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Deutschland: Extraprofite dank Euro

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DGB-Bundesvorstand, Abteilung Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik

Verantwortlich: Claus Matecki, Henriette-Herz-Platz 2, 10178 Berlin, Kontakt: carina.ortmann@dgb.de Abonnement für „klartext“ und „standpunkt“ unter: http://www.dgb.de/service/newsletter

Nr. 03/2011 25. Januar 2011

DGB-Bundesvorstand, Abteilung Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik

Deutschland: Extraprofite dank Euro

Die europäische Wirtschafts- und Währungsunion durchläuft eine tiefe Krise. Die Zweifel der Menschen an Sinn und Zweck des Euro stiegen im letzten Jahr insbe- sondere hierzulande. Vielerorts heißt es, Deutschland sei der Leidtragende Europas und müsse für die in Saus und Braus lebenden Griechen, Iren und Portugiesen mit kräftigen Finanzspritzen in die Bresche springen. Die Zahlen sprechen eine andere Sprache. Deutschland ist nicht Europas Samariter, sondern hat dank der Eurozo- ne satte Extraprofite eingestrichen. Kein Land hat von der Gemeinschaftswährung so stark profitiert.

Zudem stiegen die Schulden der Krisenländer nicht aus heiterem Himmel: Die Schuldenländer von heute waren gestern die Konjunkturlokomotiven Deutschlands. Mit der Euroeinführung schwanden die Wechselkursrisiken für unsere Exportwirtschaft. Die heutigen Krisenländer konnten mit dem Euro unsere Produkte kaufen, ohne über eigene Exporte die nötigen Devisen beschaffen zu müssen. Beide Seiten profitierten. Im Laufe der Jahre entwickelten sich diese einseitig fließenden Handels- ströme jedoch zu gefährlichen Ungleichgewichten für die Stabilität der Eurozone. Die deutschen Handelsbi- lanzüberschüsse mit der Eurozone summierten sich seit Einführung des Euros auf sagenhafte 886 Mrd. Euro.

Gleichzeitig stiegen die Leistungsbilanzüberschüsse auf 564 Mrd. Euro.

Damit nicht genug: Deutsche verdienten tüchtig an wachsendem Finanzierungsbedarf der heutigen Schuld- nerländer. Rund 2.200 Mrd. Euro legten sie in den Euroländern seit der Euroeinführung an. Ein rentables Geschäft. Im gleichen Zeitraum flossen 885 Mrd. an Dividenden und Zinserträgen aus Anleihen, Geldmarkt-

papieren und Krediten von den Euroländern zurück nach Deutschland.

Hinzu kommt die Euro-Abwertung um zeitweise knapp 15 % gegenüber dem US-Dollar. Dies verbilligte die Waren und Güter für den Rest der Welt. Rund 60 % der deutschen Ausfuhren gehen in Länder ohne Euro. Im Falle einer eigenen Währung hätte sich Deutschland vermutlich in einer Aufwertungsspirale befunden, was der deutschen Exportwirtschaft enorm zugesetzt hätte.

Die Euroskeptiker werden nicht müde, Ängste zu schü- ren und den Euro für alles Erdenkliche verantwortlich zu machen. In Wahrheit haben wir mehr als andere Natio- nen von der Eurozone profitiert. Allerdings ist die Bun- desregierung dabei, mit einer einseitigen Politik zulas- ten der Krisenländer das europäische Wachstum zu gefährden. Denn wenn alle Länder in der Eurozone massive Ausgabenkürzungen vornehmen, wird die eu- ropäische Wirtschaft abgewürgt – mit massiven Folgen für Arbeitsplätze auch in Deutschland. Die Eurozone braucht eine wachstums- und beschäftigungsfördernde Strategie gegen die Krise. Im Interesse Europas und vor allem Deutschlands.

Das Geschäft mit den Euroländern

-Komponenten der deutschen Zahlungsbilanz mit den Ländern der Eurozone; Größen kumuliert seit Einführung der Eurozone 1999 bis 3.Q.2010-

564

886

2.196

885

Leistungsbilanzüberschuss Handelsbilanzüberschuss Deutsche Nettokapitalanlagen in Eurozone (Forderungen ggü.

Ländern der EWU)

vom Euro-Ausland erhaltene Erwerbs- und Vermögenseinkommen (u. a.

Dividenden, Zinsen für Kredite, Anleihen und Geldmarktpapiere,

etc.)

in Milliarden Euro

Quelle: Deutsche Bundesbank; eigene Berechnungen

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