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Archiv "Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte: Der versteckte Hunger" (10.09.2010)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 107

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Heft 36

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10. September 2010 A 1693 GESELLSCHAFT DEUTSCHER NATURFORSCHER UND ÄRZTE

Der versteckte Hunger

Die Verantwortung der Wissenschaftler beim Kampf gegen Seuchen und Unterernährung steht im Mittelpunkt der Tagung 2010 in Dresden.

W

er an den Hunger in der Welt denkt, hat die Bilder abgemagerter, ausgemergelter Men- schen vor Augen. Diese sichtbare Form des Hungers betrifft weltweit 800 Millionen Menschen. Aber das Problem der Unterernährung ist viel größer. Prof. Dr. med. Hans Konrad Biesalski, Direktor des Instituts für Biologische Chemie und Ernäh- rungswissenschaft der Universität Hohenheim, und der Agrarökonom Prof. Dr. Matin Qaim von der Georg-August-Universität Göttin- gen weisen auf oft übersehene For- men der Unterernährung hin. Von verstecktem Hunger („Hidden Hun- ger“), dem Mangel an einem oder mehreren lebenswichtigen Mikro- nährstoffen, seien mehr als drei Milliarden Menschen betroffen, be- richtet Biesalski. So viele Men- schen litten an Eisenmangel, gut ei- ne Milliarde sei nicht ausreichend mit Jod und Zink versorgt. Und et- wa 500 Millionen Menschen, vor allem Kinder, bekämen nicht aus- reichend Vitamin A. Die schwer- wiegenden Folgen: erhöhte Kinder- sterblichkeit, gesteigerte Infektan- fälligkeit, Missbildungen oder Er- blindung.

Gesucht: Wege aus der Krise Wie kann in der Zukunft der Hun- ger der wachsenden Menschheit gestillt werden? Dies ist eine der zentralen Fragen, der die Gesell- schaft Deutscher Naturforscher und Ärzte e.V. (GDNÄ) auf ihrer Tagung „Herausforderung Mensch:

Energie, Ernährung und Gesund- heit“ vom 17. bis 21. September in Dresden nachgehen will. Die Ver- einten Nationen haben im Jahr 2000 die Bekämpfung von extremer Ar- mut und des Hungers in der Welt in ihre Millenniumsziele aufgenom- men. Allerdings reichen die bisheri- gen Erfolge nicht aus. Die GDNÄ

diskutiert Lösungsansätze. Qaim wirbt für die Züchtung von Getrei- de und anderen Nahrungspflanzen mit höheren Mikronährstoffgehal- ten, zum Teil auch unter Nutzung der Gentechnik.

Geben gentechnisch veränderte Pflanzen Landwirten die Chance, höhere Erträge auf einer bestenfalls gleichbleibenden Ackerfläche zu er- zielen? Dazu nehmen Wissenschaft- ler aus Hochschulen, Forschungsin- stituten und Unternehmen Stellung.

Nach Ansicht von Prof. Dr. Klaus Hahlbrock, Max-Planck-Institut für Züchtungsforschung in Köln, ist ei- ne weitere Steigerung der Nahrungs- mittelproduktion notwendig. In den Entwicklungsländern richte sich die Hoffnung vor allem auf bessere An- bautechniken und neue Wege der Pflanzenzüchtung. Die Industrielän- der könnten zur Lösung der Proble- me beitragen durch ökologisch rücksichtsvolleren Anbau, fairen Welthandel und den Verzicht auf

futterintensive Massentierhaltung.

Nicht nur Hunger, sondern auch Seuchen stellen eine globale Bedro- hung für die Menschheit dar. Haben Epidemien im 14. Jahrhundert n.

Chr. fünf Jahre gebraucht, um vom Mittelmeer bis zum Nordkap zu dringen, hatte sich die Neue Grippe A/H1N1 im Jahr 2009 in nur fünf Tagen um die ganze Welt verbreitet.

Prof. Dr. rer. nat. Jörg Hacker, Prä- sident der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, Halle an der Saale, wird darüber berich- ten, dass nahezu jedes Jahr neue In- fektionserreger auftauchen, die sich zu globalen Epidemien des 21. Jahr- hunderts ausbreiten könnten. Bei der Kontrolle von Infektionen spie- len, wie Prof. Dr. Dr. Thomas Len- gauer vom Max-Planck-Institut für Informatik in Saarbrücken erläutert, Computermodelle aus der Bioinfor- matik eine zunehmende Rolle.

Neue Tumortherapien

Wurden vor 30 Jahren die ersten monoklonalen Antikörper entdeckt, die heute als Arzneimittel insbeson- dere bei Krebs zur Verfügung ste- hen, so arbeitet die Medizinchemie heute an funktionellen Nukleinsäu- ren, die andere Moleküle spezifisch zu erkennen und zu binden in der Lage sind. Prof. Dr. Michael Famu- lok, LIMES-Institut, Bonn, stellt Möglichkeiten neuartiger Tumor- therapien dar. Im Blickpunkt stehen zudem die Perspektiven der Me - dizintechnik, die eine gezielte und hochselektive Therapie von Kar - zinomen mit Schwerionen, den Einsatz hochspezialisierter Robotik und Telemedizin sowie die compu- tergestützte Leberchirurgie erlau- ben. Prof. Dr. med. Claus Claussen, Universitätsklinikum Tübingen, be- fasst sich mit dem Paradigmen- wechsel in der Radiologie, bei dem nicht mehr die Bilder von Organen des Patienten, sondern sein gesam- tes individuelles Krankheitsbild im Mittelpunkt steht. ■

Prof. Dr. med. Hans-Peter Zenner Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte e.V., E-Mail: hans-peter.zenner@

med.uni-tuebingen.de

@

Das Programm der 126. GDNÄ-Ver- sammlung vom 17. bis 21. September in Dresden unter: www.gdnae.de Dresden ist der

Tagungsort für die Gesellschaft Deut- scher Naturforscher und Ärzte.

Foto: Christoph Münch

T H E M E N D E R Z E I T

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