4. Reaktionen der Carbonylfunktion in Aldehyden, Ketonen, www.ioc-praktikum.de Carbonsäuren und Carbonsäurederivaten
Versuch 4.1.2.3, Rev. 1.0 1
4.1.2.3 Umsetzung von R-(–)-Carvon mit Benzylamin in Gegenwart von Mont- morillonit K-10 zur Schiffbase 3
C
H
3CH
2CH
3O
CH
2NH
2NCH
2Ph CH
3C
H
3CH
2O H
2Montmorillonit K-10
C7H9N (107.2) C10H14O
(150.2)
C17H21N (239.4) Cyclohexan
3
+
+
Arbeitsmethoden:
Auskreisen von Wasser durch azeotrope Destillationn Destillation, DrehwertbestimmungChemikalien
R-(–)-Carvon Sdp. 230–231 °C, d = 0.96 g/ml, [α]20D = –61.5 (in Substanz).
Benzylamin Schmp. 10 °C, Sdp. 185 °C, d = 0.98 g/ml. Verursacht Verätzungen, sofort mit viel Wasser abspülen.
Cyclohexan Sdp. 80 °C, d = 0.78 g/ml, Dampfdruck bei 20 °C: 104 hPa.
Montmorillonit K-10 Aluminiumhydrosilikat (Al2O3 • 4 SiO2 • H2O + x H2O) in Pulverform.
Durchführung
Vor Beginn Betriebsanweisung erstellen.
In einem 250-ml-Rundkolben mit Wasserabscheider und Rückfluss- kühler werden 77.0 mmol (8.25 g, 8.42 ml) Benzylamin, 70.0 mmol (10.51 g, 10.55 ml) R-(–)-Carvon und 2.0 g Montmorillonit K-10
1in 100 ml Cyclohexan zum Sieden erhitzt. Die Wasserabscheidung setzt unmittelbar ein.
2Protokollieren Sie die abgeschiedene Wassermenge in Abhängigkeit von der Reaktionszeit (grafische Darstellung) (→
E
1).
Isolierung und Reinigung
Die Reaktionsmischung wird mit einem Hirschtrichter/Absaugflasche vom Montmorillonit K-10 abgesaugt (→ E
2), vom Filtrat wird das Lösungsmittel am Rotationsverdampfer abdestilliert (→ E
3). Der ölige Rückstand (Rohprodukt) wird in einer kleinen Destillations- apparatur mit Spinne und tarierten Vorlagekölbchen bei vermin- dertem Druck fraktionierend destilliert (Destillationsprotokoll!).
Bestimmen Sie Siedepunkt, Brechungsindex und Ausbeute des Rein- produkts. Destillationsrückstand (→ E
4). Ausbeute an 3: 80–90%, Sdp. 126–128 °C / 0.1 hPa, n
D20= 1.5610,
[α]20D= –39.8 (c = 1.0 in Ethanol).
1 Welche Funktion hat Montmorillonit K-10?
2 Berechnen Sie die Menge des zu erwartenden Reaktionswassers.
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Versuch 4.1.2.3, Rev. 1.0 2
Hinweise zur Entsorgung (E)
E1: Abgeschiedenes Wasser → Entsorgung (H2O mit RH).
E2: Filterrückstand → Entsorgung (Anorg. Feststoffe) oder Trocknen des Montmorillonits für eine weitere Umsetzung.
E3: Abdestilliertes Cyclohexan mit Resten an Benzylamin → Entsorgung (RH).
E4: Destillationsrückstand in wenig Aceton lösen, verunreinigte Fraktionen → Entsorgung (RH).
Auswertung des Versuchs
Das 1H-NMR-Spektrum von 3 ist für eine einfache Auswertung nicht geeignet.
13C-NMR Spektrum von 3 (75.5 MHz, CDCl3): δ = 18.46 (CH3), 20.69 (CH3), 30.67 (CH2), 32.08 (CH2), 41.75 (CH), 54.05 (CH2), 110.00 (CH2), 126.39 (CH), 127.51 (CH), 128.34 (CH), 133.95 (CH), 135.88 (C), 141.00 (C), 148.12 (C), 167.36 (C).
100 80 60 40 20 [ppm] 0
120 140
160
LM
180
IR-Spektrum von 3 (Film):
100
50
0 T [%]
4000 3000 2000 1500 1000 ν~[cm-1]
2970
1615
2920 1645
3025 3085
3060
* Formulieren Sie den zu 3 führenden Reaktionsmechanismus.
* Formulieren Sie das Carvon in der richtigen Konfiguration und Konformation. Welche Substituenten- anordnung ist für die R-Konfiguration verantwortlich?
Weitere denkbare Reaktionsprodukte:
A B
H
NH H CH3 PhCH2 O
C D
C H3
NH NH
CH2Ph CH2Ph
OH NH CH2Ph C
H3 H
NH H CH3 PhCH2 O
* Mit welchen spektroskopischen Daten lassen sich A–D ausschließen?
* Diskutieren Sie die denkbaren Reaktionsmechanismen.
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Versuch 4.1.2.3, Rev. 1.0 3
Literatur, allgemeine Anwendbarkeit der Methode
Siehe Einführung zu Kap. 4.1.2 und Kap. 5.2. Schiffbasen α,β-ungesättigter Ketone können mit starken Basen wie KtOBu zu den thermodynamisch stabileren Iminen umgelagert werden. Die saure Hydrolyse liefert Benz- aldehyd und die in α,β-Position reduzierten Ketone. Andere Doppelbindungen werden werden dabei nicht reduziert.[1]
O N Ph
H H
N Ph H
NH H
O Ph
O
PhCH2NH2 KOtBu
HOAc/H2O
+
HOAc/H2O
[1] S.K. Malhoftra, D.F. Moakley, F. Johnson, J. Am. Chem. Soc. 1967, 89, 2794–2795.