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Migra- tions- und Integrationsforschung in der Diskussion

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Cercel, Larisa: Übersetzungshermeneutik 187

Rezensionen Info DaF 2/3 · 2014

Hinnenkamp, Volker: »Sprache, polykulturelle Selbstverständnisse und ›Parallelgesell- schaft‹«. In: Hentgens, Gudrun; Hinnenkamp, Volker; Zwengel, Almut (Hrsg.): Migra- tions- und Integrationsforschung in der Diskussion. Biografie, Sprache und Bildung als zentrale Bezugspunkte. Wiesbaden: VS, 2008, 229–252.

Wiese, Heike: »›Ich mach dich Messer‹. Grammatische Produktivität in Kiez-Sprache«, Linguistische Berichte 207 (2006), 245–273.

Zaimoğlu, Feridun: Kanak Sprak. 24 Mißtöne vom Rande der Gesellschaft. Hamburg: Rotbuch, 1995.

 Cercel, Larisa:

Übersetzungshermeneutik. Historische und systematische Grundlegung.

St. Ingbert: Röhrig Universitätsverlag, 2013 (Hermeneutik und Kreativität 1). – ISBN 978-3-86110-516-9. 405 Seiten, € 56,00

(Mariana Cristine Hilgert, Florianópolis / Brasilien)

Ein Versuch, eine solide Basis für die Übersetzungshermeneutik als autonome Forschungsrichtung zu bilden, die geschichtliche, theoretische und systematische Aspekte umfasst: So könnte man in wenigen Worten die Absicht der vorliegenden Publikation darstellen, die aus Larisa Cercels Dissertation hervorgegangen ist und als der erste Band der Reihe Hermeneutik und Kreativität herausgegeben wurde.

Der Band besteht neben der Einleitung aus zehn Kapiteln, die in zwei Themenbe- reiche aufgeteilt sind, nämlich »Geschichtliche Entwicklung« und »Theoretische Grundlagen«. Im Rahmen dieser Bereiche werden zahlreiche Beiträge klassischer und zeitgenössischer Autoren untersucht, die zur hermeneutischen Diskussion im Hinblick auf das Übersetzen beitragen. Darüber hinaus wird der disziplinüber- greifende Charakter der Übersetzungshermeneutik betont, sowie ihre offene Struktur, die »die Aufnahme neuerer Erkenntnisse und Perspektiven ermöglicht«

(10).

In der Einleitung wird der Leser mit den wichtigsten Fragestellungen vertraut gemacht, die der Publikation zugrunde liegen. Im zweiten Kapitel (»Die Anfänge des übersetzungshermeneutischen Denkens«) wird die Schwierigkeit aufgezeigt, einen genauen Ausgangspunkt für die Geschichte der Übersetzungshermeneutik festzulegen. Grund dafür sei vor allem die Tatsache, dass die Geschichte der Übersetzungstheorie und die Geschichte der Hermeneutik sich nicht leicht voneinander trennen lassen, auch etymologisch gesehen – die griechische Vokabel hermeneuein enthält auch den Sinn von übersetzen/dolmetschen. Dies lässt sich im Aufsatz von Friedrich Schleiermacher »Über die verschiedenen Methoden des Übersetzens« (1813) beobachten, der einen Meilenstein für eine gemeinsame Reflexion bedeutet. Auf die Hermeneutik Schleiermachers als Kunstlehre des Verstehens, seinen Aufsatz und die Grundzüge seiner Übersetzungstheorie wird im Kapitel 3 (»Friedrich Schleiermacher und die Begründung der Übersetzungs-

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hermeneutik«) eingegangen. In diesem Kapitel werden weitere Aspekte der Überlegungen Schleiermachers ans Licht gebracht – viel bleibt aber immer noch unbeachtet. So behauptet Cercel, dass die Übersetzungswissenschaft immer noch die Aufgabe habe, »die ›verdeckte Wirkungsgeschichte‹ (Willy Michael) der Übersetzungstheorie von Friedrich Schleiermacher in der Aktualität ihrer Subs- tanz freizulegen« (53). Das Kapitel 4 (»Die literaturwissenschaftliche Überset- zungshermeneutik«) widmet sich den Beiträgen von George Steiner und Friedmar Apel aus den 1970er und 1980 Jahren, die als die wichtigsten Repräsentanten der Literaturwissenschaft im Hinblick auf die übersetzungshermeneutische Auffas- sung und die bedeutendsten überhaupt nach Schleiermacher gelten. Außer den Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen den beiden Autoren werden im diesem Kapitel der interdisziplinäre Aspekt der Übersetzungshermeneutik, die Einflüsse der philosophischen Hermeneutik Heideggers und Gadamers und die unterschiedlichen Rezeptionen der literaturwissenschaftlichen Übersetzungsher- meneutik in verschiedenen Sprachräumen untersucht.

Das fünfte Kapitel (»Die übersetzungswissenschaftliche Hermeneutik«) befasst sich seinerseits mit der neuen übersetzungswissenschaftlichen Hermeneutik, die weder an die Frühromantiker noch an die literaturwissenschaftliche Hermeneutik anknüpft, sondern eher an Gadamer und andere philosophische Hermeneutiker.

Diese Forschungsrichtung begann in den 1970er Jahren mit Fritz Paepcke und wurde anschließend durch die Reflexionen Stolzes fortgesetzt. In diesem Kapitel geht es auch um die kognitive Wende, d. h. um die Annährung der Übersetzungs- hermeneutik und der Kognitionswissenschaften. Konzepte wie Verstehen, Intui- tion und Kreativität werden aus dieser neuen Perspektive betrachtet, deren Hauptziel es ist, die Übersetzungshermeneutik zu verwissenschaftlichen. Außer- dem präsentiert Cercel einige Fragen der Interdisziplinarität und betont damit, wie nötig es ist, sich mit dieser der Übersetzungshermeneutik innewohnenden Eigenschaft auseinanderzusetzen.

Mit dem sechsten Kapitel (»Verstehen«) beginnt der zweite Teil des Bandes (»Theoretische Grundlagen«). Hier wird der Begriff des Verstehens aus einer hermeneutischen Perspektive grundlegend untersucht. Verschiedene wichtige Elemente zur Frage des Verstehens werden dargestellt. Dazu gehören die passi- ven bzw. aktiven Eigenschaften des Verstehens; die Begriffe des Missverstehens, Nichtverstehens und Andersverstehens, die von Schleiermacher, Paepcke und Stolze sehr unterschiedlich betrachtet werden; der Begriff der hermeneutischen Wahrheit als geschichtlich bestimmter (Paepcke) und als Sinnerschließung (Stolze); das Verstehen als ein aus Verstand/Kognition/Wissen/Verstand und Gefühl/Intuition bestehender Prozess; das Vorwissen, das Vorverständnis und der Bezug zum hermeneutischen Zirkel; die Geschichtlichkeit als ein wichtiger Bestandteil des Verstehens; der dialogische Aspekt des Verstehens und seine Hauptprotagonisten, nämlich der Autor, der Übersetzer und der Leser (Schleier-

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machers Struktur); die Übersetzung als Gespräch (Stolze; Gadamer), das Verste- hen als Feststellen (voyeur) und Mitvollzug (acteur); die Rolle der Intention im übersetzerischen Verstehen; die konstante Verstehensdynamik zwischen Text und Übersetzung.

Neben dem Verstehen spielen auch Auslegung, Deutung, Interpretation, die im Kapitel 7 vorgestellt werden, eine wesentliche Rolle im Bereich der Übersetzungs- hermeneutik. Hier untersucht die Autorin anhand vielerlei Autoren und deren theoretischen Reflexionen diese Begriffe und versucht sie (Interpretation, Exegese, Übersetzung u. a.) zu unterscheiden, um sie somit zu verdeutlichen. Als Nächstes wird der Begriff der Kreativität im Kapitel 8 historisch und vor allem aus der Perspektive der Psychologie präsentiert. Anschließend zeigt die Autorin, wie der Begriff seinen Weg in die Übersetzungshermeneutik nahm. Hauptsächlich geht es aber hier um die Beiträge von Schleiermacher, Paepcke und Steiner zur Kreativität der Sprache, des Verstehens und Auslegens, die Unterschiede und Gemeinsam- keiten zwischen Kreativität und Kognition beim Übersetzen, die Diskussion über die Kreativität als Problemlösungsverfahren in der Übersetzung (Stefanink/

Balacescu) und den kreativen Charakter des Übersetzens.

Ein wichtiger Topos des übersetzungshermeneutischen Ansatzes ist die Intuition, die im Kapitel 9 präsentiert wird. Die offensichtliche Relevanz dieses Begriffs begegnet der Schwierigkeit, ihn genau zu fassen. Einige Autoren wagten sich trotzdem an das Thema heran: Die Unterschiede zwischen den Beiträgen von Paepcke und Stolze, die sich eher probeweise konstituierten, und denen von Stefanink und Balacescu, die versuchten, »das intuitive Übersetzungsverhalten des Übersetzers einigermaßen wissenschaftlich und begrifflich dingfest zu ma- chen« (287), werden kurz dargestellt.

Um den Begriff der Subjektivität geht es im Kapitel 10. Die Subjektivität entspricht laut Cercel dem Kern des übersetzungshermeneutischen Denkens. In diesem Sinne wird die schleiermachersche triadische Subjektstruktur des Übersetzens (Autor–Übersetzer–Leser) gründlicher erarbeitet. Außerdem werden der unum- gängliche Aspekt der Subjektivität sowie die Unterschiede zwischen Subjektivität und Individualität dargestellt.

Das elfte und letzte Kapitel (»Zusammenfassung der Ergebnisse und Ausblick«) beinhaltet die wichtigsten Topoi, mit denen sich die vorliegende Arbeit beschäf- tigt. Hervorgehoben wird vor allem der dynamische Charakter des hermeneuti- schen Ansatzes im Laufe der Geschichte, was gegen eine homogene Darstellung der Struktur dieses Denkens spricht. Jedoch lässt sich ein Kerngedanke feststellen, der überall in diesem spezifischen Ansatz anzutreffen ist, nämlich »das immer auch individuelle Verstehen des Übersetzers und die Modalitäten seiner Texter- schließung« (344). Registriert werden auch die unterschiedlichen Einstellungen, die in der Übersetzungshermeneutik zu beobachten sind – Autoren wie Stolze, Stefanink und Balacescu verlangen nach einer Verwissenschaftlichung des herme-

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190 Cerri, Chiara u. a. (Hrsg.): Methoden empirischer Fremdsprachenforschung im Prozess

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neutischen Ansatzes im Gegensatz zu anderen Autoren wie z. B. Steiner, dessen metaphorische Ausdrucksweise in eine andere Richtung geht. Nichtsdestotrotz

»weisen [die übersetzungshermeneutischen Positionen] eine erstaunliche Ähn- lichkeit in ihren Grundaussagen auf und sie stehen in einem unübersehbaren Einklang zueinander« (351). Schließlich versucht Cercel zu beweisen, dass trotz aller begrifflichen Schwierigkeiten und Fragen, die sich nicht ganz leicht beant- worten lassen, die Übersetzungshermeneutik wichtige Anhaltspunkte enthält, die jedem Übersetzungsakt zugrunde liegen.

Diese Studie erfüllt ihren am Anfang dieser Rezension genannten Zweck, indem sie aus einer historischen und dann systematischen Perspektive allmählich die Grundlegungen eines übersetzungshermeneutischen Denkens aufbaut. Die von Cercel durchgeführte Analyse besteht aus einem kontinuierlichen Dialog zwi- schen unterschiedlichen Autoren und Fachbereichen – Kognitions-, Literatur- und Übersetzungswissenschaft werden mit Psychologie und Geschichte in Verbin- dung gebracht. Indem sie diese unterschiedlichen Reflexionen und Betrachtungs- weisen zusammenbringt, bringt sie auch neue Perspektiven für den hermeneuti- schen Ansatz hervor. Die Studie stellt eine Sammlung bibliographischer Referen- zen zu dem Thema zur Verfügung (viele auch per Fußnote eingearbeitet) und dient sowohl dem Studenten als auch dem Forscher, vor allem im Bereich der Übersetzungswissenschaft, aber nicht nur dort. Auf alle Fälle ist dieses Werk unverzichtbar für alle, denen bewusst, und vor allem, denen noch nicht bewusst ist, dass Übersetzungsvorgänge den zur Übersetzungshermeneutik gehörenden Phänomenen nicht entkommen können.

 Cerri, Chiara; Jentges, Sabine; Stork, Antje (Hrsg.):

Methoden empirischer Fremdsprachenforschung im Prozess – Ein Blick hinter die Kulissen aktueller Forschungsprojekte. Göttingen: Universitäts- verlag, 2012 (Materialien Deutsch als Fremdsprache 88). – ISBN 978-3-86395- 089-7. 164 Seiten, € 24,00

(Joanna Targońska, Olsztyn / Polen)

In dem Sammelband von Chiara Cerri, Sabine Jentges und Antje Stork sind neun Beiträge zusammengestellt, die sich auf laufende bzw. abgeschlossene For- schungsprojekte beziehen und die vorwiegend im Rahmen des Kolloquiums Fremdsprachenforschung an der Universität Marburg in den Jahren 2007–2012 präsentiert worden sind. Sie wurden durch zwei weitere Beiträge ergänzt, die zwar nicht im Rahmen des oben erwähnten Kolloquiums dargestellt wurden, deren Autoren jedoch bei der empirischen Forschung Umwege machen mussten.

Diese waren von Belang für die Herausgeberinnen, worauf unten näher eingegan- gen wird.

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