• Keine Ergebnisse gefunden

Wen n di e Marktwi rtsch aft zu m an arch i sti sch en I deal wi rd . . .

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Wen n di e Marktwi rtsch aft zu m an arch i sti sch en I deal wi rd . . ."

Copied!
22
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Wen n di e Ma rktwi rtsch a ft zu m a n a rch i sti sch en

I dea l wi rd . . .

Zwar b eteiligen sich viele AnarchistInn en an antikap italistisch en K äm p fen u nd lassen au ch kein e Zw eifel an einer radikalen G e sinnu ng, das au f P ro fitm axim ieru ng u nd ständige Warenb ildu ng o rientierte W irtsch aftssystem ganz ab zu sch affen , ab er in der − o hn eh in eh er dü rf - tigen − Th e o rie arb eit im An arch ism u s sp ielt die Ö ko no m ie nu r ein e u nterge o rdnete Ro lle . D as ändert sich au ch nicht in den Kreisen , die vo n Arb eiterInn enb ew egu ng träu m en u nd Agitatio n im b etrieblich en Rahm en als Aktivitätsschw erpu nkt b enenn en . Werden do rt Texte ent - wo rfen o der verb reitet, so stellen die Kritiken eh er Entnahm en au s an - deren Strö m u ngen dar. D as m u ss nichts S chle chte s b e deuten , schließ - lich sind viele m arxistisch e Analysen de s W irtsch aftsge sch eh ens b ril - lant. Ab er sie h ab en au ch Grenzen z .B . was ih ren B lick au f h errsch afts - fö rm ige B eziehu ngen b etrifft, die au ß erh alb de s rein öko no m isch en Akqu irierens vo n Wert u n d M ehrw ert liegen .

D ie Vo rschläge u n d Ko nzep te au s m eh reren Strö m u ngen ragen in die an arch istisch e D eb atte h inein :

• D ie bü rgerlich e D eb atte u m ko ntro llierte s W irtsch aften , insb e so n - dere eine Stärku ng staatlich er Eigentätigkeit u nd Au fsicht (b e - nannt als N e o - Keyn e sianism u s, Reregulieru ng o der Rü ckkehr zu verb indlich en Regelw erken , w ie z .B . internatio nal in B retto n - Wo o ds b e schlo ssen) o der die dem o kratisch e Ko ntro lle vo n W irt - sch aftstätigkeit. Wäh rend erstere s ein e Stärku ng de s Staate s u nd zw isch en staatlich er In stitu tio nen n ach sich zieh en wü rde u n d de sh alb anarchistisch en Ide en ko nträr gegenüb ersteht, kö nnte eine D em o kratisieru ng vo n B etrieb en dann w ichtige S ch ritte zu einer − w eiter nö tigen − Aneignu ng der W irtsch aftstätigkeit du rch M ensch en selb st sch affen , w enn dam it die Stärku ng der M it - b e stim m u ng gem eint ist.

• M arxistisch e D isku ssio nen enden m itu nter m it ähnlich en Ergeb - nissen w ie ne okeyne sianisch e Th e o retikerInnen . Au ch p erso n ell gibt e s eine h o h e Ü b erschneidu ng. Radikaler, ab er sich au ch au f M arxsch e Analysen b eru fend b zw. die se w eiterentw ickelnd sind die so gen annten WertkritikerInnen , die den Gü tern u nd M ensch en ih re Warenfo rm nehm en wo llen u n d dam it an ziem lich gru nd - legen den M e ch anism en der kap italistisch en W irtsch aft rütteln .

(2)

Gleich e s gilt fü r ko nse qu ente G egnerInn en der Eigentu m sfo rm , b ei denen m arxistisch e G e danken gut verb reitet sind . S chwam m ig bleibt die b eliebte Flo skel vo n der Verge sellsch aftu ng der P ro du k - tio nsm ittel o der Fab riken . Ist dam it der Staat als Eigentü m er ge - m eint (w ie e s b ei dem o ft syno nym verw endeten B egriff der Ver - staatlichu ng deu tlich er w ird) . D ann gäb e e s kein en em anzip ato ri - sch en G ew inn , denn der Staat ist fü r die M ensch en genau so u ner - reichb ar w ie Ko nzernleitu ngen . Ist ab er dam it gem eint, dass die w irtsch aftlich e Tätigkeit in die H and der Bü rgerInnen u nd vo n ih r ge sch affener Zu sam m enschlü sse gelegt w ird , so wäre die s ein S ch ritt in Richtu ng der Entm achtu ng zentraler Struktu ren , also de s H erau szieh ens vo n G e staltu ngskraft au s Staat u nd M arkt

zu gu nsten der M ensch en u nd ihrer freien Ko o p eratio nen .

• Zu m Teil eb enfalls m arxistisch en U rsp ru ngs, ab er au ch getragen vo n ide olo gisch nicht fe stgelegten M ensch en z .B . au s dem B ereich freier S o ftware entw icklu ng entstand die zu näch st als „ O eko nux “ (Ku nstwo rt au s den B e standteilen Ö ko no m ie & Linux) gefüh rte D eb atte u m ein gleich zeitig freie s (im Sinn e vo n lib erale s) , ab er nicht m eh r vo n Wert - u n d P ro fitdenken du rch zo gene s u nd in die - sem Sinn e zu klassisch - w irtsch aftslib eralen Ko nzep ten gegen - läu fige s W irtsch aften . M it den Texten „ Freie M en sch en in freien Vereinb aru ngen “0 schwap p ten so lch e Ide en au ch in die deu tsch - sp rachige , an arch istisch e D eb atte − b e einflu sste die D eb atten ab er nu r in kleinen Kreisen u nabh ängiger u nd gleich zeitig nicht th e o - riefeindlich er AktivistInnen .

• Eh er eine Randgrup p e b ilden die Freiw irtsch aftlerInnen , die h ier au ch nu r de sh alb Erwäh nu ng finden , w eil sie selb st sich m itu nter als AnarchistInn en b ezeichn en u nd als Vo rdenker den Fin anzch ef der M ü n ch en er Räterepublik, S ilvio G e sell, b etrachten . D a die Räterepublik m it anarchistisch en Ide en in Verb indu ng geb racht w ird , h alten viele au ch G e sell fü r an arch istisch u nd b etrachten de sh alb die vo n ih m entwo rfene Th e o rie einer n atü rlich en W irt - sch aftso rdnu ng als anarch istisch e W irtsch aftsfo rm . Sie b e steht au s zw ei Teilen − einer B o denrefo rm u nd der Ab sch affu ng de s Zinse s (b zw. w eitergeh en der der E infüh ru ng neu er Währu ngen m it fal - lendem Wert) . Erstere stellt im m erh in die Eigentu m sfrage u n d schlägt eine Verteilu ng vo r, die dem Ansp ru ch gleichb ere chtigten Zu gangs zu Re ssou rcen deu tlich näh erko m m t als die h eutige , du rch K au f u nd Verkau f vo r allem zu gu nsten der Reich eren ge - steu erte Lage . D er zw eite Teil seiner Th e o rie , die Ab sch affu ng de s Zinse s, h ingegen lässt nicht erkennen , w ie dadu rch eine B efreiu ng u nd Stärku ng der M ensch en entsteh en so ll. D a h eutige Freiw irt - sch aftlerInn en vo r allem der S ach e m it den Zin s anh ängen , steh en sie anarchistisch en Ide en zu m inde st vo n die ser Warte au s nicht nah e .

0 Die 1 . Aufl age ersch ien im Jah r 2000, die aktuel l e Ausgabe stam mt aus Januar 201 2 ( www. projektwerkstatt.de/m aterial ien/utop_utopie. htm ) . Texte im I nternet: www. h errsch aftsfrei.de.vu.

(3)

Weit verb reitet sind in an arch istisch en Texten Fo rderu ngen nach D e - zentralisieru ng u n d O rganisieru ng vo n „u nten nach ob en “.

Krop otkin , Peter, zitiert in : „Was ist eigen tl ich An a rch ie?“, Karin Kram er Verl ag in B erl in (S. 96)

Vorsch l äge fü r ein e a n arch istisch e Ökon om ie1

Im Fo lgenden sollen B ru ch stü ck u nd Teilfo rderu ngen au s anarch isti - sch en Kreisen zu r zukü nftigen Ö ko no m ie b en annt w erden . Ein u m fas - sender Entwu rf ist nicht vo rh anden . D as einzige , in den letzten Jah ren ö fter b enannte o der disku tierte Werk war das B u ch „ P are co n “, dem de sh alb ein eigener Ab schnitt gew idm et w erden soll. E s ist sch o n b e - zeichn end , dass au ch die se s fade Ko nzep t nu r eine Ü b ersetzu ng war.

D ie deu tsch sp rach ige Anarchie b ringt n o ch w eniger Th e o rie h ervo r.

P are co n b elegte , w ie bü rgerlich gro ß e Teile der AnarchistInn en sind . Ih re Ko nzep te ap p ellieren an die Gu tm ensch en u nd p h antasieren die b e ssere Welt h erb ei, w enn alle ein b issch en m eh r au fp assen u n d die Gu ten regieren .

1 Quel l e: www.anarch ism us.at/txt2/anarch ie2. htm ( überfl üssige Worte „ in der“ im Original )

(4)

Markt oder Staat − di e fal sch e Frage

In den seit 19 9 9 n eu entfachten D eb atten u m die Verteilu ng w irtsch aft - lich er M acht u n d ge sellsch aftlich en Reichtu m s do m iniert der Streit u m die M achtb alance zw isch en den Ko nzernen im so genannten freien M arktge sch eh en u nd de s Staate s als Regu lato r u nd Steu erer. Au s em an - zip ato risch er Sicht m ü sste die se Frage hingegen vernachlässigb ar sein , denn w e der Ko nzernleitu ngen no ch Regieru ngen b ieten S chutz, gleichb ere chtigten Re ssou rcenzu gang u nd eine M itsp rach e fü r die M en sch en selb st. D er im m er w ie der b e schwo renen Verb rau ch erInnen - m acht fehlt eb enso w ie irgendw elch e Wahlen der Einflu ss, der ih nen p ro p agandistisch zu ge sp ro ch en w ird . Eine anarch istisch e Th e o rie m ü sste also b eiden , Staat u nd Ko nzernen , den Feh deh andschuh hin - w erfen u nd fü r eine M achtverlageru ng h in zu den M ensch en u nd ih ren freien Zu sam m en schlü ssen streiten .

D as ge schieht au ch , ab er seh r, sehr selten . Eine Au snahm e war die An eignu ng einer Fah rradfab rik u nd P ro duktio n de s „ strike b ike “. Viel h äu figer ru fen au ch AnarchistInnen , sichtb ar m angels eigener Vo r - schläge u nd m angels b rau chb arer H errsch aftsanalyse , nach m ehr D e - m o kratie (o ft p raktisch gleichb e deutend m it m ehr Staat) o der ähneln − tro tz gefühlt u nd verb al in W idersp ru ch steh end − den Lib eralisiererIn - nen der W irtsch aft.

Etlich e AnarchistInn en ticken anders. Sie vertrau en au sgere ch net den zentralen B au steinen de s K ap italism u s. Äh nlich w ie b ei der dem o krati - sch en Ko ntro lle zeigt sich ein naive s Verständnis ge sellsch aftlich er Vo rgänge . D ie W irku ngen vo n G eld , m arktfö rm igem H an deln o der Eigentu m w erden nicht au f ihre h errsch aftsfö rm igen W irku ngen u n - tersu cht, so n dern als M ittel b etrachtet, die o h ne w eitere s au ch dem Gu - ten dienen kö nnen . B anken , Kre ditw e sen , Wertlo gik − fü r anarchisti - sch e U to p ien kein P roblem ?

Au s Steh n , J an (1 997): „Man jan a . I deen fü r ein e a n a rch istisch e Gesel l sch aft“

N GOs, Ökos u n d a n dere pro Ma rkt- wirtsch aft: www.

p rojektwerksta tt.de/

a es/p roka pita l . h tm l

(5)

D em okratisch e Kon trol l e der Wirtsch a ft

S o w ie u nter Anarch istInnen die D em o kratie u nd in sb e so ndere ih re b asisdem o kratisch e Au sp rägu ng viel U nterstützu ng h ab en , so ist au ch die H o ffnu ng w eit verb reitet, dass in der W irtsch aft alle s gut w ird , w enn sie dem o kratisch ko ntro lliert w ird − also die G e sam th eit der b eteiligten M ensch en die Entsch eidu ngen trifft. D ie se au s radikaldem o kratisch en Kreisen entlehnte Th e o rie üb ersieht j e do ch , dass im m er dann , w enn die G e sam th eit h errscht, die Vielfalt u nd das Individuu m im G e sam ten u ntergeh en . Gu t erkennb ar ist sch o n an den Vo rschlägen selb st: Ko n - tro lle , ob dem o kratisch o der anders, b rau cht Ko ntro llin stanzen .

Au s dem „E n twu rf“ fü r ein Position sp ap ier zu r E n ergieversorgu n g m it Strom u n d Wä rm e2

Au s Al bert, Mich a el (2006), „Pa recon“, Trotzdem Verl a g Gra fen a u

2 E rstel l t durch die AG „ Autonom ie braucht E nergie“ der FAU -H annover

N GOs wie Attac u n d l in ke Parteien kon stru ieren den Gegen satz: Meh r Sta at, wen iger Markt (www.

p rojektwerksta tt.

de/zita te/

z_m arkt_sta at. h tm l )

(6)

E i n zel fragen

An arch istisch e Grup p en u nd E inzelp erso nen äu ß ern sich au ch zu w irt - sch afts - u n d so zialp o litisch en Einzelfragen . H ier do m inieren erneut B lin dfle cke u nd verge ssene Th em en , zu dem sin d Vo rschläge u nd Kriti - ken m eist tage sp o litisch er Art, d .h . sie w erden nicht eingeb ettet in w ei - tergeh en de th e o retisch e Ü b erlegu ngen u nd Ko nzep te . Im m erh in gibt e s sie : D ie Einm ischu ng p er ko nkreter Fo rderu ng, als Kritik u n d o der Vo r - schlag zu r Veränderu ng. N atu rgem äß do m inieren , entsp re ch end der O rientieru ng vo n Teilen der anarchistisch en Strö m u ngen , so ziale Th e - m en m it B ezu g au f Arb eiterInn en . Vo r allem an arch o - syndikalistisch e O rganisatio nen h ab en hier S chw erpu nkte .

Gru n dsich eru n g oder

„Oh n e F l eiß kein P reis?“

E s ist nicht schw er zu erkennen , dass H errsch aft vielfach au f den Ent - zu g vo n selb sto rganisierten Ü b erleb en sm ö glichkeiten au fb aut. Wo M en sch en nicht o der nu r schw er selb ständig die dazu geh ö rigen m ate - riellen Gru n dlagen sch affen (z .B . du rch Zu griff au f B o den o der andere P ro duktio n sm ittel) o der w enigstens erw erb en kö nnen , sin d sie ge - zwu ngen , sich den Angeb o ten anderer zu r frem db e stim m ten Verso r - gu ng zu u nterw erfen . D ie Anb ieterInnen der Verso rgu ng diktieren da - b ei u m so m ehr die B e dingu ngen , w ie die sich ih nen u nterw erfenden M en sch en nu r als Einzelne u nd au stau schb ar dasteh en . In der Regel er - h alten die Verkäu ferInnen ih rer Arb eitskraft als G egenleistu ng der u ni - versale Tau sch m ittel G eld , e s sin d ab er w eiterhin au ch m o derne Fo r - m en der Sklaverei u nd Leib eigensch aft verb reitet, b ei den en o ft nu r ei - ne vo rgegeb ene U nterku nft u n d N ahru ng als „Loh n “ h erau ssp ringen . M en sch en , die keine andere C h ance h ab en , m ü ssen zu r Revo lte greifen o der sich m it H aut u nd H aaren u nterw erfen . Sie u nterliegen dann einer extrem en Fo rm der B eh errschu ng, die ih re ganze Perso n einnim m t u nd kau m P rivath eit m ehr zu lässt. G egen so lch e U nterdrü cku ngsfo r - m en richtet sich die Ide e der Gru ndsich eru ng, d .h . einer G arantie der Verso rgu ng m it dem Leb ensno tw endigen u n abh ängig vo n der U nter - w erfu ng u nter Abh ängigkeitsverh ältnisse . Eine so lch e G ru ndsich eru ng wü rde die in dividu ellen H an dlu ngssp ielräu m e erh ö h en u n d h ätte − w enn entsp re ch end ge staltet u nd nicht m it neu en Ko ntro llm e ch anis - m en verbu nden − b efreienden C h arakter. Allerdings sch afft sie gleich - zeitig eine Legitim atio n fü r den G aranten der Gru n dsich eru ng, als der in allen vo rliegenden Ko nzep ten der Staat vo rge seh en ist. Fü r eine anti - staatlich e Th e o rie w ie den Anarch ism u s ist das ein W idersp ru ch , der einer G ru ndsich eru ng dah er den Rang ein e s Refo rm sch ritte s zuw eist, der zu m ehr fü hren m u ss − n äm lich zu einem gleichb ere chtigten Zu - griff au f alle ge sellsch aftlich en Re ssou rcen in freien Vereinb aru ng. Nu r leider fehlt e s dem m eisten Anarch istInnen an ge sellsch aftlich er Th e o - rie , so dass so zial - u n d w irtsch aftsp o litisch e Fo rderu ngen , w enn sie nicht so gar ganz au sbleib en , au f Einzelvo rschläge re du ziert bleib en u nd o ft staatslegitim ato risch en C h arakter anneh m en .

(7)

Au s B ookch in , Mu rra y (1 992): „D ie N eu gesta l tu n g der Gesel l sch a ft“, Trotzdem -Verl ag in Grafen a u (S. 1 87)

Peter Krop otkin : „D ie E roberu n g des B rotes“, Trotzdem Verl a g in Gra fen au

Vorsch l ag a u s „Pa recon“, ein sich a l s a n arch istisch bezeich n en des Ökon om iekon zept (m eh r Zitate u n ten )

(8)

Parecon -Au tor Mich ael Al bert in ein em I n terview3

Au s „U topie − ein Vorsch l a g“ der U top ie-AG/Gewa l tfreies Aktion s- bü n dn is H am bu rg (1 995, S. 24)

Arbeit

Intere ssant sin d einige Th e o rie ansätze u nd Vo rschläge au s anarchisti - sch en Kreisen zu r N eu o rganisieru ng der Arb eit insge sam t. H ier zeigt sich m itu nter das B e so ndere de s An arch ism u s, der vo n seinen Gru n dlo giken h ier eine Ablehnu ng nicht nu r eine s au f P ro fit u nd Ver - w ertu ng au sgerichteten W irtsch aftens, so ndern au ch eine s dirigisti - sch en Staate s darstellt.

Im deutsch sp rach igen Rau m h at das M o dell der „ 5 - Stu n den - Wo ch e “ vo n D arw in D ante eine grö ß ere B e deu tu ng erru ngen . D an ach w ird h eute die m eiste Arb eitskraft in B ereich en eingeb racht, die keine fü r das m en schlich e Leb en n otw endige o der fö rderlich e P ro duktivität dar - stellten . Kap italism u s (u nd sich er au ch andere W irtsch aftssystem e) sind dam it alle s andere als effizient, so n dern fo lgen den Zwängen zu P ro fit, P ro fitab ilität u n d ständiger Verw ertu ng aller D inge u nd allen Leb en s. D ab ei w erden M ensch u nd N atu r zu reinen Waren , die m ö g - lich st ko stengü nstig au szub euten sind . D as System b eru ht nicht au f Freiw illigkeit, so ndern au f Ko ntro lle , Strafe , E ntzu g vo n Alternativen u nd G arantie vo n P rivilegien sow ie der fo rm alen Ab sich eru ng u nglei - ch en Zu griffs au f Re ssou rcen u nd P ro duktio nsm ittel. D ie Au fre cht - erh altu ng all die ser H errsch aftsb eziehu ngen u nd - verh ältnisse ver - b rau cht u ngleich m eh r P ro du ktivkraft als die H erstellu ng vo n Gütern u nd D ienstleistu ngen fü r das Leb en der M ensch en selb st.

E s ist folglich eine einfach e m ath em atisch e Sach e , dass sch o n Ü b er - w indu ng kap italistisch er Au sb eutu ngsverh ältnisse , no ch m ehr die Ü b erw indu ng aller H errsch aftsfo rm en viel Z eit u nd Kraft freisetzen wü rde , so dass, w enn zukü nftig Freiw illigkeit statt Zwang vo rh err - sch en , keine S o rge b e steh en b rau cht, dass die fü r Ü b erleb en u nd gu te s Leb en no tw en digen Tätigkeiten verrichtet wü rden . Im G egenteil: D er m enschlich en S ch affen skraft u n d Kre ativität wü rden etlich e B rem sen entzo gen , w enn z .B . N eu eru ngen in der G e staltu ng vo n Arb eitsabläu -

3 http: //parecon.de/interviews/interview. 2005-1 0-1 5. 51 3455581 9

(9)

fen , innovative Te chniken u sw. nicht m eh r u nter dem Zwang der P ro - fitab ilität steh en , so n dern sich an freiem W illen o der B e dü rfnissen o rientieren .

Au s Sch a n dl , F ra n z: „D ie Wel t sich vorstel l en oh n e Gel d u n d Ma rkt“, in : F reita g, 11 . 4. 2004 (S. 5)

Au s B ookch in , Mu rra y (1 992): „D ie N eu gesta l tu n g der Gesel l sch a ft“, Trotzdem -Verl ag in Grafen a u (S. 1 96)

D as G enannte gilt ab er nicht im m er u nd üb erall. Einer der aktu ellsten u nter den u m fassenden u nd au ch in anarch istisch en Sp ektren ange se - h enen Vo rschläge fü r ein verm eintlich an dere s W irtsch aften schlägt u nter dem Stichwo rt „p artizip ato risch e Ö ko no m ie “ (P are co n) w ie der nichts andere s als Steu eru ng u nd Verteilu ng vo r, o h ne das gewaltige H errsch aftsp o tential in so lch en Vo rgängen zu erfassen . W ie üblich ste ckt h ier ein blin der Glaub e an ein e irgendw ie ge artete b e ssere O b rig - keit h inter dem G e sam tm o dell. D er Akzep tanz in an arch istisch en (u nd au ch anderen , z .B . p o litisch „linken “ Kreisen u nd N G O s) tat das kein en Abb ru ch . Vielleicht war die B egrenzth eit so gar fö rderlich , w eil fehlende H errsch aftsanalysen h ier m inde stens üblich , w enn nicht so gar gewo llt sind , u m nicht allzu stark au f Ko nfliktku rs m it H ierarchien u nd den zu r Z eit H errsch en den zu geraten .

Vorsch l ag a u s „Pa recon“, a .a .O.

(10)

Mich a il A. B aku n in (1 873): Sta atl ich keit u n d An arch ie (S. 639)

Au s Wich t, Corn el ia (1 980): „D er Ökol ogisch e An a rch ism u s Mu rra y B ookch in s“, Verl a g F reie Gesel l sch a ft in F ra n kfu rt (S. 29)

Au s Peter Krop otkin : D ie E roberu n g des B rotes. Trotzdem Verl a g in Grafen a u

Au s Robert Ku rz: An tiökon om ie u n d An tipol itik4

4 www.openth eory.org/keimform en/text. phtm l

(11)

E igen tu m

Ein e m erkwü rdige B lindstelle zeigen viele an arch istisch e Texte in Sach en Eigentu m .

O bwo hl die se G e sellsch aft stark au f dem Eigentu m sp rinzip au fb aut u nd sich w e sentlich e Teile der Zwangsap p arate nu r m it deren S ich eru ng u n d Akku m u latio n b e sch äftigen , w ird Eigentu m o ft nicht als P roblem an sich , so n dern nu r in seiner ko nkreten Fo rm z .B . allzu gro ß er Reich - tu m su ntersch ie de p roblem atisiert.

Au s Steh n , Ja n (1 997): „Ma n ja n a “ a .a .O.

Zita te zu Arbeit u n d Arbeitseth os u n ter www.

p rojektwerk- sta tt.de/

zita te/z_arbeit. h tm l

(12)

Ein seltene s G egenb eisp iel lieferte das Bu ch b o lo 'b o lo , o h nehin einer der w enigen ro m anh aften Zuku nftsentwü rfe , in dem tatsächlich au f Ko ntro ll - u n d Steu eru ngsstru ktu ren verzichtet w ird . M ensch m ag ihn im D etail als m eh r o der w eniger gelu ngen anseh en , ab er im m erhin war e s ein Versu ch .

D as gilt au ch fü r die E igentu m sfrage . Statt W isch i - waschi - Au ssagen üb er irgen dw ie b e ssere Steu eru ng du rch Räte vo ller gutw illiger M en - sch en o der, w ie im M arxism u s sehr b eliebt, die Verge sellsch aftu ng zu fo rdern , o hne zu erklären , w er o der was eigentlich denn die se G e sell - sch aft als Eigentü m erin ist, entw irft P.M . fre ch ein M o dell: Je de Perso n („ ibu “) h at ein e Kiste − das taku . Was da reinp asst, ist der eigen e B e sitz . N iem and anders darf an die Kiste . Was nicht m eh r reinp asst. geh ö rt al - len u n d ist hinsichtlich der Nutzu ng im m er G egenstand freier Verein - b aru ng o h ne P rivilegien . S o ll etwas N eu e s rein u nd e s fehlt der Platz, m u ss etwas Andere s rau s.

D aneb en gibt e s w enig aktu elle anarch istisch e Texte , die Eigentu m klar ablehn en . D er Satz „ Eigentu m ist D ieb stahl“, j a au s anarchistisch er Q u elle stam m end , ist h eute verge ssen o der zu m p lakativen Slo gan fü r die typ isch en D em o n stratio nsblö cke verko m m en , in denen Lau tstärke die Inh alte ersetzt.

Au s P. M. : „bol o'bol o“ zu ta ku5

Gel d, Zin sen u n d Co.

D a üb errascht nicht, w enn Anarch istInnen au ch no ch das G eld lob en . D as sei ein „ ide ale s Instru m ent“ zu r S elb stb e stim m u ng. Als B asis sch eint im m er w ie der das Eigentu m sre cht du rch : D as Re cht au f H andel (m it G eld) ergeb e sich als Fo lge der u neinge sch ränkten B e stim m u ngs - gewalt üb er das Eigentu m .

Au s Steh n , J an (1 995): „E in e Stru ktu r fü r die F reih eit“

5 Quel l e: http: //bol o.cnr.ch /deutsch . htm

(13)

Au s Steh n , Ja n (1 997): „Ma n ja n a “, a .a .O.

Au s dem Kap itel „D er Ka pital rat − die Mon opol ba n k der Gesel l - sch a ft“, in : „U topie − ein Vorsch l a g“, a .a .O. (S. 26)

An anderen Stellen geh ö rt die Ab sch affu ng de s G elde s zu den Versu - ch en alternativer Ö ko n o m ie . D o ch au ch h ier zeigt sich , dass zentrale M e ch anism en kap italistisch er W irtsch aft nicht erfasst u nd an alysiert w erden . D enn ein zentrale s P roblem , w elch e s G eldflü sse nach sich zieht u nd du rch die se in ko nkrete Fo rm geb racht w ird , ist die Wandlu ng aller S achw erte u nd m en schlich en Fähigkeiten in Waren . Ih nen w ird ein Wert zu ge o rdnet, der sie kau f - u nd verkau fb ar m acht. S o wandelt w irtsch aftlich e s G e sch eh en alle s in Werte , freigegeb en zu m H an deln m it ih nen .

D ie se s P rinzip w ird nicht ab ge sch afft, w enn die Währu ng w e ch selt − also w e der du rch regio nale Wäh ru ngen no ch du rch eine U m stellu ng au f Z eit als Wäh ru ngseinh eit. D am it w erden zwar die P aram eter vo n gere chter u nd u ngere chter Verteilu ng versch ob en , e s entsteh en neu e Arm e u nd Reich e , ab er das P rinzip w ird nicht au fgeh ob en .

Tech n ikkritik

D as Verh ältnis zu r Te ch nik u nter den AnarchistInn en sch eint gegen - sätzlich er kau m sein zu kö nnen . Wäh ren d einige die se ko m p lett ableh - nen u nd vo m Leb en in Einklang m it der N atu r träu m en , b ejub eln an de - re die Te chnik als neu e Au sgangsb asis fü r eine B efreiu ng de s M en sch en au s der Frem db e stim m u ng der Lo h narb eit. Platt sind o ft b eide ein - schließ lich vieler Zw isch en - u nd N eb enfo rm en so lch er Ide o lo gie . D enn das m acht die S ch nittm enge vieler Au ffassu ngen zu r Te ch nik au s: E s fehlt der B lick du rch die H errsch aftsb rille . D ie Frage nach em anzip ato - risch er u nd antiem anzip ato risch er W irku ng w ird selten ge stellt.

(14)

Te chnik p au sch al als C h ance o der G efah r zu w erten , ist zu w enig fü r einen em anzip ato risch en Ansatz . D ie entsch eidenden Frage stellu ngen sind , ob sie ein e B efreiu ng in Gleichb ere chtigu ng der M ensch en fö rdert o der die H errsch aftsverh ältnisse stärkt. D azu findet sich ein Text

„M ensch − N atu r − Te chnik “ in der S am m lu ng „ Freie M ensch en in Frei - en Vereinb aru ngen “. H ier klaffen − zu m in de st im deutsch sp rachigen Rau m − rie sige Lü cken . E s do m inieren u np o litisch e Po sitio nen der Art

„Ato m kraft schle cht, W indkraft gut“ o der ähnlich .

D ie am w eite sten entw ickelte der neu en D eb atten üb er H errsch aft u nd B efreiu ng lief (u nd läu ft zu m Teil n o ch) im Zu sam m enh ang m it freier S o ftware . In den O rganisieru ngsp rinzip ien vo n B etrieb ssystem en , P ro - gram m en , Treib ern u n d m eh r wu rde die Keim zelle fü r m ehr ge seh en . N ach einiger Z eit ersch ien en B ü ch er u nd Abh an dlu ngen üb er m ö glich e Persp ektiven üb er den S o ftwareb ereich hin au s. Leider ebbte die se D is - ku ssio n w ie der ab . Freie S o ftware ist h eute zu einer N o rm alität gewo r - den , die b is in Regieru ngsetagen B e deu tu ng gewo nnen h at. Ihre P ro ta - go nistInnen b eraten h eute Ko nzern e , Polizei u nd Staatsanwaltsch aften , während das Ringen u m B efreiu ng u nd G e sellsch aftsge staltu ng stark nach gelassen h at.

In einigen p o litisch en B ew egu n - gen gibt e s klein e Strö m u ngen , die em anzip ato risch e Ide en in den p o - litisch en W iderstand einzub ringen zu versu ch en . D azu geh ö rt die Ide e de s „ U mw eltschutz vo n u nten “ o der die „ em anzip ato risch e G en - te ch nikkritik “.

D i e Sch n i ttstel l en zu Marktwi rt- sch aft u n d B ü rgerl i ch kei t

Au s den Ü b erschneidu ngen zw i - sch en anarch istisch en u n d bü r - gerlich en , m itu nter so gar zu m arktlib eralen o der dem o kratie - fetisch istisch en Kreisen entw ickelt sich ide o lo gisch e N äh e . B lindfle - cke deh nen sich au s, der analyti - sch e B lick trübt sich im m er m eh r ein . Im Ergeb nis w eiten sich die Ü b erein stim m u ngen , die zu näch st au s ge sellsch aftsth e o retisch er U n - sch ärfe entsteh en , zu Äh nlichkeiten au s, die kau m no ch einen U nter - sch ie d zw isch en anarchistisch en Entwü rfen u n d bü rgerlich en Re alitä - ten erkennen lassen . Als zu sätzlich e Klam m er w irken äh nlich e Leb ens - w eisen − e s sind die in ju ngen Jahren leicht au fm ü p figen u n d sanft b is radikal anarchisch en Kinder de s B ildu ngsbü rgerInnentu m , die au ch

Rea der

„Tech n ik fü r ein gu tes Le- ben oder fü r den P rofit?“

m it etl ich en Texten Tech - n ik u n d Tech - n ikkritik. A5, 11 4 S. , 4 €,

I SB N 978-3-86747-049-0 Meh r I n fos u n d D own l oa d ü ber www. fra gen d-vora n .de.vu.

• Seite m it Zita ten zu m Th em a Tech n ik: www.

p rojektwerksta tt.de/

zita te/z_tech n ik. h tm l

• D ebatten u m freie Softwa re u n d ih re Ü bertra gba rkeit a u f die Gesel l sch a ft: www.oekon u x.

de u n d www.op en th eory.org

• Sel bstbestim m te Tech n iken t- wickl u n g & -n u tzu n g: www.

a k-a n n a .org/sel bstbestim m te _tech n ik/rea der. pdf

(15)

die näch ste G eneratio n die ser stark re chtsstaatsgläub igen , au f typ isch e Gu tm ensch enide ale w ie G ere chtigkeit u nd D em o kratie b ilden . Fehlen - de inh altlich e Füllu ng m acht e s einfach , vö llig ko nträre G e sellsch afts - m o delle w ie D em o kratie u n d An arch ie in den nebulö sen G e danken - w elten zu sam m enzub ringen o der G ere chtigkeit als Ide al zu em p finden , obwohl gere cht j e nach B lickw inkel schlicht alle s sein kann − b is zu m Au ge u m Au ge , Z ah n u m Z ahn .

D ie N äh e bü rgerlich er u n d au s so lch em D enken stam m ender anarch i - sch er Ide en ist au ch in Texten üb er m ö glich e Zukü nfte zu erkennen , w enn B e sitzre cht als no tw en dig u nd die M arktw irtsch aft als „ ide ale Fo rm der Vern etzu ng in ein er freien G e sellsch aft“ ab gefeiert w ird .

Au s „U top ie − ein Vorsch l ag“, a .a .O.

F iktives I n terview m it Men sch en , die sch on in der zu kü n ftigen U topie l eben (im gl eich en H eft, S. 24 ff. )

(16)

An arch @ s a l s VorreiterI n n en der Mon eta risieru n g von U mwel tsch u tz

D ie h o h e Ko m p atib ilität einiger anarch istisch er Strö m u ngen m it m o - derner B ü rgerlichkeit zeigt au ch der vo n ih nen m itgetragene Wandel der U mw eltschutzb ew egu ng vo n der au f Bü rgerInnenb eteiligu ng au s - gelegten B I - Z eit (70 er u nd 8 0 er Jah re) zu einer au f m o derne , h o chp ro - fitable W irtsch aftstätigkeit au sgelegten Ansam m lu ng vo n Firm en , G eldanlageverm ittlu ng u sw. In der alten U mw eltliteratu r u nd - deb atte nahm en anarchistisch e Kreise im m er ein e G egenp o sitio n zu M o dellen z .B . der Vo rdenker H erb ert Gruhl, dem C lub o f Ro m e u nd an deren ko n - servativen Zirkeln ein . Inzw isch en h ab en sich alle Flü gel w eitgeh end ko nfliktfrei au f dem S ekto r ö ko - m arktw irtsch aftlich er Ide en getro ffen . Im B egriff der N achh altigkeit vereinigten sich die Strö m u ngen . Gut sichtb ar wu rde die se vo n einer analytisch en B etrachtu ng der H err - sch aftsfö rm igkeit m o derne Ö koko nzep te völlig b efreite Ph alanx de s Ö ko - Gutm en sch en in der D eb atte u m den S chu tz de s Klim a. Nu r seh r klein e Kreise w eh rten sich gegen die Ide e , du rch Lu ftversch m utzu ngs - re chte die Atm o sp h äre kau f - u n d verkau fb ar zu m ach en . Im m erhin waren e s erkennb ar anarch istisch gep rägte Kreise , die die Kritik üb er - h aup t no ch au fre cht erh ielten − das Bü ndnis Risingtide au s dem anglo - am erikanisch en Rau m u nd nie derländisch en AktivistInnen sow ie das klein e N etzw erk „ U mw eltschutz vo n u nten “ im deutsch sp rachigen Rau m . Sie b ildeten in der U mw eltb ew egu ng w ie au ch u nter den Anar - chistInnen nu r kleine M inderh eiten .

Au s „U topie − ein Vorsch l a g“, a .a .O.

Parecon − kru de Wi rtsch aftsth eori e an arch i sti sch en Krei se

D ie einzige u m fassende W irtsch aftsth e o rie , die in den letzten Jahren in b reiteren Kreise s de s An arch ism u s, ab er au ch im bü rgerlich en S ekto r p o litisch er O p p o sitio n Au fm erksam keit errang, war das Ko nzep t der

„p artizip ato risch en Ö ko n o m ie “ (ab gekü rzt nach dem O riginalb egriff im Englisch en : P are co n) . S ch o n die B reite der Akzep tanz zeigte an , dass h ier entw e der ein b e so nders b e eindru ckender E ntwu rf vo rlag, der bü r - gerlich e , m arxistisch e u n d anarchistisch e Strö m u ngen vereinte . Vo n Letzteren waren sowohl do gm atisch gewaltfreie w ie au ch die stärker au to no m - an arch istisch e G ru p p en im Fan club de s Werke s vo n M ich ael Alb ert vertreten , eb en so Verlage der deu tsch en Anarch @ szene . P are co n b ezeichn ete sich au ch selb st als an arch istisch er Entwu rf.

(17)

Au s Al bert, Mich a el (2006), „Pa recon“, a .a .O. (S. 2 53)

Ein B lick in den Entwu rf zeigt, waru m P are co n so üb erzeu gte : E s setzte vo r allem au f das Ide ensp ektru m der Gutm en sch en , deren H o ffnu ngen au f gute M ensch en b eru h en , die irgendw ie entsteh en , w enn e s alle ernst m einen m it einer b e sseren Welt. D ie Leitb egriffe so lch er Kreise fin den sich in P are co n in sch ö ner Vo llständigkeit w ie der: „ G ere chtig - keit . . . statt Arm u t, S olidarität statt H ab gier, Vielfalt statt Ko nfo rm ism u s, D em o kratie statt U ntero rdnu ng, N achh altigkeit statt Raubtierverh al - ten “. D as klingt gu t, kann vo n allen u ntersch rieb en w erden , den en ge - sellsch aftlich e H errsch aftsan alyse zu anstrengend ist, u nd so zu ein em sch ö nen , b reiigen Identifikatio nspu nkt gem einsam er Ide en w erden . Nu r: Au sge sagt ist m it all die sen B egriffen gar nichts − u nd genau das b ietet die B asis der Einigkeit. S o verwu n derte e s nicht, dass Linksp artei - stiftu ng, Anarch @ s, Ko m m u nistInnen u nd das eh er bü rgerlich e Attac zu sam m en ein e Veranstaltu ngsreih e m it dem Au to r o rganisierten (sie - h e Abb ildu ng) . Wu ch s h ier, verm ittelt üb er die schwam m igen Inh alte eine s die h eile Welt verkü n denden B u ch e s zu sam m en , was zu sam m en geh ö rt? Weil e s sich in seiner sch ärfelo sen G e sellsch aftskritik ähn elt?

P are co n - Au to r Alb ert selb st kö nnte m it seinem G ere chtigkeitsb egriff, m ensch solle im m er „ im Verh ältnis zu seiner Anstrengu ng, b zw. zu den erb rachten O p fern , b elo h nt“ w erden , du rch au s in der F.D .P. Karriere m ach en . D o rt h ö rt sich die Ide o lo gie seh r äh nlich an , w enn au ch in der P raxis de s N e o lib eralism u s o ft w ie deru m deren vo rgetragene Leis - tu ngside o lo gie verraten w ird , steht do ch eh er die S ich eru ng struktu rel - ler Lo hnu ntersch ie de , also m ehr G eld fü r gleich e o der selb st fü r w eni - ger Leistu ng, im Vo rdergru nd .

Au s Al bert, Mich a el (2006):

„Parecon“, a.a.O.

(18)

Aru n dh a ti Roy, zitiert au f dem oben rech ts abgebil deten Werbefal t- bl a tt zu r PAR E CON -R u n dreise

Einm ütigen Ap p lau s erh alten so lch e Ide en in an arch istisch en Strö - m u ngen nicht. Anh ängerInnen sind stark vertreten in den gewaltfrei - anarchistisch en Zu sam m enh ängen , deren N äh e zu re chtsstaatlich - bü rgerlich en Kreisen au ch so nst u nüb ersehb ar ist. E s gibt w enig Anlass, Z eitsch riften w ie die „ Graswu rzelrevo lu tio n “ u nd ihr U m feld als anar - chistisch zu b egreifen .

Ab er sch o n P ro j ekte w ie das M ietsh äu sersyndikat (Sitz in Freibu rg) , die üb erall im deu tsch sp rachigen Rau m Wo h nh äu ser genau vo r die ser Eigentu m sverw endu ng de s freien H andels schützen wo llen , dü rften üb er so lch e Th e o rien vo n Freih eit du rch G eld u n d M arktw irtsch aft nu r den Ko p f schütteln − obwo hl sie inzw isch en selb st zu ein er Art „ Im m o - b ilienko nzern “ gewo rden sin d . Ih re Attraktivität j e denfalls sp eist sich stark au s der eigenen W irtsch aftsstärke . AnarchistInn en , deren H err - sch aftsb egriff w eiter reicht u nd au ch öko no m isch e Verh ältnisse m it erfasst, m ü ssten eigentlich eine deutlich w eitergeh ende Po sitio n b ezie - h en . D o ch leider fehlen sie , sind nicht b e so nders p rägend o der ö ffent - lichkeitsw irksam .

(19)

Al tern ati vökon om i e

Anarchistisch e Ide en u nd b ekennende Anh ängerInn en derselb en sind in alternativ - ö ko no m isch en Zu sam m enh ängen im m er w ie der anzu - treffen . H ier w erden ko nkrete Firm en ge sch affen o der verwandelt, die dann in ih rer Stru ktu r H errsch aftsverh ältnisse abb au en sollen . B e so n - ders b eliebt sind kleine Firm enko llektive u nd G en o ssensch aften . Ein genau erer B lick au f so lch e Struktu ren lässt allerdings einen do p - p elten Zw eifel au fko m m en . Zu m einen w eisen die m eisten der Firm en keine intern e H ierarchiefreih eit au f, obwo hl das in der Regel das er - klärte Ziel ist. B ei kleinen Kollektiven , also Firm en , in denen zwar das Inn en u n d Au ß en (w er geh ö rt dazu u n d w er nicht) klar u nd dam it au ch eine H ierarch ie der M itb e stim m u ng definierend ge sch affen wu r - de , kö nnten im m erh in innerh alb de s Ko llektivs h o rizo ntale Verh ältnis - se ge sch affen w erden . D as h ängt allerdings m ehr vo n der P raxis der gem ein sam en Tätigkeit u nd so nstigen , dann vo r allem freien Vereinb a - ru ngen ab − w eniger vo n der Re chtsfo rm u nd - struktu r.

G anz dü ster sieht e s h ingegen b ei grö ß eren B etrieb en , vo r allem den h o ch gelobten G en o ssensch aften au s. D ie se w erden im m er w ie der als Inb egriff fü r Gleichb ere chtigu ng p räsentiert. Tatsächlich verfü gen sie ab er üb er eine stark zentralistisch e Struktu r m it Vo rstan d u nd Au fsichtsrat. D enen steht die M enge w eitgeh end einflu sslo ser G eno s - sInnen gegenüb er. D as äh nelt den verp ö hnten Aktienge sellsch aften m it dem einzigen U ntersch ie d , dass in der G eno ssensch aft alle gleich e s Stim m re cht h ab en . P raktisch h at das w enig Effekt, denn so o der so sind die gro ß en Versam m lu ngen der gro ß en Firm en vo n den zentralen Gre - m ien ge steu ert. Ein e au fm üp fige B asis lässt sich in allen Fällen leicht au sb rem sen − du rch die M achtsp iele b ei Tage so rdnu ng, Ab stim m u ngs - m eth o den o der Wahl vo n Tagu ngso rt u nd - zeitpu nkt, u m die Teiln ah - m e der nicht in den Firm eneliten verankerten G en o ssInnen zu er - schw eren . S o legte die au s anarchistisch en Kreisen ko m m ende , dann sich inn erh alb w eniger Jah re b ru chlo s zu b em erkensw erter B ü rger - lichkeit wandelnde S zene u m das Ö ko zen -

tru m Verden ih re G eno ssensch aftssitzu ngen ab sichtlich au f Term ine w ie M o ntagm o rgen , u m der b asisdem o kratisch en P flicht nach - zuko m m en , ab er do ch u nter sich zu bleib en . D ie dah inter steh ende D enklo gik setzte sich in den Fo lgej ahren b ru chlo s in die M o derni - sieru ng u nd H ierarchisieru ng aller Stru ktu - ren do rt fo rt .

Au s Can tzen , Rol f (1 995): „Wen iger Staa t

− m eh r Gesel l sch aft“, Trotzdem -Verl ag in Gra fen a u (S. 1 27 f. ) Sieh e B ergstedt, Jörg (2001 ): „Reich oder rech ts?“, I KO- Verl a g in F ra n kfu rt.

E rh ä l tl ich ü ber www.

a ktion sversan d.de.vu.

(20)

Kri ti k

D o ch − w ie im m er − gibt e s keine Einh eitlichkeit. Anarch istInnen sind eine bu nte M ischu ng, w enn au ch die generelle Th e o rielo sigkeit fast die ge sam te B reite erfasst u nd so w e sentlich e S chwäch en veru rsacht. D azu geh ö ren die geringe Interventio n sfäh igkeit in ge sellsch aftlich e D eb at - ten u nd die ku rze Verw eildau er der m eisten AktivistInnen , fü r die An arch ie nu r eine diffu se Em p ö ru ngsp h ase vo r dem W ie dereintau ch en in die B ü rgerlichkeit darstellt, m eist au f einem m o dernisierten N ive au gegenüb er der G eneratio n ih rer Eltern , LehrerInnen o der anderen Ab - grenzu ngsvo rb ilder.

S elb stkritik, z .B . an m acht - u nd m arkto rientierten Ko nzep ten so ge - nannter Anarch @ s, ist selten , ab er ko m m t vo r − z .B . die Kritik an Ähn - lichkeit vo n Anarch ie u nd K ap italism u s (die se s Bu ch ist j a selb st ein B e - leg dafü r) .

(21)

Au s dem kritisch en Kom m en ta r „Mit der Ma rktwirtsch a ft in die Zu - ku n ft?“ in : „U topie − ein Vorsch l a g“, a .a .O. (S. 44 f. )

Au s B ookch in , Mu rra y (1 992): „D ie N eu gesta l tu n g der Gesel l sch a ft“, Trotzdem -Verl ag in Grafen a u (S. 85)

Ein e Persp ektive j enseits vo n M arkt u n d Staat w ird vo n lib ertären Ko m - m u nistInnen u nd ihn en n ah e steh en den Strö m u ngen fo rm u liert. Vo r ihrem m arxistisch en H intergru nd w ehren sie sich gegen ein e Indivi - du alisieru ng vo n Eigentu m . Zwar fehlt ihnen eine Ide e fü r eine Au fh e - bu ng de s im K ap italism u s so zentralen Eigentu m s. D o ch ih r Versu ch , die Verge sellsch aftu ng zu m inde st der P ro duktio n sm ittel m it an arch is - tisch en Freih eitside alen zu verb inden , b ö te im m erhin die C h ance , ein e w eitergeh en de Persp ektive zu entw ickeln . D enn B egriffe w ie „ G em ein - b e sitz “ o der „Verge sellsch aftu ng“ b e dü rfen einer n äh eren Kläru ng, in deren Fo lge sich W idersp rü ch e u nd Ko m p likatio n en zeigen wü rden , die Ansp o rn zu m Vo rantreib en anarchistisch er Th e o rien sch affen .

Au s ein em Gru n dl agen text ü ber An arch ie, verfasst in der An a rch isti- sch en F öderation F ran zösisch er Sp ra ch e (FAF )6

6 H erausgegeben von der I -AFD − I FA ( I nitiative für eine anarch istisch e Föderation in Deutsch l and − angesch l ossen an die I nternational e der Anarch istisch en Födera- tionen) , www.anarch ism us.at/txt2/anarch ie. htm

(22)

Au s Ca n tzen , Rol f (1 995): „Wen iger Sta at − m eh r Gesel l sch a ft“, Trotzdem -Verl a g in Gra fen au

CD „Gentechnik“ 5 ,- € PDFs, Texte und Kopiervorla- gen zur Gentechnikkritik, Akti- onsanleitungen und Ausstel- lungen. Filme und m ehr.

I n diesem Reader finden Sie alles:

N am en, Verbindungen und Zentren des Gentechnik-Filzes in Deutschland: Behör- den, Konzerne, Lobbyverbände, Forschung Seilschaften in Amtsstuben: BVL, ZKBS, JKI, E FSA und andere. Leuchttürm e des Filzes: IPK, AgroBioTechni- kum und BioTechFarm . Lobbyverbände von Inno- Planta bis WGG. Konzerne und Forschungsprogram - m e. B5-Form at, 32 S., alles in Farbe!

Gegen Spende oder 2 €.

Auch größere M engen möglich!

„U pps − ein Genfeld! Was jetzt?“

20 Seiten voller Tipps für 1 €: Wo gibt es I nform atio- nen zu den Feldern? M ittel der Öffentlichkeitsarbeit.

Technische Ratschläge für Gegensaaten, Besetzen und Befreien.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Regieru ngsh andeln so ll Ato m kraft verb ieten... bastardserver.cz/de/Zivil er+ U

tv-aussch al ter-tv-b-gone-4-keyring.. projektwerkstatt.de/h oppetosse/em anzipat/offen.. projektwerkstatt.de/h oppetosse/em anzipat/m ensch.. projektwerkstatt.de/h

Wie bei allen B egriffen, vor allem solch kom plexen I nh alten , existieren au ch an dere B egriffsdefinitionen.. Ein P roblem ist sch on die kollektive I dentität

1 Die Gemeindeversammlung und die Behörden können für bestimmte Bereiche und im Rahmen der verfügbaren Kredite unselbstständige Kommissionen einsetzen. Diese richten

IN THIS CHAPTER, the fields of genre sudies and rhetorical studies of sci- ence are brought together to establish a theoretical and methodological frame- work to investigate

Mendoza-Azpur, G., et al., Horizontal ridge augmentation with guided bone regeneration using particulate xenogenic bone substitutes with or without autogenous block grafts:

1. Die Protrusion des Unterkiefers kann in kleinen Schritten von maximal einem Millimeter nachjustiert werden. Die UPS sollte ausgehend von der Startposition eine

Produkte zur Empfängnisverhütung oder -förderung, Speziell für die Reinigung, Desinfektion oder Sterilisation.. explizit