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Hacken für das Klima

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Academic year: 2022

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Hacken für das Klima

Von Franz von Weizsäcker,

Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) &

Clara Brandi,

Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE)

vom 13.11.2017

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Hacken für das Klima

Bonn, 13.11.2017. Während seit letzter Woche Poli- tiker und Vertreter der Zivilgesellschaft in Bonn zur Weltklimakonferenz zusammenkommen, treffen sich parallel dazu Hacker zu einem “Blockchain- Hackathon”. Unter dem Titel #Hack4Climate arbei- ten sie am gleichen Ziel wie die Klimaexperten: Sie möchten den Klimaschutz voranbringen. Erreichen wollen sie dies allerdings nicht mit Diplomatie, son- dern mit konkreten technischen Lösungen. Im Zent- rum ihrer Experimente steht dabei die Technologie der sogenannten Blockchain.

Die Blockchain-Technologie erlaubt es durch ausge- klügelte Technik, eine Art Register von beliebigen Informationen oder Transaktionen zu erstellen. Die enthaltenen Informationen sind frei einsehbar, je- doch im Nachhinein nicht von Dritten manipulierbar.

Die bekannteste Anwendung ist die digitale Wäh- rung Bitcoin. Bei dieser sind mit Hilfe der Blockchain Transaktionen von Geldbeträgen ohne eine überge- ordnete Instanz wie eine Zentralbank sicher dezent- ral durchführbar. Diese dezentrale Vertrauensma- schine möchte man sich nun für Klimaziele zunutze machen, wenn das Vertrauen zwischen Staaten, lokalen Verwaltungen und Betrieben nur einge- schränkt vorhanden ist.

Der Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaabkom- men hat die Debatte wieder neu entfacht, welche Anreize auch jenseits nationaler Politik gegen CO2- Ausstoß wirksam sind. Denn man möchte die Verla- gerung von energieintensiver Produktion in Gegen- den, in denen der CO2-Ausstoß besonders preiswert ist, verhindern. Ein wirksamer Hebel dafür, soge- nannte Klimazölle (carbon adjustment tax), sind bis- lang unter anderem daran gescheitert, dass die Mes- sung der CO2-Bilanz von Produkten entlang ihrer Wertschöpfungskette einen administrativen Alp- traum darstellt. Hier bringen die Blockchain- Technologie sowie das Internet der Dinge neue Hoffnung in die Debatte für eine verlässliche und automatisierte CO2-Bilanzierung.

Wie Blockchain in Handelsströmen funktionieren kann, machen einzelne Akteure bereits vor. So setzt die Reederei Maersk Line auf die Blockchain, um Transaktionen der in ihrer Handelskette involvierten Logistikunternehmen, Häfen und Zollbehörden in Echtzeit nachzuvollziehen. Auch die chinesische Regierung möchte bei ihrer neuen Seidenstraßen- Vision, der Belt-and-Road Initiative, mithilfe einer Blockchain für Transparenz und Vertrauen sorgen.

Jedoch: Der Hype um die Blockchain-Technologie

kann auch falsche Hoffnungen wecken. Damit die anscheinend unbegrenzten Möglichkeiten der virtu- ellen Blockchain-Welt in der echten Welt eine Wir- kung entfalten, müssen wir erst geeignete Brücken zwischen Bits und Atomen schlagen. Sensornetz- werke im Internet der Dinge können CO2- Buchführung automatisiert in die Blockchain schrei- ben. Dieser Datenreichtum erlaubt automatische Konsistenzprüfungen und erschwert den Betrug.

Auch der Rechtsrahmen muss für diese neuen Mög- lichkeiten geprüft werden. Im Handelsrecht erlaubt die Umweltklausel laut GATT Artikel XX, Produkte mit nachhaltigen Herstellungsmethoden unter ge- wissen Bedingungen handelspolitisch zu bevorzu- gen. Wenn man nun eine Blockchain-basierte CO2- Buchführung in die Praxis der Handelspolitik über- tragen möchte, müssen nicht nur technische, son- dern ebenso offene rechtliche Fragen z.B. zu relevan- ten Unterscheidungsmerkmalen, Ursprungsregeln u.a. geklärt werden.

Abschrecken lassen sollten wir uns allerdings von diesen Herausforderungen nicht. Das Potenzial der Blockchain ist zu vielversprechend. Klimafreundliche Handelspolitik wäre nur der erste Schritt einer viel größeren Revolution im Welthandel. Werden wir künftig überhaupt noch Zollstationen brauchen, wenn über jedes einzelne Produkt zuverlässige Daten über dessen Herstellung vorliegen? Statt Zollbüro- kratie könnte die Handelspolitik direkt in die Block- chain einprogrammiert werden durch sogenannte

„Smart Contracts“. Auf diese Weise können neben Klimazielen beispielsweise auch die in der Blockchain dokumentierte Einhaltung von Arbeits- und Sozial- standards oder andere Entwicklungsziele handelspo- litisch belohnt werden.

Sicher ist: Wir können nicht von jeder Idee des Bon- ner Klima-Hackathons gleich eine Revolution erwar- ten. Für zukunftsfähige Klimamärkte benötigen wir nicht nur kreative technische Ideen, sondern ebenso die Unterstützung vom Gesetzgeber und die globale Kooperation staatlicher sowie nichtstaatlicher Ak- teure. Doch verpassen dürfen wir die Gelegenheit keinesfalls, interdisziplinär an einer gemeinsamen Vision zu arbeiten. Dafür braucht es Phantasie und Offenheit für neue Lösungen. Blockchain könnte eine solche sein.

© Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE), Die aktuelle Kolumne, 13.11.2017

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