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Stellungnahme des Deutschen Vereins zum Diskussionsvor- schlag eines Deutschen Qualifikationsrahmens für lebenslan- ges Lernen (DQR)

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Deutscher Verein für öffentliche

und private Fürsorge e.V.

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DV 17/09 AF I 30. September 2009

Stellungnahme des Deutschen Vereins zum Diskussionsvor- schlag eines Deutschen Qualifikationsrahmens für lebenslan- ges Lernen (DQR)

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Der Arbeitskreis Deutscher Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen und die Bund- Länder-Koordinierungsgruppe haben im Februar 2009 den „Diskussionsvorschlag eines Deutschen Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen“ (im Folgenden: Diskussions- vorschlag) vorgelegt.

Der Deutsche Verein nimmt zu diesem Diskussionsvorschlag wie folgt Stellung:

Der Deutsche Verein sieht in einem Deutschen Qualifikationsrahmen ein bildungspoliti- sches Instrument, das grundsätzlich geeignet ist, die vielfältigen Qualifikationen und Kompetenzen der Menschen sichtbar und vergleichbar zu machen. Damit verknüpft er die Erwartung, dass über dieses Instrument die Chance für eine verbesserte gesell- schaftliche Teilhabe für Alle erhöht wird.

Der Deutsche Verein sieht zudem die Chance, das System der Berufe im Sozial- und Gesundheitswesen im Hinblick auf den DQR so weiterzuentwickeln, dass für die Pro- bleme, die sich aus dem demografischen Wandel, dem zunehmenden Fachkräftemangel und den Spezifika personenbezogener Dienstleistungserbringung ergeben, zukunftsfähi- ge Lösungen entstehen. Dabei sollten, stärker als bisher, die auf unterschiedlichen We- gen erworbenen (Teil-)Qualifikationen in der beruflichen Bildung berücksichtigt werden.

1 Verantwortlicher Referent in Deutschen Verein: Dr. Eberhard Funk. Die Stellungnahme wurde im Fachausschuss Soziale Berufe erarbeitet und vom Präsidium am 30. September 2009 beschlossen.

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Der Deutsche Verein begrüßt deshalb, dass im Diskussionsvorschlag die Outcome- und Kompetenzorientierung von Lernprozessen berücksichtigt werden. Dieser Ansatz trägt vielfältigen Überlegungen und Erfordernissen im Sozial- und Gesundheitswesen nach mehr Transparenz und Durchlässigkeit im System der beruflichen Aus-, Fort- und Wei- terbildung Rechnung.

Der Deutsche Verein setzt sich dafür ein, dass das Innovationspotenzial dieses Diskus- sionsvorschlages ausgeschöpft und in bindende Regelungen und Verfahren umgesetzt wird.

Vor diesem Hintergrund unterstützt er

1. die beabsichtigte Berücksichtigung informell und non-formal erworbener Kompeten- zen in Ergänzung der derzeitigen starken Ausrichtung auf Formalqualifikationen;

2. die im Diskussionsvorschlag präferierte viersäulige Struktur. Damit wird der Intenti- on des Europäischen Qualifikationsrahmens für lebenslanges Lernen (EQR) stärker entsprochen. Die klarer ausformulierte personale Kompetenz entspricht den Anfor- derungen gerade auch des Sozial- und Gesundheitswesens;

3. die Absicht, grundsätzlich alle Kompetenzniveaus des DQR mit dem Ziel der Trans- parenz und der Vergleichbarkeit zu gestalten und dadurch die Durchlässigkeit zu unterstützen;

4. die Absicht, grundsätzlich alle Kompetenzniveaus unabhängig von Lernort und Lernweg zugänglich zu machen;

5. die Möglichkeit einer erleichterten Anerkennung von Kompetenzen und Teilqualifi- kationen als Elemente beruflicher Qualifizierung bzw. als Teilabschluss eines späte- ren Berufs unter Beibehaltung des Berufsprinzips;

6. die Beschreibung des Niveaus 1 als Chance zur Anerkennung von Kompetenzen formal gering Qualifizierter;

7. die konstruktive Berücksichtigung bereits erarbeiteter Qualifikationsrahmen, wie die aus dem hochschulischen Bereich.

Der Deutsche Verein sieht jedoch die Gefahr, dass durch die Gestaltung der derzeit lau- fenden Validierungsphase das Innovationspotenzial verspielt wird, indem die Phase auf

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nur acht Monate begrenzt wurde, keine wissenschaftliche Evaluation stattfindet und keine ausreichende Information und Einbeziehung der Öffentlichkeit erfolgt.

Kritisch anzumerken ist darüber hinaus, dass

1. in der Validierungsphase ausschließlich formale Abschlüsse den Niveaustufen zu- geordnet werden. Leitidee ist hierbei überwiegend „employability“ (Beschäftigungs- /Berufsfähigkeit), die auch deshalb problematisch erscheint, weil sie weder hinrei- chend scharf abgegrenzt noch inhaltlich bestimmt ist. Diese mangelnde Schärfe zieht sich auch durch den gesamten Diskussionsvorschlag. Die Qualifikationsprofile sollten nicht nur unter dem Gesichtspunkt der Arbeitsmarktperspektive betrachtet werden. Unklar ist zudem, inwieweit die Fachkompetenzen Wissen und Fertigkeiten mit „Knowledge“ und „Skills“ des EQR vereinbar sind. Eine Schärfung dieser Begrif- fe bleibt ein dringendes Petitum an die Erprobungsphase;

2. eine Orientierung an Kompetenzen erst bei der Neuordnung von Berufen ange- strebt wird. In der Validierungsphase spielen somit – entgegen dem Grundanliegen des Europäischen Qualifikationsrahmens – Lernweg und Lernort eine entscheiden- de Rolle. Damit erhält möglicherweise auch die Inputorientierung gegenüber der ge- forderten und wünschenswerten Outcomeorientierung ein zu starkes Gewicht;

3. non-formales und informelles Lernen bisher unberücksichtigt bleiben. Ohne diese Dimensionen bleibt ein Qualifikationsrahmen jedoch ein Torso. Der Deutsche Ver- ein vermisst einen Ansatz, der die Entwicklung von modularisierten Qualifizie- rungsmaßnahmen berücksichtigt, die auch auf die berufliche Verwertbarkeit zielen.

4. Unbeantwortet bleiben bisher die Fragen nach der institutionellen Verantwortung, so die Frage, ob die herkömmlichen Institutionen hierfür ausreichend geeignet sind oder ob eine zusätzliche Institution nötig ist. Zu vermeiden ist eine weitere Bürokra- tisierung, wie sie im Gefolge des Bologna-Prozesses zu beobachten ist. Das Ziel verstärkter Durchlässigkeit zwischen den einzelnen Qualifikationsniveaus darf nicht durch ein zu aufwändiges Prüf- und Anerkennungsverfahren gefährdet werden.

Der Deutsche Verein ist mitverantwortlich für die Gestaltung eines zukunftsfähiges Sozi- al- und Gesundheitswesens. Er bringt dabei die vielfältigen Erfahrungen der in ihm zu- sammengeschlossenen Institutionen der öffentlichen und freien Wohlfahrtspflege ein und

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will dazu beitragen, dass der Sozial- und Gesundheitsbereich als ein bedeutender Wirt- schaftsfaktor diesen Entwicklungen positiv gegenüber steht. Er erwartet daher, dass in der weiteren Arbeit die vorgetragenen Anregungen berücksichtigt werden.

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