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Jaroslav Průšek, Chinese Statelets and the Northern Barbarians in the Period 1400-300 B. C.

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Academic year: 2022

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REVIEWS

J a r o s l a v Prfisek. Chinese Statelets and the Northern Barbarians in the Period 1400-300 B. O. P u b l i s h e d in eo-edition w i t h ACA- D E M I A , Publishing H o u s e of t h e Czechoslovak A c a d e m y of Sciences, P r a g n e , b y D . Reidel Publishing C o m p a n y , D o r d r e c h t - H o l l a n d , 1971. 228 S. T e x t , 60 S. Bibliographien u n d I n d e x , 4 K a r t e n .

I m Einleitungskapitel stellt Prfisek die vielen, e i n a n d e r w i d e r s p r e c h e n d e n Versuche europäischer A u t o r e n d a r , die in d e n chinesischen Quellen der Shang­ u n d Chou­Zeit e r w ä h n t e n V ö l k e r n a m e n a u s d e r nördlichen R a n d z o n e der H o c h k u l t u r m i t ethnischen K o m p l e x e n s p ä t e r e r J a h r h u n d e r t e in Ver­

b i n d u n g zu bringen. (Als E r g ä n z u n g sei lediglich auf eine i m „ T r i b u s " 1953 erschienene Arbeit v o n F . K u s s m a u l : , , P r ü h e N o m a d e n k u l t u r e n in I n n e r a s i e n '1

hingewiesen, die d a s Ergebnis einer u n g e d r u c k t e n D i s s e r t a t i o n z u s a m m e n ­ f a ß t . ) Anschließend werden die e n t s p r e c h e n d e n Versuche m o d e r n e r chinesi­

scher Gelehrter referiert, die sich als erstaunlich u n f r u c h t b a r erweisen.

Bereits a u s diesen Ü b e r s i c h t e n geht hervor, d a ß es a n der nördlichen E x ­ p a n s i o n s f r o n t der chinesischen S t a a t e n , die d a s kulturelle u n d politische E r b e des Shang­Reiches w e i t e r t r a g e n , ein E t h n o n y m v o n besonderer Be­

d e u t u n g gab, n ä m l i c h ,,Ti". E i n e historische Geographie der so bezeichneten Völkergruppe bildete bereits die D o k t o r t h e s e P r ü s e k s , sie w u r d e 1930 in P r a g eingereicht. Sie ist n u n , in viele K a p i t e l aufgegliedert, d a s K e r n s t ü c k des vorliegenden Buches. M a n sieht, d a ß sich der S c h w e r p u n k t der u n t e r diesem N a m e n a u f t r e t e n d e n S t ä m m e allmählich n a c h Osten verlagert. W e s t ­ lich von den Ti erscheinen bereits i m 9. J h . v. Chr. die H s i e n ­ y ü n . E s w e r d e n Indizien vorgelegt, die d a r a u f d e u t e n k ö n n t e n , d a ß sie eine V e r b r ü d e r u n g s ­ zeremonie k a n n t e n , die n o c h lange bei den Völkern des S t e p p e n r a u m e s ge­

bräuchlich w a r . E r s t i m 5. J a h r h u n d e r t v. Chr. w a n d e l t sich die Szenerie.

E s treten die H u auf, die zwar noch n i c h t m i t d e n H s i u n g ­ n u identisch sind, wohl a b e r s p ä t e r einen Teil der U n t e r t a n e n dieses Großroiches stellen u n d jedenfalls bereits Reiterkrieger sind. E r s t im K a m p f gegen sie e n t s t e h t f ü r die Chinesen die N o t w e n d i g k e i t , selbst V e r b ä n d e b e r i t t e n e r B o g e n s c h ü t z e n a u f ­ zustellen.

B i n wesentliches Ergebnis der A r b e i t liegt in d e r Feststellung, d a ß die chinesischen Teilreiche die Ti zwar o f t als F e i n d e b e h a n d e l t h a b e n , die m a n a b w e h r e n m u ß t e oder bei denen m a n B e u t e m a c h e n k o n n t e , sie a b e r n i c h t als

„ f r e m d e B a r b a r e n " eingestuft h a b e n . M a n v e r f ä h r t m i t ihnen nicht anders als m i t den B e w o h n e r n anderer Teilstaaten. D a r a u s wird eine F o l g e r u n g gezo­

gen, die m i t d e m archäologischen B e f u n d ü b e r e i n s t i m m t : Zwischen d e n Ti u n d d e m chinesischen K e r n g e b i e t b e s t e h e n zwar erhebliche U n t e r s c h i e d e i m H i n b l i c k auf die soziale u n d politische S t r u k t u r , d a s m u ß a b e r keine anders­

Originalveröffentlichung in: Central Asiatic Journal 17, 1973, S. 78-80

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REVIEWS 79 artige Herkunft bedeuten. Vermutlich gehen auch die Ti auf die Kulturen des chinesischen Neolithikums, auf Yang-shao und Lung-shan zurück, sie haben nur nicht die Entwicklung zur Hochkultur (mit Schrift und zentraler politi­

scher Führung) mitgemacht und werden deshalb allmählich zwischen den höher organisierten politischen Gemeinschaften im Süden und den „äußeren Barbaren" im Westen und Norden zerrieben.

Ich bin kein Sinologe und kann daher den Gang der Untersuchung nicht im einzelnen beurteilen. Ich möchte aber betonen, daß Überlegungen mit einem ganz anderen Ausganspunkt zu einem ähnlichen Resultat gekommen sind. Magdalene v. Dewall konnte das lange Beibehalten des Streitwagens in China nur mit der Annahme erklären, daß es zu keinem d i r e k t e n Kontakt zwischen der nomadischen Reiterei der Steppenzone und dem chinesischen Kerngebiet gekommen sei. Auf ihren Forschungen aufbauend schrieb ich 1966 (CAJ XI, 4, S. 316): „Vor allem aber muß China im Norden und Nord­

westen von einer schützenden Zone von Randvölkern umgeben gewesen sein, die Ackerbau tind intensive Viehzucht verbanden. Erst als diese Zone gegen Ende der Chou­Zeit den von Westen und Norden andrängenden ,Vollbarba­

ren' zum Opfer fiel, waren die Teilreiche Chinas selbst zur Abwehr gezwun­

gen. Die Existenz einer solchen Zwischenzone wird neuerdings auch von sowje­

tischen Gelehrten behauptet."

Nun ist freilich Prüsek selbst etwas anderer Meinung. Er glaubt nämlich, daß die Ti sich nur deshalb nach Osten bewegten, weil bereits im 9. Jh. v. Chr.

Reiterkrieger an ihrer Flanke auftauchten. Es habe sich um die Hsien­yün gehandelt, die im 9. Jahrhundert plötzlich und aus erheblicher Distanz in China eingefallen seien. Auf diesen frühen Kontakt wird die von Frisch (und vorher von Minns) behauptete Wesensverwandtschaft zwischen skythiseher und cninesischer Kunst zurückgeführt, der konkrete Übereinstimmungen in Bewaffnung und Lebensweise (innerhalb des Kriegsbrauchtums z.B. das Sammeln blutiger Trophäen wie Skalpe oder Ohren der getöteten Feinde) entsprechen.

Ich hatte seinerzeit (BMFEA 23, 1951) die Vermutung ausgesprochen, der Ursprung der Kulturen skythischen Typs sei in Zentralasien zu suchen, etwa im Altai und in Ostkasachstan. Das kommt der hier zugrunde liegenden Vor­

stellung entgegen und wird deshalb von Prüsek aufrechterhalten. Außerdem habe ich in der Besprechung von Dewalls Buch darauf aufmerksam gemacht, daß man zu Beginn der Chou­Zeit Pferdeschirrungen beobachten kann, bei de­

nen die Wangenplatten durch Knebel westlichen Typs ersetzt werden. Das lasse auf irgendeine konkrete Verbindung schließen. Möglicherweise hätten sich die Chou bei ihrer Machtübernahme barbarischer Verbündeter oder Söldner bedient.

Gerade deshalb möchte ich darauf aufmerksam machen, daß das zentrale Ergebnis der Arbeit Prüseks, nämlich die Feststellung einer relativ ungebro­

chenen Entwicklung in der chinesischen Randzone, mit seiner Annahme früher Steppeneinflüsse zwar vereinbar ist, aber darauf hinweist, daß solche Einflüsse nicht überbewertet werden dürfen. Erst später, mit dem Auftreten der Yüe­chih und der Hu setzen sie mit voller Macht ein und bestimmen den Kulturhabitus der Grenzvölker.

Ein Argument für eine solche konservative Auffassung, die ja eigentlich mit der zentralen Position Prüseks wesentlich besser übereinstimmt, läßt sich aus der Entwicklung des sog. Tierstils gewinnen. Inzwischen ist die Ge­

schichte der östlichen Erscheinungsformen der Steppenkunst durch Ausgra­

bungen auf sowjetischem Gebiet soweit geklärt, daß auch die Oidosbronzen besser gegliedert und dementsprechend datiert werden können.

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Das neue Material bestätigt, was bereits im Minusinskgebiet beobachtet wurde und jetzt in dem Buch Ölenovas („Proischozdenie i rannjaja istorija plemen tagarskoj kul'tury", Moskau 1967) neuerlieh betont wird: Die eigent­

liche Einbruchsphase spezifisch „skythischer"1 Motive (mit Inversion und zoomorpher Junktur) in den östlichen Steppenraum setzt erst mit dem 5. Jh.

v. Chr. ein. Die Nachwirkung dieser Ereignisse ist in den großen Kurganen des Altais faßbar. Während der Zeit, in der man sie anlegte, also etwa zwi­

schen 500 und 350 v. Chr., ist eine ständige Zunahme chinesischen Imports (Lacke, Spiegel, Seide) festzustellen, die sich nur durch eine nach Osten gerich­

tete Aktivität in Krieg und Frieden erklären läßt. (In diese Phase gehören übrigens die zum Schmuck des Buches verwendeten Embleme.)

Die Tierdarstellungen des östlichen Steppenraums v o r dieser Zeit ent­

stammen zum großen Teil einer im Karasuk­Komplex wurzelnden Tradition.

Es kommt wohl zu einem Austausch mit dem Westen, aber dabei wird mehr gegeben als übernommen. Andererseits bleiben im Osten Tiermotive aus­

schließlich zur Dekoration rituell wichtiger Schmuckstücke (Gürtelschnallen) sehr viel länger aktuell als im Westen. Dies bildet offenbar eine Vorausset­

zung für das Neuaufleben stereotyper Tiermotive in der Kunst der Awaren.

(Meine Auffassung, daß bereits während der Han­Zeit der Tierstil aus dem Repertoire der Steppenkunst verschwindet, ist dahingehend zu korrigieren.

Allerdings erstarrt er und dient nur mehr zum Schmuck bestimmter rituell wichtiger Objekte.)

Insgesamt resultiert, daß die Ausbildung der Reiternomaden und ihrer Kunst nicht so synchron und gleichmäßig erfolgte, wie man gerne angenom­

men hat. Im Osten gab es eine eigenständige, vermutlich nicht zum Vollno­

madismus führende Entwicklung, die von Stammverwandten der Chinesen, vermutlich aber auch ­ und darin hat Prüsek recht ­ von früh nach dem Osten abgewanderten Indoeuropäern getragen wurde. Erst als eine iranische oder tocharische Nomadenschicht auch die Hinderwäldler des Ostens mobili­

sierte, kam es dort zu einer allgemeinen Angleichung an das Kulturmuster des Westens, die allerdings bald wieder einer eigenwilligen Entwicklung Platz machte. Sie führte zur Gründung des ersten Steppenimperiums.

Wenn sich die hier vorgetragene Auffassung durchsetzen sollte, dann ist die Bedeutung der sorgfältigen Analyse Prüseks weit größer, als er selbst ab­

sehen konnte. Wir erhalten nicht eine Bestätigung des bisherigen Ablauf­

schemas (das den Kapiteln X I ­ X I V zugrunde liegt), sondern die Anregung zu einer grundsätzlichen Überprüfung.

Das Buch zeigt die Notwendigkeit, die allzu großzügigen Darstellungen Eberhards durch solide, regional und zeitlich begrenzte Untersuchungen zu ersetzen. Für jeden, der sich mit dem Problemkreis der östlichen Steppenvöl­

ker beschäftigt, ist es unentbehrlich.

Karl Jettmar

1 Wobei selbstverständlich offen bleibt, wo diese skythischen Motive ent­

wickelt worden sind ­ im Pontikum, in Vorderasien oder in den Steppen nörd­

lich des iranischen Plateaus.

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