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40 GeFährdet eine hautkrebszelle wie diese fordert das menschliche immunsystem heraus.
56 GewieFt
Mit einer besonderen strategie verteidigen sich schwarzpappeln gegen schädlinge.
48 Gekonnt Christof Paar ist
Max-Planck-Direktor – und nahm den zweiten Bildungsweg.
70 Gelernt
vulkane dienen als ideengeber für ein verfahren, um die Klimaerwärmung zu stoppen.
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Max Planck Forschung · 3 | 2020
geomax Rauch über dem Regenwald – wie Brände am Amazonas das Klima anheizen
iNhalt
Im August 2019 riefen mehrere brasilianische Bundesstaa- ten den Notstand aus: In der Amazonasregion wüteten die schwersten Waldbrände seit Jahren. Tausende Feuer lo- derten gleichzeitig und verursachten so viel Rauch, dass sich über der weit entfernten Millionenmetropole São Pau- lo nachmittags der Himmel verdunkelte und gigantische Mengen an Ruß den Regen schwarz färbten.
Die Bilder und Medienberichte von brennendem Amazonas- Regenwald, die im Sommer 2019 um die Welt gingen, sorgten international für Wut und Proteste. „Dabei sind Feuer in dieser Re- gion nichts Neues“, sagt Christopher Pöhlker, Forschungsgruppen- leiter am Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz. „Im Amazonas- gebiet brennt es jedes Jahr, nur bleiben die Brände normalerweise unter dem Radar der Weltöffentlichkeit.“ Im August 2019 war die Lage allerdings besonders dramatisch: Das brasilianische Institut für Weltraumforschung INPE erfasste auf Satellitenaufnahmen der Region mehr als 45000 Brände – rund zwei Drittel mehr als zur selben Zeit in den Jahren zuvor. Ein Großteil der Feuer war auf Privatgrund und in der Nähe ländlicher Siedlungen ausgebro- chen, aber auch Naturschutzgebiete und Ländereien der indigenen Bevölkerung standen in Flammen. Ursache war nicht etwa eine ungewöhnliche Trockenheit. Die meisten Feuer wurden vorsätz- lich gelegt. Brasilien, auf dessen Territorium der größte Teil des Amazonas-Regenwalds liegt, hat in absoluten Zahlen die höchste
Entwaldungsrate weltweit. Weil Ackerflächen und Viehweiden auf kurze Sicht lukrativer sind als ursprünglicher Regenwald, legen Kleinbauern, Großgrundbesitzer und Spekulanten immer wie- der Feuer, um durch Brandrodung illegal neue Flächen für die Landwirtschaft zu gewinnen und für sich zu beanspruchen. Von den staatlichen Behörden wird dieser Landraub oft toleriert. Im August 2019 riefen Farmer sogar zu einem „Tag des Feuers“ auf, um gemeinsam große Flächen in Brand zu stecken.
Christopher Pöhlker und sein Team am Mainzer Max-Planck- Institut für Chemie möchten herausfinden, welchen Einfluss die Brände auf das Klima und die Niederschläge in der Region haben. Der Chemiker und seine Kollegen arbeiten dazu in einem einzigartigen brasilianisch-deutschen Gemeinschaftsprojekt mit:
dem Amazon Tall Tower Observatory, kurz ATTO (Abb. A) . Das Observatorium besteht aus drei Türmen, die rund 150 Kilome- ter nordöstlich der Stadt Manaus mitten im Regenwald stehen und mit hochempfindlichen Messgeräten ausgestattet sind. Der höchste davon misst 325 Meter – mehr als der Eiffelturm. Mit ATTO können die Forscher Daten über Regenwaldmeteorologie und -ökologie, Treibhausgase sowie in der Atmosphäre enthal- tene Teilchen – sogenannte Aerosole – sammeln. Das ermög- licht ihnen, Wolkeneigenschaften und Niederschlagsmuster zu untersuchen und sie mit dem Auftreten von Waldbränden in Zu- sammenhang zu bringen.
N E U G I E R I G A U F W I S S E N S C H A F T
Ausgabe 24 // Herbst 2020
S E I T E 1 Ausgabe 24 // Herbst 2020
Rauch über dem Regenwald –
wie Brände am Amazonas das Klima anheizen© Imago Photo/stock.adobe.com
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