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Qualität herr sc ht

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ndlich kommt Qualität in die ärztliche Grund- versorgerarbeit! Direkt vom grünen Tisch. In der Schweiz wird wieder mal viel Geld in Denkzirkel und Lachshäppchen-Anlässe von Grüntischlern inves- tiert, die das Rad neu erfinden und Papiere kreieren, welche woanders schon besser und billiger pro - duziert wurden. Nun, es braucht wohl noch mehr ehrenvolle, bezahlte Jobs für Siebensieche, die be- reits in vielen anderen Jobs tätig sind. Zwar gibt es seit 2003 die Stiftung für Patientensicherheit, die sich durch die Artikel ihres wissenschaftlichen Leiters, PD Dr. David Schwappach, MPH, profiliert. Sie ver- fügt über wenig Geld und ein kleines Arbeitsteam – 4 Männer und 5 Frauen. Jedoch über 3 Leute im Präsidium, einen Beirat aus 13 Männern und einen Stiftungsrat aus 16 Organisationen mit 12 An- sprechs-Männern und 4 Ansprechs-Frauen. Und nun nehmen weitere 8 Funktionäre – je 4 von der FMH, beziehungsweise der santésuisse – die Qualität in die Hand. Zuerst definieren sie mal die «Kernanfor- derungen». Hört sich ein bisschen wie Kernkraft an.

Ob sie ein ähnliches Sprengpotenzial haben? Die Qua litätswächter sollen Qualitätsnormen und «Indi- ka toren zur Überprüfung der Qua litätsaktivitäten»

festlegen. Hat das etwa noch nie jemand gemacht?

Eben ... Bereits seit 1951 (!) gibt es die amerikani- sche JCAHO, die Joint Commission on Accreditation of Healthcare Organizations. Wie wäre es, deren Materialien für die Schweiz zu adaptieren, nachdem das Copyright geklärt ist, und dann einen Übersetzer zu engagieren? Die JCAHO, eine mächtige Non-Pro- fit-Organisation aus Experten verschiedener Gebiete, hat Leistungserbringern praktische Werkzeuge in die Hand gegeben, um Qualität zu erreichen. Und sie kann sanktionieren.

Qualität ist die Folge, wenn man sich selber an die Kandare nimmt, sich von Kollegen in die Karten schauen lässt (wie es die Apotheker tun), eine Re-Li- zenzierung absolviert oder in schlecht arbeitenden Betrieben mal widerspricht. Aber das ist unbequem und arbeitsintensiv. Wie viel einfacher und ehren- voller ist es da doch, Papier zu produzieren! Der Vor- sitzende der British Medical Association, Dr. Meldrum, kommentierte im Jahr 2008 das Pamphlet «High Quality Care For All» mit ätzendem Spott: «Fine

words and aspirations, but not matched by realistic or sensible implementation.» Starker Tobak für den Autor, Professor The Lord Darzi Of Denham, Knight Commander of the most excellent Order of the British Empire. Es gibt so viele Health Technology Assess- ments für Diagnostik-, Therapie- und Präventions- strategien, die im Rahmen von NICE erarbeitet wur- den, dem National Institute of Clinical Excellence in Grossbritannien, und aufzuzählen, was es von der OECD, was es in den USA, Australien und Deutsch- land an Richt- und Leitlinien und Kommissions - berichten gibt, würde den Rahmen dieser Glosse sprengen. Selbst für Grundversorger gibt es eine Menge von Daten, die das «Quality and Outcomes Framework» geliefert hat. Man muss sie nur noch umsetzen …

Wie die simple Empfehlung aus dem Jahr 1995, dass die Bauchlage für Neugeborene gefährlich ist und davor gewarnt wird. Doch auch nach 14 Jahren haben das noch immer nicht alle Kinderärzte und -schwestern kapiert, seufzte der Pädiater am ge- meinsamen Stammtisch von 8 Grundversorgern und 2 Apothekern aus unserer kleinen Stadt, den wir als Qualizirkel deklariert haben. Und was, so fragten wir uns, ist wohl eine «wissenschaftlich nutzbrin- gende Qualitätsaktivität»? Bringt sie wissenschaftli- chen Nutzen oder hat die Wissenschaft nachgewie- sen, dass sie einen Nutzen bringt? Ja, es ist für die Grüntischler nicht einfach, sich so auszudrücken, dass wir Grundversorger sie verstehen. Unseren Frust über das Qualitätsgetue spülten wir mit Getränken hinunter. Diskutierten, dass die JCAHO seit 2002 auch die Leistungskonsumenten in die Pflicht nimmt und in der «Speak Up Initiative» von Patien- ten fordert, sich um die eigene Gesundheit und Ge- sundheitsversorgung zu kümmern, selbst Wissen da- rüber zu erwerben und couragiert darauf zu pochen, dass Standards eingehalten werden.

«Desinfizieren Sie eigentlich jemals Ihr Hörrohr?», fragte mich letztes Jahr eine Patientin streng. Seither wische ich vor jedem Auskultieren mit einem Alko- holtupfer über die Stethoskopmembran und hoffe, dass es eine «wissenschaftlich nutzbringende Qua - litätsaktivität» ist …

arsenicum

Qualität herr sc ht

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902

ARS MEDICI 22 2009

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