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Archiv "Telekonsultation: „Der Mainzer Tisch“" (03.04.1992)

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Telekonsultation

„i er Mainzer Tisch"

Diagnose anhand von Befunden und Röntgen-Bildern am Bildschirm. Foto: Günter Floch

LESERDIENST

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

A

uf dem mittleren Bild- schirm erscheint Frau Dr. Engenhardt. Ober- ärztin an der Radiologischen Klinik, Abteilung für klini- sche Radiologie der Universi- tät Heidelberg: auf dieser Sei- te des „Tisches" sitzen der Direktor der Neurochirurgi- schen Universitätsklinik Mainz, Prof. Dr. Axel Per- neczky, und seine Mitarbeiter Dr. van Lindert und Dr. Vol- ker Urban. Nach einer kurzen Begrüßüng wird ein Angio- gramm auf dem rechten Mo- nitor demonstriert. Bei einem Rezidivtumor ist zu entschei- den, Operation oder Radia- tio. Die Diskussion ist nach fünf Minuten beendet, die Entscheidung getroffen — das war's. Telekonsultation am

„Mainzer Tisch".

Prof. Perneczky, der In- itiator des „Mainzer Tisches", hatte seine Vorstellungen von der Nutzung der Videotech- nik mit viel Engagement vor- an getrieben, im Herbst 1990 war es dann soweit.

Nach der Installation der Anlage in Mainz konnten die Kollegen dort mit den Kolle- gen der Deutschen Klinik für Diagnostik, Wiesbaden, und den Kollegen der Universi-

täts-Klinik Heidelberg gegen- seitige Konsultationen auf- nehmen. Die Anlagen in Wiesbaden und Heidelberg wurden für andere Zwecke eingerichtet, nun haben sie eine zusätzliche Nutzung.

Das erfolgreiche Arbeiten der Kliniker mit der recht vielseitigen Videoanlage ver- anlaßte den Oberbürgermei- ster von Mainz, Hartmut Weyel, der Patenstadt Erfurt eine Anlage zu schenken. An der Schenkung ist der Gerä- tehersteller, die Firma Sony, zu 50 Prozent beteiligt.

Die Anlage in Erfurt ist die Minimal-Version. Entwe- der die beiden Gesprächs- partner sehen sich bei der Unterhaltung, oder aber es wird ein Bild übertragen, bei- des zugleich ist nicht möglich.

Ende Mai 1991 stand die Leitung. Wenige Tage später sollte sich wieder einmal der große Nutzen der Telekon- sultation erweisen. Ein junger Mann war mit dem Motorrad verunglückt, es kam zu einer post-traumatischen Sinus-ca- vernosus-carotis-Fistel, die ständig mehr dekompensier- te. Die Bilder wurden über die Telefonleitung von Erfurt nach Mainz übermittelt. Die

Angiografien wurden in Mainz mit den Neuroradiolo- gen besprochen, es wurde entschieden, daß der Patient nach Hubschrauberverlegung auf dem Wege der Ballon- Occlusion der interventionel- len neuroradiologischen The- rapie zugeführt werden sollte.

In Erfurt gibt es zur Zeit noch keine digitale Subtraktions- angiografie.

Weniger Kosten Prof. Perneczky erinnert daran: Die oft unnötige Hin- und Herfahrerei der Patien- ten hört auf. Oft lassen sich teure Transporte vermeiden.

Die Kosten für einen Hub- schraubereinsatz entsprechen der Telekommunikationsge- bühr für mehr als ein halbes Jahr. Täglich erreichen ihn drei bis vier Anfragen von Kollegen — umfangreiche Briefe mit Befunden und Röntgen-Bildern —, die den neurochirurgischen Rat erbit- ten. Solche Konsultationen erstrecken sich wegen des Postweges zwangsläufig über mehrere Tage. — In anderen Fällen werden Befunde der Patienten mit dem Taxi hin-

und hergefahren. Mittels Te- lekonsultation kann man schon im Vorfeld die Wei- chen stellen. Für die Patien- ten sicher in zahlreichen Fäl- len segensreich, kostengünsti- ger für diejenigen, die es zah- len müssen.

Im Gesundheitsministeri- um von Rheinland-Pfalz hat man offensichtlich die Zei- chen der Zeit sehr schnell er- kannt.

Die Möglichkeit der Ko- stendämpfung und Qualitäts- sicherung wurde ergriffen.

Zwei Kliniken, mit denen die Mainzer Neurochirurgie im täglichen Patientenaustausch steht, sind ab März mit einer Telekonsultations-Einheit ausgestattet: das St. Vincenz- Krankenhaus und das neuro- logische Landeskrankenhaus in Meisenheim. Andere Krankenhäuser sollen folgen, zum Beispiel Alzey, Ludwigs- hafen, Worms und Koblenz.

Die Videoeinrichtung er- möglicht eine weitaus schnel- lere und gezieltere Behand- lung der Patienten. Wie die Erfahrung zeigt, lassen sich darüber hinaus Kosten für verlängerte Liegezeiten und Transport einsparen. Der Krankenhausträger muß al- lerdings vorher investieren und mindestens die weiter unten beschriebene Minimal- Ausrüstung beschaffen.

Die Idee der Telekonsul- tation ist aus einem echten Handlungsbedarf entstanden.

Die Realisation dieser Idee hat sich bewährt. In erster Li- nie ist festzuhalten, daß die aufwendige Technik den Pa- tienten zugute kommt, so- wohl in akuten Fällen als auch zum Beispiel bei Tumor- patienten, bei denen unnötige Liegezeiten eingespart wer- den können.

Wieder einmal meldeten sich die Erfurter Neurochir- urgen in Mainz. Vormittags um 11 Uhr besprachen sich Dr. Hamm, Erfurt, und Dr.

Urban, Mainz. Bei einem 30jährigen Patienten fand sich eine tumorassoziierte Sy- ringgomeyelie mit einem langgestreckten Astrocytom, es hatte sich im thorakalen Mark von BWK fünf bis neun A,-1262 (86) Dt. Ärztebl. 89, Heft 14, 3. April 1992

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ausgebreitet. Darüber hinaus fand sich eine aszendierende und bereits über Cl hinaus- reichende Syrinx, die zusätz- lich Symptome verursachte.

Zur Zeit hat die Neurochirur- gie in Erfurt nicht die techni- schen Möglichkeiten, die Operation vorzunehmen. Um 11.30 Uhr startete der Hub- schrauber mit dem Patienten in Erfurt. Wenige Stunden später kann der Eingriff in Mainz unter mikrochirurgi- schen Bedingungen vorge- nommen werden.

Eine solche Investition wird man in einer Klinik oder einem Krankenhaus nicht nur für ein Fachgebiet beschaf- fen, alle werden Nutzer die- ser Anlage sein können. So können Arzte bei unfallchir- urgischen Spezialkliniken Rat einholen. Internisten können über Blutbilder diskutieren, Röntgenologen über schwer zu deutende Befunde, Patho- logen über histologische Schnitte, das Bild im Mikro- skop wird durch die CCD-Ka- mera aufgenommen, das Si- gnal der Kamera wird im DIH 2000 digitalisiert und kann ohne Zwischenspeicher gleich auf den Bildschirm des Gesprächspartners gegeben werden.

Kompatibilität

Dr. Volker Urban, der Projektleiter für Telekonsul- tation der Mainzer Neuro- chirurgischen Klinik, weist darauf hin, daß es "Billigan- bieter" auch bei diesen Gerä- ten gibt. Die Bilder sind schlechter, das heißt, die Auf- lösung ist nicht ausreichend, zwangsläufig die Sicherheit in der Konsultation gemindert.

-Die Kompatibilität ist nicht gegeben, ein Argument, wel- ches die Beschaffung einer solchen Anlage als völlig un- sinnig erscheinen läßt - Kon- sultation nicht möglich.

Das Glasfaserkabel der Post kann 140 Mbyt/sec trans- portieren. Der Anschluß an dieses noch im Aufbau be- findliche Netz ist nicht erfor- derlich, so man nicht Bewegt- bilder übertragen will. Wo

DEUTSCHES

ARZTEBLATT

FOTO UND VIDEO

immer eine Telefon steht, kann die Anlage angeschlos- sen werden. Dabei ist es völlig gleichgültig, ob das Telefon in Worms oder irgendwo sonst in Europa, Amerika oder Asien steht.

Das Herzstück der Anlage ist das DIH-2000 P, das digi- tale Farbbild-Verarbeitungs- system der Firma Sony. Die- ses Gerät ist variabel ausge- legt, es kann an das Telefon- und alle anderen digitalen Netze angeschlossen werden, es ist kompatibel zu den ver- schiedenen Übertragungs-Sy- stemen, analog und digital.

Ein Writing Tablet erlaubt, handschriftliche Informatio-

nen in das System zu über- nehmen - zum Beispiel in Röntgenbildern Erläuterun- gen und Markierungen ein- zeichnen.

Die Minimal-Ausrüstung umfaßt weiterhin den Moni- tor und die Kamera. Diese drei Geräte als Einheit nennt der Fachmann ein Standbild- Übertragungs-System. Die CCD-Kamera DXC 107 (So- ny) erfaßt 440 000 Pixel ( 460 Linien) - wie eine S-VHS oder HiS-Kamera - mit dem wesentlichen Unterschied, daß das Signal der Kamera in dem DIH 2000 sofort di- gitalisiert wird, kein Pixel geht verloren. Der Monitor PVM-1443/2043 MD (Sony) löst 600 Linien auf (der Fern- seh-Bildschirm zu Hause et- wa 400 Linien). Nach Anga- ben der mit diesen Geräten arbeitenden Ärzte ist die Auflösung bei allen anfallen- den Röntgenaufnahmen völ- lig ausreichend.

Das Standbild-Übertra- gungs-System (DIH 2000 P, CCD-Kamera und Monitor) kostet etwa 50 000 DM. Hin- zu kommen ein Reprostativ (Firma Kaiser, W-6967 Bu-

Mehr Zubehör auf dem Camcorder

Ein Camcorder hat nur einen Zubehörschuh, das ist für manche Anwendung nicht ausreichend. Sollen Videoleuchte und Richtrni·

kro aufgesetzt werden, damit zum Beispiel das Baby in gutem Licht und sein Nuscheln mit gutem Ton aufgenommen werden, fehlt ein Zubehörschuh. Die Firma Kaiser (IN-6967 Buchen) hat Abhilfe geschaffen: Doppelschienen (Foto) mit je zwei Zubehör·

schuhen lassen sich auf dem Camcorder befestigen. Die Schie·

nen können zwei mit Zubehörfüßen ausgestattete Geräte aufueh·

men. Einen zusätzlichen Nutzen bieten die Doppelschienen durch das integrierte Stativgewinde. orb

chen) und em Leuchtpult (Hama, W-8855 Monheim).

Letztendlich sind die Installa- tions- und Anschlußkosten für die Telekom zu berück- sichtigen, rund 7000 DM, das ist's aber auch schon.

Wie eine Spinne inmitten ihres Netzes steht der "Tisch"

in Mainz. Einige Fäden sind schon gesponnen, andere werden gerade geknüpft. Fas- zinierend die neuen Möglich- keiten für Kliniker und Kran- kenhausärzte. Insider sagen, weltweit die erste Anlage mit eingefahrener Konsultation - Welturaufführung in Mainz.

Dr. Heinz Orbach

Seminare über Abrechnung

auf Videokassetten

Die Abrechnungsseminare des Hartmannbund-Landes- verbandes Bayern, die unter der Leitung von Dr. Michael Braun veranstaltet werden, sind jetzt zum Heimstudium auf Videokassetten erhält- lich. Bisher sind folgende Kassetten (Spieldauer jeweils 90 Minuten, themenbezoge- ner Timecode im Bild und auf der Kassettenhülle) erschie- nen: Kassenärztliche Abrech- nung für Allgemeinärzte, Pri- vatärztliche Abrechnung für Allgemeinärzte, Kassenärztli- ehe Abrechnung für Interni- sten, Privatärztliche Abrech- nung für Internisten, Kassen- ärztliche Abrechnung für Neurologen, Privatärztliche Abrechnung für Neurologen, Kassenärztliche Abrechnung für Gynäkologen, Privat- ärztliche Abrechnung für Gy- näkologen, Arzthelferinnen- Seminar (auch für Berufs- Wiedereinsteigerinnen), ak- tuelle Impfpraxis. Weitere Themen werden folgen.

~ Die Kassetten sind bei Dr. med. Preusse-Producti- ons, Postfach 14 61, W-8035 Gauting, Tel: 0 89/8 50 81 36, Fax: 0 89/8 50 49 75, zu bezie- hen. Der Preis beträgt für Hartmannbund-Mitglieder 110 DM, für Nichtmitglieder 140 DM zuzüglich Mehrwert-

steuer. EB

Dt. Ärztebl. 89, Heft 14, 3. April 1992 (87) Ac1263

Referenzen

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