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Lipidsenker im Vergleich

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Academic year: 2022

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BR I T I S H ME D I C A L JO U R N A L

Die verschiedenen Statine sowie andere Lipidsenker zeigen in der Alltagspraxis unterschiedliche Fähigkeiten, den Cholesterinspiegel zu senken.

Bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit (KHK) helfen Statine, weitere kardiovas- kuläre Ereignisse zu verhüten und das Überleben zu verlängern. Entsprechend hat die Erfassung und Behandlung einer Hyperlipidämie bei solchen Patienten heute hohe Priorität. Gleichzeitig zu den Empfehlungen vieler Guidelines zeigen Untersuchungen aber, dass in der Praxis sehr viele Patienten nicht behandelt wer- den und von den Behandelten nur wenige den Zielwert von ≤5 mmol/l erreichen.

Dies steht im Gegensatz zu den viel ver- sprechenden Ergebnissen klinischer Stu- dien. Woran liegt dies? Sind die Wirk- stoffe ausserhalb von klinischen Studien weniger wirksam? Oder liegt es daran, dass in der Praxis andere Patientenpopula- tionen (Body-Mass-Index, Komorbiditäten, Schweregrad der Hyperlipidämie) behan- delt werden als in den Studien? Oder ver- schreiben die Praktiker wegen Nebenwir- kungsbedenken oder Kosten nicht die effektivsten Lipidsenker?

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaft- ler von der Division of General Practice der Universität Nottingham/UK fanden nur eine randomisierte kontrollierte Studie,

die verschiedene Statine miteinander ver- glich. Sie wurde vom Hersteller desjenigen Statins publiziert, das darin am besten abschnitt. Mit der vorliegenden Studie wollten die britischen Autorinnen und Autoren die Effektivität gängiger Lipid- senker ausserhalb einer klinischen Studie erfassen.

Methodik

Die Follow-up-Daten von 17 Praxen für das Jahr 2001 wurden als Querschnittsun- tersuchung ausgewertet. Einschluss fan- den zunächst Patienten über 35 Jahre, die in den vorangegangenen drei Monaten eine Verschreibung für einen Lipidsenker erhalten hatten und für die mindestens zwei Cholesterinbestimmungen (Mindest- abstand 28 Tage) vorlagen. Diese Charak- teristika trafen auf 2469 Patientinnen und Patienten zu. Von diesen hatten 1390 einen Cholesterinwert ≥5 mmol/l.

Resultate

Für 54,8 Prozent lag der letzte Choleste- rinwert im Zielbereich, bei 45,2 Prozent war er trotz Therapie zu hoch. Signifikant mehr Männer erreichten den Zielwert (Männer: 61,9%, Frauen 43,2%). Patien- ten mit KHK hatten signifikant öfter Cho- lesterinwerte im Zielbereich als solche ohne KHK.

Für den Anteil der Patienten, die bei der letzten Messung einen Cholesterinwert

≤5 mmol/l hatten, ergab sich für die Lipid- senker folgende Erfolgsliste:

Atorvastatin (Sortis®): 59,6%

Simvastatin (Zocor®): 59,2%

Cerivastatin (Lipobay®, nicht mehr im Handel): 51,9%

Pravastatin (Mevalotin®, Selipran®):

45,6%

Fluvastatin (Lescol®): 35,4%

Fibrate und andere: 25,6%.

Nach Korrektur für Alter, Geschlecht, Rau- cherstatus, Übergewicht, Komorbidität und Cholesterinwerte vor Behandlungs- beginn bestand zwischen Atorvastatin und Simvastatin kein statistisch signifikan- ter Unterschied.

Beim Vergleich von Ausgangswert und letztem Behandlungswert ergab sich für

Lipidsenker im Vergleich

Eine Querschnittsuntersuchung in 17 britischen Allgemeinpraxen

A R S M E D I C I 42 0 0 4 1 6 3

S T U D I E É T U D E

M M M

M e e e e r r r r k k k k -- --

s ä t z e s ä t z e

●In der Praxis bestehen zwischen den verschiedenen Statinen hinsichtlich ihrer lipidsenkenden Eigenschaften signifikante Unterschiede.

●In einer Querschnittsunter- suchung aus 17 britischen Allgemeinpraxen waren hinsicht- lich Erreichen des Cholesterin- Zielwerts und hinsichtlich der prozentualen Cholesterin- senkung Atorvastatin und Simvastatin anderen Statinen und Fibraten überlegen.

●In den Grundversorgerpraxen hatten die Patienten vor Behand- lungsbeginn höhere Cholesterin- werte als in klinischen Studien.

●Wegen der hohen Ausgangs- werte könnte in der Praxis eine Cholesterinsenkung unter die von Guidelines geforderten 5 mmol/l selbst mit den wirk- samsten Medikamenten unrealistisch sein.

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die prozentuale Cholesterinsenkung fol- gende Rangliste:

Atorvastatin: 30,11%

Simvastatin: 28,02%

Fibrate und andere: 25,14%

Pravastatin: 24,85%

Fluvastatin: 23,66%

Cerivastatin: 21,17%.

Atorvastatin und Simvastatin erzielten somit die grösste prozentuale Choleste- rinreduktion. Statistisch ergab sich zwi- schen den beiden Spitzenreitern keine sig- nifikante Differenz. Unter diesen beiden Lipidsenkern waren auch die letzten ge- messenen Cholesterinspiegel am tiefsten (Atorvastatin: 4,99 mmol/l, Simvastatin:

5,05 mmol/l). Die prozentuale Cholesterin- reduktion in dieser Studie aus der Praxis war derjenigen in kontrollierten klinischen Studien ähnlich. Zu den Fibraten und an- deren Lipidsenkern liessen sich keine de- taillierten Angaben machen, da nur sehr wenige Patienten nicht mit einem Statin behandelt wurden.

Diskussion

«Die Statine unterscheiden sich in ihrer Fähigkeit, die Serum-Cholesterinkonzent- rationen zu senken, signifikant», schreiben die Autorinnen und Autoren und fügen hinzu: «Atorvastatin und Simvastatin er- zielen die besten Ergebnisse.» Statine erbringen unter den Umständen der Grundversorgung ähnliche prozentuale Cholesterinsenkungen wie in doppel- blinden, plazebokontrollierten klinischen Studien.

Die initialen Cholesterinspiegel bei diesen Patienten aus der Praxis waren jedoch höher als diejenigen in klinischen Studien, was teilweise den hohen Anteil der Pati- enten erklären kann, welche die durch Guidelines vorgegebenen Zielwerte nicht erreichten, da so eine höhere prozentuale Cholesterinsenkung nötig ist, um zu dem angestrebten Wert von ≤5 mmol/l zu kommen.

Die Diskussion erwähnt auch mögliche Einwände oder Einschränkungen die- ser beschreibenden Querschnittsuntersu- chung, die leider keine Angaben zu den Dosierungen der eingesetzten Wirkstoffe enthält. Da die Patienten nicht randomi- siert werden, kann ein Auswahlbias vorlie- gen. Auch könnten bevorzugt zu hohe Cholesterinwerte in der Krankengeschich- te notiert worden sein. Für fast 80 Prozent der Krankengeschichten erfolgte die Ein- tragung von Laborwerten jedoch direkt auf elektronischem Weg durch das Labor.

Dass die untersuchten Praxen vielleicht ein besonderes Interesse oder einen abwei- chenden Umgang mit Hyperlipidämien haben könnten, halten die Autorinnen und Autoren für unwahrscheinlich. Die Patienten scheinen sehr gut einem «All- tagsmix» zu entsprechen, indem 92 Pro- zent der Patienten mindestens eine der vier grossen Komorbiditäten ischämische Herzerkrankung, Hirnschlag, Hypertonie oder Diabetes hatten und 55 Prozent über 65 Jahre alt waren.

Drei Viertel der Patienten dieser Studie nahmen entweder Atorvastatin oder Sim- vastatin ein. Diese beiden Statine erzielten

hinsichtlich Erreichung des Cholesterin- Zielwerts und hinsichtlich prozentualer Cholesterinreduktion die besten Ergeb- nisse, Pravastatin und Fluvastatin sowie Fi- brate schnitten schlechter ab. Auf Basis der Cholesterinsenkung sehen die Auto- rinnen und Autoren Atorvastatin und Sim- vastatin als die Statine der ersten Wahl in der Grundversorgung. Da die initialen Cholesterinwerte höher lagen als in ran- domisierten kontrollierten Studien, sehen sie in der Grundversorgung sogar die Chance, noch grössere absolute Risikore- duktionen zu erreichen, als dies die klini- schen Studien vermuten lassen. Allerdings könnte es auch unrealistisch sein, auf breiter Front Cholesterin-Zielwerte von 5 mmol/l und weniger zu erreichen.

Julia Hippisley-Cox et al. (Division of Ge- neral Practice, Nottingham University, Nottingham/UK): Cross sectional survey of effectiveness of lipid lowering drugs in re- ducing serum cholesterol concentrations in patients of 17 general practices. Brit.

med. J. 2003; 326: 689–693.Halid Bas Interessenkonflikte: keine deklariert

Lipidsenker im Vergleich

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