I'
Zeitschrift für Allgemeinmedizin 8/96
_ Interview: Vitaminsub- I stitution beim »gesun
den« Menschen Vorhofflimmern: wann
eine Indikation zur Antikoagulation?
Supraventrikuläre Tachykardien:
Welche Medikamente?
Wann ist eine Kathe
terablation indiziert?
72. Jahrgang • Heft 8 • 20. April 1996
Forum Qualität: Machen
»Hochverordner« ei
gentlich etwas falsch?
Praxis-EDV: immer Ärger mit dem Service?
HIPPOKRATES VERLAG GMBH • STUTTGA
ZFA ISSN 0341-9835
Die neuen Seiten der
Ab dem nächsten Heft startet die ZFA mit neuem Titel, neuem Layout und neuem redaktionellem Konzept!
INHALT
Fortbildung
Dermatologie
Pityriasis versicolor S.-A. Qadripur
Warzen und Warzentherapie S.-A. Qadripur
Farbstofflasertherapie von Besenrei
servarizen
S. Ishkhanian, K. Wiek, W. Vanscheidt, E. Schöpf
Neue Bücher
...zum Thema Allgemeinmedizin vorgestellt von H.-H. Abholz
Serie Naturheilkunde
Fragen an die Naturheilkunde M. Bühring und H.-H. Abholz Curcuma in der Gastroenterologie C. Hentschel
Forum Qualität
Kontinuierliche Basisdokumentation und Evaluation von Qualitätszirkeln U. Gerlach, M. Beyer
Praxis-EDV
Gibt es ein Leben ohne EDV?
D. Krieseil
Ä
Ab 5. Mai 1996 in Ihrer Praxis!
Wir freuen uns schon jetzt auf Ihre Kritik und Anregungen!
»Die süßeste Melodie
des Lebens«
nennt der Tübinger Medizinprofessor Samuel Hafenreffer den Puls mit sei
nem wechselnden Verhalten und versucht die verschiedenen Pulsarten und Pulsquahtäten bereits 1640 in musikalischen Schriftzügen festzuhalten. Hier das Beispiel des schnellen und langsamen Pulses:
Mit großer Neugier durchstöbert man das Begleitbuch einer Ausstellung, die bis Ende März dieses Jahres im Deutschen Hygienemuseum in Dresden zu sehen war*. Das Buch beginnt mit dem Aufsatz des Pathologen Wilhelm Doerr
»Das gefesselte Herz: Grenzen auf dem Weg der Menschwerdung«, der fest
stellt: »Hand, Herz und Hirn haben den Menschen zu dem gemacht, was er heute ist«.
Die Spanne des hier behandelten Herzthemas ist weit zwischen »Herz und Gewissen« mit Blick ins alte Ägypten - »Gewogen und zu leicht befunden«
- bis zu Abschnitten der Herzbehandlung, zum Problem »Herz und Wie
derbelebung«, zu Betrachtungen zum Herzen in Theologie und Volksglau
be, als Symbol der Kunstdarstellung, als Soft-Herz, und sei es für den 60jähri- gen Kardiologen zum Geburtstag - hier kennen wir eine lange Tradition und eine Unzahl von Ideen mit den überraschendsten Realisationen.
Hervorzuheben aber bleibt um so mehr: das Herz der Frau, das uns ja mit eigenen Krankheitsbildern, Befunden und Verläufen immer wieder aufstört und das hier medizinisch, aber auch literaturhistorisch besonders aufgear
beitet wird: »Ach welch ein schwaches Ding das Herz des Weibes ist« - ist dabei sicherlich das, was man einen guten »Aufhänger« nennen kann.
Dies »Herz«-Buch in der Hand - einmal mehr bin ich fasziniert von Hin
weisen zur Entwicklungsgeschichte und dem ganzen »Kulturumfeld Herz«.
Die Arbeiten dieses Heftes führen, vor allem auch hier von Tübinger Medi
zinern, in ein Stück neuer zukunftsweisender Wirklichkeiten bei der Be
handlung supraventrikulärer Herzrhythmusstörungen.
*Herz - Das menschliche Herz - Der herzliche Mensch. Verlag der Kunst, Dresden 1995, 54,- DM
Ccltr, Tardt4i.
Ihr
Dr. med. W. Mahringer Schelztorstr. 42 73728 Esslingen
11
446
Ein Klassiker
Wirkstoff:
Roxithromycin
Antibiotikum
1x1
umfassend wirksam gegen Atemwegsinfekte
Rulid® 300
Zusammensetzung: 1 Filmtablette Rulid 300 enthält 300 mg Roxithromycin. Sonstige Bestandteile: Hydroxypropylcellulose, Poloxamer (79,28, 79), Polyvidon K 30, Hochdisperses Siliciumdioxid, Magnesiumstearat, Talkum, Maisstärke, Hypromellose, Glucose, Titandioxid (E171), Propylengly
kol. Anwendungsgebiete: Infektionen durch roxithromycinempfindliche Erreger. Insbesondere Infektionen im HNO-Bereich - Tonsillitis, Pharyngi
tis, Sinusitis, Otitis media -, Infektionen der Luftwege - Bronchitis, Pneumonie, auch durch Mykoplasmen und Legionellen, Keuchhusten -, Infektio
nen des Urogenitaltraktes - Urethritis, Cervicitis, Cervicovaginitis durch Chlamydien und Mykoplasmen (keine Gonokokken) -, Infektionen der Haut - Furunkulose, Pyodermie, Impetigo, Erysipel -. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen Makrolide, Schwangerschaft. Bei fortgeschrit
tenen Lebererkrankungen Kontrolle der Leberenzyme, ggf. Dosishalbierung. Behandlung mit Mutterkornalkaloiden. Kreuzresistenz mit Erythromy
cin. Kinder und Jugendliche, Patienten unter 40 kg. Nebenwirkungen: Gastrointestinale Störungen, in Einzelfällen blutige Durchfälle, selten aller
gische Reaktionen jeglichen Schweregrades bis zum Schock. Vorübergehende Störungen der Leberfunktion. Sehr selten Kopfschmerz, Schwindel, Parästhesien. In Einzelfällen Anzeichen einer Pankreatitis. Superinfektionen mit Candida. Störungen des Geschmacks-ZGeruchssinnes. Wechselwir
kungen: Mutterkornalkaloide, Theophyllin (Drugmonitoring über 15 mg/l). Möglicherweise; Vitamin-K-Antagonisten, Digoxin, Disopyramid, Verstär
kung der Midazolamwirkung. Vorsicht bei Terfenadin. Wirkweise: Hemmung der bakteriellen Proteinsynthese. Dosierung: Erwachsene über 40 kg: täglich 1 x 1 Filmtablette Rulid 300. Handelsformen und Preise: Rulid 300: Packung mit 7 Tabletten (NI) DM 49,65; Packung mit 10 Tabletten (NI) DM 67,40; Krankenhauspackungen. Verschreibungspflichtig (Stand: September 1995).
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Grünenthal GmbH, Steinfeldstraße 2, 52222 Stolberg/Rhld.
GRUNENTHAL
n INHALT. INHALT
Hippokrates Verlag GmbH Stuttgart 72. Jahrgang, Heft 8
Scrf^'erpunkt
Vorli€.fflimmern 0. ickrath, A. Both
455 Medilfamentöse Therapie supraventrikulärer
Tachykardien 462
J. Meinfii, V. Kühlkamp, L. Seipel
Therapie suprtaventrikulärer Tachykardien 472 V. Kühlkamp, J. Mermi, L. Seipel
Service Box 461
Therapiestudie
Empfehlungen zur gesundheitsökonomischen
Evalution 485
Konsensgruppe »Gesundheitsökonomie«
Interview
Vitaminsubstitution bei »gesunden«
Menschen K. Pietrzik
Praxis-EDV Leserbriefe Online
Pharma News Kongreßberichte Forum Qualität Impressum
491
480 459 449 479 483 493 452
447
SPARTIOL®
verlangsamt die zu frequente Schlagfolge, dämpft eine erhöhte Erregbarkeit im Reizleitungs
system des Herzens.
Funktionelle Herz- und Kreislauf
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Dr. Gustav Klein, Arzneipflanzenforschung, 77736 Zell-Harmersbach/Schwarzwald
Inhalt
Risiko: Vorhofflimmern ist die häufigste Rhythmus
störung bei Erwachsenen. Wie läßt sich das Thromboembolierisiko konkret einschätzen? Wann sind Antikoagulanzien indiziert?
Vorhofflimmern Seite 455
Wer sich abwechslungsreich ernährt, der benötigt keine Vitaminsubstitution - oder? Wir sprachen darüber mit Prof. Klaus Pietrzik, dem Vorsitzenden der Gesellschaft für Angewandte Vitaminforschung.
Vitaminsubstitution bei »gesunden« Menschen Seite 491
Im Herbst letzten Jahres starteten zwei Qualitäts
zirkel-Modellprojekte: Hausärzten sollte die Mög
lichkeit gegeben werden, ihr Verordnungsverhalten zu reflektieren. Die Teilnahme wurde den soge
nannten »Hochverordnern« angeboten. Hätten Sie mitgemacht?
Forum Qualität Seite 493
Abbildungsnachweise:
Titel: Das menschliche Herz - Der herzliche Mensch. Mit freundli
cher Genehmigung des Hygienemuseums Dresden.
S. 448 oben und unten: H.-J. Klemann, Mitte: Archiv.
online online *** online online online 449
Zwlel^eln: Schutz vor Ma^eukrebs?
Fall-Kontroll-Studien haben verschie
dentlich gezeigt, daß der Verzehr von Laucbgemüsepflanzen, wie Knoblauch und Zwiebeln, das Magenkrebsrisiko deuthch mindern kann. Allerdings kann der Gemüsekonsum retrospektiv ver
fälscht angegeben werden. Diese Unsi
cherheit besteht bei prospektiven Studi
en weniger.
Steigender Zwiebelkonsum - sinkendes Magenkarzinomrisiko
ln einer an über 120.000 Männern und Frauen im Alter von 5 5-69 Jahren durch- gefährten niederländischen Studie zum Zusammenhang von Ernährung und Krebs traten während 3,3 Jahren 155 primäre Magenkarzinome auf Die Ernährung von 139 dieser Patienten wurde der von 3.123 nicht an Krebs er
krankten Vergleichspersonen gegen
übergestellt. Zu Studienbeginn war der Konsum von Zwiebeln und Porree (nicht aber anderer Lauchgewächse) erfragt worden. Mit steigendem Zwiebelkonsum sank das Magenkarzinomrisiko. Unter Berücksichtigung bekannter Risikofak
toren des Magenkarzinoms ergab sich gegenüber Personen, die nie Zwiebeln aßen (rel. Risiko 1,0), für solche, die täg
lich mindestens eine halbe Zwiebel zu sich nahmen, eine signifikante Minde
rung des Risikos um 50%. Die Risiko
minderung betraf nur Karzinome, die nicht im Kardiabereich lokalisiert waren.
Porreekonsum und Karzinomrisiko zeig
ten keine klare Relation. Ob rohe und ge
kochte Zwiebeln den gleichen Effekt haben, konnte nicht ermittelt werden.
(ChR) Dorant E et al: Consumption of onions and a reduced risk of stomach carci
noma. Gastroenterol 1996; 110:12-20.
Was tun, wenn Sulfonyl
harnstoff allein nicht mehr reicht?
Zur Effektivität einer Kombinationsthe
rapie mit Insulin und Sulfonylharnstoff
beim Typ-ll-Diabetes nach Versagen der Therapie mit oralen Antidiabetika allein liegen widersprüchliche Studienergeb
nisse vor. Deshalb wurde jetzt eine Me
taanalyse durchgeführt, in die nur ran- domisierte, plazebokontrollierte Studien (Sulfonylharnstoff -i- Insulin vs. Plazebo + Insulin) mit vergleichbarem Aufbau einbezogen wurden. Es wurden 16 Stu
dien mit insgesamt 351 Patienten aus
gewertet. Die Studiendauer betrug durchschnittUch 16±3 Wochen.
Die Kombinationstherapie bewirkte eine signifikante Senkung des Nüchtern
blutzuckers (von 11,7 auf9,3mmol/l(von 210 auf 167mg/dl) und der HbAlc-Kon- zentrationen (von 11,2 auf 10,1%).
Gleichzeitig nahm der tägliche Insulin
bedarf signifikant ab.
Die Therapie mit Plazebo-t-Insulin be
wirkte keine signifikanten Änderungen (Serumglukose von 11,6 auf 11,2mmol/l, HbAlcvon 11,1 auf 10,9%). Ferner ver
besserte sich nur unter der Kombinati
onstherapie die endogene Insulinsekre
tion, was sich in einer signifikanten Zu
nahme der C-Peptid-Serumspiegel im Nüchternzustand widerspiegelte. Das Körpergewicht änderte sich in beiden Gruppen nicht signifikant.
Bei Patienten mit Typ-ll-Diabetes ist nach Versagen einer Sulfonylharnstoffthera
pie demnach eine Kombinationsbe
handlung mit Insulin -i- Sulfonylharnstoff effektiver als eine Insulin-Monotherapie.
(ChR) Johnson J et al: Efficacy of insulin and sulfonylurea combination therapy in type II diabetes. Arch Intern Med 1996;
156: 259-64.
Chronisches Vorhofflimmern:
Amiodaron oder Chinidin?
ln einer randomisierten Crossover-Stu- die wurde die Effektivität von Amioda
ron mit der von Chinidin bei chronischem Vorhofflimmern verglichen. 32 Patienten mit seit mindestens drei Wochen beste
hendem Vorhofflimmern erhielten ent
weder Amiodaron oder Digoxin/Chi
nidin.
Nach 48 Stunden bestand bei 44% (Ami
odaron) bzw. 47% (Chinidin) der Patien
ten ein Sinusrhythmus. Patienten, die 48 h nach der Chinidin-Behandlung keinen Sinusrhythmus zeigten, wurden nach einer Auswaschphase mit Amiodaron (Schema siehe Kasten) behandelt. Ande
renfalls wurde eine Chinidin-Dauerthe
rapie begonnen.
Die Amiodaron-Gruppe umfaßte 15 Pa
tienten + 12 Patienten, die zunächst mit Chinidin behandelt worden waren. Der Anteil der Patienten mit Sinusrhythmus stieg unter der oralen Amiodaron-Dau-
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ertherapie von 44% auf 48% nach zwei Monaten und 67% (18 Patienten) nach neun Monaten an. Intravenöses wie ora
les Amiodaron wurden gut toleriert. Di
goxin/Chinidin bewirkte bei acht von 17 Patienten eine Konversion zum Sinus
rhythmus; während der neunmonatigen Nachbeobachtungszeit blieb er bei nur zwei Patienten (12%) bestehen. Die übri
gen Patienten tolerierten Chinidin nicht
Therapieschema Amiodaron
• intravenös zunächst 5mg/kg über 30min,
• danach 2mg/min über 12h,
• dann 0,7mg/min über 36h;
• anschließend oral 400mg/d über 7 Tage,
• danach oral 200mg/d.
Therapieschema Digoxin/Chinidin
• 1,5mg Digoxin am 1. Tag, danach gemäß Serumspiegel:
• 4x200mg Chinidinsulfat am 1. Tag,
• danach 4x alle 6h 300mg Chinidin retard.
oder entwickelten trotz Therapie wieder ein Vorhofflimmern.
Während 48h nach Therapiebeginn be
züglich der Wirksamkeit kein signifikan
ter Unterschied zwischen beiden Grup
pen bestand, war nach zwei und neun Monaten Amiodaron Chinidin deutlich überlegen. Nach erfolgter Konversion gab es unter Amiodaron keinen Rückfall.
(ChR) Kerin N et al: The efficacy of intravenous amiodarone for the conversion of chro-
450 online *** online online online online online
Endlich fertig: die EDV-Broschüre der ZFA!
Viele ZFA-Leser kennen sie schon aus dem Jahr 1995; unsere Broschüre »Von Abo- med bis Wiegand - Praxis-EDV auf dem Prüfstand«. Auch in diesem Jahr haben wir unsere Leser wieder gefragt, wie zu
frieden sie mit ihrer Praxis-Software sind.
Geantwortet haben fast 600 Ärzte, die täglich mit ihrer Praxis-EDV arbeiten.
Die Bewertungen zeigen also keine ty
pischen Anfangsprobleme, sondern re
sultieren wirklich aus dem hausärztli
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nie atrial fibrillation. Arch Intern Med 1996; 156: 49-53.
Typ-Il-Diabetes: ACE-Hemmer schützen vor Nephropathie!
ACE-Hemmer bieten einen langfristigen Schutz vor der Entwicklung einer Nephropathie bei normotensiven Typ-II- Diabetikern. 92 Patienten mit Diabetes Typ II (Durchschnittsalter 44 Jahre, durchschnittliches Bestehen des Diabe
tes 6,7 Jahre), normalem Blutdruck und normaler Nierenfunktion bei persistie
render Mikroalbuminurie {30-300mg/24 h) erhielten fünf Jahre lang randomisiert entweder Enalapril (lOmg/d) oder Pla
zebo. Weitere zwei Jahre lang konnten alle Patienten auf Wunsch Enalapril er
halten. Bei den 33 Patienten, die sieben Jahre lang Enalapril erhielten (Gruppe 1), blieben Albuminurie und Serum
kreatinin weitgehend stabil. Sechs die
ser Patienten (18%) entwickelten im Lauf der sieben Jahre eine Makroalbuminurie (> 300mg/24h). Bei den 15 Patienten, die die Enalapril-Einnahme nach fünf Jah
ren abbrachen (2), stiegen Serumkreati
nin und Albuminausscheidung danach stetig an (p < 0,05 im Vergleich zu 1). Hier kam es bei fünf Patienten zu einer Ma
kroalbuminurie.
24 Patienten erhielten nach fünf Jahren Plazebo Enalapril (3). Bei ihnen stabili
sierte sich die Nierenfunktion in den letz
ten beiden Studienjahren. Bei den 20 Pa
tienten, die nach fünf Jahren Plazebo eine Enalapril-Behandlung ablehnten (4), erhöhten sich Serumkreatinin und Albuminurie kontinuierlich. Die Albuminausscheidung stieg von 123±58 auf 393±223mg/24h nach sieben Jahren.
60% entwickelten eine Makroalbumin
urie.
Unter Enalapril sank also das Risiko einer Makroalbuminurie um 42%
während sieben Jahren. Die Studie be
legt zum einen den renoprotektiven Ef
fekt von Enalapril bei Patienten mit dia
betischer Nephropathie im Frühstadium, zum anderen die Bedeutung des Scree
nings von Patienten mit Diabetes auf Mi
kroalbuminurien. (ChR)
Ravid M et ah Long-term renoprotective effect of angiotensin-Converting enzyme inhibition in non-insulin-dependent dia
betes mellitus. Arch Intern Med 1996;
156:286-89.
Ballaststoffe verringern das Herzinfarktrisiko!
Eine hohe Ballaststoffeinnahme läßt das Herzinfarktrisiko bei Männern sinken.
Das zeigt eine prospektive Studie an 43.757 US-amerikanischen Beschäftig
ten im Gesundheitswesen.
Die 40-75 Jahre alten Männer beant
worteten 1986 einen detaillierten Fra
gebogen zu ihren Ernährungsgewohn
heiten. Personen mit Hypercholesterin- ämie oder Hypertonie wurden ausge
schlossen. Der Gehalt der Nahrung an pflanzlichen Fasern wurde berechnet.
Während der folgenden sechs Jahre tra
ten 511 nichttödliche und 229 tödliche Herzinfarkte auf. Unter Berücksichti
gung wichtiger Kofaktoren des Myo
kardinfarktrisikos wie körperliche Akti
vität, Rauchen und Fettaufnahme zeigte sich für die Personen, deren Ballast
stoffkonsum im oberen Fünftel lag, ein signifikant erniedrigtes Infarktrisiko (re
latives Risiko 0,64) gegenüber denen, deren Konsum im unteren Fünftel lag.
Eine Zunahme des Ballaststoffgehalts der Nahrung um lOg/d ging mit einer 19%igen Reduktion des Infarktrisikos einher. Bezogen auf die Hauptquellen für pflanzliche Fasern zeigte sich nur für Ge
treide eine statistisch signifikante Re
duktion des Infarktrisikos, für Obst und Gemüse nur tendenziell. Jede Zunahme der Getreideballaststoffe um täglich 10g reduzierte das Infarktrisiko um 29%.
Ballaststoffe bewirken ein Sinken des Cholesterinspiegels, über eine verzöger
te Nahrungsaufnahme eine Erhöhung der Insulinsensibilität, eine Verzögerung der Blutgerinnung und über eine Förde
rung des Sättigungsgefühls eine Minde
rung der Energieaufnahme. Die Studie unterstreicht die Empfehlungen, sich ballaststoffreich zu ernähren. (ChR) Rimm E et ah Vegetable, fruit, and cere
al fiber intake and risk of coronary heart disease among men. JAMA 1996; 275:
447-51.
Langzeitergebnisse nach Implantation von Metall- Stents in Koronararterien
Es ist zwar bekannt, daß durch Implan
tation von Stents die Restenosierungs- häufigkeitnach Koronarangioplastie ver
ringert wird; bislang war aber offen, wie lange dieser Erfolg bei Langzeit-Plazie
rung der Metallprothese anhält. Eine Stu
die aus Japan liefert klinische und an
giographische Ergebnisse zu dieser Pro
blematik.
Dazu wurden die Untersuchungsbefun
de von 143 Patienten mit 147 stenosie- renden Läsionen der Koronararterien bis drei Jahre nach Implantation von Koro- narien-Metallstents nach Palmaz-Schatz ausgewertet. Die Überlebensrate ohne Myokardinfarkt, Bypass-Operation und mehrfacher Koronarangioplastie bei durch Stent behobenen Stenosen lag bei 74,6% während drei Jahren. Nur bei drei Patienten (2,1%) war eine erneute Re
vaskularisation der mittels Stent beho
benen Störung notwendig. Im Gegensatz
g online online online online online 451
dazu wurde für elf Patienten (7,7%) bei einer neuen Stenose eine Koronarangio
plastie notwendig. Vor Stent-Implantati
on hatte der mittlere minimale Gefäß- querschnitt l,00±0,40mm betragen.
Koronarangiographische Nachkontrol
len zeigten bei 137 Läsionen nach 6 Mo
naten, bei 114 Läsionen nach 1 Jahr und bei 72 Läsionen nach drei Jahren eine Verringerung des minimalen Innenquer
schnitts von 2,54±0,44 mm direkt nach der Stent-Implantation auf 1,87+0,56 mm nach 6 Monaten; nach 12 Monaten ergab sich keine weitere Verringerung des Durchmessers (bei Patienten mit Un
tersuchungen nach 6 und auch nach 12 Monaten betrug der Durchmesser beide Male 1,95±0,49 mm). Eine signifikante späte Verbesserung des Lumendurch
messers (p < 0,001) zeigte sich zwischen den Durchmessern nach einem und nach drei Jahren (bei Patienten mit Angio- grammen nach 6 Monaten und auch nach drei Jahren betrug der Durchmesser 1,94±0,48 mm bzw. 2,09±0,48mm).
Somit zeigten angiographische wie auch klinische Befunde günstige Ergebnisse im Zeitraum bis zu drei Jahren nach Im
plantation von Koronarienstents bei einer niedrigen Rate von Rezidiven mit notwendiger Revaskularisation. Dislo
zierung, Materialermüdung oder Endar- teriitis wurden nicht festgestellt. Eine später noch beobachtete Verbesserung
des Gefäßquerschnittes erfolgte zwi
schen sechs Monaten und drei Jahren wahrscheinlich durch endgültige Fibro- sierung der Intima. (Feh) Kimura T et al: Three year follow-up after implantation of metallic coronary- artery stents. N Engl J Med 1996; 334:
561-566.
Plötzlicher Herztod bei jungen Sportiern
Daß der plötzliche Herztod bei jungen Wettkampfsportlern oft so plötzlich gar nicht ist, zeigen Untersuchungen, die Do
menico Carrado von der Universität Padua beim 45. Kongreß des American College of Cardiology am 24. März 1996 in Orlando vorstellte.
Untersucht wurde der plötzliche Tod von 46 jungen Sportlern (41 Männer und 5 Frauen mit einem Durchschnittsalter von 23,6 Jahren). Bei 37 von ihnen trat der plötzliche Herztod während (n = 32) oder unmittelbar nach (n = 5) der Sportausü
bung ein. ln 18 Fällen batte es vorher Warnsympomptome gegeben. Vor allem bei Sportlern mit rechtsventrikulärer Kardiomyopathie (10 Fälle) und konge
nitalen Herzfehler (7 Fälle) gingen dem Herztod Symptome und EKG-Verände-
rungen voraus. Auf solche Symptome muß bei einer sportmedizinischen Un
tersuchung geachtet werden. (gb)
Nicht-parenterale HlV-Pro- phylaxe in Sicht?
Der häufigste Übertragungsweg (86%) unter Erwachsenen für HIV-Erkrankun- gen ist weltweit der sexuelle Kontakt. Da es bis jetzt noch keine prophylaktische Vakzination gegen HIV gibt, sollten an
dere Methoden zur Infektionsvermei
dung angewandt werden. Aber viruzide Spermizide haben zu starke Nebenwir
kungen, und Anti-HIV-Pharmaka oder Virus-neutralisierende monoklonale An
tikörper sind zu teuer, so daß ihr umfas
sender Einsatz zur topischen Chemo- prophylaxe unwahrscheinlich ist.
Die Zielzellen für die Übertragung des HIV bei Sexual- und Schleimhautkontakt sind u.a. die T-Lymphozyten sowie die Zellen des Monozyten/Makrophagensy
stems und dendritische Zellen. Deshalb ist zu erwarten, daß Verbindungen, die hier die HIV-CD4-Bindung blockieren, die Virusübertragung verhindern. Expe
rimentiert wurde mit Nahrungsprotein.
Es wurde untersucht, ob chemische Ver
änderungen von N ahrungseiweiß zu Ver-
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zuschließen. Patienten mit gestörtem Immunstatus (z.B. HlV-lnfektion, Chemotherapie, Bestrahlung) sowie Fructose-Unverträglichkeit (auch an die Möglichkeit einer bisher unerkannten Fructose- Unverträglichkeit bei Säuglingen und Kleinkindern denken) sollten vor Einnahme dieses Arzneimittels den Rat eines Arztes einholen. Schwangerschaft und Stillzeit: Bisher sind keine
•g fruchtschädigenden Wirkungen oder schädliche Wirkungen auf den gestillten Säugling bei vorschriftsmäßiger Anwendung des Arzneimittels bei der (werdenden) Mutter bekannt geworden.
2 Nebenwirkungen: Die Einnahme kann Blähungen verursachen. In Einzelfällen Unverträglichkeitsreaktionen (Juckreiz, Urtikaria, lokales oder generalisiertes Exanthem sowie Quincke-Ödem).
» Hinweis: Werden während einer Therapie mit Saccharomyces boulardii mikrobiologische Stuhluntersuchungen durchgeführt, so sollte die Einnahme dem Untersuchungslabor mitgeteilt werden, da sonst falsch-positive Befunde erstellt werden könnten, Wechselwirkungen: Die gleichzeitige Einnahme von Arzneimitteln gegen Pilzerkrankungen kann das Behandlungsergebnis mit Perenterol Q beeinträchtigen. Bei gleichzeitiger Einnahme von Monoaminooxidase-Hemmstoffen ist eine Blutdruckerhöhung möglich. Warnhinweise: Bei Durchfallerkrankungen muß, besonders bei Kindern,
^ auf Ersatz von Flüssigkeit und Elektrolyten als wichtigste therapeutische Maßnahme geachtet werden. Durchfälle bei Säuglingen und Kleinkindern erfordern die Rücksprache mit dem Arzt.
I Thiemann Arzneimittel GmbH, Postfach 440,45725 Waltrop. Stand: Dezember 1995
452 online online *** online *** online online online
bindungen führen könnten, die gegen HIV-1 wirken. Dabei stellte man fest, daß bovines beta-Laktoglobulin (beta-LG), durch 3-Hydroxy-Phthalsäure-Anhydrid zu 3HP-beta-LG modifiziert, schon bei nanomolaren Konzentrationen wirksam ist:
1. Es blockiert die Bindung der Ober- flächenglykoproteine des HIV und auch des SIV (simian IV) an CD4-Mo- leküle und ebenfalls die CD4-Bindung der für diese Bindungsstelle spezifi
schen monoklonalen Antikörper für HIV
2. Es verhindert die Ansteckung durch HIV-1, HIV-2 und SIV.
Ausgangsstoff für die Produktion von 3HP-beta-Laktoglobulin ist Molke - bil
lig und überall verfügbar! (Feh) Neurath A et al: Bovine beta-lactoglobu- lin modified by 3-hydroxyphthalic an
hydride blocks CD4 cell receptor for HIV.
NATURE MEDICINE 1996; 2: 230-234.
Erhöhtes Brustkrebsrisiko für Stewardessen?
Im letzten Jahr wurde bekannt, daß fin
nische Flugstewardessen ein signifikant erhöhtes Brustkrebsrisiko aufweisen. Ihr relatives Risiko beträgt 1,87(1,15-2,23).
Nun ergab die Auswertung des seit 1970 geführten dänischen Berufskrebsregi
sters, daß auch die Stewardessen däni-
Erhöhtes Brustkrebsrisiko auch bei däni
schen Stewardessen!
scher Fluggesellschaften einem erhöhten Brustkrebsrisiko ausgesetzt sind [rel. Ri
siko 1,61 (0,9-2,7)]. Bei männlichen Flugbegleitern und Piloten ist dieses Ri
siko dagegen nicht erhöht. (ChR) Lynge E: Risk of breast cancer is also in
creased among Danish female airline cadin attendants. BMJ 1996; 312:253.
Zeitschrift für Allgemeinmedizin
German Journal of General Practice. Ehemals:
Der Landarzt. Zugleich Organ der Vereinigung der Hochschullehrer und Lehrbeauftragten für All
gemeinmedizin e.V. und der DEGAM (Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin).
Schriftleitung: Dr. med. Heinz-Harald Abholz, Ce- ciliengärten 1, 12159 Berlin. Prof. Dr. med. Win
fried Hardinghaus, Chefarzt der Med. Abt., Kran
kenhaus St. Raphael, 49179 Ostercappeln, AG Ge
sundheitswissenschaften Universität, 49069 Os
nabrück. Prof Dr. med. Michael M. Kochen, MPH, FRCGP, Abteilung für Allgemeinmedizin der Georg-August-Univ., Robert-Koch-Str. 40, 37075 Göttingen. Dr. med. Wolfgang Mahringer, Schelz- torstr. 42, 73728 Esslingen. Priv.-Doz. Dr. med.
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Geschäftsführung: Dipl.-Kaufmann Andre Caro, Dipl.-Kaufmann Albrecht Hauff.
Anzeigen: Günter Fecke, Tel. (07 11) 89 31-448.
Redaktion/Produktion: Günther Buck (Ghef- redakteur), Tel. (07 11) 89 31-446. Ruth Auschra (Stellv. Red.-Ltg.), Tel. (0711) 89 31-445. DipL- Wirt.-Ing. (FH) Ingrid Schaul (Herstellung), Tel.
(0711) 89 31-445.
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Die Kartei der praktischen Medizin ist jedem 2.
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DEGAM
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online online online online online 453
Medikamenteneinnahme im Alter - problembeladen!
Warum ist die die Compliance bei Medi- kam‘fi=' eneinnahme im Alter so gering?
Der Sache auf den Grund zu kommen, ist durclians lohnend-würden sich doch die Lebcn.-;;iia!ität der Patienten bei verbes
sert"-' medizinischer Versorgung er- höhej; and Kosten senken lassen: Schät
zungsweise bis zu 20% der Krankenhau- sein-veisungen geriatrischer Patienten erfolgen wegen medikamentenbedingter Erkrankungen.
Im gor -" Irischen Zentrum des Heidelber
ger Ui'.iklinikums betreute ein Berater
team während und nach der stationären Behänd! uag 119 Patienten (Durch
schnittsalter 81,9 Jahre), die sich zu Hause noch selbst versorgen konnten.
Neben einem umfassenden geriatrischen Assessment wurde als Untersuchungs
schwerpunkt die Fähigkeit zu Handha
bung von Medikamentenpackungen und -behältern getestet. Zusätzlich wurden die Angaben der Patienten über ihre Me
dikamenteneinnahme mit den Ver
schreibungen der Hausärzte verglichen.
Es zeigte sich, daß ein Wechsel von Art und Anzahl der Medikamente bei sta
tionärer Aufnahme und nach Entlassung üblich ist; Informationen über die Präpa
rate waren nicht unbedingt üblich.
Überraschend ist die Erkenntnis nicht, daß z.B. der kindersichere Verschluß von
Medikamente im Alter:
ein paar Empfehlungen
• Wurde im Krankenhaus mit den Pa
tienten die Handhabung der Medi- kamentenbehältnisse trainiert?
• Informationen über die Verordnun
gen sollten aufschlußreich und ver
ständlich erfolgen.
• Bessere Abstimmung zwischen Krankenhaus und Hausarzt ver
meiden Verwirrung durch wech
selnde Medikamentenverordnun- gen.
• ln den ersten Tagen nach der Ent
lassung brauchen die alten Men
schen noch einmal Aufsicht und Übungshilfe.
ca 64% der Patienten nicht geöffnet wer
den konnte. Aber nicht von Alter, Ge
schlecht, wie manche Autoren berichten, und manueller Kraft hängt die Bewälti
gung dieses Alltagsproblems ab: Die ent
scheidenden Voraussetzungen sind aus
reichende kognitive Funktionen, Sehkraft und manuelle Geschicklichkeit. Bei der verordneten Medikation kommt das Alter als die Compliance signifikant beeinflus
sende Größe hinzu, signifikant beein
flussend bleibt aber auch hier die Fähig
keit zur Handhabung der Medikamen- tenpackung. Beachtung verdient die Fest- stellung, daß Änderungen im Medika- mentenregime und eine größere Anzahl
verordneter Medikamente die Einnah
mezuverlässigkeit signifikant verschlech
tern. (Feh)
Nikolaus T et ab Elderly patients'pro- blems with medication. Eur J Clin Phar- makol 1996; 49:255-259.
Kostenlose Mammographie in Schweden umstritten!
Seit 1986 wird in 24 von 26 schwedi
schen Grafschaften allen Frauen im Alter von 40-74 Jahren ein Brustkrebs-Scree
ning angeb oten. Im Januar wurde erst
mals in einer Grafschaft die kostenlose Mammographie abgeschafft. Der sozial
demokratische Rat der Grafschaft Alvs- borg begründete den Schritt damit, daß der Nutzen des Programms ungewiß und das eingesparte Geld sinnvoller zur Pfle
ge von bereits an Krebs Erkrankten an
gelegt sei. ln einer daraufhin einberufe- nen Parlamentsdebatte bezeichnete die schwedische Gesundheitsministerin das Screening für über 50 Jahre alte Frauen als sinnvoll, während der Nutzen für jün
gere Frauen zweifelhaft sei. Eine inter
nationale Expertenkonferenz in Falun soll jetzt Richtlinien für das Screening von Frauen im Alter von 40-49 Jahren
erarbeiten. (ChR)
Meiner G: Swedish county abandonee.
Breast screening. BMJ 1996; 312:
595-596.
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wenden bei nachgewiesener Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff und bei Kindern unter6 Jahren. Hinweis zur Anwendung in der Schwangerschaft und Stillzeit: Nicht im ersten Drittel der Schwangerschaft anwenden, obwohl es bis weit über den therapeutischen Bereich im Tierexperiment keine Anhaltspunkte für eine fruchtschädigende Wirkung gibt. Mangels zur Zeit ausreichender Erfahrungen während der Stillzeit nicht einsetzen. Allergodil Nasenspray: Nicht anwenden bei nachgewiesener Überempfindlichkeit ge
gen Benzalkoniumchlorid oder Edetinsäure. Nebenwirkungen: Allergodil Nasenspray: Selten infolge des Einsprühens Reizung der bereits entzünd
lich veränderten Nasenschleimhaut und in Einzelfällen Nasenbluten mög
lich. Bei unsachgemäßer Anwendung (zurückgeneigtem Kopf) kann bitterer Geschmack auftreten. Allergodil Tabs: Gelegentlich Müdigkeit, Schläfrigkeit und Mundtrockenheit; diese Symptome sind in aller Regel leicht und können mit zunehmender Behandlungsdauer abklingen. Substanzeigener bitterer Geschmack kann verkommen. In Einzelfällen Überempfindlichkeitsreaktionen (z.B. Hautausschlag). Hinweis für Verkehrsteilnehmer: Allergodil Tabs kön
nen auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch das Reaktionsvermögen soweit verändern, daß die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenver
kehr oder zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt wird. Dies gilt in verstärktem Maße im Zusammenwirken mit Alkohol und Medikamenten, die ihrerseits das Reaktionsvermögen beeinflussen können. Dosierungsan
leitung, Art und Dauer der Anwendung: Nähere Informationen hierzu entnehmen Sie bitte der Gebrauchs- oder Fachinformation. Verschrei
bungspflichtig. Handelsformen und Preise: Allergodil Nasenspray:
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Langzeitbehandlung von rezidivieren
den Magen-/ Duodenalulcera. Einmalige Gabe während der Geburt zur Verhü
tung der Säureaspiration. Fortsetzung der mit parenteralem Ranitidin eingelei
teten Prophylaxe streßbedingter Schleim
hautläsionen im oberen GIT sowie von Rezidivblutungen und der unterstützen
den Maßnahmen bei Blutungen aus Erosionen und Ulcerationen im Magen und Duodenum. Kontraindikation:
Überempfindlichkeit gegen Ranitidin oder sonstige Bestandteile, akute Por
phyrie (auch in der Anamnese), Kinder unter 10 Jahren. Strengste Indika
tionsstellung und Kurzzeitbehandlung bei Kindern ab 10 Jahren und Jugend
lichen bis 14 Jahren. In der Schwanger
schaft nur bei zwingender Indikation;
Stillen vermeiden. Nebenwirkungen:
Gelegentlich Kopfschmerzen, Müdig
keit, Schwindel, Hautausschlag. Selten schwere Hautreaktionen (wie Erythema multiforme), Juckreiz, Durchfall, Verstop
fung, Übelkeit, Arthralgien, Myalgien, extrem selten Haarausfall. Passagere Leberwertveränderungen, selten Hepa
titis mit/ohne Ikterus (i. d. R. reversibel).
Selten erhöhte Serumkreatininwerte.
Sehr selten Herzrhythmusstörungen wie Tachykardie, Bradykardie, AV-Block.
Vereinzelt ZNS-Störungen (schwere Kopfschmerzen, Verwirrtheits- und Un
ruhezustände, Halluzinationen, Depres
sionen, unscharfes Sehen), Gynäkoma
stie, Libidoverlust, Potenzstörungen, Blutbildveränderungen (Leukopenie, Thrombopenie, Agranulozytose, Panzy- topenie, manchmal mit Knochenmarks
hypoplasie oder -aplasie), Überem
pfindlichkeitsreaktionen (z. B. Eosino
philie, Urtikaria, Fieber, Hypotonie, angioneurotisches Ödem, Laryngospas- mus, Bronchospasmus, Brustschmerzen, akute Pankreatitis, anaphylaktischer Schock). Reaktionsvermögen kann beeinträchtigt sein. Wechselwirkungen:
(N-Acetyl-)Procainamid: Ausscheidung kann reduziert sein. Antazida, Sucralfat:
Ranitidin-Resorption kann vermindert sein. Theophyllin: erhöhte Theophyllin
spiegel (Theophyllinspiegel kontrollie
ren). Ketoconazol: veränderte Resorption.
Alkoholwirkung verstärkt. Dosierung:
Erw.: Ulcus: Imal tägl. 300 mg bzw.
2mal tägl. 150 mg; Rezidivprophylaxe:
Imal 150 mg/Tag. Refluxösophagitis:
Imal tägl. 300 mg bzw. 2mal tägl. 150 mg.
Zollinger-Ellison-Syndrom: 3mal tägl.
150 mg, falls erforderlich bis 600 - 900 mg/Tag (-6 g/Tag). Verhütung der Säure
aspiration während der Geburt: Einma
lig 150 mg. Fortsetzung der parenteral eingeleiteten Ranitidin-Behandlung:
2mal tägl. 150 mg. Kinder ab 10 Jahre:
2mal tägl. 2 mg/kg KGW, max. 2mal tägl. 150 mg. Bei Niereninsuffizienz Dosisanpassung. Handelsformen (ver
schreibungspflichtig): Azuranit® 150:
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0. Ickrath, A.Both
Vorhofflimmern
Embolierisiko - Indikationen zur Antikoagulation
Die sozialmedizinische Bedeutung des Vor
hofflimmerns (VF) liegt darin begründet, daß es die häufigste Rhythmusstörung des Er
wachsenenalters ist und infolge der potentiel
len thromboembolischen Komplikationen mit einem erheblichen Morbiditäts- und Morta
litätsrisiko verbunden ist. Daten der Framing- ham-Studie haben gezeigt, daß die Prävalenz des VF von 0,5% in der sechsten Lebensdeka
de auf 8,8% bei über 80jährigen ansteigt (1).
Bei über 60jährigen, hospitalisierten Patienten werden Prävalenzen von 10,1 bis 21,6% ange
geben (2, 3).
Klinisch manifestiert sich das VF zum einen in der subjektiven Beeinträchtigung des Patien
ten mit Palpitationen, Verminderung der kör
perlichen Leistungsfähigkeit sowie Prä-/Syn- kopen. Diese Symptome sind Ausdruck der hä- modynamischen Veränderungen bei chroni
schem bzw. intermittierendem VF. Im Vorder
grund stehen jedoch die thromboembolischen Komplikationen des VF.
Die kardiale Differentialdiagnose systemi
scher Embolien umfaßt Erkrankungen der lin
ken Herzkammer, des linken Vorhofes sowie der Aorten- und Mitralklappe. Selten sind pa
radoxe Embolien bei persistierendem Foramen ovale apertum (4). Häufigste Ursache kardialer Embolien ist jedoch das VF.
Ausgangsort systemischer Embolien bei VF sind in aller Regel Thromben des linken Vor
hofes bzw. des linken Vorhofohres. Wichtigster pathogenetischer Faktor der Thrombusentstehung ist eine regio
nal gestörte Blutströmung infolge fehlender Vorhofkontraktion. Nied
rige Fluß- und Scherraten liegen dem Phänomen des spontanen atrialen Echokontrastes zugrunde (5, 6), das als Marker der atrialen Thrombusbildung bzw. des Thromboembolie
risikos gilt (7, 8). Inwieweit es sich bei diesem Befund um einen eigenständigen thromboem
bolischen Risikofaktor handelt, ist bisher nicht entschieden.
Systemische Embolien bei Vorhofflimmern meist durch Thromben des linken Vorhofes
Bei allem Vorbehalt gegenüber der diagnosti
schen Sicherheit im Einzelfall werden 15-20%
aller ischämischen Hirninfarkte mit kardialen Embolien assoziiert (9). Die Diagnose eines embolischen Hirninfarktes ist wahrschein
lich, wenn eine Arterio-Zlosklerose der hirn
versorgenden Gefäße ausgeschlossen ist (siehe Kasten 1). Diagnostisch signifikant ist allein der Nachweis bilateraler, nicht lakunärer Hirnin
farkte als Ausdruck einer emholischen Streu
ung in verschiedene Perfusionsgebiete (9).
Es muß berücksichtigt werden, daß nur etwa zwei Drittel aller ischämischen Insulte bei VF embolischer Genese sind (10, 11). Neben Em
bolien sind an erster Stelle begleitende arterio
sklerotische Veränderungen der intra- und ex- trakraniellen hirnversorgenden Gefäße zu nen
nen. Ein Viertel der Patienten mit VF und ischä
mischen Hirninsulten haben mehr als 50%ige bzw. längerstreckige Karotisstenosen (12).
Diagnose des embolischen Hirninfarktes Ausschluß einer Arterio-Zlosklerose der hirnver
sorgenden Gefäße:
• keine relevanten Karotisstenosen,
• keine lakunären Hirninfarkte,
• keine zerebrovaskulären Risikofaktoren.
Thromboembolierisiko und Ätiologie des VF
VF bei Herzklappenerkrankung (Valvuläres VF)
Ergebnisse der Framingham-Studie haben ein 17fach erhöhtes Embolierisiko bei Patienten mit rheumatischem Mitralvitium und VF ge
genüber einem altersentsprechenden Normal
kollektiv aufgezeigt (13). Besonders gefährdet erscheinen Patienten mit überwiegender Mi
tralstenose (14). Retrospektive Studien der 70er Jahre lassen erkennen, daß das Embolierisiko bei rheumatischem VF mittels strenger Anti
koagulation drastisch gesenkt werden kann (15). Ebenfalls scheint die Antikoagulation die Z. Allg. Med. 1996; 72: 455-461. © Hippokrates Verlag GmbH, Stuttgart 1996
456 2E1^
Fortbildung; VorhofflimmernPrognose von Patienten mit rheumatischem Mitralvitium und VF zu verbessern (16). VF er
höht das Risiko einer Embolie nach mechani
schem Herzklappenersatz und begründet Emp
fehlungen zur Antikoagulation bei Patienten mit Klappenbioprothesen bzw. Mitralklappen
prolaps und VE (17-19).
Nicht-rheumatisches VF (Nicht-valvuläres VF)
Lange Zeit war strittig, inwieweit das nicht
rheumatische VF einen eigenständigen Risiko
faktor für thromboembolische Komplikationen bzw. ausschließlich einen Indikator eines er
höhten Schlaganfallrisikos aufgrund kardio
vaskulärer Begleiterkrankungen darstellt.
Wiederum waren es Ergebnisse der Framing- ham-Studie, die eine Verfünffachung des Schlaganfallrisikos bei nicht-rheumatischem VF gegenüber einer altersentsprechenden Ver
gleichspopulation aufzeigten. Auch unter Berücksichtigung einer Risikoassoziation mit einer koronaren Herzkrankheit bzw. einer Herzinsuffizienz war das Risiko zerebraler In
sulte verdoppelt (1). Neuere Inter
ventionsstudien bei nicht-rheuma
tischem VF haben aufgezeigt, daß die Inzidenz von Schlaganfällen, transitorischen zerebralen Ischämi
en bzw. systemischen Embolien zwi
schen 3,0-7,4%/Jahr liegt (20-24).
Bei über 80jährigen Patienten müssen ein Vier
tel aller Schlaganfälle auf nicht-rheumatisches VF zurückgeführt werden (1).
Zur Einschätzung des individuellen Embolieri
sikos gehört die Identifikation von Risikofak
toren. Im Rahmen prospektiver Studien zur Embolieprophylaxe bei nicht-rheumatischem VF sind klinische und echokardiographische Merkmale identifiziert worden, die mit dem Schlaganfallrisiko assoziiert sind (20, 21, 23).
Dazu gehören in erster Linie höheres Lebens
alter, kardiovaskuläre Erkrankung wie Herz
insuffizienz, koronare Herzerkrankung und ar
terielle Hypertonie sowie Thromboembolie in der Vorgeschichte {Tab. 1).
Zur Nutzen-Risiko-Abwägung einer Antiko
agulation ist im Einzelfall eine semiquantita
tive Risikostratifikation sinnvoll. Basierend auf den Ergebnissen der SPAF-Studie (23) können anhand klinischer und echokardiographischer Kriterien Niedrig- und Hochrisikogruppen dif
ferenziert werden {Abh. 1).
Tabelle 1: Zusammenhang zwischen klinischen/echokardio- graphischen Merkmalen und Embolierisiko bei nicht-val
vulärem VF
Stark erhöhtes Schlaganfallri
siko bei nicht
rheumatischem Vorhofflimmern
Risikomerkmale AFASAK BAATAF SPAF Klinische Kriterien:
Höheres Alter n.s. -1- (+)*
Geschlecht n.s. n.s. n.s.
Herzinsuffizienz n.s. n.s. -4-
Angina pectoris n.s. -t- n.s.
Herzinfarkt-Anamnese -f- n.s. n.s.
Kardiale Grunderkrankung
Thromboembolie-Anamnese n.s. -f-
Arterielle Hypertonie n.s. n.s. -4-
Diabetes mellitus n.s. n.s. -4-
Echokardiographische Kriterien:
Dilatation des linken Vorhofs n.s. n.s. + Linksventrikuläre Dysfunktion +
Linksventrikuläre Hypertrophie -1-
Mitralklappenringverkalkung -t- n.s.
*Signifikante Risikoassoziation nur bei Niedrig-Risiko-Patienten ohne Hy
pertonie, Herzinsuffizienz oder Thromboembolie in der Anamnese
Idiopathisches VF
Der Begriff des idiopathischen VF (»lone atrial fibrillation«) bezeichnet im strengen Sinn das Auftreten von VF ohne nachweisbare kardiale bzw. extrakardiale Erkrankung (25). ln einer re
trospektiven Untersuchung an Patienten, die diese Kriterien erfüllten und gleichzeitig jünger als 60 Jahre waren, lag die jährliche Inzidenz thromboembolischer Komplikationen bei nur 0,55% (26). Subanalysen aus neueren Interven
tionsstudien an vergleichbaren Patientenkollek
tiven ergaben ähnlich niedrige Thromboembo
lieraten. Dem stehen Ergebnisse der Framing- ham-Studie gegenüber, in der die Kriterien für
Thromboembolierate (% pro Jahr)
0 1 2-3
Anzahl klinischer Risikofaktoren^
0 1-2 >3 Anzahl klinischer’ + echokardio- graphischer^ Risikofaktoren Abbildung 1: Risikostratifikation anhand klinischer und echokar
diographischer Kriterien nach Daten der SPAF-Studie
’ Klinische Risikofaktoren Herzinsuffizienz, arterielle Hypertonie bzw.
arterielle Thromboembolie-Anamnese
2 Echokardiographische Risikofaktoren linksventrikuläre Dysfunktion bzw. Dilatation des linken Vorhofs
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mangelstruma und Ergänzung des Jodbedarfs, insbesondere bei euthyreoter Struma des Jugend
lichen, euthyreoter Struma diffusa des Erwachsenen und in der Schwangerschaft sowie zur Rezidivprophylaxe nach Operation einer Jodmangelstruma. Gegenanzeigen: Hyperthyreose jeg
licher Genese, autonome Areale bzw. fokale Autonomien, echte Jodallergie, Dermatitis herpeti
formis Duhring. Nebenwirkungen: Bei Jodüberempfindlichkeit Fieber, Hautausschlag, Rötung, Jucken und Brennen der Augen, Reizhusten, Durchfall, Kopfschmerzen (Tabletteneinnahme been
den). Gelegentlich, als Folge der stoffwechselsteigernden Wirkung von Levothyroxin: Zu Beginn der Therapie Tachykardie, Herz-Rhythmus-Störungen, Tremor, Unruhe, Schlaflosigkeit, Hyper- hidrosis, Gewichtsabnahme, Durchfall (Tagesdosis reduzieren oder Medikation für mehrere Tage unterbrechen. Sobald die Nebenwirkung verschwunden ist, kann die Behandlung mit niedrigerer Dosierung wieder aufgenommen werden). Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit: Behand
lung konsequent weiterführen. Eine Gefahr für den Fötus ist bisher nicht bekannt geworden.
Während der Laktation in die Muttermilch sezernierte Schilddrüsenhormonmengen reichen zur Entwicklung einer Hyperthyreose oder Suppression der TSH-Sekretion beim Säugling nicht aus.
Hinweise: Vor einer Schilddrüsenhormontherapie Koronarinsuffizienz behandeln, Jodthyrox- Therapie mit niedriger Dosierung einleiten und langsam steigern. Bei Koronarinsuffizienz, Herz
insuffizienz oder tachykarden Herz-Rhythmus-Störungen Hyperthyreosis factitia vermeiden (häufi
gere Kontrollen der Schilddrüsenhormonparameter). Bei Diabetes mellitus Blutzuckerspiegel in der Initialphase der Behandlung mit Jodthyrox regelmäßig kontrollieren. Bei Hypothyreose klären, ob gleichzeitig eine Nebennierenrindeninsuffizienz vorliegt. Diese müßte vor Einleitung einer Schilddrüsenhormon-Therapie behandelt werden. Autonomien der Schilddrüse durch eine ge
zielte Diagnostik vor Beginn der Therapie mit Jodthyrox ausschließen. Wechselwirkungen:
Colestyramin (Resorption von Levothyroxin gehemmt, Jodthyroxapplikation 4-5 Stunden vor Colestyramingabe), Phenytoin, Salicylate, Furosemid (250 mg), Clofibrat (Verstärkung der Wirkung von Levothyroxin), intravenöse Gabe von Phenytoin (Konzentrationen der freien Schilddrüsen
hormone erhöht, in Einzelfällen Entstehung von Herz-Rhythmus-Störungen begünstigt), Cumarin
derivate (gerinnungshemmende Wirkung verstärkt), Antidiabetika (blutzuckersenkende Wirkung vermindert). Handelsformen und Packungsgrößen: Jodthyrox 50 Tabletten (N2) DM 16,41.
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458
Fortbüdung: Vorhofflimmern»lone atrial fibrillation« weiter gefaßt wurden.
Insbesondere lag das Alter der Patienten im Mit
tel bei 70 Jahren. Die jährliche Schlaganfallin
zidenz betrug 2,5% und war damit viermal so hoch wie in der altersentsprechenden Ver
gleichsgruppe im Sinusrhythmus (27). Aufgrund dieser Daten kann ein »Niedrig-Risiko«-Kol- lektiv definiert werden, daß offensichtlich nicht von einer Antikoagulation profitiert (siehe Ka
sten 2). * •
Definition eines »Niedrig-Risiko«-Kollektivs:
• Idiopathisches Vorhofflimmern
• Alter < 60 Jahre
• Fehlen kardiovaskulärer Risikofaktoren
In jüngerer Zeit ist der Wert einer Prophylaxe mit Antikoagulanzien bei nich t-rheumatischem VF in fünf prospektiv-randomisierten Studien untersucht worden (20-24). Vier dieser Studi
en wurden vorzeitig abgebrochen, nachdem Interimsanalysen einen signifikanten Vorteil der Marcumar- Therapie ergeben hatten und die Fortsetzung des Plazeboarms als un
ethisch beurteilt wurde. Die CAFA-
Studie wurde noch während der Rekrutie
rungsphase in Anbetracht der eindeutigen Er
gebnisse der anderen Studien abgebrochen. Ta
belle 2 faßt die Ergebnisse dieser Studien zur Effektivität der Marcumar-Prophylaxe zusam
men.
Eine prophylak
tische Marcu
mar-Therapie ist sinnvoll!
Beim Übergang zum chronischen Vorhofflimmern steigt das Embo
lierisiko an!
Chronisches versus intermittierendes VF, Manifestationsdauer des VF
Verschiedene retrospektive Untersuchungen kommen zu dem Schluß, daß das Risiko throm- boembolischer Komplikationen bei intermit
tierendem VF deutlich geringer ist als bei der chronischen Verlaufsform. Die Embolieinzi
denz wird mit 1,3-3% pro Jahr angegeben (28-30). Eine retrospektive Studie ergab, daß das Embolierisiko bei Übergang vom intermittierenden zum chronischen VF von jährlich 2%
auf 5,6% ansteigt (29). Diese Studie läßt außerdem auf eine Häufung embolischer Komplikationen in der Frühphase nach Manifestation des VF schließen. Bei intermittierendem VF betrug die Embolierate 6,8% im ersten Monat nach Dia
gnosestellung, später nur 2% pro Jahr. Der Übergang in chronisches VF war mit einem An
stieg der Inzidenz auf 13,3% im ersten Jahr, demgegenüber später 4% pro Jahr verbunden.
Einschränkend muß festgestellt werden, daß die Erwartung einer niedrigeren Embolieinzi
denz bei der intermittierenden Form des VF in prospektiven Interventionsstudien nicht be
stätigt wurde (21, 23). Ebenfalls wurde kein Einfiuß der Manifestationsdauer auf das Thromboembolierisiko gefunden (20, 21, 23).
Thromboembolieprophylaxe mit Antikoagulanzien
Acetylsalczylsäure (ASS)
Aufgrund älterer retrospektiver Untersuchun
gen gilt die Antikoagulation bei rheumatischem VF als etabliert.
Die jährliche Inzidenz primärer Endpunkte wie ischämische Hirninfarkte bzw. systemische Embolien konnte unter Marcumar auf 0,4% bis 3,5% gesenkt werden. Dies entsprach einer Ri
sikoreduktion im Vergleich zur Plazebogruppe zwischen 37% und 86%. Obwohl die Intensität der Antikoagulation in den verschiedenen Stu
dien erheblich variierte, war bei weniger in
tensiver Marcumar-Therapie die Risikoreduk
tion nicht geringer.
Die Rate schwerwiegender Blutungen lag unter Marcumar-Therapie zwischen 0,5% und 1,5%
pro Jahr. In den Kontrollkollektiven lag diese Komplikationsrate zwischen 0% und 1,6% und war damit nicht signifikant unterschiedlich.
Wie sind die Ergebnisse zu beurteilen?
Die Beurteilung dieser Interventionsstudien spricht zweifelsfrei für eine prophylaktische Antikoagulation bei nicht-rheumatischem VF Zu bedenken ist jedoch, daß diese Ergebnisse an sorgfältig ausgewählten Patienten erhoben wurden. Bis zu 40% der Patienten waren wegen Kontraindikationen für eine Marcumar-Be
handlung von einer Studienteilnahme ausge
schlossen worden. In Zweifelsfällen sollte einer niedrig dosierten Marcumar-Therapie der Vor
zug gegeben werden.
Die Frage, inwieweit ASS zur Prophylaxe thromboembolischer Komplikationen bei VF geeignet ist, kann derzeit nicht eindeutig be
antwortet werden. In der SPAF-Studie profi
tierte eine Untergruppe von Patienten unter 75 Jahren von 325mg ASS täglich gegenüber Plazebo. Die AFA-SAK-Studie konnte mit einer Tagesdosis von 75mg ASS keinen signifikanten Vorteil gegenüber Plazebo nachweisen.