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Jahrgang 11 / Folge 49
Organ der Landsmannschafl O s t p r e u ß e n
Hamburg 13, Parkallee 86 / 3. Dezember 1960 3 J 5524 C
I n s S c h w a r z e g e t r o f f e n !
Kp.
Yorker
Die Moskauer Kolonialisten schäumen vor Wut
Als während der turbulenten New UNO-Tagung der Kremlchef Nikita Chruschtschew seine große Brandrede gegen den K o l o n i a l i s m u s hielt, den angeblich Moskau und Peking so gründlich verabscheu- ten, da ist ihm leider nur von ganz wenigen westlichen Politikern jene Antwort zuteil ge- worden, die er verdiente und die er heraus- forderte. Es sollte immer wieder dankbar daran erinnert werden, daß sowohl der Sprecher der asiatischen Philippinen wie auch der kana- dische Ministerpräsident John D i e f e n - b a k e r mit allem Nachdruck daran erinnerten, daß es gerade Moskau, der sowjetische und der rotchinesische Imperialismus sind, die heute nach der Befreiung von über sechshun- dert Millionen Menschen durch f r e i e Natio- nen als die kolonialen Fronvögte erster Ord- nung gelten müssen. Die hoch bedeutsame Rede des mutigen Kanadiers ist leider — w i e - d e r e i n m a l — von einer Reihe prominen- ter westdeutscher Blätter nur ganz kurz abge- fertigt worden. Selbst in der Schweiz, also in einem neutralen Land, fiel es allgemein auf, daß auch die nicht wenigen Moskauer Korre- spondenten das ungewöhnliche und bezeich- nende Echo, das Diefenbakers Vorstoß in vie- len Ländern der Sowjetunion gefunden hat, kaum mit einem Wort erwähnt haben. Sind am Ende vielleicht sogar entsprechende Kor- respondentenberichte aus unbekannten Grün- den nicht zum Tragen gekommen?
Die großen Zeitungen von Zürich, Basel und Bern sind hier offenkundig weit besser ihren Aufgaben der Unterrichtung nachgekommen. In Zürich stellt man fest, daß schon in New York spürbar war, wie der sonst so selbstbewußte Chruschtschew mit seinen Trabanten ganz außer Fassung geriet, als er hier mit der Wirk- lichkeit des Kolonialismus konfrontiert wurde.
Man habe, so berichtet beispielsweise die NZZ, in kommunistischen Delegationskrelsen fieberhaft beraten, da man allgemein annahm, daß nun alle prominenten Sprecher des Westens Diefenbakers Offensive in sehr ein- drucksvoller Weise unterstützen würden. Das sei — v ö l l i g u n v e r s t ä n d l i c h e r - w e i s e — weder durch die Briten noch durch die Franzosen, aber auch nicht durch die Ame- rikaner geschehen.
Das schlechte Gewissen
Wie sehr Diefenbaker die w u n d e S t e l l e der h e u c h l e r i s c h e n M o s k a u e r K o - l o n i a l p r o p a g a n d a getroffen hat, das hat sich umgehend gezeigt. Diefenbaker hatte daran erinnert, daß beispielsweise nicht nur den Völkern der baltischen Länder, sondern auch den Ukrainern wichtigste Rechte, darunter das der S e l b s t b e s t i m m u n g , bis heute vorenthalten worden sind. Chruschtschew sah sich genötigt, sofort den von ihm eingesetzten Parteisekretär der Ukrainer, den Genossen Podgorny, auftreten zu lassen, der in u k r a i - n i s c h e r (!), nicht in russischer Sprache be- teuern mußte, wie wunderbar wohl sich die Ukrainer unter der Tyrannei des Moskauer Kreml fühlen. Podgorny, der allen wichtigen Fragen Diefenbakers auswich, spielt eine ziem-
Ein gewisser Herr Stevens . . .
np. Ziemlich lange auf die Folter gespannt wurde die Öffentlichkeit von den Briten, die den Flugzeugzwischenfall zu untersuchen hatten, in deren Mittelpunkt ihre Königin stand. Immer wieder schoben sie die Veröffentlichung ihres Berichtes hinaus, obwohl auch auf diese Weise nicht verheimlicht werden konnte, daß eine Mücke zum Elefanten aufgeblasen worden war.
Auf alle Fälle stand schon lange vor der Ver- öffentlichung des offiziellen Berichts fest, daß die beiden deutschen Düsenjägerpiloten das bri- tische Reiseflugzeug mit seinen hochgestellten Passagieren keinen Augenblick ge- fährdet hatten.
Im Grunde standen oder fielen die Beschuldi- gungen gegen die „Missetäter" mit der Stichhal- tigkeit der Behauptungen, die der Kopilot des Königsilugzeuges, Mister Stevens, aufgestellt hatte. Er war der einzige an Bord, der aus der Kreuzung zweier Flugrouten eine Gefährdung der britischen Dynastie herauslas. Aber seine Aussage genügte einer gewissen Sorte von Zei- tungen, aus der Kiste längst eingemotteter Ge- fühle noch etwas für ihre Zwecke Brauchbares herauszuholen. Die Eisernen Kreuze (Stevens nannte sie „verdammt groß") am Rumpf der deutschen Flugzeuge hatten es ihnen angetan.
Flugs war eine Story konstruiert, die an Mon- strosität nichts zu wünschen übrigließ. Auf den Londoner Straßen war sie ausgezeichnet zu ver-
kaufen. . Wir wollen den Briten nicht vorschreiben, aut
welche Weise sie dem Mister Stevens Zuver- lässigkeit im Entfernungsschätzen beibringen können. Was wir dagegen dringend wünschen, ist dies: Sie sollten sich den Fall zur Warnung dienen lassen, damit die Beziehungen zwischen befreundeten Staaten nicht einer ganz überflüs- sigen Belastungsprobe ausgesetzt werden.
lieh klägliche Rolle. Inzwischen hatte sich die Rede von Diefenbaker auch in der Ukraine selbst und in anderen Gebieten der Sowjet- union herumgesprochen. Sie hat offenkundig sehr großes Interesse gefunden, und nun sahen sich die kommunistischen Spitzenfunktionäre veranlaßt, umgehend eine geradezu gewaltige Kampagne bestellter Protestschreiben, Rund- funkkommentare und Zeitungsartikel loszu- lassen. In allen sollte beteuert werden, daß man in Treue zum Genossen Chruschtschew stehe, daß man sich wohlgeborgen unter dem russischen Regime fühle, und daß die Kanadier nur „üble Imperialisten" seien. Sehr bezeich- nend ist die Tatsache, daß Moskau darauf ver- zichtete, vom Schicksal etwa der B a l t e n und anderer unterdrückter Völker, vom Schicksal auch der P o l e n , T s c h e c h e n und den u n t e r d r ü c k t e n D e u t s c h e n d e r Z o n e überhaupt zu sprechen. A l l e Provinz- sender in der Union hatten ein Ubersoll an Agitation zu erfüllen. Eine richtige Antwort auf Diefenbakers Fragen wurde in keinem Falle erteilt. Man ließ es bei einem gewaltigen Lärmen und bei Wutausbrüchen bewenden und bewies abermals, wie richtig der kanadische Regierungschef die Dinge gezeichnet hatte.
Immer daran erinnern!
Wir haben im Ostpreußenblatt vor vielen Wochen darauf hingewiesen, daß die Ent- larvung der Chruschtschewschen Heuchelei eine geradezu entscheidende und z u k u n f t - w e i s e n d e p o l i t i s c h e T a t gewesen ist.
Die freien Nationen sollten auf diesem Wege unablässig den Kreml daran erinnern, daß nur er es ist, der die Verwirklichung des Selbst- bestimmungsrechts und der Freiheit der Völ- ker mit seinen Trabanten verhindert. Die Situa- tion hat sehr treffend die Neue Zürcher Zei- tung mit folgenden Worten umrissen:
„Man stelle sich nur vor, daß in der Debatte über die Kolonialfrage in New York nicht nur Diefenbaker, sondern ein D u t z e n d w e s t - l i c h e r S t a a t s m ä n n e r sich dieses 'The- mas angenommen und mit sachkundigen und fundierten Argumenten den V ö l k e r m o r d , die D e z i m i e r u n g d e r n a t i o n a l e n E l i t e n in den einzelnen Republiken, die Ausrottung der R e l i g i o n , besonders des Islams und des Buddhismus, oder die Verfol- gung der Organisationen und Persönlichkeiten, welche auf Grund konstitutioneller Rechte vom Austritt aus dem sowjetischen Staatenbund Ge- brauch machen wollten, aufgegriffen hätten und so Chruschtschew zu Leibe gerückt wären.
Die Sowjets hätten für lange in ihrem Im- perium und auf dem internationalen Parkett zu tun, um die Auswirkungen eines solchen Vorstoßes einzudämmen. Auf alle Fälle waren die Konsequenzen von Diefenbakers Erklärung
Feieiabend im Großen Moosbruch
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