DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
BRIEFE AN DIE REDAKTION
LUDWIG II.
Zu dem Artikel von Privatdo- zent Dr. med. Ernst Holzbach:
„Als der königliche Anstand versagte", Heft 24/1986, Seite 1793 ff.:
Fehler
In Heft 24 hat sich ein kras- ser Fehler über die Beurtei- lung König Ludwigs II.
durch Prof. Bernhard von Gudden eingeschlichen.
Hier schreibt der Autor un- ter dem Absatz: Der thera- peutische Mut (Seite 1795), daß von Gudden des Kö- nigs Geschichte verstehen wollte und von vornherein von einer günstigen Pro- gnose ausgegangen sei.
Von Gudden kommt zu- sammen mit den übrigen Gutachtern Prof. Dr. Ha- gen, Prof. Dr. Grashey und Dr. Hubrich zu folgendem Ergebnis:
1. Seine Majestät sind in sehr weit vorgeschrittenem Grade seelengestört und zwar leiden Allerhöchstdie- selben an jener Form von Geisteskrankheit, die den Irrenärzten aus Erfahrung wohl bekannt mit dem Na- men Paranoia — (Verrückt- heit) bezeichnet wird;
2. Bei dieser Form der Krankheit, ihrer allmäh- lichen und fortschreiten- den Entwicklung und schon sehr langen, über ei- ne größere Reihe von Jah- ren sich erstreckenden Dauer ist seine Majestät für unheilbar zu erklären und ein noch weiterer Verfall der geistigen Kräfte mit Si- cherheit in Aussicht;
3. Durch die Krankheit ist die freie Willensbestim- mung Seiner Majestät voll- ständig ausgeschlossen, sind Allerhöchstdieselben als verhindert an der Aus- übung der Regierung zu betrachten und wird diese Verhinderung nicht nur länger als ein Jahr, son- dern für die ganze Lebens- zeit andauern.
Quelle: Bayerisches Haupt- staatsarchiv München, Kammer der Reichsräte 2095.
Die Annahme, daß Prof.
von Gudden von vornher- ein von einer günstigen Prognose ausgegangen sei, halte ich für einen kras- sen Fehler, der der Berich- tigung bedarf.
Dr. med. J. C. Kemper Nervenarzt
Bauerstraße 15 8000 München 40
Schlußwort
Bei der Beurteilung der Haltung Dr. v. Guddens darf nicht nur das Gutach- ten über den König heran- gezogen werden. Das Gut- achten diente in erster Li- nie dazu, die Absetzung des Königs zu begründen.
Von diagnost., prognost.
und vor allem therapeuti- schen Vorstellungen v.
Guddens erfahren wir durch seinen Assistenzarzt Dr. Müller und anderen Au- genzeugen der Ereignisse in Schloß Berg im Juni 1986. Nachdem das Gut- achten ohne Untersuchung des Patienten erfolgte, war zu erwarten, daß die Beur- teilung des Königs anders aussah, nachdem v. Gud- den die Gelegenheit hatte, mit ihm zu sprechen und ihn zu beobachten. Von dieser „Wendung" v. Gud-
dens in seiner Beurteilung des Patienten berichtet auch Herr Kemper in sei- nem Buch (zus. mit W.
Schmidbauer). Da dieses Buch erst jüngst erschie- nen ist, wundert es mich, daß Herr Kemper sich nicht mehr an seine eigenen Aussagen erinnert.
PD Dr. Ernst Holzbach Finkenstraße 76 5620 Velbert 11
ATOM
Zu dem Leserbrief von Dr.
med. Dieter Reuß („Unglaub- würdig") Heft 33/1986, Seite 2202, der sich auf die Leserdis- kussion in Heft 27 sowie die Berichterstattung und Kom- mentierung über den 6. Welt- kongreß der IPPNW in Heft 24 bezog:
Tatsache
50 000 Atomsprengköpfe gibt es hier auf „dieser un- seren Welt". Das ist eine Tatsache, nur für viele Kol- legen unvorstellbar, wie damals die Judenpogrome, Konzentrationslager oder Auschwitz. Selbst dann war es unvorstellbar, als diese in Betrieb waren.
50 000 Atomsprengköpfe sind genug, um die Weltbe- völkerung mehr als 25fach auszulöschen — 25fach zu sterben — 'das erscheint wirklich unglaubwürdig oder unvorstellbar. Es ist aber eine Tatsache!! Eine weitere Tatsache, ohne Emotion, ist die Existenz der Neutronenbombe, die Leben vernichtet und Ma- terial erhält! Die Existenz dieser Waffe kann ein tief religiös empfindender Mensch mit seinem Inne- ren nicht vereinbaren, au- ßer die seelische Hornhaut schützt ihn. Wer sich die Masse an Vernichtungsma- terial nicht vorstellen will, macht sich wieder schul- dig.
E.-Christian Ahrens Co messtraße 6-8 5040 Brüht
KREDITKARTEN
Zu dem Artikel von Peter Jobst: „Kreditkarten — Bun- desrepublik noch ein Entwick- lungsland", erschienen unter
„Wirtschaft" in Heft 27/1986, Seite 1971/1972:
Differenzen
bei der Rückgabe
Im Leserdienst"... geben Sie einen Überblick über
„Plastikgeld" und weisen darauf hin, daß von den vier Kredit-Kartenorganisa- tionen (Spitzenreiter Ame- rican Express) mit einem Etat in Millionenhöhe um neue Kunden geworben wird. Ich selber habe An- fang 1986 an der Werbeak- tion von American Express, Eurocard und Diners Club teilgenommen, um wäh- rend eines Italienaufenthal- tes die drei verschiedenen Kreditkarten miteinander zu vergleichen.
Dabei konnte ich bei den Verrechnungskursen und der zeitlichen, späteren Kontobelastung keine we- sentlichen Unterschiede feststellen.
Differenzen gab es dage- gen bei der Rückgabe der Karten vor Ablauf der drei Probemonate.
Bei Eurocard und Diners Club ging alles problemlos.
Anders jedoch bei Ameri- can Express. Die abgerufe- ne Jahresgebühr von 120 DM sollte mir nach dem Zu- rückschicken der Karte umgehend zu rückgezahlt werden. Doch darauf muß- te ich zweieinhalb Monate warten. Drei Briefe von mir an American Express blie- ben unbeantwortet. Erst das Mahnschreiben eines Rechtsanwaltes mit Klage- androhung hatte Erfolg.
(Der Schriftwechsel hat der Redaktion vorgelegen.) Dr. med. Klaus Vollert Tanneck 20
2370 Rendsburg 2662 (14) Heft 40 vom 1. Oktober 1986 83. Jahrgang Ausgabe A