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Bericht zur Grundwasserbeschaffenheit 1995-2000 im Land Brandenburg - Studien und Tagungsberichte, Band 41 | Startseite | LfU

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Bericht zur Grundwasser- beschaffenheit 1995– 2000 im Land Brandenburg

Studien und Tagungsberichte Band 41

Ministerium für Landwirtschaft, Umweltschutz und Raumordnung

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Studien und Tagungsberichte, Schriftenreihe – ISSN 0948-0838 Herausgeber:

Landesumweltamt Brandenburg (LUA) Berliner Straße 21–25

14467 Potsdam Tel.: 0331-23 23 259 Fax: 0331-29 21 08

E-mail: infoline@lua.brandenburg.de Band 41

Bericht zur Grundwasserbeschaffenheit 1995 – 2000 im Land Brandenburg

Bearbeitung:

Im Auftrag des LUA, Abteilung Gewässerschutz und Wasser- wirtschaft durch

HYDOR Consult GmbH Berlin, Dipl.-Geol. Dr. Stephan Hannappel FUGRO Consult GmbH Berlin, Dipl.-Ing. Frauke Jakobs

Endredaktion:

LUA, Abt. W, Referat W 5 unter Mitwirkung der Regionaldezernate W 8.3, W 9.3 und W 10.3

Potsdam, im November 2002

Gesamtherstellung: Digital & Druck, Inh. Matthias Greschow 03119 Welzow

Schutzgebühr 7 EUR

Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der Landesregierung Brandenburg herausgegeben. Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerbern zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Drit- te zum Zwecke der Wahlwerbung. Der Nachdruck – auch auszugs- weise – ist nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers ge- stattet.

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Bericht zur Grundwasser- beschaffenheit 1995– 2000 für das Land Brandenburg

Studien und Tagungsberichte

Band 41

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Inhalt

Zusammenfassung Abkürzungen 1 Einleitung

2 Überwachung der Grundwasserbeschaffenheit in Brandenburg 2.1 Konzeption des informationsorientierten Grundwasser-Monitorings 2.2 Klimatische Bedingungen

2.3 Flusseinzugsgebiete und hydrogeologische Struktureinheiten 2.4 Entwicklung des Messstellenbestandes seit 1992

2.5 Regionale Verteilung der Messstellen des Basismessnetzes 2.6 Hydrogeologische Charakterisierung des Messnetzes 2.7 Technische Organisation des Grundwasser-Monitorings 2.8 Konzeption und Betrieb des Sondermessnetzes Nitrat 3 Prüfung der Analysenergebnisse

3.1 Vorbemerkungen

3.2 Behandlung von Werten unterhalb der Bestimmungsgrenze 3.3 Plausibilitätsgrenzen zur Erkennung von Ausreißern 3.4 Plausibilität von Einzelwerten einer Messstelle 3.5 Plausibilität von Grundwasseranalysen (Ionenbilanz) 4 Bewertung der Analysenergebnisse

4.1 Statistische Maßzahlen der hydrochemischen Messgrößen 4.1.1 Basismessnetz

4.1.2 Sondermessnetz Nitrat

4.2 Häufigkeitsverteilungen und Spannweiten ausgewählter Messgrößen des Basismessnetzes 4.3 Hydrochemische Charakterisierung ausgewählter brandenburgischer Grundwässer 4.4 Überschreitung von Grenzwerten nach Trinkwasserverordnung

4.4.1 Basismessnetz 4.4.2 Sondermessnetz Nitrat

4.5 Beeinflussungstypen der Grundwasserbeschaffenheit 5 Regionale Beschreibung der Grundwasserbeschaffenheit

5.1 Grundwasserbeschaffenheit innerhalb der oberirdischen Flusseinzugsgebiete 5.1.1 Allgemeine Milieuparameter der Grundwasserbeschaffenheit

5.1.2 Hauptinhaltsstoffe

5.1.3 Nebeninhaltsstoffe und Spurenelemente 5.2 Potenzielle Belastungsschwerpunkte

5.3 Sauerstoffverhältnisse im oberflächennahen Grundwasser Literaturverzeichnis

Anhang

1 Messstellen des Basis- und des Nitratmessnetzes – Übersichtskarte

2 Hydrogeologische Struktureinheiten mit den Messstellen des Basismessnetzes – Übersichtskarte 3 Bearbeitungsgebiete nach EU-WRRL mit den Messstellen des Basismessnetzes – Übersichtskarte 4 Anzahl der von 1995 bis 2000 analysierten Einzelwerte pro Parameter

5 Statistische Kennwerte des Basismessnetzes / Nitratmessnetzes

Seite 4 5 6 6 7 8 9 10 11 11 13 14 14 14 14 15 15 17 19 19 19 19 19 24 27 27 30 30 32 32 32 35 36 40 44 48

50 52 54 56 59

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Zusammenfassung

Die regionale Überwachung der Grundwasserbeschaffenheit erfolgt im Land Brandenburg auf der Grundlage der Messnetz- konzeption zum Grundwasser-Monitoring, Teil Beschaffenheit.

In Anlehnung an Vorgaben der LAWA wird ein landesweites Basismessnetz (Stand bei Herbstbeprobung 2000 : 188 Mess- stellen) und ein Sondermessnetz Nitrat (Herbstbeprobung 2000 : 11 Messstellen) betrieben.

Die in vorliegendem Bericht dokumentierten Ergebnisse basieren auf den Daten beider Messnetze. Die Veränderungen werden hinsichtlich ihrer Ursachen betrachtet und in den zeitlichen Kontext zu dem 1996 erschienenen „Grundwasser- gütebericht 1992 bis 1995“ gestellt, der die Messwerte bis einschließlich der Frühjahrsbeprobung 1995 einbezog. Die nunmehr bewerteten Daten umfassen den Zeitraum von der Frühjahrsbeprobung 1995 bis einschließlich der Herbstbepro- bung 2000 und wurden überwiegend an Messstellen erhoben, die seit 1995 neu errichtet worden sind. Die Neubaumaßnah- men erfolgten auf Grundlage der letztmalig 1998 fortgeschrie- benen Messnetzkonzeption.

Die Analysenergebnisse werden im regionalen Zusammenhang mit den Bearbeitungsgebieten bewertet, die im Rahmen der Umsetzung der EU-WRRL für das Land Brandenburg festgelegt wurden. Die Bearbeitungsgebiete entsprechen oberirdischen Flussteileinzugsgebieten 2. bzw. 3. Ordnung und werden auch als „Grundwasserkörper“ bezeichnet. In Übersichtskarten werden mit Bezug auf die Bearbeitungsgebiete die für den Berichtszeitraum berechneten Mittelwerte hydrochemischer Parameter von Proben der oberflächennahen Grundwas- sermessstellen dargestellt. Dabei wird deutlich, dass bei den Parametern Ammonium und Kalium in vielen Gebieten hohe bis sehr hohe, hingegen bei Sauerstoff überwiegend sehr

geringe Gehalte auftreten. Nitrat kommt im Grundwasser Brandenburgs meistens nur in sehr geringen Konzentrationen vor oder ist nicht zu quantifizieren. Für die Messstellen des Nitratmessnetzes treffen die Aussagen hinsichtlich dieser Parameter nur bedingt zu.

Einflüsse auf die Grundwasserbeschaffenheit werden mittels eines Algorithmus bewertet und anhand der Messdaten interpretiert. Die anteilmäßige Verteilung von definierten

„Beeinflussungstypen“ wird für die Messstellen des Basismessnetzes grafisch dargestellt und erläutert. Danach sind gegenwärtig nur knapp die Hälfte (44 %) der Messstellen als frei von anthropogenen oder geogenen Beeinflussungen einzustufen, während etwa jede vierte Messstelle (24 %) Anzeichen einer „diffusen Beeinflussung“ aufweist. Die Grundwässer Brandenburgs sind vielfach durch Nährstoff- einträge in ländlichen Gebieten beeinträchtigt.

Aufgrund der vorgefundenen Situation im oberflächennahen Grundwasser Brandenburgs wird das LUA zukünftig beim Monitoring den zeitlichen Verlauf von anthropogenen bzw.

natürlichen GW-Beeinträchtigungen oder diesbezügliche Anzeichen mit besonderem Augenmerk beobachten. Dazu sollte der komplette Messstellenbestand des Basis- und des Sondermessnetzes „Nitrat“ mit dem gegenwärtigen Untersu- chungsturnus (jährliche Probenahmekampagnen im Frühjahr und Herbst) einbezogen werden. Ende 2005 würde dann ein Datenbestand vorliegen, der Trendermittlungen an den einzelnen Messstellen erlaubt. Entsprechend der Einzugsgebiete der Messstellen könnten somit genauere Aussagen zur Realisierung eines flächendeckenden Grundwasserschutzes, z.B. im Rahmen der Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie, getroffen werden.

4 LANDESUMWELTAMT BRANDENBURG

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Erläuterungen zur Rangstatistik und zu den Boxplotdarstellungen

Abkürzungen

°dH Grad deutscher Härte

AOX adsorbierbare, organisch gebundene Halogen- verbindungen

BG Bestimmungsgrenze

DIN Deutsche Industrie-Norm

DVWK Deutscher Verband für Wasserwirtschaft und Kulturbau

El. Lf. Elektrische Leitfähigkeit

EU-WRRL Wasser-Rahmenrichtlinie der Europäischen Union

FEG Flusseinzugsgebiet FiOk/FiUk Filterober-/-unterkante

GH Gesamthärte

GOK Geländeoberkante

GWLK Grundwasserleiterkomplex

HK50 hydrogeologisches Kartenwerk der DDR, Maß- stab 1: 50 000

HyRA hydrogeologisch relevante Aufschlüsse

KH Karbonathärte

LAWA Länderarbeitsgemeinschaft Wasser

LGRB Landesamt für Geowissenschaften und Roh- stoffe Brandenburg

LHKW leichtflüchtige halogenierte Kohlenwasserstoffe LUA Landesumweltamt Brandenburg

mmol/l eq Äquivalentkonzentration MKZ Messstellenkennzahl

MLUR Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Raumordnung Brandenburg

MW arithmetischer Mittelwert n.n. nicht nachweisbar

L bzw. H Leiter/Hemmer (nach der hydrostratigrafischen Gliederung, MANHENKEETAL. 2001)

NN Normal Null

NaHCO3 Natriumhydrogencarbonat O2 gelöster Sauerstoff

PAK polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe PSM Pflanzenschutzmittel

TOC total organic carbon (gesamter organischer Koh- lenstoff)

TrinkwV Trinkwasserverordnung

UBA Umweltbundesamt

(aus: LfU 2001; vgl. Erläuterungen im Text zu Abb. 4.2)

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6 LANDESUMWELTAMT BRANDENBURG

1 Einleitung

Wasser ist das wichtigste Lebensmittel für den Menschen und eine grundlegende Einflussgröße auf die Dynamik der Ökosysteme. Für Wasser gibt es grundsätzlich keinen Ersatz, nicht in der Natur und nicht durch den Menschen. Es zählt zum kritischen Umweltkapital und darf weder überbeansprucht noch in seiner Beschaffenheit übermäßig beeinflusst werden.

Grundwasser dient in Brandenburg zudem als Quelle einer stabilen Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser, da dieses ausschließlich aus Grundwasser gewonnen wird. Mit seinen ca. 33.000 km Fluss- und Bachläufen und fast 3.000 Seen über einem Hektar Größe ist Brandenburg zwar das oberflächen- wasserreichste Bundesland Deutschlands (LUA 2001). Dennoch hat es mit seinem kontinental beeinflussten Klima ein vergleichs- weise geringes Wasserdargebot. Die durchschnittlichen Nieder- schläge liegen mit 550– 650 mm/a im Vergleich zu den alten Bundesländern um rund 200 mm/a niedriger.

Zum geringen Wasserdargebot Brandenburgs tragen aber nicht nur die zunehmend trockeneren Frühjahre wie das des Jahres 2000 oder die extrem trockenen Sommer der Jahre 1992, 1997 und 1998 bei (MLUR 2001). Die angespannte hydrologische Situation wird durch menschliche Eingriffe (aktuelle Bergbau- maßnahmen) verstärkt. Um bereits spürbare ökologische und ökonomische Auswirkungen zu begrenzen bzw. ihnen entge- gen zu wirken, bedarf es einer gezielten wasserhaushaltlichen Planung und Bewirtschaftung sowie eines konsequenten Gewässerschutzes. Dieser ist nur auf der Grundlage verlässlicher

Prognosen und daraus abgeleiteter Handlungsempfehlungen möglich. Die Erarbeitung solcher Prognosen ist an dafür geeignete informelle Grundlagen in Form von Monitoring- Programmen gebunden. Dieses „informations-orientierte“

Grundwasser-Monitoring (s. Kap. 2) hat zum Ziel, Abweichungen zu den aus den hydrogeologischen Standortge- gebenheiten abgeleiteten geogenen Hintergrundgehalten der Grundwasserbeschaffenheit festzustellen. Diese wurden in Brandenburg mit dem „Basisbericht zur Grundwassergüte“ (LUA 1996b) veröffentlicht.

Der hier vorgelegte Bericht zur Grundwasserbeschaffenheit in Brandenburg basiert auf den Messdaten des landesweiten Basismessnetzes zum Grundwasser-Monitoring sowie des Sondermessnetzes Nitrat (LAWA 2000). Die vorgefundenen Veränderungen sollen hinsichtlich ihrer Ursachen analysiert und in den zeitlichen Zusammenhang mit dem 1996 erschienenen

„Grundwassergütebericht 1992 bis 1995“ (LUA 1996c) gestellt werden. Dieser umfasste die Messwerte bis einschließlich der Frühjahrsbeprobung 1995. Die hier bewerteten Daten umfas- sen den Zeitraum von der Frühjahrsbeprobung 1995 bis einschließlich der Herbstbeprobung 2000 und wurden überwiegend an Messstellen erhoben, die seit 1995 neu gebaut worden sind. Der Neubau geschah auf Grundlage der letztmalig 1998 fortgeschriebenen Messnetzkonzeption (UWG 1993, LUA 1996A, FUGRO 1998). Diese soll mit den nun bewerteten Daten erneut geprüft, gegebenenfalls modifiziert und fortgeschrieben werden.

2 Überwachung der Grundwasserbeschaffenheit in Brandenburg

Die regionale Überwachung der Grundwasserbeschaffenheit erfolgt im Land Brandenburg auf der Grundlage der 1993 erst- malig erstellten und seitdem kontinuierlich fortgeschriebenen Messnetzkonzeption zum Grundwasser-Monitoring, Teil Be- schaffenheit (s. Kap. 1).

Dabei wird das in Deutschland zumeist hoheitlich betriebene informationsorientierte Grundwasser-Monitoring betrachtet, welches sich von dem entscheidungsorientierten Grundwasser- Monitoring nach der Definition des Dresdner Grundwas- serforschungszentrums (LAUTERBACH & LUCKNER 1999) bezüglich seiner Bestimmtheit und Zeitnähe unterscheidet. Gleichwohl muss auch das informationsorientierte Grundwasser-Monito- ring Entscheidungen unterstützen und fördern. In Brandenburg wird im Sinne des LAWA-Konzeptes diesbezüglich das landesweite Basismessnetz mit einem Endausbau von ca. 200 Messstellen (s. Kap. 2.2) und ein Sondermessnetz „Nitrat“ mit derzeit 11 Messstellen (s. Kap. 2.7) betrieben.

Die Schwierigkeit bei der Durchführung des informationsorien- tierten – und hier vor allem des beschaffenheitsorientierten –

Monitorings liegt in der Auswahl der Messstellen hinsichtlich ihrer Repräsentanz in Bezug auf naturräumliche Kriterien, wie z.B. den jeweiligen hydrogeologischen Strukturen (Grundwas- serleiter, -komplexe, -fließsysteme). Repräsentative hydrogeo- chemische Bezugsgrößen im Sinne standortbezogener natürlicher (oder: geogener) Hintergrundgehalte sind für Beschaffenheits- messstellen die Ausnahme. Erschwerend kommt hinzu, dass hydrogeochemische Bezugsgrößen einen nur schwer quantifizier- baren anthropogen überprägten Anteil in sich bergen (Nieder- schläge, Böden). In Brandenburg wurde hierzu mit der Bewertung der hydrogeochemischen Daten aus den hydrogeologischen Erkun-dungsberichten (LUA 1996b) eine Basis geschaffen.

Das landesweite Basismessnetz befindet sich seit 1994 im Aufbau (s. Kap. 2.4). In den Jahren 1995 bis 2000 wurden umfangreiche Neubaumaßnahmen, Überprüfungen von Alt- messstellen sowie die Integration bestehender Messstellen durchgeführt. Der Aufbau konnte im Jahr 2000 weitgehend abgeschlossen werden (POHLETAL. 2000). In den Folgejahren werden in geringem Umfang Altmessstellen durch Neubauten am gleichen Ort ersetzt.

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2.1 Konzeption des informationsorientierten Grundwasser-Monitorings

Die Messnetzkonzeption von 1993 stellt den Rahmen für alle seitdem durchgeführten Arbeiten dar. Ihre Erarbeitung erfolgte auf der Grundlage der bis dahin von der LAWA herausgege- benen Rahmenkonzepte zum Grundwasser-Monitoring (LAWA 1983 bzw. LAWA 1993) und auf Recherchen von zum damaligen Zeitpunkt bestehenden Regelungen in den Altbundesländern so- wie Vorgaben wasserwirtschaftlicher Verbände und Institutionen.

Eine der wesentlichen Grundlagen der Konzeption ist die Prämisse, dass alle Maßnahmen zum Grundwasser-Monitoring stets in ihrer Einheit von Menge und Beschaffenheit zu veranlas- sen sind. Dieser Grundsatz mündete auch in den 1996/97 erarbeiteten Teil „Grundwasserstand“ (HANNAPPEL & TIEMER 1998) der Messnetzkonzeption.

Das Gerüst der Konzeption ist eine naturräumliche System- analyse, mit welcher regional ausweisbare und hydrogeologisch definierte Bezugseinheiten geschaffen werden. Diese Einheiten wurden sukzessive mit einer definierten Anzahl von Messstellen belegt. Die Systemanalyse berücksichtigte Informationen zu folgenden naturräumlichen Aspekten:

• klimatische Daten (Niederschlagssummen, -verteilung),

• anthropogene Land- bzw. Flächennutzung,

• Daten zum pedochemischen Status der ungesättigten Zone,

• stratigrafische Angaben zum Grundwasserleiter sowie zur

• Grundwasserdynamik (hydrogeologische Struktureinhei- ten, HANNAPPELETAL. 1994)

Die Angaben zur Grundwasserdynamik konnten durch die Einbeziehung von flächenhaft vorliegenden Informationen aus dem hydrogeologischen Kartenwerk im Maßstab 1:50 000 („HK 50“, VOIGT 1987) berücksichtigt werden. Hierfür wurden relevante Flächeninformationen der HK 50 digitalisiert und zu

„hydrogeologischen Struktureinheiten“ aggregiert. Anhand der stratigrafischen Angaben ist die Zuordnung einer Messstelle zu einer der überregionalen „hydrostratigrafischen Einheiten“

des norddeutschen Känozoikums möglich. Als Ergebnis dieser Analyse wurden 49 „naturräumliche Rayons“ ausgewiesen.

Diese Rayons sollten aus Gründen der statistischen Signifikanz bei einer anschließenden Bewertung der an den Messstellen gewonnenen hydrochemischen Daten mit je vier Messstellen ausgestattet werden. Hieraus ergab sich die angestrebte Anzahl von 200 Messstellen (Tab. 2.1).

Im Rahmen der kontinuierlichen, letztmalig 1998 durchge- führten Fortschreibung der Konzeption wurde das Prinzip der naturräumlichen Systemanalyse einer methodischen Präzi- sierung und statistischen Überprüfung unterzogen (FUGRO 1998). Die Ergebnisse der diskriminanzanalytischen Überprü-

Tab. 2.1:

Naturräumliche Rayons als Grundlage des Basismessnetzes zum Grundwasser-Monitoring (aus: FUGRO 1998) sowie Messstellenbestand der Herbstbeprobung 2000

* aus: Fortschreibung der Messnetz- konzeption, Teil Grundwasserbe- schaffenheit vom 30.11.1998

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8 LANDESUMWELTAMT BRANDENBURG

fung bestätigen die beschriebene prinzipielle Vorgehensweise.

Sowohl die einzelnen Faktoren der Systemanalyse (Teufe, GWLK, hydrogeologische Struktureinheit) als auch die Rayons selbst wiesen ein gutes Zuordnungsergebnis auf. Die Tabelle 2.1 zeigt die neu gebildeten 18 Rayons mit ihren jeweiligen charakteristischen Merkmalsausprägungen aus den fünf

genannten Faktoren. Zusätzlich zeigt diese Übersicht die geplante Anzahl von Messstellen (Spalte: „Plan 1998“) sowie den Messstellenbestand des Jahres 2000 (letzte Spalte „Ist 2000“), der die vorgenommene Integration von neu gebauten Messstellen aus dem hydrologischen Landesmessnetz in das Basismessnetz berücksichtigt.

2.2 Klimatische Bedingungen

Abbildung 2.1 zeigt die regionale Verteilung der Jahresnie- derschlagshöhen aus dem „Hydrografischen Kartenwerk der DDR, Karte der Niederschlagshöhen“ 1:1 000 000 (Basis: ca.

1.400 Messstellen), welches auf der Grundlage der Beobach- tungsreihe 1901–1950 erstellt wurde. Eine entsprechende Übersicht auf Grundlage der dreißigjährigen Beobachtungsreihe von 1961 bis 1990 findet sich in LAHMERETAL. (2000). Signi- fikante regionale Unterschiede bestehen für die Landesfläche nicht. Der größte Landesteil wird durch die beiden Klassen von 500 mm/a bis 550 mm/a bzw. von 550 mm/a bis 600 mm/a abgedeckt. Des Weiteren treten im östlichen sowie nordöst- lichen Bereich des Oderbruchs regionale „Trockeninseln“ in der Klasse von 450 mm/a bis 500 mm/a auf. Im Süden und Norden existieren Gebiete mit Niederschlägen über 600 mm/a, untergeordnet auch über 650 mm/a.

Die Länder Brandenburg und Sachsen-Anhalt verzeichnen deutschlandweit die geringsten Niederschläge. In Brandenburg

Abb. 2.1:

Regionale Verteilung der Jahresniederschläge (50-jährige Reihe von 1901 bis 1950) zeigen zudem viele Flüsse im Abflussverhalten der letzten Jahre negative Trends (MLUR 2001). Dies wirkt sich im oberflächen- nahen Grundwasser z.T. in Form rückläufiger Trends der Grund- wasserstände aus (SCHMIDT & HÖLZEL 2001). Anhand einer Situationsanalyse im oberen Grundwasserleiter (OSTIN & PREISS 2001) wurde mit den Daten von ca. 1.000 Messstellen Trends berechnet. Die 30-jährige Zeitreihe von 1970 bis 1999 weist einen geringen Rückgang des Grundwasserstands auf (Abb. 2.2).

Die größte Absenkung fand zwischen 1980 und 1990 statt, wofür die Einstellung der Rieselfeldwirtschaft Ende der achtziger Jahre im Umland Berlins von Bedeutung ist. Danach zeigt sich eine Stabilisierung bzw. teilweise Aufhöhung des Grund- wasserstands. Der fallende Trend tritt verstärkt im Bereich der Hochflächen auf. In den Niederungsgebieten ist der fallende Trend nur abgeschwächt ausgeprägt und hat sich mit Beginn der 90er Jahre gebietsweise in einen steigenden Trend umgekehrt.

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Abb. 2.2:

Interpolierter 30-jähriger Trend der Grundwasseroberfläche im oberen Grundwasserleiter (Basis: 350 Messstellen; OSTIN

& PREISS 2001)

2.3 Flusseinzugsgebiete und hydrogeologische Struktureinheiten

Zur Umsetzung der Anforderungen, die sich aus der Euro- päischen Wasserrahmenrichtlinie (EU-WRRL 2000), insbe- sondere der Bestandsaufnahme in der „Erstmaligen“ und

„Weitergehenden Beschreibung“ ergeben, sind für die Landesfläche Brandenburgs 17 Bearbeitungsgebiete festgelegt worden, die sich an oberirdischen Flusseinzugsgebieten (in der Regel dritter Ordnung) orientieren (Stand: Oktober 2000).

Abbildung 2.3 zeigt die Gebiete mit ihren jeweiligen Flächen- größen.

Die Spanne der Flächengrößen reicht von ca. 600 km2 (Neiße) bis ca. 3.000 km2 (Schwarze Elster) und repräsentiert damit hinreichend genau die von der LAWA vorgegebene Größen- ordnung von 1.500 km2 bis 5.000 km2, innerhalb derer die

„Erstmalige Beschreibung“ durchgeführt werden soll. Innerhalb dieser Gebiete sind die hydrogeologischen Struktureinheiten jedoch äußerst heterogen verteilt. Das Gebiet der Neiße besteht z.B. fast ausschließlich aus Neubildungsgebieten, während das Ucker-Gebiet überwiegend bedeckte Grundwasserleiter auf- weist. Abbildung 2.4 zeigt die relativen Anteile der hydrogeolo- gischen Struktureinheiten innerhalb der Bearbeitungsgebiete Brandenburgs.

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10 LANDESUMWELTAMT BRANDENBURG

Abb. 2.3:

Größe der Bearbeitungsgebiete nach EU-WRRL in Brandenburg (Stand: Oktober 2000)

Abb. 2.4:

Flächenanteile der hydrogeolo- gischen Struktureinheiten innerhalb der Flusseinzugsgebiete

2.4 Entwicklung des Messstellenbestandes seit 1992

Die Umsetzung der Messnetzkonzeption von 1993 begann bezüglich der Neubaumaßnahmen im Jahre 1995. In Brandenburg umfasste das Messnetz im Herbst 1994 66 Beschaffenheitsmessstellen. Neubaumaßnahmen wurden bis einschließlich 1994 nur in geringem Maße durchgeführt. Der Schwerpunkt der Arbeiten lag auf der Konsolidierung des Be- standes. In gewissem Umfang wurden bestehende Messstellen in das Messnetz integriert.

Im Jahre 1995 begann in allen drei Regionalreferaten ein systematisches Programm zum Neubau von Grundwasser- beschaffenheitsmessstellen. Ziel dieses Programms war es, die in der Konzeption von 1993 gebildeten naturräumlichen Rayons mit einer ausreichenden Anzahl an Messstellen zu belegen.

Nach erfolgter Bestandsaufnahme, d.h. Zuordnung der vorhandenen Messstellen zu diesen Rayons, wurden in den Folgejahren Neubauvorschläge erarbeitet und die entsprechen- den Maßnahmen umgesetzt. Abbildung 2.5 zeigt die hieraus resultierende Messnetzentwicklung von 1992 bis 2000.

(Zur Erläuterung: im Zeitraum von 1992 bis 1994 wurde das Messnetz nicht ausschließlich durch Neubaumaßnahmen, sondern auch durch die Integration bestehender Messstellen erweitert; von 1995 bis 1997 wurde das Messnetz ausschließlich durch Neubaumaßnahmen erweitert; seit 1997 erfolgte der Umbau des Messnetzes durch Neubau und durch Aussonde- rung von Messstellen)

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Das umfangreichste Neubauprogramm wurde 1995 mit der Errichtung von 41 Messstellen durchgeführt. Hierdurch stieg die Anzahl der Messstellen, die im Herbst 1995 in die hydrochemische Erstbeprobung einbezogen werden konnten, von 66 auf 105 Messstellen. Aus der Differenz der im jeweiligen Jahr neu gebauten Messstellen zu der Differenz zwischen dem aktuellen Bestand und dem Vorjahresbestand an Messstellen geht die Zahl der ausgesonderten Messstellen hervor. Im Jahr 1995 wurden zwei Messstellen wegen technischer Unzuläng- lichkeiten aus dem Messnetz entfernt.

Abb. 2.5:

Entwicklung des Messstellen- bestandes des Basismessnetzes im Zeitraum von 1992–2000

In den Jahren 1996 und 1997 reduzierte sich die Anzahl der neu gebauten Messstellen im Vergleich zu 1995. In den westlichen Lan- desteilen werden seit 1998 im Rahmen der regionalen Harmo- nisierung des Basismessnetzes im Land Brandenburg Messstellen an neuen Standorten gebaut. In den übrigen Landesteilen werden vorrangig Ersatzbaumaßnahmen für ältere, den heutigen tech- nischen Anforderungen nicht mehr genügender Messstellen durchgeführt. Die angestrebte Anzahl von 200 Messstellen ist im Jahr 2001 erreicht worden.

2.5 Regionale Verteilung der Messstellen des Basismessnetzes

Die Übersichtskarte im Anhang 1 zeigt die regionale Verteilung der Messstellen in Brandenburg. Farblich unterschiedlich markiert ist die jeweilige Anzahl der Messstellen, die an einem Standort in vertikal unterschiedlichen Grundwasserleiter- komplexen errichtet wurden. In Ausnahmefällen wurden auch mehrere Messstellen innerhalb eines Grundwasserleiters ausgebaut (z.B. mächtige Aquifere mit Entlastungserschei- nungen). Die drei derzeit im Messnetz befindlichen Vierfach- messstellen (rote Punkte im Anhang 1) in Pritzwalk, Belzig- Weitzgrund und Neusorgefeld sind entsprechend den hydro- geologischen Verhältnissen in Brandenburg in tiefen, elster- zeitlichen oder tertiären Stockwerken des süßwasserführenden Lockergesteins im Bereich von 100 m unter Gelände ausgebaut und stellen die Ausnahmen des Messnetzes dar, welches primär das oberflächennahe und wasserwirtschaftlich bedeutsame und genutzte Grundwasser zum Gegenstand hat.

Die neben der ausreichenden Ausstattung der naturräumlichen Rayons auch angestrebte homogene Verteilung innerhalb der Landesfläche kommt im Anhang 1 ebenfalls zum Ausdruck.

Lediglich in Ausnahmefällen weist das Messnetz lokal Lücken auf, die entweder mit dem Fehlen von bedeutsamen Grund- wasservorkommen (z.B. in den Hochflächenbereichen der Uckermark, des Barnims und in Teilen der Prignitz) oder der Schwierigkeit bei der Errichtung von Messstellen aufgrund nicht verfügbarer Flächen (z.B. Truppenübungsplätze Kyritz-Ruppiner Heide und Lieberose) im Zusammenhang stehen.

Im Anhang 1 sind auch Altmessstellen des Basismessnetzes berücksichtigt worden, die mit Stand 2000 nicht mehr beprobt werden, deren Daten jedoch in die Bewertung einfließen, sowie die aktuellen und ehemaligen Messstellen des Sondermess- netzes Nitrat (s. Kap. 2.7).

2.6 Hydrogeologische Charakterisierung des Messnetzes

Für die Beschreibung der regionalen Grundwasserbeschaf- fenheit wurden die Beschaffenheitsdaten der aktuellen und ehemaligen Basismessstellen genutzt. Insgesamt wurden 232 Messstellen einbezogen, von denen 44 (Stand Herbstbepro- bung 2000) nicht mehr zum aktuellen Messnetz gehören. Die 188 Messstellen des aktuellen Messnetzes verteilen sich auf 129 Standorte. Davon sind

87 Standorte einfach,

28 doppelt,

11 dreifach und

drei Standorte vierfach

in jeweils unterschiedlichen Tiefenbereichen und Grundwasser- leitern ausgebaut.

Abbildung 2.6 zeigt für die Verteilung dieses Messstellen- bestandes innerhalb ausgewählter Klassen der Stammdaten- parameter „Tiefe“ sowie „hydrogeologische Struktureinheit“.

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12 LANDESUMWELTAMT BRANDENBURG

Abb. 2.6:

Verteilung des Messstellenbe- standes in Bezug auf die Fak- toren „Tiefe des Filterausbaus“

(links) und „hydrogeologische Struktureinheit“ (rechts) Das linke Verteilungsbild lässt deutlich erkennen, dass der

Schwerpunkt der Beobachtung beim oberflächennahen Grundwasser liegt. Über die Hälfte der Messstellen sind in einer Tiefe von weniger als 25 m verfiltert („ausgebaut“), während tiefe Messstellen (in mehr als 50 bzw. 100 m Tiefe) lediglich etwa ein Viertel des Messnetzes bilden. Dementsprechend sind auch in den hydrogeologischen Strukturen, in denen unbe- deckte oder nur geringfügig bedeckte („indirekte Neubildungs- gebiete“) Grundwasserleiter an der Erdoberfläche anstehen, mehr Messstellen ausgebaut (Abb. 2.6, rechts) als in Gebieten mit anstehendem Geschiebemergel („Durchflussgebiete“).

Der Zuordnung der Messstellen des Basismessnetzes zu den Gruppen der Stammdatenparameter wurde große Aufmerk- samkeit gewidmet, um die nachfolgenden statistischen Auswertungen auf eine solide Grundlage zu stellen. Dies betrifft insbesondere die Zuordnung zu dem Parameter „hydrogeolo- gische Struktureinheit“, aber auch zu den Kriterien „Strati- grafie“, „Flächennutzung“, „Tiefe des Filterausbaus bzw. des mittleren Wasserspiegels“ und „naturräumlicher Rayon“.

Zusätzlich zu diesen Stammdatenparametern wurden die Messstellen des Basismessnetzes anhand ihrer Ausbauangaben den „hydrostratigrafischen Einheiten“ des Känozoikums Norddeutschlands zugeordnet (MANHENKE ETAL. 2001). Diese

Tab. 2.2:

In Brandenburg auftretende hydrostratigrafische Einheiten Känozoikum Norddeutschland (verändert nach: MANHENKEET AL. 2001)

*: „H“ steht für „Hemmer“ (Grund- wasserhemmer), „L“ für „Leiter“

(Grundwasserleiter)

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überregionalen hydrogeologischen Einheiten sind zwischen den Staatlichen Geologischen Diensten der norddeutschen Bundes- länder abgestimmt und wurden zur Erarbeitung der „Hydro- geologischen Übersichtskarte 1:200 000“ (HÜK 200, DÖRHÖFER

ET AL. 2001) von Deutschland definiert. Tabelle 2.2 zeigt als Ausschnitt aus der gesamten, neun Leiter und Hemmer umfassenden Gliederung die oberen fünf Einheiten, die im Basismessnetz vertreten sind.

Im Ergebnis der Zuordnung aller 241 im Zeitraum von 1995 bis 2000 je betriebenen Messstellen des Basis- und des Nitratmessnetzes zu diesen Einheiten wurden

47 Messstellen dem L 1,

117 dem L 2,

57 dem L 3 und

je 10 dem L 4 bzw. dem L 5

zugeordnet. Die Zuordnung erfolgte anhand der Bohrprofil- und Ausbauangaben der Messstellen und wurde zu Zwecken der statistischen Bewertung der Messdaten vorgenommen.

2.7 Technische Organisation des Grundwasser-Monitorings

Die Probenahme und Analytik der Grundwasserproben der Messstellen des Basismessnetzes wird vom Landesumweltamt Brandenburg (LUA) in Eigenregie realisiert. In der Regel werden zwei Beprobungen pro Jahr durchgeführt – die Frühjahrs- beprobung im Zeitraum von März bis Mai und die Herbst- beprobung von September bis November. Das Spektrum der zu bestimmenden Untersuchungsparameter ist gemäß den LAWA-Richtlinien differenziert aufgebaut. Tabelle 2.3 zeigt die Struktur des Messprogramms (Stand: Herbstbeprobung 2000).

Das Messprogramm wird auf der Grundlage der Bewertung der Messwerte von 1995 bis 2000 und mit dem Ziel der Einsparung von Laborkapazität einer kontinuierlichen Überprü- fung und Modifizierung unterzogen. Die Messstellen des PSM- Sondermessprogramms (3. Spalte) und die PSM-Wirkstoffe bzw. Metabolite werden jedes Jahr neu ausgewählt. Im Jahr 1999 wurden z. B. bei 123 Messstellen PSM bestimmt (s. Kap.

4.1 bzw. Anhang 4).

Tab. 2.3:

Zusammenstellung der Mess- größen im Basismessnetz Grundwasserbeschaffenheit

* auch bei Integration von Mess- stellen aus dem Messnetz Grund- wasserstand

** Sonderprogramm PAK bzw. Me- talle (siehe letzte Spalte)

*** siehe Anmerkungen im Text

(16)

14 LANDESUMWELTAMT BRANDENBURG

2.8 Konzeption und Betrieb des Sondermessnetzes Nitrat

Das Sondermessnetz Nitrat wurde im Jahr 2000 neu konzipiert.

Ende 2000 umfasst es 11 Messstellen (insgesamt existieren Daten von 18 Messstellen; Lage siehe Anhang 1):

(1) Lichterfelde (Neubildung; Gewerbegebiet; Werte ab Frühjahr 1994)

(2) Altglietzen (Neubildung; Siedlung; Filter bei 7,00 m unter Gelände; Herbst 1993)

(3) Möllen (Neubildung; Acker; 8,30 m; Frühjahr 1992) (4) Schenkendorf (indirekte Neubildung; Siedlung; 30,80 m;

Frühjahr 1995)

(5) Liedekahle OP (Neubildung; Acker; 10,72 m; Herbst 1993) (6) Stavenow (Neubildung; Acker; 4,50 m; Frühjahr 1999) (7) Schönhagen (Neubildung; Acker; 13,00 m; Herbst 1995) (8) Lögow (Neubildung; Acker; 7,10 m; Frühjahr 1999) (9) Meseberg (indirekte Neubildung; nicht relevant; 15,50 m;

Frühjahr 1999)

(10) Reichenow OP (indirekte Neubildung; Acker; 15,00 m;

Frühjahr 1999)

(11) Kemlitz OP (indirekte Neubildung; Acker; 21,50 m;

Frühjahr 1998)

Die aktuelle Messstellenauswahl erfolgte nach den Kriterien:

• Nitratbelastungen im Grundwasser > 25 mg/l,

• Messstelle mit unbedecktem Grundwasserleiter (Neubil- dung, Entlastung) oder indirekter Neubildung,

• Erfassung des 1. Grundwasserleiters oder von oberflächen- nahem Grundwasser,

• Einzugsgebiet: möglichst Acker, gegebenenfalls aber auch andere Flächennutzungen,

• Untersuchung nur von LUA-eigenen Messstellen (Vorlie- gen notwendiger Stammdaten),

• keine Dopplung von Messstellen: Zuordnung zum Basis- oder zum Nitratmessnetz.

Aus dem bisherigen Nitratmessnetz wurden Messstellen übernommen, deren Konzentrationen oberhalb von 25 mg/l Nitrat liegen und den hydrogeologischen Strukturen Neubildung bzw. indirekte Neubildung zuzuordnen sind. Aus dem Messnetz herausgenommen wurden Messstellen, deren Gehalte in den letzten Jahren deutlich unter 25 mg/l NO3 lagen (Britz, Luckenwalde, Frankenförde, Baruth, Bochow, Markendorf).

Zudem wurden aus dem Basismessnetz sechs Messstellen in das neue Nitratmessnetz übernommen, bei denen wiederholt Konzentrationen über 100 mg/l NO3 auftraten. Diese Mess- stellen zeigen somit eine starke anthropogene Belastung und eine Überschreitung der oberen Plausibilitätsgrenze der UBA- Datenbank (s. Kap. 3.2).

Bis Ende 2000 erfolgte die Untersuchung im Herbst jeden 3. Jahres. Bei Werten > 1 mg/l NO3-N wurde die Messstelle im Herbst der beiden Folgejahre beprobt. Das Untersuchungs- spektrum entspricht mit Ausnahme der Spurenelemente demjenigen des Basismessnetzes. Seit Frühjahr 2001 werden auch PSM-Bestimmungen im gleichen Umfang wie bei den Messstellen des Basismessnetzes durchgeführt.

3 Prüfung der Analysenergebnisse

3.1 Vorbemerkungen

Hydrochemische Analysenergebnisse sind umfangreichen Plausibilitätsprüfungen zu unterziehen. Derartige Plausibilitäts- tests wurden in dreifacher Hinsicht und in folgender Reihen- folge durchgeführt:

• Anwendung von Plausibilitätsgrenzen zur Erkennung von Ausreißern,

• Prüfung der zeitlichen Plausibilität von Einzelwerten sowie

• Prüfung der Plausibilität von gesamten Analysen mittels Ionenbilanzen.

Ziel von Plausibilitätsprüfungen ist das systematische Auffinden sachlicher Fehler, die bei der Eingabe oder der Transformation von Daten entstanden sein können. Derartige Tests sind in Regelwerken beschrieben (z.B. DVWK (1992), DVWK (1999), Zusammenstellung hierzu in UBA 2000). Die jeweils angewandten Tests werden kurz beschrieben und die Ergebnisse sowie Schlussfolgerungen vorgestellt.

Durch derartige Plausibilitätstests kann ein Wert als Ausreißer im mathematischen Sinne erkannt werden. Sie liefern jedoch keine Aussagen über die Ursachen und dienen daher nur dazu, solche Werte herauszufiltern. Die endgültige Bewertung ist in jedem Fall dem hydrogeologischen Sachverstand zu überlassen.

3.2 Behandlung von Werten unterhalb der Bestimmungsgrenze

Für die weitere Verwendung im Rahmen der hier vorgestellten Untersuchungen wurden zwei Fälle unterschieden:

• lautet das Analysenergebnis „< Bestimmungsgrenze (BG)“

und existiert eine einheitliche nummerische Angabe zur Bestimmungsgrenze, wird ein Ersatzwert gebildet mit der Formel: Ersatzwert = 0,5 BG,

• lautet das Analysenergebnis „< BG“ und existiert keine einheitliche nummerische Angabe zur BG, wird ein Ersatz- wert gebildet mit der Formel:

Ersatzwert = 0,5 häufigste BG.

Im Anhang 4 sind die Anzahl der pro hydrochemischem Parameter im Zeitraum 1995 – 2000 vorkommenden Einzel- werte, die Anzahl der Messwerte mit dem Analysenergebnis

„< BG“ bzw. deren entsprechender prozentualer Anteil sowie numerische Angaben zu den Bestimmungsgrenzen doku- mentiert. Die am häufigsten vorkommenden (und behelfsweise zur Bildung der Ersatzwerte verwendeten) Bestimmungs- grenzen sind fett markiert. Enthält die Tabelle im Anhang 4 keine Angaben zu den Bestimmungsgrenzen, waren keine entsprechenden Analysenergebnisse vorhanden.

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3.3 Plausibilitätsgrenzen zur Erkennung von Ausreißern

Zur Ableitung von Plausibilitätsgrenzen für die Validierung der Daten wurden die in UBA (2000) enthaltenen Extremwerte (Minimum und Maximum) verwendet. Diese dienen dazu, in einem ersten Testdurchlauf grobe Fehler im Datensatz zu erkennen (z.B. Dimensionen, sogenannte „Kommafehler“), die bei der Eingabe entstanden sein können.

Die Tests wurden nicht nach den dort verwendeten Grundwas- sereinheiten (in Brandenburg: hydrogeologische Struktur- einheiten) differenziert durchgeführt, um dem Charakter dieses Tests als einer ersten, groben Prüfung Rechnung zu tragen.

Es wurden sowohl Überschreitungen der in UBA (2000) ange- gebenen oberen als auch Unterschreitungen der unteren Plausibilitätsgrenzen festgestellt, wobei Überschreitungen deut- lich dominieren (s. Tab. 3.1 mit den Angaben zu den als obere Plausibilitätsgrenze verwendeten Maxima). Unterschreitungen wurden insgesamt nur sechsmal festgestellt (Arsen und Bor).

Die hohe Anzahl an Überschreitungen (n = 379) bei der Messgröße TOC ist mit der Herleitung des Wertes von 6.7 mg/l aus Einheiten des Festgesteins bzw. der Besonderheit des Vorkommens sauerstoffarmer Grundwässer in Brandenburg zu begründen (s. Kap. 5.3).

Bei Überschreitungen der Plausibilitätsgrenzen wurden bei den betroffenen Messstellen die Analysenergebnisse einer vertieften Überprüfung unterzogen. Werte, die im zeitlichen Vergleich hierbei auffällig waren, wurden von der weiteren Bewertung ausgeschlossen (s. Kap. 3.4).

Tab. 3.1: Ergebnisse der Anwendung der Plausibilitätsgrenzen (aus UBA 2000)

3.4 Plausibilität von Einzelwerten einer Messstelle

Die Plausibilitätsprüfung hydrochemischer Daten unterschied- licher Zeitpunkte erfolgt auf der Grundlage statistischer Untersuchungen vergleichbarer Datenbestände und ermöglicht eine gute Beurteilung der Plausibilität neuer Messwerte. So konnte im Rahmen der Bewertung von Messergebnissen aus den Monitoring-Messnetzen der neuen Länder in den neunziger Jahren festgestellt werden (UBA1995), dass die Konzen- trationen von Stoffen, die mit der Einstellung des Redoxgleich- gewichtes in Verbindung stehen (z.B. Eisen), deutlich stärker als die Gehalte redoxpotenzialunabhängiger Stoffe (z.B.

Chlorid) schwanken.

Die Kenntnis derartiger Zusammenhänge und das Vorliegen eines Mindestumfangs von Werten einer Messstelle (nach LAWA 1993 z.B. fünf Messwerte aus mindestens drei Jahren) gestattet es, im Sinne eines einfaches Näherungsverfahrens ein Akzeptanzintervall zu definieren und zur Überprüfung der Plausibilität zu verwenden.

Ein solches Intervall kann aus dem Mittelwert x und der Standardabweichung s der Stichprobe aus mindestens fünf Messwerten berechnet werden (LAWA 1993):

Akzeptanzintervall: x + 2 s

(x: arithmetischer Mittelwert der Messwerte einer Messstelle;

s: Standardabweichung)

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Abb. 3.1: Analysen je Messstelle im Zeitraum von 1995–2000 Diese Art der Plausibilitätsprüfung ist im engeren Sinne nur dann anwendbar, wenn die Messwerte keinen zeitlichen Trend- aufweisen, da diese oftmals auf anthropogene Beeinträch- tigungen deuten können. Voraussetzung für eine zuverlässige Zeitreihenanalyse ist jedoch das Vorliegen einer Messreihe von 20 bis 30 Jahren Dauer bzw. einer entsprechenden Anzahl von Messwerten (DVWK 1999). Erste Hinweise zur Abschätzung von Trends können Zeitreihenverfahren jedoch bereits bei Daten- sätze mit 10 bis 15 Messwerten geben.

Erschwerend kommt im Falle der Messstellen des Basismess- netzes hinzu, dass viele Messstellen im bewerteten Zeitraum

„ausgetauscht“ wurden und somit eine „echte“ sechsjährige Reihe von 1995 bis 2000 mit 12 Messwerten nur bei etwa 40 der insgesamt ca. 250 Messstellen vorliegt (s. Abb. 3.1).

Für die zeitliche Plausibilitätsprüfung wurde die Randbedingung des Vorliegens von Messreihen ohne zeitlichen Trend methodisch zunächst vernachlässigt und durch die Einzelfallprüfung bei auffälligen Messwerten ersetzt. Als Kriterium zur Durchführung der Tests wurde bezüglich der Anzahl von Messwerten als Minimum das Vorhandensein von fünf Messwerten genutzt. Dies trifft für 136 Messstellen zu.

Nach LAWA (1993) wurde zunächst die doppelte Standard- abweichung als Akzeptanzintervall angesetzt. Die Intervall- grenzen wurden bei 39,4 % der Messwerte (1.092 Fälle, s.

letzte Zeile Tab. 3.2) überschritten. Aufgrund dieses hohen Anteils von Überschreitungen wurde anschließend (nach UBA

2000) die dreifache Standardabweichung als Akzeptanzintervall berechnet. Diese wurde von 1,3 % der Messwerte (39 Fälle) überschritten.

Tab. 3.2: Ergebnisse der zeitlichen Plausibilitätsprüfung:

Doppelte bzw. dreifache Überschreitung der mess- stellenspezifischen Standardabweichung

Tabelle 3.2 zeigt die Ergebnisse der durchgeführten zeitlichen Plausibilitätsprüfung in Hinblick auf das Auftreten von Über- schreitungen der doppelten bzw. dreifachen Standardabwei- chung vom jeweiligen Mittelwert einer Messstelle. Messwerte mit einer dreifachen Überschreitung der Standardabweichung vom Mittelwert der Messstelle wurden markiert und als Einzelfälle im Verhältnis zu vorhergehenden bzw. nachfol- genden Werten der gleichen Messstelle geprüft. Diese Einzel- fallprüfung ist unbedingt notwendig, da pro Parameter und Messstelle jeweils Besonderheiten auftreten können, bei denen es nicht gerechtfertigt ist, pauschal alle Messwerte eines bestimmten Überschreitungsintervalls (doppelt oder dreifach) aus dem Datensatz zu entfernen.

So entsteht z.B. die elfmalige Überschreitung der dreifachen Standardabweichung des Parameters „gelöster Sauerstoff“

dadurch, dass bei den entsprechenden Messstellen die Mehrheit der Werte unter der Bestimmungsgrenze liegen und durch die halbe BG ersetzt werden. Dabei entsteht eine kleine Stan- dardabweichung, so dass ein „positiver“ Messwert außerhalb des Plausibilitätsbereichs liegt. Solche Werte wurden nicht aus dem Datensatz entfernt.

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Die Ergebnisse der wertepaarbezogenen Plausibilitätsprüfung nach DVWK (1992) zeigt Tabelle 3.3. Bei den Wertepaaren handelt es sich vorwiegend um Parameter, deren Konzen- trationen dominant von den Redoxbedingungen im Grund- wasser gesteuert werden.

Sauerstoffkonzentrationen über 5 mg/l (1. Prüfung) treten in den brandenburgischen Grundwässern nur selten auf. Am häufigsten sind noch Nitratwerte oberhalb von 2 mg/l bei gleichzeitigen Konzentrationen von Eisen oder Mangan über 0,2 mg/l vorzufinden. Bei diesen reduzierten Wässern kann eine anthropogene Beeinträchtigung nicht ausgeschlossen werden. Dies ist jedoch im Einzelfall zu überprüfen.

Tab. 3.3: Plausibilitätsprüfung von Wertepaaren

3.5 Plausibilität von Grundwasseranalysen (Ionenbilanz)

Die Berechnung der Ionenbilanz bzw. des Ionenbilanzfehlers ist die wichtigste Plausibilitätsprüfung für Grundwasserdaten.

Die Ionenbilanz wird nach folgender Formel anhand der molekularen Äquivalentgehalte aller Kationen (Ca, Mg, Na, K, Fe, Mn, NH4) und Anionen (Cl, SO4, Säurekapazität (SK) bzw.

HCO3, NO3, NO2, PO4) berechnet:

ÿS Kationen (c,eq+) - S Anionen (c,eq-)

Ionenbilanzfehler (%) = 100

0,5 [S Kationen (c,eq+) + S (Anionen (c,eq-)]

Die Ionenbilanz ist idealerweise gleich „0“, d.h. die Ladungen der positiven und negativen Ionen gleichen sich aus. Die Lösung ist neutral. Rechnerische Abweichungen von der Neutralität, d.h. positive oder negative Ladungsüberschüsse, weisen auf Analysenfehler hin.

Die Ergebnisse der Ionenbilanzrechnungen werden in Abhängigkeit von der Mineralisation der Grundwässer bewer- tet. Nach DVWK (1992) liegt eine Analyse dann im plausiblen Vertrauensbereich, wenn der Ionensummenfehler folgende Bereiche nicht übersteigt:

• 2 % bei Grundwässern mit einer Ionensumme > 2 mmol/l (eq) bzw.

• 5 % bei Grundwässern mit einer Ionensumme < 2 mmol/l (eq).

Theoretisch können eine Reihe von Gründen auftreten, die eine höhere Abweichung der berechneten Ionenbilanz verursachen, z.B. durch

• eine Berechnung mit falsch angenommenen Wertigkeiten der Ionen,

• die fehlende Berücksichtigung von Komplexen (z.B.

metallorganische Komplexe),

• das Auftreten hoher organischer Anteile im Grundwas- serleiter (Carbonsäureanionen und Succinate werden im Grundwasser in der Regel nicht bestimmt).

Im Einzelfall ist zu untersuchen, ob eine oder mehrere dieser Ursachen auftreten.

In LAWA (1993) werden für die Bewertung folgende Grenzen der Ionenbilanzen angegeben:

• 5 % bei Grundwässern mit einer Ionensumme > 5 mmol/l (eq) bzw.

• 10 % bei Grundwässern mit einer Ionensumme < 5 mmol/

l (eq).

Die strikte Einhaltung dieser Grenzen der Ionenbilanzab- weichung wird in der Praxis nicht umgesetzt. Für die Auswertung eines sehr umfangreichen Rohwasserdatensatzes eliminierten SCHLEYER & KERNDORFF (1992) Analysen erst bei einer Abweichung von > 25 %, in UBA (1995) wurden 20 % Abweichung als „harte“ Grenze verwendet.

Für den bundesweiten Datensatz, der von den Ländern in die Grundwasserdatenbank des Umweltbundesamtes eingespeist wird, sind in UBA (2000) mit der Einschränkung, dass z.T. nicht alle Nebeninhaltsstoffe analysiert wurden, folgende Grenzen benannt:

• 10 % Abweichung bei Grundwässern mit einer Ionen- summe > 2 mmol/l (eq/l),

• 15 % Abweichung bei Grundwässern mit einer Ionen- summe < 2 mmol/l (eq),

Die Grenze von 10 % Abweichung wurde für die weitere Behandlung des Datensatzes herangezogen. Analysen mit Ionensummen unter 2 mmol/l (eq) treten in den branden- burgischen Grundwässern nicht auf.

Ergebnisse der Ionenbilanzrechnungen auf der Basis derjenigen Analysen, bei denen alle Hauptinhaltsstoffe untersucht wurden, zeigt die folgende Tabelle.

Die entsprechenden Einzelmesswerte wurden in der Datenbank als unplausibel markiert und von der weiteren Bewertung ausgeschlossen.

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Tab. 3.4:

Ergebnisse der Ionenbilanzrech- nungen für den Zeitraum von 1995 bis 2000

Insgesamt standen für die Berechnungen 1655 Analysen aus dem Zeitraum von 1995 bis 2000 zur Verfügung (siehe letzte Zeile, Spalte „Anzahl Analysen“). Davon genügen 466 Analysen (= 28 %) dem (strengen) Kriterium einer Ionenbilanzabweichung von 2 %. Eine Abweichung innerhalb der Spanne von 2 bis 5 % tritt bei 978 Analysen (59 %) auf.

Das Kriterium einer tolerierten Ionenbilanzabweichung von 10 % erfüllen insgesamt 84 % aller Analysen, d. h. 16 % der Messwerte wurden von der weiteren statistischen Bewertung ausgeschlossen. Im zeitlichen Verlauf treten große Unterschiede in den prozentualen Abweichungen auf: Auffällig ist insbeson- dere die Herbstbeprobung 1996, bei der nur 63 % der Analysen einen Ionenbilanzfehler unter 10 % aufweisen (lediglich 38 % der Analysen mit < 5 % Abweichung). Auch die Frühjahrs- beprobung 2000 weist mit lediglich 77 % der Analysen mit einem Fehler < 10 % kein gutes Ergebnis auf. Abbildung 3.2

zeigt für drei ausgewählte Beprobungskampagnen die Ergebnis- se der Ionenbilanzberechnungen in Form von Histogrammen.

Die Histogramme zeigen einheitlich den Bereich einer Abweichung (Kationen- bzw. Anionenüberschuss) von + 30 %.

Die Anzahl der Fälle, die innerhalb dieses Bereichs liegen, sind in den Bildern jeweils dargestellt. Punktiert zeigen die Histogramme die Bereiche bis 10 % Abweichung, die für die weitere Bewertung der Daten akzeptiert wurden.

Auffällig ist bei allen dargestellten Beispielen, dass die Anionenüberschüsse in der Regel höher als die Kationenüber- schüsse sind. Im Frühjahr 1997 hatten besonders viele Analysen Anionenüberschüsse von mehr als 20 %. Im Frühjahr 2000 besaßen sogar 14 der 171 Analysen einen Anionenüberschuss von über 30 %.

Abb. 3.2:

Häufigkeitsverteilungen der Ionenbilanzabweichungen zu verschiedenen Zeitpunkten

(oben links: alle Analysen 1995 bis 2000, oben rechts: Frühjahr 1995, unten links: Frühjahr 1997, unten rechts: Frühjahr 2000)

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4 Bewertung der Analysenergebnisse

4.1 Statistische Maßzahlen der hydrochemischen Messgrößen

4.1.1 Basismessnetz Die statistischen Kennwerte

• Minimum, Maximum und arithmetischer Mittelwert sowie

• das 10-, 25-, 50- (Median), 75- und 90-Perzentil der hydrochemischen Milieuparameter sowie der Haupt- inhaltsstoffe für das Basismessnetz sind in Anhang 5 tabellarisch zusammengestellt. Sie basieren auf Analysen mit vollständig analysierten Hauptinhaltsstoffen (Cl, SO4, HCO3, Ca, Mg, Na, K) sowie einem Ionenbilanzfehler < 10 %, also denjenigen Werten, die für die weitergehende statistische und hydro- geochemische Bewertung berücksichtigt werden konnten.

Dementsprechend weichen die Angaben in der Spalte „Anzahl Werte“ (d.h. Anzahl Messwerte) von denjenigen in Tabelle 3.1 z.T. nach unten ab. Der prozentuale Anteil der für die Statistik berücksichtigten Werte im Verhältnis zu der Gesamtzahl der gemessenen Werte ist in der Spalte „Anteil“ aufgeführt.

Zusätzlich beinhaltet der Anhang 5 Angaben zur Häufigkeit (Spalte „Anzahl < BG“) bzw. zum prozentualen Anteil (Spalte

„Anteil < BG“) der Messwerte unterhalb der Bestimmungs- grenze beim jeweiligen Parameter.

Die Perzentile zeigen die (z.T. gerundeten) rangstatistischen Angaben pro Parameter. Das 90-Perzentil von Kalzium (164 mg/l) gibt z.B. an, dass 90 % der Messwerte unterhalb sowie 10 % oberhalb dieser Konzentration liegen. Enthalten die Spalten mit den Perzentilen die Angabe „< BG“ (siehe organische Inhaltsstoffe im Anhang 5), geht daraus hervor, dass weniger als 10 % aller analysierten Messwerte über der jeweiligen Bestimmungsgrenze lagen und die Angabe eines Perzentilwertes somit statistisch nicht signifikant ist.

Die zweite Tabelle im Anhang 5 zeigt im oberen Bereich die entsprechenden Kennwerte der anorganischen Spurenelemente (Schwermetalle). Hierfür wurden unabhängig vom Grad der Vollständigkeit der Analyse und dem Ionenbilanzfehler jeweils alle Analysen des Basismessnetzes herangezogen. Abwei- chungen zur Anzahl der Einzelmesswerte im Anhang 4 resul-

tieren aus der dortigen Einbeziehung der Messwerte aus dem Nitratmessnetz.

Die letzten vier Zeilen im unteren Bereich der zweiten Tabelle im Anhang 5 beinhalten Angaben zu organischen Parametern, die rechnerisch in die ausgewiesenen Summengrößen (Parame- tergruppen) eingehen. Bei der Berechnung dieser Kennwerte wurden Angaben zu Messwerten „< BG“ gleich Null gesetzt, um eine (analytisch nicht gegebene) statistische Aufsummie- rung von Ersatzwerten (unter Nutzung der halben Bestim- mungsgrenzen) zu vermeiden.

Die Kennwerte beziehen sich hier auf die untersuchten Einzelin- haltsstoffe. Von den 1.111 Angaben zu Messwerten eines Para- meters aus der Stoffgruppe der LHKW z.B. (3. Zeile von unten) liegen also 1.049 Messwerte unterhalb der jeweiligen Bestim- mungsgrenze der Einzelstoffe, während der maximal analysierte Einzelwert (hier: Trichlorethen) 3 µg/l beträgt.

4.1.2 Sondermessnetz Nitrat

Die statistischen Kennwerte des Nitratmessnetzes (dritte Tabelle in Anhang 5) wurden wie beim Basismessnetz für Analysen mit einem Ionenbilanzfehler von unter 10 % und vollständig analysierten Hauptinhaltsstoffen (Cl, SO4, HCO3, Ca, Mg, Na, K) berechnet.

Die Messstellen des Nitratmessnetzes werden auf die Milieu- parameter und die Hauptinhaltsstoffe untersucht (s. Kap. 2.8), so dass Angaben zu statistischen Kennwerten von Spuren- elementen sowie organischen Einzelkomponenten im Gegen- satz zu den Werten der Messstellen des Basismessnetzes nicht möglich sind (Ausnahmen: AOX, Fluorid, Bor).

Die Werte der Tabelle des Nitratmessnetzes unterscheiden sich von denjenigen des Basismessnetzes bei vielen hydroche- mischen Parametern durch höhere statistische Kennwerte. So liegt z.B. der Mittelwert von Kalium, das durch Düngemittel ins Grundwasser eingetragen werden kann, für das Nitrat- messnetz bei 13 mg/l, für das Basismessnetz dagegen bei 6 mg/l. Das Verhältnis der Nitratmittelwerte beider Messnetze beträgt sogar 108 mg/l zu 5 mg/l.

4.2 Häufigkeitsverteilungen und Spannweiten ausgewählter Messgrößen

Die Abbildungen 4.1a bis 4.1c sowie 4.2a und 4.2b zeigen für ausgewählte Messgrößen die Konzentrationsverteilungen aller Messwerte des Basismessnetzes in grafischer Form als Histogramme bzw. als Boxplots, in denen die Klassen von jeweils zwei Stammdatenparametern (Tiefe, Stratigrafie bzw. hydro- geologische Struktureinheit) als erklärende Variablen dargestellt sind (zur Erläuterung der grafischen Elemente innerhalb der Boxplots s. LFU 2001, Bild auf S. 5). Auf folgende hydroche- mische Besonderheiten sei hingewiesen:

Ionensumme

Die Ionensumme erreicht ihr Verteilungsmaximum im Bereich von 6 bis 8 mmol/l (eq) und nimmt dann gleichmäßig ab.

Ionenkonzentrationen größer 30 mmol/l (eq) treten nur vereinzelt und kleiner 2 mmo/l (eq) gar nicht auf.

Redoxpotenzial (s. Fußnote Anhang 5)

Das Redoxpotenzial liegt überwiegend im positiven Bereich mit einem Verteilungsmaximum bei 25 bis 100 mV. Gebiete mit indirekter Neubildung weisen die höchsten Redoxpotenziale auf, was auf einen schnellen Stoffeintrag mit geringem biolo- gischen Umsatz in Störungszonen hinweist.

Gelöster Sauerstoff

Bei 55 % der Analysen liegt der Sauerstoffgehalt unterhalb der Bestimmungsgrenze, was in einem Konzentrations-

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20 LANDESUMWELTAMT BRANDENBURG

maximum zwischen Null und der Bestimmungsgrenze von 0,1 mg/l sichtbar wird. Die gemessenen Gehalte liegen meist unter 1 mg/l (Median = 0,5 mg/l).

Elektrische Leitfähigkeit

Der überwiegenden Teil der untersuchten Grundwasserproben weist Leitfähigkeiten zwischen 300 und 700 µS/cm auf. Die maximalen Leitfähigkeiten von 4.000 bis 5.000 µS/cm treten an den von geogener Versalzung betroffenen Messstellen Paulinenaue und Retzow auf. Im Boxplot-Diagramm wird deutlich, dass die Leitfähigkeit in den weichselzeitlichen Grund- wasserleitern sowohl in Neubildungs- als auch in Durchfluss- gebieten am höchsten ist. Altpleistozäne und tertiäre Grund- wasserleiter in Durchflussgebieten weisen hingegen meist nur geringe Leitfähigkeiten auf.

TOC (Total Organic Carbon)

Dieser Parameter ist ein Indikator für den Gesamt-Kohlenstoff- Gehalt im Grundwasser. Die Konzentrationen liegen meist im Bereich von 1 bis 3 mg/l. Durch die stark rechtsschiefe Ver- teilung beträgt jedoch der Mittelwert 5 mg/l. In bedeckten Grundwasserleitern liegen die Werte zumeist unter 3 mg/l (Abb.

4.2), während oberflächennah die Medianwerte häufig zwischen 5 und 10 mg/l betragen. Dies kann ein Hinweis auf anthropogen bedingten Eintrag sein.

pH-Wert

Das Verteilungsmaximium der pH-Werte liegt zwischen 7,25 und 7,75. Die Verteilungskurve fällt zu den hohen pH-Werten bis 9 steil ab, während sie zu den geringen pH-Werten bis 4 deutlich flacher ausläuft. Niedrige pH-Werte treten in den geringeren Teufen und in elster- bis saalekaltzeitlichen

Abb. 4.1a:

Häufigkeitsverteilungen ausge- wählter Parameter des Basis- messnetzes

(Zur Erläuterung: Bei den statistischen Angaben in den jeweiligen Legenden bedeuten: „Std.abw.“: Standardabwei- chung des Mittelwertes; „Mittel“: arith- metischer Mittelwert; „N“: Anzahl der Analysen; Die vertikal gestrichelten Li- nien markieren den jeweiligen Grenz- wert der TrinkwV, z.B. bei pH-Wert 6,5)

(23)

Grundwasserleitern verstärkt auf, was auf Versauerungs- tendenzen durch atmosphärischen Stoffeintrag deutet, der in kalkärmeren älteren Grundwasserleitern schlechter als in kalkreicheren jüngeren gepuffert werden kann (Abb. 4.2a).

AOX

Bei 56 % der Analysen liegt die AOX-Konzentration unter der Bestimmungsgrenze von 5 bzw. 10 µg/l. Durch die Nutzung der halben BG als statistischen Ersatz für das Messergebnis

„< BG“ zeigt sich in der Häufigkeitsverteilung ein künstlich erzeugtes Maximum in der Klasse von 4 bis 6 µg/l. Dieses entspricht nicht den realen Messwerten, sondern ist damit zu begründen, dass die am häufigsten verwendete BG von 10 µg/l durch den halben Wert (5 µg/l) ersetzt wird.

Hydrogencarbonat

Die Hydrogenkarbonatkonzentrationen zeigen annähernd eine Normalverteilung mit einem Maximum um 200 mg/l und einem Nebenmaximum um 550 mg/l. Die hohen Konzentrationen treten zumeist an Messstellen hoher Gesamtmineralisation auf.

Eine Besonderheit ist die Messstelle in Pritzwalk (Unterpegel), wo ein altquartärer Grundwasserleiter in einer elsterzeitlichen Rinne und einer Teufe von 198 m in einem fast vollständig reduzierten Natriumhydrogencarbonatwasser ausgebaut ist und sehr hohe Konzentrationen von Hydrogencarbonat aufweist.

Chlorid

Chlorid (Abb. 4.1b) zeigt eine deutlich linksschiefe Verteilung mit einem Median bei 21 mg/l und einem arithmetischen Mittel bei 54 mg/l. Erhöhte Chloridkonzentrationen können sowohl durch anthropogene Einträge als auch infolge geogener Beein-

Abb. 4.1b:

Häufigkeitsverteilungen von Hauptinhaltsstoffen des Basis- messnetzes

(Zur Erläuterung: Bei den statistischen Angaben in den jeweiligen Legenden bedeuten: „Std.abw.“: Standardabwei- chung des Mittelwertes; „Mittel“: arith- metischer Mittelwert; „N“: Anzahl der Analysen; Die vertikal gestrichelten Li- nien markieren den jeweiligen Grenzwert der TrinkwV, z. B. bei Kalium 12 mg/l.)

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22 LANDESUMWELTAMT BRANDENBURG

Abb 4.1c:

Häufigkeitsverteilungen von Nebeninhaltsstoffen des Basis- messnetzes

(Zur Erläuterung: Bei den statistischen Angaben in den jeweiligen Legenden bedeuten: „Std.abw.“: Standardabwei- chung des Mittelwertes; „Mittel“: arith- mtischer Mittelwert; „N“: Anzahl der Analysen)

flussung auftreten. Die Boxplots (Abb. 4.2a) zeigen dement- sprechend hohe Konzentrationen sowohl im oberflächennahen Bereich (mit Medianen von teilweise über 50 mg/l z.B in den jungpleistozänen Bildungen des „L 1“ oder den altsaalezeit- lichen Bildungen des „L 3“) als auch in tieferen Bereichen (> 100 m im „L 4“ / „L 5“). In letztgenannten bleiben jedoch aufgrund des weitgehenden Fehlens von Messstellen, die in eindeutig versalzenen Grundwasserleitern ausgebaut sind, die Gehalte unterhalb jenen des oberflächennahen Bereichs.

Sulfat

Die mittleren Sulfatgehalte im brandenburgischen Grundwasser liegen bei 108 mg/l, der Medianwert beträgt 85 mg/l. Sulfat zeigt eine deutlich ausgeprägte Tiefenzonierung in allen hydrogeologischen Struktureinheiten außer den Entlastungs- gebieten (Abb. 4.2b). Oberflächennah liegen die Konzen- trationen oftmals im Bereich von 200 mg/l oder höher.

Nitrat

Die Nitratwerte des Basismessnetzes haben zumeist Gehalte nahe der Bestimmungsgrenze (Median: 0,1 mg/l, Mittelwert 5,3 mg/l). Messstellen mit höheren Werten befinden sich im Nitratmessnetz.

ortho-Phosphat

Gleiches trifft auch auf die ortho-Phosphatwerte zu, deren Median bei 0,1 mg/l liegt. In neubildungsgeprägten ober- flächennahen Grundwässern (Abb. 4.2b) treten auch erhöhte Konzentrationen bis 0,5 mg/l auf, während in bedeckten Grundwässern mit zunehmender Tiefe ein leichter Anstieg geogener Phosphatgehalte zu beobachten ist.

Kalzium

Kalzium ist das wichtigste Kation im Grundwasser und zeigt von allen Stoffen am ehesten eine annähernde Normalver- teilung der Konzentrationen mit einem Medianwert von 84 mg/l.

Magnesium

Die Verteilung des mit Kalzium im Grundwasser härtebildend wirksamen Magnesiums ähnelt jener von Kalzium. Mittelwert und Median liegen mit 10 bzw. 8,3 mg/l dicht zusammen.

Natrium

Natrium ist insbesondere in versalzenen Grundwässern stark konzentrationserhöht. Da diese im Basismessnetz jedoch kaum vertreten sind, liegen die Mittelwerte mit 31 mg/l (Median 13 mg/l) im unauffälligen Bereich.

Kalium

Kalium ist ein Inhaltsstoff, der sowohl anthropogen (z.B. durch Düngung) als auch geogen (z.B. Versalzung) in erhöhten Konzentrationen im brandenburgischen Grundwasser vorkommen kann. Insbesondere erstgenannte Wässer sind an den erhöhten Werten in oberflächennahen unbedeckten Grundwasserleitern zu erkennen (Abb. 4.2b).

Ammonium

In den reduzierten Grundwässern Brandenburgs kommt Ammonium oftmals mit erhöhten Gehalten vor. Bereits der Mittelwert liegt mit 0,78 mg/l über dem Grenzwert der TrinkwV.

In Entlastungsgebieten sind im Tiefenbereich bis 20 m sogar die Medianwerte größer als 0,5 mg/l. In tertiären Grundwas- serleitern (L 5) kann Ammonium geogen bedingt durch den Kontakt mit braunkohleführenden Schichten höhere Gehalte aufweisen (Abb. 4.2b sowie LUA 1996b).

Bor

Aufgrund des Auftretens in Siedlungsabwässern mit Werten über 0,08 mg/l ist Bor ein wichtiger Leitparameter zur Erkennung anthropogener Einflüsse im Grundwasser (s. Kap.

4,4 und und SCHLEYER & KERNDORFF 1992). Durch das Histogramm wird jedoch ersichtlich, dass der überwiegende Teil der ermittelten Konzentrationen kleiner als dieser Wert ist.

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Abb. 4.2a:

Boxplotdarstellungen der Kon- zentrationen ausgewählter Messgrößen innerhalb der hy- drogeologischen Strukturein- heiten bzw. hydrostratigra- fischen Einheiten sowie der Tiefenlagen der ausgebauten Messstellen

(Kreise und Sterne markieren Ausreißer bzw. Extremwerte in den Verteilungen)

Aluminium

Dieses Halbmetall kann insbesondere in versauerten Grundwässern in erhöhten Konzentrationen (über 100 µg/l, ZIEGLERETAL. 1992; Grenzwert der TrinkwV: 200 µg/l) auftreten.

Die überwiegende Anzahl der brandenburgischen Grundwässer ist davon nicht betroffen, was durch den Median- bzw.

Mittelwert von 10 µg/l bzw. 28 µg/l zum Ausdruck kommt.

Arsen

Geogen tritt Arsen im Grundwasser Brandenburgs nicht auf.

Die Häufigkeitsverteilung zeigt hauptsächlich Gehalte unterhalb der am häufigsten verwendeten Bestimmungsgrenze von 0,5 µg/l. Der arithmetische Mittelwert liegt bei 1,5 µg/l. Er ist durch Extremwerte über 10 µg/l erhöht, die auf anthropogene Einflüsse hinweisen.

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24 LANDESUMWELTAMT BRANDENBURG

Abb. 4.2b:

Boxplotdarstellungen der Konzentrationen ausgewählter Messgrößen innerhalb der hydrogeologischen Struktur- einheiten bzw. hydrostratigra- fischen Einheiten sowie der Tiefenlagen der ausgebauten Messstellen

(Zur Erläuterung: Kreise und Sterne markieren Ausreißer bzw. Extremwerte in den Verteilungen; gestrichelte Linien markieren den jeweiligen Grenzwert der TrinkwV)

4.3 Hydrochemische Charakterisierung ausgewählter brandenburgischer Grundwässer

Anhand einiger in den letzten Jahren neu gebauter Messstellen werden im Folgenden typische brandenburgische Grundwässer innerhalb verschiedener hydrogeologischer Struktureinheiten und Teufenklassen anhand der Darstellung der äquivalenten Konzentrationen der Hauptinhaltsstoffe hydrochemisch charak- terisiert:

In Ullersdorf (NW Lieberose, Reicherskreuzer Sander) ist die Messstelle in einem mächtigen Grundwasserleiter mit etwa 4 m Flurabstand doppelt ausgebaut (Abb. 4.3). Der Oberpegel befindet sich in einer Tiefe von 6 bis 7 m unter Gelände. Das Grundwasser zeigt bei pH-Werten unterhalb von 6 deutlich neubildungsgeprägte hydrochemische Eigenschaften mit dem fast ausschließlichen Auftreten von Sulfat im Anionenkomplex und einer geogenen Mineralisation von etwa 6 mmol/l (eq).

Der Unterpegel ist in einer Tiefe von fast 50 m an der Sohle des kalkfreien Grundwasserleiters ausgebaut. Er zeigt, obwohl im Hangenden fast ausschließlich Sande liegen und die Messstelle der „indirekten Neubildung“ zugeordnet wird, bereits deutliche Anzeichen eines älteren bedeckten Grund- wassers in einem Durchflussgebiet mit der Dominanz von Hydrogencarbonat gegenüber dem fast vollständig reduzierten Sulfat. Die Mineralisation hat sich gegenüber dem Wasser des

Oberpegels mit nunmehr 7 mmol/l (eq) aufgrund des in dem sandigen Substrat nicht vorhandenen Angebots an löslichen Komponenten nur geringfügig geändert. Beide Messstellen führen Wasser mit beginnenden Versauerungsanzeichen (s.

Kap. 4.4).

Die Messstelle in Fürstenberg liegt im nordbrandenburgischen Hügelland innerhalb eines großräumigen Grundwasser- Neubildungsgebietes. Der Filter der Messstelle befindet sich in einem mächtigen Grundwasserleiter. Der Flurabstand beträgt knapp 8 m. Der Grundwasserleiter ist durch eine geringmäch- tige schluffige Zwischenschicht unterteilt (Abb. 4.4). Die unter dieser Zwischenschicht in 24 m Tiefe ausgebaute Messstelle repräsentiert ein „Indirektes Neubildungsgebiet“. Das hier versickernde Niederschlagswasser strömt nicht auf direktem Weg dem Grundwasserleiter zu.

Das Wasser zeigt hinsichtlich der Anteile seiner Lösungs- komponenten mit dem quantitativ etwa gleichen Auftreten von Hydrogencarbonat und Sulfat Anzeichen einer solchen indi- rekten (oder älteren) Neubildung. Die Mineralisation von etwa 9 mmol/l (eq) bestätigt dieses Erscheinungsbild ebenfalls. Sie liegt jedoch aufgrund des jungpleistozänen Substrates des Grundwasserleiters etwas höher als in Ullersdorf, wo das

(27)

Abb. 4.3:

Doppelt ausgebaute Messstelle Ullersdorf (links) mit hydro- chemischer Charakteristik (rechts)

(Zur Erläuterung: Kürzel der Schichtbeschreibung entsprechen Kürzeln der DIN 4049, z. B. „G:Mg“:

Geschiebemergel, „fS1“: sehr schwach feinsandig, „mS4“: stark mittelsandig,

„gS3“: Grobsand, „u2“: schwach schluffig, „k1“: sehr schwach kalk- haltig)

Abb. 4.4:

Messstelle Fürstenberg (Indi- rekte Neubildung) mit Ausbau und hydrochemischer Charak- teristik

(Kürzel der Schichtbeschreibung entsprechen den in der DIN vorge- gebenen Kürzeln, s. Abb. 4.3)

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26 LANDESUMWELTAMT BRANDENBURG

altpleistozäne Substrat bereits stärker ausgewaschen bzw.

verwittert ist.

Die Messstelle Hessenhagen (Abb. 4.5) in der Uckermark ist in einem tiefliegenden, bedeckten und gespannten Grundwasserleiter in etwa 56 m Tiefe unter einem ca. 43 m mächtigen Geschiebemergel ausgebaut. Der Grundwasserleiter befindet sich in einem typischen „Durchflussgebiet“, in dem die laterale Komponente der Grundwasserströmung gegenüber der vertikalen Komponente deutlich überwiegt.

Das Grundwasser ist aufgrund der größeren Tiefenlage mit etwa 13 mmol/l (eq) höher mineralisiert und wird im Anionenkomplex klar vom Hydrogencarbonat beherrscht.

Abb. 4.5:

Messstelle Hessenhagen (Durchfluss) mit Filterausbau und hydrochemischer Charak- teristik

(Kürzel der Schichtbeschreibung entsprechen den in der DIN vorge- gebenen Kürzeln, s. Abb. 4.3)

In Schlepzig, in dem als Entlastungsgebiet wirkenden Unter- spreewald (Abb. 4.6, links), ist die Messstelle in 6 bis 8 m Tiefe ausgebaut. Aufgrund der Mineralisation von ca. 14 mmol/l (eq) deutet sich eine Beeinflussung des Wassers an, die durch den hydraulischen Kontakt mit älteren tieferliegenden Grundwässern bedingt sein kann. Die Messstelle in Paulinenaue (Unterpegel; s. Abb. 4.6, rechts) repräsentiert eine der wenigen im Basismessnetz vorhandenen Messstellen mit eindeutigen Versalzungserscheinungen. Zu erkennen ist dies anhand der Mineralisation von 81 mmol/l (eq) und der klaren Dominanz von Chlorid und Natrium. Die absoluten Chloridkonzen- trationen liegen bei ca. 1.200 mg/l. Der am Standort befindliche Oberpegel ist in ca. 8 m Tiefe oberhalb des Geschiebemergels ausgebaut. Der Oberpegel weist ebenfalls (abgeschwächte) Versalzungserscheinungen auf, die durch die Lage in der Randsenke eines mesozoischen Salzdiapirs verursacht sind.

26 LANDESUMWELTAMT BRANDENBURG

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Abb. 4.6:

Messstelle Schlepzig (Entlas- tung, links) und Paulinenaue (Versalzung, rechts)

(Kürzel der Schichtbeschreibung entsprechen den in der DIN vor- gegebenen Kürzeln, s. Abb. 4.3)

4.4 Überschreitung von Grenzwerten nach Trinkwasserverordnung

4.4.1 Basismessnetz

Tabelle 4.1 dokumentiert Angaben zu Überschreitungen der Grenzwerte der TrinkwV (1990) bei den Analysen des Basismessnetzes. Diesen Angaben liegen wie bei der Berechnung der statistischen Kennwerte Analysen mit einem Ionenbilanzfehler unter 10 % zu Grunde.

Die Spalte „Anzahl > GW TrinkwV“ enthält Angaben zur Häufigkeit der Messwerte, die über bzw. beim pH-Wert unter dem jeweiligen Grenzwert der TrinkwV (Spalte „Grenzwert“) liegen. Die Spalte „Anteil > GW TrinkwV“ enthält prozentuale Angaben der Überschreitungen im Verhältnis zur Gesamtzahl der bewerteten Analysen. Im Folgenden wird exemplarisch bei einigen Parametern auf Überschreitungen hingewiesen.

Referenzen

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