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Zerstören oder kontrollieren – Teil 2

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Academic year: 2022

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Die verschiedenen zur Verfügung stehenden Therapien in der Krebsbehandlung zielen darauf ab, das Tumorgewebe möglichst komplett zu entfernen und/oder zu eliminieren.

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rzte planen je nach Tumorcharakteris- tika und Allge- meinzustand des Patienten entweder eine Thera- pie, die in kurativerAbsicht, das heißt, mit dem Ziel der Hei- lung, durchgeführt wird, oder streben eine Palliation, das heißt, die Linderung der Leiden, an. Dieser Weg wird eingeschla- gen, wenn beispielsweise der Tumor ein Organ so stark befal- len hat oder gar über Organ- grenzen hinweg wuchert, dass er nicht mehr operabel ist oder die Krebszellen bereits stark ge- streut haben. In solchen Fällen wählt man möglichst nicht zu sehr belastende Methoden, um dem Patienten zusätzliches Leid beziehungsweise Risiken durch Nebenwirkungen zu ersparen.

Welche Behandlungsform und -intensität am besten geeignet ist, wird vor allem in Abhängig- keit vom Tumorstadium ent- schieden.

Tumorstadium und Diffe- renzierungsgrad In die Sta- dienbestimmung, das Staging, fließt ein, wie weit sich der Tu- mor schon im Körper ausge- breitet hat. Neben der

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Zerstören oder

kontrollieren – Teil 2

PRAXIS KREBS

© Hansjuerg Hutzli / fotolia.com

100DIE PTA IN DER APOTHEKE | Oktober 2012 | www.pta-aktuell.de

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Größe des Primärtumors sind vor allem der Befall der Lymphknoten sowie das Vorhan- densein von Metastasen wich- tige prognostische Faktoren.

Weitere wichtige Informationen über den Krebs liefert das Gra- ding, die mikroskopische Beur- teilung des Differenzierungs- grads der Zellen, wobei Grad 1 (G1) bedeutet „gut differen- ziert”, das Tumorgewebe ist dem Ursprungsgewebe noch relativ ähnlich, G4 dagegen „undiffe- renziert”. Je höher die Ziffer, umso bösartiger ist der Krebs meist.

Stahl, Strahl und Chemo Bei soliden Tumoren steht am An- fang in der Regel die Operation.

Die Schnittränder des entnom- menen Materials werden histo- logisch genau geprüft, um aus- zuschließen, dass sich dort noch Tumorzellen befinden. Prinzi- piell sollten auch befallene Lymphknoten entfernt werden.

Bei der Strahlentherapie nutzt man die Tatsache, dass Tumoren strahlenempfindlicher sind als das umgebende Gewebe. Durch zielgenaue Lenkung des Strah- lengangs gelingt es, gesundes Gewebe weitgehend zu schonen.

Normale Zellen sind besser in der Lage, Schäden zu reparieren als Tumorzellen. Durch fraktio-

nierte Bestrahlung, also viele Einzelsitzungen, in denen rela- tiv kleine Dosen gegeben wer- den, und mehrstündige Inter- valle, gibt man ihnen die Mög- lichkeit zur Erholung.

Die Chemotherapie soll in ers- ter Linie eventuell verbliebene Krebszellen zerstören. Als sys- temisches Verfahren wirkt sie überall im Körper und trifft damit auch bereits gestreute Metastasen. Da sie unterstüt- zend zur chirurgischen Entfer- nung wirken soll, spricht man von einer adjuvantenThera- pie. Wird die Medikation als

erste Maßnahme eingesetzt, bevor operiert wird, handelt es sich um eine neoadjuvante Chemotherapie. Man nutzt da- bei die Chance, den Tumor zu- nächst zu verkleinern, was den Eingriff vereinfachen kann.

Meist werden Zytostatika kom- biniert (Polychemotherapie) und in mehreren Zyklen gege- ben. So versucht man, eine möglichst starke Wirkung bei möglichst geringen Nebeneffek- ten zu erzielen; der Körper soll zwischenzeitlich Pausen zur Re- generation erhalten.

Tumorspezifischer moleku- larbiologischer Ansatz Von der klassischen Chemotherapie

unterscheidet man Therapien, die gezielter wirken (Targeted Therapy): Dies sind beispiels- weise monoklonale Antikörper oder so genannte „small mole- cules”, die an Strukturen oder Prozessen angreifen, die (mit) verantwortlich für das Krebs- wachstum sind. Diese Stoffe hemmen beispielsweise die Übertragung von Wachstums- signalen in Krebszellen. Oder sie blockieren die Neubildung von Blutgefäßen, wodurch der Tumor „ausgehungert” werden soll (Antiangiogenese). Ein Beispiel dafür ist der Angio-

genesehemmer Bevacizumab.

Ein weiterer Vertreter dieser Medikamentenklasse ist der An- tikörper Trastuzumab, der den Wachstumsrezeptor HER2 blo- ckiert. HER2 wird zum Beispiel bei einem Teil der Mammakar- zinome verstärkt durch die Krebszellen gebildet, oder auch beim Magenkarzinom.

Diese Therapeutika sind zwar gegen Angriffspunkte gerichtet, die hauptsächlich in Tumorzel- len vorkommen, dennoch kann auch der Zellstoffwechsel in ge- sunden Geweben durch sie be- einträchtigt werden. Insbeson- dere unangenehme bis quälende Veränderungen an Haut oder Nägeln kommen vor.

Anti-Hormontherapie und Immuntherapie Durch Erstere schaltet man bei Krebserkran- kungen der Brust oder der Pros- tata einen wichtigen Wachs- tumsreiz aus – sofern Hormon- rezeptoren auf den Tumorzellen nachweisbar sind. Beim Estro- genrezeptor-positiven Mamma- karzinom beispielsweise wird je nach Menopausenstatus über mehrere Jahre entweder ein Anti-Estrogen verschrieben, das die spezifischen Rezeptoren blo- ckiert (wie Tamoxifen), oder Aromatase-Inhibitoren, welche die Synthese von Estrogen un- terbinden (wie Anastrozol). Ne- benwirkungen sind hier oft die typischen Wechseljahres- beschwerden.

Komplementärmedizini- sche Maßnahmen Weisen Sie Patienten darauf hin, grundsätz- lich jede Supplementierung auch mit naturheilkundlichen oder pflanzlichen Präparaten vorab mit dem behandelnden Arzt abzusprechen: Interaktio- nen können hier kritisch sein, wenn dadurch die Wirkung einer Krebstherapie vermindert wird. Umgekehrt kann es sich ebenfalls ungünstig auswirken, wenn die Begleitmedikation den Wirkspiegel eines Chemothera- peutikums erhöht und schwe- rere Nebenwirkungen auftreten.

Von der gezielten, regelmäßigen Einnahme sekundärer Pflanzen- stoffe aus der Sojabohne oder aus Rotklee (Isoflavone) in iso- lierter Form und hoher Dosie- rung wird bei hormonabhän- gigen Tumoren (Brustkrebs) ab- geraten, da noch nicht geklärt ist, ob die Phytoestrogene nicht die Wirksamkeit der Therapie mindern.

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Waltraud Paukstadt, Dipl. Biologin

102 DIE PTA IN DER APOTHEKE | Oktober 2012 | www.pta-aktuell.de

PRAXIS KREBS

DAS KONZEPT DES WÄCHTER-LYMPHKNOTENS

Da die chirurgische Entfernung sämtlicher Lymphknoten der betroffenen Lymphregion oft mit erheblichen Problemen wie schmerzhaften Lymph- ödemen (Lymphstaus) verbunden ist, wird heute in der Regel zunächst der so genannte Sentinel- oder Wächter-Lymphknotenidentifiziert, entnommen und untersucht. So wird jeweils der erste Lymphknoten im Abflussgebiet der Lymphe aus dem betreffenden Organ bezeichnet. Ist er negativ, also tumorfrei, kann man dem Patienten die belastende komplette „Ausräumung” beispiels- weise der Leiste oder der Achsel ersparen.

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