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Sprechen über literarische Texte

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Academic year: 2022

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Sprechen über literarische Texte

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Jutta Hanner

Sprechen über literarische Texte

Eine rekonstruktive Fallstudie zu

Kleingruppengesprächen in der

Sekundarstufe I

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Jutta Hanner

Konstanz, Deutschland

Diese Arbeit wurde im Jahr 2020 an der Fakultät für Sprach- und Literaturwissenschaften der LMU München als Dissertation angenommen und verteidigt.

Originaltitel der Dissertation: Wie sprechen Schüler*innen am Ende der Sekundarstufe I über einen literarischen Text? Eine rekonstruktive Fallstudie von Kleingruppengesprä- chen über Literatur

ISBN 978-3-662-64630-4 ISBN 978-3-662-64631-1 (eBook) https://doi.org/10.1007/978-3-662-64631-1

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbiblio- grafie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet überhttp://dnb.d-nb.deabrufbar.

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Planung/Lektorat: Marija Kojic

J.B. Metzler ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer-Verlag GmbH, DE und ist ein Teil von Springer Nature.

Die Anschrift der Gesellschaft ist: Heidelberger Platz 3, 14197 Berlin, Germany

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„[…] aber ich würde auf jene Insel kein einziges Buch mitnehmen, denn ohne tägliche menschliche Kommunikation hört beides auf, das Lesen und das Schreiben. Ich muß zum mindesten mitteilen können,daßich gelesen habe.“

(Peter Bichsel 1982, S. 27, Hervorhebung i. O.)

„Im Unterschied zur privaten literarischen Erfahrung in der individuellen (Freizeit-) Lektüre lebt die schulische Lektüre von dem, was (mit-)teilbar ist: Was sich nicht zur Sprache bringen lässt, kann am Text nicht thematisiert werden. Es ist nie der Text selbst, der ‚etwas sagt‘ – auch wenn man im Unterricht gelegentlich den Eindruck erweckt –, es sind immer die Leserinnen und Leser, die ‚etwas sagen‘ und ihn zum Sprechen bringen.“

(Ulf Abraham 2011, S. 51)

„Die Sprache ist die Mutter, nicht die Magd des Gedankens.“

(Karl Kraus 1909, S. 14)

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Für meine Eltern

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Danksagung

Mein Dank gilt insbesondere meiner Erstgutachterin Prof. Dr. Anja Ballis, die mich vom ersten Schritt an begleitete. Sie gewährte mir einen Vertrauensvor- schuss und gab mir die Möglichkeit, an ihrem Lehrstuhl wissenschaftlich zu arbeiten. Ohne ihren Rat, ihre vielfältige Unterstützung und ihr Vertrauen wäre diese Doktorarbeit nicht entstanden. Der gedankliche Austausch mit ihr prägt mein Arbeiten und Forschen. Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Michael Rödel möchte ich für die ermunternden und verständnisvollen Gespräche sowie die hilf- reichen Rückmeldungen danken. Seine reflektierte Perspektive auf Wissenschaft und Schule habe ich sehr zu schätzen gelernt.

Im Mittelpunkt der vorliegenden Arbeit steht das Sprechen der Schüler*innen über einen literarischen Text. Ich möchte mich deshalb bei all den Jugendlichen bedanken, die bereit waren, an den Gesprächen über die Kurzgeschichte Der Milchmannvon Peter Bichsel teilzunehmen und ihre Gedanken dazu so offen zur Sprache zu bringen. Ebenso gilt mein Dank den Lehrerinnen, die mir halfen, die Gespräche im Rahmen ihres Deutschunterrichts durchzuführen.

Der Klasse für Didaktik der Sprachen der Graduate School Language & Lite- rature Munich danke ich für die Möglichkeit des wissenschaftlichen Austausches in einem interdisziplinären Rahmen. Die Vorträge und Rückmeldungen haben mir geholfen, mein Vorhaben zu konkretisieren und meinen Blick zu schärfen. Ebenso danke ich den Kolleg*innen des Oberseminars unter Leitung von Prof. Dr. Anja Ballis dafür, dass ich meine Forschungsergebnisse immer wieder zur Diskussion stellen durfte.

Ein ausdrücklicher Dank gilt meinen Freund*innen und Kolleg*innen: insbe- sondere Anna Waczek, die mich zu Beginn meiner Arbeit am Lehrstuhl an die Hand nahm und deren Perspektive auf die Literaturdidaktik mich bis heute lei- tet; Vesna Bjegac für ihre konstruktiven Ratschläge und ihren bestärkenden Blick

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X Danksagung auf meine Arbeit sowie Christian Hoiß und Ute Filsinger. Ich danke ihnen herz- lich für das Korrekturlesen, ihre Rückmeldungen und vor allem für ihre mentale Unterstützung. Das Wissen, mich jederzeit an sie wenden zu können, war bzw.

ist ein wichtiger Halt.

Meinen Eltern Johanna und Herbert danke ich dafür, dass sie mir so vieles beibrachten und ermöglichten. Durch ihr Vertrauen habe ich gelernt, aufmerksam und fragend durch die Welt zu gehen.

Zu guter Letzt möchte ich von ganzem Herzen Marion danken.

Konstanz im Oktober 2021

Jutta Hanner

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Einleitung

Seit jeher gibt uns Literatur Anlass zum Sprechen, um uns über uns selbst, unser Zusammenleben mit anderen Menschen und die Welt auszutauschen. Auch im Deutschunterricht ist das Sprechen über Literatur ein wichtiger Bestandteil und steht deshalb im Zentrum der vorliegenden Untersuchung. Die einführen- den Zitate verdeutlichen dabei drei Aspekte, die für diese Forschungsarbeit von zentraler Bedeutung sind. Das erste Zitat von Peter Bichsel stammt aus seiner Frankfurter Poetikvorlesung. Ich habe es aus zwei Gründen ausgewählt: Zum einen ist er der Autor der Kurzgeschichte Der Milchmann, über die die Schü- ler*innen in diesem Forschungsprojekt sprechen und anhand derer sie gemeinsam Sinn konstruieren. Zum anderen betont das Zitat die Relevanz des Sprechens über Literatur: Ohne das Sprechen über Literatur würde es keine Literatur geben, die uns unterschiedliche Sichtweisen auf die Welt anbietet. Mit dem Zitat von Ulf Abraham werden die Schüler*innen im Umgang mit Literatur ins Zentrum gerückt, was für dieses Forschungsprojekt leitend ist. Das Zitat von Karl Kraus soll verdeutlichen, dass das Erkenntnisinteresse dieser Arbeit in der Untersu- chung der Sprache in Gesprächen über Literatur liegt und welche Bedeutung sie für die Sinnkonstruktion hat. In dieser Arbeit wird Sinn im Umgang mit Literatur in erster Linie hermeneutisch als „Bedeutungssinn“ (Birkmeyer 2015, S. 37) verstanden. Die Konstruktion von Sinn wird als Aushandlung von Bedeu- tung betrachtet, die literarisches Verstehen ermöglicht. Literarisches Verstehen wiederum wird als ein unabschließbarer Prozess gedacht, der keine geschlossene Interpretation zum Ziel hat, „sondern die Entfaltung von Textsinn […] ermög- licht“ (Härle/Steinbrenner 2004, S. 11, Hervorhebung i. O.). Das Aushandeln von Bedeutung kann dazu führen, dass „Bedeutsamkeitssinn“ (Birkmeyer 2015, S. 37) generiert wird. Gespräche über Literatur werden somit als Möglichkeit auf- gefasst, über „die Bedeutsamkeit von Bedeutungen im Sinne einer empfundenen

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XII Einleitung oder gemeinten Sinnhaftigkeit“ (ebd.) nachzudenken und die Literatur als etwas persönlich Bedeutsames zu erfahren (vgl. Abschnitt1.4.1).

Im Fokus der vorliegenden Arbeit steht das interaktive Sprechen von Schü- ler*innen über literarische Texte in der Institution Schule. Diesem Sprechen kommt im Deutschunterricht eine zentrale Bedeutung zu, wenn es um die Anbahnung von literarästhetischen Erfahrungen sowie um die verstehens- und sinnorientierte Auseinandersetzung mit literarischen Texten und damit um das gemeinsame Nachdenken über die Welt geht. Durch den kommunikativen Aus- tausch über verschiedene Lesarten kann der Polyvalenz literarischer Texte in besonderer Weise Rechnung getragen werden: Die vielfältigen Angebote, die uns Literatur macht, können somit interaktiv erfahrbar gemacht werden. Die Bedeu- tung des Gesprächs für den Umgang mit Literatur im Deutschunterricht hebt Olsen mit folgendem Zitat hervor:

In der Literaturdidaktik wird derzeit sogar davon ausgegangen, dass das Gespräch die einzige – zumindest auf literarische Texte bezogen – adäquate Form der anschließen- den Auseinandersetzung sein kann (Olsen 2011, S. 163).

Das gemeinsame Sprechen über Literatur dient jedoch auch dem Erlernen diverser literarischer und sprachlich-kommunikativer Fähigkeiten, die den Schüler*innen beim (literarischen) Lesen, Schreiben und Sprechen zur Verfügung stehen.

Wenn wir aus den genannten Gründen das Sprechen in Gesprächen über Literatur im Unterricht unterstützen und fördern wollen, dann ist es notwendig, zu erforschen, wieSchüler*innen über Literatur sprechen. Mit der Erforschung soll die Sprachlichkeit in Gesprächen über Literatur transparent gemacht wer- den, um Erkenntnisse darüber zu erlangen, wie ein gemeinsames Sprechen von Schüler*innen über Literatur in der Schule modelliert werden kann. Aus den Ergebnissen werden am Ende dieses Forschungsprojekts erste Folgerungen für die Förderung sprachlicher Fähigkeiten im Umgang mit Literatur abgeleitet, da diese, wie mit der Arbeit gezeigt werden soll, einen maßgeblichen Einfluss auf interaktive Sinnbildungsprozesse haben. Mit diesem Forschungsinteresse wird auch der Forderung nachgegangen, dass „[d]as eigene Sprechen im Unterricht und hier insbesondere die Sprache in Bezug auf das Lernfeld Literatur […] ver- stärkt zum Gegenstand der Aufmerksamkeit der Fachdidaktik werden [muss]“

(Härle/Steinbrenner 2004, S. 17).

Um herauszufinden, wie Schüler*innen über Literatur sprechen, werden Kleingruppengespräche gesprächsanalytisch untersucht. Die Gesprächsanalyse interessiert sich dafür, „wie Menschen Gespräche führen“ (Deppermann 2008, S. 9, Hervorhebung i. O.), d. h., wie sie im Rahmen bestimmter Gesprächsformen

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Einleitung XIII ihren Austausch mündlich gestalten. Aufgabe gesprächsanalytischer Untersu- chungen ist es, Gesprächspraktiken – verstanden als routinemäßig verwendete Formen, mit denen bestimmte Sprachhandlungen erzeugt werden (vgl. Sel- ting 2016, S. 29) – zu rekonstruieren, indem deskriptiv dargestellt wird, „wie Gesprächsteilnehmer handeln“ und „wozu […] das Handeln dient“ (Depper- mann 2008, S. 10, Hervorhebung i. O.). Das übergreifende Ziel dieser Arbeit, die das Sprechen von Schüler*innen über Literatur erforschen möchte, ist aus diesen Gründen die Rekonstruktion von Kleingruppengesprächen über Litera- tur in der Sekundarstufe I, um Gesprächspraktiken, die von den Schüler*innen für die Sinnkonstruktion verwendet werden, deskriptiv herauszuarbeiten. Für die Erforschung des Sprechens am Ende der Sekundarstufe I spricht u. a. die umfang- reichere Erfahrung der Schüler*innen im interaktiven Umgang mit Literatur in der Schule, so dass vermutet werden kann, dass die Schüler*innen beim Sprechen über literarische Texte auf ein Repertoire an Gesprächspraktiken zurückgreifen können. Aus den genannten Aspekten leitet sich die Forschungsfrage ab,welche Gesprächspraktiken Schüler*innen am Ende der Sekundarstufe I beim Sprechen über Literatur verwenden, um Sinn zu konstruieren. Um Antworten auf diese Frage zu erhalten, wird eine möglichst offene Datenerhebungsmethode herangezogen:

die Durchführung von Kleingruppengesprächen über Literatur in der Institution Schule ohne Lenkung durch die Lehrperson. Diese Form des Gesprächs über Lite- ratur bietet eine besondere Chance für die empirisch-qualitative Erforschung des Sprechens von Schüler*innen, da zum einen durch die Gruppengröße die Anzahl der Redebeiträge der einzelnen Schüler*innen erhöht wird. Zum anderen kann bei der Durchführung von Kleingruppengesprächen ohne Lenkungsimpulse ein

„authentischeres“ sprachliches Schüler*innenhandeln im Rahmen des Deutsch- unterrichts erwartet werden, da „die Orientierung der Schüler/innen an impliziten inhaltlichen Lösungserwartungen der Lehrkraft reduziert werden kann“ (Zabka 2015, S. 176, Fußnote). Eine qualitativ-rekonstruktive Erforschung des Sprechens über Literatur ist von Bedeutung, um sich weniger normativ, sondern aus der Per- spektive der Schüler*innen dem Sprechen über Literatur anzunähern und damit einer schüler*innenorientierten Sichtweise gerecht zu werden.

Es gibt im Bereich der Deutschdidaktik bereits einige empirische Unter- suchungen zu Gesprächen über Literatur, in denen jedoch die sprachlich- kommunikativen Formen und Gesprächspraktiken, die von Schüler*innen ver- wendet werden, nicht immer im Vordergrund stehen. Besonders die Erforschung von Gesprächen in Kleingruppen ohne Lenkung der Lehrperson am Ende der Sekundarstufe I stellt in der Fachdidaktik Deutsch bisher noch ein Desiderat dar,

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XIV Einleitung obwohl gerade diese Form des Gesprächs über Literatur besondere Möglichkei- ten zur intersubjektiven Verständigung über Literatur und zur Sinnkonstruktion bereithält.

Der Aufbau dieser Arbeit gestaltet sich wie folgt: Das erste Kapitel der Arbeit nähert sich dem Gespräch über Literatur zunächst aus der Perspektive unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen an und legt dar, welches Ver- ständnis von Gespräch über Literatur dieser Arbeit zugrunde liegt (Abschnitt1.1).

Danach wird das Gespräch über Literatur im Unterricht genauer betrachtet, indem zunächst die Entwicklung von Gesprächen über Literatur skizziert wird (Abschnitt 1.2), um die Darstellung der verschiedenen didaktischen Ansätze zu verdeutlichen und besser einordnen zu können (Abschnitt 1.3). Zum Abschluss des ersten Kapitels wird die unterschiedliche Bedeutung von Gesprächen über Literatur im Unterricht aufgezeigt. Der Fokus liegt hierbei auf der Bedeutung von Gesprächen über Literatur als Raum für die Beschäftigung mit anthro- pologischen Grundfragen und auf ihrer Bedeutung für die Förderung von Gesprächsfähigkeiten über ästhetische Gegenstände sowie von sprachlichen und literarischen Fähigkeiten (vgl. Abschnitt1.4). Mit den theoretischen Ausführun- gen zur Bedeutung von Gesprächen über Literatur wird verdeutlicht, warum eine Erforschung des gemeinsamen Sprechens von Schüler*innen über Literatur für die Deutschdidaktik von Relevanz ist.

Der zweite Teil der theoretischen Überlegungen hat zum Ziel, die bisherigen Erkenntnisse aus der fachdidaktischen Forschung darzulegen, die über das Spre- chen von Schüler*innen in Gesprächen über Literatur vorliegen (Kapitel2). Dabei beziehe ich mich auf Arbeiten, die die Sprache der Schüler*innen im Fokus ihrer Untersuchung haben.

In Teil II wird das Forschungsdesign dieser Arbeit ausführlich dargestellt, das die theoretische Grundlage für die empirische Untersuchung des Sprechens von Schüler*innen über Literatur bildet. Dabei wird zuerst auf die gesprächsana- lytische Methodik und ihre zugrundeliegende Methodologie eingegangen. Mit Bezug auf Strübing (2013) werden allgemeine Merkmale qualitativer Sozial- forschung beschrieben, zu der die Gesprächsanalyse gehört (Abschnitt 3.2). Im Anschluss daran wird die Beschreibung der Gesprächsanalyse in den Mittelpunkt gestellt (Abschnitt 3.1). Hierbei wird vor allem Bezug auf Arnulf Deppermann genommen, dessen Buch „Gespräche analysieren“ (2008) die Grundlage für die gesprächsanalytische Untersuchung dieser Arbeit darstellt. Während im Kapitel3 allgemeine gesprächsanalytische Aspekte und Merkmale theoretisch herausge- arbeitet werden, wird in Kapitel 4 das Forschungsdesign im Hinblick auf das Forschungsinteresse dieser Arbeit konkretisiert. Teil des Forschungsdesigns stellt der literarische Text dar: Peter Bichsels KurzgeschichteDer Milchmann. Der Text

(12)

Einleitung XV kann als Mittelpunkt der Kleingruppengespräche betrachtet werden, da sich um ihn herum das gemeinsame Sprechen der Schüler*innen entfaltet. Ausführungen zur Betrachtung und Auswahl dieser Kurzgeschichte finden sich in Kapitel5.

Die anschließende Auswertung und Ergebnisdarstellung der empirischen Untersuchung, Teil III dieser Arbeit, erfolgt in zwei Analyseschritten: Zuerst wer- den die Kleingruppengespräche fallanalytisch ausgewertet, d. h. jedes Gespräch wird zunächst als Einzelfall deskribiert (Kapitel 6). Dabei werden die zentra- len Gesprächspraktiken, die Schüler*innen in den Kleingruppengesprächen über Literatur verwenden, rekonstruiert und ermittelt, welchen Einfluss ihre Verwen- dung auf das Sprechen der Schüler*innen in den jeweiligen Kleingruppen hat.

Die dominanten Gesprächspraktiken werden dann im zweiten Teil der empiri- schen Untersuchung fallübergreifend miteinander verglichen (Kapitel7). Mit der komparativen Fallanalyse wird auf Unterschiede und Gemeinsamkeiten bei der Verwendung der Praktiken eingegangen, um deren Eigenschaften zu präzisieren.

Außerdem wird fallvergleichend dargestellt, welchen Einfluss die Verwendung bestimmter Gesprächspraktiken auf die Art und Weise des Sprechens von Schü- ler*innen über Literatur haben kann. Daraus wird ein Modell des Sprechens von Schüler*innen über Literatur abgeleitet, das aus drei Modi des Sprechens über Literatur besteht (Abschnitt 7.1.5). Anschließend wird der Blick auf die Gesprächsthemen gelenkt und diese mit der Verwendung der rekonstruierten Gesprächspraktiken in Zusammenhang gebracht (Abschnitt 7.2), bevor in Kapi- tel 8dieser Arbeit die wichtigsten Ergebnisse zusammenfassend dargestellt und Folgerungen für den Deutschunterricht abgeleitet werden. Mit einem Ausblick auf mögliche anschließende Forschungsprojekte wird die Arbeit abgeschlossen.

(13)

Inhaltsverzeichnis

Teil I Theoretische Grundlagen

1 Das Gespräch über Literatur im Unterricht . . . 3 1.1 Eine Annäherung an das Gespräch über Literatur . . . 3

1.1.1 Das Gespräch über Literatur aus literaturdidaktischer

Perspektive . . . 4 1.1.2 Das Gespräch über Literatur aus sprachdidaktischer

Perspektive . . . 7 1.1.3 Das Gespräch über Literatur aus linguistischer

Perspektive . . . 8 1.2 Überblick über die Entwicklung des Gesprächs über

Literatur im Unterricht . . . 10 1.3 Ansätze des Gesprächs über Literatur im Unterricht . . . 12

1.3.1 Gelenkte und lehrer*innenzentrierte Gespräche über

Literatur . . . 12 1.3.2 Literarische Gespräche . . . 16 1.3.3 Kleingruppengespräche über Literatur ohne Lenkung . . . 22 1.3.4 Vorlesegespräche . . . 25 1.4 Zur Bedeutung von Gesprächen über Literatur . . . 26

1.4.1 Das Gespräch über Literatur als Raum für die

Beschäftigung mit anthropologischen Grundfragen . . . 26 1.4.2 Das Gespräch über Literatur als Lernform:

Förderung literarischer Gesprächsfähigkeiten für das

Sprechen über ästhetische Gegenstände . . . 32 1.4.2.1 Förderung literarischer

Gesprächsfähigkeiten nach Wieler . . . 32

XVII

(14)

XVIII Inhaltsverzeichnis

1.4.2.2 Förderung literarischer

Gesprächsfähigkeiten nach Spinner . . . 34

1.4.3 Das Gespräch über Literatur als Lernmedium: Förderung literarischer und sprachlicher Fähigkeiten . . . . 38

1.4.3.1 Förderung literarischer Fähigkeiten . . . 38

1.4.3.2 Förderung sprachlicher Fähigkeiten . . . 40

2 Das Sprechen von Schüler*innen in Gesprächen über Literatur – ein empirischer Forschungsüberblick . . . 43

Teil II Forschungsdesign der empirischen Untersuchung 3 Methodologie und Methodik . . . 51

3.1 Das qualitativ-rekonstruktive Forschungsparadigma . . . 52

3.2 Die Gesprächsanalyse . . . 53

3.2.1 Interesse der Gesprächsanalyse . . . 54

3.2.2 Aufgabe der Gesprächsanalyse . . . 56

3.2.3 Zentrale Prinzipien der Gesprächsanalyse . . . 60

3.2.4 Datenerhebung und -aufbereitung . . . 62

3.2.5 Gütekriterien gesprächsanalytischer Forschung . . . 65

4 Konkretisierung des Forschungsdesigns . . . 69

4.1 Datenerhebung . . . 69

4.1.1 Zur Begründung der Untersuchung von Kleingruppengesprächen über Literatur . . . 69

4.1.2 Zur Begründung der Untersuchung von Kleingruppengesprächen am Ende der Sekundarstufe I . . . 71

4.1.3 Ablauf der Durchführung von Kleingruppengesprächen . . . 72

4.1.4 Audioaufzeichnung der Kleingruppengespräche . . . 74

4.2 Datenaufbereitung . . . 74

4.3 Datenauswertung: Fallanalytisches und -vergleichendes Vorgehen . . . 75

5 Die KurzgeschichteDer Milchmannvon Peter Bichsel . . . 79

5.1 Betrachtung der KurzgeschichteDer Milchmannvon Peter Bichsel . . . 81

5.2 Gründe für die Auswahl der KurzgeschichteDer Milchmannvon Peter Bichsel . . . 86

(15)

Inhaltsverzeichnis XIX

Teil III Auswertung und Ergebnisse der empirischen Untersuchung

6 Gesprächsanalytische Einzelfalldarstellung der

Kleingruppengespräche über Literatur . . . 91 6.1 Einzelfalldarstellung des Kleingruppengesprächs

Allwissender Erzähler . . . 92 6.1.1 Darstellung der Themen und übergreifenden

sprachlichen Handlungen . . . 92 6.1.2 Rekonstruktion dominanter Praktiken des

KleingruppengesprächsAllwissender Erzähler . . . 98 6.1.2.1 Praktiken zur Markierung von

Uneindeutigkeit . . . 99 6.1.2.2 Praktiken des Argumentierens . . . 104 6.1.2.3 Praktiken zur Übernahme

gesprächsmoderierender Aufgaben . . . 123 6.1.2.4 Praktiken zum Einbringen

literarisch-fachlicher Kategorien . . . 128 6.1.3 Zusammenfassung der Einzelfalldarstellung des

KleingruppengesprächsAllwissender Erzähler . . . 131 6.2 Einzelfalldarstellung des KleingruppengesprächsKeine

Hobbys . . . 135 6.2.1 Darstellung der Themen und übergreifenden

sprachlichen Handlungen . . . 136 6.2.2 Rekonstruktion dominanter Gesprächspraktiken des

KleingruppengesprächsKeine Hobbys . . . 143 6.2.2.1 Praktiken zum Abbrechen von

Redebeiträgen . . . 148 6.2.2.2 Praktiken des Lachens . . . 151 6.2.2.3 Praktiken zur Beschreibung der

sprachlichen Gestaltung des literarischen

Textes . . . 156 6.2.3 Zusammenfassung der Einzelfalldarstellung des

KleingruppengesprächsKeine Hobbys . . . 158 6.3 Einzelfalldarstellung des KleingruppengesprächsBesser als

die Realität . . . 160 6.3.1 Darstellung der Themen und übergreifenden

sprachlichen Handlungen . . . 161

(16)

XX Inhaltsverzeichnis

6.3.2 Rekonstruktion dominanter Gesprächspraktiken des

KleingruppengesprächsBesser als die Realität . . . 167

6.3.2.1 Praktiken zum Herstellen von Textbezügen . . . . 168

6.3.2.2 Praktiken des Deutens . . . 174

6.3.2.3 Praktiken des Verzögerns . . . 179

6.3.2.4 Praktiken der Bezugnahme auf Redebeiträge anderer Gesprächsteilnehmer*innen . . . 184

6.3.3 Zusammenfassung der Einzelfalldarstellung des KleingruppengesprächsBesser als die Realität . . . 187

6.4 Einzelfalldarstellung des Kleingruppengesprächs Milchfreundschaft . . . 190

6.4.1 Darstellungen der Themen und übergreifenden sprachlichen Handlungen . . . 190

6.4.2 Rekonstruktion dominanter Gesprächspraktiken des KleingruppengesprächsMilchfreundschaft . . . 198

6.4.2.1 Praktiken zum Herstellen von Wirklichkeitsbezügen . . . 198

6.4.2.2 Praktiken zur Artikulation des Nicht-Verstehens . . . 204

6.4.3 Zusammenfassung der Einzelfalldarstellung des KleingruppengesprächsBesser als die Realität . . . 209

7 Fallübergreifende Ergebnisdarstellung . . . 211

7.1 Gesprächspraktiken im Vergleich . . . 212

7.1.1 Suchendes und responsives Sprechen über Literatur . . . 212

7.1.2 Fachliches und textnahes Sprechen über Literatur . . . 230

7.1.3 Gemeinschaftsbeeinflussendes und persönliches Sprechen über Literatur . . . 237

7.1.4 Praktiken zur Übernahme gesprächsmoderierender Aufgaben . . . 241

7.1.5 Modell des Sprechens über Literatur von Schüler*innen der Sekundarstufe I . . . 245

7.2 Gesprächsthemen der Schüler*innen beim Sprechen über die KurzgeschichteDer Milchmann . . . 246

8 Resümee und Ausblick . . . 253

8.1 Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse . . . 253

8.1.1 Bedeutung der Gesprächspraktiken für die literarische Sinnkonstruktion . . . 254

(17)

Inhaltsverzeichnis XXI

8.1.2 Vielgestaltigkeit der jeweiligen

Kleingruppengespräche . . . 255

8.1.3 Drei Modi des Sprechens über Literatur . . . 256

8.1.4 Kleingruppengespräche über Literatur als Erwerbsform sprachlicher Praktiken und literarischer Fähigkeiten . . . 257

8.1.5 Kleingruppengespräche als Raum für die Beschäftigung mit anthropologischen Grundfragen . . . 258

8.1.6 Sprachhandlungen von Lehrpersonen im Sprechen der Schüler*innen über Literatur . . . 259

8.2 Folgerungen für den Deutschunterricht . . . 259

8.3 Ausblick . . . 262

Anhang . . . 265

Literaturverzeichnis . . . 271

(18)

Abbildungsverzeichnis

Abb. 4.1 Einzelfallanalytische Vorgehensweise . . . 77 Abb. 7.1 Modell des Sprechens über Literatur von Schüler*innen

in Kleingruppengesprächen am Ende der Sekundarstufe I . . . . 246

XXIII

(19)

Tabellenverzeichnis

Tab. 6.1 Übersicht über die Kleingruppengespräche . . . 92 Tab. 6.2 Strukturelle Beschreibung des Gesprächs „Allwissender

Erzähler“ . . . 93 Tab. 6.3 Übersicht über die im Kleingruppengespräch

„Allwissender Erzähler“ dominierenden Praktiken . . . 134 Tab. 6.4 Strukturelle Beschreibung des Gesprächs „Keine Hobbys“ . . . 136 Tab. 6.5 Übersicht über die im Kleingruppengespräch „Keine

Hobbys“ dominierenden Praktiken . . . 160 Tab. 6.6 Strukturelle Beschreibung des Gesprächs „Besser als die

Realität“ . . . 162 Tab. 6.7 Übersicht über die im Kleingruppengespräch „Besser als

die Realität“ dominierenden Praktiken . . . 189 Tab. 6.8 Strukturelle Beschreibung des Gesprächs

„Milchfreundschaft“ . . . 191 Tab. 6.9 Übersicht über die im Kleingruppengespräch

„Milchfreundschaft“ dominierenden Praktiken . . . 210 Tab. A.1 Übersicht über die in den vier Kleingruppengesprächen

über Literatur dominant verwendeten Praktiken . . . 265

XXV

Referenzen

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