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Schabbat Schalom, Alexander! Christlich-jüdische Begegnung in der Grundschule

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Academic year: 2022

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Inhalt

Didaktische Einführung . . . 6

Synagoge und Kirche . . . 10

M 1 Am Eingang zur Synagoge . . . 13

M 2 Juni lernt den Kantor der jüdischen Gemeinde kennen . . . 15

M 3 In der Synagoge: Die Tora . . . 17

M 4 Mose empfängt die Tora von G’tt . . . 19

M 5 Eine eigene Schriftrolle herstellen . . . 20

M 6 Vorbereitung auf das Gebet – Kippa und Tallit . . . 21

M 7 Eine Kippa basteln . . . 23

M 8 Der Toraschrein und die Torarollen . . . 24

M 9 Eine Synagoge . . . 26

M 10 Die Kirche . . . 27

M 11 Alexander lernt den Organisten kennen . . . 29

Was habe ich gelernt? . . . 30

Schabbat . . . 31

M 1 Mein Sonntag . . . 34

M 2 Ein Willkommen für die Königin . . . 36

M 3 Der Abend kommt – der Tag bricht an . . . 38

M 4 Ein Tag für G’tt und für einander . . . 41

M 5 Drei Sterne am Himmel . . . 43

M 6 Schabbat = Sonntag? . . . 45

M 7 Lehrererzählung zum Schabbat . . . 47

M 8 Entweder Ruhe oder Arbeit? . . . 49

M 9 Warum ein Wochentag, der anders ist? . . . 50

Was habe ich gelernt? . . . 51

M 10 Eine Küche mit zwei Kühlschränken? . . . 53

M 11 Alles koscher – oder nicht? . . . 55

Chanukka. . . 56

M 1 Ein Leuchter am Fenster . . . 59

M 2 Ein Theaterstück zu Chanukka . . . 61

M 3 Ein Dreidel zu Chanukka . . . 64

M 4 Der Stern von König David . . . 67

M 5 Advent bei Juni . . . 69

M 6 Ein Krippenkeks . . . 71

M 7 Sterne und Strümpfe . . . 73

M 8 Basteln zum Advent . . . 75

M 9 Basteln zu Chanukka . . . 76

M 10 Ein Vergleich . . . 77

M 11 Wann ist G’tt nah? . . . 78

Was habe ich gelernt? . . . 79

Code für Downloadmaterial . . . 80

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6 Didaktische Einführung

Didaktische Einführung

Liebe Lehrkräte,

Judentum und Christentum – das sind nicht nur zwei Religionen, sondern Menschen mit ihren Gedanken und dem, was sie tun; das sind Kinder, Jugendliche, Erwachsene. Um zwei Kinder mit ihren Sichtwei- sen und Handlungen geht es in diesem Einführungs- material zum Judentum. Es beansprucht nicht, alle möglichen Varianten der beiden Traditionen abzubil- den, sondern je eine hier in Deutschland, genauer in Saarbrücken, ganz genau in den jeweiligen Familien der beiden. Es sind die Varianten von Alexander und Juni. Diese lassen Raum für andere Sicht- und Hand- lungsweisen – von Malka oder Stefan.

Vielleicht besteht bei Ihnen vor Ort die konkrete Möglichkeit, eine Jüdin oder einen Juden in die Klas- se einzuladen, sodass die Schülerinnen und Schüler Erfahrungen im direkten Dialog machen. Das ist na- türlich eine hilfreiche Ergänzung; doch ot ist es nicht so einfach. Falls Kinder jüdischen Glaubens in der Schule sind, fällt es nur wenigen leicht, über ihre Re- ligion Auskunt zu geben. Die folgenden Arbeitsblät- ter bieten über die medial vermittelte Begegnung erste Hintergründe und den Blick auf einen beginnenden Dialog. Damit wird im Fortgang der Unterrichtsse- quenzen deutlich: Gemeinsam kann man lernen, aber auch diskutieren. Beide Kinder führen in ausgewählte hemen ihrer Religion ein und geben dabei Impulse für eigene tiefere Gedanken. Die Arbeitsmaterialien lassen jüdischen Kindern (und natürlich auch christ- lichen) Raum, eigene Erfahrungen beizusteuern, und können dabei geradezu ermutigen, noch über andere Traditionen als die von Alexander (oder die von Juni) zu berichten.

Das Material ist im Austausch mit den Familien der beiden Kinder und mit dem Kantor der jüdischen Ge- meinde Benjamin Chait entstanden. Bei unserer Aus- wahl und Gestaltung standen drei Grundentscheidun- gen im Vordergrund:

a) Es geht um Menschen in der Nachbarschaft Religion lebt durch Menschen in ihrer Individualität.

Alexander und Juni (sie heißen tatsächlich so) woh- nen in Saarbrücken und üben hier ihre Religion aus:

Alexander geht zum Beispiel regelmäßig zur Kinder-

gruppe der jüdischen Gemeinde; Juni singt im Kin- derchor der Kirche mit. Sie stehen nicht für »das« Ju- dentum und »das« Christentum, sondern berichten das, was sie selbst tun. Gerade in ihrer Individuali- tät laden sie Schülerinnen und Schüler ein, auch von ganz anderen Formen christlicher Religiosität und, wo die Möglichkeit besteht, auch von anderen jüdischen Glaubensformen zu berichten.

Seit den 90er Jahren sind nicht nur in den großen Metropolen, sondern auch in etwas kleineren Städten in Deutschland wieder jüdische Gemeinden zu inden.

Das heißt, beim hema »Judentum« muss man nicht an die Ferne denken und über Israel berichten, son- dern kann gerade für die Grundschule näherliegend mitteleuropäische Kontexte aufnehmen. So wird deut- lich, dass jede und jeder hier bei uns diesen Glaubens- formen und vor allem Menschen dieses Glaubens be- gegnen kann. Im Fall von Deutschland sind das kaum Männer mit Schläfenlocken und Frauen mit Perücken.

Die wenigsten benutzen hier Gebetsriemen und den- noch gibt es auch hier gelebtes Judentum, Menschen, die den Schabbat nach den hiesigen Möglichkeiten halten, zur Synagoge gehen und – wie Alexander – in die Kindergruppe der jüdischen Gemeinde.

b) Es geht um drei exemplarische Themen

hemen des Religionsunterrichts gewinnen dann Faszination, wenn Zeit zum Verweilen bleibt, sie in der Tiefe genauer anzugehen und zum Beispiel über grundsätzliche Fragen zu »theologisieren«. Dies gilt nicht nur für Impulse der eigenen, sondern auch die anderer religiöser Traditionen. Wir haben daher da- rauf verzichtet, alles, was man auf den ersten Blick mit dem Judentum verbinden kann, zusammenzustel- len, vielmehr haben wir drei zentrale, exemplarische hemen ausgewählt, die einen genaueren Blick erlau- ben und so Schülerinnen und Schülern Zeit geben, über eine rasche Kenntnisnahme hinaus bei jedem der drei hemenkapitel Brücken zur eigenen Tradition zu schlagen und sich mit ihren spirituellen und theolo- gischen Fragen genauer zu beschätigen.

Unser erstes hema lautet »Synagoge und Kirche«.

Die Synagoge hat sich nach der Zerstörung des Tem- pels zum zentralen Ort der Gemeinde entwickelt. Hier

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7 Didaktische Einführung indet sich die Torarolle kostbar geschmückt in einem

Schrein. Im Mittelpunkt stehen mit ihr die alten Worte, in denen sich die Erfahrungen des Volkes Israel mit G’tt spiegeln, aber auch die Frage nach eigenen Orten der Ruhe und Besinnung.

Die durchgehende Schreibweise G’tt ist eine be- wusste Verfremdung. Sie wird nicht von allen, aber von vielen Juden gebraucht und signalisiert, elementar gesprochen, dass G’tt kein Wort wie jedes andere ist.

Wer dieses Wort schreibt oder in den Mund nimmt, sollte verstehen, dass G’tt anders ist als Dinge, von denen wir sonst »mal so« sprechen und schreiben. Die Schreibweise in unserem christlich-unterrichtlichen Zusammenhang ist eine didaktisch bewusst angeleg- te Irritation, die auch sensibel gegenüber dem macht, was Juden wichtig ist. In der Aussprache kann das ganz normale »Gott« beibehalten werden.

Eine zentrale Bedeutung im jüdischen Leben hat der Schabbat, den wir als zweites hema zusammen mit der Sonntagsruhe angehen. Die mit ihm verbun- dene befreiende Krat eines Tages jenseits der Alltags- zwänge fasziniert bis in die säkularen Bereiche unse- rer modernen Gesellschat. Alexanders Formen, aber auch Junis familiäre Tradition mit Kinder gottesdienst sind heute weder unter Jüdinnen und Juden noch Christinnen und Christen selbstverständlich. Gleich- wohl werfen sie die Frage nach besonderen, vielleicht spirituellen Zeiten auf – in der ganzen Weite dieses Begrifs.

Chanukka ist schließlich als drittes hema eines von vielen Festen, das sich einerseits mit häuslichen Ritua- len verbindet, andererseits auf dramatischen Ereignis- sen fußt. Wie erfahre ich G’ttes Nähe insbesondere in Krisensituationen? Grundschüler gehen an solche Fragen ohne große Scheu heran, doch viele Erwach- sene bewegen diese Fragen, ohne dass in unserer Ge- sellschat dazu ein Diskurs und weiterer öfentlicher Austausch stattfände.

c) Es geht darum, sich von anderem auch in den eigenen, tieferen Fragen berühren zu lassen

Mit der hemenzusammenstellung dieser drei As- pekte ist schon benannt, dass diese Auswahl nicht nur um ihrer Kenntnis willen aufgenommen wurde, son- dern auch um eigene Gedanken und darüber hinaus auch Gespräche über grundlegende Fragen des Le- bens unter den Schülerinnen und Schülern zu initi- ieren. Religionsunterricht erschöpt sich (hofentlich) auch bei anderen Religionen nicht im Lernen von Be- grifen und der Fähigkeit, mit Beobachtungen umzu- gehen – so wichtig diese auch sind. Er fragt in viel-

fachen Varianten nach der eigenen Sicht der Kinder und hilt ihnen, in religiösen und weltanschaulichen Belangen eigene Sichtweisen im Gespräch zu erpro- ben und so mit der Zeit auszubilden.

Unser Konzept haben wir in einer Graik schematisch vereinfachend dargestellt und damit versucht, einige Grundentscheidungen deutlich zu machen (siehe S. 9).

Zur Ausgangssituation gehören zunächst die Schü- lerinnen und Schüler im Klassenraum sowie sicher auch die Lehrkrat, denen jüdische Glaubenspraxis als etwas Fremdes gegenübersteht. Wir haben dies mit durchgezogenen, schwarzen Linien deutlich gemacht.

Die Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler zu Kirche, Feiertag oder Advent gehören im Schema als

»Rahmen« durchgehend dazu. Der gesamte Prozess lebt von diesen Erfahrungen, von familiären Prägun- gen, vielleicht auch Prägungen aus ganz unterschied- lichen Herkuntsländern, und entsprechend vielfälti- ger religiöser Praxis. Erst mit ihrer Berücksichtigung entsteht ein Dialog.

Eine Einstiegshilfe in diese fremde Welt jüdischer Formen ist der Dialog zwischen Juni und Alexander.

Die beiden Kinder mit ihren gemeinsamen Besuchen und Gesprächen ermöglichen den Schülerinnen und Schülern eine personale Beziehung zur fremden Tra- dition, führen exemplarisch eine mögliche Begeg- nung vor. Wie Fremdes durch Personen »durchläs- sig« wird, kennzeichnet das gestrichelte, oberste Oval.

Alexander erzählt Geschichten, stellt Juni die Syn- agoge vor und führt Rituale aus, die Juni zurückfragen lassen. In den drei mittleren Ovalen haben wir einige Tätigkeiten aufgeführt, die sich noch ergänzen ließen.

Natürlich bleibt Fremdheit und damit eine Grenze zu den anders- religiösen Kindern im Klassenraum be- stehen. Doch auf drei Ebenen entsteht auch ein Kon- takt. Das ist zum einen das genaue Wahrnehmen des Fremden, zum Beispiel durch Beobachtungen und Zuhören (Hörbeispiele inden Sie im digitalen Zusatz- material, siehe S. 80) – im Schema als das Oval links unten dargestellt.

In den Aufgaben der Arbeitsblätter geht es jedoch auch darum, sich durch die andere Tradition zu eige- nen Gedanken anstoßen zu lassen, wie wir es oben unter c) beschrieben haben. Das, was dort mit eigenen Überlegungen zum fremden Impuls beginnt, kann als der sicherlich noch kleine Beginn eines Dialogs be- zeichnet werden (im Schema das Oval in der Mitte).

Das ist eine zweite Ebene des Kontakts.

Im Durchgang durch die Unterrichtseinheit kommt es so bei allen wahrgenommenen Unterschieden zu

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8 Didaktische Einführung

Brücken, die über Junis und Alexanders Erfahrungen auch für die Schülerinnen und Schüler zur Religion des Judentums entstehen. Das Judentum bleibt etwas Anderes und dennoch wird deutlich: Eine fremde Re- ligion, wie das Judentum, ist nicht nur etwas, um es von außen »anzustarren« und passendes Wissen »zu pauken«, sondern etwas, das mich zum Nachdenken bringen kann. Die dritte Erfahrung aus dem Kontakt besteht darin, Fremdheit und Nähe in ihrer engen Ver- bindung erlebt zu haben (dafür steht das Oval rechts).

Wenn dies gelingt, ist das Ziel der Einheit erreicht: re- ligiöse Phänomene wahrnehmen zu lernen mit dem damit verbundenen Wissen, durch Impulse grund- sätzliche Fragen weiter zu bedenken und als Drittes bleibende Fremdheit und die Chance von Brücken in der Verknüpfung von Nähe und Distanz zu sehen und zu akzeptieren.

Zur Praxis und zum Vergleich

Unsere drei exemplarischen Sequenzen können so- wohl unmittelbar hintereinander als auch je für sich und verbunden mit den entsprechenden christlichen hemen im Religionsunterricht aufgenommen wer- den. Das ist zum Beispiel über die äußeren Phäno- mene möglich: So verbinden wir (bei allen bleiben- den Unterschieden!) Chanukka mit Klärungen zur Adventszeit, den Schabbat mit Fragen zum Sonntag und das Kapitel zur Synagoge mit der Kirche. Wie das Schema deutlich macht, bedeutet dies keine leicht- fertige Gleichsetzung, sondern soll im Gegenteil das Bewusstsein dafür schärfen, dass es bei einzelnen ver- gleichbaren Elementen auch erhebliche Unterschiede gibt. Entsprechend kann eine Verbindung zu christ- lichen hemen auch über inhaltliche Fragen erfolgen:

Die Geschichten um Chanukka laden ein, danach zu fragen, wie G’tt auf der Erde handelt und Menschen hilt. Die Schreibweise »G’tt« schärt das Bewusstsein dafür, dass das Wort »Gott« nicht wie jedes andere ist.

Bei der Sequenz zum Schabbat mit der Frage nach den Zeiten, in denen wir Ruhe inden und neu über

uns, das Leben und vielleicht G’tt nachdenken, liegt es nahe, auch der Frage nach dem traditionellen Sonn- tag nachzugehen.

Verbunden mit letzterem ist schließlich anzusprechen, dass für die Kinder in der Klasse auch Junis Hand- lungen im Christentum fremd sein können. Dies ist durchaus kein Nachteil, sondern kann die Beschäti- gung mit den beiden Kindern noch stärken.

In jedem Fall kann auch immer wieder aufgefor- dert werden, selbst zu forschen, eigene Traditionen im Umfeld wahrzunehmen und auch Diferenzen zu Juni zu benennen.

Alle drei hemen beginnen mit einer dreiseitigen Ein- führung für die Lehrkrat, die Arbeitsblätter stellen mit ihrer Abfolge von 12–13 Blättern eine mögliche thematische Stundenfolge dar, sie können natürlich auch ofen als »Steinbruch« benutzt werden. Zu den Arbeitsblättern gibt es kleine Diafolgen mit den Bil- dern, die den Kindern zum Beispiel mit einem Bea- mer hintereinander gezeigt werden können, sie lassen sich im digitalen Zusatzmaterial abrufen und her- unterladen (siehe S. 80). Dort inden sich auch zwei kleine Tonbeispiele. Kantor Benjamin Chait aus den Arbeitsblättern hat für uns das Schema Jisrael und He- venu Schalom Alechem gesungen. (Im Text für die Lehrkräte steht beim Schema Jisrael/Höre Israel das hochgestellte e für ein kurzes, fast verschluckte e. Im Material entfällt dies zur Vereinfachung.)

Auf ein Darstellungsblatt folgt in der Regel ein Aufgabenblatt, sodass die Möglichkeit bleibt, letzte- res auch ganz anders zu gestalten. Mit der Zahl der

✱✱ zeigen wir den Schwierigkeitsgrad an – aufstei- gend von ✱ bis ✱✱✱.

Im Sommer 2016

Karlo Meyer, Monika Tautz, Christian Neddens und Mo Yanik

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9 Didaktische Einführung

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10 Synagoge und Kirche

Synagoge und Kirche

Einleitung für die Lehrkräfte Synagoge

Der griechische Begrif Synagoge ist eine Übersetzung des hebräischen Wortes bet ha-knesset, Haus der Zu- sammenkunt. Wie der Name sagt, ist die Synagoge weit mehr als ein Gebetshaus. Sie ist ein Gemeinde- zentrum mit vielen Funktionen und Räumen: einem Raum für den G’ttesdienst, Lern räumen, Büros, Küche, Jugendzentrum, Bücherei oder zum Teil auch einem rituellen Tauchbad, einer Mikwe.

Das Zentrum des Synagogeng’ttesdienstes ist stets die Tora. Die zentrale Bedeutung der Tora für Jüdin- nen und Juden spiegelt sich in der Raumgestaltung der Synagoge wider. Der Toraschrein ist gut sichtbar an der Ostwand des Raumes (in Richtung Jeru salem), in der Regel gegenüber dem Eingang angebracht.

Sein hebräischer Name Aron ha-Kodesch bedeutet wörtlich übersetzt heilige Lade. Er erinnert an die Bundeslade, in der die beiden Tafeln des Dekalogs aubewahrt wurden, die Mose am Berg Sinai emp- fangen hat. Der To raschrein ist von einem Vorhang bedeckt, der an das Zelt für die Bundes lade und spä- ter den salomonischen Tempel erinnert, in denen das Allerheiligste ebenfalls durch einen Vorhang ver- deckt war.

Auf einem erhöhten Be reich steht ein großer Tisch, auf dem die Torarolle für die Le sung ausgelegt wird.

Dieser Bereich mit dem Tisch heißt Bima.

Viele Synagogen haben eine Empore, die für das Gebet der Frauen vorgesehen ist. In Gemeinden des Reformju dentums sitzen Männer und Frauen zusam- men. Hier können Frauen auch das Amt der Rabbi- nerin oder der Kantorin (Chasan) einnehmen. Für einen jüdischen G’ttesdienst ist keine Amtsperson oder Ähnliches nötig. Zehn Personen (genannt Min- jan, traditionell: Männer, die mindestens 13 Jahre alt sind) halten einen vollgültigen G’ttesdienst und brau- chen weder Rabbi noch Kantor. Dennoch haben sich mit der Zeit Funktionen herausgebildet. Der Rabbiner hat dabei zunächst nicht mehr als jedes andere Ge- meindemitglied mit dem G’ttesdienst zu tun. Er ist für Fragen des jüdischen Rechts (Halacha) und für Beratungsgespräche zuständig. Der Kantor hat vor allem die Aufgabe, durch seinen Gesang den G’ttes- dienst noch schöner zu machen. Dazu gehört das

Anstimmen von Liedern, aber auch der rezitative Ge- sang beim Vortrag aus der Tora und gesungene Ge- bete. Heutzutage vermischen sich die Funktionen ot.

Darüber hinaus erfüllen Rabbiner wie Kantoren wei- tere Aufgaben wie Trauungen, Bar oder Bat Mizwa, Beerdi gungen.

Die Tora hat die fünf Bücher Mose zum Inhalt. Sie sind auf Hebräisch handschritlich auf Pergament ge- schrieben. Pergament wird schon seit tausenden von Jahren für Schritrollen verwandt. Es ist gekalkte und weiterverarbeitete Tierhaut. Das Verfertigen solch

einer Rolle dauert ungefähr ein Jahr. Daher sind die Rollen auch sehr teuer. Mit der Tora gehen Jüdinnen und Juden vorsichtig und ehrfürchtig um. Bei der Pro- zession der Tora durch die Synagoge stehen alle auf.

Traditionell werden Teillin, also Gebetsriemen, beim täglichen häuslichen Gebet angelegt. Sie werden um den Kopf und den linken Arm gebunden. Sie sind in Deutschland allerdings kaum noch in Gebrauch.

Im G’ttesdienst zum Schabbat inden sie keine Ver- wendung.

Ebenfalls eher selten im Hausgebrauch ist die Me- susa, eine Kapsel, die unter anderem am Rahmen der Wohnungstür angebracht wird. Regelmäßig kann man sie jedoch am Eingang eines Gebetsraums inden. In ihr beinden sich zwei Texte aus dem fünten Buch Mose, dem Buch Deuteronomium – unter anderem die Worte Schema Jisrael … (Höre Israel, der HERR/

haSchem ist dein G’tt …). Sie werden handschritlich sehr klein von einem Toraschrei ber mit einem Gänse- kiel und nicht verblassender Tinte geschrieben. Ge- druckte Texte sind nicht zulässig. Auf der Rückseite des zusammengeroll ten Pergamentstreifens steht das Wort Schad daj. Es hat zwei Bedeutungen – zunächst ist es eine Bezeichnung G’ttes. Die drei hebräischen Buchstaben Schin, Dalet und Jod können aber auch als Anfangsbuchstaben der Worte »Schomer daltot Jis rael« gelesen werden. Das heißt: »Er (G’tt) beschüt- ze die Türen Israels«.

Während des Betens wird ein aus Wolle oder Baumwolle und Seide gewebter Gebetsschal getra- gen: der Tallit. An seinen Rändern sind verknotete Fäden, die Zizit, befestigt, die an die Einhaltung der Gebote G’ttes erinnern sollen. Das Tragen der Kippa bekundet den Respekt vor G’tt.

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13 Synagoge und Kirche

Meyer/Neddens/Tautz/Yanik © 2016 Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen

M 1 Am Eingang zur Synagoge

Alexander und Juni sind zehn Jahre alt und gehen in dieselbe Schule. Auf dem Heim- weg kommen beide an einer Kirche vorbei.

Juni: »Das ist meine Kirche. Und in welche Kirche gehst du, Alexander?«

Alexander: »Ich gehe nicht in eine Kirche, denn ich bin Jude. Wir Juden gehen in die Synagoge. Die Synagoge ist unser G’tteshaus.«

Das Wort Synagoge ist für Juni neu. Sie fragt sich, wie eine Synagoge aussieht.

Alexander: »Wenn du willst, können wir in unsere Synagoge gehen. Ich zeige sie dir gerne.«

Juni: »Oh ja, und ich zeige dir dann unse- re Kirche.«

So machen sie es. Zuerst geht es in die Synagoge: An der Türschwelle bleibt Alex- ander stehen. Er zeigt auf einen Gegen-

stand an der Seite. Mit zwei Fingern be- rührt Alexander ihn und küsst dann seine Finger. Juni schaut verwundert. Alexander merkt das und erklärt Juni, wieso er das gemacht hat.

Alexander: »Das ist eine Mesusa, die im- mer am Türrahmen angebracht wird. Es ist ein Metallröhrchen mit einem Zettel, darauf steht: Höre Israel. Auf Hebräisch sagt man: Schma Jisrael. Dann steht da

weiter: Du sollst G’tt lieben mit deinem ganzen Herzen. Die Mesusa soll uns an G’tt erinnern: Wir sollen uns nicht nur mit dem Kopf erinnern, sondern auch mit dem Herzen.«

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14 Synagoge und Kirche

Meyer/Neddens/Tautz/Yanik © 2016 Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen

✱  Aufgabe 1) Schreibe alle Wörter, die du noch nicht kennst, in dein Heft.

✱  Aufgabe 2) Unterstreiche die richtigen Antworten im Text.

a) Wieso geht Alexander nicht in eine Kirche? Unterstreiche die Antwort blau.

b) Was ist eine Mesusa und wo ist sie angebracht? Unterstreiche die Antwort gelb.

c) Christen gehen in die Kirche. Wohin gehen Juden? Unterstreiche die Antwort grün.

d) Woran soll eine Mesusa Juden erinnern? Unterstreiche die Antwort orange.

e) Was steht auf dem Zettel in der Mesusa? Unterstreiche die Antwort schwarz.

✱✱  Aufgabe 3) Kreuze nur die richtigen Aussagen an!

☐ Juden glauben, dass es viele Götter gibt, nicht einen einzigen.

☐ Den Text in dem Metallröhrchen nennt man Schma Jisrael (»Höre Israel«).

☐ Viele Juden gehen mit Gegenständen, die mit G’tt zu tun haben, unvorsichtig um.

☐ Die Mesusa wird immer am Türrahmen angebracht.

✱✱  Aufgabe 4) Die Mesusa erinnert Alexander an G’tt.

a) Gibt es Gegenstände, die dich an etwas Wichtiges erinnern?

b) Gibt es Gegenstände, die dich an G’tt erinnern?

✱✱✱  Aufgabe 5) Das o bei G’tt fehlt, ob- wohl es ganz normal gesprochen wird.

Ein weggelassener Buchstabe wirkt ge- heimnisvoll. Viele Juden schreiben es so. Sie zeigen auf diese Weise: Ich muss überlegen, was das bedeutet. Manche sagen: Es ist wichtig, über G’tt mit dem Kopf und mit dem Herzen nachzuden- ken. Wie erklärst du mit deinen Worten das weggelassene o? Schreibe es in dein Heft und ergänze deine Ideen.

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15 Synagoge und Kirche

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M 2 Juni lernt den Kantor der jüdischen Gemeinde kennen

Juni und Alexander be- treten den Synagogen- raum. Beide gehen zwi- schen den Bankreihen nach vorn. Dort geht es ei- nige Stufen hinauf. Sie sehen einen Tisch und dahinter eine Art großen Schrank mit einem Vorhang. Dort treffen sie den Kan- tor der Gemeinde.

Kantor: »Ich heiße Benjamin. In unserem G’ttesdienst wird viel gesungen. Ich sin- ge vor und die Gemeinde singt mit mir.«

Benjamin legt für Alexander und Juni sei- nen Mantel und den Gebetsschal, den Tallit, an. Außerdem trägt er einen beson- deren Hut, mit dem man ihn als Kantor erkennt.

Benjamin: »Wir singen, wenn wir aus der heiligen Schrift vorlesen. Wir singen unsere Gebete. Ich stimme das Gebet an und die Gemeinde singt mit.«

Dann singt der Kantor ein hebräisches Lied, es heißt »Hevenu Schalom ale- chem«. Schalom ist das hebräische Wort für »Frieden«. Übersetzt heißt das Lied

»Wir wünschen euch allen Frieden«.

Volkslied aus Israel

sha - lom al - e - chem, He - ve - nu sha - lom al - He - ve - nu sha - lom al - e - chem, He - ve - nu

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e - chem, He - ve - nu sha - lom, sha - lom, sha - lom al-e-chem.

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44 𝅗𝅥 𝅘𝅥𝅼 𝅘𝅥𝅮 𝅘𝅥𝅼

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31 Schabbat

Schabbat

Einleitung für die Lehrkräfte Schabbat

Der Schabbat, der am Freitagabend mit Sonnenunter- gang beginnt, ist mehr als ein Ruhetag in der Wo- che. Er ist die Vergegenwärtigung der Heilsgeschich- te G’ttes mit seinem Volk. Nicht nur die Vollendung der Schöpfung steht in seinem Zentrum. Auch die Be- freiung aus der Knechtschat, die Gabe der Tora und die Erwählung Israels zu G’ttes eigenem Volk wird erinnert. Vor allem aber ist dieser Tag ausgerichtet auf den kommenden Schabbat der Erlösung. Er ist ein Vorgeschmack der zuküntigen Welt G’ttes. »Der Sabbat ist das Fest der Schöpfung, aber einer Schöp- fung, die um der Erlösung willen geschah.«1

Das Festhalten am Schabbat ist sicherlich eines der wichtigsten Kennzeichen jüdischer Identität durch die Jahrhunderte hindurch. Mehr als die Juden den Schabbat gehalten hätten, so ein bekanntes Wort des Schritstellers Ahad Ha’am, »hat der Schabbat die Ju- den gehalten«: Die Menschen erlebten in schweren Situationen, wie der Schabbat sie trug und innerlich stützte.

Im Abendg’ttesdienst am Freitag wird der Schab- bat als »königliche Braut Israels« empfangen. Nach rabbinischer Vorstellung sind Israel und Schabbat am Sinai durch die Verkündigung der Tora miteinander vermählt worden und diese Vermählung wird allwö- chentlich gefeiert. Die Freude der Brautleute anein- ander und die gegenseitige Verplichtung und Treue stehen im Zentrum der Feier.

Mit seinen traditionell drei G’ttesdiensten ist der Schabbat ein Festtag der Gemeinde. Er ist aber zu- gleich auch ein Festtag der Familie. Wesentliche Ritu- ale inden im häuslichen Bereich statt, beginnend mit dem Kerzenanzünden durch die Frau des Hauses und endend mit dem Kerzenverlöschen durch den Mann des Hauses. Das Verhältnis von Mann und Frau, die gemeinsam verbrachte Zeit von Eltern und Kindern in der Familie nimmt großen Raum ein.

Der Schabbat wird gern als »Insel« oder auch als

»Palast in unserer Zeit« beschrieben. Es ist ein Tag der Stille im Lärm, der Ruhe im Gegenüber zum Sog ökonomischer Zwänge, der Freude im Kontrast zu den Sorgen des Alltags. Arbeit und Betriebsamkeit der Woche werden unwesentlich gegenüber der Erinne-

rung der Schöpfungsgabe und G’ttesgemeinschat. So bleibt in vielen jüdischen Familien am Schabbat das Auto in der Garage. Das Telefon klingelt nicht. Com- puter, Handy und Fernseher sind ausgeschaltet. Der Fokus richtet sich nach innen – auf Familie und Freun- de, auf die eigene Identität, auf das Verhältnis zu G’tt.

Natürlich wird der Schabbat in den religiösen Strö- mungen des heutigen Judentums sehr unterschied- lich gefeiert. Die genaue Beachtung der traditionellen Schabbatgebote spielt im orthodoxen Judentum eine ganz andere Rolle als etwa im konservativen oder Re- formjudentum. Wir haben versucht, dieser Diferen- zierung im Unterrichtsmaterial gerecht zu werden und nicht eine besonders exotische Schabbatpraxis, son- dern die tatsächliche Lebenswirklichkeit von Juden in Deutschland in den Blick zu nehmen.

Sonntag

Im Erleben heutiger Kinder in Deutschland hat der Sonntag nur vereinzelt eine religiöse Bedeutung. Eher ist er von Familienzeit und von sportlichen Veranstal- tungen geprägt. Seitdem sich die wöchentliche Schul- zeit immer stärker in den Nachmittag hinein ausdehnt, hat sich der Sonntag zum beliebten Termin für Kin- dergeburtstage und Verabredungen unter Freunden entwickelt. Hausaufgaben werden ot noch am Sonn- tagabend erledigt. Die Eltern schlafen aus, manchmal werden Auslüge unternommen. Ot wird der Tag auch am Fernseher oder Computer verbracht. In vieler- lei Hinsicht ist ein derart gefüllter Tag deutlich vom Schabbat unterschieden. Fast gleicht der Schabbat, wo er gefeiert wird, in seiner Ritualisierung und religiö- sen wie zwischenmenschlichen Intensität eher einem wöchentlichen Heiligen Abend als dem weitgehend profanierten Sonntag. Das heißt: Die Schwierigkeit im Vergleich von Schabbat und Sonntag besteht da- rin, weder ein säkulares Zerrbild christlicher Sonn- tagspraxis wiederzugeben noch die tatsächliche Le- benswirklichkeit der Kinder zu ignorieren. Mit dem Kennenlernen des Schabbat wird es im Unterricht für die nicht-jüdischen Kinder auch darum gehen, den Wert eines besonderen, geprägten Ruhetages in der Woche neu zu entdecken.

heologisch bestehen zwischen Schabbat und tra- ditioneller Sonntagsheiligung große Ähnlichkeiten.

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34 Schabbat

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M 1 Mein Sonntag

Juni: »Der schönste Tag in der Woche ist für mich der Sonntag. Oder vielleicht auch der Samstag. Denn dann weiß ich, dass der Sonntag noch kommt. Am meisten mag ich, wenn am Sonntag die ganze Familie beisammen ist und alle Zeit haben – meine Eltern, meine Brü- der und ich. Der Tag beginnt mit einem gemütlichen Frühstück. In der Woche frühstücken wir immer ein 10-Minuten- Müsli. Aber am Sonntag lassen wir uns richtig viel Zeit.«

Alexander: »Das finde ich gut! Wir haben in der Woche auch nie Zeit zum gemütlichen Früh- stück.«

Juni: »Ein schöner Sonn- tag beginnt dann so: Vor dem Essen singen wir ein Lied, das sich jemand wünschen darf. Meistens geht es nach dem Früh- stück zum Kinderg’ttes- dienst. Dort treffe ich oft meine Freundinnen Lenke und Maja. Dann

macht der Kinderg’ttesdienst besonders viel Spaß. Im Kinderg’ttesdienst hören wir eine Geschichte aus der Bibel, wir singen, spielen oder basteln. Mein klei- ner Bruder macht dabei manchmal Quatsch, weil er noch nicht so viel ver- steht.«

Alexander: »Und das geht dann den gan- zen Tag so? Von morgens bis abends?«

Juni: »Nein. Sonntagnachmittags sind wir oft draußen unterwegs. Manchmal treffen wir uns mit anderen Familien.

Beim Wandern haben wir Zeit, uns et- was zu erzählen oder zu träumen. Oder ich spiele mit meinen Brüdern. Abends spielen wir manchmal noch ein Spiel oder schauen einen Film. Was ich nicht gern mag, ist am Sonntagabend ins Bett zu gehen – denn dann beginnt ja wie- der die neue Woche. Wenn Mama oder

Papa abends an unserem Bett noch ein Lied mit uns singen, dann fällt der Über- gang aber nicht so schwer. Dann be- gleitet uns der Klang des Sonntags in den Schlaf.«

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35 Schabbat

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✱  Aufgabe 1) Unterstreiche die richtigen Antworten im Text.

a) Welcher Wochentag ist der schönste für Juni? Unterstreiche die Antwort blau.

b) Womit beginnt der Sonntag in Junis Familie? Unterstreiche die Antwort gelb.

c) Was macht Juni im Kinderg’ttesdienst? Unterstreiche die Antwort grün.

✱  Aufgabe 2) Schreibe auf, wie du deinen Sonntag verbringst. Was machst du zu den verschiedenen Tageszeiten?

So verbringe ich meinen Sonntag …

morgens vormittags mittags nachmittags abends

✱✱  Aufgabe 3)

a) Beschreibe einen Sonntag, der dir gut gefällt.

b) Was möchtest du am Sonntag gar nicht erleben? Mach dir hier Notizen und schrei- be deine Überlegungen dann in dein Heft.

✱✱  Aufgabe 4) Diskutiert in der Klasse die Frage: »Wozu ist der Sonntag eigentlich da?«

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40 Schabbat

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✱✱  Aufgabe 1) Wie beginnt der Schabbat am Freitagabend? Mach dir hier Notizen und schreibe den Ablauf des Schabbat-Beginns dann in dein Heft:

✱✱  Aufgabe 2) Kreuze an, welche Gegenstände zu Beginn des Schabbats eine be- sondere Rolle spielen! Ein Tipp: Schau dir auch die Bilder an.

☐ Obstkuchen ☐ drei rote Autos ☐ besticktes Tuch

☐ zwei Zopfbrote ☐ zwei Kerzenleuchter ☐ Becher mit Wein oder Traubensaft

Salz ☐ frische Zitronen ☐ ein Schrank

✱✱  Aufgabe 3) Stelle einzelne Handlungen der Familie mit Standbildern dar.

(Ein Tipp: Schaue dir auch dazu die Bilder an!)

✱✱  Aufgabe 4) Wähle zwei Gegenstände aus und erkläre ihre Rolle zu Beginn des Schabbats.

Gegenstand 1:

Seine Rolle am Beginn des Schabbats:

Gegenstand 2:

Seine Rolle am Beginn des Schabbats:

✱✱  Aufgabe 4) Erkläre: Warum haben Christen nicht auch am Samstag ihren wö- chentlichen Feiertag? Schreibe die Antwort in dein Heft.

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56 Chanukka

Chanukka

Einleitung für die Lehrkräfte

Chanukka und Advent sind zwei religiöse Feste im Dezember, in denen das Licht eine besondere Rolle spielt. Doch neben dieser äußeren Ähnlichkeit gibt es auch viele Unterschiede.

Chanukka

Das Wort Chanukka heißt schlicht Weihung oder Einweihung und bezieht sich auf die Wiedereinwei- hung des Tempels im Jahr 165 v. Chr. König Antio- chus IV, Machthaber des Seleukidenreichs, war durch griechische (hellenistische) religiöse Traditionen ge- prägt. Daher stützte er auch die damit verbundenen Glaubensvorstellungen im Gebiet Israels. Teil der Politik war es, genehme Hohepriester für den jüdi- schen Tempel in Jerusalem auszuwählen. Der Kultur- konlikt war vorprogrammiert. Als auch der religiöse Kult hellenistischen Vorstellungen angepasst wurde, begann eine Revolte. Ob es sich eher um einen Bür- gerkrieg unterschiedlicher Kräte im Gebiet Judas oder vor allem um einen Kampf gegen den äußeren Feind handelte, ist nachträglich schwer auszumachen.

Auf jeden Fall bildete sich spätestens mit der Um- formung des Tempels zu einem hellenistischen Hei- ligtum eine Art Guerillagruppe unter Führung des Priesters Mattathias (im Text in Kurzform: Matthias).

Nach seinem Tod setzten seine Söhne, die Makkabäer, seine Bemühungen fort und konnten überraschen- derweise gegen die überlegenen Truppen siegen. Der Tempel in Jerusalem wurde zurückerobert und im Jahr 165 v. Chr. wieder eingeweiht. Dargestellt wer- den diese Ereignisse ausführlich in den Makkabäer- büchern, die Teil der katholischen Bibel sind und bei den evangelischen Kirchen zu den (lesenswerten) Apokryphen gehören.

Die Traditionen um Chanukka machen sich nun an einem kleinen Detail vor allem jüngerer Erzählungen fest. In den Makkabäerbüchern wird vom achttägigen Tempel- oder Altarweihfest berichtet (1. Makk. Kapi- tel 4, Verse 36–59 und 2. Makk. Kapitel 10, Verse 5–8).

Deutlich jüngere Quellen im Babylonischen Talmud (Schabbat 21b) verbinden dies noch mit einer ande- ren Begebenheit: Zunächst sei kein geweihtes Öl mehr für die Tempelzeremonien zu inden gewesen. Doch zur Herstellung geweihten Öls bedurte es eines acht-

tägigen Prozesses. Daher schien während dieser Zeit kein Tempelritual möglich. Glücklicherweise fand sich dann doch noch etwas Weiheöl; die Menge war aber viel zu gering. Das Wunder bestand nun darin, dass das wenige Öl so lange brannte, bis die mehrtägige Herstellungszeit vollendet war und nach acht Tagen wieder neues Weiheöl zur Verfügung stand.

An diese acht Tage wundersamen Brennens erin- nern die acht Kerzen des Chanukkaleuchters. Er ist zu unterscheiden von dem siebenarmigen Leuchter, der Menora heißt. Die Menora diente als religiöses Gerät ausschließlich dem Gebrauch im Tempel. Dieser ist jedoch seit fast zweitausend Jahren zerstört. Ortho- doxe Juden zünden daher bewusst keine Kerzen auf der Menora an, da dies nur für diesen vergangenen Ort und seinen Kult angemessen ist. Demgegenüber wird der acht- bzw. (mit »Diener« als Anzündhilfe) neunarmige Chanukkaleuchter jedes Jahr mit Ker- zen besteckt und brennt in Erinnerung an den Sieg der Makkabäer, die Wiedereinweihung des Tempels und das Ölwunder. G’ttes Nähe wird so in ihrer viel- fältigen Weise erinnert, wie sie auch in anderen Ge- schichten der Tora berichtet wird.

Traditionell gibt es Backwerk mit Öl zu essen. Der Ursprung des Dreidelspiels (M3) ist nicht ganz sicher.

In jedem Fall betont die Bedeutung der Buchstaben auf dem Kreisel, dass das Siegesglück und die regel- gerechte Wiedereinweihung als ein großes Wunder gefeiert werden, das erst durch G’tt möglich wurde.

נ 

(N),

ג

(G),

ה

(H),

ש

(Sch) bedeuten: »Ein großes Wunder geschah dort«.

Advent

Advent heißt lateinisch »Ankunt«. Es geht um die fro- he Erwartung, die sich einerseits auf die Geburt Jesu, aber auch auf seine Wiederkunt am Jüngsten Tag be- zieht. Es war ursprünglich, ähnlich wie die Passions- zeit vor Ostern, eine Zeit des Fastens und der inneren Vorbereitung auf den kommenden Christus. Entwi- ckelt hat sich eher eine Ess- und Vergnügungszeit als vorverlegte Weihnachtsparty. An den ursprünglichen Gedanken erinnern noch die Altarbehänge (evange- lische Kirche) bzw. das liturgische Gewand des Pries- ters (katholische Kirche), die wie in der Passionszeit in Violett gestaltet sind. Ein Kernthema der Advents-

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57 Chanukka und Weihnachtszeit ist, dass Gottes Ankunt ganz an-

ders aussehen kann als erwartet und noch heute quer zu unseren Vorstellungen von G’tt steht. G’tt kommt als Baby in die Welt.

Die Wochen des Advents wurden zunächst sehr unterschiedlich gezählt, zwischenzeitlich gab es auch drei oder sieben Adventssonntage. Im sechsten und siebten Jahrhundert setzten sich jedoch vier durch.

Die Idee des Adventskranzes stammt bekannter- maßen in einer Vorform aus dem Rauhen Haus in Hamburg, in dem Johann Wichern (1808–1881) wirk- te. Das heißt, sie ist relativ jung. Manche meinen, dass die Idee dazu vom Chanukkaleuchter beeinlusst wur- de, der deutlich älter ist. Im Jahr 1839 hatte der erste Adventskranz (wie der Chanukkaleuchter) noch für jeden Tag eine Kerze.

Beide Feste haben theologisch Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Zunächst zu Letzteren: Während sich die Erinnerungen um Chanukka auch mit der Hilfe G’ttes in militärischen und in kultischen Belan- gen in einer Situation der Bedrohung des Glaubens verbinden, geht es beim Advent um die sehr speziisch christliche Vorstellung, dass G’tt in Christus Mensch wird, als menschliches Baby geboren wurde und eines Tages wiederkommt. Der Advent hat dabei eine hin- weisende Funktion, Weihnachten ist der Höhepunkt.

Gemeinsam ist beiden Festen die spirituelle Ausrich- tung, die zum Beispiel im Lesen der Tora oder christ- licherseits in Adventsliedern deutlich wird und damit verbunden die Essenz der jeweiligen Geschichten, dass G’tt nah bei den Menschen ist, die seine Hilfe brau- chen. Die Frage der Nähe stellen wir auch in der Ge- schichte von Chanukka gegenüber kultischen Detail- fragen in den Vordergrund.

Die Unterrichtseinheit

Einerseits spricht einiges dafür, diese Unterrichts- sequenz im Dezember zu unterrichten. Da dieser Monat jedoch andererseits sehr stark von christ- lichen Unterrichtszusammenhängen besetzt ist, ist es durchaus eine Überlegung wert, zur Stärkung der Frage nach dem Judentum eine andere Jahreszeit zu wählen. Einstiege sind vielfältig denkbar: Stärker an Gegenständen orientiert kann das Ertasten eines ver- hüllten Chanukkaleuchters das erste Interesse auslö- sen. Personenorientiert kann aber auch mit der Begeg- nung von Juni und Alexander begonnen werden (M1).

In den Materialien wird ein gewisses Vorwissen vorausgesetzt. Dazu gehören Aspekte der vorange- henden Kapitel wie Tora, Gebetstuch, Heilige Schrit und generell Judentum, allgemeiner werden Begrife

wie Tempel oder König David als Krieger hier ohne weitere Erklärungen aufgenommen.

Bei der Geschichte der Wiedereinweihung des Tem- pels setzen wir mit einem kleinen heaterstück an, das Alexander in den Räume der Synagoge auführt (M2).

Hier ist zu beachten, dass eine ganze Reihe schwieri- ger Worte vorkommen, die besprochen werden müs- sen. Die Geschichte kann zunächst von der Lehrkrat erzählt werden, um die Besonderheiten danach auf- zugreifen. Es beginnt bei dem Eigennamen »Mak- kabäus«. Doch auch die Worte »Einweihung« oder

»Wiedereinweihung«, eventuell auch »Tempel« müs- sen geklärt werden. Die »Erfahrung der Nähe G’ttes«

dient in der Geschichte als Hilfe, um den Zustand der

»Weihe« zu verstehen. Was alles mit der kultischen Reinheit eines Tempels verbunden war, wird hier na- türlich nicht ausgeführt. Stattdessen werden ofene Formulierungen und Vorstellungen aufgenommen:

Sicherlich verbinden sich die Vorstellung eines ge- schlachteten Schweins im Tempel oder die Formu- lierungen »alles ins Reine bringen«, »Unordnung«

und »Ordnung« heute mit etwas anderen Assoziatio- nen, sie geben jedoch eine erste Hilfestellung, die Si- tuation damals zu verstehen. In der Geschichte spielt G’tt keine unmittelbare Rolle. Es sollte jedoch für das theologische Verständnis mit den Schülerinnen und Schülern diskutiert werden, wie er gewissermaßen im Hintergrund in dieser Begebenheit gewirkt haben könnte (M2, Aufgaben 4 und 5).

Dreidel und Ölgebäck gehören zu den typischen Traditionen um Chanukka. In religionspädagogischen Arbeitsstellen lassen sich Dreidel ausleihen; auch über das Internet sind sie günstig zu beziehen. Das Selbst- basteln, wie auf dem Arbeitsbogen (M3) vorgeschla- gen, bedarf einiger Hilfestellungen, da Kinderkleber zum schnellen Kleben eines Würfels nicht immer ge- eignet sind und dies zu Frustrationen führen kann.

Wer die Zeit aubringen will, kann die Kinder schnei- den lassen und die Würfel mit Sekundenkleber selbst zusammenfügen. Mit einem Schaschlikspieß durch die Mittellöcher wird der Dreidel vollendet. Rezepte für Ölgebäck lassen sich leicht im Internet inden. Wir haben die Gelegenheit genutzt, an dieser Stelle auch auf das Symbol des »Davidsterns« aufmerksam zu ma- chen (M4). Im Hebräischen wird dafür der Ausdruck

»Magén Dawid« benutzt, der den Schild Davids be- zeichnet. Die Idee, diesen Stern oder Schild zu tanzen, stammt von Siegfried Macht. Falls Jungen sich in der vierten Klasse nicht mehr gern an den Händen fassen, können sie ein gerolltes Blatt Papier nehmen, durch das die Verbindung entsteht.

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59 Chanukka

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M 1 Ein Leuchter am Fenster

Juni ist zu Besuch bei Alex- ander. Nach dem Spielen gehen sie ins Wohnzim- mer und Juni zeigt auf die Fensterbank.

Juni: »Ihr habt einen schönen Advents- leuchter.«

Alexander: »Wie kommst du denn auf Ad- vent?«

Juni: »Ich komme auf Advent, weil wir gerade Dezember haben. Der Kerzen- leuchter sieht so festlich aus.«

Alexander: »Stimmt, der soll auch fest- lich aussehen. Wir feiern jetzt nämlich Chanukka .«

Juni hat das Wort Chanukka noch nie ge- hört und Alexander erzählt ihr von die- sem Fest.

Alexander: »Als Juden feiern wir ganz unterschiedliche Feste, genauso wie Christen und Muslime auch. Chanukka ist ein Fest, das immer im Dezember

gefeiert wird. Zum Chanukka-Fest ge- hört dieser Kerzenleuchter. Er hat acht Arme für acht Kerzen.«

Juni zählt nach und merkt, dass es neun Kerzen sind. Sie guckt Alexander fragend an.

Alexander: »Stimmt schon: neun. Die eine Kerze habe ich nicht mitgezählt. Die dient als Hilfe zum Anzünden. Es sind also acht Kerzen plus eine Hilfskerze.

Chanukka dauert acht Tage. Am ersten Tag wird nur die erste Kerze angezün- det, am zweiten dazu noch die zweite und so weiter. Zu jedem Anzünden ge- hört ein kleines Gebet.«

Juni: »So ähnlich wie bei uns Christen und dem Adventskranz.«

Alexander: »Genau! Und wie bei euch Christen im Advent gibt es auch lecke- re Süßigkeiten. Zum Beispiel Kekse. Bei uns gibt es oft auch Krapfen.«

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62 Chanukka

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Matthias wurde getötet, aber sein Sohn Judas Makkabäus und die anderen Söh- ne kämpften weiter. Judas besiegte die königlichen Soldaten.

Dann kam Judas nach Jerusalem. Doch der Tempel war in einem schlimmen Zu- stand. Judas fragte sich: »War G’tt im Tempel überhaupt noch nah?« Niemand konnte ihm das beantworten. Judas Mak- kabäus ließ den Tempel aufräumen und bereitete eine neue Einweihung vor. Sie sollte acht Tage dauern. Die Menschen sollten dort wieder G’ttesdienst feiern können. Für die Einweihung brauchten sie Lampenöl. Zum Glück fanden seine Leute etwas Öl aus der Zeit vor dem Kö- nig Antiochus. Doch es war viel zu wenig.

Es würde sicher nicht für acht Tage rei- chen. Dennoch begann man mit der Ein- weihung. Als der achte Tag zu Ende war,

konnten es die Menschen kaum glauben:

Die Lampe brannte immer noch.

Wie war das möglich, dass sie so lange brannte? Viele sagten: »Das ist ein Wun- der. Das hat G’tt gemacht.« Judas Makka- bäus sagte: »G’tt ist uns im Tempel wieder nahe, wenn wir beten.«

In Erinnerung daran feiern Juden bis auf den heutigen Tag jedes Jahr die neue Einweihung des Tempels. Das Wort »Ein- weihung« heißt auf Hebräisch »Chanuk- ka«, daher kommt der Name des Festes:

Chanukka.

Juni freut sich, dass Alexander bei dem Theaterstück mitspielt. Er ist Judas Mak- kabäus. Sie findet es sehr spannend, als er mit einem Sol-

daten des Königs kämpft. Dann zeigt er allen den Krug mit Öl, der gefun- den wurde.

Auf einem Bild der Kindergruppe

sieht Juni den Chanukka-Leuchter. Sie erfährt: Seine acht Seitenarme erinnern noch heute an die acht Tage, an denen das Öl brannte, obwohl die Menge nur so klein war.

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63 Chanukka

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✱  Aufgabe 1) Schreibe die Worte auf, die du noch nicht verstanden hast.

✱✱  Aufgabe 2)

a) In der Geschichte wollten die Juden nicht mehr im Tempel feiern. Wie kamen sie darauf? Schreibe deine Ideen auf:

b) Warum war ihnen die neue Einweihung so wichtig?

c) Wie erklärst du dir, dass die kleine Menge Lampenöl so lange brannte?

Aufgabe 3) Welche Situation in der Geschichte findest du am wichtigsten?

Diese Situation war am wichtigsten … Darum war diese Situation so wichtig …

✱✱  Aufgabe 4) Diskutiert (zu zweit/zu dritt/zu viert): Wo kommt G’tt in der Geschichte vor?

✱✱✱  Aufgabe 5)

a) Schreibe in dein Heft, wie G’tt den Menschen ganz nah sein kann, ohne dass sie es merken.

b) Hast du schon einmal erlebt, dass G’tt nah war? Wenn ja: Schreibe die Geschichte auf (auf ein Extrablatt oder in dein Heft).

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