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Salamandra 18 1/2 106-109 Frankfurt am Main, 15. 6. 1982

Kurze Mitteilungen

Zur Verbreitung der Würfelnatter (Natrix tmellata) in Deutschland:

Ein Vorkommen an der Oberweser?

(Reptilia: Serpentes: Colubridae)

Mit 2 Abbildungen

Anfang Juni 1980 fing einer von uns (C. T.) am linken Ufer der Oberweser, etwa 10 km nördlich von Hannoversch Münden, zwei Nattern, die sich auf dem kiesigen Spülsaum des Flusses aufgehalten hatten (Paarung?) und bei Annähe- rung unter angespültes Holz flüchteten. Es handelte sich eindeutig um N atrix tessellata. Bevor wir sie wieder am Fundort aussetzten, wurden die Würfel- nattern fotografiert (Abb. 1) sowie Maße und Schuppenwerte genommen (Tab. 1 ).

Abb. 1. Natrix tessellata von der Oberweser. - Aufn. U. ]OGER.

Natrix tessellata from the upper Weser river.

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Tab. 1. Maße und Schuppenwerte zweier Würfelnattern von der Oberweser. (Das Männchen hatte vermutlich einen beschädigten Schwanz.)

Sizes and scalation data of two Diced snakes from the upper Weser river. (The male probably had a broken tail.)

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Das Männchen war dunkeloliv gefärbt, das Weibchen hellgrau. Beide wiesen die für die Art charakteristische Fleckung auf. Die Schuppen der Schwanzober- seite waren stark gekielt.

Der Biotop an der Oberweser entspricht nur zum Teil den von GRuSCHWITZ (1978) ermittelten Kriterien eines idealen Würfelnatter-Habitats: Die Sonnen- einstrahlung ist zweifellos geringer als im Mosel- oder Lahntal; die Fließ- geschwindigkeit ist relativ hoch. Es gibt eine stellenweise dichte Ufervegetation sowie steinige Spülsäume und Flachzonen. Nahrung in Form von Weißfischen, die sich in dem stark versalzten Wasser der Weser noch fortpflanzen, ist nach Auskunft von Anglern vorhanden.

Obwohl die beiden Nattern auf dem linken Flußufer gefangen wurden, sei erwähnt, daß sich am gegenüberliegenden Ufer eine weitgehend rekultivierte Kiesgrube mit wesentlich günstiger erscheinenden Lebensbedingungen für Wasser- nattern befindet.

A priori wäre eine Deutung dieses Fundes als ausgesetzte oder aus der Gefangenschaft entwichene Exemplare am wahrscheinlichsten, wie es sich auch bei der von KRAPP & BÖHME (1978) aus der Voreifel genannten Würfelnatter nachträglich herausstellte. Doch gibt die Tatsache zu denken, daß ein Pärchen zusammen angetroffen wurde. Aus diesem Grund soll die Möglichkeit einer bislang übersehenen autochthonen Population nicht ausgeschlossen werden, zumal die Würfelnatter ein verstecktes und unauffälliges Leben führt und von Laien leicht mit der Ringelnatter verwechselt werden kann.

Das heutige, gesicherte Verbreitungsgebiet der Würfelnatter in Deutschland ist lediglich ein isolierter Abschnitt des Mittelrheins mit den Unterläufen seiner Nebenflüsse Mosel, Nahe, Ahr und Lahn (GRUSCHWITZ 1978, RAEHMEL 1977).

Während WoLTERSTORFF (1926) noch eine Einschleppung der Art aus Italien zur Römerzeit für möglich hält, lehnt MERTENS (1947) dies ganz entschieden ab 107

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und nimmt aus tiergeographischen Gründen eine Einwanderung aus Osten während der nacheiszeit!ichen Warmphase an, mit anschließender Einengung auf in wenigen Gunsträumen überdauernde Reliktpopulationen.

Abb. 2. Der Fundort (0) und seine Lagebeziehung zu den bekannten Vorkommen der Würfelnatter (e) an den Flußsystemen der Elbe und des Rheins. Mittelgebirge über 300 m gerastert.

The locality (8) with respect to the known habitats of the Diced snake (e) on the river systems of Elbe and Rhine. Shaded areas represent highlands above 300 m.

Als Einwanderungsweg käme neben der Donau auch die Elbe in Frage, wofür das frühere isolierte Vorkommen bei Meißen spricht, das erst vor einigen Jahrzehnten erloschen ist (ÜBST 1976). Vom Stromsystem der Elbe (Saale, Unstrut) hätte die Art nur eine 250 bis 300 m hohe Wasserscheide bei Erfurt in Thüringen zu überqueren gehabt, um in einen Zufluß der Werra zu gelangen, die bei Hannoversch Münden mit der Fulda die Weser bildet. Um von der Fulda aus die Lahn zu erreichen, wäre der ebenfalls nur knapp 300 m hohe „Neu- städter Rücken" bei Stadt Allendorf (Kreis Marburg) zwischen der Wiera und der Ohm zu überwinden gewesen (Abb. 2). Unser Fundort liegt also auf einer möglichen ehemaligen Einwanderungsroute.

Zwei weitere Nachforschungen am Fundort - in den leider stark verregne- ten Sommern 1980 und 1981 - verliefen erfolglos. Häufigere Besuche waren wegen der Entfernung und anderweitigen Belastungen für uns nicht möglich.

Aus diesem Grund möchten wir hiermit - unter dem ausdrücklichen Vorbehalt, daß es sich bei der Würfelnatter um eine in Deutschland vom Aussterben be- drohte Art handelt (BLAB & al. 1977), deren Populationen eine Entnahme von

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Tieren nicht zumutbar ist - ortsansässige Naturfreunde zu intensiveren Beob- achtungen anregen, um damit die Frage eines Würfelnatter-Vorkommens an der Oberweser klären zu helfen. Im positiven Fall müßte der Leben,sraum der Population unter sofortigen und absoluten Schutz gestellt werden.

A couple of Diced snakes (Natrix tessellata) is reported from the upper Weser Valley (West Germany).

The probability of an autochthonous, previously overlooked population is discussed, the lo.:ality being situated on a presumed immigration route from the now extinct population on the Elbe river to the presently isolated populations on the middle Rhine and some of its tributaries.

Schriften

BLAB, J., NowAK, E., TRAUTMANN, W. & SuKOPP, H. (Hrsg.) (1977): Rote Liste der gefährdeten Tiere und Pflanzen in der Bundesrepublik Deutschland. - 67 S.

Bonn-Bad Godesberg (Bundesforschungsanstalt für Naturschutz u. Land- schaftsökologie).

GRUSCHWITZ, M. (1978): Untersuchungen zu Vorkommen und Lebensweise der Würfel- natter (Natrix t. tessellata) im Bereich der Flüsse Mosel und Lahn (Rheinland- Pfalz). - Salamandra, 14 (2): 80-89. Frankfurt am Main.

KRAPP, F. & BÖHME, W. (1978): Natrix tessellata in der Voreifel (Reptilia: Serpentes:

Colubridae: Natricinae). - Salamandra, 14 (3): 157-159. Frankfurt am Main.

MERTENS, R. (1947): Die Lurche und Kriechtiere des Rhein-Main-Gebietes. - 144 S., 32 Taf. Frankfurt am Main (W. Kramer).

ÜBST, F.

J.

(1976): Die Würfelnatter bei Meißen - ein erloschenes Vorkommen (Reptilia, Ophidia, Colubridae). - Zoo!. Abh. staatl. Mus. Tierkde., 34 (4): 47-52.

Dresden.

RAEHMEL, CH.-A. (1977): Zum Vorkommen von Natrix tessellata an der Ahr (Rhein- land-Pfalz) (Reptilia, Serpentes, Colubridae). - Salamandra, 13 (1): 54.

Frankfurt am Main.

WoLTERSTORFF, W. (1926): Zum Vorkommen der Würfelnatter (Tropidonotus tesselatus LAuR.) in Westdeutschland. - BI. Aquar.-Terrar.-Kde., 37: 71-74. Stuttgart.

Dipl.-Biol. ULRICH JoGER, Fachbereich Biologie (Zoologie) der Philipps-Univer- sität, Karl-von-Frisch-Straße, 3550 Marburg. - CORNELIUS TARNOW, Franken- hainer Weg 79, 3578 Schwalmstadt 1.

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