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Vergiftungen bei der Katze

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98 DIE PTA IN DER APOTHEKE | Januar 2021 | www.diepta.de

TIERE IN DER APOTHEKE

Vergiftungen bei der Katze

© Lightspruch / iStock / Getty Images Plus

PRAXIS

Im Vergleich zu Hunden sind Katzen im Allgemeinen weniger gefährdet Giftköder aufzunehmen, doch auch bei ihnen kommt es zu Vergiftungen.

Was sind die häufigsten Ursachen und wie äußert es sich?

D

as Spektrum von Ge-

fahrstoffen, denen Haustiere ausgesetzt sind, hat sich im Laufe der Zeit geändert. Während es sich früher hauptsächlich um Vergiftun- gen durch gerinnungshemmende Rodentizide („Rattengift“) handelte, stehen heute eher Haushaltsreini- gungsmittel, Zimmerpflanzen, Ethylen glykol (Frostschutzmittel), äußere Vergiftungen wie beispiels- weise die Verunreinigung mit Teer

oder Öl und vor allem Arzneimittel als Ursachen für eine Vergiftung im Vordergrund. So wurde eine Ver- dreifachung der Intoxikationen durch Arzneimittel im Vergleich zu den 70er/80er-Jahren festgestellt, je- doch eine Abnahme von Vergiftun- gen durch Schädlingsbekämpfungs- mittel. Im Gegensatz zu Hunden sind Katzen weniger durch Human- als vielmehr durch Tierarzneimittel betroffen. So können vor allem Hautmedikamente oder Mittel gegen

Ektoparasiten schädliche Auswir- kungen haben. Das heißt, dass oft- mals der Besitzer für die Vergiftung seiner Katze selbst verantwortlich ist, beispielsweise aufgrund unsach- gemäßer Medikamenteneingabe oder durch giftige Zimmerpflanzen in der Wohnung.

Orale Intoxikation eher selten Katzen haben einen relativ langsam arbeitenden Stoffwechsel und re- agieren deshalb viel empfindlicher

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DIE PTA IN DER APOTHEKE | Januar 2021 | www.diepta.de

auf die Nebenwirkungen vieler Arz- neimittel als andere Tiere. Zudem können auf die Haut aufgebrachte Medikamente durch das ständige Reinigen des Fells aufgenommen werden. Allgemein werden bei der Katze drei Vergiftungswege unter- schieden: oral, transdermal und per Inhalation. Die eher selteneren ora- len Vergiftungen sind vermutlich da- rauf zurückzuführen, dass Katzen selektiver fressen. Deshalb werden ausgelegte Köder entweder nicht be- achtet oder nur kleine Mengen davon gefressen. Durch die gründli- che Körperpflege besteht jedoch die Gefahr der Aufnahme von Kontakt- giften, die auf das Fell gelangt sind.

Durch den natürlichen Jagdinstinkt der Katze kann es aber auch zu einer sekundären Vergiftung kommen, indem vergiftete Mäuse gefressen werden.

Intoxikationen mit Permethrin Katzen reagieren empfindlicher ge- genüber Pyrethroiden als Hunde.

Daher kommen Pyrethroid-Vergif- tungen bei ihnen relativ häufig vor, sogar mit Todesfolge. Zu den Pyre- throiden gehört auch Permethrin, ein Wirkstoff, der in der Tiermedi- zin als Mittel gegen Zecken und Mil- ben eingesetzt wird. Gefährlich für Katzen sind vor allem Spot-on Prä- parate, die für Hunde vorgesehen sind, aber vom Besitzer auch für Katzen verwendet werden. Vergif- tungsfälle sind auch möglich, wenn Katzen am selben Ort wie damit be- handelte Hunde schlafen oder diese ablecken. Erklären Sie Kunden, die ein Spot-on-Präparat für ihre Katze kaufen, dass sie die Flüssigkeit unbe- dingt auf eine Stelle tropfen sollen, die die Katze nicht selbst mit der Zunge erreichen kann, ideal ist zwi- schen den Schulterblättern. Die Haare müssen an der Stelle geschei- telt werden, sodass die Flüssigkeit die Haut benetzt. Bei einer Vergif- tung treten erste Symptome nach 24 bis 72 Stunden auf. Sie können sich neurologisch durch Ataxie, Krämpfe, Parästhesien, Schwäche, Tremor, Übererregbarkeit sowie gastrointes-

tinal durch Erbrechen und Durchfall äußern. Auch Dyspnoe und allergi- sche Hautreaktion wie Haarausfall und Juckreiz, werden bei topischer Anwendung beobachtet. Bei Pyreth- rin/Pyrethroidvergiftungen gibt es kein Antidot. Tremor und Krampf- anfälle werden vom Tierarzt unter anderem mit Barbituraten behan- delt. Ist das Tier in einem stabilen Zustand, sollte es bei einer dermalen Intoxikation mit Spülmittel abgewa- schen werden. Eine Infusionsthera- pie ist bei Dehydratation durch die gastrointestinalen Symptome sinn- voll.

Keine Humanarzneimittel für Katzen Vergiftungen durch Schmerzmittel wie Paracetamol und nichtsteroidale Antiphlogistika (NSAID) können mit Erbrechen, Magen-Darm-Geschwüren, Fieber, Krämpfen, Schwäche, Schock  und Anämie einhergehen. Auch Antibio- tika können zu Anämien, Erbrechen und Durchfall führen. Beruhigungs- mittel wie Benzodiazepine sind eine weitere Vergiftungsquelle. Ampheta- mine, die unter anderem bei Depres- sionen und für Kinder mit ADHS verschrieben werden, gehören zu den häufigsten Vergiftungsursachen bei Katzen. Diese zeigt sich durch Hypertonie, erhöhte Herzfrequenz, Fieber, Erregung, Weitstellung  der Pupillen und manchmal auch epi- leptische Konvulsionen. Daher soll- ten Katzenbesitzer immer auf he- rumliegende Tabletten achten.

Niemals dürfen Arzneimittel, die für den menschlichen Gebrauch be- stimmt sind, bei Katzen ohne vorhe- rige Absprache mit dem Tierarzt an- gewendet werden.

Vergiftung durch Rodentizide Die meisten Rodentizide enthalten Antikoagulanzien, was zu einem Mangel an Gerinnungsfaktoren führt. Nach drei bis fünf Tagen kommt es zu blutigem Erbrechen, Blut im Kot und Urin. Zu den neuro- logischen Symptomen durch Blutun- gen ins Zentralnervensystem zählen epileptische Anfälle, Ataxie, Blind-

heit, Lethargie und Paresen/Paraly- sen. Auch Nasenbluten, Hämatome und Blut im Urin werden beobach- tet. Die wichtigste Maßnahme ist die Gabe von Vitamin-K1 peroral oder subkutan. Zusätzlich sollten die Tiere infundiert werden.

Pflanzliche Gifte Das Fressen von Zier- und Gartenpflanzen kann Ver- giftungserscheinungen verursachen.

Wenig bekannt ist, dass Lilienge- wächse für Katzen sehr gefährlich sind. Bereits die Aufnahme von Tei- len dieser Pflanzen können auf Grund ihrer Nephrotoxizität tödli- che Folgen haben. Bereits der Blü- tenstaub, der durch Putzen der Pfo- ten von der Katze aufgeleckt wird, kann ein akutes Nierenversagen ver- ursachen. Auch Alpenveilchen, Bir- kenfeige, Buchsbaum, Efeu, Horten- sie, Tulpen und Weihnachtsstern gelten als Giftpflanzen für Haustiere.

Meist symptomatische Be- handlung Ein spezifisches Antidot wird nur verabreicht, wenn das Gift sicher nachgewiesen wurde. Ist das Gift nicht bekannt oder gibt es kein Antidot, erfolgt eine symptomati- sche Therapie wie die Gabe von Ak- tivkohle zur Toxinbindung und In- fusionen zur forcierten Diurese, um Toxine über die Nieren zu eliminie- ren. Bei ätzenden und wasserlösli- chen Toxinen an der Hautoberfläche oder auf dem Fell sollte man die Katze zur Dekontamination mit lau- warmem Wasser waschen. Die Gabe eines Emetikums ist nur innerhalb von vier bis acht Stunden nach ora- ler Toxinaufnahme sinnvoll. Bei einer Vergiftung mit ätzenden Sub- stanzen, Bewusstseinsstörungen oder Krämpfen sollte darauf verzich- tet werden.

Es gibt unendlich viele Substanzen aus  Haushalt und Umwelt, die für Haustiere eine toxische  Wirkung haben können. Vergiftungen treten in der Tiermedizin jedoch insgesamt seltener als vermutet auf.  n

Dr. Astrid Heinl, Tierärztin

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