Wen n di e Ma rktwi rtsch a ft zu m a n a rch i sti sch en
I dea l wi rd . . .
Zwar b eteiligen sich viele AnarchistInn en an antikap italistisch en K äm p fen u nd lassen au ch kein e Zw eifel an einer radikalen G e sinnu ng, das au f P ro fitm axim ieru ng u nd ständige Warenb ildu ng o rientierte W irtsch aftssystem ganz ab zu sch affen , ab er in der − o hn eh in eh er dü rf - tigen − Th e o rie arb eit im An arch ism u s sp ielt die Ö ko no m ie nu r ein e u nterge o rdnete Ro lle . D as ändert sich au ch nicht in den Kreisen , die vo n Arb eiterInn enb ew egu ng träu m en u nd Agitatio n im b etrieblich en Rahm en als Aktivitätsschw erpu nkt b enenn en . Werden do rt Texte ent - wo rfen o der verb reitet, so stellen die Kritiken eh er Entnahm en au s an - deren Strö m u ngen dar. D as m u ss nichts S chle chte s b e deuten , schließ - lich sind viele m arxistisch e Analysen de s W irtsch aftsge sch eh ens b ril - lant. Ab er sie h ab en au ch Grenzen z .B . was ih ren B lick au f h errsch afts - fö rm ige B eziehu ngen b etrifft, die au ß erh alb de s rein öko no m isch en Akqu irierens vo n Wert u n d M ehrw ert liegen .
D ie Vo rschläge u n d Ko nzep te au s m eh reren Strö m u ngen ragen in die an arch istisch e D eb atte h inein :
• D ie bü rgerlich e D eb atte u m ko ntro llierte s W irtsch aften , insb e so n - dere eine Stärku ng staatlich er Eigentätigkeit u nd Au fsicht (b e - nannt als N e o - Keyn e sianism u s, Reregulieru ng o der Rü ckkehr zu verb indlich en Regelw erken , w ie z .B . internatio nal in B retto n - Wo o ds b e schlo ssen) o der die dem o kratisch e Ko ntro lle vo n W irt - sch aftstätigkeit. Wäh rend erstere s ein e Stärku ng de s Staate s u nd zw isch en staatlich er In stitu tio nen n ach sich zieh en wü rde u n d de sh alb anarchistisch en Ide en ko nträr gegenüb ersteht, kö nnte eine D em o kratisieru ng vo n B etrieb en dann w ichtige S ch ritte zu einer − w eiter nö tigen − Aneignu ng der W irtsch aftstätigkeit du rch M ensch en selb st sch affen , w enn dam it die Stärku ng der M it - b e stim m u ng gem eint ist.
• M arxistisch e D isku ssio nen enden m itu nter m it ähnlich en Ergeb - nissen w ie ne okeyne sianisch e Th e o retikerInnen . Au ch p erso n ell gibt e s eine h o h e Ü b erschneidu ng. Radikaler, ab er sich au ch au f M arxsch e Analysen b eru fend b zw. die se w eiterentw ickelnd sind die so gen annten WertkritikerInnen , die den Gü tern u nd M ensch en ih re Warenfo rm nehm en wo llen u n d dam it an ziem lich gru nd - legen den M e ch anism en der kap italistisch en W irtsch aft rütteln .
Gleich e s gilt fü r ko nse qu ente G egnerInn en der Eigentu m sfo rm , b ei denen m arxistisch e G e danken gut verb reitet sind . S chwam m ig bleibt die b eliebte Flo skel vo n der Verge sellsch aftu ng der P ro du k - tio nsm ittel o der Fab riken . Ist dam it der Staat als Eigentü m er ge - m eint (w ie e s b ei dem o ft syno nym verw endeten B egriff der Ver - staatlichu ng deu tlich er w ird) . D ann gäb e e s kein en em anzip ato ri - sch en G ew inn , denn der Staat ist fü r die M ensch en genau so u ner - reichb ar w ie Ko nzernleitu ngen . Ist ab er dam it gem eint, dass die w irtsch aftlich e Tätigkeit in die H and der Bü rgerInnen u nd vo n ih r ge sch affener Zu sam m enschlü sse gelegt w ird , so wäre die s ein S ch ritt in Richtu ng der Entm achtu ng zentraler Struktu ren , also de s H erau szieh ens vo n G e staltu ngskraft au s Staat u nd M arkt
zu gu nsten der M ensch en u nd ihrer freien Ko o p eratio nen .
• Zu m Teil eb enfalls m arxistisch en U rsp ru ngs, ab er au ch getragen vo n ide olo gisch nicht fe stgelegten M ensch en z .B . au s dem B ereich freier S o ftware entw icklu ng entstand die zu näch st als „ O eko nux “ (Ku nstwo rt au s den B e standteilen Ö ko no m ie & Linux) gefüh rte D eb atte u m ein gleich zeitig freie s (im Sinn e vo n lib erale s) , ab er nicht m eh r vo n Wert - u n d P ro fitdenken du rch zo gene s u nd in die - sem Sinn e zu klassisch - w irtsch aftslib eralen Ko nzep ten gegen - läu fige s W irtsch aften . M it den Texten „ Freie M en sch en in freien Vereinb aru ngen “0 schwap p ten so lch e Ide en au ch in die deu tsch - sp rachige , an arch istisch e D eb atte − b e einflu sste die D eb atten ab er nu r in kleinen Kreisen u nabh ängiger u nd gleich zeitig nicht th e o - riefeindlich er AktivistInnen .
• Eh er eine Randgrup p e b ilden die Freiw irtsch aftlerInnen , die h ier au ch nu r de sh alb Erwäh nu ng finden , w eil sie selb st sich m itu nter als AnarchistInn en b ezeichn en u nd als Vo rdenker den Fin anzch ef der M ü n ch en er Räterepublik, S ilvio G e sell, b etrachten . D a die Räterepublik m it anarchistisch en Ide en in Verb indu ng geb racht w ird , h alten viele au ch G e sell fü r an arch istisch u nd b etrachten de sh alb die vo n ih m entwo rfene Th e o rie einer n atü rlich en W irt - sch aftso rdnu ng als anarch istisch e W irtsch aftsfo rm . Sie b e steht au s zw ei Teilen − einer B o denrefo rm u nd der Ab sch affu ng de s Zinse s (b zw. w eitergeh en der der E infüh ru ng neu er Währu ngen m it fal - lendem Wert) . Erstere stellt im m erh in die Eigentu m sfrage u n d schlägt eine Verteilu ng vo r, die dem Ansp ru ch gleichb ere chtigten Zu gangs zu Re ssou rcen deu tlich näh erko m m t als die h eutige , du rch K au f u nd Verkau f vo r allem zu gu nsten der Reich eren ge - steu erte Lage . D er zw eite Teil seiner Th e o rie , die Ab sch affu ng de s Zinse s, h ingegen lässt nicht erkennen , w ie dadu rch eine B efreiu ng u nd Stärku ng der M ensch en entsteh en so ll. D a h eutige Freiw irt - sch aftlerInn en vo r allem der S ach e m it den Zin s anh ängen , steh en sie anarchistisch en Ide en zu m inde st vo n die ser Warte au s nicht nah e .
0 Die 1 . Aufl age ersch ien im Jah r 2000, die aktuel l e Ausgabe stam mt aus Januar 201 2 ( www. projektwerkstatt.de/m aterial ien/utop_utopie. htm ) . Texte im I nternet: www. h errsch aftsfrei.de.vu.
Weit verb reitet sind in an arch istisch en Texten Fo rderu ngen nach D e - zentralisieru ng u n d O rganisieru ng vo n „u nten nach ob en “.
Krop otkin , Peter, zitiert in : „Was ist eigen tl ich An a rch ie?“, Karin Kram er Verl ag in B erl in (S. 96)
Vorsch l äge fü r ein e a n arch istisch e Ökon om ie1
Im Fo lgenden sollen B ru ch stü ck u nd Teilfo rderu ngen au s anarch isti - sch en Kreisen zu r zukü nftigen Ö ko no m ie b en annt w erden . Ein u m fas - sender Entwu rf ist nicht vo rh anden . D as einzige , in den letzten Jah ren ö fter b enannte o der disku tierte Werk war das B u ch „ P are co n “, dem de sh alb ein eigener Ab schnitt gew idm et w erden soll. E s ist sch o n b e - zeichn end , dass au ch die se s fade Ko nzep t nu r eine Ü b ersetzu ng war.
D ie deu tsch sp rach ige Anarchie b ringt n o ch w eniger Th e o rie h ervo r.
P are co n b elegte , w ie bü rgerlich gro ß e Teile der AnarchistInn en sind . Ih re Ko nzep te ap p ellieren an die Gu tm ensch en u nd p h antasieren die b e ssere Welt h erb ei, w enn alle ein b issch en m eh r au fp assen u n d die Gu ten regieren .
1 Quel l e: www.anarch ism us.at/txt2/anarch ie2. htm ( überfl üssige Worte „ in der“ im Original )
Markt oder Staat − di e fal sch e Frage
In den seit 19 9 9 n eu entfachten D eb atten u m die Verteilu ng w irtsch aft - lich er M acht u n d ge sellsch aftlich en Reichtu m s do m iniert der Streit u m die M achtb alance zw isch en den Ko nzernen im so genannten freien M arktge sch eh en u nd de s Staate s als Regu lato r u nd Steu erer. Au s em an - zip ato risch er Sicht m ü sste die se Frage hingegen vernachlässigb ar sein , denn w e der Ko nzernleitu ngen no ch Regieru ngen b ieten S chutz, gleichb ere chtigten Re ssou rcenzu gang u nd eine M itsp rach e fü r die M en sch en selb st. D er im m er w ie der b e schwo renen Verb rau ch erInnen - m acht fehlt eb enso w ie irgendw elch e Wahlen der Einflu ss, der ih nen p ro p agandistisch zu ge sp ro ch en w ird . Eine anarch istisch e Th e o rie m ü sste also b eiden , Staat u nd Ko nzernen , den Feh deh andschuh hin - w erfen u nd fü r eine M achtverlageru ng h in zu den M ensch en u nd ih ren freien Zu sam m en schlü ssen streiten .
D as ge schieht au ch , ab er seh r, sehr selten . Eine Au snahm e war die An eignu ng einer Fah rradfab rik u nd P ro duktio n de s „ strike b ike “. Viel h äu figer ru fen au ch AnarchistInnen , sichtb ar m angels eigener Vo r - schläge u nd m angels b rau chb arer H errsch aftsanalyse , nach m ehr D e - m o kratie (o ft p raktisch gleichb e deutend m it m ehr Staat) o der ähneln − tro tz gefühlt u nd verb al in W idersp ru ch steh end − den Lib eralisiererIn - nen der W irtsch aft.
Etlich e AnarchistInn en ticken anders. Sie vertrau en au sgere ch net den zentralen B au steinen de s K ap italism u s. Äh nlich w ie b ei der dem o krati - sch en Ko ntro lle zeigt sich ein naive s Verständnis ge sellsch aftlich er Vo rgänge . D ie W irku ngen vo n G eld , m arktfö rm igem H an deln o der Eigentu m w erden nicht au f ihre h errsch aftsfö rm igen W irku ngen u n - tersu cht, so n dern als M ittel b etrachtet, die o h ne w eitere s au ch dem Gu - ten dienen kö nnen . B anken , Kre ditw e sen , Wertlo gik − fü r anarchisti - sch e U to p ien kein P roblem ?
Au s Steh n , J an (1 997): „Man jan a . I deen fü r ein e a n a rch istisch e Gesel l sch aft“
N GOs, Ökos u n d a n dere pro Ma rkt- wirtsch aft: www.
p rojektwerksta tt.de/
a es/p roka pita l . h tm l
D em okratisch e Kon trol l e der Wirtsch a ft
S o w ie u nter Anarch istInnen die D em o kratie u nd in sb e so ndere ih re b asisdem o kratisch e Au sp rägu ng viel U nterstützu ng h ab en , so ist au ch die H o ffnu ng w eit verb reitet, dass in der W irtsch aft alle s gut w ird , w enn sie dem o kratisch ko ntro lliert w ird − also die G e sam th eit der b eteiligten M ensch en die Entsch eidu ngen trifft. D ie se au s radikaldem o kratisch en Kreisen entlehnte Th e o rie üb ersieht j e do ch , dass im m er dann , w enn die G e sam th eit h errscht, die Vielfalt u nd das Individuu m im G e sam ten u ntergeh en . Gu t erkennb ar ist sch o n an den Vo rschlägen selb st: Ko n - tro lle , ob dem o kratisch o der anders, b rau cht Ko ntro llin stanzen .
Au s dem „E n twu rf“ fü r ein Position sp ap ier zu r E n ergieversorgu n g m it Strom u n d Wä rm e2
Au s Al bert, Mich a el (2006), „Pa recon“, Trotzdem Verl a g Gra fen a u
2 E rstel l t durch die AG „ Autonom ie braucht E nergie“ der FAU -H annover
N GOs wie Attac u n d l in ke Parteien kon stru ieren den Gegen satz: Meh r Sta at, wen iger Markt (www.
p rojektwerksta tt.
de/zita te/
z_m arkt_sta at. h tm l )
E i n zel fragen
An arch istisch e Grup p en u nd E inzelp erso nen äu ß ern sich au ch zu w irt - sch afts - u n d so zialp o litisch en Einzelfragen . H ier do m inieren erneut B lin dfle cke u nd verge ssene Th em en , zu dem sin d Vo rschläge u nd Kriti - ken m eist tage sp o litisch er Art, d .h . sie w erden nicht eingeb ettet in w ei - tergeh en de th e o retisch e Ü b erlegu ngen u nd Ko nzep te . Im m erh in gibt e s sie : D ie Einm ischu ng p er ko nkreter Fo rderu ng, als Kritik u n d o der Vo r - schlag zu r Veränderu ng. N atu rgem äß do m inieren , entsp re ch end der O rientieru ng vo n Teilen der anarchistisch en Strö m u ngen , so ziale Th e - m en m it B ezu g au f Arb eiterInn en . Vo r allem an arch o - syndikalistisch e O rganisatio nen h ab en hier S chw erpu nkte .
Gru n dsich eru n g oder
„Oh n e F l eiß kein P reis?“
E s ist nicht schw er zu erkennen , dass H errsch aft vielfach au f den Ent - zu g vo n selb sto rganisierten Ü b erleb en sm ö glichkeiten au fb aut. Wo M en sch en nicht o der nu r schw er selb ständig die dazu geh ö rigen m ate - riellen Gru n dlagen sch affen (z .B . du rch Zu griff au f B o den o der andere P ro duktio n sm ittel) o der w enigstens erw erb en kö nnen , sin d sie ge - zwu ngen , sich den Angeb o ten anderer zu r frem db e stim m ten Verso r - gu ng zu u nterw erfen . D ie Anb ieterInnen der Verso rgu ng diktieren da - b ei u m so m ehr die B e dingu ngen , w ie die sich ih nen u nterw erfenden M en sch en nu r als Einzelne u nd au stau schb ar dasteh en . In der Regel er - h alten die Verkäu ferInnen ih rer Arb eitskraft als G egenleistu ng der u ni - versale Tau sch m ittel G eld , e s sin d ab er w eiterhin au ch m o derne Fo r - m en der Sklaverei u nd Leib eigensch aft verb reitet, b ei den en o ft nu r ei - ne vo rgegeb ene U nterku nft u n d N ahru ng als „Loh n “ h erau ssp ringen . M en sch en , die keine andere C h ance h ab en , m ü ssen zu r Revo lte greifen o der sich m it H aut u nd H aaren u nterw erfen . Sie u nterliegen dann einer extrem en Fo rm der B eh errschu ng, die ih re ganze Perso n einnim m t u nd kau m P rivath eit m ehr zu lässt. G egen so lch e U nterdrü cku ngsfo r - m en richtet sich die Ide e der Gru ndsich eru ng, d .h . einer G arantie der Verso rgu ng m it dem Leb ensno tw endigen u n abh ängig vo n der U nter - w erfu ng u nter Abh ängigkeitsverh ältnisse . Eine so lch e G ru ndsich eru ng wü rde die in dividu ellen H an dlu ngssp ielräu m e erh ö h en u n d h ätte − w enn entsp re ch end ge staltet u nd nicht m it neu en Ko ntro llm e ch anis - m en verbu nden − b efreienden C h arakter. Allerdings sch afft sie gleich - zeitig eine Legitim atio n fü r den G aranten der Gru n dsich eru ng, als der in allen vo rliegenden Ko nzep ten der Staat vo rge seh en ist. Fü r eine anti - staatlich e Th e o rie w ie den Anarch ism u s ist das ein W idersp ru ch , der einer G ru ndsich eru ng dah er den Rang ein e s Refo rm sch ritte s zuw eist, der zu m ehr fü hren m u ss − n äm lich zu einem gleichb ere chtigten Zu - griff au f alle ge sellsch aftlich en Re ssou rcen in freien Vereinb aru ng. Nu r leider fehlt e s dem m eisten Anarch istInnen an ge sellsch aftlich er Th e o - rie , so dass so zial - u n d w irtsch aftsp o litisch e Fo rderu ngen , w enn sie nicht so gar ganz au sbleib en , au f Einzelvo rschläge re du ziert bleib en u nd o ft staatslegitim ato risch en C h arakter anneh m en .
Au s B ookch in , Mu rra y (1 992): „D ie N eu gesta l tu n g der Gesel l sch a ft“, Trotzdem -Verl ag in Grafen a u (S. 1 87)
Peter Krop otkin : „D ie E roberu n g des B rotes“, Trotzdem Verl a g in Gra fen au
Vorsch l ag a u s „Pa recon“, ein sich a l s a n arch istisch bezeich n en des Ökon om iekon zept (m eh r Zitate u n ten )
Parecon -Au tor Mich ael Al bert in ein em I n terview3
Au s „U topie − ein Vorsch l a g“ der U top ie-AG/Gewa l tfreies Aktion s- bü n dn is H am bu rg (1 995, S. 24)
Arbeit
Intere ssant sin d einige Th e o rie ansätze u nd Vo rschläge au s anarchisti - sch en Kreisen zu r N eu o rganisieru ng der Arb eit insge sam t. H ier zeigt sich m itu nter das B e so ndere de s An arch ism u s, der vo n seinen Gru n dlo giken h ier eine Ablehnu ng nicht nu r eine s au f P ro fit u nd Ver - w ertu ng au sgerichteten W irtsch aftens, so ndern au ch eine s dirigisti - sch en Staate s darstellt.
Im deutsch sp rach igen Rau m h at das M o dell der „ 5 - Stu n den - Wo ch e “ vo n D arw in D ante eine grö ß ere B e deu tu ng erru ngen . D an ach w ird h eute die m eiste Arb eitskraft in B ereich en eingeb racht, die keine fü r das m en schlich e Leb en n otw endige o der fö rderlich e P ro duktivität dar - stellten . Kap italism u s (u nd sich er au ch andere W irtsch aftssystem e) sind dam it alle s andere als effizient, so n dern fo lgen den Zwängen zu P ro fit, P ro fitab ilität u n d ständiger Verw ertu ng aller D inge u nd allen Leb en s. D ab ei w erden M ensch u nd N atu r zu reinen Waren , die m ö g - lich st ko stengü nstig au szub euten sind . D as System b eru ht nicht au f Freiw illigkeit, so ndern au f Ko ntro lle , Strafe , E ntzu g vo n Alternativen u nd G arantie vo n P rivilegien sow ie der fo rm alen Ab sich eru ng u nglei - ch en Zu griffs au f Re ssou rcen u nd P ro duktio nsm ittel. D ie Au fre cht - erh altu ng all die ser H errsch aftsb eziehu ngen u nd - verh ältnisse ver - b rau cht u ngleich m eh r P ro du ktivkraft als die H erstellu ng vo n Gütern u nd D ienstleistu ngen fü r das Leb en der M ensch en selb st.
E s ist folglich eine einfach e m ath em atisch e Sach e , dass sch o n Ü b er - w indu ng kap italistisch er Au sb eutu ngsverh ältnisse , no ch m ehr die Ü b erw indu ng aller H errsch aftsfo rm en viel Z eit u nd Kraft freisetzen wü rde , so dass, w enn zukü nftig Freiw illigkeit statt Zwang vo rh err - sch en , keine S o rge b e steh en b rau cht, dass die fü r Ü b erleb en u nd gu te s Leb en no tw en digen Tätigkeiten verrichtet wü rden . Im G egenteil: D er m enschlich en S ch affen skraft u n d Kre ativität wü rden etlich e B rem sen entzo gen , w enn z .B . N eu eru ngen in der G e staltu ng vo n Arb eitsabläu -
3 http: //parecon.de/interviews/interview. 2005-1 0-1 5. 51 3455581 9
fen , innovative Te chniken u sw. nicht m eh r u nter dem Zwang der P ro - fitab ilität steh en , so n dern sich an freiem W illen o der B e dü rfnissen o rientieren .
Au s Sch a n dl , F ra n z: „D ie Wel t sich vorstel l en oh n e Gel d u n d Ma rkt“, in : F reita g, 11 . 4. 2004 (S. 5)
Au s B ookch in , Mu rra y (1 992): „D ie N eu gesta l tu n g der Gesel l sch a ft“, Trotzdem -Verl ag in Grafen a u (S. 1 96)
D as G enannte gilt ab er nicht im m er u nd üb erall. Einer der aktu ellsten u nter den u m fassenden u nd au ch in anarch istisch en Sp ektren ange se - h enen Vo rschläge fü r ein verm eintlich an dere s W irtsch aften schlägt u nter dem Stichwo rt „p artizip ato risch e Ö ko no m ie “ (P are co n) w ie der nichts andere s als Steu eru ng u nd Verteilu ng vo r, o h ne das gewaltige H errsch aftsp o tential in so lch en Vo rgängen zu erfassen . W ie üblich ste ckt h ier ein blin der Glaub e an ein e irgendw ie ge artete b e ssere O b rig - keit h inter dem G e sam tm o dell. D er Akzep tanz in an arch istisch en (u nd au ch anderen , z .B . p o litisch „linken “ Kreisen u nd N G O s) tat das kein en Abb ru ch . Vielleicht war die B egrenzth eit so gar fö rderlich , w eil fehlende H errsch aftsanalysen h ier m inde stens üblich , w enn nicht so gar gewo llt sind , u m nicht allzu stark au f Ko nfliktku rs m it H ierarchien u nd den zu r Z eit H errsch en den zu geraten .
Vorsch l ag a u s „Pa recon“, a .a .O.
Mich a il A. B aku n in (1 873): Sta atl ich keit u n d An arch ie (S. 639)
Au s Wich t, Corn el ia (1 980): „D er Ökol ogisch e An a rch ism u s Mu rra y B ookch in s“, Verl a g F reie Gesel l sch a ft in F ra n kfu rt (S. 29)
Au s Peter Krop otkin : D ie E roberu n g des B rotes. Trotzdem Verl a g in Grafen a u
Au s Robert Ku rz: An tiökon om ie u n d An tipol itik4
4 www.openth eory.org/keimform en/text. phtm l
E igen tu m
Ein e m erkwü rdige B lindstelle zeigen viele an arch istisch e Texte in Sach en Eigentu m .
O bwo hl die se G e sellsch aft stark au f dem Eigentu m sp rinzip au fb aut u nd sich w e sentlich e Teile der Zwangsap p arate nu r m it deren S ich eru ng u n d Akku m u latio n b e sch äftigen , w ird Eigentu m o ft nicht als P roblem an sich , so n dern nu r in seiner ko nkreten Fo rm z .B . allzu gro ß er Reich - tu m su ntersch ie de p roblem atisiert.
Au s Steh n , Ja n (1 997): „Ma n ja n a “ a .a .O.
Zita te zu Arbeit u n d Arbeitseth os u n ter www.
p rojektwerk- sta tt.de/
zita te/z_arbeit. h tm l
Ein seltene s G egenb eisp iel lieferte das Bu ch b o lo 'b o lo , o h nehin einer der w enigen ro m anh aften Zuku nftsentwü rfe , in dem tatsächlich au f Ko ntro ll - u n d Steu eru ngsstru ktu ren verzichtet w ird . M ensch m ag ihn im D etail als m eh r o der w eniger gelu ngen anseh en , ab er im m erhin war e s ein Versu ch .
D as gilt au ch fü r die E igentu m sfrage . Statt W isch i - waschi - Au ssagen üb er irgen dw ie b e ssere Steu eru ng du rch Räte vo ller gutw illiger M en - sch en o der, w ie im M arxism u s sehr b eliebt, die Verge sellsch aftu ng zu fo rdern , o hne zu erklären , w er o der was eigentlich denn die se G e sell - sch aft als Eigentü m erin ist, entw irft P.M . fre ch ein M o dell: Je de Perso n („ ibu “) h at ein e Kiste − das taku . Was da reinp asst, ist der eigen e B e sitz . N iem and anders darf an die Kiste . Was nicht m eh r reinp asst. geh ö rt al - len u n d ist hinsichtlich der Nutzu ng im m er G egenstand freier Verein - b aru ng o h ne P rivilegien . S o ll etwas N eu e s rein u nd e s fehlt der Platz, m u ss etwas Andere s rau s.
D aneb en gibt e s w enig aktu elle anarch istisch e Texte , die Eigentu m klar ablehn en . D er Satz „ Eigentu m ist D ieb stahl“, j a au s anarchistisch er Q u elle stam m end , ist h eute verge ssen o der zu m p lakativen Slo gan fü r die typ isch en D em o n stratio nsblö cke verko m m en , in denen Lau tstärke die Inh alte ersetzt.
Au s P. M. : „bol o'bol o“ zu ta ku5
Gel d, Zin sen u n d Co.
D a üb errascht nicht, w enn Anarch istInnen au ch no ch das G eld lob en . D as sei ein „ ide ale s Instru m ent“ zu r S elb stb e stim m u ng. Als B asis sch eint im m er w ie der das Eigentu m sre cht du rch : D as Re cht au f H andel (m it G eld) ergeb e sich als Fo lge der u neinge sch ränkten B e stim m u ngs - gewalt üb er das Eigentu m .
Au s Steh n , J an (1 995): „E in e Stru ktu r fü r die F reih eit“
5 Quel l e: http: //bol o.cnr.ch /deutsch . htm
Au s Steh n , Ja n (1 997): „Ma n ja n a “, a .a .O.
Au s dem Kap itel „D er Ka pital rat − die Mon opol ba n k der Gesel l - sch a ft“, in : „U topie − ein Vorsch l a g“, a .a .O. (S. 26)
An anderen Stellen geh ö rt die Ab sch affu ng de s G elde s zu den Versu - ch en alternativer Ö ko n o m ie . D o ch au ch h ier zeigt sich , dass zentrale M e ch anism en kap italistisch er W irtsch aft nicht erfasst u nd an alysiert w erden . D enn ein zentrale s P roblem , w elch e s G eldflü sse nach sich zieht u nd du rch die se in ko nkrete Fo rm geb racht w ird , ist die Wandlu ng aller S achw erte u nd m en schlich en Fähigkeiten in Waren . Ih nen w ird ein Wert zu ge o rdnet, der sie kau f - u nd verkau fb ar m acht. S o wandelt w irtsch aftlich e s G e sch eh en alle s in Werte , freigegeb en zu m H an deln m it ih nen .
D ie se s P rinzip w ird nicht ab ge sch afft, w enn die Währu ng w e ch selt − also w e der du rch regio nale Wäh ru ngen no ch du rch eine U m stellu ng au f Z eit als Wäh ru ngseinh eit. D am it w erden zwar die P aram eter vo n gere chter u nd u ngere chter Verteilu ng versch ob en , e s entsteh en neu e Arm e u nd Reich e , ab er das P rinzip w ird nicht au fgeh ob en .
Tech n ikkritik
D as Verh ältnis zu r Te ch nik u nter den AnarchistInn en sch eint gegen - sätzlich er kau m sein zu kö nnen . Wäh ren d einige die se ko m p lett ableh - nen u nd vo m Leb en in Einklang m it der N atu r träu m en , b ejub eln an de - re die Te chnik als neu e Au sgangsb asis fü r eine B efreiu ng de s M en sch en au s der Frem db e stim m u ng der Lo h narb eit. Platt sind o ft b eide ein - schließ lich vieler Zw isch en - u nd N eb enfo rm en so lch er Ide o lo gie . D enn das m acht die S ch nittm enge vieler Au ffassu ngen zu r Te ch nik au s: E s fehlt der B lick du rch die H errsch aftsb rille . D ie Frage nach em anzip ato - risch er u nd antiem anzip ato risch er W irku ng w ird selten ge stellt.
Te chnik p au sch al als C h ance o der G efah r zu w erten , ist zu w enig fü r einen em anzip ato risch en Ansatz . D ie entsch eidenden Frage stellu ngen sind , ob sie ein e B efreiu ng in Gleichb ere chtigu ng der M ensch en fö rdert o der die H errsch aftsverh ältnisse stärkt. D azu findet sich ein Text
„M ensch − N atu r − Te chnik “ in der S am m lu ng „ Freie M ensch en in Frei - en Vereinb aru ngen “. H ier klaffen − zu m in de st im deutsch sp rachigen Rau m − rie sige Lü cken . E s do m inieren u np o litisch e Po sitio nen der Art
„Ato m kraft schle cht, W indkraft gut“ o der ähnlich .
D ie am w eite sten entw ickelte der neu en D eb atten üb er H errsch aft u nd B efreiu ng lief (u nd läu ft zu m Teil n o ch) im Zu sam m enh ang m it freier S o ftware . In den O rganisieru ngsp rinzip ien vo n B etrieb ssystem en , P ro - gram m en , Treib ern u n d m eh r wu rde die Keim zelle fü r m ehr ge seh en . N ach einiger Z eit ersch ien en B ü ch er u nd Abh an dlu ngen üb er m ö glich e Persp ektiven üb er den S o ftwareb ereich hin au s. Leider ebbte die se D is - ku ssio n w ie der ab . Freie S o ftware ist h eute zu einer N o rm alität gewo r - den , die b is in Regieru ngsetagen B e deu tu ng gewo nnen h at. Ihre P ro ta - go nistInnen b eraten h eute Ko nzern e , Polizei u nd Staatsanwaltsch aften , während das Ringen u m B efreiu ng u nd G e sellsch aftsge staltu ng stark nach gelassen h at.
In einigen p o litisch en B ew egu n - gen gibt e s klein e Strö m u ngen , die em anzip ato risch e Ide en in den p o - litisch en W iderstand einzub ringen zu versu ch en . D azu geh ö rt die Ide e de s „ U mw eltschutz vo n u nten “ o der die „ em anzip ato risch e G en - te ch nikkritik “.
D i e Sch n i ttstel l en zu Marktwi rt- sch aft u n d B ü rgerl i ch kei t
Au s den Ü b erschneidu ngen zw i - sch en anarch istisch en u n d bü r - gerlich en , m itu nter so gar zu m arktlib eralen o der dem o kratie - fetisch istisch en Kreisen entw ickelt sich ide o lo gisch e N äh e . B lindfle - cke deh nen sich au s, der analyti - sch e B lick trübt sich im m er m eh r ein . Im Ergeb nis w eiten sich die Ü b erein stim m u ngen , die zu näch st au s ge sellsch aftsth e o retisch er U n - sch ärfe entsteh en , zu Äh nlichkeiten au s, die kau m no ch einen U nter - sch ie d zw isch en anarchistisch en Entwü rfen u n d bü rgerlich en Re alitä - ten erkennen lassen . Als zu sätzlich e Klam m er w irken äh nlich e Leb ens - w eisen − e s sind die in ju ngen Jahren leicht au fm ü p figen u n d sanft b is radikal anarchisch en Kinder de s B ildu ngsbü rgerInnentu m , die au ch
Rea der
„Tech n ik fü r ein gu tes Le- ben oder fü r den P rofit?“
m it etl ich en Texten Tech - n ik u n d Tech - n ikkritik. A5, 11 4 S. , 4 €,
I SB N 978-3-86747-049-0 Meh r I n fos u n d D own l oa d ü ber www. fra gen d-vora n .de.vu.
• Seite m it Zita ten zu m Th em a Tech n ik: www.
p rojektwerksta tt.de/
zita te/z_tech n ik. h tm l
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de u n d www.op en th eory.org
• Sel bstbestim m te Tech n iken t- wickl u n g & -n u tzu n g: www.
a k-a n n a .org/sel bstbestim m te _tech n ik/rea der. pdf
die näch ste G eneratio n die ser stark re chtsstaatsgläub igen , au f typ isch e Gu tm ensch enide ale w ie G ere chtigkeit u nd D em o kratie b ilden . Fehlen - de inh altlich e Füllu ng m acht e s einfach , vö llig ko nträre G e sellsch afts - m o delle w ie D em o kratie u n d An arch ie in den nebulö sen G e danken - w elten zu sam m enzub ringen o der G ere chtigkeit als Ide al zu em p finden , obwohl gere cht j e nach B lickw inkel schlicht alle s sein kann − b is zu m Au ge u m Au ge , Z ah n u m Z ahn .
D ie N äh e bü rgerlich er u n d au s so lch em D enken stam m ender anarch i - sch er Ide en ist au ch in Texten üb er m ö glich e Zukü nfte zu erkennen , w enn B e sitzre cht als no tw en dig u nd die M arktw irtsch aft als „ ide ale Fo rm der Vern etzu ng in ein er freien G e sellsch aft“ ab gefeiert w ird .
Au s „U top ie − ein Vorsch l ag“, a .a .O.
F iktives I n terview m it Men sch en , die sch on in der zu kü n ftigen U topie l eben (im gl eich en H eft, S. 24 ff. )
An arch @ s a l s VorreiterI n n en der Mon eta risieru n g von U mwel tsch u tz
D ie h o h e Ko m p atib ilität einiger anarch istisch er Strö m u ngen m it m o - derner B ü rgerlichkeit zeigt au ch der vo n ih nen m itgetragene Wandel der U mw eltschutzb ew egu ng vo n der au f Bü rgerInnenb eteiligu ng au s - gelegten B I - Z eit (70 er u nd 8 0 er Jah re) zu einer au f m o derne , h o chp ro - fitable W irtsch aftstätigkeit au sgelegten Ansam m lu ng vo n Firm en , G eldanlageverm ittlu ng u sw. In der alten U mw eltliteratu r u nd - deb atte nahm en anarchistisch e Kreise im m er ein e G egenp o sitio n zu M o dellen z .B . der Vo rdenker H erb ert Gruhl, dem C lub o f Ro m e u nd an deren ko n - servativen Zirkeln ein . Inzw isch en h ab en sich alle Flü gel w eitgeh end ko nfliktfrei au f dem S ekto r ö ko - m arktw irtsch aftlich er Ide en getro ffen . Im B egriff der N achh altigkeit vereinigten sich die Strö m u ngen . Gut sichtb ar wu rde die se vo n einer analytisch en B etrachtu ng der H err - sch aftsfö rm igkeit m o derne Ö koko nzep te völlig b efreite Ph alanx de s Ö ko - Gutm en sch en in der D eb atte u m den S chu tz de s Klim a. Nu r seh r klein e Kreise w eh rten sich gegen die Ide e , du rch Lu ftversch m utzu ngs - re chte die Atm o sp h äre kau f - u n d verkau fb ar zu m ach en . Im m erhin waren e s erkennb ar anarch istisch gep rägte Kreise , die die Kritik üb er - h aup t no ch au fre cht erh ielten − das Bü ndnis Risingtide au s dem anglo - am erikanisch en Rau m u nd nie derländisch en AktivistInnen sow ie das klein e N etzw erk „ U mw eltschutz vo n u nten “ im deutsch sp rachigen Rau m . Sie b ildeten in der U mw eltb ew egu ng w ie au ch u nter den Anar - chistInnen nu r kleine M inderh eiten .
Au s „U topie − ein Vorsch l a g“, a .a .O.
Parecon − kru de Wi rtsch aftsth eori e an arch i sti sch en Krei se
D ie einzige u m fassende W irtsch aftsth e o rie , die in den letzten Jahren in b reiteren Kreise s de s An arch ism u s, ab er au ch im bü rgerlich en S ekto r p o litisch er O p p o sitio n Au fm erksam keit errang, war das Ko nzep t der
„p artizip ato risch en Ö ko n o m ie “ (ab gekü rzt nach dem O riginalb egriff im Englisch en : P are co n) . S ch o n die B reite der Akzep tanz zeigte an , dass h ier entw e der ein b e so nders b e eindru ckender E ntwu rf vo rlag, der bü r - gerlich e , m arxistisch e u n d anarchistisch e Strö m u ngen vereinte . Vo n Letzteren waren sowohl do gm atisch gewaltfreie w ie au ch die stärker au to no m - an arch istisch e G ru p p en im Fan club de s Werke s vo n M ich ael Alb ert vertreten , eb en so Verlage der deu tsch en Anarch @ szene . P are co n b ezeichn ete sich au ch selb st als an arch istisch er Entwu rf.
Au s Al bert, Mich a el (2006), „Pa recon“, a .a .O. (S. 2 53)
Ein B lick in den Entwu rf zeigt, waru m P are co n so üb erzeu gte : E s setzte vo r allem au f das Ide ensp ektru m der Gutm en sch en , deren H o ffnu ngen au f gute M ensch en b eru h en , die irgendw ie entsteh en , w enn e s alle ernst m einen m it einer b e sseren Welt. D ie Leitb egriffe so lch er Kreise fin den sich in P are co n in sch ö ner Vo llständigkeit w ie der: „ G ere chtig - keit . . . statt Arm u t, S olidarität statt H ab gier, Vielfalt statt Ko nfo rm ism u s, D em o kratie statt U ntero rdnu ng, N achh altigkeit statt Raubtierverh al - ten “. D as klingt gu t, kann vo n allen u ntersch rieb en w erden , den en ge - sellsch aftlich e H errsch aftsan alyse zu anstrengend ist, u nd so zu ein em sch ö nen , b reiigen Identifikatio nspu nkt gem einsam er Ide en w erden . Nu r: Au sge sagt ist m it all die sen B egriffen gar nichts − u nd genau das b ietet die B asis der Einigkeit. S o verwu n derte e s nicht, dass Linksp artei - stiftu ng, Anarch @ s, Ko m m u nistInnen u nd das eh er bü rgerlich e Attac zu sam m en ein e Veranstaltu ngsreih e m it dem Au to r o rganisierten (sie - h e Abb ildu ng) . Wu ch s h ier, verm ittelt üb er die schwam m igen Inh alte eine s die h eile Welt verkü n denden B u ch e s zu sam m en , was zu sam m en geh ö rt? Weil e s sich in seiner sch ärfelo sen G e sellsch aftskritik ähn elt?
P are co n - Au to r Alb ert selb st kö nnte m it seinem G ere chtigkeitsb egriff, m ensch solle im m er „ im Verh ältnis zu seiner Anstrengu ng, b zw. zu den erb rachten O p fern , b elo h nt“ w erden , du rch au s in der F.D .P. Karriere m ach en . D o rt h ö rt sich die Ide o lo gie seh r äh nlich an , w enn au ch in der P raxis de s N e o lib eralism u s o ft w ie deru m deren vo rgetragene Leis - tu ngside o lo gie verraten w ird , steht do ch eh er die S ich eru ng struktu rel - ler Lo hnu ntersch ie de , also m ehr G eld fü r gleich e o der selb st fü r w eni - ger Leistu ng, im Vo rdergru nd .
Au s Al bert, Mich a el (2006):
„Parecon“, a.a.O.
Aru n dh a ti Roy, zitiert au f dem oben rech ts abgebil deten Werbefal t- bl a tt zu r PAR E CON -R u n dreise
Einm ütigen Ap p lau s erh alten so lch e Ide en in an arch istisch en Strö - m u ngen nicht. Anh ängerInnen sind stark vertreten in den gewaltfrei - anarchistisch en Zu sam m enh ängen , deren N äh e zu re chtsstaatlich - bü rgerlich en Kreisen au ch so nst u nüb ersehb ar ist. E s gibt w enig Anlass, Z eitsch riften w ie die „ Graswu rzelrevo lu tio n “ u nd ihr U m feld als anar - chistisch zu b egreifen .
Ab er sch o n P ro j ekte w ie das M ietsh äu sersyndikat (Sitz in Freibu rg) , die üb erall im deu tsch sp rachigen Rau m Wo h nh äu ser genau vo r die ser Eigentu m sverw endu ng de s freien H andels schützen wo llen , dü rften üb er so lch e Th e o rien vo n Freih eit du rch G eld u n d M arktw irtsch aft nu r den Ko p f schütteln − obwo hl sie inzw isch en selb st zu ein er Art „ Im m o - b ilienko nzern “ gewo rden sin d . Ih re Attraktivität j e denfalls sp eist sich stark au s der eigenen W irtsch aftsstärke . AnarchistInn en , deren H err - sch aftsb egriff w eiter reicht u nd au ch öko no m isch e Verh ältnisse m it erfasst, m ü ssten eigentlich eine deutlich w eitergeh ende Po sitio n b ezie - h en . D o ch leider fehlen sie , sind nicht b e so nders p rägend o der ö ffent - lichkeitsw irksam .
Al tern ati vökon om i e
Anarchistisch e Ide en u nd b ekennende Anh ängerInn en derselb en sind in alternativ - ö ko no m isch en Zu sam m enh ängen im m er w ie der anzu - treffen . H ier w erden ko nkrete Firm en ge sch affen o der verwandelt, die dann in ih rer Stru ktu r H errsch aftsverh ältnisse abb au en sollen . B e so n - ders b eliebt sind kleine Firm enko llektive u nd G en o ssensch aften . Ein genau erer B lick au f so lch e Struktu ren lässt allerdings einen do p - p elten Zw eifel au fko m m en . Zu m einen w eisen die m eisten der Firm en keine intern e H ierarchiefreih eit au f, obwo hl das in der Regel das er - klärte Ziel ist. B ei kleinen Kollektiven , also Firm en , in denen zwar das Inn en u n d Au ß en (w er geh ö rt dazu u n d w er nicht) klar u nd dam it au ch eine H ierarch ie der M itb e stim m u ng definierend ge sch affen wu r - de , kö nnten im m erh in innerh alb de s Ko llektivs h o rizo ntale Verh ältnis - se ge sch affen w erden . D as h ängt allerdings m ehr vo n der P raxis der gem ein sam en Tätigkeit u nd so nstigen , dann vo r allem freien Vereinb a - ru ngen ab − w eniger vo n der Re chtsfo rm u nd - struktu r.
G anz dü ster sieht e s h ingegen b ei grö ß eren B etrieb en , vo r allem den h o ch gelobten G en o ssensch aften au s. D ie se w erden im m er w ie der als Inb egriff fü r Gleichb ere chtigu ng p räsentiert. Tatsächlich verfü gen sie ab er üb er eine stark zentralistisch e Struktu r m it Vo rstan d u nd Au fsichtsrat. D enen steht die M enge w eitgeh end einflu sslo ser G eno s - sInnen gegenüb er. D as äh nelt den verp ö hnten Aktienge sellsch aften m it dem einzigen U ntersch ie d , dass in der G eno ssensch aft alle gleich e s Stim m re cht h ab en . P raktisch h at das w enig Effekt, denn so o der so sind die gro ß en Versam m lu ngen der gro ß en Firm en vo n den zentralen Gre - m ien ge steu ert. Ein e au fm üp fige B asis lässt sich in allen Fällen leicht au sb rem sen − du rch die M achtsp iele b ei Tage so rdnu ng, Ab stim m u ngs - m eth o den o der Wahl vo n Tagu ngso rt u nd - zeitpu nkt, u m die Teiln ah - m e der nicht in den Firm eneliten verankerten G en o ssInnen zu er - schw eren . S o legte die au s anarchistisch en Kreisen ko m m ende , dann sich inn erh alb w eniger Jah re b ru chlo s zu b em erkensw erter B ü rger - lichkeit wandelnde S zene u m das Ö ko zen -
tru m Verden ih re G eno ssensch aftssitzu ngen ab sichtlich au f Term ine w ie M o ntagm o rgen , u m der b asisdem o kratisch en P flicht nach - zuko m m en , ab er do ch u nter sich zu bleib en . D ie dah inter steh ende D enklo gik setzte sich in den Fo lgej ahren b ru chlo s in die M o derni - sieru ng u nd H ierarchisieru ng aller Stru ktu - ren do rt fo rt .
Au s Can tzen , Rol f (1 995): „Wen iger Staa t
− m eh r Gesel l sch aft“, Trotzdem -Verl ag in Gra fen a u (S. 1 27 f. ) Sieh e B ergstedt, Jörg (2001 ): „Reich oder rech ts?“, I KO- Verl a g in F ra n kfu rt.
E rh ä l tl ich ü ber www.
a ktion sversan d.de.vu.
Kri ti k
D o ch − w ie im m er − gibt e s keine Einh eitlichkeit. Anarch istInnen sind eine bu nte M ischu ng, w enn au ch die generelle Th e o rielo sigkeit fast die ge sam te B reite erfasst u nd so w e sentlich e S chwäch en veru rsacht. D azu geh ö ren die geringe Interventio n sfäh igkeit in ge sellsch aftlich e D eb at - ten u nd die ku rze Verw eildau er der m eisten AktivistInnen , fü r die An arch ie nu r eine diffu se Em p ö ru ngsp h ase vo r dem W ie dereintau ch en in die B ü rgerlichkeit darstellt, m eist au f einem m o dernisierten N ive au gegenüb er der G eneratio n ih rer Eltern , LehrerInnen o der anderen Ab - grenzu ngsvo rb ilder.
S elb stkritik, z .B . an m acht - u nd m arkto rientierten Ko nzep ten so ge - nannter Anarch @ s, ist selten , ab er ko m m t vo r − z .B . die Kritik an Ähn - lichkeit vo n Anarch ie u nd K ap italism u s (die se s Bu ch ist j a selb st ein B e - leg dafü r) .
Au s dem kritisch en Kom m en ta r „Mit der Ma rktwirtsch a ft in die Zu - ku n ft?“ in : „U topie − ein Vorsch l a g“, a .a .O. (S. 44 f. )
Au s B ookch in , Mu rra y (1 992): „D ie N eu gesta l tu n g der Gesel l sch a ft“, Trotzdem -Verl ag in Grafen a u (S. 85)
Ein e Persp ektive j enseits vo n M arkt u n d Staat w ird vo n lib ertären Ko m - m u nistInnen u nd ihn en n ah e steh en den Strö m u ngen fo rm u liert. Vo r ihrem m arxistisch en H intergru nd w ehren sie sich gegen ein e Indivi - du alisieru ng vo n Eigentu m . Zwar fehlt ihnen eine Ide e fü r eine Au fh e - bu ng de s im K ap italism u s so zentralen Eigentu m s. D o ch ih r Versu ch , die Verge sellsch aftu ng zu m inde st der P ro duktio n sm ittel m it an arch is - tisch en Freih eitside alen zu verb inden , b ö te im m erhin die C h ance , ein e w eitergeh en de Persp ektive zu entw ickeln . D enn B egriffe w ie „ G em ein - b e sitz “ o der „Verge sellsch aftu ng“ b e dü rfen einer n äh eren Kläru ng, in deren Fo lge sich W idersp rü ch e u nd Ko m p likatio n en zeigen wü rden , die Ansp o rn zu m Vo rantreib en anarchistisch er Th e o rien sch affen .
Au s ein em Gru n dl agen text ü ber An arch ie, verfasst in der An a rch isti- sch en F öderation F ran zösisch er Sp ra ch e (FAF )6
6 H erausgegeben von der I -AFD − I FA ( I nitiative für eine anarch istisch e Föderation in Deutsch l and − angesch l ossen an die I nternational e der Anarch istisch en Födera- tionen) , www.anarch ism us.at/txt2/anarch ie. htm
Au s Ca n tzen , Rol f (1 995): „Wen iger Sta at − m eh r Gesel l sch a ft“, Trotzdem -Verl a g in Gra fen au
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