)

90 95 100 105 110 115 120

Jan. 17 Apr. 17 Jul. 17 Okt. 17 Jan. 18 Apr. 18 Jul. 18 Okt. 18 Jan. 19 Apr. 19 Jul. 19 Okt. 19 Jan. 20 Apr. 20 Jul. 20 Okt. 20 Jan. 21 Apr. 21

LKW-MAUT-FAHRLEISTUNGSINDEX (X13 JDemetra+ kalender- und saisonbereinigt,

2015=100, Statistisches Bundesamt)

(5)

GESAMTWIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG

-1 % 0 % 1 % 2 %

Jan. 17 Jan. 18 Jan. 19 Jan. 20 Jan. 21

3 %

INSTITUTION STAND BIP

(Veränderung in % ggü. dem Vorjahr)

2021 2022

Sachverständigenrat März 2021 3,7 % 4,0 %

Bundesregierung/BMWi April 2021 3,7 % 3,6 %

IWH Halle Juni 2021 3,9 % 4,0 %

IfW Kiel Juni 2021 3,9 % 4,8 %

RWI Essen Juni 2021 3,7 % 4,7 %

HWWI Hamburg Juni 2021 3,0 % 3,0 %

OECD Mai 2021 3,3 % 4,4 %

DIW Berlin Juni 2021 3,2 % 4,3 %

ifo München Juni 2021 3,3 % 4,3 %

IW Köln März 2021 3,0 % 4,0 %

Minimum 3,0 % 3,0 %

Maximum 3,9 % 4,8 %

Arithmetischer Mittelwert 3,5 % 4,1 %

bei gleichzeitig knappen Beständen, im ersten Halbjahr deutlich gestie- gen. Vergleicht man die Entwicklung der Erzeuger- mit den Verbraucher- preisindexe so zeigt sich jedoch, dass sich dieser Effekt bisher nur in ab- geschwächter und verzögerter Form auf die Verbraucherpreise ausgewirkt hat. Ein wesentlicher Preistreiber sind derzeit hingegen die gestiegenen Mi- neralölpreise. Rechnet man diese aus dem Warenkorb des harmonisierten Verbraucherpreisindex heraus, dann würde die aktuelle Inflationsrate bei lediglich 1,6 % liegen.

Da die Mineralölpreise während des ersten Lockdowns im April und Mai 2020 regelrecht eingebrochen waren, handelt es sich hierbei um einen Ba- siseffekt.

INFLATIONSRATE (Harmonisierter Verbraucher- preisindex, Veränderungsrate

ggü. Vorjahresmonat, Statistisches Bundesamt)

Hinzu kommt die zum Jahresbeginn eingeführte CO2-Abgabe auf fos- sile Heiz- und Kraftstoffe. In 2021 liegt die Abgabe pro Tonne CO2

bei 25 Euro. Aus den in der Emis- sionsberichterstattungsverordnung (EBeV 2022) vorgebenden Standard- werten zur Berechnung der Brenn- stoffemissionen ergibt sich folglich für Benzin eine Abgabe in Höhe von 6 Cent (Netto) je Liter. Für Diesel und Heizöl liegt die Abgabe bei 6,69 Cent (Netto) je Liter.

Im Juli dürfte die Inflationsrate noch- mal ansteigen, da ein weiterer Basis- effekt zum Tragen kommt. Hierbei handelt es sich um die temporäre Mehrwertsteuersenkung von 19 % auf 16 %, die vom 1. Juli bis zum 31. Dezember 2020 galt. Bis zum Jahresende könnte so – nach einer aktuellen Prognose der Bundesbank – die Inflationsrate auf bis zu 4 % stei- gen. Da sich die aktuellen Preisstei- gerungen vor allem aus einer Häu- fung von Sondereffekten ergeben, ist jedoch nicht mit einem langfristigen Anstieg der Inflationsrate zu rechnen.

Insofern ergibt sich aus der aktuellen Abweichung von der mittelfristigen Zielinflationsrate der Europäischen Zentralbank (EZB) von 2,0 % keine Verpflichtung mit geldpolitischen Maßnahmen gegenzusteuern. Diese wurde jüngst durch eine Anpassung der Formulierung der Zielrate noch einmal verdeutlicht.

Für das laufende Jahr rechnen die führenden Wirtschaftsforschungs- institute im Durchschnitt mit einem Wirtschaftswachstum von 3,5 %.

Alle Prognosen sind aber weiterhin mit einer hohen Unsicherheit behaf- tet, da sie der Annahme folgen, dass die COVID-19-Pandemie nachhaltig eingedämmt werden kann und damit mehr wirtschaftliche Aktivität mög- lich wird. Insbesondere im Dienst- leistungsbereich sollte, bei einem günstigen Verlauf der Pandemie, ein deutlicher Anstieg der Wertschöp- fung möglich sein.

In den kommenden Monaten könnte der Erholungsprozess vor allem durch eine verstärkte Inlandsnachfrage zu- sätzlich an Tempo gewinnen. Neben einer höheren Nachfrage nach Inves- titionsgütern könnte dies auch durch den privaten Konsum getrieben wer- den. Aufgrund von Öffnungs- und Reiseverboten war dieser im vergan- genen Jahr eingebrochen. Es kann daher mit einer schrittweisen Norma- lisierung des privaten Konsums auf Vorkrisenniveau gerechnet werden.

Da während der Pandemie die Spar- quote der privaten Haushalte anstieg, kann unter Umständen auch mit ei- nem zusätzlichen Nachholeffekt ge- rechnet werden. Nach Einschätzung der OECD fällt dieser Effekt jedoch eher gering aus, da die Steigerung der Sparquote vor allem auf hohe Ein- kommensgruppen mit einer niedrigen marginalen Anschaffungsneigung zu- rückzuführen ist.2

Insgesamt kann sich die deutsche Wirtschaft bei einem günstigen Ver- lauf der Pandemie im zweiten Halb- jahr somit weiter erholen. Voraus- setzung hierfür ist jedoch, dass es zu keinem weiteren Lockdown kommt.

2 OECD-Wirtschaftsausblick, Ausgabe 2021/1, Ländernotiz Deutschland

GESAMTWIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG

(6)

BERGISCHES STÄDTEDREIECK

DAS REGIONALE KONJUNKTURBAROMETER

Das Regionale Konjunkturbarometer ist ein qualitativer Indikator, der die konjunkturelle Lage und Entwicklung des Bergischen Städtedreiecks er- fasst. Der Indikator basiert auf einer quartalsweisen Befragung von Unter- nehmen im Bergischen Städtedrei- eck zu ihrer aktuellen wirtschaftli- chen Lage sowie ihren Erwartungen hinsichtlich der konjunkturellen Ent- wicklung.

Vergleichbare Indikatoren werden auf nationaler Ebene von verschiedenen Wirtschaftsforschungsinstituten (z. B.

ifo, ZEW) bereits seit längerem erho- ben und finden in Wirtschaft, Politik und Medien große Beachtung. Da die wirtschaftliche Entwicklung auf regionaler Ebene allerdings systema- tisch von der nationalen Entwicklung abweichen kann, stellt das Regionale Konjunkturbarometer ein wichtiges Entscheidungskriterium für die Unter- nehmen im Bergischen Städtedrei- eck dar. Insbesondere Unternehmen, deren Produktionsstandorte und / oder Absatzmärkte eng mit dem Bergischen Städtedreieck verbunden sind, können durch das Regionale Konjunkturbarometer künftig bessere Managemententscheidungen treffen.

Auch für lokal agierende Finanzin- stitute ist die regionale wirtschaft- liche Entwicklung von Bedeutung und sollte in das Risikomanagement durch geeignete Kennzahlen einflie- ßen. Ebenso helfen regionale Kon-

junkturprognosen politischen Ent- scheidungsträgern mögliche Auswir- kungen von kommunalen wirtschafts- und finanzpolitischen Maßnahmen besser abschätzen zu können.

Die Umfrage zum Regionalen Konjunk- turbarometer besteht aus vier Fragen:

1. Die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage

2. Die Geschäftserwartungen für die nächsten sechs Monate 3. Die aktuelle Nachfragesituation 4. Die Personalplanung für die nächsten sechs Monate

Die Fragen werden quartalsweise in den Sektoren: Verarbeitendes Ge- werbe, Bauhauptgewerbe, Handel und Dienstleistungen erhoben.

Die Ergebnisse der ersten beiden Fragen bilden die zwei Komponenten des Regionalen Kojunkturbarometers:

(i) Die Beurteilung der aktuellen Ge- schäftslage und (ii) die Erwartungen der befragten Unternehmer hinsicht- lich ihrer Geschäftsentwicklung in den kommenden sechs Monaten. Die Frage zur aktuellen Geschäftslage kann mit „gut“, „befriedigend“ oder

„schlecht“ beantwortet werden. Die Frage zu den Geschäftserwartungen für die nächsten sechs Monate kann mit „etwas günstiger“, „etwa gleich“

oder „eher schlechter“ beantwortet werden.3

BERGISCHES STÄDTEDREIECK

(7)

BERGISCHES STÄDTEDREIECK

Für jede Teilstichprobe wird unsere Saldenmethodik einzeln angewen- det. Aus den Salden wird dann ein gewichteter Mittelwert je Sektor berechnet. Bei der Gewichtung in- nerhalb eines Sektors wird berück- sichtigt, wie viele Unternehmen es für die jeweilige Teilstichprobe im Bergischen Städtedreieck tatsächlich gibt4 und welchen Anteil sie an der gesamten Bruttowertschöpfung des Städtedreiecks haben.5

Anschließend werden die so er- mittelten sektoralen Salden anhand ihres Beitrags zur regionalen Brutto- wertschöpfung aggregiert. Am Ende des zweistufigen Gewichtungsver- fahrens erhalten wir einen sektor- übergreifenden Geschäftslage- und

einen Geschäftserwartungssaldo für das Bergische Städtedreieck. Das Regionale Konjunkturbarometer ist das geometrische Mittel aus den bei- den Salden.

Das Regionale Konjunkturbarometer ist ein konjunktureller Frühindikator.

Gegenüber amtlichen Statistiken zur wirtschaftlichen Entwicklung, wel- che auf Kreisebene nur jährlich und mit einer zeitlichen Verzögerung von 19 Monaten veröffentlicht werden, bietet der Indikator eine zeitnahe Beurteilung der aktuellen Wirt- schaftslage. Das Regionale Konjunk- turbarometer ist besonders geeig- net, um zyklische Wendepunkte im Wirtschaftsgeschehen frühzeitig zu erkennen.

4 An dieser Stelle wird die Verteilung der Grundgesamtheit und nicht die Verteilung der Stichprobe berücksichtigt.

5 Die Anzahl der Unternehmen im Bergischen Städtedreieck nach Sektor und Beschäftigungsgrößenklasse sowie Angaben zum Anteil an der Bruttowertschöpfung wurden uns freundlicherweise vom Statistisches Landesamt NRW und vom Statistischen Bundesamt in Form von Sonderauswertungen zur Verfügung gestellt.

BERGISCHES STÄDTEDREIECK

Für die beiden Komponenten wird jeweils der Saldo aus positiven (gut / etwas günstiger) und negativen (schlechter / eher schlechter) Antwor- ten berechnet. Die beiden Salden können jeweils Werte von -100 % bis +100 % annehmen. Bewerten die Teilnehmer z. B. die aktuelle Ge- schäftslage zu 60 % mit „gut“, 15 % mit „befriedigend“ und 25 % mit

„schlecht“, dann ergibt sich ein Saldo von +35 %.

Da der Beitrag der befragten Unter- nehmen zur regionalen Wirtschafts- leistung nicht gleich hoch ist, sondern vielmehr in Abhängigkeit von der Un- ternehmensgröße und der Branchen- zugehörigkeit variiert, verwenden wir ein zweistufiges Gewichtungsverfah- ren zur Berechnung der Salden:

1. Die verschiedenen Sektoren tragen in unterschiedlichem Maß zur reg- ionalen Wirtschaftsleistung (regio- nales BIP) bei. Deshalb werden die Antworten der Unternehmen für jeden Sektor getrennt ausge- wertet.

2. Die Unternehmensgröße hat einen wesentlichen Einfluss auf den Bei- trag eines Unternehmens zur regi- onalen Wirtschaftsleistung. Inner- halb eines Sektors werden des- halb nochmals Teilstichproben auf Basis der Unternehmensgröße gebildet. In jeder Teilstichprobe finden sich somit Unternehmen mit ähnlicher Größe und Unter- nehmensgegenstand.

Saldo

Saldo Gewicht:

31,6 % Produzierendes

Gewerbe

Saldo Gewicht:

3,3 % 0-10 Mitarbeiter

Firma A Firma B Firma C

Saldo Gewicht:

4,9 % 11-25 Mitarbeiter Firma D

Firma E

Saldo Gewicht:

5,4 % 26-50 Mitarbeiter

Firma F Firma G Firma H

Saldo Gewicht:

19,8% 51-250 Mitarbeiter Firma I

Firma J

Saldo Gewicht:

48,3 % >500 Mitarbeiter

Firma N Firma O Saldo

Gewicht:

18,3 % 251-500 Mitarbeiter

Firma K Firma L Firma M

Firma P

SCHEMATISCHE DARSTELLUNG DES AGGREGATIONSVERFAHRENS

(8)

Die Geschäftslage und die Erwar- tungen für das kommende Halbjahr haben sich im 2. Quartal 2021 ver- bessert. Über alle Branchen hinweg beurteilen die Unternehmen im Ber- gischen Städtedreieck die wirtschaft- lichen Rahmenbedingungen besser als zum Jahresbeginn. Der Saldowert des Regionalen Konjunkturbarome- ters stieg folglich um 13,8 Prozent- punkte und beträgt nunmehr 23,5 %.

Die höchste Zufriedenheit herrschte im 2. Quartal 2021 im Verarbeiten- den Gewerbe. Gegenüber dem Vor- quartal konnte der entsprechende Lagesaldo um 24 Prozentpunkte zu- legen. Damit bewerteten 87,1 % der befragten Industrieunternehmen im Bergischen Städtedreieck ihre aktuel- le Geschäftslage als „gut“. Die übri-

WIRTSCHAFTLICHE LAGE UND ERWARTUNGEN

gen befragten Unternehmen aus dem Verarbeitenden Gewerbe bewerteten ihre Geschäftslage durchweg als „be- friedigend“. Negative Rückmeldung gab es folglich nicht. Dies lässt darauf schließen, dass die negativen Auswir- kungen der Covid-19-Pandemie zum Ende des 2. Quartals faktisch keinen Einfluss auf das Verarbeitende Ge- werbe im Bergischen Städtedreieck haben. Zudem geht mit 64,8 % die Mehrheit der entsprechenden Unter- nehmen davon aus, dass die gute Lage auch im zweiten Halbjahr an- halten wird. 33,8 % gehen sogar von einem nochmals besseren Marktum- feld in den kommenden sechs Mona- ten aus.

Eng mit der wirtschaftlichen Entwick- lung im Verarbeitenden Gewerbe ist

-100 % 0 % 100 %

-100 % 0 % 100 %

Beurteilung der Geschäftserwartungen

Beurteilung der Geschäftslage

BOOM

ABSCHWUNG AUFSCHWUNG

REZESSION

Verarbeitendes Gewerbe

Baugewerbe Dienstleistungen Gesamt

Transport &

Logistik Handel

(Salden Geschäftslage und Geschäftserwartungen)

BERGISCHES STÄDTEDREIECK

(9)

gewerbe Bau- Handel Transport &

Logistik Dienst- leistungen 43,8 %

49,3 % 39,2 %

51,1 %

50,0 % schlecht

befriedigend gut

ungünstiger gleich bleibend günstiger 50,7 %

Verarbeitendes Gewerbe

87,1 % 12,9 %

gewerbe Bau- Handel Transport &

Logistik Dienst- leistungen

21,9 % 36,3 %

53,1 % 10,6 %

Verarbeitendes Gewerbe

64,8 % 1,4 %

42,1 %

33,8 %

7,9 %

14,1 % 9,7 %

24,0 %

70,2 % 12,0 %

100,0 % 64,0 %

50,0 %

Bau-

gewerbe Handel Transport &

Logistik Dienst- leistungen 43,8 %

49,3 % 39,2 %

51,1 %

50,0 % schlecht

befriedigend gut

ungünstiger gleich bleibend günstiger 50,7 %

Verarbeitendes Gewerbe

87,1 % 12,9 %

Bau-

gewerbe Handel Transport &

Logistik Dienst- leistungen

21,9 % 36,3 %

53,1 % 10,6 %

Verarbeitendes Gewerbe

64,8 % 1,4 %

42,1 %

33,8 %

7,9 %

14,1 % 9,7 %

24,0 %

70,2 % 12,0 %

100,0 % 64,0 %

50,0 %

(gewichtete Salden) (gewichtete Salden)

Bauunternehmen im Bergischen Städ- tedreieck besser mit den aktuellen Baustoffengpässen und Preisstei- gerungen klarzukommen als ihre Mitbewerber in anderen deutschen Regionen. Mit einem Saldo der Ge- schäftserwartungen in Höhe von 12,0 % ist zudem davon auszugehen, dass die gute Geschäftslage auch in der zweiten Jahreshälfte anhalten dürfte.

Nahezu unverändert gegenüber dem 1. Quartal stellte sich die Lage im Handel dar. Mit einem Lagesaldo von 28,0 % wird von den hiesigen Ein- zel- und Großhändlern die Lage über- wiegend optimistisch bewertet. Wie auch auf nationaler Ebene fielen die Einschätzungen im stationären Ein- zelhandeln schlechter als im Online- handel aus, der Abstand hat sich aber weiter verringert.

Im Dienstleistungssektor stieg der Lagesaldo gegenüber dem 1. Quar- tal 2021 deutlich (+ 11,8 % Prozent- punkte). Viele Unternehmer, die ihre Geschäftslage zu Jahresbeginn noch als „schlecht“ beurteilt hatten, be- werteten diese im 2. Quartal 2021 als

„befriedigend“ oder sogar als „gut“.

Im Vergleich mit dem Verarbeitenden Gewerbe hat die konjunkturelle Erho-

BERGISCHES STÄDTEDREIECK BERGISCHES STÄDTEDREIECK

-40 % -20 % 0 % 20 % 40 % 60 % 80 %

Q1-2018 Q2-2018 Q3-2018 Q4-2018 Q1-2019 Q2-2019 Q3-2019

Geschäftsklima

Lage Erwartung

Q4-2019 Mai 2020 Q3-2020 Q4-2020 Q1-2021 Q2-2021

(Salden)

der Bergische Transport- und Logis- tiksektor. Dort gab uns die Hälfte der befragten Unternehmen eine positive Rückmeldung zu ihrer Geschäftslage.

Auch in diesem Sektor gab es keine negativen Rückmeldungen.

Deutlich verbessert hat sich zudem die Lage im Baugewerbe. Mit einem Lagesaldo von 49,3 % scheinen die

gebessert verschlechtert nicht verändert

(Verarbeitendes Gewerbe, gewichtete Salden) 

lung zwar später begonnen, die be- fürchtete Entkopplung der Entwick- lung beider Sektoren scheint sich jedoch auf Basis der aktuellen Ergeb- nisse nicht einzustellen.

32,8 %

62,5 % 4,7 %

(10)

BERGISCHES STÄDTEDREIECK

Insgesamt zeichnet sich ab, dass sich die wirtschaftliche Situation im Bergi- schen Städtedreieck zur Jahresmitte hin deutlich verbessern konnte. Bei der Interpretation der Geschäftser- wartungen für die kommenden sechs Monate sind hingegen die folgenden Faktoren zu berücksichtigen, die die Verlässlichkeit einer Prognose deut- lich reduzieren:

Erstens, hatte sich die Corona-Lage aufgrund niedriger Inzidenzen und einer stetig wachsenden Impfquote während des Befragungszeitraums tendenziell entspannt. Damit ein- hergehend wurden weitere Locke- rungen von der Politik beschlossen.

Die positiven Erwartungen der von uns befragten Unternehmen basie-

ren daher zumindest teilweise auf der Annahme, dass die aktuellen Lo- ckerungen im kommenden Halbjahr nicht zurückgenommen werden und sich die Situation weiter entspannt.

Aufgrund derzeit wieder steigender Fallzahlen scheint eine vierte Welle jedoch grundsätzlich möglich. So- fern diese mit einer Verschärfung der Schutzmaßnahmen verbunden wäre, könnte die aktuelle Aufschwungpha- se unterbrochen werden.

Ebenfalls unberücksichtigt sind die ak- tuellen Starkregenereignisse und de- ren Folgen für die Wirtschaft im Ber- gischen Städtedreieck. Auch wenn zum aktuellen Zeitpunkt keine belast- baren Angaben zum gesamten Aus- maß der Schäden vorliegen, ist ab- sehbar, dass die Unwetterkatastrophe einen dämpfenden Effekt auf die kon- junkturelle Entwicklung haben wird.

Unter Berücksichtigung der verschie- denen Unsicherheitsfaktoren ist – aus unserer Sicht – zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Reports daher keine klare Prognose für die wirtschaftliche Entwicklung im zwei- ten Halbjahr 2021 möglich.

An der Umfrage zum Regionalen Konjunkturbarometer für das 2. Quar- tal 2021 haben 229 Unternehmen (mit rund 19.000 Beschäftigten) teil- genommen. Im Verhältnis zur Grund- gesamtheit ergibt sich eine ausgegli- chene Verteilung der Unternehmen, sowohl über die verschiedenen Sek- toren als auch über die verschiede-

-60 % -20 % 0 % 20 % 40 % 60 % 80 %

Q1-2018 Q2-2018 Q3-2018 Q4-2018 Q1-2019 Q2-2019 Q3-2019

Verarbeitendes Gewerbe Dienstleistungssektor

Q4-2019 Mai 2020 Q3-2020 Q4-2020 Q1-2021

-40 %

IMPRESSUM

Herausgeber

Bergische Universität Wuppertal

Wuppertaler Institut für Unternehmensforschung und Organisationspsychologie

Tel: +49 (0)202 439-2905 Fax: +49 (0)202 439-3168

info@regionales-konjunkturbarometer.de https://regionales-konjunkturbarometer.de Verantwortlich für den Inhalt & Redaktion Prof. Dr. André Betzer

Jun.-Prof. Dr. Markus Doumet Autoren

Vorwort:

Prof. Dr. André Betzer und Jun.-Prof. Dr. Markus Doumet Regionales Konjunkturbarometer:

Jun.-Prof. Dr. Markus Doumet Redaktionsschluss: 15.07.2021

Gestaltung

gt.artwork, Gitta Tietze, Viersen Lektorat

Dr. Bernhard Labonde, Köln Bildnachweise

Titel: colourbox.de, S. 2: Philipp Buron, S. 4: bizvector – stock.adobe.com, S. 10: Romolo Tavani – stock.adobe.com, S. 14: Fleming-Design – stock.adobe.com GESCHÄFTSKLIMA

(gewichtete Salden)

(11)

Referenzen

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