MNF-chem407
“Einf¨ uhrung in die Computerchemie”
online-Vorlesung 4.2) Hartree-Fock
Bernd Hartke
Theoretische Chemie
Institut f¨ur Physikalische Chemie Christian-Albrechts-Universit¨at
Max-Eyth-Str. 2 24118 Kiel
hartke@pctc.uni-kiel.de
https://ravel.pctc.uni-kiel.de/ ϕ = ϕ1 2 ϕ − ϕ1 2
f12 Ψ
exact CI/CC
HF
Slaterdeterminante
ΨSD(~r1, ~r2, ~r3, . . . , ~rN) = 1
√N!
ψ1(~r1)α ψ1(~r1)β ψ2(~r1)α · · · ψN/2(~r1)β ψ1(~r2)α ψ1(~r2)β ψ2(~r2)α · · · ψN/2(~r2)β ψ1(~r3)α ψ1(~r3)β ψ2(~r3)α · · · ψN/2(~r3)β
... ... ... . . . ...
ψ1(~rN)α ψ1(~rN)β ψ2(~rN)α · · · ψN/2(~rN)β
(1)
Eigenschaften dieses Wellenfunktionsansatzes:
• antisymmetrisiert = bildet korrekt Ununterscheidbarkeit und Fermionencharakter der Elek- tronen ab; sonst v¨ollig falsche Ergebnisse.
• Elektronenkorrelation nicht im Ansatz enthalten (bis auf Fermikorrelation zwischen paralle- len Spins); in einigen Situationen akzeptable N¨aherung.
Aber woher kommen die Molek¨ulorbitale (MOs), also die Ortsorbitale ψi?
Bestimmung der Molek¨ulorbitale (MO)
Keine gute Idee: Ein-Elektronen-Schr¨odingergleichung mit dem Ein-Elektronen-Operator ˆhi: ˆhiψi = iψi , i = 1, 2, . . . , N/2 (2) Orbitale f¨ur ein Ein-Elektronen-System sind f¨ur ein Viel-Elektronen-System sicher v¨ollig falsch.
Bessere Idee: Bestimme alle Orbitale in der Slaterdeterminante ΨSD gleichzeitig, durch Minimierung der elektronischen Gesamtenergie (mit hΨSD|ΨSDi = 1):
Eel = hΨSD|Hˆel|ΨSDi = hΨSD| X
i
ˆhi + X
ij
hˆij
|ΨSDi (3)
=
+∞
Z Z Z
−∞
· · · Z
ΨSDHˆelΨSD d~r1d~r2· · · d~rN (4)
(Nebenaspekt: damit bestm¨ogliche Orbitale ψi f¨ur den Ansatz einer Slaterdeterminante als
Bestimmung der Molek¨ulorbitale (MO)
Eel = hΨSD|Hˆel|ΨSDi = hΨSD| X
i
ˆhi + X
ij
hˆij
|ΨSDi (5)
=
+∞
Z Z Z
−∞
· · · Z
ΨSDHˆelΨSD d~r1d~r2· · · d~rN (6)
• Hˆel enth¨alt nur 1- und 2-Elektronen-Operatoren
• ΨSD besteht aus Summen/Differenzen einfacher Hartree-Produkte von Orbitalen
• jedes Orbital ist eine Funktion der Koordinaten von nur einem Elektron
⇒ das Integral in Gl. 6 vereinfacht sich drastisch (Slater-Condon-Regeln), zu 1- und 2-Elektronen-Integralen ¨uber jeweils wenige Orbitale:
1e- und 2e-Integrale
⇒ das Integral in Gl. 6 vereinfacht sich drastisch (Slater-Condon-Regeln), zu 1- und 2-Elektronen-Integralen ¨uber jeweils wenige Orbitale:
• Ein-Elektronen-Integrale:
hψi(~r1)ψj(~r2)|hˆ1|ψi(~r1)ψj(~r2)i = hψj(~r2)|ψj(~r2)i
| {z }
=1
hψi(~r1)|hˆ1|ψi(~r1)i (7)
• Zwei-Elektronen-Integrale:
hψi(~r1)ψj(~r2)|hˆ12|ψi(~r1)ψj(~r2)i =
+∞
Z Z
−∞
ψi∗(~r1)ψj∗(~r2)ˆh12ψi(~r1)ψj(~r2)d~r1d~r2
=
∞
Z
−∞
ψi∗(~r1)
∞
Z
−∞
ψj∗(~r2)ˆh12ψj(~r2) d~r2
| {z }
hˆeff,112,j
ψi(~r1)d~r1 (8)
Dabei ist ˆheff,112 ein effektiver Einelektronenoperator, gemittelt ¨uber die Aufenthaltswahr- scheinlichkeitsverteilung von Elektron 2 (hier: in Orbital j) (mean-field-N¨aherung)
Hartree-Fock-(HF)-Verfahren
Eine l¨angere (aber unkomplizierte) Herleitung zeigt: Minimierung von Eel
Eel = hΨSD|Hˆel|ΨSDi (9) durch Variation aller Orbitale ψi in ΨSD ist ¨aquivalent zur L¨osung der Hartree-Fock-Gleichungen:
hˆ1 +
n
X
j=1
hˆeff,112,j
| {z }
fˆ
ψi = iψi (10)
• effektive 1-Elektronen-Gleichungen
• scheinbar(s.u.) Operator-Eigenfunktions-Form
• Molek¨ulorbitale ψi sind Eigenfunktionen des effektiven 1-Elektronen-Fock-Operators ˆf, die Orbitalenergien die zugeh¨origen Eigenenergien.
Self-Consistent Field (SCF) f ψˆ i =
hˆ1 +
n
X
j=1
ˆheff,112,j
| {z }
fˆ
ψi = iψi , mit hˆeff,112,j =
∞
Z
−∞
ψj∗(~r2)ˆh12ψj(~r2)d~r2 (11)
Problem: Um aus ˆf ψi = iψi die Orbitale ψi bestimmen zu k¨onnen, m¨ussen wir ˆf kennen.
Aber ˆf enth¨alt alle ψi. L¨osung: SCF-Verfahren:
neuen
Fock−Operator aufstellen
Eigenfunktionen
= neue Orbitale
alte Orbitale = neue Orbitale?
rate Start−
orbitale
selbst−
konsistente Lösung
lösen
Fockgleichung
ja
nein
Self-Consistent Field (SCF)
• zus¨atzliches Konvergenzkriterium: beobachte Energie;
sollte zuerst absinken (Minimierung!), dann nahezu gleich bleiben (Konvergenz)
• Konvergenz zu sinnvoller L¨osung nicht garantiert;
Oszillation zwischen sinnlosen Werten auch m¨oglich!
• Vom (geratenen!) Startpunkt h¨angt ab:
– Konvergenzverhalten (Anzahl der Iterationen, Konvergenzerfolg);
– welche von ggf. mehreren m¨oglichen L¨osungen gefunden wird.
• verschiedene M¨oglichkeiten f¨urs Startorbitale-”Raten”:
– Vernachl¨assigung von ˆhef f,112,j im ersten Schritt;
– Resultate einer einfacheren Methode (z.B. Semiempirie, s.u.);
– Resultate einer vorherigen Rechnung mit derselben Methode, aber z.B. mit kleinerer Basis (s.u.).
Molek¨ulorbitalberechnung mit HF-SCF
f ψˆ i =
ˆh1 +
n
X
j=1
hˆeff,112,j
| {z }
fˆ
ψi = iψi
hˆeff,112,j =
∞
Z
−∞
ψj∗(~r2)ˆh12ψj(~r2)d~r2
neuen
Fock−Operator aufstellen
Eigenfunktionen
= neue Orbitale
alte Orbitale = neue Orbitale?
rate Start−
orbitale
selbst−
konsistente Lösung
lösen
Fockgleichung
ja nein
Umsetzung dieser abstrakten Strategie in die Praxis erfordert Darstellung der zun¨achst unbe- kannten/geratenen Molek¨ulorbitale (MO) ψi(~rj) in einer Weise,
• die prinzipiell beliebige Ver¨anderung/Optimierung der funktionalen Form aller ψi(~rj) zul¨aßt
• diese Ver¨anderungen auf die physikalisch/chemisch vern¨unftigen einschr¨ankt (sonst steigt die n¨otige Anzahl der SCF-Durchl¨aufe, aber jeder Durchlauf kostet sehr viel Rechenzeit)
• eine effiziente Berechnung der sehr zahlreichen Integrale ¨uber MOs erlaubt.
Idee: Darstellung der MOs in vorgegebenen Basisfunktionen: ψ (~r ) =
K
P C χ (~r )