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Katastrophen und Zerstörungen

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Mittelalter und Neuzeit

phe auslöschen wollte, oder versehentlich, weil sprichwörtlich Gras darüber wuchs.

Land unter Früher galt den Menschen freilich nicht alles als Katastrophe, was uns heute so erscheint: wo die Altmühl in die Donau mündet, im Kelheimer Becken, siedelten Menschen im Mittelalter spätestens ab dem 6. Jh. auf Flächen, die regelmäßig von Hochwässern bedroht waren.

Dennoch blieb man hier wohnen, ja mehr noch:

seit dem 13. Jh. entstand die wittelsbachische Stadt Kelheim an einem Platz, der wenigstens einmal pro Generation meterhoch unter Wasser

Archäologischer Befund und historisches Ereignis

Katastrophen und Zerstörungen

Ereignisse sind gleichsam Brüche im Lauf der Geschichte. Katastrophen nennen wir sie, wenn sie eine verheerende Wirkung auf den Menschen haben. Seit einiger Zeit erfreut sich die Erfor­

schung katastrophaler Ereignisse zunehmenden Interesses. Dabei sind die Ausgangsbedingungen für den Archäologen nicht sehr günstig: da Kata­

strophen nur punktuelle Ausnahmeerscheinun­

gen auf der Zeitachse der Geschichte sind, hat der wieder eingetretene Alltag die Spuren dieses Ausnahmezustands oft getilgt - absichtlich, weil man vielleicht die Erinnerung an die Katastro-

gestanden haben dürfte. Offenbar störte sich nie­

mand wesentlich daran. Verfügten wir nicht über geologische Untersuchungen und historische Wasserstände, so wüssten wir nichts von diesen periodischen Überflutungen, denn archäologisch gibt es keine Hinweise darauf. Anders ist das z.

B. in Regensburg, wo unter dem Dom eine Über­

schwemmungsschicht des 12. Jh. nachgewiesen ist. Die Kartierung dieser Höhenlage spricht Bände: die halbe Stadt muss damals unter Wasser gestanden haben, wobei durchaus bemerkens­

wert ist, dass alle wichtigen Kirchen weitgehend im Trockenen blieben (Abb. 80).

Der „Pompeji-Effekt" Damit ein Befund für die Nachwelt erhalten bleibt, braucht es in der Regel Katastrophen, die einen „Pompeji-Effekt" her­

beiführten, der archäologischen Befund mithin auf die eine oder andere Weise versiegelte. Ein Glücksfall für den Archäologen ist es, wenn eine Mühle bei Dasing (181; Abb. 81) um 789 bei einer Überschwemmung in der Paar versank, die sie fast mannshoch unter Sand und Lehm begrub.

Eine weitere Mühle in Dasing, um 850 errichtet.

80 Höhenschichtenplan von Regensburg (88) mit den überschwemmungs­

gefährdeten Bereichen bei normalem Hochwasser (dunkelblau) und bei extremen Wasserständen (mittelblau).

311 Originalveröffentlichung in: Gesellschaft für Archäologie in Bayern (Hrsg.), Archäologie. Fenster zur Vergangenheit in Bayern, Regensburg 2006,

S. 311-312

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in denen wohl Opfer der Bauernschlacht vom 4. April 1525 vergraben wurden. Doch wer auch immer hinter einer Katastrophe steht, die Natur, der Mensch oder beide: immer resultiert sie aus der Einschätzung, ein Risiko kontrollieren zu können - eine Einschätzung, die sich in der Ka­

tastrophe als fataler Fehler erweist.

Thomas Meier

81 Ausgrabung der Mühle von Dasing (181), die um 789 bei einem Hochwasser der Paar unterging.

fiel ebenfalls einem Elochwasser zum Opfer.

Die zeitgleichen zwei benachbarten Mühlen bei Großhöbing (62) wurden unter meterdicken Kol- luvien begraben. In keinem dieser Fälle handelte es sich um die üblichen Frühjahrshochwasser, sondern um außergewöhnliche, eben katastro­

phale Hochfluten, die enorme Massen erodierten Materials mit sich trugen.

82 Waidhaus-Sulzberg (74). Das kleine Feldfort mit vier Eckbastionen war Teil der Befestigung des Mansfeldschen Lagers am Rehlingbach bei Waidhaus.

312

Der „katastrophale" Mensch Inzwischen meh­

ren sich archäologische und geologische Hinwei­

se, dass tiefgreifende Erosion an den Hängen und damit auch die Ablagerung großer Erdmassen an Hangfüßen und in Flusstälern im Mittelalter und der Neuzeit weit verbreitet waren. Das wird man nur bedingt klimatischen Veränderungen in die Schuhe schieben dürfen; einen weit größeren Anteil hatten die umfangreichen Rodungen und vor allem die ackerbauliche Nutzung großer Flä­

chen seit römischer Zeit. Der Mensch macht ein Ereignis also nicht nur zur Katastrophe, indem sie definitionsgemäß auf ihn einwirkt, sondern oft genug ist er auch an ihrer Entstehung aktiv beteiligt.

Besonders deutlich wird dies an Zerstörun­

gen, die allein der Mensch produzierte. Sie waren häufig gravierender als alles, was die Natur zu bieten hat, und man wird wohl auch sie mit Fug und Recht als Katastrophen bezeichnen dürfen: Massaker, wie sie sich in einem Sonder­

bestattungsplatz aus dem 13. Jh. in Dietfurt a. d.

Altmühl (87) manifestieren, oder Kriege, wofür zwei Sammelgräber aus Leipheim (175) stehen,

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