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Psychosoziale Belastungen der Angehörigen von Menschen mit Diabetes

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Academic year: 2021

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Psychosoziale Belastungen der Angehörigen von

Menschen mit Diabetes

Zusammenfassung

Hintergrund: Angehörige von Menschen mit Diabetes (FM) sind auf vielfältige Weise mitbetroffen. In der weltweit größten Studie zu psychosozialen Belastungen im Zusammenhang mit Diabetes (DAWN2

Studie, n = 15.438 aus 17 Ländern) wurden erstmals auch die Auswirkungen des Diabetes auf das familiäre Umfeld systematisch untersucht. Es werden die Daten der

deut schen Stichprobe präsentiert.

Methoden: An der Studie nahmen 120 FM stratifiziert nach Insulinbehandlung teil. Die FM wurden nach Belastungen im Zusammenhang mit der Diabeteserkankung ihres Angehöri- gen befragt und beantworteten validierte Fragebögen (PAID 5, WHO-5) zu ihrem Wohlbefinden und diabetesbezogenen

Belastungen.

Ergebnisse: 37 % der Angehörigen von insulinbehandelten Menschen mit Diabetes (MmD) sowie 33 % der Angehörigen von nicht-insulinbehandelten MmD fühlten sich durch den Dia- betes stark belastet (PAID), vor allem bezüglich des psychischen Wohlbefindens (38 % vs. 38 %), der Freizeitaktivitäten (34 % vs. 17 %) und der finanziellen Situation (22 % vs. 23 %). Ein deutlich reduziertes Wohlbefinden (WHO-5), welches das Vor- liegen einer Depression wahrscheinlich macht, fand sich bei 13 % bzw. 12% der FM. Der Anteil der FM mit reduziertem Wohlbefinden war ähnlich hoch wie bei MmD und damit sig- nifikant höher als bei Menschen ohne Diabetes. Die Sorge vor Unterzuckerungen (65 % vs. 60 %) und Gewichtszunahme (56% vs. 58 %) stellte die größte Belastung dar. 40 % der Angehörigen insulinbehandelter MmD und 33 % der Ange- hörigen nichtinsulinbehandelter MmD möchten ihre Unter- stützung bei der Diabetesversorgung verstärken. FM werden von MmD als die wichtigste Quelle sozialer Unterstützung bei Diabetes angesehen.

Diskussion: FM sind für die soziale Unterstützung von MmD sehr wichtig. Sie sind fast in einem ähnlichen Ausmaß wie MmD durch den Diabetes belastet.

Diskussion

Ein überraschend hoher Anteil an Angehörigen von MmD fühlt sich durch die Erkrankung ihres/er Partners/in oder

Kindes stark belastet. Sorge vor Unterzuckerungen und einer Gewichtszunahme waren für die Ange hörigen die stärksten Belastungsquellen. Ein reduziertes psychisches Wohlbefinden wurde von vielen der befragten Angehörigen berichtet. Inte- ressant ist, dass die Mehrzahl der MmD mit dem Ausmaß der Unterstützung ihres Diabetesmanagements durch ihre Ange- hörigen zufrieden war. Dies korrespondierte mit einem großen Teil der Angehörigen, der mit der durch sie selbst gewährten Unterstützung ebenfalls zufrieden war. Ein etwas größerer Anteil der Angehörigen als der MmD wünschte sich eine

stärkere Einbindung in das Diabetesmanagement. Relativ viele Angehörige beklagten, dass sie zu wenig über die Diabetes- erkrankung wüssten, um den betroffenen MmD unterstützen zu können. Leider hatten aber mehr als 70 % der Angehöri- gen bisher keine Möglichkeit an einer Diabetesschulung teil- zunehmen.

Zusammenfassend zeigt die Befragung von Angehörigen von erwachsenen MmD, dass ein Leben mit der chronischen Erkrankung Diabetes nicht nur für den Betroffenen selbst belastend ist, sondern für auch für deren Ange hörige eine große Belastungsquelle darstellt. Erfreulich war ein hohes Ausmaß sozialer Unterstützung im Diabetesmanagement durch die Angehörigen, welches auch von der Mehrzahl der Betroffenen geschätzt wurde. Bei vielen Angehörigen besteht der Wunsch mehr über die Diabeteserkrankung und ihre Be- handlung zu erfahren. Es sollte daher nach Wegen gesucht werden, wie man Angehörige von MmD besser im Umgang mit den durch die Diabeteserkrankungen verursachten

Be lastungen unterstützen kann.

1. Peter Mattenklodt

Universitätsklinikum Erlangen, Schmerzzentrum, Erlangen 2. Nobert Hermanns

Diabetes Zentrum Mergentheim, Forschungsinstitut der Diabetes-Akademie Bad Mergentheim (FIDAM), Bad Mergentheim

3. Jens Kröger

Zentrum für Diabetologie Hamburg Bergedorf, Hamburg 4. Rüdiger Landgraf

Deutsche Diabetes Stiftung (DDS), München 5. Birgit Lüthgens

Novo Nordisk Pharma GmbH, Mainz 6. Bernhard Kulzer

Diabetes Zentrum Mergentheim, Forschungsinstitut der Diabetes-Akademie Bad Mergentheim (FIDAM), Bad Mergentheim

P 302

Hintergrund

Angehörige von Menschen mit Diabetes sind auf vielfältige Weise von der Diabeteserkrankung ihres Angehörigen mitbetroffen. An der DAWN2

Studie, der weltweit größten Studie zu psychosozia- len Belastungen im Zusammenhang mit Diabetes nahmen 8.596 Menschen mit Diabetes, 2.057 Angehörige von Menschen mit Dia- betes und 4.785 Behandler aus 17 Ländern teil. Erstmals wurden im Rahmen der DAWN2

Studie die Auswirkungen der Diabetes- erkrankung auf Angehörige von Menschen mit Diabetes systema- tisch untersucht.

Methoden

In Deutschland nahmen an dieser Studie 120 Angehörige von Menschen mit Diabetes (MmD) teil. Bei jeweils der Hälfte der Be- fragten handelte es sich um Angehörige von insulinbehandelten Menschen mit Diabetes (n  60) bzw. um Angehörige von nicht- insulinbehandelten Menschen mit Diabetes (n  60). Die Stich-

probencharakteristika sind in Tabelle 1 aufgeführt. Die Angehörigen beantworteten validierte Fragebögen zu ihrem Wohlbefinden

(WHO-5) und diabetesbezogenen Belastungen (PAID) sowie stan- dardisierte Fragen zu konkreten Belastungsquellen (z. B. Sorgen vor Unterzuckerungen oder Gewichtszunahme bzw. Auswirkungen des Diabetes ihres Angehörigen auf ihre Freizeitgestaltung oder ihre finanzielle Situation).

Ergebnisse

37 % der Angehörigen von insulinbehandelten Menschen mit Diabetes (MmD) sowie 33 % der Angehörigen von nicht-insulin- behandelten MmD fühlten sich durch den Diabetes stark belastet (siehe Abbildung 1).

Angehörige

insulinbehandelter MmD

Angehörige nicht- insulinbehandelter MmD

Beziehung des MmD zum Angehörigen

(Ehe-)Partner 41 % 40 %

Eltern 29 % 35 %

Alle sonstigen Beziehungen 29 % 25 %

Geschlecht des MmD

Männer 50 % 52 %

Frauen 50 % 48 %

Mittleres Alter des MmD 56,6 57,9

Alter des MmD bei der Diagnose

Alter  30 16 % 10 %

Alter 30 und älter 84 % 90 %

Tabelle 1 Stichprobencharakteristika

Abbildung 1 Prozentualer Anteil von Angehörigen von MmD mit hoher Belastung durch die Diabeteserkrankung ihres Angehörigen

Abbildung 4 Einbindung von Angehörigen in das Diabetesmanagement aus Sicht der MmD und der Angehörigen

Abbildung 5 Anteil der Angehörigen, die frustriert darüber sind, dass sie zu wenig über den Diabetes wissen

Abbildung 6 Anteil der Angehörigen, welche an einer Diabetesschulung teilgenommen haben

Abbildung 2 Von Angehörigen berichtete Belastungsquellen

Abbildung 3 Anteil der Angehörigen mit reduziertem bzw. stark reduziertem Wohlbefinden (welches das Vorliegen einer Depression wahrscheinlich macht)

Die höchste Belastung ging von Hypoglykämierisiken aus, gefolgt von Sorgen vor einer Gewichtszunahme. Angehörige insulinbehan- delter MmD fühlten sich stärker durch den Diabetes ihres Angehö- rigen in ihren Freizeitaktivitäten eingeschränkt. Etwa ein Drittel der Befragten sah das emotionale Wohlbefinden durch die Diabeteser- krankung ihres/er Angehörigen eingeschränkt. Interessanterweise war der Anteil der Angehörigen, welche sich durch drohende oder bereits existierende Folgeerkrankungen als hoch belastet beschrie- ben, eher gering. Immerhin beschrieb etwa ein Fünftel der befrag- ten Angehörigen finanzielle Einschränkungen infolge der Dia be- tes erkrankung ihres/er Partners/in oder Kindes (siehe Abbildung 2).

Knapp ein Drittel der Angehörigen von insulinbehandelten und zwei Fünftel von Angehörigen von nicht-insulinbehandelten MmD berichteten ein reduziertes Wohlfinden, bei 12% war das Wohlbe- finden derart eingeschränkt, dass an das Vorliegen einer Depression gedacht werden muss (Abbildung 3).

Die Mehrheit der betroffenen MmD ist mit dem Engagement ihrer Angehörigen für ihr Diabetesmanagement zufrieden. Allerdings

sind 28 % der Menschen mit Typ 1 Diabetes der Meinung, dass sich ihre Angehörigen zu viel engagieren. Mehr Engagement ihrer

Angehö rigen wünschen sich 15 % bzw. 10 % der Menschen mit Diabetes. Interessanterweise wünschen sich 40 % bzw. 33 % der Angehö rigen von MmD mehr ins Diabetesmanagement eingebun- den zu werden, während nur eine kleine Minderheit von 6 % bzw.

7 % eine Verringerung ihres Engagements für das Diabetesmanage- ment wünscht. (Abbildung 4).

Viele Angehörige sind frustriert darüber, dass sie zu wenig über den Diabetes wissen (Abbildung 5).

0 50 10 70 60 80 90 100

%

28 %

57 %

15 %

12 % 78 %

10 %

6 % 54 %

40 %

7 % 60 %

33 %

Typ 1 Diabetes Typ 2 Diabetes Angehörige insulin-

behandelter MmD Angehörige nicht- insulinbehandelter MmD

zuviel genügend zu wenig

Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass etwa 70 % der Angehörigen von MmD angeben, bisher keine Diabetesschulung erhalten zu haben.

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